WildLaL und Kloster Maulbronn in Aussicht. Am nächsten Montag den 13. Juli findet in den König Wilhelm-Anlagen und in den anstoßenden neuen An­lagen das Kinderfest statt, wozu insbesondere auch die Kinder unserer Kurgäste eingeladen sind.

Bad Liebenzell, 9. Juli. Kommerzienrat Bonz aus Stuttgart, der z. ZI. hier im unteren Bad zur Kur weilt, feierte gestern seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlatz brachte ihm die Kurkapelle ein Ständ­chen und in Anwesenheit des bekannten Schriftstellers Dr. Ludwig Ganghofer, dessen Werke die Firma Bong är Co. verlegt, des Stadtvorstandes u. a. wurde im unteren Bad ein vergnügter Unterhaltungsabend veranstaltet.

Bad Liebenzell, 9. Juli. Frl. Anna-Luise Pfund, eine junge Stuttgarter Sängerin, die am 1. Juli 1913 die Bühne mit dem Orgelpodium ver­tauschte, veranstaltet am 12. Juli ihr 25. Kirchenkon­zert hier in Bad Liebenzell. Sie erwarb sich feit der kurzen Zeit ihres öffentlichen Auftretens allerseits einen guten Ruf' u. a. in folgenden Städten: Gera- Reutz, Alpirsbach, Liebenzell, Freudenstadt, Hirsau, Sulz a. N., Wildbad, Korntal, Reutlingen, Neuen­bürg, Aalen, Rottweil, Ulm a. D.. Ludwigsburg, Bietigheim, Göppingen, Weingarten, Waiblingen, Chemnitz i. Sa.. Leipzig, Tübingen, Herrenberg, Schorndorf, Crailsheim.

Fo Bad Liebenzell, 8. Juli.Flachsmann als Er­zieher" von Otto Ernst wurde gestern im städtischen Kurtheater gegeben. Die Hauptrollen lagen in be­währten Händen; Willy Meinberg spielte den Flachsmann vorzüglich. Die Rolle des energischen Schulrats Dr. Prell wurde von Direktor Blumau mit bekannter Meisterschaft gespielt. Die übrigen Damen und Herrn boten gleichfalls ihr Bestes. Die Besucher kargten daher auch nicht mit Beifall.

(:) Bad Teinach, 8. Juli. Ein auserlesener Kunstgenuß wurde uns am vergangenen Sonntag zu teil. In Verbindung mit der hiesigen Kurka- p'e l l e gab der Kirchenchor der Johanneskirche in Stuttgart ein Konzert, das reichliche Gelegenheit bot, einen gemischten Chor kennen zu lernen, der mit seinem prächtigen Stiminaterial unter der zielbe- wutzten und straften Leitung seines Dirigenten, Hrn. Oberlehrer Staig er, hervorragende Leistungen darbot. Majestätisch erklang der Hymnus:Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", vom Chor und Orchester wirkungsvoll vorgetragen.Abschied vom Walde" (Mendelssohn),Waldeinsamkeit" (Feyhl) fanden durch die meisterhafte Darbietung vielen Bei­fall. Ein Kabinettstück feiner Vortragskunst war der Speidelsche ChorAufgebläht"; auch die Bolksweise Im schönsten Wiesengrunde" wurde dankbar aufge­nommen. Im altniederländischen DankgebetWir treten zum Beten" wirkten wieder Chor und Orchester zusammen und in machtvoller Steigerung drangen die Schlutzakkorde zum Himmel empor. Die Pausen wurden durch Vorträge der Kurkapelle ausgefüllt und unter der tüchtigen Leitung des Kapellmeisters, Herr Kammermusikus O. Töpfer, wurden die einzelnen NummernLargo" (Händel", Charfreitags-Zauber ausParsifal" (Wagner), Priesterchor aus Zauber- flöte (Mozart), Vorspiel und Szenen ausEvangeli- rnann" (Kienzl) in einer so künstlerischen Weise zu Gehör gebracht, die den Mitgliedern der Kapelle alle Ehre macht. Durch den rauschenden Beifall, den die Darbietungen auslösten, wurde der Herzliche Dank

der Zuhörer ausgedrückt. Auch an dieser Stelle sei nochmals allen Mitwirkenden, besonders der wackeren Stuttgarter Sängerschar, gedankt und wir schließen mit den Worten:Auf baldiges Wiedeftehen!"

