Nr. 263

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Täter, der nach seiner rohen Tat flüchtete, konnte von einem Schutzmann eingeholt und festgenommen werden.

Kuppingen, 9. November. (Bürgermeisterwahl.) Bei der am Samstag abgehaltenen BUrgermeisterwahl stimm- i ten von 660 Wahlberechtigten 601 Wähler ab. Es erhielt ! her seitherige Bürgermeister Mayer 247 Stimmen, Ver- umltungspraktikant Martin Reinhardt von Stamm­heim dagegen 351 Stimmen und ist somit zum Bürgermei­ster der Gemeinde Kuppingen gewählt.

, Rottweil, 9. November. (Todesfall.) Kurz nach Voll­endung seines 22. Lebensjahres ist der einzige Sohn des Dr. Max Duttenhofer in Neunthausen, der chemie­studierende Max Kurt Duttenhofer, infolge eines llnglücks- salles aus dem Leben geschieden.

Stuttgart, 9. Nov. (Verhaftung eines Reich s- ! tagsabgeordneten.) Die Kommunistische Partei ! veranstaltete am Samstag abend in der Stadthalle eine Reoolutionsfeier. die ruhig verlief. Dagegen wurde der Neichstagsabgeordnete Schlaffer nach der Feier verhaftet, weil er während der Versammlung eine Anspache gehalten ^ hat, was den vom Polizeipäsidium der Parteileitung auf­erlegten Verpflichtungen widersprach. Schlaffer kommt vor den Schnellrichter.

Motorradunfall. Bei einer Motorradfahrt ist am Sonntag auf der Straße von Vaihingen zum Wildpark der als Motorrennfahrer bekannte 23 Jahre alte Hans Tho- mann von Vaihingen bei einem Sturz mit dem Motorrad Lurch einen schweren Schädelbruch tödlich verunglückt.

Arbeitslose. Im Arbeitsamtsbezirk Stuttgart gab es auf 31. Oktober insgesamt 18154 Unterstützungsempfän­ger. Davon entfallen auf Eroß-Stuttgart 11 940.

Wohltätigkeitsabend. Der Wllrtt. Landesver­ein vom Roten Kreuz veranstaltete am Samstag im Kunst­gebäude einen Wohltätigkeitsabend, der von über 1500 Teilnehmern besucht war. Als Gäste waren Oberbürger­meister Dr. Lautenschlager, die Generalmajore Kaupisch und Muff sowie Regierungspräsident Brand-Sigmaringen anwesend. Auch aus Eßlingen und Ludwigsburg waren viele Gäste erschienen. In dankenswerter Weise haben Freunde und Gönner des Roten Kreuzes in Handel, Ge­werbe und Industrie, aber auch private Kreise gerade in diesem Jahre ihr Interesse für das große Liebeswerk des Roten Kreuzes durch die Zuwendung ganz besonders reicher Gaben in großer Zahl zum Ausdruck gebracht. Die Musik des Abends wurde von einer Kapelle ausgeführt, die aus­schließlich erwerbslose Musiker umfaßte. Die Veranstaltung war für das Rote Kreuz ein voller Erfolg.

Eine Rechtsanwältin. Nach Zulassung beim Landgericht und Oberlandesgericht Stuttgart hat sich hier ^ eine Rechtsanwältin niedergelassen.

Er schämt sich ja so". Ecke Hasenberg- und Rote- bühlstraße, vor dem Portal der neuen Städtischen Handels­schule, steht splitternackt der Merkur auf seinem Postament.

, Schon einmal wurde diesem jungen Handelsgott ein Streich gespielt. In der Nacht zum Sonntag haben sich, wie die Süddeutsche Zeitung" berichtet, ebenfalls wieder Spaßvö­gel seiner bemächtigt. Die schlanken Hüften des Jünglings zierte eine Badehose. An einem Bindfaden hing ein Schild mit der Aufschrift:Ich schäme mich ja so vor der Mädchen-

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Kirchheim a. N. OA. Besigheim, 9. Nov. (Sturz vom . Zug.) Am Samstag abend stürzte der 38jährige Gottlob Drück, Vahnarbeiter in He-lbronn, der hier wohnhaft ist, aus dem hier ankommenden Zug. Wegen Umbau fahren die Züge langsamer. Wahrscheinlich wollte Drück den Weg abkllrzen und fiel bei dem Versuch, vom Zug zu springen, über dem Durchlaß ab. Er starb auf dem Wege ins Bönnig- heimer Krankenhaus.

