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Nr. 7<
SrrihMmal am MW
Ein Beschluß der Reichsregierung Berlin, LS. März. Die Reichsregierung hat nicht nur den Beschluß gefaßt, die Anregung des verstorbenen Reichspräsidenten ? Ebert zu verwirklichen und ein Ehrenmal für die Gefallenen zu j errichten. Sie will auch ein Einheit»- und Freiheitsdenkmal ! schaffen, das dem Kämpfen und Ringe» um die deutsche Ein- j heit und Freiheit wirkungsvoll Ausdruck verleihen soll. Das § Gefallenendenkmal, das die Form eines Ehrenhains Lei Berka i in Thüringen erhält, ist die einmütige Forderung des Reichs- kabinrtts, des Reichsrats und aller Kriegervereiue. Da bereits -er deutsche Osten das Tannenbergdenkmal besitzt und Berlin als Eefallenenerinnerungsstätte die Neue Wache von Schinkel erhält, ist der Westen leer ausgegange». Das hat die Reichsregierung veranlaßt, ein Ehrenmal für Einheit und i Freiheit am Rhein zu schaffen. Endgültige Beschlüsse find : in der nächste« Zeit zn erwarten. j
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Neues vom Tage !
Hindenburg dankt Brüning !
Reichspräsident von Hindenburg empfing am Samstag Reichskanzler Dr. Brüning zum Bortrag über die in den letzten Wochen und Tagen erledigten politischen und parlamentarischen Arbeiten und über d>e weiteren Aufgaben, die die Reichsregierung nunmehr in Angriff nehmen werde. Der Reichspräsident sprach dem Reichskanzler in warmen Worten seinen Dank und feine Anerkennung für die von ihm und der Reichsregierung geleistete bedeutsame und wertvolle Arbeit aus und bat Dr. Brüning diesen Dank an die Reichsminifter und ihre Mitarbei- . ter weiterleiten zu wollen. j
Kirchenvertrag in Aussicht >
Berlin, Sg. März. Die preußische Regierung hat sich nochmals ' mit dem evangelischen Kirchenvertrag beschäftigt. Wie wir hören, ist jetzt mit einer völligen Einigung zwischen dem Staate «nd den acht Kirchen zu rechnen. l
Der Dokumentendiebstahl im Reichstag aufgeklärt H
Berlin, 29. März. Im Oktober vorigen Jahres waren aus dem Reichstagsgebäude eine Anzahl wertvoller Dokumente und Bücher gestohlen worden. Es handelte sich vor allem um die Originalurkunde der Deutschen Reichsverfassung von 1894. Nach wochenlangen Beobachtungen und Ermittlungen ist es jetzt endlich gelungen, als der Tat dringend verdächtig den 39 Jahre alten Maler Walter Wohlgemuth, der aus Königsberg in Preußen stammt, aufzuspüren und festzunehmen. In einem geschickt gewählten Versteck wurde auch die Verfassungsurkunde gefunden und beschlagnahmt Woblgemuth wollte die Urkunde in den nächsten Tagen an einen Ausländer verkaufen. ^
10 Grad Kälte «nd Schneetreiben im Riesengebirg« !
Hirschderg, 29 März Aus dem Kamm des Riesengebirges herrschte am Sonntag vormittag bei 19 Grad Kälte, starkem Nebel und lebhaftem Wind Schneetreiben. Es sind im Gebirge bis ins Tal hinab etwa zehn Zentimeter Neuschnee gefallen. Auch in Görlitz und der weiteren Umgebung der Oberlausitz setzte in »en frühen Morgenstunden bei etwa 2 bis 3 Grad Kälte mit Unterbrechung lebhaftes Schneetreiben ein. !
Eottlosen-Propagauda in Berlin s
Berlin, 28. März. Entgegen dem auf der Konferenz der Poli- zeiministcr am 18. März gefaßten Beschluß, antireligiösen Veranstaltungen mit aller Schärfe entgegenzutrcten, bat der Berliner Polizeivräsident Grzesinski das Verbot der kommunistischen Osterveranstaltung. die als „Sturmiag der Gottlosen" vorbereitet, abgelebnt. Lediglich die Veranstaltungen unter freiem Himmel find untersagt worden.