§. Möttlingen, 7. Juli. Die am letzten Sonn­tag abgehaltene Jubiläumsfeier des hiesigen Lieder­kranzes, verbunden mit Wettgesang, nahm bei großer Beteiligung von Vereinen und Festgästen aus nah und fern einen schönen Verlauf. Schon der Festgot­tesdienst am Vormittag, in welchem der Geistliche den Gesang als eine Gottesgabe pries, machte auf alle Anwesenden tiefen Eindruck. Die Festrede auf dem Festplatz, gehalten von Hauptlehrer Eiseler, wurde mit großem Beifall ausgenommen. Folgende Ver­eine aus dem Bezirk wurden ausgezeichnet: 1. Son­derklasse (Nied. Volksges.) Liederkranz Althengstett Ila (85 P.), 2. Sonderklasse (Höh. Volksgesang) Er­heiterung Dennjächt 1b (97 P.), Quartettkl. Sänger­quartett Gechingen 1b (93 P.). 1. Klasse (Niederer Volksgesang) Eintracht Neuhengstett und Liederkranz SimmozheiM je 1b (100 P.), Liederkranz Stamm­heim In 87z4 P. Jeder preissingende Verein erhielt außer einer schönen Medaille ein Ehrendiplom und einen silbernen Pokal als Ehrengabe, welch letztere teils von hiesigen Vereinen, teils von Gönnern des Vereins gestiftet waren und bei allen Vereinen große Freude hervorriefen, mit Ausnahme eines einzigen, welcher sich derart ungebührlich benahm, daß er aus dem Festplatz gewiesen werden mußte. Im allgemei­nen jedoch kann der festgebende Verein mit großer Befriedigung auf sein abgehaltenes 50jähr. Jubi­läum zurückblicken.

Gechingen, 8. Juli. Begünstigt vom herrlich­sten Wetter, wie es besser kein Mensch hätte wünschen können, wurde in vergangener Woche auch hier die Heuernte beendigt. Was die Güte des Futters anbelangt, hört man nur Stimmen des Lobes und auch die Menge hat im allgemeinen befriedigt. Ein Glück war es, daß wir solch gutes Wetter hatten ; denn die Arbeiten waren ohnedies vielerorts sehr er­schwert. Von sehr vielen Wiesen, auf die man mit den Zugtieren gar nicht hineinkonnte, indem sie durch die vielen Regen zum Teil völlig unter Wasser stan­den, mußte das Heugras auf höher gelegene abgeführt werden mittelst des Handwagens. Wie umständlich das ist, weiß nur der, der Landwirtschaft betreibt. Bei dem seinerzeit vom Hochwasser überschwemmten Heugrus wäre es fast nötig gewesen, daß man es g e- droschen hätte; denn erst zu Hause beim Abladen merkte man, was für Staub darin steckte. Der Stand des Dinkels läßt nichts zu wünschen übrig. Bei dem warmen Wetter der letzten Zeit ist er noch sehr in die Höhe gegangen. Ebenso ist es auch bei den Sommerfrüchten. Nur sind die Haber vielfach stark verunkrautet. Beim Obst gibt es, soviel sich jetzt schon beurteilen läßt, eine Glücks ernte. Manche Bäume hängen voller Früchte, während andere da­neben ganz leer stehen. Wie sie eben gerade in eine Zeit kamen beim Blühen. Es hat frühe Sorten, welche gerade so reichlich angesetzt haben, wie die sehr späten. Birnen sind indes größtenteils abgefallen.

X Giiltlingen, 8. Juli. Der Gutspächter auf dem Haselstaller Hof, Mößner, brachte auf die Distrikts­pferdeschau nach Herrenberg! Pferde zur Preisbewer- bung. In der Stutenklasse mit Fohlen brachten ihm seine ausgestellten Tiere einen Preis von 120 und einen von 80 -R ein.

Württemberg.

Guftao-Adolf-Feft II.

