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bauten fertiggeftellt ist. wird Frankreich ein Schiff der Diderot- Klasse aus dem Flottenbestand streichen. Italien wird dagegen bei Indienststellung der Neubauten überalterte Kreuzer erster Klasse abwracken und zwar etwa 16 83V Tonnen, insgsamt 83 610 Tonnen Ohne einer allgemeinen Revision der im Wa- sbingotner Flottenvertrag vorgesehenen Höchsttonnagezifsern für S-l'!achtschine vorzugreisen, wird die im Washingtoner Verklag für die Florten Frankreichs und Italiens vorgesehene Tonnag«- böchstgrenze für Schlachtschiffe von 175 000 Tonnen aus 181000 Tonnen erhöht. Frankreich und Italien können außerdem in der Zeit bis zum 31. Dezember 1936 je 31 000 Tonnen für Flugzeugmutterschiffe in Dienst stellen. Von der Absicht, einen der Neubauten der obengenannten Kategorien auf Kiel zu legen, werden sich die beiden Mächte gegenseitig zu einem mölichst frühen Termin benachrichtigen.
ZalEi über dm druW-voltiMn Kandelsverlmg
Warschau. 11. März. Im Sejm hielt der polnische Außen- minister Zaleski eine Rede, in der er u. a. betonte, daß die polnische Regierung in bezug aus den deutsch-polnischen Handels- vertrag seit Jahren eine konsequente Linie verfolgt hat. Der bereits Unterzeichnete deutsch-polnische Handelsvertrag verwirkliche nach Meinung des Ministers das Gleichgewicht. In der so wichtigen Angelegenheit der zollpolitischen Maßnahmen, die die deutsche Regierung bereits durchgeführt habe oder durchzusühren beabsichtige, nehme die polnische Regierung folgende Stellung ein: Als ein Agrarstaat verstehe Polen am besten d:e Notwendigkeit der Bekämpfung der Agrarkrise. Es verstehe auch die Lebensnotwendigkeiten Deutschlands, die Agrarkrise ;u überwinden und die Rentabilität der deutschen landwirtschaftlichen Produktion wieder herzustellen. Auch finde es Polen verständlich, daß eines der Mittel auf diesem Wege die eigentliche Zollpolitik bilde wodurch die Stabilisierung der Rentabilität erreicht werden könnte. Nach Auffassung der polnischen Regierung beruhe die wichtigste praktische Ausgabe in der Bekämpfung der Agrarkrise darin, Wege zu finden, um die Ueberschüsse der landwirtschaftlichen Produktion von den Weltmärkten zu beseitigen. Diese Aufgabe könne nur auf dem Wege einer solidarisch aufgenommenen internationalen Aktion erfüllt werden. Bei dieser Gelegenheit wiederholte der Minister die Notwendigkeit, daß der deutsch-polnische Handelsvertrag ratifiziert werde. Zaleski begründete im weiteren Verlauf seiner Rede die Notwendigkeit, daß Polen die Haager Abmachungen sowie das deutsch-polnische Liquidationsabkommen unterzeichnet.
Prügelei im Münchener Ztadtrat
Schneeschaufler mit und ohne Beichtschein München, 11 März. In einer Sitzung des Münchener Stadtrats kam es zu einer Prügelei mit Radau. Der Anlaß gab der folgende merkwürdige Vorfall: Eine Gräfin hatte in den letzten Tagen frühmorgens für Schneeschauiler Tee und Brote verteilen, ihnen zum Teil auch warmes Mittagsbrot geben lasten. Einige der Leute lud sie iür Sonntag zu sich auf ihr Gut ein und veranlagte sie. sich zur Beichte und Kommunion zu begeben. Als sich am Montag früh bereits um 2 Uhr die Arbeitslosen anstellten. um zur Schneereinigung herangezogen zu werden, sollen von einem städtischen Beamten nur die berücksichtigt worden sein, die einen Beichtzettel vorzeigten, auch wenn sie viel später gekommen waren als die übrigen. Dadurch entstand eine große Erregung unter den Arbeitslosen, so daß das Uebeciallkommando an- gerusen werden mußte, das mehrere Leute verhaftete. Es wurde nun in der gestrigen Stadtraissitzung der Antrag gestellt, und gegen die Stimmen der Bayerischen Volksvartei und Deutschnationalen angenommen, daß gegen Sie daran beteiligten städtischen Beamten disziplinarisch vorgegangen werden soll. Bei der Beratung dieses Antrags wati ein Mitglied der Bayerischen Volkspartei dem Nationalsozialisten Hermann Ester mangelnde Bildung vor. Als der Oberbürgermeister den von den Nationalsozialist n verlangten Ordnungsruf ablebnte. gingen diese geschlossen gegen den Redner der Bayerischen Volksvartei vor. Es kam nun
zu einer wüste« Prügelei, i« deren -oerlau, mt» Linie nun, Hern, Tintenfässern und sonstigen Gegenständen geworfen wurde. Erst nach einer Viertelstunde konnte die Sitzung, die unterbrochen worden war, wieder ausgenommen werden.
