Seite 2
Seüljchliattonaler Parteitag j
Eine Rede Hugenbergs
Stettin, 19. Sept. Der Reichsvarteitag der Deutschnationalen Volkspartei wurde durch deu ParteioorsttzenLen Dr. Husenberg eröffnet. Der Saal war schon lange vor Beginn von medr als 20ÜÜ Menschen bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. General von Mackensen und der Parteiführer. Dr. Husenberg, wurden bei ihrem Erscheinen von der Versammlung stürmisch bewillkommnet.
Parteiführer Dr Husenberg führte u. a. folgendes aus: Wir find nationalistisch wie jeder Engländer oder Franzose es zu sein »siegt. Aber auch der deutsche, der englische, der französische Nationalist weih, daß es so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft derjenigen Völker gibt, die durch den Gedanken des aufwärtsstrebenden. Gott suchenden Menschen geeint sind. Um diese Gemeinschaft gebt es. nicht um ein einzelnes Volk. Ich kann den Völkern. die iür angebören. nur zurufen: Seht Euch unsere Jugend an. ihr Los kündet, wenn es so weiter gebt. Euer Aller Los. Diese Jugend sehnt sich nach der Arbeit eines Herkules und Jugend muh statt dessen rings um sich herum die Welt verfallen sehen. Soll diese Jugend in eine Hölle der Zerstörung dmeinge- rrieben werden? Wir rufen nicht nach „Revanche!" denn wir find nicht mit den Waffen unterlegen. Was unsere Kinder ersehnen. ist nur Freiheit und Raum. Es gibt im Grunde nichts Selbständiges, was man Weltwirtschaft nennen könnte. Der Quell des Aufstieges ist die einzelne nationale Wirtschaft. Die eine Volkswirtschaft bebt die andere mit empor. Jede Volkswirtschaft darf deshalb gern der anderen den Fortschritt gönnen und wird durch den Rückgang der übrigen mit betroffen. Die Ueber- tragung kolonial-wirtschaftlicher Methoden auf das Verhältnis zwischen den freien Völkern bildet den Hauptgrund der sogenannten Weltwirtschaftskrise. Der Gipfelpunkt dieses Systems besteht in der Konstruktion einer internationalen Goldschuld im Voungplan, deren Höhe de« Goldvorrat der Welt übersteigt.
Nach einem kurzen Rückblick auf die deutsche Wirtschaftspolitik der Vorkriegszeit und die Reparationspolitik, die er heftig kritisierte. fuhr Dr. Husenberg fort: Auch in den reichsten Ländern steigt Absatznot und Arbeitslosigkeit ungefähr in gleichem Mähe. Neben der Wirtschaft gibt es auch noch Menschen. Die Kavira- lrsten und Kavitalistenvölker. die da meinen, an einem germanischen Volk Kolonialvolitik verüben zu können, sind dar jedes Einblicks in Weltgeschehen. Menschenseelen und Wirtschaftsgesetze. Man kann ein germanisches Volk vielleicht abschlachten und binmorden. aber niemand kann es endgültig zu seiner Kolonie machen — sei es mit Geld, sei es mit Blut, sei es über Paneu- ropa. Dem deutschen Geschlechts, da es duldet, würde aus seinen Kindern und Enkeln der Rächer entstehen. Deutschland ist der Punkt, wo der Hebel anzusetzen ist. Wenn Deutschland, und insbesondere seine todkranke Ostmark, wieder gesund ist. wird man sich wegen Rußland nicht mehr zu sorgen brauchen. Dann wird auch die Verwüstung von Wohlstand. Kultur und Wirtschaft aufhören, die Rußland jetzt ausstrahlt.
Deutschland kann seinen Osten und weite Teile seines Westens nicht veröden lasten. Zumal das „Volk ohne Raum" must jede« Fleck seines Raumes pflegen. Deutschland weiß, daß es nicht von Ausfuhr in andere freie Volkswirtschaften leben kann. Es will auch nicht davon leben. Aber Tributlasten und kommerzielle Schulden zwingen es zur Ausfuhr. Zwangsläufig entsteht so eine Lage, ähnlich derjenigen, die einst die Entente zum Weltkrieg veranlaßte. Daß schon aus diesem Grunde die Tributlasten fallen mästen, ist heute fast allgemein anerkannt.