ep. Oehringen, 8. Juli. Der heutige Haupt­tag wurde bei freundlichstem Sonnenschein durch Glockengeläut« und Choralblasen vom Kranz d^ Stiftskirche eingeleitet. Die Bahn hatte zahlreiche Gustav-Adolf-FreunLe herbeigeführt, die sich um 9 Uhr auf der Allmand zum Festzug ordneten und unter Musikbegleitung durch die festlichen Straßen zur Stiftskirche bewegten. Bei der Feier, zu der auch Fürst Ernst zu Hohenlohe-Lungenburg sich eingefun­den hatte, hielt Oberkirchenrat Dr. Bacm eister- Ludwigsburg die Festpredigt. Nach dem Jahresbericht des Vorsitzenden, Hofprediger Dr. Hoffmann- Stuttgart, betrugen die Einnahmen des Württba Hauptvereins im letzten Jahr 190 000 (35 000 tt

mehr als im Vorjahr). Die Beiträge der 149 Frauen vereine ergaben 16 570 -4t; die Vermächtnisse 30 OVO Mark, darunter Einzelbeträge von 10 bis 5000 -K. Für die Jubelfeier der Reformation im Jahr 1917 ist ins Auge gefaßt, durch Sammlung einer großen Gabe die weibliche Diakonie in der Diaspora zu för­dern. Neben den einheimischen Diaspovagemeinden, die der Verein unterstützt, trägt er mit die Sorge fiir 30 ausländische Werke und Gemeinden. Neuerdings hat er sich auch die Unterstützung der eo. Gemeinden in den deutschen Schutzgebieten zur Aufgabe gemacht. Die ev. Bewegung in Oe st erreich, die den E.-A.-Verein immer noch am stärksten in Anspruch nimmt, geht unentwegt voran. Hierauf entwarf Dechant Reichardt aus Siebenbürgen lebensvolle Bilder aus der dortigen Gemeindearbeit, und Pfar­rer Lutze aus Steiermark erzählte von den auf der sprachlichen und kirchlichen Grenzwacht stehenden Deutschen in Steiermark, die hauptsächlich aus Würt­temberg dort eingemandert sind. Nach einem ge­meinsamen Mittagsmahl, bei dem noch eine Reihe von Ansprachen gehalten wurden, fand am Nachmit­tag unter Leitung von Organist Schmidhuber ein wohlgelungenes Kirchenkonzert statt. Am Don­nerstag wird sich noch ein Ausflug nach Neuenstein anschließen. Die zahlreichen Festgäste werden gewiß des heiteren Hohenloher Landes und der erhebenden Tage in Oehringen gerne und dankbar gedenken.

Auflösung.

Nach der von polnischer Seite hervorgerufenen Schlägerei zwischen polnischen und deutschen Studie- rendrn der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohen­heim ist die Vereinigung Polonia wegen deutschfeind­licher Gesinnung aufgehoben worden. Ein Pole, der Urheber der Sch gerei, wurde für immer relegiert.

Au» Welt und Kett.

Dynamit-Explosion.

Hagen, 8. Juli. In der Fabrik der Westdeutschen Sprengstoffwerke A.-G. bei Rumenohl im Volmetal ereignete sich heute morgen 10 Uhr eine Dynamit­explosion. Die Entzündung entstand in einem Meng­haus. Das Gebäude wurde zerstört, drei Arbeiter blieben tot, zwei wurden verletzt. Der Betrieb ist nicht gestört.

Reise des neuen Thronfolgers nach Deutschland.

Erzherzog Friedrich begab sich gestern in Privat­angelegenheiten nach Deutschland und kehrt erst Mitte des Monats zurück. Die Entscheidung, ob Erzherzog Friedrich zum Eeneralinspekteur des Heeres ernannt wird, wird erst einige Zeit nach seiner Rückkehr ge­troffen werden.

Der rote Hahn.

39) Romano. Palle Rosenkrantz. Deutschv. Jda Anders.

Der Assessor nahm sich zusammen: Nein, Herr Guts­besitzer, das vergesse ich gerade nicht, und deshalb nimmt das Gespäch einen andern Ausgang, als es sonst genommen hätte. Ich bin als Gast hierher gekommen, Sie haben mich als Gast ausgenommen, und in dem Punkt bin ich altmodisch. Ich re­spektiere die Gastfreundschaft. Also schließe ich hier ab. Ich möchte Sie vielleicht nur noch einmal fragen, ob Sie bei Ihrem Wunsche beharren, daß ich die Brandsache noch einmal auf­nehme.

Hilmer sammelte sich. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Frage, und ich werde Ihnen antworten. Ich wünsche jetzt mehr als jemals, daß die Sache ausgenommen wird. Aber ich wünsche nicht, daß Sie sie aufnehmen.

Der Assessor blickte ihn scharf an. Und wenn ich es wünsche?

Dann will ich all den zweifellosen Einfluß, den ich nicht allein an diesem Ort, sondern auch an höherer Stelle habe, an­wenden, um dies zu verhindern.

