«Dem. Anzeiger für die Bezirke Nagold. Ealw s. Srelldeastadt Amlrblatt für den Bezirk Nagold a. Meafteig-Siadt

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Altensteig, Mittwoch den 4

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Botschaft« ». Forsch bol Mal

Irr Wro des Zentrums

Berlin. 4. November. DieGermania" beschäftigt sich in ihrem Leitartikel unter der ÜeberschviftDer Weg des Zentrums" mit der bevorstehenden Tagung des Reichsaus- fchusses der Zentrumspartei. Der Reichsausschuß werde vor einer doppelten Aufgabe stehen: Festzustellen, daß sich an dem geraden Kurs des Zentrums nichts geändert habe und nichts ändern werde und daß der Kanzler bei seiner Arbeit um die äußere Befreiung und den inneren Wieder­aufbau auch weiterhin das restlose Vertrauen feiner enge­ren politischen Freunde für sich in Anspruch nehmen dürfe.

Nach einer ausführlichen Darlegung der gegenwärtigen Lage und Hinweisen auf das Vertrauen, das sich der Kanz­ler in der internationalen Welt erworben habe, schreibt das Blatt weiter: Das Zentrum wird erneut seinen Wil­len zu der Außenpolitik der internationalen Zusammen­arbeit zu bekunden Gelegenheit haben. Es kann ihm nicht schwer fallen, hinter den Kanzler zu treten. Auch innen­politisch kann die Haltung des Zentrums nicht einen Augenblick in Zweifel stehen. Das Zentrum hat eine Poli­tik des experimentierens immer abgelehnt. Auch in den kommenden wirtschaftlichen Auseinandersetzungen ist die ausgleichende Stellung des Zentrums notwendiger denn je. Wenn es Wirtschaftskreise gibt, die der Meinung sind, sie könnten der Wirtschaft dadurch helfen, daß sie Arbeit­geber und Arbeitnehmer hoffnungslos in zwei feindliche Lager spalten, dann müssen wir ihnen mit den Worten des Kanzlers im Reichstage bedeuten, daß nicht nur der Kanz­ler, sondern auch das Zentrum die Beschreitung eines Weges ablehnen müssen, der von vornherein eine geschlossene Front gegen die Arbeiterschaft bedeutet. Man wird ein Gegner des Jnterventionismus fein können und man muß es sein ohne daß man dabei die soziale Grundlage verletzt. Die Wiederaufrichtung unseres Volkes und unserer Wirt­schaft ist nur möglich in der Zusammenarbeit aller wirt­schaftlichen Faktoren, und sie ist nur möglich in einer ! Atmosphäre der politischen Vernunft, des wirtschaftlichen Vertrauens, der inneren Ordnung und des äußeren Friedens.

Eine Erklärung des Zentrumsführers im preußischen Landtag gegen das Zusammengehen mit Hitler

Berlin. 4. November. Der Führer des preußischen Zen­trums, Landtagsabgeordneter Heß, schreibt imPressedienst der Zentrumspartöi" im Hinblick auf die Diskussion über eine Synthese Brüning-Hitler:

Der tiefere Sinn unserer innenpolitischen Linie ist ebenso klar wie einfach: Wir können kein politisches Extrem stützen, weder rechts noch links. Die Besitzergreifung der politischen Macht durch eine der politischen Extreme würde unmittelbar den wütendsten Kampf zwischen rechts und links bedeuten. Ausgetragen aber würde diese Selbstzer- fleischung auf dem Rücken der zwischen diesen Extremen liegenden Mittelschichten von Landwirtschaft, Handel, Ge­werbe und Beamtentum. So etwas hielte Deutschland nicht mehr aus. Deshalb kann das an sich schon wider­spruchsvolle Konglomerat, das heute im Nationalsozialis­mus zusammengöballt ist, für das Zentrum als Koalitions­partner nicht in Frage kommen.

ReWtagSabg. Feder über die wir»- schaftsvoWchrn Ziele der N.S.I.AH.

Magdeburg, 4. November. In einer großen Wlrt- schaftskundgebung sprach am Dienstag abend in Magde­burg der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Feder über die Wirtschaftspolitik des dritten Reiches. Die Rede war insofern bemerkenswert, als sie aufgebaut war auf der Voraussetzung, daß die Nationalsozialisten unmittelbar vor der Ergreifung der politischen Macht ständen. Der Redner wies die Behauptung, die Nationalsozialisten woll­ten die Inflation, energisch, zurück. Besonders beifällig aufgenommen wurde eine Erklärung Feders über den kom­menden Staatsgevichtshof. Während jetzt nur er allein Mitglied des Staatsgerichtshofes sei, würden, so sagte Feder, in den nächsten Jahren nur noch Nationalsozialisten den Staatsgerichtshof bilden. Diese würden dann gerechte Richter sein; Auge um Auge, Zahn um Zahn, so werde man über das ganzeNoveniberverbrechertum" urteilen. Das Ziel der Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches würde heute schon im Wirtschaftsrat der N.S.D.A.P. vor­bereitet werden. Feder faßte das Ziel der nationalsozia­listischen Wirtschaftspolitik zusammen in dem Satz: Gemein­nutz vor Eigennutz. Um die Arbeitslosigkeit zu beseitigen, seien Uebergangsmaßnahmen notwendig.