>. Ilzmaden OA. Kirchheim, 9. Nov. (Unfall im St"einbruch.) Am Freitag stürzten in einem Steinbruch bei Holzmaden, während der verheiratete Steinbrecher Karl Rummelspacher von hier unten beschäftigt war, von oben Echiefermassen nach, wodurch er schwer verletzt wurde. Rummelspacher erlitt einen komplizierten Unterschenkel­bruch, einen Armbruch, sowie eine Wirbelsäulenverletzung und wurde ins Bezirkskrankenhaus verbracht.

Oehringen, 9. Nov. (Verhängnisvoller Schuß.) Abends wurde im Kupfertal der in den 30er Jahren stehende Kriegsinvalide Ehr. Pfeifer von Fllßbach, als er im Walde mit dem Sammeln von Bucheckern beschäftigt s war, plötzlich von der Schrotladung eines Jagdgewehres in Brust und Hals getroffen. Der unvorsichtige Schütze, Gutsbesitzer Knorr jr. von Schaihof, schoß in der Annahme, ein Reh vor sich zu haben. Der Schwerverletzte, um dessen s Leben zu fürchten ist, wurde ins Haller Diakonissenhaus verbracht.

Geislingen a. St., 9. Nov. (Motorradunfall.) Der 28 Jahre alte Holzarbeiter Alfons Knoblauch von Vöhmenkirch wollte nach Geislingen fahren. Auf der Fahrt platzte am Motorrad ein Schlauch, wodurch das Rad ins Schleudern kam und Knoblauch vom Rad stürzte. Er zog iich einen schweren Schädelbruch zu, dem er erlag.

Klein-Eislingen, 9. Nov. (U e b e r f a h r e n.) Nachmit­tags wurde am Ortsausgang nach Salach der vierjährige Sohn Helmut des Maurers Klooß von einem Viberacher Personenkraftwagen angefahren, auf die Straße geschleu­dert und mit einem schweren Schädelbruch ins Krankenhaus nach Göppingen verbracht, wo das Kind nach seiner Einlie- serung starb. Den Autolenker trifft keine Schuld, da das Kind ins Auto gesprungen ist.

Söhnstetten AO. Heidenheim, 9. Nov. (2100Markge- stohlen.) Am Samstagabend wurden dem Besitzer des Gasthauses zum Hirsch aus einem Schreibtisch im 1. Stock der Betrag von 2100 Mark entwendet. Vom Täter fehlt bis >ktzt jede Svur.

Riedlingen, 9. Nov. (Todesfall.) Am Samstag abend verschied Pfarrer a. D. Franz Sales Müller im Alter von 63 Jahren. Während des Krieges ging er als Freiwilliger nach Belgien, wo er bei einem Sanitätskom­mando tätig war und dabei in freiwilliger Weise die Dienste eines Feldgeistlichen in der Etappe versah. Pfarrer Müller galt als eine Autorität in der Käferkunde.

Neresheim, 9. Nov. (Gefaßter Dieb.) Vor einigen Tagen stahl ein unbekannter Dieb aus der Eemeindekasse von Eglingen 640 RM Vom Täter hatte man keine Ahnung. Nun kam der Dieb, ein Zigeuner, als richtiger Frechdachs in irgend einer Sache aufs hiesige Oberamt. Der neugekleidete Mann fiel den Beamten auf. Kurze tele­phonische Verständigung der Landjäger, Kreuzverhör folgte und man hatte den Eglinger Dieb in den Händen.

Erunbach OA. Schorndorf, 9. Nov. (Lebende Mab käfer.) Kürzlich wurden beim Umschoren einer Wiese auf einer Länge von ungefähr 10 Meter in halber Spaten­tiefe 40 lebende Maikäfer herausgegraben. Das ist sicher eine Seltenheit im November. Im Volksmund wird an­genommen, daß dann kein allzu schlimmer Winter be- Dorsteht.

Weinsberg, 9. Nov. (H y b r i d e n s r e i.) Dank der staatlichen Beihilfen zur Umstellung jämticher Hybriden­anlagen Württembergs haben sich die hiesigen Hybriden­besitzer zur Umstellung ihrer Hybriden auf Europäerreben einmütig entschlossen. Bis 1. Januar 1932 sollen alle Hy­briden vernichtet werden. Die hiesige Weinbaufläche von ca. 200 Hektar wird somit hybridenfrei.