Rumänische Politiker in Paris Paris. 28 März. Der ehemalige rumänische Ministerpräsident und FUbrer der rumänischen Bauernoartei. Maniu, ist gestern in Paris angekommen. Auch der rumänische Gesandte in London. Titulescu, ist in Pais eingetroksen,
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Vkoman von Z. Schneider-Forst! Rochdruck verboten
54. Fortsetzung
Er kam sogar meinem Wunsche nach, in die Schweiz zu ziehen und das Kind zu adoptieren, damit es seinen Namen erhielt und die Spur immer mehr verwischt wurde.
Ehrenvolle Aufträge riefen ihn bald darauf ins Ausland und ich folgte dem Gatten freudig. Je weiter ich den Zwischenraum von Mutter und Kind vergrößerte, desto sicherer fühlte ich mich meines Besitzes.
Hans Jörg gedieh an Geist und Körper. Er machte uns unendliche Freude. Nie mehr sprach er von seiner Mutter seine ganze Liebe gehörte mir. Und da — es war gerade an seinem achtzehnten Geburtstage, -erreichte uns nach vieler Irrfahrt ein Telegramm, daß seine Mutter im Sterben liege und um den letzten Liebesdienst flehte, ihr Kind noch einmal sehen zu dürfen.
„Der Junge muß reisen. Um jeden Preis," entschied mein Mann.
Und wieder war ich es, die den Wunsch einer Sterbenden nicht hörte. Eine ganze Nacht lag ich in Tränen und Kämpfen mit mir selbst. Wenn sie schon im Sterben lag, was half ihr dann noch ein Blick oder ein Wort ihres Sohnes. Mir aber war das ganze Leben zerschmettert. Hans Jörg sah in mir dann nicht mehr seine Mutter. Er würde nicht ein zweites Mal vergessen. Und sie hat ja noch ein Kind, sagte ich immer und immer wieder und betäubte schließlich so mein Gewissen und brachte die Vorwürfe meines Mannes zum Schweigen.
Und wenn ich ihn schickte, würde Merken ihn mir nicht wieder ausliefern. Er würde ihn behalten als Erben seines Besitzes und die kleine Schwester — du, liebe Elisabeth — würdest das deine beitragen, daß er nicht mehr zurück wollte an mein Herz und in meine Arme.
So blieb er denn.
Als mein Mann zwei Wochen darauf auf einer Jagd verunglückte, erfaßte mich zum ersten Male Furcht über mein Tun. Ich sah darin eine Strafe des Himmels. Seither wurde ich die Angst um den Besitz meines Jungen nie
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 30. März 1931.
Der gestrige Palmsonntag hatte bei strahlendem Himmel nur den einen Nachteil, daß kalte Nordwinde ihn stark seines frühlingshaften Aussehens beraubten. Trotz alledem brachte er einen starken Spaziergängerverkehr hier und in der Umgebung. — Das Freundschaftswettspiel Sportverein Altensteig gegen Essringen mutzte wegen Nichterscheinens der Eästemannschaft ausfallen. Das Serienfußballspiel der Freien Turnerschaft gegen Schwieberdingen war bei der ersten Mannschaft mit 0:0 unentschieden, wogegen die zweite Mannschaft mit 3:1 Toren gewinnen ^ konnte.
Der Ursprung des Wortes „Kar"-Woche. Die Philologie ist sich über den Ursprung des Wortes „K a r "-W oche noch immer nicht einig. Viele Gelehrte denken bei der Silbe „Kar" an das griechische Wort „charis", was Gnade bedeutet. Aber Jakob Grimm, der wie kein anderer in dis Geheimnisse unserer Sprache eingedrungen ist, nimmt an, daß das Wort deutschen Ursprunges ist. Diese Annahme wird auch durch den Umstand gestützt, daß sich die mit „kar" zusammengesetzten Worte nur im Deutschen befinden. Nun gibt es im Gotischen ein Wort „kara", das Klage bedeutet. Von ihm leitet Grimm die mit „kar" zusammengesetzten Wörter ab. Das gotische Wort hat sich im Althochdeutschen in dem Stamm „Chara", im Mitteldeutschen als „Kar" erhalten. Karwoche ist also die Klagewoche, die mit dem Freitag der Klage und dem Samstag der Klage schließt. Man feiert ja vielfach den Karfreitag als den Todestag Jesu Christi durch einen Klagegesang in der Kirche.
