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Es liegt auf der Hand, daß die erhöhte Anspannung der Kör­per- und Geisteskräfte durch die Berufsarbeit, wie sie die Schwere der Nachkriegsjahre erfordert, mit um so größerer Gewalt nach einem Ausgleich sucht. Von weiten Volkskreisen wird dieser Ausgleich in der Ausübung von Sport und Wandern, in enger Fühlungnahme mit der Natur gesucht, von weiten Volksschich­ten aber auch in kultureller Betätigung, in der Pflege des Ge­sanges. Diese Pflege des Gesanges gewährt dem Sänger über den notwendigen Ausgleich hinaus die rechte seelische Erhebung. Gleichzeitig wird sein Kunstverständnis gehoben und gefördert. Die deutsche Arbeiterschaft kann auf diese Kunsterziehung beson­ders stolz sein und ich wünsche, daß der Arbeitergesangverein .Sängerlust" und mit ihm der Arbeiter-Sängerbund Deutsch­lands auch ferner wachse, blühe und gedeihe! In diesem Sinne: Freundschaft"! L.

Nagold, 6. März. Eine von der N.S.D.A.P. auf Don­nerstag abend imLöwensaal" einberufene Versammlung war gut besucht. Als Redner war der Reichstagabgeordnete Wiea a n d - Berlin erschienen, der in zweistündiger Rede das heute herrschende System in scharfer Weise geiselte. Er begründete den Austritt seiner Partei aus dem Reichs­tag. der notwendig gewesen sei, um erfolgreich Opposition gegen das dort herrschende System treiben zu lönnen. Die mit Humor und Satire gewürzten Ausführungen des Redners wurden mit großem Beifall ausgenommen. Da sich zur Diskussion niemand zum Wort meldete, ergriff der Redner nochmals das Wort und führte die Zuhörer durch sein r, iches Wissen in die deutsche Geschichte ein. Ergriffen lauschten die Zuhörer seinen Schlußworten und die Ver­sammlung verlief in vollkommener Ruhe und Ordnung.

Dornstetten, 6. März. Gestern wurde der nach längerem Leiden verstorbene Ehrenbürger unserer Gemeinde, Dr. Emil Mahler zu Grabe getragen. Der Verstorbene, der als junger Arzt nach hier kam, errang sich durch seine hervor­ragenden ärztlichen Kenntnisse, durch seine Bescheidenheit und lauteren Charakter Liebe und Vertrauen der ganzen Bevölkerung. Die Teilnahme an der Beerdigung war hauptsächlich von der Männerwelt des ganzen Bezirks eine große.

Freudenstadt, 5. März. (Abnahme der Konfirmanden­zahl.) Am Sonntag, 22. März, werden in unserer Evang. Stadtkirche 68 Söhne und 50 Töchter konfirmiert werden, zusammen 108 Kinder. Die Abnahme der Konfirmanden­zahl (sonst etwa 180!) durch die Kriegsjahrgänge 1916 und 1917 macht sich stark bemerkbar.

Langenbrand» 5. März. Ein gewiß seltenes Geschäft, als Zeichen der Zeit zu werten, wurde gestern hier getätigt: Ein hiesiger Bürger verkaufte sein Motorrad für ein Pfund Zwetschgen. (Es ist anzunehmen, daß der Verkäufer ein großer Zwetschgenliebhaber ist.)

Vaihingen a. E., 4. März. (Erpressung.) Ein vor etwa einem Jahr hier zugezogener Einwohner schrieb einer hiesigen Frau einen Brief, in dem er sie aufforderte, auf einem näher bezeichneten Grundstück unter einem Stein den Betrag von 500 Mark zu hinterlegen unter Bedrohung im Falle einer Weigerung. Die Sache kam zur Anzeige und es gelang sehr rasch, den Täter hinter Schloß und Riegel zu bringen.