Aus Baden

Pforzheim, 8. November. (Raubüberfall.) Am Freitag­abend begaben sich vier Mädchen nach Geschäftsschluß nach Hause. Außerhalb Dillstein auf halbem Weg nach Büchenbronn, wo die Mädchen wohnen, wurden sie von einem Mann angehalten, der ihnen eine brennende Taschenlampe entgegenhielt und rief: Geld heraus, oder ich schieße!" Er entriß einem Mädchen die Handtasche, in der sich ihr ganzer Wochenlohn befand und flüch­tete unerkannt. Die Gendarmerie fahndet eifrig nach dem Täter.

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Reutlingen, 7. Nov. Bei einem Reutlinger Besuch batte Wirt- 7 jchaflsminister Dr. Maier auch eine Aussvrache mit den Be­triebsratsvorsitzenden und deren Stellvertreter. Wirtschaftsmini- ster Dr. Maier erklärte vabei zur Lobnirage, daß er sich den Standpunkt des Reichskanzlers Brüning zu eigen mache. Die Löhne können nicht weiter gesenkt werden, die Preise müssen herunter. Wir müssen billiger produzieren, die Gestehungskosten ! müssen gesenkt werden. Die Sozialversicherung muß ausrecht er­halten und zugleich aber auch billiger werden. Sie darf nicht ausgenutzt werden, sondern nur wirklich Bedürftigen zugute kom­men. Die Arbeitszeitverkürzung ist Sache des Reichs, eine we­sentliche Einwirkung der Länder in dieser Frage besteht leider nicht, wie überhaupt die ganze Arbeitslosenfrage Sache des Rei­ches ist: sehr zum Schaden der Arbeitslosen im eigenen Land. Württemberg zahlt monatlich 2 bis 2,8 Millionen Mark der ein­gehenden Arbeitslofenversicherungsbeitriige an das Reichsarbeits­amt zurück; eine Summe, die besser im eigenen Lande zur Ar­beitsbeschaffung verwendet werden könnre. Dagegen erhält Würt­temberg von den 15l> Millionen Mark, die das Reich den Gemein­den zur Unterstützung der Wohlfahrtserwerbslosen überwiesen hat, ganze 217 00V Mark, Baden 3 Millionen und Sachsen 21 Mil­lionen. Bei Lobnkümvfen müsse die Regierung sich neutral ver­halten; eine Einwirkung auf den Schlichter, so oder so, erfolge nicht, da letzterer dem Reich unterstellt ist. Bei Finanzierung der Rußlandaufträge tue die Regierung ihr menschenmöglichstes.

Neue Eottesdienftordnung der evGng. Landeskirche

Stuttgart, 7. Nov. Am ersten Advent dieses Jahres tritt in der evang. Landeskirche eine neue vom Landeskirchentag beschlossene Gottesdienstordnung in Kraft. Sie besteht aus: Orgelvorspiel, Cborgesang, Eingangslied, Eingangsgruß, Eingangsgebet, stilles Gebet, Schriftlesung, Predigtlied oder Chorgesang, Predittext und Predigt. Gesang nach der Predigt, Schlußgebet, Vaterunser. Schlußlied, Verkündigungen, Segen, Orgelnachsviel. Diese Eot- tesdienstordnung ist die um Schriftlesung, Predigtlied und Ge­sang nach der Predigt erweiterte Form des alt-württembergischen Sonntagsgottesdienstes; nur die Schlußstllcke sind nach der alt- ! ulmischen Ordnung umgestellt. Am 1. Advent wird auch das neue j Kirchengebetbuch eingefjihrt.