Neues vom Tage
Die Gefrierfleischsrage im Reichsrat
Berlin. 11. März Wie die Fleischerverbandszeitung von best- informierter Seite erfährt, hat sich das preußische Kabinett in seiner Sltzunq am Dienstag abend entschlossen, seine Reichs- ratsbeoollmächtigten zu beauftragen, dem Eefrierfleischgeictz zu- zustimme» und keinen Einspruch einzulegen. Dagegen habe sich bas Auswärtige Amt ganz entschieden gegen die Gefrierfleischeinfuhr ausgesprochen. Außer den Ländern Bayern, Württemberg, Thüringen und Braunschweig, die bereits erklärt haben, daß sie Einspruch einlegen wollen, ist auch damit zu rechnen, daß Sachsen das unter Umständen den Ausschlag geben kann, der Eefrierfleischeinfuhr widerspricht. Die Mehrheitsverhältnisse sind im Augenblick, wie das Nachrichtenbüro des V.d.Z. noch ergänzend erfährt, ganz unübersichtlich. Die Entscheidung im Reichsrat fällt erst am Freitag abend
Neue Sparmaßnahmen in Preußen
Berlin. 11 März. Gegenüber den Voranschlägen verschlechtert sich der Abschluß des Haushalts um rund 20 Millionen RM„ in besonderem dadurch, daß Preußen vom Reich rund 15 Millionen NM. an Reichsllberweisungssteuern und 3 Millionen RM. an Polizeikostenzuschüssen weniger zu erwarten hat. Hierfür muß ein Ausgleich gefunden werden. Zum größten Teil wird er durch weitere Kürzung der Vauausgaben hergestellt, ferner durch den Verzicht auf Inangriffnahme neuer pädagogischer Akademien, sowie durch Einsparungen bei Forst-, Justiz- und Eestütsoerwal- tung. Notstandsbeihilfen und Unterstützungen erfahren eins mäßige Kürzung.
Der frühere Reichskanzler Hermann Müller erkrankt
Berlin, 11. März. Der Reichstagsabgeordnete Hermann Müller- Franken (Soz.) ist vor einigen Tagen erneut an einer schweren Eallenblasenentzündung erkrankt, die seine Ueberführung m eine Klinik notwendig machte. Sein Zustand ist ernst.
Drewitz rehabilitiert
Berlin, 11. März. Das Ehrengericht der Wirtschaftspartei, die höchste Instanz der Organisation, hat am 9. März seine Verhandlungen über die gegen den Parteivorsitzenden Dreantz erhobenen Vorwürfe zu Ende geführt und ist nach eingehender Beweisaufnahme zu einer Entscheidung gekommen, in ver festgestellt wird, daß alle gegen Drewitz erhobenen Beschuldigungen sich als unbegründet herausgestellt hätten.-
Anklage gegen Verfasser und Verleger von „Gefesselte Justiz-
Berlin, 11 März. Die Staatsanwaltschaft 1 Berlin hat jetzt gegen den Schriftsteller Moritz (Zarnow) und den Verleger Lehmann öffentliche Anklage wegen formaler Beleidigung und übler Nachrede gegenüber dem Landtagsabgeordneter Kuttner erhoben.
Neue Konfliktsgefahren in Indien
Allahabad, 11. März. Der Präsident des Allindischen Kongreffes, Jowaharlal Nehru, erklärte in einer öffentlichen Versammlung, wenn der Kongreß beschließen wüte, an einer Konferenz mit den Engländern teilzunehmen, so würde das nur unter der Bedingung geschehen, daß Indien völlige Unabhängigkeit und die Kontrolle über das Heerwesen und die Finanzen erhalte. Würden diese Ziele .icht erreicht, so würde der Kampf mit neuer Energie wieder ausgenommen werden.