Nürtingen, 5. März. (Eeländete Leiche. An einem Grashalm gestorben.) Am Rechen des hiesigen Elektrizi­tätswerkes wurde die Leiche eines fünfjährigen Kindes geländet, das Ende Dezember bei Neckartenzlingen er­trunken ist. Bei Feldarbeiten nahm ein Nürtinger Bürger einen Grashalm in den Mund. Da sich schmerz­hafte Gebilde am Munde festsetzten, mußte er sich operieren lassen. Kürzlich zeigten sich jedoch erneute Schmerzen, die den Tod des Mannes herbeiführten.

Eckenweiler OA. Rottenburg, 5. März. (Brand > Am Dienstag abend brach in dem Hause des Wilhelm Giell beim Friedhof Feuer aus. Das Feuer, das eine ausfallend starke Rauchentwicklung zeigte, wurde mir dem Erfolg be­kämpft. daß es sich nicht auf das ganz« Haus ausdehne» konnte Allerdings muß der noch stehende erste wtock ab­gebrochen werden.

Stuttgart, 5. März. (Kommandeurwechsel.) Der bisherige Kommandeur des Grenadier-Bataillons Infan­terieregiment 13, Oberstleutnant Reischle, ist zum Stab des Truppenkommandos 2 in Kassel kommandiert und an seiner Stelle Major Kitzinger zum Kommandeur ernannt worden.

Todesfall. Kommerzienrat Heinrich Otto ist nach langem Leiden gestorben. Er zählte zu den hervorragend­sten Industriellen des Landes, namentlich auf dem Gebiete der Vaumwollindustrie. Er ist geboren 1856 in Nürtingen und folgte seinem Vater, dem Geh. Kommerzienrat Hein­rich Eotthold Otto im Besitz der Spinnerei in Reichenbach a. F. nach. 1907 erwarb er für sich und die Firma He'nrich Otto L Söhne in Unterboihingen ein 15 000 Hektar großes Stück Land in Deutsch-Ostafrika, auf dem in schwerer Arbeit die Pflanzung Kilossa entstand. Als diese nach mancherlei Rückschlägen trotz allem eine wirkliche Musterpflanzung geworden war, und auch für ihre Besitzer Früchte zu tragen begann, kam der Krieg und machte alles zunichte. Auch eine andere, von Heinrich Otto mitgegründete und geför­derte koloniale Unternehmung, die deutsche Nyanm-Schiff- fahrtsgesellschaft, ging durch den Krieg verloren. Der Ver­storbene entfaltete eine rege Tätigkeit in den Vorständen verschiedener Berufsgenossenschaften und Berufsvreine.

Eßlingen. 5 März. (Aufgeklärte Wäsche!»', eb- stähle.) Ende Februar wurde ein 26 Jahre alter Hilfs­arbeiter von h'er bei dem Versuch, zum Trocknen auf­gehängte Damenwäsche zu entwenden, auf frischer Tat über­rascht. Hierdurch ist es gelungen, insgesamt 56 glsscharrige Diebstähle, die in den letzten zwei Jahren verübt worden «aren, und von denen nur ein Bruchteil zur Anzeige ge­langte, aufzuklüren. Der Täter entwendete grundsätzlich nur Damenwäsche und -Strümpfe. Die Diebstähle haben einen sexuellen Hintergrund.

Wcikersheim OA. Mergentheim, 5. März. (4 Finger abg e s ch n i t t e n.) Der Sohn Hans des Schreinermeisters Bernhard kam beim Arbeiten an der Tischfräse mit der linken Hand in die Maschine. Dabei wurden ihm sämtliche vier Finger bis auf den Daumen abgeschnitten.

Eerbertshaus OA. Tettnang, 5. März. (Brand.) In der Nacht zum Mittwoch brannte hier das Anwesen des Landwirts Baptist Fuge! vollständig nieder. Das Feuer brach im Stadel aus, sprang auf das Wohnhaus über und das ganze Anwesen wurde eingeäschert. Wie das Feuer entstanden ist, konnte noch nicht festgestellt werden.

