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Nr. 301
Annahme des Kovver AeteMreS lm Senat
Washington, 23. Dez. Der Senat nahm am Dienstag abend das Hoover-Feierjahr mit 69 gegen 12 Stimmen an.
vorher wurde der Antrag des Senators Johnson, der die Einbeziehung der ungeschützten Zah, langen forderte, mit 66 gegen 12 Stimmen zurückgewie. sen. Der demokratische Senator Gore (Oklahoma) sagte dir Zahlungseinstellung Deutschlands voraus und betonte! »Nichts ist falscher als die Annahme, Deutschland werde 3k oder 1V Zahre lang Entschädigungen an Frankreich zahlen Die Entschädigungen find eine Strafe, die auf der angeb, lichen Schuld Deutschlands am Weltkriege fugt, und aus einem mit Schwert und Bajonettspitze erzwungene« Ber, trag."
Die vom Repräsentantenhaus beschlossene Zusatzerkliirung die sich gegen künftige Revision oder Annullierung der Kriegsschulden wendet, ist vom Senat ohne jede Erörterung gebilligt worden. Somit hat die Vorlage Gesetzeskraft erhalten. Vor der Abstimmung war ein Ergänzungsantrag, in dem die Revision des Versailler Vertrages als Vorbedingung des Schuldenfeierjahres gefordert wurde, vom Senat abgelehnt worden.
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Dawes Führer der amerikanischen Abrüstungs-Abordnung
Washington, 23. Dez. Präsident Hoover ernannte Bot, schafter Da wes zum Führer der amerikanischen Abordnung für die Genfer Abrüstungskonferenz. Als weiteres Mitglied ist Senator Swanson ernannt.
Neues vom Tage
Reparationskonferenz am IS. Zanuar im Haag?
Französische und englische Zeitungen halten es für sicher, daß die Reparationskonferenz an dem von der englische« Regierung oorgefchlagenen Termin, dem 15. Januar, Zusammentritt, da von keiner der beteiligten Regierungen gegen diesen Termin ein Widerspruch zu erwarten sei. Dir Konferenz werde nicht länger als acht Tage dauern. Der Tagungsort der Konferenz wird wahrscheinlich der Haag sein.
Abschluß der deutsch-russischen Wirtschaftsverhandlungen Berlin, 23. Dez. Die am 14. November von dem Reichswirtschaftsminister Professor Warmbold mit dem Führer der Delegation der UdSSR., Botschafter Chintchuk, eröff- neten Wirtschaftsverhandlungen, die dem Zwecke dienten, den gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen eine festere Grundlage und Möglichkeiten für eine weitere Ausgestaltung zu schaffen, sind durch Unterzeichnung eines Protokolls zum Abschluß gebracht worden. Die Beschlüsse dieses Protokolls, die der Genehmigung der beiden Regierungen unterliegen, dienen insbesondere der Beseitigung von Schwierigkeiten, die infolge der Weltwirtschaftskrise auf allen Absatzmärkten und somit auch im deutsch-russischen Warenverkehr in letzter Zeit entstanden waren.
Senkung der Verdienstspanne im Fleischergewerbe Berlin, 23. Dez. Der Deutsche Fleischerverband bat sich in de« Verhandlungen mit dem Preisüberwachungskommissar bereit erklärt, seinen Mitgliedern die Herabsetzung der Wruttopreisspan- »eu zu emvieblen, die bei Schweinefleisch 15 Ros.. bei Rindfleisch 2V Rpf.. bei Kalb- und Hammelfleisch 25 Roi. ie Pfund höchstens betragen sollen, Die Erhöhung der Umsatzsteuer wird oom Gewerbe getragen. Der Reichskommissar hat sich bereit erklärt. zur Zeit von einer amtlichen Festsetzung der Preisspannen, abzujehen.
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kromsn VON Ngrl>8e Lonnenber^. (LKIliA bOKZP) Lopri^stt bzf Martin ?eucsttvun§er, Halle (8aale) 1931
2. Fortsetzung
Als der Berliner V-Zug in den Hauptbahnhof Barmen einlief, eine Minute verschnaufte, und dann von neuem loskeuchte, Richtung Elberfeld—Köln, da stand Frau Barbara Vollwank erst kurze Zeit auf dem Bahnsteig und schaute sich nach ihrem East Um. Aus der nicht allzu großen Zahl der Aussteigenden löste sich die sehr schmale und schlanke Gestalt eines jungen Mädchens in einfachem, dunklem Strickkleid, das einen mittelgroßen Handkoffer, der nicht ganz leicht schien, mit entschlossener Kraft, doch entschieden etwas außer Atem, den Zug entlang trug. Man sah ein blasses, schmales Gesicht mit regelmäßigen Zügen, einem ziemlich großen, aber fein geschnittenen Mund — und sehr dunklen, leuchtenden, das ganze Antlitz beherrschenden Augen.