Erwischte Mädchenhändler. Aus Wuppertal wird gemeldet: Zwei Mädchenhändler, ein Anstreicher und ein ehemaliger Kaufmann, wurden auf dem Bahnhof Elberfeld in dem Augenblick festgenommen, als sie mit vier in den Zwanzigerjahren stehenden Mädchen nach Belgien ab- reisen wollten.
Altensteig, den 12. März 1931.
Handwerk und Zeitungsreklame. Der Wert der Reklame diirire seUen in Hanöwerterkreisen bestritten werden. Wer behauptet, Reklame sei für das Handwerk nicht nötig, sei auf die Blütezeit des Mittelalters verwiesen, in der die Eewerbezeichen den Städten ein besonderes Gepräge gaben, wie es heute die moderne Reklame dem neuzeitlichen Stadtbild gibt. Heute wU die Reklame durch das Auge auf den Menschen wirken, und deshalb wrrd auch der Reklame durch das Ohr, wie sie beispi-iz, weise durch das Radio gegeben ist, nicht die Bedeutung zu- kommen wie der Zeitungsreklame. Die Reklame durch das Auze fesselt durch ihre Nachhaltigkeit, die noch dadurch verstärkt weiden kann, daß man sie, wie bei der Zeitungsreklame, immer wieder auftauchen läßt. Wenn man immer wieder liest: „Eß> Fisch!", „Trinkt deutschen Wein!", „Tragt Maßkleidung!", st wird man schließlich Fisch essen, deutschen Wein trinken und Maßkleider tragen. Diese Dauerwirkung macht die Zeitungsreklame rentabel. Niemand kann sich auf die Dauer der Wirkung einer solchen Beeinflussung entziehen, sie ist der stete Tropfen, den Stein zu höhlen. Denn sie schafft die Möglichkeit, jeden Tag an den Kunden heranzutreten. Man beachte z. B. die großen Reklameanzeigen, die die Kaufhäuser für sich in den Zeitungen in Anspruch nehmen. Sie wählen vor allem deshalb den Weg der Zeitungsreklame, weil sie wissen, wie wirksam und rentabel sie ist. Ebenso sollte sich aber auch das Handwerk der Zeitungsreklame bedienen; denn auch das Handwerk ist auf das kaufende Publikum angewiesen und zählt sehr oft seine Kundschaft in den Kreisen, die gewohnt sind, täglich ihre Zeitung z« lesen. Ein bedeutender englischer Reklamefachmann sagte einmal bezüglich einer Zeitungsreklame: „Unsere Agentur hat für ihre Kunden bei vielen bedeutenden Werbeseldzügen die Zeitung benutzt, da wir fanden, daß Propaganda der Zeitung bei der Suche nach Aufträgen des Handels, wie bei der Schaffung einer Publikumsnachfrage gleich wirkungskräftig ist. Die Bedeutung der Werbekraft und die Auflage ist meist so hoch, dah man Nachfrage und Vertrieb durch die Benutzung dieses wichtigen Werbemediums erreichen kann." Der Handwerker und Gewerbetreibende, der auf die Aufträge des Publikums angewiesen ist, kann durch das Zeitungsinserat an düs kaufende Publikum herantreten. Die Rentabilität der Zeitungsreklame wird auch an folgendem Beispiel demonstriert, das wir der Zeitschrift „Der Erfolg" entnehmen: Zwei Fabrikanten erzeugen denselben Gegenstand zu einem Preis von 0 60 Mark. Dies« Gegenstand wurde an den Händler für 0,80 Mark und an das Publikum für 1,20 Mark verkauft. Der eine Fabrikant begann zu inserieren und verdoppelte dadurch seinen Umsatz. Seim Selbstkosten konnte er dadurch auf 0,40 Mark Herabjetzen, für 0,60 Mark an den Kaufmann liefern, der seine Artikel für 1 Mark an das Publikum abgab. Der zweite Fabrikant kommt natürlich immer mehr ins Hintertreffen, sein Umsatz sinkt und die Selbstkosten steigen entsprechend. Das Publikum und der inserierende Fabrikant haben gewonnen. Den einzigen Verlust hat nur der Erzeuger gehabt, der nicht werben wollte. So aber, wie es hier dem zweiten Fabrikanten ergangen ist, der nicht inserieren wollte, so kann es auch dem Handwerker und Gewerbetreibenden gehen, wenn er nicht zu den Mitteln der Reklame greift. Unterlasten bedeutet Rückschritt, Ausschalten, Untergang. Wenn einer zwanzig Jahre keine Reklame getrieben hat, >o ist das kein Grund, heute auch keine zu treiben. Man fährt nicht mehr mit der Postkutsche, wenn man das Auto, den V-Zug oder das Flugzeug benutzen kann. Ganz abgesehen davon, daß das Handwerk und Gewerbe auf die Vorzüge der Qualitätsarbeit und der individuellen Bedienung Hinweisen kann, zeigt es durch die Reklame, daß es nicht gewillt ist, die Rolle des verborgenen Veilchens zu spielen und aus dem Produktions- und Verteilungsprozeß ausgeschaltet zu werden. vr. Fochtmann.