Ulm, 5. März. (Im Tode vereint.) Präzeptor Streng, eine in hiesiger Stadt wohlbekannte Persönlichkeit, und seine Frau sind im Krankenhaus einer Grippeerkran­kung erlegen. Präzeptor Streng starb um 4 Uhr, seine Frau folgte ihm eine Viertelstunde später nach. Präzeptor Srreng war in den letzten Tagen erblindet und stand im 79, seine Frau im 82. Lebensjahre Er war viele Jahre hindurch als Lehrer am Realgymnasium und der Oberrealschuls hier tätig.

Aichelau OA. Münsingen, 5. März. (Bran d.) Nachts brach in einem Teilgebäude der Jos. Arnold Witwe Feuer aus. In dem Gebäude (Waschhaus genannt) sind ein Keller, drei Warenremisen, eine Waschküche und zwei große Frucht- speicher eingebaut Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Aus Naben

St. Georgen, 4. März. (Die Autospritze im Schnee stecken geblieben.) Heute morgen gegen halb 2 Uhr brach im Anwesen des Landwirts Wilhelm Staig er am Ruppertsberg Feuer aus, dem der Schopf, samt neu aimebautem Teil, zum Opfer fiel. Die Feuerwehr konnte das Wohnhaus vor einem Ueber- greifen der Flammen bewahren. Der Schaden ist bedeutend, die Brandursache unbekannt. Die Rettungsarbeiten waren außerordentlich schwierig wegen des bergigen Geländes, der schlechten Zufahrtsstraßen und der hohen Schneemassen. Die Autospritze blieb im Schnee stecken. Glücklicherweise geschah dies jedoch aus dem Rückwege von der Brandstätte.

Eine Mahnung au wahlberechtigte evangelische Frauen

Der Bund Ev. Frauenoereine Württembergs fordert die evan­gelischen Frauen unseres Landes dringend aui, sich an den kirch­lichen Wahlen am 8. März 1931 zu beteiligen. Immer wieder begegnen wir in Frauenkreisen der Meinung, als ob an der Abgabe eines einzelnen Stimmzettels nichts gelegen iei. Dem möchten wir mit allem Nachdruck entgegentrelen. es komm: in der Tat aui jede einzelne Stimme an. Für die evangelische Frau ist es Gewissenssache dem Ru» der Kirche zur Wahl zu folgen. Das uns verliehene Wahlrecht bedeutet Mitverantwortung iilr die Gestaltung des kirchlichen Lebens und illr dessen Auswirkung in unserem Volk. Ls kann den Frauen nicht gleichgültig sein, wie die Kirche aussieht, in die unsere Jugend hineinwachsen soll. Wir wollen der Kirche unsere dankbare Liebe auch durch den Gang zur Wahlurne beweisen!

Bund Ev. Frauenvereine Württembergs.

RMdsüntz

Samstag, 7. März: 6.15 Uhr Morgengymnastik, von 10 bis 13.30 Ubr Schallvlatten, Nachrichten, Wetter, 15 20 Uhr Stunde der Jugend. 16.30 Uhr Konzert, 17 Ubr Eesangsvortrag, 17.15 Ubr Konzert. 18 Ubr Zeit, Wetter, Sportbericht, 18.15 Ubr Vor­trag: Borgen macht Sorgen, 18 40 Uhr Vortrag: Der Simmel im März und Avril. Wobin gebt unsere Reise im Weltenraum?. 19 20 Ubr Zeit, 19 25 Ubr Spanischer Sprachunterricht, 20 Ubr Lustiger Abend, 22 Ubr Nachrichten, 22.20 Ubr Tanzmusik.

Jas Recht des Arztes an der Leiche

Von Dr. jur. Autenrieth. t. Staarsanwalt in Stuttgart.

