Nr. 300
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Aus Baden
Schönmiinzach, 21. Dezember. Am letzten Sonntag fand die E inweih ungdesKirchleinsinderSchön- münz statt. Es liegt lieblich auf einer kleinen Erhöhung über Zwickgabel und ist ein reizendes kleines Gotteshaus, das von Architekt Emil Weippert-Stuttgart erstellt wurde. Seither wurde an manchen Sonntagen im Schulhaus der Gottesdienst Nbgehalten. Bei der Weihefestlichkeit hielt Pfarrer Unz die Festpredigt, Dekan Haller sprach das Weihegebet und Prälat Schoell, der es sich nicht nehmen ließ, bei der Einweihung des kleinen Kirchleins in unserem einsamen Tal zugegen zu sein, überbrachte die Glück- und Segenswünsche des Kirchenpräsidenten.
Schluchsee, 21. Dezember. Nachdem die Staumauer des Schluchseewerks nun in ihrer ganzen Breite 910 Meter Höhe ü. d. M. erreicht hat, wurden in den letzten Tagen sämtliche Abflußstellen verschlossen und damit m i t der endgültigen Stauung begonnen. Oberhalb der Staumauer hat sich die Schwarza in einen ansehnlichen Teich umgewandelt. Mit dem Eintritt niederschlagsreicher Witterung wird das ganze Gelände im Bereich der alten Straße unter Wasser kommen. Deshalb müssen die noch vorhandenen alten Gebäude verschwinden. Sie sind Wahrzeichen der ehemaligen Benediktinerabtei St. Blasien. Neben der Zehntscheuer in Seebrugg fällt auch das Seebrugghotel dem Abbruch zum Opfer.
Der Arbrilsmarkt
275 »M Arbeitslose in Württemberg und Baden
Am 15. Dezember 1931 wurden im Bezirk Slldwestdeutjchland infolge der jahreszeitlichen Verschlechterung des Arbeitsmarktes wiederum 15VVÜ Arbeitslose aller Berufsgruppen mebr gezäblt als am 30. November. Die Gesamtzahl der bei den wllrttember« gischen und badischen Arbeitsämtern eingetragenen arbeitsuchenden Personen betrug 287 968. Davon waren 275143 Personen, das waren 54,7 vom Tausend der Wohnbevölkerung, arbeitslos. Im ganzen Reich waren Ende November aber auf 1900 Einwohner schon 81 Arbeitslose gekommen. Der Stand an unterstützten Arbeitslosen war nach der Statistik der Arbeitsämter am 15 Dezember 1931 folgender: In der versicherungsmähigen Arbeitslosenversicherung 90 774 Personen (72 369 Männer, 18 408 Frauen), in der Krisenunterstützung 69 367 Personen (59 528 Männer. 9838 Frauen). Die Gesamtzahl der Unterstützten stieg um 115K7 Personen oder um 7,8 v. H. von 148 574 Personen (121919 Männer, 26 655 Frauen) auf 160141 Personen (131 898 Männer. 28 243 Frauen); davon kamen auf Württemberg 68 402 gegen 63 563 und auf Baden 91739 gegen 85 011 am 30. November 1931.
ErMken aus der Schwäbischen Alb
Von den drei wiirttembergischen Erdbebenwarten Stuttgart, Hohenheim und Ravensburg wurde in der Nacht zum Dienstag kurz vor 4 Uhr ein schwächeres Erdbeben verzeichnet, dessen Herd wieder aus der schwäbischen Alb in der Gegend von Ebingen liegt. Die Stärke des Bebens ist etwa dieselbe wie am 11. Dezember dieses Jahres.
Reutlingen. 22. Dez. (Die Erde bebt.) Heute früh um 3.30 Uhr wurde in Reutlingen ein ziemflich heftiger Erdstoß verspürt. Ihm ging ein kurzes, dumpfes Rollen voraus. Der Stoß verlief ruckartig und brachte die Wände zum Erzittern. Die Holzmöbel ächzten laut in ihren Fugen.
