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Ugem. Anzeiger för die Bezirke Nagold, Ealv >. Sreadeaftadt Amtrdlait für den Bezirk Nagold a. Meusteig-SiM

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Kummer 8Ä1

AUensteig» Dienstag den 8S. Septemver 1S31

I 84. Jahrgang

Sie sagllschr

Abschaffung des Goldstandards vor dem

London, 21. Sepl. Schatzkanzler Snowden brachte im Unter­haus die Gesetzesvorlage zur Suspendierung des Goldstandard- Gesetzes vom Jahre 1925 ein. Der Gesetzentwurf enthält u. a. »ie nachträgliche Genehmigung der Handlung der Bank von kngland. zu der sie gestern durch die Regierung ermächtigt wurde. Snowden betonte, der Gesetzentwurf würde den freien Gold­markt in London nicht e-nfchränken. Alles Gold, das nach Lon­don zum Verkauf gesandt würde, würde seinen jeweiligen Markt­preis erzielen. Auf die Bewegungsfreiheit des Goldes, das von ausländischen Regierungen und Banken der Bank von England pir Aufbewahrung übergeben worden sei, würden keine Be­schränkungen gelegt werden. Ihren Verpflichtungen werde die Regierung weiter Nachkommen Snowden schilderte die be­kannten Vorgänge seit Zusammenbruch der österreichischen Kredit­anstalt bis zu der Mitteilung der Bank von England, das; die Nachfrage nach Gold nicht mehr weiter befriedigt werden könne. Unsere interne Position, betonte Snowden, ist sicher und es ist für uns von lebenswichtiger Bedeutung, diese Position sicher zu halten. Diejenigen, die Vertrauen in das Pfund Sterling hätten, würden sich in ihrem Vertrauen nicht getäuscht sehen. Die Welt müsse lernen, dah das gegenwärtige Wirtschaftssystem nicht aufrecht erhalten werden könne, wenn jeder gleichzeitig ver­suche, seine Anlagen zu liquidieren. Es bestehe die Möglichkeit, -atz die gegenwärtige Krise die Wege für eine bessere inter­nationale Zusammenarbeit ebnen würde, aber es bestehe die Krs-Hr. d?tz vorläufig die Maschinerie des internationalen Kre­dites in Unordnung gebracht sei.

Snowden forderte das Haus auf, das Gesetz als eine An­gelegenheit äutzerster Dringlichkeit in allen Stadien anzuneh­men. Die Hilfsmittel dieses Landes sind groß und die Regierung wird fortfahren, dis Lage zu beobachten, um geeignete Maß­nahmen zur Vermeidung von Schwankungen des Devisenkurses zu ergreifen. In den Ausführungen war noch eine Stelle von besonderer Bedeutung,in der der Schatzkanzler die Bereitwillig­keit der britischen Regierung, eine internationale Konferenz ab- zuhalten, betonte. Es sei der Regierung, erklärte Snowden, jedoch reichlich klar gemacht worden, daß jeder Vorschlag dieser Art anderen Mächten nicht willkommen und daher eine Konferenz zum Fehlschlage verurteilt sein würde. Es könne jedoch sein, daß die augenblickliche Krise denen, die es bisher abgelehnt hätten, sich an einer Erörterung dieser Frage zu beteiligen, die Notwendigkeit einer dringenden Aktion vor Augen halten würde.

Der Führer der Opposition, Henderson, gab für die Opposition das Versprechen ab, daß sie alles nur mögliche tun werde, um Aeußerungen oder Erklärungen zu vermeiden, die dazu angetan sein könnten, eine Panik in England und im Auslande her­vorzurufen.

Die Auswirkung der englischen Maßnahme»

