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Nr. P 7 . Amis- und Anzeigeblatt für den Vberamtsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.

krschetnungSweise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts- tezirt Lalw für die einspaltige Borgiszeilc 10 Psg-, außerhalb desselben 12 Psg., Reklamen 2S Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

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Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Post- bezugSpreis für den Orts- und Nachbarortöverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 90 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtlich« Bekanntmachungen.

Sekannlmachung.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 7. Juli 1914 die Wahl des Oberamtsassistemen August Schweizer in Brackenheim zum Ortsvorsteher der Gemeinde Simmozheim bestätigt.

Calw, den 8. Juli 1914.

K. Obcramt:

Regierungsrat Binder.

Die Innungen

soweir sie in dem Oberamt Calw ihren Sitz haben, werden veranlagt, alsbald die Namen der Vorstands­mitglieder hieher mitzuteilen.

' Calw, den 7. Juli 1914.

K. Oberamt:

Amtmann Rippmann.

Wo lebt man am billigsten?

Die Klagen über die Teuerung sind so allgemein, daß man fast ausgehört hat zu fragen, ob sie denn im gangen Umfange berechtigt sind. Da wir nun auch nicht über eine umfassende amtliche Statistik ver­fügen, aus der man die Höhe der Lebenskosten mit Sicherheit entnehmen könnte, so fehlen im allgemei­nen die Mittel, die Frage der Steigerung der Lebens­kosten richtig zu beurteilen. Denn die unbestreitbare Tatsache allein, daß alles teurer geworden ist, genügt zur wirtschaftlichen Beurteilung noch nicht; vielmehr kommt es darauf an, ob nicht dieser Verteuerung der Lebenshaltung in weitem Maße dadurch Rechnung getragen ist, daß auch die entgegenstehenden Einkom­men um so größer geworden sirft>. Denn bekannter­maßen bringen Steigerung der Lebensmittelpreise auch eine Steigerung der Preise anderer Waren mit sich und jeder, der nicht auf längere Zeit hinaus in festen Einkommensverhältnissen steht, sucht sich eben dieser Teuerung anzupassen und sich schadlos zu hal­ten. Ausschlaggebend für die Frage wird also am letzten Ende sein, ob das Einkommen der Ar­beiter auch entsprechend gestiegen ist, mit anderen Worten, ob die Kaufkraft ihres Lohnes gleich geblie­ben ist oder abgenommen oder zugenommen hat.

Da liegen nun zwei soeben erschienene neuere Untersuchungen vor, die für diese Frage ganz beson­ders wichtig sind. Dr. v. Tyszka, Direktorialassistent am Statistischen Amt der Stadt Leipzig, hat bei einem bei Duncker und Humblot (München) erschie­nenen BuchLöhne und Lebenskosten in Westeuropa" vergleichend diese Frage behandelt, und der badische Gemerbeinspektor Karl Vittmann hat in einem bei Custav Fischer (Jena) erschienenen BucheArbeiter­haushalt und Teuerung" diese Frage auf Grund der Erhebungen in badischen Arbeiterfamilien klargelegt. Ich gehe an dieser Stelle natürlich nicht näher auf diese beiden Bücher ein, möchte nur die aus beiden Werken sich ergebende, interessante Tatsache beleuch­ten, daß die Teuerungsverhältnisse in Eiiddeutschland ohne Zweifel nicht so hart sind als beispielsweise in Preu­ßen. Während wir nämlich für Preußen von 1900 ms 1912 eine Steigerung der Ausgaben von 100 auf 138 beziffern müssen, geht in München etwa im glei­chen Zeitraum die Steigerung nur von 100 bis 132 (allerdings ähnlich wie nach einer Mitteilung für Berlin), für Mannheim und Karlsruhe aber gar nur "on 100 auf 123 und im Jahre 1913 dort noch weiter Eurück auf 110 und 119. Mit dieser Steigerung der Ausgaben ist aber noch nicht das Bild vollständig.