Tübingen, 22. Dez. (Erdstoß.) Ein Erdstoß wurde vergangene Nacht in Tübingen und in Lustnau wahrgenommen. Durch die unterirdische Erschütterung erwachten die Leute aus dem Schlaf.
Firma ist groß und, ich darf wohl sagen, angesehen. Der Krieg und die Inflation haben auch uns schwere Zeiten gebracht. Aber das Haus war zu fest und solid begründet, um auch nur zu wanken. Heute, sechs Jahre nach der Inflation, hat es längst und unbestritten den alten Glanz wiedererlangt und durch Aufnahme einiger neuer Industriezweige — zum Beispiel der Kunstseidenherstellung — überstrahlt es ihn fast. Mein lieber Mann — ein Vetter übrigens — hat mich allerdings früh allein gelassen. Aber ich war nicht verlassen — treue Angestellte, ehrliche und geniale Mitarbeiter und Teilhaber standen mir zur Seite. Auch bin ich ja selbst eine Vollwank und habe Unternehmerblut in den Adern. Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich Witwe und Mitchef der Firma.
Drei Söhne standen mir zur Seite. Die beiden älteren hat mir der Krieg entrissen. Mein jüngster Sohn, der nun bald sechsundzwanzig Jahre alt wird, ist mir geblieben. Was ich aber bei meinem zunehmenden Alter entbehre, ist eine Tochter. Zufällig höre ich, daß mein Vetter Ewald — Ihr Gatte — zwei Mädchen hinterlassen hat. Und so wende ich mich vertrauensvoll an die unbekannte Kusine mit der Anfrage, der Bitte: Könnten wir die seit langem unterbrochenen Familienbeziehungen nicht neu ausnehmen? Vielleicht hätte eine Ihrer Töchter Zeit und Lust, auf kürzere oder längere Zeit zu mir zu Besuch zu kommen — ohne eine feste Bindung oder Abmachung, nur zum Kennenlernen. Mein Sohn geht in allernächster Zeit auf Reisen und bleibt vielleicht monatelang im Ausland. Ich sehne mich danach, einen jungen Menschen um mich zu haben, der» wenn unsere Sympathien sich finden, ein bißchen Haus- töchterchen bei mir spielt, ja, auch mal einen Brief für mich schreibt, einen Gang für mich erledigt. Alles ganz ohne feste Bindung, wenigstens fürs erste. Ihre Tochter würde als Tochter ausgenommen werden — und ich würde mich freuen, wenn sie mir wie einer Verwandten entgegenkäme.
Ich sehe Ihrer Rückäußerung entgegen und vetbleibe mit den verbindlichsten Grüßen
Ihre Kusine Barbara Vollwank.
Meim Nachrichten aus aller WM
Ein Kind mit dem Wohnwagen verbrannt. In Darmstadt geriet der Wohnwagen des Händlers Gerhard in Brand. Als die Feuerwehr an der Brandstelle eintraf, stand der Wagen lichterloh in Flammen, so daß es nicht mehr möglich war, das noch im Wagen befindliche, drei Monate alte Kind des Gerhard zu retten.
Drei Knaben im Dorfteich ertrunken. In Hohenkirchen bei Schwerin vergnügten sich die im Alter von 6, 11 und 12 Jahren stehenden drei Söhne des Hofbesitzers Reuter auf dem Eis des Dorfteiches. Dabei brachen sie ein und fanden alle drei den Tod durch Ertrinken.
Handel und Verkehr
Wirtschaft
Vorläufige Stillegung der A. Borstg GmbH. Tegel. Die GeseU- schair bat ibrer Belegichait mitgeleilt. daß wegen Ausnahme einer gründlichen Inventur iowie zur Klärung der mir der Zahlungseinstellung zusammenhängenden Fragen der Betrieb zeitweise stillgelegt und der grünte Teil der Belegschaft vorübergehend entlassen werden müsse.
Zollerhöhung für Butter in der Schweiz. Der Bundesrat hat den Zoll für Butter mit Wirkung vom 23. Dezember um einen weiteren Zuschlag von 60 Franken illr 100 Kilo erhöht.