Moutui vivos docent: Die Toten lehren die Lebenden. Eine wunderbar tieie Fiktion liegt in dieser Umkehrung des äuße­ren Geschehens, baß an den entseelten Menschenbüllen künitrge Aerzie von Bau und Wesen des Körpers ihre Kenntnis aus den Hochschulen sich erwerben. Unter dem anatomischen Institut einer . deutschen Universität stekl der Satz eingemeißelt und heiligt da» i Grauen vor der wissenschaftlichen Stätte Mortui vivosdocent. Der Sag gilt aber nicht nur für die Schüler, sondern viel mehr noch iür die un Berufe arbeitenden Aerzte, denen es sich darum bandelt, die Ursache des Todes oder das Wesen einer lebenzer- störenden Krankbeil zu ergründen, um aus dem einzelnen Fall »ür die gesamte Heilwissenschait wertvolle Ergebnisse zu gewin­nen Damit ist die Frage des ärzilichen Rechts zur Leichenöff­nung lSeknon, Obduktion» berührt Außer Betracht bleiben die­jenigen Falle in denen nach den Bestimmungen der Straiprozeß- ordnung aui richterliche Anordnung zur Klärung der Frage ei­nes Verbrechens der beamtete Arzt zum Seziermesser greift. Außer Betracht bleiben auch die Ueberiübrungen von Leichen an die anatomischen Institute zu Sluüienzwecken, hierüber be­stehen genaue Vorschritten. nach welchen in Württemberg z. B. grundsätzlich aber mit weiigekenden Ausnahmen die Körper von Hingerichteten. Selbstmördern. Geiangenen und gänzlich Armen nach Tübingen zu verbringen sind. In Frage stehen le­diglich die Todesiälle. die namentlich in Krankenhäusern und Kliniken den behandelnden Arzi interessieren. Wenn der Ver­storbene bei Lebzeiten schon die Verfügung Uber seinen Körper gestaltet Kat oder wenn die Hinterbliebenen zustimmen, so be­darf es keines Wortes, daß der Arzt freie Hand besitzt. Etwas ganz anderes aber ist es. wenn ohne Betragen, ja sogar gegen den ausdrücklichen Willen der Angehörigen eine Sektion vorge­nommen wirb zu der auch der Verstorbene keine Einwilligung gab. Solche Fälle kommen in Krankenhäusern vor und baden schon manchem Hinterbliebenen Anlaß gegeben Anzeigen an Po­lizei oder Staatsanwaltschaft zu erstatten. Immer erfolglos. Denn es ist eine befremdende Tatsache, daß ,n dieser Richtung eine Gesetzeslücke besteht. Zwar wäre es möglich, bei Aerzten, die in staatlichen oder kommunalen Krankenhäusern angestellt ! sind, im Diszivlinarwege seitens der Vorgesetzten Behörde ein­zuschreiten,' aber ein verbietendes Strafgesetz, das zur gericht­lichen Aburteilung des Falles führen könnte, fehlt bis beute noch. In einer sehr beachtenswerten Entscheidung vom 25. Sep­tember 1930 bat der zweite Strafsenat des Reichsgerichts einen solchen Fall behandelt und die Straflosigkeit des angeklagten Arztes ausgesprochen Da das »Reichsgericht mit der »Materie sich nicht erschöpfend besaßt, so ist der Landesgesetzgebung zur Schaf­fung von »Normen Raum gegeben Es wäre wünschenswert und im Interesse aller Hinterbliebenen gelegen, wenn von dieser Befugnis Gebrauch gemacht würde. Es ist eine ungemeine Ver­letzung des Pietälsgeiiibls, wenn namentlich gegen den ausge-