Lichtbilder-Bortrag. Heute abend 8 Uhr findet im „Grünen Baum" ein Lichtbildervortrag über „Radium und seine Eigenschaften" statt. Näheres im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe.
— Calw. 30. März. Am gestrigen Palmsonntage, der von herrlichem Wetter begünstigt war, herrschte hier ein ungemein großer Fremdenverkehr. Mit der Bahn, mit dem Fahr- und Motorrad und mit Autos kamen Touristen und Ausflügler hier an, um einem gemeinsamen Ziele, den Krokuswiesen in Zavelstein, zuzustreben. Besonders stark war der Verkehr von Stuttgart und Pforzheim her. Wagen auf Wagen folgten einander in ganz kurzen Abständen. In Zavelstein selbst waren die Wiesen von Krokus und Menschen wie übersät. Der Besuch steigert sich von Jahr zu Jahr. Abends zogen große Trupps von Touristen durch die Stadt, alle mit Krokussträußen versehen. Auch die Kraftwagen machten hier noch Halt, so daß in 'ten Straßen und Gästhöfen ein sehr lebhafter Verkehr sich auswirkte. — Wie alljährlich zur Einleitung der Karwoche veranstaltete auch Heuer wieder am gestrigen Palmsonntag der Kirchengesangverein eine Passionsmusik, die bewies, daß das Verständnis für ernste Werks in den Musikkreisen von Stadt und Land nicht erloschen ist.
Baiersbronn, 28. März. Jakob Eaiser, geb. 22. 1. 1858, und seine Gattin Katharina, geb. Braun, geb. 8. 7. 1860, feierten am gestrigen Palmsonntag ihre goldene Hochzeit mit öffentlichem Kirchgang. Mitte der 80er Jahre erwarben die Eheleute Eaiser das Anwesen im Rücken, das 1912 abbrannte und wieder aufgebaut wurde. Durch Unglücksfall im Steinbruch verlor Eaiser 1898 ein Auge, das andere sehr geschwächt, ist er nun fast ganz erblindet.
Herrsnberg, 27. März. Die Gastwirtschaft zum „Lamm" in Herrenberg ging durch Kauf zum Preis von 29 000 Mk. in den Besitz des Bierbrauers Friedrich Hölz über.
Birkenfeld, 27. März. Das seinerzeit von dem hiesige» Darlehenskassenverein erworbene Ott'sche Anwesen ist nunmehr abgebrochen worden. An seine Stelle wird jetzt ein neuzeitliches stattliches Gebäude mit Hellen und lichte» Kassen- und Geschäftsräumen der Darlehenskasse nebst zwei Wohnungen zu stehen kommen. Bei der schönen Entwicklung, den die Darlehenskasse in den letzten Jahren genommen hat, war es eine Notwendigkeit, für größere und zweckentsprechende Räumlichkeiten zu sorgen.
Neuenbürg, 29. März.. (Unglücklicher Ausgang einer Geburtstagsfeier.) Dieser Tage konnte Wagenmeister Christian Seeg er von hier bei voller Gesundheit seinen 70. Geburtstag feiern. Als er abends nach Hause gehen wollte, stürzte er in der Dunkelheit eine Staffel hi», unter, so daß er mit schweren Verletzungen bewußtlos liegen blieb. Da der Unfall nicht gleich bemerkt wurde, wurde der Verunglückte erst am anderen Morgen aufgefunden. Er wurde sofort ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert, wo er bald darauf seinen erlittenen Verletzungen erlag.
Vaihingen a. F., 29. März. Schultheiß a. D. Ernst Kachel hat sich am Samstag vormittag von seiner Wohnung in der Möhringer Straße entfernt und ist seit dieser Zeit nicht mehr zurückgekehrt. Versuche der Schutzmannschaft, der Feuerwehr und hiesiger Bürger, ihn in der Umgebung von Vaihingen aufzufinden, blieben erfolglos. Da der Vermißte in der letzten Zeit häufig unter einem gewissen Depressionszustand litt, muß wohl angenommen werden, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist.