Aenderung des Mais-Preises. Der Verwaltungsrat der Reichs- maisstelle beschloh. die Preise iür Donau-Ealsox-Mais mit sofortiger Wirkung um 5 Reichsmark aus 150 Reichsmark je Tonne zu ermäßigen und die Preise iür Plata-Mais um 5 Reichsmark auf 165 Reichsmark zu erhöhen.
Getreide
Berliner Produktenbörse vom 22. Dez. Weizen märk 212 bis 214. Roggen märk 190—192. Braugerste 151—164 Futter- und Fndustriegerste 148—149 Haler märk. 131—142. Weizenmehl 26.75—30 75. Roggenmehl 25.75—27.80 Weizenkleie 9—9.25 Rog- gsnkleie 9.50—10 Viktoriaerbsen 21—27 50 kleine Speiseerbsen 22 -24.50 Futtererbsen 15—17.50. Allgemeine Tendenz: rubig.
FruÄtvreise. Ellwangen: Weizen 11—11.40, Roggen 10.2V bis 10.50. Saier 6.60—7 20 M. — Ravensburg: Besen 9.50 bis 9 75. Weizen 11—12.25. Roggen 10—10.25 Gerste 8 75—9.10. Haber 8—8.15 M. — Urach: Mischling 10.50 Weizen 12—13, Dinkel 8.60—9.20 Roggen 10.80. Gerste 8—9.20, Linsen 12—14, Haber 6.50-7.80 Mark.
Märkte
Stuttgarter Schlachtviebmarkt vom 22. Dez.
Zugetrieben: 12 Ochsen. 16 Bullen. 255 Jungbullen. 249 Rinder. 173 Kühe, 1771 Kälber, 2104 Schweine, 1 Ziege. Unverkauft: 20 Rinder.
Ochsen: ausgem. 30—33 (uno.), vollfl. 25—29 (unv.), fl. 20 bis 24 (unv.).
Bullen: ausgem 24—26 (23—24), vollfl. 22—23 (20-22), ft. 20—22
Rinder: ausgem. 34—37 (33—36), vollfl. 26—30 (25-30), fl. 21—24 (20—24).
Kühe: ausgem 22—26 (unv.), vollfl. 17—20 (unv.1. fl. 12 bis 15 (unv.). ger. 9—11 (unv 1.
Kälber: feinste Mast- und beste Saugk. 37—40 (38—40). Mittl. 33—36 (33-37). ger. 28—32 (28—31).
Schweine: von 240—300 Pid. 46—48 (unv.). von 200—240 Pfd. 44—45 (45—46). von 160 -260 Pfd. 42—43 (44- 45). von 120—160 und unter 120 Pfd. 38—40 (41—43) Sauen 30—37. Verlauf: Großvieh mäßig belebt. Kälber belebt Schweine rubig, geringer Ueberstand.
Pforzüeimer Schlachtviehmarkt vom 22. Dez. Auftrieb: 7 Ochsen 1 Kub. 56 Rinder 22 Farren 80 Kälber. 398 Schweine. Preise: Ochsen 28—33 Farren 22-25. Rinder 31—36, Kälber 32—40. Schweine 46—49. Marktverlauf: mähig belebt.
Schweinepreise. Besigheim: Milchschweine 13—15 M. — Herrenberg: Milchschweine 12—18. Läuier 20—24 M. — Kirchheim u T.: Milchschweine 8—18. Läuier 30—60 M. — Marbach: Milchschweine 8—14 M. — Ravensburg: Ferkel 10—15. Läu'er 20—25 M. — Saulgau: Ferkel 13 bis 16, Läufer bis 40 Mark.
Biehpreise. Böblingen: Kalbinnen 380, Jungvieh 123 bis 200 M. — Ravensburg: Anstellrinder 80—250. trächtige Kühe 200—360, Milchkühe 180—300, Kalbeln 260—360 Mark.
„Nora", sagte Frau Major überwältigt, „das ist etwas für dich!"
Das junge Mädchen überflog den Brief noch einmal.
Es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, dachte sie resigniert. „Ja, Mutter, das ist ein wahres Glück!" sagte sie laut, aber ohne rechten Glauben.