Der Vater, wie er damals war, vor bald fünfunddreißig Jahren, dachte Frau Barbara. Aber obwohl sie die junge Verwandte sogleich erkannte, wandte sie sich halb ab und schaute interessiert nach dem anderen Ende des Zuges. Wie sie sich wohl einzuführen versteht?, dachte sie. Daran erkennt man immer schon eine ganze Menge!
„Gnädige Frau gestatten: Nora von Feldheim!" klang eine weiche, tiefe Stimme neben ihr. „Habe ich die Freude, Frau Vollwank zu sehen?"
„Ei, sieh da, Kind — das ist ja hübsch! Nun, hast du eine gute Reise gehabt, Nora?"
„Danke, ein bißchen heiß! Die Julisonne hat's in sich!"
Frau Vollwank hatte einem Manne zugewinkt, der bescheiden ein paar Schritte entfernt wartete.
„Gib deinen Koffer unserem alten Eschholz, Nora! Er trägt ihn an den Wagen."
Nora zögerte einen Augenblick: sie war es nicht gewöhnt, sich bedienen zu lassen. Aber dann trieb ihr der
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 24. Dezember 1931.
Weihnachten. Wiederum verkünden die Weihnachtsglocken den Anbruch des Festes. Nun ist er endlich gekommen, der langersehnte Heilige Abend! Die heimlichen Vorbereitungen sind beendet, geheimnisvolle Freude schwebt durch den Raum, der verklärt ist durch den Weihnachtsbaum mit seinen Gold- und Silberfäden. Wenn der Lichterbaum strahlt und das alte Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht" von der Familie gesungen wird, dann ist der Zauber des Heiligen Abends über die Menschen gekommen. Friede und Freude erfüllen an diesem Abend ihre Herzen. Weihnachten ist ein Fest der Liebe und mag auch bei vielen der Gabentisch weniger reich gedeckt sein als in früheren besseren Zeiten, so leuchtet doch aus den Augen der Beschenkten, besonders aus denen der Kinder, Dank, Freude und stille Seligkeit. Manchem rinnt die Träne der Freude über die Wange, aber auch manche Zähre der Wehmut wird tapfer niedergekämpft. Anderen wieder, bei denen die Erinnerung an längst verflossene glückliche Zeiten übermächtig werden will, ist der milde Lichterglanz Balsam auf nie vernarbende Wunden, und sie richten sich auf an der Freude der Kinder, der Freude der Freunde. Und wenn dann die Weihnachtsglocken erklingen, dann fällt alles Schwere und Bange von uns. Möge das Weihnachtsfest allen Menschen ein glückliches, frohes Fest der Freude sein! Dies wünschen wir allen unseren Lesern von Herzen.
Die nächste Nummer unserer Zeitung erscheint des Weihnachtsfestes und des darauf folgenden Sonntags wegen erst am Montag, den 28. Dezember.