Protestkundgebung gegen Wein- und Obstmoststeuer

Stuttgart, 8. Nov. Am Sonntag nachmittag fand im Siegle- Haus eine Protestversammlung des Würlt. Weinbauvereins, deg Wllrtt. Obstbauvereins, des Landesverbands der Wirte Würt­tembergs. des Hotelierverbandes, der Vereinigung der Wllrtt. Weinhändler und des Verbands Südd. Kiifermeister gegen di« vom Deutschen Brauerbund geforderte Einführung einer Wein­steuer in Höbe von 60 Mark für den Eimer (3 Hektoliter) und einer Obstmoststeuer von 30 Mark für den Eimer statt. Namens der eingeladenen Verbände begrüßte Reichstagsabgeordneter Haag die Versammlung und die Vertreter der Regierungsstellen und die Vertreter der landw. Organisationen. Das Hauvtreierat erstattete Dr. Fahrenfchon, Generalsekretär des Deutschen Wein­bauvereins. Die Weinsteuer mutz den Weinbau, den Weinbandel und das Gastwirtsgewerbe erdrosseln. Die Forderungen der Brauerbundes auf Einführung einer Wein- und Moststeuer sind daher unbedingt abzulehnen. Wenn der Bierverbrauch von 88 Millionen Hektoliter im Jahr 1920 auf 48 Millionen Hektoliter im Jahr 1930 zurückgegangen ist, so ist daran keineswegs di« Konkurrenz des Weines und des Obstmostes schuldig. Schuld am Rückgang des Bierverbrauchs sind vielmehr die hohen Bierpreisr und der Rückgang der Kaufkraft der Bevölkerung. Eine Bier­steuer haben die Weinbauverbände niemals gefordert. Die Aus­führungen des Redners wurden von Vertretern der anderen ein­ladenden Verbände tatkräftig unterstützt.

Zum Schluß wurde einstimmig folgende Entschließung ange­nommen: Die im Siegle-Haus zu Stuttgart aus ganz Württem­berg versammelten Weingärtner, Obsterzeuger, Gastwirte, Wein- bändler und Küfer erheben voll Entrüstung flammenden Protest j »egen die Bestrebungen des Deutschen Brauerbundes auf Einfüh­

rung einer Wein- und Moststeuer. Die Gründe, die von der Brau­industrie für ihre Forderungen ins Feld geführt werden, sind nicht zutreffend Nicht die Steuerfreiheit des Weines und Mostes ist schuld an dem starken Rückgang des Bierverbrauches, wie die Brauer behaupten, sondern die Verminderung der Kaufkraft wei­ter Beoölkerungsschichten, die hohen Bierpreise, mitverursacht durch die staatliche Besteuerung, und der verregnete Sommer. Daß der Wein nicht schuld sein kann an dem Rückgang des Bier­absatzes ergibt sich einwandfrei aus der Tatsache, daß eine Ver­minderung des Bierverbrauchs um rund 10 Millionen Hektoliter nicht durch eine normale durchschnittliche deutsche Weinernte von nur 2 Millionen Hektoliter bewirkt sein kann und ferner aus dem Umstand, daß die deutsche Obsternte im Jahr 1930 denkbar schlecht ausgefallen ist und Most demzufolge kaum hergestellt werden konnte. Die Einführung einer Steuer auf Wein und Most kann somit auch der Brauindustrie nicht das geringste nützen, an­dererseits aber würde sie den deutschen Wein- und Obstbau und das Gastwirts- und Kmergewerbe und den Weinhandel aufs schwerste schädigen und die Verbraucherschaft erneut belasten. Die immer mehr verarmte Bevölkerung könnte dann nicht nur kein Bier mehr trinken im früheren Ausmaß, sondern auch keinen Wein und Most mehr und der Wein- und Obstbau, die beute schon zu vielfach unter den Gestehungskosten liegenden Preisen ihre Er­zeugnisse verkaufen müssen, sowie das Gastwirts- und Küferge­werbe und der Weinhandel, die bereits in schwierigster Lage sind, müßten völlig zusammenbrechen. Eine Wein- und Moststeuer, sie möge aufgezogen sein wie sie will, wäre ein Verbrechen an wei­ten schwer um ihre Existenz ringenden Berufsschichten. Es muß von der Reichsregierung erwartet werden, daß sie den Vorschlä­gen des Deutschen Brauerbundes nicht Folge leistet und jede ir­gendwie geartete Steuer auf Wein und Obst als undiskutabel ab­lehnt.

Meine Nachrichten aus Mer WM

Eine Bluttat aufgeklärt. Die furchtbare Bluttat in Danne- feld bei Stendal, über die wir berichteten, hat ihre Auf­klärung gefunden. Unter dem Verdacht der Täterschaft wurde der wohnungslose Knecht Paul Walschinski verhaftet. Gleich nach seiner Verhaftung legte er das Geständnis ab, den Altsitzer Schulz mit einem dicken, eisenbeschlagenen Knüppel erschlagen zu haben. Im Besitze Walschinskis fand man 3400 RM.; der gesamte geraubte Betrag wird auf 3500 RM. geschätzt.