Vor allem würde Deutschland durch zwei vorurteilslose Schritte wieder in seiner internationalen Zahlungsfähigkeit gehoben werden können, nämlich dadurch, daß man Deutschland wieder ein Kolonialreich in Afrika gibt, und dadurch, daß dem „Volke ohne Raum" Gebiete eröffnet würden, in denen es seiner tatkräftigen Ratze Siedlungsraum schaffen könnte. In der gegenteiligen Rich- rung hat der Versailler Frieden im deutschen Osten gewirkt. Wie viele Milliarden sind von den Gläubigerländern schon zur Erhaltung des lebensunfähigen Versailler Ostgebäudes geopfert worden! Der Wiederaufbau des Ostens ist weit über die alten deutschen Grenzen hinaus nur durch Deutschland möglich. Wir glauben. wie Mussolini, an die Möglichkeit eines großen Friedens Was ich vorgetragen habe, atmet Friedensgeist im höchsten Sinne des Wortes. Aber es muß dann ein Frieden auf der Grundlage der Gerechtigkeit sein.
In der Hauvtrede am Sonntag griff Husenberg die eRichsre- gierung, vor allem das Zentrum und die Preußrenresierung scharf an. stellte aber die Mitarbeit in Aussicht sofern die Richtung der Politik geändert wird. (Bericht folgt.)
Mussolini kommt nicht nach Berlin
Rach Laval und Briand — Grandi
Der beabsichtigte Besuch Mussolinis in Berlin fiydel, wie aus französischer Quelle gemeldet wird, nicht statt? Zn Vertretung des Duce wird Außenminister Grandi nach Berlin kommen, um den Besuch der deutschen Staatsmänner in Rom zu erwidern. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, dann würde eine Lage entstehen, die in der deutschen Oeffentlichkeit Kopfschütteln Hervorrufen würde. Benito Mussolini ist in seinen offiziellen Funktionen italienischer Ministerpräsident, nicht mehr und nicht weniger. Als Regierungschef hat er den Besuch seines deutschen Kollegen empfangen. Nichts wäre angebrachter, als daß er persönlich diesen Besuch beantwortet. Dies wäre elementare Pflicht der internationalen Oeffentlichkeit.
Nur Personen, die Audienzen erteilen, sind von der Pflicht eines Antwortbesuches befreit. Mussolini aber war dem Reichskanzler Brüning ein liebenswürdiger Gastgeber. Zweifellos würde der Reichskanzler sehr erfeut sein, seinerseits dem italienischen Ministerpräsidenten Gastfreundschaft gewähren zu können.
In den neun Jahren, die seit dem Marsch auf Rom und ber Errichtung des faschistischen Regimes in Italien vergangen sind, hat Mussolini die Grenzen seines Landes nicht verlassen. Oft war von seiner Absicht die Rede, persönlich an den Genfer Beratungen und an internationalen Tagungen mitzuwirken. Es ist nicht bekannt, inwieweit solche Absichten bei Mussolini in der Tat bestanden haben. Jedenfalls wurden sie nie ausgeführt. Als Hauptgrund dafür konnte die Angst vor Attentaten gegolten haben. Vor Attentaten ist Mussolini bekanntlich selbst in Italien nicht
Schwarzwälder Ta>e»zeit»»> „N«» de« Tanne»*
Nr. 220
geschützt, lim so weniger im Ausland, wo die Zahl der - italienischen Antifaschisten besonders groß ist. Es ist ein s offenes Geheimnis, daß die englische Regierung seinerzeit . erleichtert aufatmete, als sich herausstellte, daß Mussolini j entgegen seiner ursprünglichen Absicht zu der Londoner Ab- ? cüstungskonferenz nicht kam. Denn die Verantwortung, die s oie englische Polizei dabei zu übernehmen gehabt hätte, s wäre nicht gering gewesen. Indessen muß angenommen ! werden, daß Mussolini nicht nur aus bloßer Vorsicht sich ! weigert, ins Ausland zu gehen, vielmehr dürften noch an- s dere Gründe rein politischer Art den italienischen Minister- , Präsidenten davon abhalten, seinen internationalen Ver- ! pflichtungen so zu genügen, wie er dies unter anderen Umständen vielleicht doch getan hätte.
