De-irünLet 187?

für die Bezirke

Calw s. IreudeaVM Amtsblatt kör den

a. Alteufteia-EIM

rs» »teilt« «nstrLgr u»»«h«e» »i, keine GewLtzr. rr,»Ltt »sch Tarif, der j-d-ch bei

z«l,chtl. «intreit. sd. Konkurse» hinftlliz »ird. «,fRll»n«rt «ltenstei,. «ericht.stand Rag.ld U », eiae» prei» : Die ei»sp»lti,e Zeile «der deren X«n«is Ps,., die Xekl««ezeile «b Pf,

Erscheint wöchentl. 6 mal. / Bezugspreis: Monatl. 1.86 Mk., die Einzelnummer kostet 1v Pfg. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höh. Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung / Postscheck-Konto Stuttgart 5780 / Telegr.-Ädr.:Tannenblatt" / Telef. 11.

Kummer 223

AILenstetg. Donnerstcrg den 24. September 1931

! 64. Jahrgang

Flandilt über die Wirtschaftskrise

Eens, 23 Sept. Der französische Finaiizminster Flandin hielt E Wirtschaftsausschuß der Völkerbundsversammlung eine groß angelegte Rede, in der er den Standpunkt der französischen Re­gierung zu den finanziellen Fragen der Wirtschaftskrise ein­gehend darlegte. Er wolle die Schwierigkeiten der gegenwärti- gen Situation nicht unterschätzen, aber er lehne es ab. sie dra­matisch zu übersteigern. Haben wir denn Mut zur Wahrheit und strengen wir uns an, den Willen zu gemeinsamer Entschlossen­heit zu besitzen! Als Ursache der Krise bezeichnte Flandin die Inflation der Budgets, den übermäßigen Verbrauch und die Kreditinflation. Jedes suche in der gegenwärtigen Krise eine Lösung, die seinen egoistischen Interessen am geeignetsten sei. Wenn man von Sicherheit spreche, so denke man an die Ab­rüstung der anderen. Man fordere die Beseitigung der inter­nationalen Schulden als wesentliche Ursache der Finanz- und Wirtschaftskrise und man habe dabei besonders die politischen Schulden im Auge. Mehrere derjenigen Länder, deren Geld­wesen ins Schwanken geraten sei, seien Lurch die internationale Finanzregelung überhaupt nicht belastet. Aber auch dasjenige Land, das die Hauptlasten getragen habe, hat während meh­rerer Jahre sich einer unbestreitbaren Sicherheit seines Geld­wesens erfreut und selbst in der Zeit, als seine äußeren Schul­den es viel mehr belasteten als heute. Die Untersuchungen der Basler Sachverständigen haben gezeigt, daß die jüngste Krise in Deutschland ihren Ursprung in der Zurückziehung der kurz­fristigen Kredite habe. Das Transfer-Problem wäre niemals akut geworden, wenn die Gläubigerländer direkt oder indirekt eingewilligt hätten, die Zahlungen des Schuldners durch die Handels- oder Zahlungsbilanz auszugleichen. Was Frankreich anbelangt, so haben wir nicht nur als Bezahlung unserer For­derungen an Dsurmfiand weitgehend Sachlieferungen angenom­men, sondern ich darf auch feststellen, daß unsere Handelsbilanz in den letzten Jahren mit Deutschland die Reparationszahlungen ausgeglichen hat.

Flandin sprach sodann über die Kreditsrage. Bevor man nach neuen Krediten rufe, erklärte er, solle man dafür sorgen, daß die bestehenden Kredite aufrecht erhalten werden. Die Verlänge­rung der kurzfristigen Kredite müsse begleitet sein von energischen innerwirtschaftlichen Anstrengungen. Das sei die notwendige Voraussetzung für jede Konsolidierung des Geldwesens. Es sei aber zugegeben, daß das volle Vertrauen nur durch eine inter­nationale Finanzhilfsaktion wieder hergestellt werden könne. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Vereinigten Staaten und Frankreich über 40 bezw 20 Prozent des Weltgoldbestandes verfügen. Ich habe es nicht nötig, die Behauptung zurückzuwei- se«, daß die Vermehrung des Goldbestandes i» Frankreich mit den deutschen Reparationszahlungen zufammenhängt.