„Ich werde umgehend antworten und dich ihr anbieten", fuhr Frau Major fort. „So bekommst du doch auch etwas von der Welt zu sehen."
„Ja, Mutter!" erwiderte Nora. Wie froh sie ist, mich loszuwerden!, dachte sie traurig und sogar ein wenig verletzt. „Hoffentlich ist diese Frau Vollwank, keine — Frau Piefke!" konnte sie nicht unterlassen hinzuzufügen.
Frau Major lachte laut und herzlich.
„Nora, sie ist eine Verwandte deines Vaters . . ."
„Sehr entfernt!"
„Diese großindustriellen Firmen sind alt und vornehm!"
„Was heißt vornehm?" Nora zuckte mit den Achseln. „Reich? — Dann wären wir sehr unvornehm — und Piefkes —"
„Nun vergiß doch endlich mal deinen Freund Piefke, Kind!" fuhr die Mutter das junge Mädchen in aller Liebe energisch an. „Du leidest tatsächlich an.Piefkomanie'!"
„Das gebrannte Kind . . .!"
„Ja, ja! Aber nur Mut und frisch von neuem angefangen! Diese Frau Vollwank hat eine Art zu schreiben, die mir gefällt."
„Wahrscheinlich hat sie uns nötig, sonst würde sie sich unserer so plötzlich nicht erinnern."
Frau Major schüttelte mit dem Kopfe.
„Wenn schon — besser sie uns, als wir sie!"
Allerdings enthielt der Brief der Frau Vollwank einige zarte Retuschierungen der tatsächlichen Verhältnisse, die weder die vertrauensselige Frau Major, noch bereu mißtrauische Tochter ahnen konnten.
So war es ihr zum Beispiel nicht ganz zufällig zu Ohren gekommen, wo und wie die Frau Major von Feldheim lebte. Von den einhundertzweiundsiebzig Bewerbungsschreiben, die sie durch eine Agentur auf eine Annonce nach einer Privatsekretärin erhalten, war das eine von Nora von Feldheim gewesen, und die beigelegte Photographie
Vergleichsverfahren
Hans Haug (Sporthaus Haug) in Stuttgart.
Wilhelm Raible, Trikotwarenfabrik in Truchtelfingen. Wilhelm Marquardt, Fahrrad- und Motorradhandlung in Onolzheim.
Eust. Stierte, Schneidermeister in Enzberg O.A. Maulbronn.
Letzte Nachricht«
Explosion an Bord eines deutschen Dampfers
Newyork, 22. Dezember. An Bord des 3(100 Tonnen großen deutschen Frachtdampfers „Henry Horn" ereignete sich heute im Maschinenraum eine Explosion. Vier Heizer wurden schwer verletzt, drei schweben in Lebensgefahr.
Deckeneinsturz in der vatikanischen Bibliothek
Stadt des Vatikans, 22. Dezember. In einem Teil der vatikanischen Bibliothek sind an der dem Hof des Belvedere zugekehrten Seite die Decken in drei Stockwerken eingestürzt. Bei dem Einsturz in der alten Vatikanbibliothek werden vier Arbeiter vermißt, die wahrscheinlich unter den Trümmern begraben sind. Rund 20 000 Bände, bei denen es sich fast ausschließlich um Druckwerke handelt, wurden unter den Trümmern begraben. Die unersetzlichen Manuskripte, die bis ins vierte Jahrhundert nach Christus zurückreichen, dürften mit ganz wenigen Ausnahmen unbeschädigt geblieben sein.
Ungarn erklärt ein Transfermoratorium
Budapest, 22. Dezember. Die ungarische Regierung hat heute ein Transfermoratorium erklärt und angekündigt, sie werde in den kommenden zwölf Monaten von gewissen Ausnahmen abgesehen, die in diesem Zeitraum fälligen Zahlungen aus den Auslandsverpflichtungen Ungarns nicht in fremden Zahlungen, sondern in Pengö tilgen. Die Zahlungen erfolgen nicht direkt zu Händen der Gläubiger, sondern an einen von der Ungarischen Nationalbank verwalteten Fonds, aus dem die ausländischen Forderungen im Einvernehmen mit dem von der B.J.Z. der Ungarischen Nationalbank zugeteilten Beirat unter Anhörung des Vertreters der Gläubiger honoriert werden. Hinsichtlich der privaten kurzfristigen Anleihen strebt die Regierung ein sechsmonatiges Stillhalteabkommen an.