fragt sich vielmehr, ob in gleichem Maße auch die Kaufkraft der Löhne, die sog. Reallöhne, gestiegen !chd, und da finden wir gerade für die badischen Al­lster, daß, abgesehen von einer vorübergehenden Schwierigkeit um 191112 herum im allgemeinen namentlich gegenüber den 90er Jahren die Kaufkraft ves Lohnes selbst in dem ungünstigen Jahre 1912 zu­

genommen hat und daß sie neuerdings 191314 so­gar im allgemeinen höher steht als in den Jahren 1900 bis 1907. Dies bezieht sich natürlich nicht etwa nur auf einzelne Ausnahmefälle, sondern die zahl­reichen namentlich von Bittmann untersuchten Haus­haltungen weisen im allgemeinen eine Steigerung der Kaufkraft des Lohnes von 100 bis 150 auf, d. h. der Arbeiter konnte bis einhalbmal mehr für seinen Anteil an der Kultur ausgeben. Seine Löhne reich­ten weiter als Ende des vorigen Jahrhunderts. Bitt­mann steht nicht an, die von ihm allerdings nur für Baden gefundenen Ergebnisse auch für andere Gegenden als wahrscheinlich gültig anzu­sehen, und nach den vergleichenden Untersuchungen, die Tyszka aus München gibt, kommt man zu dem Er­gebnis, daß aller Wahrscheinlichkeit nach für Süd­deutschland dieser bessere Stand der Lebenshaltung zutresfen dürfte. Worauf dies zurückzuführen ist, ob es, wie naheliegen möchte, auf die andere Boden­besitzverteilung als im Norden zum großen Teil zu­rückzuführen ist, entzieht sich natürlich des wissen­schaftlichen Nachweises. Möglich ist dies aber, zumal wenn man mit Tyszka! die für Deutschland gefunde­nen Zahlen mit denen anderer Länder vergleicht, von denen namentlich die Arbeiter in Frankreich und England besser stehen.

Es ergibt sich daraus jedenfalls, daß es keine naturnotwendige Entwicklung ist, wenn die Kosten der Lebenshaltung immer den Löhnen vorauseilen. Seit dem vorigen Jahre hat eine günstigere rückläu­fige Bewegung eingesetzt und in England, das uns ja immer in der wirtschaftlichen Entwicklung um einige Jahrzehnte voraus ist, ist der Höhepunkt der Lebensteuerung im Verhältnis zum Einkommen längst überschritten, und es sind dort in dieser Bezieh­ung gesündere Verhältnisse an die Stelle getreten. Es dürfte also richtig sein, was Bittmann sagt, daß nämlich im großen und ganzen mit dem glänzenden Aufschwung der Industrie ein gewaltiger, durch die Teuerung -nur vorübergehend gehemmter, wirtschaft­licher Aufstieg der Arbeiterschaft stattgefunden hat, der den Vergleich mit der Erhöhung der Reallöhne durchaus nicht zu scheuen braucht. Da dieses Ergeb­nis namentlich auf Grund süddeutscher Ermittlungen gefunden ist, so darf es vollauf jedenfalls für die Ver­hältnisse in Süddeutschland Geltung beanspruchen, denn es läßt sich nicht von der Hand weisen, daß, wenn der eine oder andere auch hiervon abweichende Erfahrungen gemacht hat und wenn sein Einkommen auch relativ ungünstiger dasteht als vor Jahren, er doch immer in Betracht ziehen muß, ob nicht andere Gründe, Rückgang der Arbeitskraft, Erhöhung der Ansprüche und dergl., diese fühlbaren Schwierigkeiten hervorgerusen haben. Zu einem wirklich brauchbaren Ergebnis können doch nur exakte Erhebungen führen, aus denen die oben mitgeteilten Zahlen sich ergaben.

Bezirk «n- Nachbarschaft.

Calw, den 9. Juli 1914.

Dekan Roos scheidet aus seinem Amt.

Der Vorsteher und erste Geistliche unserer evan­gelischen Kirchengemeinde, Herr Dekan Roos, wird nch auf den Herbst pensionieren lassen. Das Evgl. Gemeindeblatt teilt diesen Entschluß des Herrn Dekans seinen Lesern wie folgt mit:

Am Beginn der letzten Sitzung machte Herr Dekan Roos die gewiß die ganze Gemeinde schmerzlich bewegende Mitteilung, daß er schweren Herzens sich dazu entschlossen habe, auf den Herbst um seine Ver­setzung in den Ruhestand zu bitten; nach der schweren Operation, die er im November vorigen Jahres durchgemacht habe, fühle er eine Abnahme seiner Kräfte, die namentlich für den Jugenduntervicht nicht mehr ganz zureichen wollen. Mehrere Mitglieder des Kirchengemein-derats sprachen Herrn Dekan ihr herz­liches und tiefgehendes Bedauern über diesen seinen Entschluß aus."

Julimarkt.