Immerhin: Reichskanzler Dr. Brüning war der erste Regierungschef einer Großmacht, der nach Rom ging. Es müßte deshalb erwartet werden, daß Mussolini genau so handeln würde wie der englische Ministerpräsident Macdonald, der nach Berlin kam, und der französische Ministerpräsident Laval, der in Beantwortung des deutschen Besuches in den nächsten Tagen in Berlin erwartet wird.
Es ist nicht anzunehmen, Laß Mussolini gerade in Berlin ein Attentat befürchtet, allerdings würde er durch seine s Deutschlandreise einen Präzedenzfall schaffen und sich ver- s anlaßt sehen, zu gegebener Zeit nach London und dann auch - nach Paris zu gehen. Und gerade Paris ist das Zentrum f der faschistenfeindlichen italienischen Emigration, ein Um- ! stand, der Mussolini die französische Hauptstadt alles andere ! als sehenswert macht. Indessen wollen die Gerüchte über j eine bevorstehende Reise Lavals und Brtands nach Rom ! nicht verstummen. Dieser Besuch würde die Lage Mussolinis ! nur noch erschweren. Denn die Franzosen legen bekannt- i lich besonderen Wert auf peinlichste Befolgung von Regeln s internationaler Höflichkeit... soweit es sich um Gesten s handelt. i
Werbvg rin Anschlag stanz. Agenten!
In der „Frankfurter Zeitung" lesen wir folgende aufsehen- ! erregende Mitteilung: i
„Der Rotfrontkämpferbund ist verboten, aber er besteht ruhig ! weiter. Sein Organ, die „Rote Front", ist natürlich auch ver- s boten, besteht aber auch weiter. Nicht genug an dem. hat der : Rotfrontkämpferbund nun sogar das Jüterboger Eisenbahnattentat aufgeklärt. Man sendet uns ein Exemplar der „Roten ! Front", in dem das steht. Wir erfahren also, daß das Jüter- , boger Attentat ein Anschlag von Agenten des französischen Ge- ' Heimdienstes gewesen ist. ^
In dem Zuge. >o wird eröffnet, befanden sich diplomatisch« , Kuriere, welche die Akten über die geheimen Verhandlungen, j die zwischen Brüning und Mussolini in Rom geführt worden s sind, bei sich hatten. Der Diplomatenkoffer mit diesem Ma- : terial ist in der Verwirrung nach der Zugsentgleisung verschwun- s den und sein Inhalt dann in Paris im französischen General- ' stab und im Auswärtigen Amt wieder aufgetaucht. ^
Da die Rm Front so ausgezeichnet unterrichtet ist. überrascht - es nicht, daß sie außerdem noch weiß: „Unter dem Druck der s Genfer Verhandlungen hat das Berliner Polizeipräsidium auf - einen Wink des deutschen Auswärtigen Amtes die llntersuchungs- s kommission über das Jüterboger Eisenbahnattentat aufgelöst > und damit jede weitere ernsthafe Nachforschung unterbunden... s Wenn es sich um ein anderes Blatt handelte, so könnte man I auf den Gedanken kommen, daß es einen Witz machen wolle, etwa f um die Erfolglosigkeit der polizeilichen Nachforschungen zu iro- i nisieren. Aber man würde die „Rote Front" unterschätzen, wenn > man ihr zutraute, daß sie eine Seite ihres Blattes einem bloßen > Scherz widmen würde. Sie hat damit nur getan, was der Rote i Frontkämpferbund überhaupt tut."
Diese Enthüllungen find so ungeheuerlich, daß die Reichs- z :egierung unverzüglich dazu Stellung nehmen muß. s
Krstg im fernen Asien? »
Japanische Truppen in Tsingtau !
Tsingtau, 19. Sept. Japanische Truppen sind heute vorv s mittag hier gelandet. Die chinesischen Behörden haben Maß- ! nahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen. Die ^ Vergnügungslokale sind geschlossen worden. ^
Der chinesisch-japanische Konflikt s
Tokio, 19. Sevt. Javanische Truvven, die in den Festungsgürtel s ! von Mulden eingedrungen find, griffen dann das Arsenal an. i Sie beabsichtigten, alle wichtigen Punkte im Innern der Stadt ! i zu besetzen. Wie es scheint, ist es zu keinen ernsten Kämpfen ge- > ! kommen und die Zahl der Opfer ist gering. Wie verlautet, soll ! die Regierung dem japanischen Generalkonsul in Mukden ange- s ordnet haben, die Angelegenheit zu lokalisieren. !