Vandervelde gegen die belgische Militärvorlage
Brüssel, 22. Dezember. Die Kammer beriet heute über die Vorlage, die das Truppenkontingent für das Jahr 1932 festsetzt. Vandervelde erklärte, die Sozialistische Partei werde die Vorlage nicht annehmen. Sie sei vom internationalen Standpunkt aus für vollständige Abrüstung. Frankreich, Amerika, England, Rußland und Italien wollten ein Rüstungssystem, das ihnen eine starke Kampfkraft verleihe. Das sei nicht nach dem Sinn der Sozialistischen Partei; denn es stehe im Widerspruch zum Versailler Vertrag. Sollte die Abrüstungskonferenz scheitern, so würde dies von folgenschwerer Bedeutung sein; denn Deutschland habe bereits erkennen lassen, daß es dann wieder eine Vermehrung seiner Rüstungen verlangen werde.
Mutmaßliches Wetter für Donnerstag
Da das große Hochdruckgebiet über dem Festland immer noch vorherrscht, ist für Donnerstag immer noch ziemlich frostiges, zu Schneefällen geneigtes Wetter zu erwarten; obwohl über Island und West-England bereits Regenwetter eingetreten ist. Die kalten Winde kommen noch au» Nordosten und haben sogar an der Riviera Schneefälle her- beigefllhrt, auch Italien meldet leichten Frost.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckcrei, Altensteig. Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lau?
hatte so unverkennbar verwandtschaftliche Züge aufgewiesen, das ernste, sachliche Schreiben des jungen Mädchens hatte ihr so gut gefallen, daß sie mit ihrem Sohne in eine lange und eingehende Beratung eingetreten war. Das Resultat waren einige weitere Retuschierungen in dem beabsichtigten Schreiben.
„Mit Verwandten muß man doppelt und dreifach vorsichtig sein!" hatte sich die weltersahrene Dame gesagt. „Also nur keinerlei feste Bindungen. Aber wenn es sich machen ließe — warum das Gute, das man zu vergeben hat, nicht Leuten zufllhren, die schließlich noch ein wenig Anrecht auf einen haben? Und Feldheim, den ich, als er ein blutjunger Leutnant war, einige Male gesehen habe, war ein feiner, lieber Mensch!"
„Arme Verwandte?" hatte der junge Vollwank kopfschüttelnd gesagt. „Mutter, Mutter, setz' dir keine Läu e in den Pelz!"
Man kam sich — wahrlich — von beiden Seiten mit der genügenden Vorsicht entgegen.
„Wenn es unerträglich sein sollte, Nora", prägte die im Abschiedsschmerz besorgte Frau Major, bereits mit ihr auf dem Bahnsteig wartend, der Tochter noch einmal ein, „so schreibst du um ein Paar schwarzseidene Strümpfe. Dann depeschiere ich sofort, daß du wegen einer Erkrankung im Hause zurückkommen mußt. Du brauchst dann, solange du die Gastfreundschaft dort genießt, kein mißbilligendes Wort zu schreiben — und wir verstehen uns doch. Vergiß es nicht, liebes Kind!"
Nora lächelte.
„Wir wollen uns nach keiner Richtung hin Illusionen machen, Mutter!"
„Illusionen? Ich bitte dich, Kind! Ich bin nur in Sorge. Sie sind uns so fremd — und kommen doch mit den Anmaßungen von Verwandten an uns heran."
„Nun, die Briefe der .Tante Barbara' — ich Hab' es nicht gern, daß ich sie gleich so nennen soll; aber da ist ja nun nichts zu machen —, die waren doch recht rücksichtsvoll und fein. Wir wollen versuchen, nach keiner Richtung hin Vorurteile zu haben." —
(Fortsetzung folgt.)