Verschiedene Umstände wirkten zusammen, den diesjährigen Julimarkt zu einem der schlechtbesuch­testen der Märkte in den letzten Jahren zu gestalten. Der Krämer markt wies ein über die Maßen lebloses Bild dar; in reicher Anzahl waren wohl die Verkäufer gekommen und boten ihre Ware feil, aber der Käufer waren es zu wenige und so konnte sich kein lebhaftes Marktgeschäft abwickeln. Die Bauers­leute sind jetzt wohl durch ihre Arbeiten, vorab die Heuet, draußen seftg-ehalten, sodaß ihnen, wenn schon die Absicht bestanden hätte, der Marktbesuch eben erst in zweiter Linie kam. Nicht weniger ließ der Vieh­markt zu wünschen übrig. Da das Stadtschult­heißenamt angekllndigt hatte, daß der auf gestern be­stimmte Viehmarkt mit Rücksicht auf die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in Gültlingen nicht ab­gehalten werde, beschränkte sich der Handel auf von Händlern in Stallungen zugeführtes Vieh. Die da­durch gegebene schlechte Frequenz des Viehmarkts drückte naturgemäß auch auf die des Krämermarktes. Aus den Reihen der einheimischen Geschäftsleute ist die Beurteilung des Marktes unterschiedlich, d. h. nicht in jeder Branche gleich ungünstig.

Gastspiel des städtischen Kurtheaters Bad Lie­benzell in Calw. Wie im Vorjahre, so werden auch in diesem Sommer hier einige Gastspiele des Lieben­zeller Kurtheaters gegeben werden. Morgen Frei­tag wird das erste im Bad. Hof stattfinden. Zur Aufführung gelangt Henry Bernsteins Schauspiel Das Eeheimni s", mit dem das Kurtheater in Liebenzell seine Vorstellungen eröffnete, welche Vor­stellung von uns in Nr. 150 ds. Bl. ausführlich ge­würdigt wurde. Heute möchten wir der Einwohner­schaft von Calw den Besuch des Theaters recht sehr empfehlen; die Schauspielkräfte stehen in einem aus­gezeichneten Ruf und die Besucher dürfen versichert sein, daß sie eine Vorstellung von künstlerischer Fer­tigkeit zu sehen bekommen.

Prämiierte Pferde. Auf der am 7. ds. in Herren­berg stattgefundenen staatlichen Distrikts-Pferdeprä­miierung erhielt die von Herrn Georg Pfau, Wein­handlung hier, zur Preisbewerbung gestellte Stute mit Fohlen einen Preis von 120 <N unter 57 Be­werbern; desgleichen eine weitere Stute mit Fohlen einen Preis von 80 Fünf Preise mit 120 -N wur­den vergeben; vier der prämiierten Tiere müssen zur Ausstellung des Landwirtschaft!. Hauptfestes im September nach Cannstatt.

-a- Vad Liebenzell, 8. Juli. Spät setzte Heuer das eigentliche Kur- und Badeleben ein. Mit den besten Hoffnungen sah man in den schönen Tagen des April der diesjährigen Saison entgegen. Der Wonne­monat und der Brachmonat brachten aber schwere Ent­täuschungen. Erst in den letzten Tagen beginnt sich Liebenzell mit Gästen zu füllen. Am nächsten Sonn­tag den 12. Juli beginnen auch die außerordentlichen Veranstaltungen der Kurverwaltung mit einem M i- litärkonzert in den König Wilhelm-Anlagen. Von 47 konzertiert an diesem Tage daselbst die voll­ständige Kapelle des Ulanenregiments König Wil­helm I. Nr. 20 in Ludwigsburg unter Leitung des K. Musikmeisters Emil Thomas. Sei 30. Juni ist auch das städt. Kurtheater eröffnet. Auch hier darf der Besuch ein besserer werden. Ganz besonders fiel dies auf bei dem lustigen SchwankDie spanische Fliege". Die Direktion hat diesen Schwank für nächste Woche wieder auf das Programm gesetzt. Daß Direk­tor Blumau wiederum recht tüchtige Kräfte, die wir zum Teil vom Vorjahr kennen, mitg-ebracht hat, wird allgemein anerkannt. Durch die von der Kurver­waltung veranstalteten Sonderfahrten im Ge­sellschaftsauto ist den verehrt. Kurgästen Gelegenheit geboten, um wenig Geld schöne Punkte und Plätze der näheren und weiteren Umgebung kennen zu lernen. So stehen für 13. und 17. ds. Mts. Fahrten nach