Die kostenlose Verhütung der schwarzen Harnwinde (Hämo- globinämie) der Pferde. Der Winter mit seiner Kälte und seinen Schneemassen ist sehr oft Ursache der oben genannten Krankheit. Wenn die Abfuhr von Holz aus dem Wald verhindert ist, oder die Arbeiten auf dem Felde (Mistführen) ruhen, kommt es vor, daß Pferde oft mehrere Tage im Stalle stehen. Gewöhnlich wird von den Knechten den Pferden an solchen Tagen viel und gut gefüttert. Werden die Pferde, insbesondere schwere, maste Arbeitspferde (Belgier, Normänner) über den Sonntag oder die Feiertage im warmen Stall gehalten, nicht bewegt und noch zu gut gefüttert, so entsteht, sobald sie ins Freie gebracht werden, insbesondere an kalten Tagen bei der Arbeit am Wagen die obige Krankheit. Schweißausbruch auf der Kruppe, Lahmgehen an einem Hinterfuß, Zusammenbrechen in der Nachhand leiten die Krankheit ein. Ist der Wagenführer mit der Krankheit vertraut, wird er sofort halten, das Pferd ausspannen und in den allernächsten Stall verbringen. Die üble Gewohnheit mancher Pferdebesitzer und Wärter, das kranke Pferd weiter zu transportieren nach dem Auftreten der Lahmheit, kann dem Pferd das Leben kosten. Der Raum für das kranke Pferd soll möglichst warm und geräumig sein und trok- kene Streu für das Pferd reichlich zur Verfügung stehen. Falls irgend möglich, halte man das Pferd stehend. Alsbaldiges Anbringen eines Hängegurtes ist oft nötig. Todesfälle können so verhütet werden. Der Tierarzt ist alsbald zu rufen. Die Hauptsache ist aber, das Auftreten der Krankheit, welche auch Feiertags-, Montags-Krankheit genannt wird (da sie nach Sonn- und Feiertagen meist vorkommt), zu verhüten. Die zu beachtenden Punkte sind nach -f Professor Dr. Vogel, kurz gefaßt, folgende: 1. Pferde täglich, also auch an Ruhetagen, bewegen! 2. Stallungen gut lüften, auch zur Nachtzeit. Stalltemperatur bei kaltem Wetter nicht mehr wie 12 bis 15 Grad Celsius, oder durchschnittlich 10 Grad Reaumur. 3. An Ruhetagen Futterration stets um ein Viertel kürzen. 4. Nach Ruhetagen Pferde morgens nur halbgefüttert oder ungefüttert einspannen.
Gompelscheuer, 20. Dezember. (Weihnachtsfeier.) Nun sind sie wieder bei uns gewesen, die Englein, die den Hirten auf Bethlehems Fluren die Geburt des Weltenheilandes verkündeten. Glockenrein ertönte aus ihrem Munde der Engelssang: „Ehre sei Gott in der Höhe!" Und wie strahlten ihre goldenen Flügel im Glanze des Adventsternes. Wehmutsvoll und doch erfüllt mit bleibendem Trost im Herzen sahen wir die Lichtgestalten wieder von uns scheiden. — Ein klassisch schönes lebendes Bild versetzte uns alsdann in den Stall zu Bethlehem, wo
leicht verwunderte Blick der „Tante" eine feine Röte in die Wangen, und sie gab dem Diener, dessen blaue Livree ihn ein wenig wie einen uniformierten Beamten ausschauen ließ, ihre Last.
„Meine Mutter und meine Schwester sowie unsere Jungens lassen vielmals grüßen!" sagte Nora etwas verlegen und steif, während man die Treppe hinunterschritt.
„Danke! Es ist sehr nett von deiner Mutter, daß sie dich mir für eine Weile überläßt. Wenn man alt wird —"
„Oh, Tante Barbara!"
„Was denn, Kind?"
„Alt? Du? Ich hatte dich mir ganz anders vorgestellt. Du schriebst, du seiest zweiundfünfzig Jahre alt . . ."
„Und das stimmt, Nora! Keine Frau macht sich unnötiger älter, als sie ist."
„Aber — du schaust so jung aus! Wie ist das nur möglich?"
„Willst du neben mir sitzen oder lieber im Sessel hinter mir? — Ja, so kann man besser miteinander plaudern — dann kommt man nicht so ganz fremd zu Hause an. Doch, Nora, ich fahre selbst, lange schon. Du kannst dich mir ohne Furcht anvertrauen. Ja, Kind, ich bin ein moderner Mensch. Wer früh selbständig wird und eine große Firma mit leitet, die sich immer und immer wieder anpassen und umstellen muß, wenn sie ihre alte Bedeutung behalten will, der hat keine Zeit zum Verkalken, zum Erillenfangen, zum Klagen und zum Altwerden. Meine Tage sind immer zu schnell vergangen, meine Jahre waren immer zu kurz — nie bin ich ganz fertig geworden mit dem, was ich mir vorgenommen hatte — und so scheine ich vielleicht ein wenig jünger, als ich bin. Aber bedenke, mein erster Sohn wäre, wenn er noch lebte, dreißig Jahre alt."
„Meine Mutter", sagte Nora fast mitleidig, in das schöne, jugendliche Gesicht der neuen Tante sehend, „ist sechs Jahre jünger als du; aber sie steht aus, als ob sie deine — deine Mutter sein könnte!"