Als solche Uebergangsmaßnahmen nannte Feder die Arbeitsdienstpflicht, die Ermäßigung der Hauszinssteuer gegen Vornahme von Reparaturen an den Häusern, ein

Berlin, 3. Nor. Ueber die Aufträge, die der deutsche Botschafter in Paris, Herr von Hoesch, von der Reichsregie­rung mitbekommen hat, verlautet in politischen Kreisen, daß er nach Unterrichtung durch Herrn Laval über dessen Washingtoner Verhandlungen diesem gewisse Vorschläge der Reichsregierung unterbreiten würde. Diese Vorschläge sollen dahin gehen, innerhalb von zehn Jahre«, und zwar rn Zahreszahlnngen von je 7vl> Millionen RM., 7 Milliar­de« kurzfristige Kredite zurückzugeben. Wie bekannt, wer­den insgesamt die schwebenden kurzfristigen Kredite auf rund 11,5 Milliarden RM. geschätzt, von denen aber 4,5 Milliarden entweder als Rembours-Kredite oder in einer anderen Weise laufen, daß sie sich den Stillhaltever- handlungen jedenfalls aus volkswirtschaftlichen Gründen entziehen. Die deutschen Vorschläge umfassen daher nur die obengenannten 7 Milliarden, und zwar mit der Maß­gabe, daß ihre Rückzahlung mit unserer Handelsbilanz und mit der Aufnahmefähigkeit der fremden Länder für deutsche Waren in Einklang gebracht werden kann.

Wenn die deutsche Wirtschaft wirklich die Gewähr dafür übernehmen will, zehn Fahre lang 7VV Millionen RM. an Frankreich zurückzugeben, so dürfte es selbst dem Wider­willigsten klar werden, daß darüber hinaus Tributzahlungen nicht mehr in Frage kommen können. Nur wenige weitere hundert Millionen würden bereits die erste Milliarde voll­machen, und die Entwicklung des letzten Jahres hat der ganzen Welt mit Deutlichkeit gezeigt, daß aus der völlig darniederliegenden deutschen Volkswirtschaft solche Sum­men einfach nicht mehr herauszuziehen sind.

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Botschafter von Hoesch bei Briand

Paris, 3. Nov. Botschafter von Hoesch, der aus Berlin nach Paris zurückgekehrt ist, hatte nach dem Ministerrat eine gemeinsame Unterredung mit Außenminister Briand und dem Ministerpräsidenten Laval.

besonderes Geld, das geschaffen werden müsse, aber nicht wie Lei der Inflation für das Ausland, sondern für die Innere Produktion. Dieses Geld brauche durchaus nicht neu geschaffen zu werden, es könne erzeugt werden durch die Schaffung von Krediten. Es müsse gelingen, daß der deutsche Boden hergibt, was zur Ernährung des deutschen Volkes notwendig ist. In die Produktionswirtschaft selbst dürfte der Staat im dritten Reich nicht Eingreifen, dagegen werde er das Verkehrswesen, die Schaffung des Geldes, die Regelung des Kredits, also das Bankwesen unter seine Obhut nehmen. Die Rede fand lebhaften Beifall.

Das deutsch-sranz. WrWastskomltee

vor der ersten gemeinsamen Sitzung Fünf Ausschüsse gebildet

Berlin, 3. Nov. Das deutsch-französische Wirtschaftskomitee wird seine erste gemeinsame Sitzung am 13. und 14. November also Ende nächster Woche in Paris abhalten. Aus Spar­samkeitsgründen werden von deutscher Seite nicht alle Mitglie­der an dieser Sitzung teilnehmen: es werden vielmehr nur die höheren Beamten und die Vorsitzenden der verschieden» Ausschüsse nach Paris reisen. Diese Ausschüße sind heute konstruiert wor­den. Sie gliedern sich folgendermaßen:

1. Ausschuß für Handelsoertragsfragen. Sein Vorsitzender ist Ministerialdirektor Posse. Ihm gehören außerdem an Reichs­minister a. D. Hamm vom Deutschen Industrie- und Handels­tag, Reichsminister a. D, von Raumer, für die Landwirtschaft von Schorlemer. für die Gewerkschaften Reichstagsabgeordneter Lemmer vom Gewerkjchaftsring und Tarnow von den Freien Gewerkschaften.