Horb a. N., 27. März. Gestern nachmittag ereignete sich beim Breitenbach'schen Eck ein folgenschwerer Unglücksfall. Ein Auto kam auf der Neckarstraße von der einen Seite, ein Pferdefuhrwerk von der anderen Seite daher und beide waren eben im Begriff, in die Ecke einzubiegen, was auch reibungslos vonstatten gegangen wäre, wenn nicht die Bahnhojstraße herein ein Lastwagen gekommen wäre, der ebenfalls um die Ecke biegen wollte. Dicht hinter dem Lastwagen fuhr ein Radler, der anscheinend das Personenauto und das Fuhrwerk nicht bemerkt hatte. Als er plötzlich vor dem Personenauto stand, versuchte der Radfahrer rasch zu stoppen, wobei er vom Rad geschleudert wurde und unglücklicherweise unter das Pferdefuhrwerk zu liegen kam. Der junge Mann erlitt nicht unerhebliche Verletzungen und mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben.
Rosenfeld, O.A. Sulz, 27. März. Einen guten Fang tat gestern der hiesige Landjäger, es gelang ihm, einen mehrfach steckbrieflich verfolgten Betrüger aus Freiburg, der mit einem erschwindelten Motorrad IV 6 9387 herumfuhr, festzunehmen. Schon tags zuvor entrann der Gauner mit knapper Not der Festnahme in Oberndorf dadurch, daß er sich einem Beamten gegenüber eines ihm nicht zukommenden Namens bedient hat. Der Bursche, der sich von Oberndorf nach Rosenfeld begeben hatte, konnte, bevor er weitere Personen schädigte, festgenommen und in das Amtsgerichtsgefängnis nach Sulz eingeliefert werden. Das in Freiburg entwendete Motorrad konnte stchergestellt werden.
Stuttgart. 28. Mäz. (Aus dem Eemeinderat.) ^Jn der Finainabteilung des Eemeinderats wurde ein Antrag, die der Sta^L gehörigen Hofgiiter zum Verkauf auszuschreiben. abaelehnt, Beim Baushalt der allgemeinen Verwaltung wurde beschlossen. Stellenerhebungen auszu- schließen und den Ausgabenansatz um 31600 RM zu kürzen. Für die Abhaltung des 700j8hrigen Stadtjubiläums war ein Fonds von 100 000 RM. angesammelt worden. Diese sind jedoch im Etat in Einnahme gestellt worden. Das 700jährige Stadtjubiläum wird infolgedessen nicht gefeiert.
mehr ganz los. Traf einmal längere Zeit keine Nachricht von ihm ein — er besuchte die Bonner Universität —, so schloß ich nächtelang kein Auge. Ich telegraphierte oder fuhr selbst zu ihm, um zu sehen, daß er gesund und am Leben war.
Ich atmete auf, als er endlich seinen Doktor gemacht hatte. Nun würde ich ihn immer in der Nähe haben. Aber ich hatte nicht mit dem Schicksal gerechnet.
Er lernte deinen Mann kennen, der redete ihm zu, nach Eisenbach zu kommen und sich mit ihm in die Praxis zu teilen.
Aber ich konnte ja nicht mit ihm gehen. Er wußte nicht, weshalb, und ich schützte vor, daß mir das Klima dort nicht tauge, ich sei die starke Waldiuft nicht gewöhnt und könne meinen Besitz hier nicht weggeben.
Als er das erstemal von dir und deinem Vater schrieb, konnte ich den Brief nicht fertig lesen, so groß war meine Aufregung. Immer fraß die Angst in mir, es könne eines Tages noch alles aufkommen. Dann starb dein Vater und die Gesayr für mich verringerte sich. Zwei Jahre habe ich meinen Jörg nun nickt mehr gesehen. Gar oft kam die Sehnsucht nach ihm mit solcher Gewalt über mich, daß ich glaubte, ich müsse mit dem nächsten Postzug zu ihm fahren.
