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Nr. 23
Nationen seien früher die besten Kunden Amerikas gewesen, und wenn Amerika die Kriegsschulden herabsetze, würden sie wieder aus den amerikanischen Märkten kaufen.
Wahnsinnstat einer Mutter
Königsberg, 28. Jan. Die Ehefrau des Bezirkszollkommiisars Neumann tötere nachts in Abwesenheit ihres Mannes ihren 14jährigen Sohn durch einen Revolverschutz, während zwei andere Kinder sich dem gleichen Schicksal durch die Flucht entziehen tonnten. Frau Neumann hat sich dann mit Gas vergiftet.
Die Großmutter als Schutzengel
Aus Kassel wird berichtet: In Burguffeln bei Kassel kletterte das 2jährige Söhnchen eines Landwirts auf die Fensterbank eines im dritten Stock gelegenen Zimmers und stürzte ab Die 80jährige Erotzmutter des Knaben trat im gleichen Augenblick aus der Haustür und erkannte die Gefahr. Sie sing das Kind mit der Schürze auf. Obwohl die Schürze ritz und der Knabe recht unsanft zur Erde fiel, war der Sturz doch so gemildert worden datz er unverletzt davonkam.
Italienische Alpenjäger von einer Lawine verschüttet?
Paris, 28 Jan. In Paris liegen Meldungen aus französischer und italienischer Quelle vor, wonach eine italienische Alpenjägerkompagnie an der französisch-italienischen Grenze bei Winterübungen von einer Schneelawine überrascht worden sei. Am Montag sei eine Hilfskolonne ausgegangen, um nach dieser als vermißt gemeldeten Abteilung Alpenjäger zu suchen. Eine Meldung aus Rom besagt, datz die vermißten Alpinis gestern nach ihrem Standort Baroeneche (Italien) zurückgekehrt seien. Dagegen besagen mehrere Meldungen aus französischer und italienischer Quelle, daß die Hilfskolonne ebenfalls von einer Lawine überrascht worden sei und nicht weniger als 13 Tote zu beklagen habe» darunter den Verlust ihrers Führers, eines Hauptmanns. I Leichen seien bereits geborgen worden.
Die Lawinenkatastrophe a« der italienisch-französischen Grenze
Rom, 28. Jan. Die Stefani-Agentur erklärt zu der bereits gemeldeten Lawinenkatastrophe an der italienisch- jranzösischen Grenze, datz im Dora Ripalia-Tal insgesamt 3 Offiziere. 2 Unteroffiziere und 16 Soldaten von zwei Lawinen verschüttet worden seien.
1S VVV RM. in einer halben Stunde
Berlin. 28 Jan. Nur eine halbe Stunde stand Klingelfahrer» zur Verfügung, die in der Kulmbacherstratze im Westen Berlins eindrangen. Die Hausangestellte war gerade fortgegangen, um noch vor Eeschäftsschlutz einige Besorgungen zu machen. Als sie zurückkehrte, fand sie die Tür mit einem Nachschlüssel geösiner und alles ourchwühlt. Hauptsächlich wurde Schmuck gestohlen, darunter eine Platinkette mit einem Anhänger, alles zusammen für 15 WO RM
Erneute Unruhen in Heidelberg
Heidelberg, 28. Jan. Am Dienstag abend kam es in der Stadt in den späten Abendstunden wiederum zu Unruhen, die dadurch veranlaßt wurden, datz sich vor der Stadthalle eine Anzahl von Leuten ansammelte, die eine von der Polizei verbotene Veranstaltung besuchen wollten. Es war nicht allen Kreisen der Bevölkerung bekannt geworden, datz diese Versammlung verboten war. Anschließend daran sammelten sich wiederholt in den Straßen große Menschenmassen an, die von der Polizei zerstreut wurden Zum Teil wurden die Straßen abgesperrt. In mehreren Fällen griff die Polizei mit dem Gummiknüppel ein. Es wurden 22 Personen festgenommen, die ins Amtsgericht eingeliefert wurden. Weitere 24 Personen kamen wegen Widerstandes. Ruhestörung. Waffenbesitzes usw. zur Anzeige. Die Verhafteten werden heute vor dem Schnellrichter abgeurteilt werden Die Polizei warnt die Bevölkerung, sich bei etwaigen besonderen Anläßen aus Neugier auf den Straßen anzusammeln.
Personenkraftwagen fährt durch eine geschlossene Bahnschranke. Am 28. Januar um 17 Uhr fuhr ein Personenkraftwagen aus Halle (Saale), der von Aalen nach Heidenheim fahren wollte, am Bahnübergang bei Posten 3 zwischen Aalen und Unterkochen durch die geschlossene Schranke hindurch und blieb unmittelbar neben dem Gleis stehen, als der von Heidenheim kommende Personenzug 835 vorbei
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Roman von I. Schneider-Forst l Nachdruck verboten.
15. Fortsetzung
Die Erzieherin war durchaus nicht nach seinem Geschmack. Man hatte zweifelsohne einen Mißgriff gemacht, als man sie ohne weitere Empfehlung ins Haus nahm.
„Wo ist meine Tochter?" frug er kühl.
„Ich kann es Ihnen leider nicht sagen, gnädiger Herr!" kam es schnippisch zurück.
„Wie? Sie wissen es nicht?"
Sein barscher Ton öffnete alle Schleusen ihres Zornes und der Wut, die sich in ihrem Knochenherzen aufgespeicheri hatten.
Renkell fand aus dem Wortschwall nur so viel heraus, daß Annemarie ungehorsam gewesen war und dann aus Furcht vor der Strafe das Weite gesucht hatte. Sie war einfach nach echter Kinderart davongelaufen.