Schanghai, 19. Sept. Hiesige Kreise betrachten die Besetzung - Mukdens Lurch die Javaner als die Endwirkung einer heftigen, k i oom javanischen Militär betriebenen Propaganda zugunsten ei- : rer festeren Politik gegenüber China. Die Javaner sollen die s ilbstcht haben, die ganze Mandschurei zu besetzen. ^
Verschärfung des chinesisch-japanischen Zwischenfalles ;
Tokio, 19. Sept. Die Japaner besetzten verschiedene wichtige ? militärische Stützpunkte, so in Anrung, Binkow Hoveh Fusbun i und an anderen Stellen, und entwafneten die chinesischen Be- s satzungen, „um zu verhindern, daß der Zwist sich ausdehne." Die - Javaner erklären, daß sich in der Nähe von Mukden ungefähr - 1t 900 Mann chinesischer Truppen befinden. !
Tokio, 19 Sept. Nach einer Reutermeldung aus Mukden ist ! die Stadt vollkommen in den Händen der Japaner. Diese verlo- ' ren bei Tschangtschun 19 Tote und 22 Verwundete, die Chinesen s 1t Tote und 13 Verletzte. Nach einer Nachricht aus japanischer s Quelle wurde ein chinesisches Bataillon bei den Kämpfen, die i vor der Besetzung von Naunling stattfanden, fast vollkommen ! vernichtet, während auf japanischer Seite nur ein Mann getötet und vier verletzt wurden. r
Der Bölkerbundsrat und der chiuefisch-javanische Konflikt I
Genf, 19. Sevt. Der Völkerbundsrat wurde am Samstag mit i dem Konflikt zwischen China und Japan befaßt. Der Vertreter i Japans, Voshisawa gab eine kurze Erklärung ab. ebenso der Ver- ! trete» Chinas Sze. Der Präsident des Völkerbundsrats Lerour
naym von den Erklärungen Kenntnis und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Angelegenheit einen friedlichen Verlauf nehmen werde.
Amerika und die Kämpfe in der Mandschurei Washington. 19. Sept. Staatssekretär Stimson gab beute die Erklärung ab, daß die bisher aus der Mandschurei eingegangenen Meldungen keinen Anlaß bieten, den Zwischenfall als eine Verletzung des Kelloggpaktes anzusehen.
Neues vom Tage
»Zeppelin* passiert Aequator
Friedrichshofen, 20. Sept. Das Luftschiff Graf Zeppelin hat Sonntag um 12 Uhr MEZ. den Aequator bei 31,8 Grad West passiert und mitgeteilt, daß die Landung in Pernam- buco voraussichtlich um 23 Uhr MEZ. erfolgen wird.
„Neutilus" in Bergen
Bergen, 20. Sevt. Das Arktis-ll-Boot ist Sonntag morgen hier eingetroffen. Professor Wilkins vermochte jedoch nicht anzugeben, wie lange das Boor hier liegen wird.
Brasilien kann Zinszahlungen nicht leisten
London, 19. Sept. Die brasilianische Regierung gibt bekannt, daß sie infolge der akuten wirtschaftlichen Depression in Brasilien nicht in der Lage gewesen ist, in genügendem Maße Devisen ans. zutreiben, um die im Oktober fällig werdenden Zinszahlunger für die Auslandsschulden zu leisten. Sie pflegt gegenwärtig Beratungen mit ihren Bankiers. Es handelt sich in der Haupt sache um die beiden IHprozentigen Anleihen von 1888 und 1889. sowie die bprozentige Anleihe von 1913, die von der Nichtleistung )er Zinsbeträge am 1. Oktober betroffen werden.
Mutter und Geschwister ermordet Görlitz, 20. September. In der letzten Nacht stellte sich der 18jährige Mühlenbesitzerssohn Georg Klein aus Troit- schendors, Kreis Görlitz, der Eörlitzer Kriminalpolizei mit der Selbstbezichtigung, seine Mutter und seine beiden Geschwister, einen neun Jahre alten Knaben und ein neunjähriges Mädchen, ein Zwillingspaar, mit der Axt erschlagen zu haben. Die polizeilichen Nachforschungen ergaben die Richtigkeit der Selbstbezichtigung. Die Mutter des Täters wurde in der Stube, der Knabe im Keller und das Mädchen auf dem Heuboden erschlagen ausgefunden. Die Tat ist bereits in der Nacht zum Dienstag geschehen. Was sie veranlaßt haben kann, ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft hat sich an den Tatort begeben.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 21. September 1931.