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jprochenen »Willen von Eltern, deren im Krankenhaus veritor- benes Kind dem Messer des Arztes preisgegeben ist. ohne daß letzterer strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Auf der anderen Seite freilich können Belange wissenschaftlicher Forschung jo sehr überragen, daß das Wohl der »Allgemeinheit dazu nötigt entgegenstehende »Wünsche der »Angehörigen zu miß­achten. Für solche Fälle wäre eine Instanz zu schaffen welche darüber entscheidet, ob allgemeines oder privates Jnteresie über­wiegt. Für diese Entscheidung käme der beamiete »Bezirksarzt (Oberamtsarzt) in Frage, gegen dessen Urteile eine »Beschwerde an bas Vorgesetzte »Ministerium gegeben werden könnte, die aber bei der Natur der Sache grundsätzlich eine aufschiebende Wir­kung nicht haben kann. »Aui solche »Weise wäre es möglich, eine nach allen Seiten befriedigende Lösung zu linden. Im übrigen werden die Fälle staatlichen Machtsvruches nicht all zu ost ein- treten, da erfahrungsgemäß nur selten Widerspruch seitens der Hinterbliebenen erfolgt wenn sie in geeigneter »Weise aui die Wichtigkeit der Obduktion kingewiesen werden. Zu wiederholen ist aber, daß unbedingt im Grundsatz eine straigejetzliche Norm die willkürliche Leichenöffnung verbieten sollte; die Bestimmung könnte sich an Paragraph 168 StGB anlehnen, der mit Gefäng­nis und sogar mit Ehrverlust jeden bedroht, der unbeiugt eine Leiche aus dem Gewahrsam der zu diesem Gewahrsam berechtig­ten Person wegnimmt.

AilliriMNMsch der ßcuschrccken

Taufend Kilometer durch die Wüste Alles wird kahl ge­fressen Der Einbruch in die Stadt Todeszug ans Meer Von W A. G r o e g - Benguella, Angola (Westasrika)

»Nicht nur Kleinasien und das nördliche »Afrika werden immer wieder von der periodisch austretenden, furchtbaren Landplage der »Wanderheuschrecken heimgesucht, auch der Farmer und Sied­ler des »Afrika südlich des Kongo bangt vor diesem furchtbare» Feind, dem er in den meisten Fällen fast machtlos gegenübersteht.

Zum Glück tritt die Plage nur etwa alle Jahrzehnte einmal aus. »Wenn aber alle zum Erwachen der »Brut nötigen Vor­bedingungen zusammenfallen, dann ist der Farmer oft gezwun­gen, Haus und Ho> zu verlassen und mit seinem Vieh in von der Plage verschont gebliebene Gebiete zu ziehen, bis der Be­ginn der Regenzeit neue Weide erstehen läßt.

Der Sand wird lebendig

In den weiten, sandigen Flächen der Kalahariwüste dort, wo ein Schwarm der Wanderheuschrecke vor Jahren stch nieder­gelassen und auf einem Gebiete von einigen Quadratkilometern seine Eierklumpen in losen Boden eingelegt hat schlummern die Trillionen der Eier Im allgemeinen wird starkes Einetzen der Regenzeit die Brut vernichten: fällt aber in der sogenrnnien kleinen Regenzeit", im September, nur ein einmaliger starker Guß aus das die Brut bergende Land, dann erzeugen glühende Sonne und Wasserüunst die zur Entwicklung bedingte Treib­hausatmosphäre. In Kilometerbreite beginnt der Sand z» leben, entsteigen ihm Miriaden winziger Heuschrecken, die in­stinktiv sofort den Marsch nach Westen ausnehmen.

Die Vögel rufen den Buschmann

Noch ahnt der Farmer nichts von der drohenden Gefahr, noch trennen Hunderte von Kilometern die Heuschrecken vom Beginn der besiedelten Zone, bald aber bat der Heuschreckenvogel eine Habichtart die wandernde Speisekammer erspäht. Hunderte der Vögel kreisen nun über dem Schwarm, der sie aus »Monate jeder Nahrungssorge enthebt Von weitem sieht der einzige Bewohner der Kalahari, der Buschmann, den Vogelschwarm und kennt seine Bedeutung. Er zieht an den wandernden Zug der Heuschrecken heran und holt sich die Tiere in »Mengen, um sie nach kurzem Rösten in der Elutasche seines Feuers mit Wohlbehagen zu verspeisen. »An den »Ausläufern des Heeres mm- meln sich Perlhuhn und Frankolin, ihren Anteil zu »ordern. Aber Vögel und Buschleute können keine fühlbare Lücke in das Niesenbeer reißen, das ununterbrochen westwärts zieht und alle» Erreichbare in sich hineinfrißt.