— Füttert die Lerchen! Letzte Woche kamen die Lerchen von ihrem Winteraufenthalt zurück. Sie waren in Siid- europa und in Nordafrika. Müde und hungrig kamen sie an; aber nicht einmal ein Ruheplätzchen, geschweige denn einen gedeckten Tisch fanden diese lieben Frühlingsbote» bei uns. Scharenweise kommen sie deswegen herein in die Ortschaften, zu den Menschen und zeigen ihre Not Unbeholfen Hüpfen sie im Schnee. Schon liegen da uno dort tote Feldlerchen. Es ist schade für jede einzelne, da ns dem Landmann so viel Nutzen bringen. Die Lerche ist ein Felo-
Alarl^rsr äsr
Roman von I. Schneider-Forst! Nachdruck verboten.
42. Fortsetzung
»Ist es das?" sagte er. Die Zeitung glitt von seinem Schoße achtlos zu Boden.
Sie beachte hastig und sprang auf, um das Zimmer zu verlassen. Aber seine beiden Arme legten sich um ihre Mitte. Er war so jungenhaft unbeholfen im Zärtlichsein. Nur auf seine Knie zog er sie und drückte ihre Hände gegen seine Wangen.
»Ich Hab' mir s so sehnlich gewünscht, mein Häschen. Der Himmel wird ja wohl ein Einsehen haben und uns keine Hünen, wie ich bin, bescheren. Warum sollten es nicht schlanke, zierliche Menschenkinder werden, wie du bist?"
„Muß es ein Junge sein?" fragte sie ängstlich.
»Bewahre!" lachte er vergnügt. »Ich habe ja für keine Dynastie zu sorgen. — Ein Christkind wird's," rechnete er. „Renkell hat mir gestern zehn Ster Buchenholz angetragen. Das paßt gerade. So ein kleiner Hase will immer warm haben. Und dann will ich sehen, ob sich nicht nach dem Garten hin anbauen läßt. Der Platz wird uns sonst zu wenig."
Er sprach ganz sachlich und scheinbar in gleichgültigem Ton. Aber Elisabeth hörte doch die Wärme in seiner Stimme und sah, wie seine Augen glänzten. Er freute sich. Freute sich mit ihr auf sein Kind. Das machte sie Uberselig. Sie hörte kaum, als er ihr sagte, was sie zu meiden hätte und was für sie von Borteil sei in dieser Zeit.
Hanna kam erschrocken ins Zimmer: „Ob er denn seine Sprechstunde vergessen habe?"
„Ja so, ich komme gleich." — Das war jetzt wichtiger.
Elisabeth bekam sogar noch einen Kuß, ehe er aus dem Zimmer ging.
Hanna hätte in den kommenden Tagen ihre kleine Liese am liebsten in Watte gewickelt. Reichmann mußte immer schelten, daß das Verpäppeln nichts tauge. Essen sollte die Liesl tüchtig und ihre gewohnte leichte Arbeit tun und schlafen zwischenhinein und viel spazieren laufen.
„Mach' alle Tage deinen gleichmäßigen Trott," verord- nete er. „Dann wird nichts fehlen I" — Aber er sagte das letzte unsicher.
Sie tat alles, was und wie er es haben wollte. Einen folgsameren Patienten hatte Neichmann in seiner ganzen Praxis nicht. Ihr Aussehen war blühend, bis sie eine» Tages mit todblassem Gesicht zu Hanna in die Küche trat.
„Herr Jesus, kleine Liese, was ist dir denn!"
„Nichts!"
Es klang hohl und die Augen der jungen Frau hatten alles Glänzen verloren.
„Hast kein Bertrauen mehr zu mir?" jammerte Hanna.
„Ich bin nur so müde!"
„Was ist los?" frug Neichmann, als er am Mittag zu Tische kam. „Fühlst du dich besonders unpäßlich heute?"
„Nein." Ein eigentümlich forschender Blick streifte ihn.