Sammlung für die llnwettergeschädigten. Durch das Unwetter vom 28. Mai 1931 ist den Landwirten und Gewerbetreibenden der Gemeinden Wildberg, Sulz und Gültlingen ein Schaden von rund 100 000 Mark entstanden, abgesehen von dem durch Hagelversicherung gedeckten Schaden. Zur Linderung dieser schweren Schäden stehen jetzt nach Abschluß der Sammlung folgende Mittel zur Verfügung: Beim Bezirkswohltätigkeitsverein sind ein- gegangen 2629.10 Mk., bei den einzelnen geschädigten Gemeinden (unter Umrechnung der Naturalspenden in Geld) 3207 Mk., bei den ev. Pfarrämtern einschl. der Spende des Bezirkskirchentags 1300 Mk., von der Zentralleitung für Wohltätigkeit wurden 3500 Mk., vom Bezirkswohltätigkeitsverein 1163.90 Mk. gespendet. Somit insgesamt 12 000 Mark. Der Ausschuß des Vezirkswohltätig- keitsvereins hat in seiner letzten Sitzung diesen Betrag entsprechend der Höhe der Schäden verteilt und zwar an Wildberg und Gültlingen je 2000 Mark, an Sulz 8000 Mark. Diese Beträge werden von den Ortsfürsorgebehörden an die einzelnen Geschädigten weitergereicht.
Die Herbstzeitlose blüht. Die öhmdleere Wiese blüht auf zu letztem Schmuck. Der Sommer welkt mit jedem Tage mehr. Der Herbst schickt seine Boten aus. Auf den Wiesen erblühen in sehr zartem Blaßlila Tausende von Herbstzeitlosen. Colchicum autumnale nennt der Botaniker den letzten prächtigen Blüher des absterbenden Jahres. Wie eine Umkehrung der natürlichen Regel erscheint die seltsame Lebensweise dieser Blume. Im Herbste blühen, im Frühling Blätter treiben und Fruchtkapseln reifen, das ist fürwahr ein biologisches Rätsel. Kein Wunder, wenn die Herbstzeitlose es dem Gemüt des deutschen Volkes angetan hat, und von allen bewundert, angestaunt, aber auch gefürchtet wird. Giftig wie viele Lilienpflanzen enthält die Zeitlose das Kolchizin, ein sehr giftiges Alkaloid. Von den Weidetieren darum gemieden, ist sie den Landleuten als Wiesenverderber und Futterstehler verhaßt. — „Blüt die Zeitlose im Herbste bald, folgt ein Winter streng und kalt".
Obstausnahmetaris auf der Reichsbahn. Zur Förderung des Absatzes und der Verwertung der diesjährigen Obsternte, insbesondere zur Versorgung der Obstverwertungsbetriebe mit einheimischem Obst, gewährt die Deutsche Reichsbahn durch einen am 21. September 1931 in Kraft tretenden zeitlich begrenzten Aufnahmetarif für frische Aepfel und Birnen einen Frachtnachlaß in Höhe von 25 Prozent von den für Obst geltenden Sätzen des Nottarifs. Der Ausnahmetarif gilt bei Aufgabe als Frachtgut oder Eilgut in Wagenladungen, jedoch nur für Sendungen in loser Schüttung ohne jede Verpackung, die an industrielle Verwertungsbetriebe gerichtet sind und in diesen verarbeitet werden.
Jagdkarte ersetzt keinen Waffenschein. Ein Göppinger Jäger kaufte bei einem dortigen Waffenhändler unter Vorlage seiner vom Oberamt ausgestellten Jagdkarte zur Ausübung des Jagd- fportes eine Jagd- und eine Browningflinte. Sowohl der Jagdkarteninhaber, wie auch der Waffenhändler waren des Glaubens, daß die Jagdkarte zugleich als Waffenschein anzusehen sei, also Gültigkeit zum Erwerb von Jagd- und Faust- feuerwaffen besitze. Sie wurden in dieser Ansicht noch bestärkt, weil auf Befragen des Jagdkarteninhabers sowohl seine Jagdfreunde, wie auch die Südd. Jägervereinigung die Notwendigkeit einer besonderen behördlichen Erlaubnis zum Erwerb von