> Näher und näher rückt es der Stadt, deren vorgelagerte ! Seitentäler von Eartenanlagen und Weinbergen umgeben sind.

Hier ist alles zur Abwehr ausgeboten. »Meilenweit sind G.äben z gezogen, stehen »Wannen und sonstige Wasserbehälter, Tränktröge, Fässer nebeneinander. Grüner Hafer und Luzerne liegen in , Haufen geschnitten neben den Wasserbehältern, deren Inhalt durch starke Arsenikzusätze vergiftet ist.

Knistern und Knacken, grauenvolles »Rascheln meldet den An­marsch des Heerwurms Nun sind die Tiere schon seit Wcchen auf der Wanderung, also erheblich gewachsen Einige »Meter vor dem ersten Abwehrgraben wird die in das vergiftete Wasser getauchte Luzerne, der grüne Hafer ausgebreitet. Gierig stürzt die Masse darüber her. Wohl wirkt das Gift, wohl sterben die Insekten zu vielen Tausenden, werden die Toten von den Nach­drängenden aufgefressen, bleiben auch diese wieder liegen, aber dann bricht der unaufhrltsame Strom darüber hinweg. Er kommt an neue Schwaden vergifteter Pflanzen, wieder bleiben »Millionen liegen, türmen sich Wälle toter Heuschrecken »or den Gräben Endlich ändert der Zug die Richtung, das Tal ist gerettet, aber in kilometerbreiter Front bricht nun der Strom in die Stadt ein.

Uebersäl sind die sonst weißlich schimmernden Straßen mit einer einzigen braunen, hüpfenden Masse. Keine Wand, kein Dach bietet Einhalt Die weißen »Mauern der Häuser tragen einen bräunlichen, sich wie ein Schlangenleib bewegenden lleber- zug Entsetzt sieht die Hausfrau überall das freßgierige Getier in Haus und Hof eindringen. das jede Ritze, jedes winzig« Loch als Durchschlupf benützt. Nun wird schnell alles verstopft, und auf die Eindringlinge Jagd gemacht.

Inzwischen zieht das wandernde Volk der Vorläufer über Haus und Hof. Schon längst hat das Hühnervolk den Kampf eingestellt und stch gackernd und schimpfend auf die kahl ge­wordenen Bäume zurückgezogen. In Stall und Remise führen die schwarzen Jungen den Kamps gegen die Eindringlinge Die ganze Stadt ist wie eine belagerte Festung. Weder Wagen noch Reiter beleben die sonst so bevölkerte Straße Wagt sich jemand hinaus, dann knirschen die Körper der zertretenen Tiere unter seinen Sohlen Schnell muß er sich in Sicherheit bringen, denn schon sitzen ihm die Heuschrecken zu Dutzenden an Hose und yemd.

Der Todeszug ins Meer

Oft verhindert die Natur weitere Zerstörung. Ein wolken- üruchartiger Regen riß einmal Millionen und Abermillionen der Heuschrecken mit sich fort, in ein plötzlich anschwellendes Fluß­bett, die Abloufgräben brachten immer neue Massen, und bald deckte ein dicker, brauner Brei die dahinbrausenden FIuKn.

Wohl war durch den strömenden Regen der Schwarm der Heuschrecken gewaltig dezimiert, immer aber blieben noch un­geheure Mengen übrig, die in unablässigem Marsch westlich durch