London, 21. Sept. Die offizielle, von der gesamten Presse auf­genommene Warnung vor Panikschritten und die ParoleGe­schäft wie gewöhnlich" hat auf die Londoner Finanzwelt und Wirtschaft eine gewisse beruhigende Wirkung gehabt. Man be­schränkte sich zunächst auf ein Abwarten der Reaktion, die die englischen Notmaßnahmen an den außerenglischen Geldmärkten Hervorrufen werden. Die ersten Schätzungen des Pfundkurses an den ausländischen Börsen lauten natürlich wesentlich schwä­cher als am Samstag. (In Neuyork notierte das Pfund nur 1,03 Dollar, in Berlin 19,28 RM. gegen 20,47 am Freitag.) Die englischen Warenmärkte standen ebenfalls unter dem ersten Ein­druck der Pfundkurse. Die Preise sind gegenüber Samstag er­heblich höher. Getreide zog um ca. 4 Shilling, Baumwolle reagierte mit einer Peiserhöhung im Ausmaße von ca. 50 Punk­ten, Kupfer erhöhte sich um 5 bis 6,5 Pfund per Tonne und Zinn sogar um 8 Pfund per Tonne. Gold tendierte schwächer. Im übrigen herrscht über die internationale Auswirkung der englischen Maßnahmen nur eine Meinung, nämlich, daß der Ent­schluß der Regierung Macdonald dazu angetan sein dürfte, die Politiker aller Länder zu zwingen, gemeinsam an die Ent­wirrung der Probleme zu gehen, in die die gesamte Weltwirt­schaft verstrickt ist.

Beurteilung der Londoner Vorgänge in Berlin

Berlin, 21. Sept. In maßgebenden Berliner Kreisen beurteilt man die Schwierigkeiten Englands als ein weiteres und sehr ernstes Symptom der Krankheit, auf deren Gefahren von deut­scher Seite immer wieder bingewiesen worden ist. Für England ist jetzt eine ähnliche Situation eingetrelen, wie wir sie im Juli durchgemacht haben. Deuetschland hat dies Krise inzwischen über­wunden und gegen die Wiederholung eine Garantie durch das Stillhalteabkommen gewonnen. Darauf leitet man auch die Ueberzeugung ab, daß die Ereignisse von London Deutschland vicht in ihren Strudel hineinziehen können. Wenn trotzdem die Börsen heute auch bei uns geschlossen sind, so wird von unter­richteter Seite betont, daß darin nicht ein neues Sturmzeichen kür uns, sondern nur eine Schutzmaßnahme zu sehen sei, durch die den Auswirkungen einer nervösen Spannung vorgebeuat werden soll. Die Lage kann vom deutschen Standpunkt aus auch deshalb ruhig beurteilt werden, weil der Reichsbankdiskont ja

Mhnmgskist

Unterhaus Snowdens Erklärungen

immer noch recht hoch ist. Ob es zu einer Verschärfung der Devi­senvorschriften kommt, läßt sich beute mittag noch nicht über­sehen.

Vor allem sind aus den Vorgängen von Lvnvon zwei Lehren zu ziehen. Das ist einmal die Erkenntnis der Tatsache, daß das ge­genwärtige System der Goldwährung unhaltbar ist, nachdem der Goldvorrar der Welt so abnorme Verschiebung erfahren hat. Zum zweiten sollte die englische Krise nun auch den wenigen die Augen geöfnet und gezeigt haben, daß es mit großen Worten nicht mehr getan ist, sondern endlich entschiedene und gemein­same Schritte unternommen werden müssen, um die Weltkrise M bekämpfen.

Goldstandard oder nicht?

Berlin. 21. Sevt. Im Zusammenhang mit den letzten Londo­ner Vorgängen wird in manchen Kreisen die Frage erörtert, ob es nicht auch für uns zweckmäßig sei, nach dem Beispiel Englands vom Goldstandard abzuseheu. Dazu wird von unterrichteter Seite bemerkt, daß die englischen Währungsmatznahmen ja noch keineswegs eine endgültige Abkehr vom Goldstandard bedeuten. Die Rückkehr zu diesem System ist bekanntlich in der englischen Oeffentlichkeit und Finanzwissenschaft in den letzten Jahren eit­rig kritisiert worden. Aber bisher liegt kein Beweis dafür vor, daß die grundsätzliche Einstellung der englischen Regierung sich irgendwie geändert habe. Schon daraus ergebe sich, daß Deutsch­land keine Veranlassung hat. eine Aenderung seiner Währungs­verhältnisse vorzunehmen. Dazu kommt noch, daß die internen wie die ausländischen Jnterepen, vie Deutschland zum Festhalten des Goldstandards veranlassen, weiter bestehen.

Die Börsen geschlossen

Berlin, 21. Sept. Der Börsenvorstanü machr bekannt: Mit Rücksicht auf die Schließung der Londoner Börse und anderer europäischer Börsen findet eine Notiz von Wertpapieren, Devisen und Metallen an der heutigen Berliner Börse nicht statt. Der freie Handel in diesen Werten ist nicht zulässig,' Devisenkurse werden beute in der Reichsbank festgestellt. Auch die anderen Börsen im Reich haben sich diesem Beschluß gefügt, ebenso die Wiener Börse, die Stockholmer, Brüsseler und Amsterdamer Börse.