Briketts aus gepreßten Kaffeebohnen. Nach einer Reuter­meldung aus Riö de Janeiro beabsichtigt die brasilianische Regierung, auf ihren Eisenbahnen Briketts zu verfeuern, die aus gepreßten Kaffeebohnen hergestellt werden. Sie hofft, dadurch die Vorräte an Kaffee, die bisher ins Meer geworfen wurden, aufzubrauchen. Außerdem hat sie Ver­suchs angeordnet, um aus den Kaffeebohnen Alkohol, Oel .md Zellulose zu gewinnen.

Mord um ein Paar Schuhe? Bei einem Toten, der sei­ner Schuhe beraubt und mit einer schweren Kopfverletzung am Samstag früh auf der Landstraße zwischen Elsbach und Erbach im Odenwald aufgefunden wurde, handelt es sich um den 18jährigen Adam Krämer aus Eüntersfürst, der in Elsbach beschäftgt war. Die tödliche Kopfverletzung ist durch einen Stich herbeigeführt Im Verdacht der Täterschaft hat man drei Handwerksburschen.

Stiftungsfest der Wiirttemberger in Berlin. In schlich-

er und freier Gemeinschaft mit seinen Landsleuten und dankbar der fernen Heimat gedenkend, feierte am Samstag !M sahnen- und blumengeschmückten Bürgersaal des neuen schonederger Rathames der Verein der Wiirttemberger in Berlin ,ein 62. Stiftungsfest.

Aus dem Gerichtssaal

Reichstagsabgeordneter Schlaffer zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt

Stuttgart. 9. Nov. Am Samstag abend hielt die Kommunisti­sche Partei in der Stadthalle eine Revolutionskundgebung ab, di« vom Polizeipräsidium nur unter der Auflage genehmigt worden war, daß sämtliche Reden und Ansprachen dem Polizeipräsidium vorher oorgelegt werden. Entgegen dieser Auslage hielt der kom­munistische Reichstagsabgeordnete Josef Schlaffer von Stuttgart, dessen Rede nicht genehmigt worden war, vor Schluß der Kund­gebung eine Ansprache. Schlaffer wurde daher am Sonntag früh verhaftet. Unter Berufung auf seine Immunität lehnte er die Oeffnung des Sauses und der Wohnung ab. Darauf holte sich die Polizei einen Schlosser, der 1^ Stunden zu tun hatte, bis die Türen offen waren. Nun schritt die Polizei zur Verhaftung. Schlaffer wurde dann nach dem Polizeigefängnis und gegen Mit­tag nach dem Untersuchungsgefängnis transportiert. Heute vor­mittag hatte er sich vor dem Schnellrichter zu verantworten. Er lehnte es ab, sich zur Sache zu äußern. Der Vertreter der An­klage stellte inzwischen fest, daß die Verhaftung durchaus zu Recht erfolgt sei, da ein Reichstagsabgeordneter ohne vorherige Aufhebung der Immunität verhaftet werden könne, wenn die Vchchaftung sofort bei Begebung einer Tat oder spätestens am nächsten Tag erfolgt. Da es sich bei der Ansprache Schlaffers um eine Rede politischen Charakters bandelte, beantragte der Staats­anwalt drei Monate Gefängnis. Das Gericht erkannte auf 3 Monate

Das Urteil im Revisionsvrozeb gegen die Altonaer Vombenleser

Leipzig, 9. Nov. Im Altonaer Bombenlegervrozeß verkündete der dritte Strafsenat des Reichsgerichts soeben folgendes Urteil:

Die Revisionen sämtlicher Angeklagten werden als unbegrün­det verworfen. Zur Begründung wurde ausgeführt. daß sich der senat in allen rechtlichen Punkten den Ausführungen des Reichs­anwaltes vollinhaltlich angeschlossen habe.

Zum Tode verurteilt

Berlin, 9. Nov. Das Schwurgericht 3 verurteilte Frau Berta Klamm, die ihr vierjähriges Mädchen im Jahre 1920 im Flücht­lingslager Sammerstein mittels Kleesal» vergiftet hatte, wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Zuchthausstrafen für politische» Totschlag

Neuruppin, 9. Nov. Das Schwurgericht verurteilte gestern den Kommunisten Plötz aus Wittstock zu 8 Jahren 6 Monaten Zuchthaus. Der Angeklagte hatte am 2. August d. I. bei einer Schlägerei, die sich in Wittstock nach einer nationalsozialistischen Versammlung entwickelt hatte, den SA.-Mann Riihmling und den Reichsbannermann Runzler erschossen.