Barbara Vollwank lächelte.
Ihre klaren und heiteren Augen waren auf den Weg gerichtet, der, nachdem man einige enge und gedrängte Gäßchen überwunden, gerade und etwas öde sich vor ihnen dehnte. Nora bewunderte das edle Profil: die feine, leicht gebogene Nase, den klassisch geschnittenen, sehr schönen,
auch die Weisen aus dem Morgenlande eintrafen und das Jesustindlein mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkten. — Im weiteren Verlauf des Festabends lernten wir das Schicksal des verwaisten, von hartherzigen Menschen verstoßenen Trud- chens kennen. In kalter Dezembernacht, von Hunger und Frost ermattet, legt es sich unter freiem Himmel zum Schlummer nieder. Der Schutzengel aber hält Wache bei dem von aller Welt verlassenen Mägdelein. Im Traum darf Trudchen das mit goldner Krone geschmückte Mütterchen umarmen. Das Christkind endlich, das all die Leiden und Nöte seiner Kinder kennt, führt dem schon der Erstarrung nahen armen Geschöpfchen in der Frau Edelmut eine liebende zweite Mutter zu. — Den Schluß bildete die Verteilung der Gaben, welche das Christkind, begleitet von einer Schar von Engeln, den braven Kindern gebracht hatte. Der böse Robert aber erhielt nichts. Ihn steckte der Pelzmärte in den Sack und nahm ihn mit in den Buewald hinauf.
Hochdorf, 23. Dezember. Der Bezirkswohltätigkeitsverein Freudenstadt hat dem Dienstmädchen Christine Dieterle für zehnjährige treue Dienste bei Bürgermeister Gauß hier das Ehrenzeichen samt Ehrenurkunde verliehen.
Hochdorf, 22. Dezember. Dem gestrigen Bericht ist noch beizufügen, daß in den Teilgemeinden gewählt wurden: in Hochdorf: Konrad Waidelich, Straßenwart mit 41 St., Johannes Theurer, zur „Krone" mit 37 St., Jakob Schaible, zur „Linde" mit 31 St., Georg Hamann, Bauer mit 30 St.; inSchernbach: Louis Koch, Gastwirt mit 27 St., Wilhelm Ziefle, Straßenwart mit 24 St.
Freudenstadt» 23. Dezember. (Vom Rathaus.) In der letzten Sitzung des Gemeinderats teilte der Vorsitzende mit, daß in letzter Zeit der letzte Teil der Arbeiten für die Erbreiterung des linksseitigen Gehwegs an der Lauterbad st r a tz e in Angriff genommen werden tonnte, womit wieder einer Anzahl von Notstandsarbeitern Arbeit verschafft werden konnte. Mit der Vollendung dieses letzten Stückes ist der Gehweg an der Lauterbadstraße großzügig erbreitert und die Straße selbst zu einer der schönsten Straßen der Stadt geworden. Zu wünschen wäre nur noch, daß die hohen Tannen, die die Aussicht behindern, gefällt werden. Nun aber liegt ein Baugesuch vor, das dem Grundgedanken, der der Gehwegerbreiterung zugrundeliegt, direkt zuwiderläuft. Die Herren Kommerzienrat Konrad Eminder und Dr. Emil Gminder, Fabrikanten in Reutlingen, haben durch ihren Vertreter ein Baugesuch zur Erstellung eines Zweifamilienhauses auf ihrem Grundstück, Parz. Nr. 2079 an der Landhausstraße eingereicht und bitten um Erteilung der Baugenehmigung. Sie ersuchen gleichzeitig um Aufhebung des Bauverbots für das auf dieser Parzelle und auf dem sonstigen Gelände im Nickentäle, da kein zwingender Grund hiefür bestehe. Die Absicht der Stadtgemeinde, den freien Ausblick zu erhalten, dürfe nicht zu einer derartigen schweren finanziellen Schädigung der Grundbesitzer führen. Das Gelände werde durch das Bauverbot völlig entwertet. Weigere sich die Stadtgemeinde, das Bauverbot aufzuheben, so müßten sich die Gesuchsteller Vorbehalten, angemessene Schadensersatzansprüche zu stellen. Nach eingehender Aussprache kam der Gemeinderat zu dem einstimmigen Beschluß, das Baugesuch abzulehnen. — Die Arbeitszeit im Gaswerk wurde zur Vermeidung der Entlassung eines Arbeiters von 62 auf 48 Wochenstunden herabgesetzt.— Die Kohlenlieferung für das Gaswerk konnte trotz besten Willens der Kommission nicht den hiesigen Kohlenhändlern erteilt werden, da eine Preisdifferenz von jährlich 840 Mark bestand. Der Preisunterschied beträgt 7 Mark für je 10 Tonnen. Das Angebot des Württ. Jndustriekohlen- vereins wurde angenommen. Es handelt sich um Saarkohlen. — Eine Ermäßigung des Strompreises wird hier nicht möglich sein, da der bisherige Strompreistarif (40 L) wesentlich unter dem Friedenspreis (60 ^ nebst Zählermiete) liegt. — Aus dem Bericht der Forst komm ission über das Verkaufswesen ist ersichtlich, daß in letzter Zeit 800 Festmtr. Stammholz zu 35 bis 45 Prozent verkauft wurden. An Brennholz wurden im Jahre 1931 2600 Rm. verkauft, meist freihändig. Altes Stammholz liegt nicht mehr im Stadtwald. Neugeschlagenes Stammholz stehen ca. 1400 Festmtr. verkaufsbereit.