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Paris und London

Paris, 21. Sevt. Die neuen außerordentlichen Maßnahmen der englischen Regierung werden in Frankreich gutgebeißen, weil sie tatsächlich das einzige Mittel seien, um den Zusammenbruch der englischen Währung zu verhindern. Ein Währungszusammen­bruch wäre auch iür Farnkreich von unabsehbarer Tragweite, denn die Bank von Frankreich besitzt englische Banknoten und Schatzwechsel im Wert von 200 Millionen englischen Pmnden (vier Milliarden Mark), wovon die Hälfte sich in London befin­det. Dasselbe Blatt ist aber auch in der Lage, zu versichern, daß die letzten Massenverkäufe englischer Banknoten weniger für fremde Rechnung als im Auftrag des englischen Publikums ge­schehen seien. Ein Londoner Bankier erklärte dem Vertreter des französischen Blattes, daß das Publikum in letzter Stunde um jeden Preis Dollar zu kaufen suchte, und daß auf diese Weise 10 Millionen Pfund Sterling von der Dank von England abge­geben werden mußten.

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ArußermMN der Presse

Londoner Blätterftimme»

London, 21. Sept. Wenn auch die Morgenblätter nicht de« Versuch machen, den Ernst der Lage zu leugnen, so behandeln sie doch ohne Unterschied der Partei die neueste Entwicklung der Krise in bemerkenswert ruhigem und zuversichtlichem Tone.

Daily Herald" betont, daß die Aufgabe des Goldstandards nichts weiter bedeute als die Wiederherstellung der Lage, in der sich England nach dem Kriege sieben Fahre lang bis 1925 befun­den bat. Der Verzicht au? den Goldstandard werde nicht nur keine verhängnisvollen Folgen haben, sondern sogar dem britischen Ausfuhrhandel entschiedene Vorteile bringen.

News Chronicle" stellt iest. daß jeder Grund für Neuwahlen geschwunden sei. ebenso, wie jeder Grund für die Einführung rines Zolltarifs. Das Sinken des Sterlingkurses, das jetzt zu er­warten sei, werde die Wirkung eines weitgehenden Zolltariies haben. Es werde automatisch die Einfuhr vermindern, weil es sie verteuere und werde letzten Endes der britischen Ausfuhr zu­gute kommen.

Daily Expreß" steht in dem neuesten Vorgang in England ein weiteres Argument für eine Zollunion der Mitglieder des briti­schen Reiches.Daily Mail" erklärt, die Suspendierung der Goldwährung werde jedem britischen Industriezweige zugute kom­men.

Der konservativeDaily Telegraph" betont, der nationale Stolz Englands habe einen unerhörten Schlag erhalten; jetzt sei das Ereignis eingctreten, das Lurch die Bildung eines Kon-

«entrationskabinetts gerade hatte verhindert werden sollen. Aus­wärtige Kräfte und Einflüsse hätten den Beschluß der Regierung unvermeidlich gemacht. Hierzu gehörten auchaufgebauschte Dar­stellungen" über die Vorgänge in der Atlantikslotte. Im übrigen oestebe keine Gefahr der Flucht vor dem Pfund Sterling in der Weise, wie dies früher bei der Mark und dem Francs der Fall war. Das Blatt drückt die Hoffnung aus, - die Regierung jetzt Schritte tun werde, um mit den Regierungen der anderen Groß­mächte die Frage der Wiederherstellung des internationalen Han­dels zu erörtern.

Times,, sagt: Wenn England nicht jahrelang Verschwendung getrieben hätte, und wenn die Vereinigten Staaten und Frank­reich nicht drei Viertel des ganzen Eoldvorrais der Welt in ihrem Besitze hätten, dann würde Großbritannien imstande gewe­sen sein, bei der Goldwährung zu bleiben.

Financial News" sagt u. a.: England ist buchstäblich durch das Vorgehen fremder Staatsangehöriger von der Goldwährung vertrieben worden. Das Blatt verweist darauf, daß die auswär­tigen Börsen mit dazu beitragen könnten, die Nervosität zu be­seitigen, und fordert die Bundesreservebank und die Bank von Frankreich auf, ihre Aeuberstes zu run, um Spekulationen der ! Baissiers auf das Pfund zu verhindern.