Ich will mir nicht erlauben, Ihre Aufrichtigkeit zu be­zweifeln, sagte der Assessor, aber ich will Ihnen etwas sagen: Sie unterschätzen mich, und Sie erweisen Ihrer Sache keinen Dienst.

Hilmer wurde wütend: Ich habe von dieser einen Kon­ferenz genug gehabt. Ich wünsche keine weitern. Sie haben Ihre Flagge nicht gleich offen gehißt, und das genügt mir.

Der Assessor sammelte sich: Das ist also eine Heraus­forderung.

Fassen Sie es auf, wie Sie wollen, sagte Hilmer kurz.

Der Assessor verneigte sich. Sie haben vielleicht die Güte, mich Ihrer Familie zu empfehlen.

In diesem Augenblick trat Inger ein. Mutter fragt, ob Signe den Kaffee bringen soll.

Der Assessor verbeugte sich wieder: Nicht für mich.

Und ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.

Inger wurde ganz verdutzt. Warum ist er gegangen? fragte sie hilflos und sah Richter nach, der die Tür hart hinter sich zuschlug.

Hilmer faßte sich an den Kopf. Du hast heute deinem Vater mehr Verdruß bereitet, als du ahnst, mein Kind. O Gott, 0 Gott, das hatte ich doch nicht verdient.

Emilie stand auf der Schwelle des Wohnzimmers, bleich und unruhig.

Inger, sagte Hilmer, sage Ole, daß er anspannt. Ich muß sofort zum Bürgermeister hinein. Er glaubt, daß ich selbst meinen Hof abgebrannt habe. Er glaubt Gott im Himmel steh uns allen bei!

Emilie schwankte, und ehe Inger dazukam, sank sie gegen den Tisch um und glitt zu Boden.

Elftes Kapitel. Ingers Geburtstag.

Justesen war berittner Gendarm, und deshalb hatte er ein Einspännerfuhrwerk. Ein älterer martialischer Jäger­meister im Gemeinderat hatte wiederholt vorgeschlagen, daß die Gendarmen des Kreises reiten sollten, da sie ja doch be­ritten wären. Aber dies scheiterte an dem Widerstande der Gerichtsbeamten und des Amtmanns. An und für sich war es ja sehr richtig, aber, wandten die Sachverständigen ein, wie sollten die Polizeibeamten es anstellen, Verbrecher zu trans­portieren, wenn sie keinen Wagen hätten, auf den sie sie setzen könnten.

Justesen hätte auch nicht reiten können; kein Pferd würde seine 250 Pfund getragen haben, und wenn er von seine» Patrouillentouren heimkam, war er auch nicht recht zum Ka­valleristen geeignet. Nein, Life, seine braune Stute, paßte viel bester zum Kutschpferd. Es war ein liebenswürdiges Tier, rundlich und wohlgebaut, hatte die vortreffliche Eigenschaft, daß es halb durchging, sobald es aus der Stadt herauskam, und dann kam es bloß darauf an, ob das Zeug halten konnte. Justesen saß mit einem Zügel in jeder Hand und die Füße gegen das Vorderbrett gestemmt. Dann konnte es losgehn. Life raste drauf los bis zum nächsten Wirtshaus. Dort lenste sie ein, ob sie sollte oder nicht. Sie kannte sie alle und wußte, daß Justesen auch auf seinen Patrouillenfahrten dort zu tu" hatte.

Hin und wieder war es peinlich für Justesen, daß List in die Kneipen ging, besonders wenn er den Bürgermeister fuhr, und das kam oft vor. Der Bürgermeister war kein guter Haushälter, es wurde ihm schwer, mit seinen Einnahmen auszukommen. Deshalb mußte er rechnen, und eines seiner Rechenkunststücke bestand darin, daß er den Gendarmen kut­schieren ließ für fünfzig Oere die Meile. Das war ein gutes Geschäft, wenn er sich für Dienstreisen zwei bis vier Kronen pro Meile berechnen konnte, und es war billig, wenn er in Gesellschaft sollte und sonst dem Fuhrherrn hätte zehn Kronen für den Wagen geben müssen. Deshalb befahl er sich stets Gott und benutzte Justesen und Life. Das war nicht herrschaftlich, aber es war famos billig, und Justesen mußte froh sein, daß er überhaupt etwas dabei verdiente. Na, die Fahrten figu­rierten trotzdem stets in seinem Patrouillenbuch als Patrouil­lentouren, sodaß er die Abnutzung des Materials bezahlt bekam.

(Forts, folgt.)