! die freihändig wbgesetzt werden sollen, jedoch nicht unter 45 Pro- ! zent. An Brennholz stehen ca. 1600 Raummeter zur Verfügung.
! — Zur Abgabe an Erwerbslose usw. hat die Waldinspektion der Wohlfahrtskommission 338 Raummeter Brennholz zur Verfügung gestellt. Jeder Erwerbslose soll einen Raummeter erhalten. — Da die Holzhauer sich zu einer freiwilligen Kürzung des Stundenlohnes von 80 auf 70 Pfennig bereit
kleinen und frischen Mund, die höhe, kluge Stirn der Tante. Unter der Sportmütze hervor quollen dunkelbraune, volle Locken, ziemlich kurz gehalten, ohne ein einziges graues Haar.
„Meiner Mutter Leben war und ist nicht leicht!" fuhr Nora unwillkürlich fort, als Frau Barbara nichts erwiderte.
„Es ist Temperamentsache, Nora — das Altern! Ich bin vielleicht — ein heiterer Mensch, vielleicht ein sehr ernster. Das mußt du selbst herausfinden. Ich — werde dir nichts von mir verraten. Aber ich glaube" — und sie lächelte sehr gewinnend, ohne doch die Blicke dem jungen Mädchen zuzuwenden —, „wir werden uns nicht ganz schlecht miteinander einleben."
„Sei nur nicht zu optimistisch, Tante Barbara — sch habe sehr viel Haken und Stacheln in meinem Charakter und kann mich nicht allzu gut beherrschen. Vielleicht bin ich auch — ein bißchen — verbittert!"
Barbara Vollwank lachte leise aus.
„In deinem Alter?"
Aber ehe Noar erwidern konnte, was sie dachte, nämlich: Wir werden früh reif, wir jungen Großstädter!, lenkte Frau Barbara den Wagen in die breite und elegante Auffahrt eines herrschaftlichen Hauses, sprang aus dem Wagen und reichte Nora die Hand zum Aussteigen.
„Willkommen in Haus Vollwank, Nora von Feldheim!" sagte sie in einem Ton, der sowohl Schelmerei wie Feierlichkeit auszudrücken schien. „Es heißt: im alten Hause, das ich ganz besonders liebe, in dem ich fast immer wohne. Droben auf dem Berge, am Tölleturm, haben wir noch eine ganz moderne Villa, die du auch bald sehen wirst. Aber hier bin ich so schön nahe der alten Fabrik, die noch immer die Hauptfabrik ist und längst ganz und gar Modernisiert — hier bin ich den Büros ganz nahe! Beschaue dit den Stil, Nötä! Das dunkle Schiefergetäfel der Mauern, die weißen Fensterrähmen und Türen, die schlichte Front, das prachtvolle Barok des Haupteinganges. Hast du Sinn für Kunst? Belgische Häuser nennt man diese Art Gebäude. Aber nun laß uns endlich eintreten, Nora. Den Garten werden wir uns morgen anseben — oder vielleicht auch nach Tisch, wenn es nicht zu ermüdend für dich ist."
(Fortsetzung folgt.)