Die progressive Wiederherstellung des freien Warenaustausches und des freien Kapitalverkehrs ist nur durch gemeinsame An­strengungen und durch internationales Denken möglich. Es ist die Pflicht der reichen Länder, denjenigen Ländern zu Hilfe zu kommen, die Kapital benötigen. Das wieder erwachende Ver­trauen wird aber nur langsam die Barrieren beseitigen, die sich absperrend vor die Kredite gelegt haben. Wir find bereit, ge­meinsam den Weg zu gehen, auf dem wir schon so viele Opfer gebracht haben und der einem relativen Wohlstand entgegen- sührt. Wir wollen uns aber nicht der müßigen Hoffnung hin­geben. daß die gegenwärtige Generation, die die Lasten des Krieges und die Jrrtümer der Nachkriegszeit zu trägen hat, den vollen Wohlstand und ein leichtes Leben kennen lerne;' wird.

Sie Lage in der Mandschurei

London, 23. Sevt. Ueber die Lage in der Mandschurei veröl- ientlichtDaily Telegraph" mehrere Meldungen seiner Korre- svondenten im fernen Osten. Ein Bericht aus Tokio besagt. Ja­va» halte jetzt die strategischen Punkte in der Mandschurei völlig unter seiner Kontrolle. Die javanische Regierung habe sich vor der vollendeten Tatsache gebeugt, vor die sie durch ihre militäri­schen Befehlshaber gestellt worden sei. Daß diese die Nation hin­ter sich habe, stehe außer Zweifel. Die Regierung habe zwar ge­stern versichert, daß die javanischen Truppen nicht über Tschangt- schuri hinaus nach Norden vorrücken würden; aber die 4000 in Chardin lebenden Japaner seien in ernster Gefahr, und im Not­fälle würden die Javaner zweifellos in die russische Interessen­sphäre eindringen. Eine Besetzung von Chardin würde die russi­sche Eisenbahnverwaltung mit der Mandschurei abschneiden. Der Korrespondent desDaily Telegraph" in Muküen meldet, die japanischen Militärbehörden träfen Vorbereitungen zur völligen Besetzung der Mandschurei einschließlich der chin Ischen Eisenbah­nen und Häfen. Die ausländischen Banken in Mukden hätten bis auf weiteres geschlossen.

Japanische Truppen auf dem Marsch nach Chardin

London, 23. Sept.Times" meldet aus Tokio: Gestern abend eingetroffenen Preisetelegrammen zufolge find japanische Trup­pen nach Charbin unterwegs. Abgesehen von diesem Vormärsche sind im besetzten Gebiet nur kleinere Scharmützel, aber keine größeren militärischen Vorgänge von Bedeutung zu verzeich­nen. Gegenwärtig bat Japan 14 000 Mann in der Mandschurei, davon 3900. die in den letzten Tagen von Korea dorthin gesandt wurden. Vertragsgemäß darf Japan 15 000 Soldaten in der

FraktiMitzimg »er DeuMrn AMparlei

Dingeldey zur Stellung zum Kabinett Brüning

! Hamburg, 23. September. Der Pressedienst der Deut­schen Volkspartei teilt mit: Die heutige Fraktionssitzung der Deutschen Volkspartei nahm die Berichte der eingesetz­ten Fachausschüsse über die Fragen des öffentlichen Haus­haltes, der Geld- und Währungspolitik, der Hauszinssteuer und des gesamten Lohnwesens entgegen. Das Ergebnis wird für weitere Verhandlungen der Fraktion mit der Reichsregierung und sonstigen politischen Stellen die ge­gebene Unterlage sein. Aufgrund eines Berichtes des x Fraktionsvorsitzenden über seine Verhandlungen mit dem l Reichskanzler über die erlassenen und geplanten Maßnah- ! men der Reichsregierung und über die gesamte politische ! Lage fand eine eingehende politische Aussprache statt. Die Fraktion verzeichnet mit großer Sorge und mit lebhaftem Unbehagen, daß die Reichsregierung gegenüber einer mit jedem Tage gefährlicher werdenden Gesamtlage sich zu j durchgreifenden Entscheidungen noch nicht hat entschließen ! können und daß die bisher veröffentlichten Maßnahmen s einen unverkennbar einseitigen Charakter tragen, f *

!

i Dingeldey zur Stellung der Volkspartei-Fraktion zum s Kabinett Brüning

s Hamburg, 23. September. Zu dem bereits gemeldeten Kom- i munique über die Hamburger Fraktionssitzung der Deutschen r Volkspartei gab der Parteiführer Dingeldey heute abend vor r Vertretern der Presse einige Erläuterungen. Er schickte vor- s aus, daß es nicht oie Absicht der Fraktion gewesen sei, eine pro- t grammatische Kundgebung hinausgehen zu lassen. Er verhehlte f nicht, daß man von einem besonderen Vertrauen zur Reichs- f regierung bei der volksparteilichen Fraktion nicht gerade spre-

r Mandschurei zum Schutze der südmandjchurischen Eisenbahn ba- t ben. Solange diese Zahl nicht überschritten wird .entsteht nach j javanischer Auffassung keine internationale Frage.