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Französische Blätter zur englischen Finanzkrije

Paris, 21. Sevt. Zu dem Beschluß der englischen Regierung, von der Goldwährung abzugeken, läßt sich dasJournal" au° London berichten, die englische Regierung verhandle seit 24 Stunden mit den Regierungen von Frankreich und Amerika, und man rechne damit, daß die notwendigen Kredits und andere Schutzmaßnahmen mit der wünschenswerten Schnelligkeit durchge­führt würden. Jedenfalls sei man sich in England heute darüber im Klaren, daß die Zwischenfälle die unangenehmsten Wirkun­gen im Auslande ausgelöst hätten, sEcho de Paris" schreibt, daß die größte Gläubigernativn der ! Welt ihre Währung nachgeben lasse. Dieses Beispiel sei geiähr- i lich. Die Länder, die heute noch an der Grenze der Inflation Z ständen, würden nicht mehr die Kraft haben, Jnflatronslockange» j zu widerstehen. Der Sterling sei die Währung der Handelswelt, das Rückgrat des Londoner Finanzmarktes. Das Gesetz, auf dem er beruhe, sei getroffen. England ziehe sich vom Wirischaftsinter- nationalismus zurück, und die Länder, die ähnliche Währungs- Maßnahmen schon vorher treffen müßten, würden jetzt nicht zö­gern, die neuen Wege der englischen Finanzen nachzumachen. Das Blatt schließt mit einer Solidaritätsbeteuerung der französischen Nation iür L.sland, eine Beteuerung, die auch die Zeitung Oeuvre" an die Spitze ihrer Betrachtungen stellt: Frankreich sei aufs engste mit England verbunden, nicht wegen der vielen Mil- H liarden Francs, die die Bank von Frankreich in Pfund Sterling z angelegt habe, sondern wegen der Kooperation beider Länder zur ! Verteidigung der demokratischen Zivilisation.

Finanzkonferenz in Basel

k Genf, 21. September. Wie heute vormittag hier ? bekannt wird, bereitet man im Zusammenhang mit der j englischen Krise eine Finanzkonferenz in Basel vor. s Daß der Völkerbund schweren Erschütterungen ausgesetzt r ist, erkennt man aus den besorgten und pessimistisch ange- s hauchten Aeußerungen der Delegierten fast aller hier ver- s tretenen Staaten. Die Wirtschaftskrise verschärft sich zu- ! jehends und tritt infolge der Drohungen, neue Schutzzölle ! aufzurichten und Handelsverträge zu kündigen, in sin i äußerst gefährliches Stadium. Die Ereignisse in England r brachten ungeheuere Erregung hervor, denn erst jetzt fühlt s man, wie der dünne Boden, auf dem die gegenwärtigen i europäischen Wirtschaftsbeziehungen errichtet sind zu i schwanken beginnt. Selbst die mutigsten und rückhaltlose- z sten Erklärungen nützen nichts mehr. Das rasende Tempo, z mit der die wirtschaftliche Krise fortschreitet, läßt alle hier j gehaltenen Reden und Warnungen als veraltet erscheinen. Es kann daher nicht verwundern, daß heute überall der Ruf nach einer europäischen Notenkonferenz laut wird.

Die Engländer sind es diesmal, die mit dem Hinweis aus den rapiden Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise darauf dringen, die seinerzeit von Hoover dringend empfoh­lene internationale Wirtschaftskonferenz so rasch wie mög­lich einzuberufen und die Vertreter auf dieser Konferenz mit allen exkutiven Vollmachten auszustatten.

Die Engländer fordern die Ausarbeitung eines Not- ! Programms und scheinen von der Erfüllung dieser Forde­rung ihre weiteren Apolitischen Beschlüsse abhängig zu ! machen. Sie sagen, wenn nicht unverzüglich gewisse Ver- z einbarungen zwischen den europäischen Staaten zustande f kommen, wenn nicht die Sanierung der europäischen Wirt- l schaft gemeinschaftlich mit England in die Wege geleitet ! wird, so wird sich Großbritannien gezwungen sehen, bis i auf weiteres Zollgrenzen zum Schutze seiner Industrie und « seiner Arbeiterschaft zu errichten. Mehr als das: Eng- s land tastet sogar die Konvention der Notenbanken an. Es i rüttelt an Vereinbarungen, die sich auf die von den Noten- - banken festgelegten Richtlinien der internationalen Eold- i Politik beziehen. Ob der Völkerbund auf dieser Tagung