Jedoch die Furcht vor Hanna, die ja mit deiner Mutter gegangen war und noch lebte, wie ich Jörgs Briefen entnahm, zwang mich immer wieder zum Bleiben.
Und dann kamst du. mein Kind, und — und als ich dich sah und all das in dir fand, was ich an Hans Jörg so sehr liebte, ein gutes Herz, dieselben treuen dunklen Augen, dasselbe weiche Kindergemüt, da schlug dir mein ganzes Sein entgegen, und wenn ich auch deine Mutter zu hassen glaubte, dich mußte ich lieben.
Ich sah, daß du mich wiederliebtest und war glücklich darüber. Und nun ist alles zu Ende. Ich habe keinen Sohn mehr. Mein Leben ist umsonst gelebt!"
„Keinen Sohn mehr7"
Elisabeth blickte sie verständnislos an. „Hans Jörg lebt doch!"
„Ja, er lebt. Aber nicht mehr für mich. So sehr er mich liebt, ebensosehr wird er mich hassen, mich verachten, wenn er alles erfährt. Wenn er erst weiß, daß seine Mutter eine Betrügerin ist, daß sie nicht einmal einer Sterbenden seinen Anblick gönnte. Der Frau, die ihm das Leben schenkte und von der ich wußte, daß es ihre höchste Seligkeit gewesen wäre, ihn zu besitz^." .
„Hans Jörg wird verzeihen!"
Nun glitten Elisabeths Hände über die der alten Dame. „Haffen und verachten kann er nicht."
„Ja, er wird verzeihen, mein Bub. Aus Mitleid und Erbarmen, und wird gehen und nicht wiederkommcn.
Nie wiederkommen — weißt du, was das heißt, Elisabeth?
Ja, sie wußte es, hatte es erfahren, als sie damals am Abend vor ihrer Hochzeit auf den Vater wartete und einen Toten unter den Hochwaldtannen fand.
„Und du wirst auch gehen, mein Kind," hörte sie Frau Hilbertts Stimme. „Wirst nicht mehr in meinem Hause sein wollen und neben der Frau, die Hans Jörgs und deiner Mutter Tod verschuldet hat."
„Es ist alles Bestimmung —. Sagten Sie nicht so, gnädige Frau, und Hanna — meine Hanna sagt: unser Herrgott teilt aus, wie's gerade trifft. Heute dem einen guten Tag und morgen einem anderen. Heute dem etwas Dilteres in die Schüssel und morgen dem Nachbar. Alles Studieren hilft nichts. Wie's kommen soll, so kommt's. Kann keiner was dagegen machen!"
„Solch große Lebensweisheit hat die Hanna!" lobte Frau Hilbertt mit einem wunden Lächeln. „Nun geh zu Bett, mein Kind. Laß mich dich so nennen. — Nur für heute. Weil du meines Buben Schwester bist. Morgen gehst du vielleicht als eine Fremde an mir vorüber, die mich keines Grußes wert findet. Und wenn du heimkommst, wird mein Jörg mir ein paar Zeilen des Erbarmens gönnen — und dann nichts mehr. — Und es wird leer sein um mich, wie es nie gewesen ist, und ohne Hoffen und ohne Liebe. — Und doch fehlen wir alle, nur von ihr getrieben. Liebe war es, die deine Mutter an deinen Vater kettete, die sie sterben ließ vor Sehnen zu dem kleinen Jörg, die mich so tief in die Schuld und Fehl stürzte. Und doch heißt der Lieblingsjünger sie die „Größte" von allen!"
Elisabeth sah nach dem Bilde über dem Ruhebette. Frau Hilbertt erhob sich und entnahm dem Schreibtisch eine verschlossene Mappe.
„Briefe von deiner Mutter und solche von Hans Jörgs Vater aus deren Brautzeit, und solche nach der Scheidung. Die letzteren nur von deiner Mutter. Dann Bilder von meinem Jungen — laß mich noch einmal so sagen heute. -- .Nimm alles mit dir, mein Kind, und lies es durch und ^to es dann Hans Jörg. Er hat das meiste Anrecht darauf.
„Und — und Sie selbst, gnädige Frau?" ^
(Fortsetzung folgt.)