! Japanfeindliche Ausschreitungen in Charbin

- Paris, 23. Sept. Der Berichterstatter desPetit Parisien" in k Schanghai stellt die baldige Besetzung Charbins durch die Ja­vaner in Aussicht. Charbin sei der Zufluchtsort der vor dem ja­vanischen Vormarsch zurückweichenden Mandschutruvven. Die chi­nesische Bevölkerung von Lbarbin sei gegen die Javaner sehr aufgebracht und habe gestern Bomben gesen das japanische Kon­sulat, die koreanische Bank, das Gebäude einer javanischen Zei­tung und einer javanischen Gesellschaft geschleudert. Die Menge bade auch javanische Läden mit Steinen beworfen. Der japanische Konsul in Charbin habe den Kommandanten der javanischen Ar­mee um Hilfe gebeten unter Hinweis daraus,, daß die in Lbar­bin lebenden 4000 Javaner sich in Gefahr befänden. Der komman- i dierende General habe die verfügbaren Truvven der zweiten ja­vanischen Division angewiesen, sich für den Abtransport nach Charbin bereit zu halten. Als Eesamtverluste würden von java­nischer Seite angegeben 68 Tote, darunter 3 Offiziere, und SS Verletzte, darunter 7 Offiziere. Der gleiche Berichterstatter mel­det. daß Tschiangkaischek eine Kundgebung veröffentlicht habe, in der Ebina zur Bildung einer gemeinsamen Front gegen die Ja­vaner aufgewrdert werde.

k Ein große antijavanische, von Studenten und Beamten veran­staltete Kundgebung habe gestern in Nanking stattgefunden. Di- japanischen Frauen uüd Kinder würden beute Nanking verlas­sen. um nach Schanghai zu flüchten.

Der mandschurische Streit

Tokio, 22. Sept. Das Kabinett stimmte dem Vorschläge zu, ei­nen aus drei Japanern und drei Chinesen bestehenden gemisch­ten Ausschuß zu ernennen, um alle schwebenden chinesisch-javani­schen Fragen zu prüfen, einschließlich dem gegenwärtigen Streit­fall in der Mandschurei. Aus Mukden und Dairen kommt die Bestätigung, daß japanische Trugen diese Städte verlassen ha­ben.

chen könne. Bei ihr herrsche vielmehr der Eindruck vor, daß der entschlossene Wille zur wirklichen Führung, auf den das Volk angesichts der eigenen Unsicherheit den drohenden Gefahren des Winters gegenüber einen Anspruch habe, bis jetzt nichts zu spüren sei. Die beiden Hauptfragen der Gegenwart seren eine durchgreifende Reform der Hauszinssteuer und eine Auflockerung des Zwangssystems in der gesamten Wirtschaft. In diesen bei­den R ytungen sehe die Fraktion bis jetzt keinerlei Ansätze bei der Rt chsregierung. Gegenüber den bisher verkündigten Maß­nahmen habe die Fraktion das Gefühl, daß sie nicht lediglich durch sachliche Ueberlegungen, sondern auch durch Rücksichten auf sozialdemokratische Wünsche diktiert worden seien.