2. Ausschuß für private Wirtschastsvereinigungen. Gr hat die Aufgabe, bereits vorhandene Wirtschaftsvereinbarungen pri­vaten Charakters durch Produktionsangleichungen und weitere» Ausbau zu vervollständigen und womöglich auch auf andere Znteressenkreise zu übertragen. Vorsitzender dieses Ausschusses ist Clemens Lammers vom Reichsverband der Deutschen In­dustrie, weiter gehören ihm an Geheimrat Bücher von der AEG., Direktor Lange vom Verein deutscher Maschinenbauanstalten, Generaldirektor Dr. Pönsgen von den Vereinigten Stahlwerke»

Laval berichtet im Ministerrat

Paris, 3. Nov. In dem heutigen Ministerrat hat, wie das amtliche Kommunique besagt, Ministerpräsident Laval über die Mission berichtet, die er in Amerika durchgeführt hat. Der Zustizminister beglückwünschte im Namen des Mi­nisterrats den Ministerpräsidenten dazu, daß er seine Mis, sio« in einer unter den gegenwärtigen Umständen beson­ders nützlichen Weise durchgeführt und die freundschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen de« Ver­einigten Staaten und Frankreich bestätigt habe. Finanz­minister Flandin unterbreitete dem Ministerrat den end­gültigen Text des Gesetzentwurfes für die Durchführung des neuen Abschnittes des Wirtschaftsprogramms. Auf Vorschlag Lavals wurde beschlossen, den Zeitpunkt des Zu­sammentritts des Parlaments auf den 12. November fest­zusetzen.

Eine Havasauslassung über die Bedeutung der Unterredung Hösch-Laval

Paris, 3. November. Eine Erläuterung der Agentur Havas zu der heute zwischen dem deutschen Botschafter und Laval geführten Unterredung nimmt Bezug auf die Stel­lung des gemeinsamen französisch-amerikanischen Kommu­niques betreffend die zwischen den Regierungen schweben­den Verbindlichkeiten und eine eventuell notwendig wer­dende Neuregelung im Rahmen der vor dem Hoovermora- torium in Kraft gewesenen Bestimmungen sowie aus die durch den Poungplan vorgesehene Prozedur, um alsdann über den weiteren Gang der Verhandlungen folgender vorauszusagen:

Man hat Grund zu der Annahme, daß binnen kurzem der beratende Sonderausschuß regelrecht einberufen und den Auftrag erhalten wird, sich noch vor Jahresende über die Zahlungsfähigkeit Deutschlands zu äußern. Die an den Reparationszahlungen hauptsächlich interessierten Regie­rungen werden alsdann im Verlauf einer internationalen Konferenz mit der deutschen Regierung eine Regelung treffen. Ihr Bestreben wird dahin gehen, diese Regelung noch vor dem 1. Februar 1932 zu erzielen, damit, wenn möglich, gleichzeitig auch die Frage der namentlich von den Vereinigten Staaten und England Deutschland bewillig­ten kurzfristigen Kredite geregelt werden kann. Die heu­tige deutsch-französische Aussprache wird also der Aus­gangspunkt einer Periode großer diplomatischer Aktivität in Europa sein.

und der Gewerkschaftsführer Schmitz von den Christlichen Ge­werkschaften.

3. Ausschuß für Verkehrssragen. Vorsitzender ist Graf Roe» dein Dieser Ausschuß wird sich auch besonders mit Schiffahrt und Luftverkehr beschäftigen.

4. Ausschuß für deutsch-französische Znteressengemeinschafte». Sein Vorsitzender ist Abraham Frowein vom Reichsverband der Deutschen Industrie. An bekannten Persönlichkeiten gehören ihm u. a. an Otto Wolfs-Köln und der Hamburger Bankier Dr. Melchior. Dieser Ausschuß soll vor allem die Zusammenarbeit der Kartelle enger gestalten.

5. Ausschuß für gemeinschaftliche deutsch-französische Zusam­menarbeit im Ausland. Vorsitzender ist der frühere Reichs­minister Zentrumsabgeordneter Dr. Hermes. Von seinen Mit­gliedern seien genannt Direktor von Schnitzler von IG.. Farben, der Mannheimer Industrielle Vögele und für den Afa-Vund Ingenieur Schweitzer.

Nach den Mitteilungen, die von zuständiger Sette in der heu­tigen Sitzung in der Reichskanzlei gemacht wurden, hat sich die Reichsregierung auf eine jahrelange Dauer der Arbeit des Ko­mitees eingestellt.

Stürmische Sitzung des braun­schweigischen Landtages

Zm braunschweigischen Landtag wurde am Montag die Grone Anfrage der Sozialdemokraten über die Genehmigung von Um­zügen verhandelt, wobei die Vorkommnisse beim nationalsozia­listischen Treffen am 17. und 18. Oktober zur Sprache kamen. Abg. Dr. Jasver (Sozialdemokrat) führte Klage darüber, daß Len SA.-Leuten Polizeibefugnisfe vom Ministerium übertragen wor­den seien, dagegen habe man den nicht nationalsozialistischen Vereinigungen durch die Polizei alle Kundgebungen verboten. Der nationalsozialistische Innenminister Klagges verlas eine Er­klärung des Staatsministeriums, in der es deibt, es sei unpar­teiisch verfahren worden. Die öffentliche Ordnung und Sicherheit fei auch künftig gewährleistet. Entgegen Behauptungen, daß die Nationalsozialisten die Zusammenstöße hervorgerufen batten, ver­wies der Minister darauf, daß. wie bei der Harzburger Tag»««