Was hat sie denn, dachte er, und suchte das Warum zu ergründen. Sie fühlte sich so wohl wie sonst. Mehr war nicht aus ihr herauszubringen. Während er in der Sprechstunde saß, verschloß sie sich in ihr Schlafzimmer und zog aus ihrem Brustausschnitt einen fliederfarbenen Bogen hervor. Der hatte in seiner Tasche gesteckt. Er hatte gestern abend, ehe er in Gesellschaft ging, den Nock gewechselt und ihn im Zimmer hängen gelassen. Sie hatte ihn gebürstet und den zartduftenden Leinenbogen darin gefunden. Und seither sann und grübelte sie, was die wenigen Zeilen zu bedeuten hätten: „Ich lebe in beständiger Erregung, Deine Frau könnte unserem Tun zu früh auf die Spur kommen. Wenn möglich, erscheine nur Du allein zu meinem Fest. Eine Ausrede Elisabeth gegenüber wirst Du ja finden. Die Sache wird interessant. Also komme allein... Nella." >
Sie war wie betäubt. Also doch! . . . Also doch! . . . Wenn sie nur weinen könnte. Aber es schien alles ausgebrannt in ihr. Die Hanna hatte sie gewarnt vor der blonden Frau, die ihres Mannes Jugendliebe gewesen war.
Und sie hatte ihr vertraut, hatte ihn damals ihrem todkranken Kinde geschickt. So dankte ihr die Mutter für diesen Liebesdienst. Den Mann, das einzige, was ihr im Leben geblieben, nahm sie ihr. Was hatte sie denn nun noch von ihm? Nichts als seinen Namen! Nur diesem nach war sie noch seine Frau. War ihm ausgeliefert auf Gnade und Ungnade. Mußte vorliebnehmen mit dem, was für sie übrig blieb.
Und das Kind? . .. Ach, auch das Kind war sein. Alles, alles.
Sie warf sich auf das Bett und wühlte das Gesicht in die Kiffen. Nun war Hannas Gebet doch umsonst gewesen. Nichts wurde ihr erspart im Leben. — Und niemand durfte darum wissen. Hanna am wenigsten. Auch der Trost, sich bei ihr auszuweinen, blieb ihr versagt.
Sie hatte recht gehabt. „Das ganze Leben ist ja nicht wert, daß man so viel durchmacht. Und die Liebe, das ist noch das Armseligste von allem."
„Das Armseligste," wimmerte Elisabeth und hielt den Brief zwischen ihren Fingern gepreßt.
War das so Männerart, daß sie heimlich hinter dem Rücken des Weibes, das sie an sich gefesselt, ihr Treiben aus der Iunggesellenzeit fortsetzten? . . . Oder war nur er allein so? . .. Wie war denn Vater gewesen? . . . Aber der zählte ja nicht! . . . Der war alt gewesen und verbittert.
Wenn sie nur Hanna fragen dürfte, ob er ihrer Mutter die Treue gehalten hatte, so lange diese am Leben war! . ..
Einen gab's, der war nicht wie die andern, und dieser eine war Hans Jörg. Der würde seinem Weibe einmal Treue halten... Der gewiß! . . . Immer.
„Wo fehlt es denn?" sagte Reichmanns Stimme.
Mit raschem Schritt trat er zu ihr ans Bett.
„Ich bin so müde!"
Sie wurde nicht einmal rot dabei. Sie war in der Tat ganz zerschlagen.
„Na, Hab' nur GeduldI Das gibt sich schon wieder, mein Häschen. Laß das Numarbeiten im Hause sein. Du Hanna soll sich noch ein zweites Mädchen nehmen, dann kannst du dich schonen. Bleib liegen jetzt und dann später läufst du ein paarmal durch den Garten. Mit der Zeit kommt alles wieder ins Gleis I"
Als er sich zu ihr herabbog, küßte sie ihn. Sie brachte es nicht fertig, sich von ihm abzuwenden.
„Wo gehst du jetzt hin?" fragte sie und hielt seinen Blick mit dem ihren fest.
Er fuhr sich über die Stirne. Nannte ein paar Namen und zog dann die Uhr.
„Hast du in Ludwigstal zu tun?"
„In Ludwigstal? . . . Nein! . . . Soll ich etwas von dir an Nella bestellen? . . . Wenn es keine Eile hat, dann sag' es ihr gelegentlich selbst. Ich habe heute absolut keine Zeit."
Als sich die Türe hinter ihm geschlossen hatte, war sie in tausend Zweifeln.
(Fortsetzung folgt.)