Dingeldey tonte, daß von der Entscheidung der Fraktion die Existenz der deutschen Reichsregierung abhängig sei. Das verpflichte die Fraktion außerordentlich, verpflichte sie jedoch auch dazu, alle anderen Möglichkeiten durch unmittelbare Ver­handlungen zu erkunden. Daß er, Dingeldey, sich seinerzeit mit Hitler besprochen habe, sei nur eine Selbstverständlichkeit ge­wesen. Diese Versuche müßten fortgesetzt werden mit dem Ziel, nach allen Richtungen hin eine absolute Klärung zu schaffen. Im Augenblick könne er nur sagen, daß der Erundton der gegen­wärtigen Einstellung der Fraktion zum Kabinett Brüning ; äußerste Skepsis sei. In der Frage des Verbleibens des Reichs- autzenmiitisters Dr. Curtisu im Amt sei die Reichstagssraktion . weder Dr. Curtius noch dem Reichskanzler gegenüber irgendwie I aktiv geworden. Er lehne es ab, irgendwelche Aktionen gegen- - über dem Reichskanzler in Angelegenheiten eines Fraktionsmit- ' gliedes zu unternehmen. Persönlich habe er dem Reichsautzen- : minister gegenüber ganz offen seine Meinung über dessen poli- ' tische Situation gesagt, aber lediglich mit dem Ziel, daß Dr. : Curtius auf diese Aussprache die Entschlüsse basieren könne, die ; er verantworten zu können glaube. Er nehme an, daß der s morgige Empfang des Reichsaußenministers beim Reichspräfi- : deuten eine Klärung bringen werde.

Telegramm des Präsidenten des Völkerbundsrats an China und Japan

Genf, 23. Sevt. Das Telegramm, das der Präsident des Völ­kerbundsrates. der spanische Außenminister Lerroux. an die Re­gierungen von Japan und China gerichtet hat, ist veröffentlicht worden. Es nimmt Bezug auf die gestrige Sitzung des Vülker- bundsrates und die Ermächtigung, die der Rat dem Präsidenten des Rates erteilt hat, um vorläufige Maßnahmen zur sriedlichen Beilegung des Konfliktes zu ergreifen. Das Telegramm schließt: Ich hege die feste Ueberzeugung. daß entsprechend dem an sie ge­richteten Avvell. zu dem mich der Völkerbundsrat ermächtigt Hai. Ihre Regierungen alle Maßnahmen ergreifen werden, daß keine Handlung begangen wird, die geeignet ist. die Situation zu ver­schlimmern oder der friedlichen Regelung des Problems vorzn- areifen. Ich werde andererseits die vorgesehenen Verhandlungen mit den Vertretern Japans und Chinas über die Ausführung des zweiten Paragraphen der Ermächtigung (Zurückziehung der Truppen) beginnen. Ich habe für diese Verhandlungen die Ver­treter Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens hinzugezogen. Zum Schluß erwähnt noch der Ratsvräsident. daß den Vereinigten Staaten die Berichte über die Tagung des Ra­tes übermittelt worden seien

Amerika schließt sich dem Völkerbundsrat in der Mandschureifrage an

Washington, 23. September. Staatssekretär Stimson teilte mit, daß die amerikanische Regierung der Ent­schließung des Völkerbundsrates bezüglich des mandschuri­schen Konfliktes vollinhaltlich zustimme und Noten gleichen Inhalts an die Regierungen von Japan und China senden werde. Er habe bereits in diesem Sinne informelle Schritte unternommen und werde weiterhin auf baldigste Zurück­ziehung der Truppen drängen. Der japanische Botschafter Debuchi, der am Samstag einen Heimaturlaub antreten wollte, hat seine Abreise wegen der mandschurischen Krise bis Mitte Oktober verschoben.

China lehnt eine japanisch-chinesische Untersuchungskommission ab

Tokio, 23. Sem. Nach einer amtlichen Mitteilung hat die Rau- kingregierung den Vorschlag abgelehnt, eine ans drei Japanern und drei Chinese« zusammengesetzte Kommission zu schassen. Diese gemischte Kommission sollte die Aufgabe haben, alle schwe­benden Fragen über den gegenwärtigen Mandschureikonflikt zu prüfen. Nach Ansicht der Nankingregierung ist die Entwickelung der Dinge schon zu weit gegangen.

»euw noeii

können Sie unsere Schwarzwälder Tages­zeitung bestellen, wenn Sie dies für den Monat Oktober noch nicht getan haben.

Japan und die Vorgänge in der Mandschurei London, 23. Sept. Reuter meldet aus Tokio: Die Ja­paner bestehen darauf, daß die Vorgänge in der Mandschu­rei nicht als Krieg, sondern als Zwischenfall angesehen wer­den müssen, der sich aus der Notwendigkeit ergeben hat. Rechte und Interessen zu schützen, die China häufig verletzt habe. Demgemäß wird hier allgemein angedeutet die Re­gierung werde es nicht zulasseu. daß man von Seiten des Völkerbundes oder von anderer Seite sich aus den Anti­kriegspakt beruft. Die Angelegenheit sei vielmehr aus­schließlich zwischen Lhlna und Japan zu regeln.