„Sie haben die Kleine doch jedenfalls sofort gesucht?" frug Renkell, der sich mühsam zu beherrschen trachtete.
„Nein!"
„Warum das Nein?" donnerte der Hüttenkönig.
„Ich bin hier nicht engagiert, um ungezogenen Kindern nachzulaufen," warf sie ihm entgegen.
Ein böses Blitzen brach für einen Augenblick unter ihren etwas zusammengekniffenen Lidern hervor.
„Unerhört," zürnte Renkell. Er hielt die eine Hand zur Faust geballt in der Tasche seines Rockes stecken. „Sie können sich als entlassen betrachten," bestimmte er. „Gehen Sie zum ersten Buchhalter drüben in der Fabrik. Er wird Ihnen den Gehalt für das nächste Vierteljahr ausbezahlen. Sie sind mithin in keiner Weise geschädigt und können mit Ruhe abwarten, bis sich Ihnen ein neuer Wirkungskreis bietet. Eine Empfehlung meinerseits kann ich Ihnen leider nicht geben. Es wird besser sein und ist in Ihrem eigensten Interesse gelegen, wenn Sie sich nicht auf die Zeit, die Sie in meinem Hause verbrachten, berufen. Mein Kraftwagen steht Ihnen für Ihre Fahrt zur Bahn zur Verfügung."
Ohne jeden Gruß schritt er an ihr vorbei.
fuhr. Verletzt wurde niemand. Der Personenkraftwagen wurde leicht beschädigt und konnte seine Fahrt fortsetzen. Die eiserne Schranke des Bahnübergangs, die vorschriftsmäßig beleuchtet und geschlossen war, wurde stark beschädigt.
Sieben Verletzte bei einer politischen Schlägerei Duisburg, 29. Januar. In einer nationalsozialistischen öffentlichen Versammlung im Bahnhofhotel zu Ruhrort, ' die überwiegend von Angehörigen der K.P.D. besucht war, kam es zu großen Zwischenfällen. Nachdem ein kommunistischer Diskussionsredner gesprochen hatte und von der K.P.D. die Internationale angestimmt worden war, wollte der Referent das Schlußwort sprechen. In diesem Augenblick entstand ein Tumult, der in eine wüste Schlägerei ausartete. Unter anderem fielen auch scharfe Schüsse. Zahlreiche Versammlungsteilnehmer flüchteten durch die Fenster des Saales. Neben zertrümmertem Inventar wurde später beim Absuchen des Saales u. a. eine Pistole mit vier scharfen Patronen, ein Jagdmesser, fünf Taschenmesser, vier Eummischläuche, eine Luftpumpe und eine Hundepeitsche gefunden. Soweit bis gegen Mitternacht bekannt war, wurden sieben Personen verletzt, darunter zwei schwer, die ins Krankenhaus gebracht werden mußten.
Nachspiel zum letzten Militäraufstand in Spanien Paris, 28. Januar. Die 15 Offiziere, die wegen Teilnahme an der Aufstandsbewegung auf dem Madrider Flugplatz „Zu den vier Winden" unter Anklage gestellt worden sind, werden, wie Havas aus Madrid meldet, heute durch eine im amtlichen Anzeiger veröffentlichten Anzeige aufgefordert, sich innerhalb von acht Tagen dem Gericht zu stellen, da sie sonst in Abwesenheitsverfahren verurteilt würden. Zu den Angeklagten gehört bekanntlich auch der Ozeanflieger Major Franco.
Studentenausschreitnngen in Spanien Paris. 28 Jan Der Studentenstreik in Madrid hat, wie Havas aus Madrid berichtet, auch auf zahlreiche Provinz-Universitäten Lbergegriften. In Valladolid sei es zu Unruhen gekommen. die den Rektor veranlatzten, die Universität zu schließe». In Sevilla kam es jedoch während des Vormittags zu Schlägereien zwischen Studenten. In Granada demonstrierten die Studenten in der Stadt und griffen den Sitz der Vereinigung der spanischen Legionäre mit Steinwürfen an.
Aus Stadt und Land
Altensteig» den 29. Januar 1931.
Vortragsabend des Gewerbevereins Altensteig. Auf den am Samstag, den 31. d. M. stattfindenden Vortragsabend des Vereins (s. Anzeigenteil) sei auch an dieser Stelle hingewiesen. Der Vortrag behandelt zunächst die interessante Frage, warum unserer glänzenden technischen Entwicklung nicht eine ähnliche auf sozialem, staatlichem und wirtschaftlichem Gebiet entspricht und versucht dann unter dem Bilde der „sozialen Mechanik" den Nachweis zu führen, daß trotz scheinbarer Verworrenheit auch hier eine strenge Gesetzmäßigkeit waltet. Da der Vortrag auch auf kritische Hörer berechnet ist, wäre ihm ein angemessener Besuch zu wünschen.
Tauwetter. Von gestern abend bis heute morgen ist nach den vielverheißenden starken Schneefällen bei 3 Grad Wärme ein häßliches Regen- und Sudelwetter eingetreten, das nach den letzten Wetterberichten noch anhalten soll, so daß die schöne, weiße Schneedecke wohl bald wieder verschwunden sein wird.
N.S.D.A.P. Gestern abend fand im Nebenzimmer der „Traube" eine gut besuchte Zusammenkunft der Nat.-Soz. Deutschen Arbeiterpartei statt, die diese zwecks Aussprache über die Versammlung der S.P.D. am Sonntag einberufen hatte. Leider hatten sich die Vertreter der anderen hiesigen Parteien hiezu nicht eingesunden, so datz die Zusammenkunft eigentlich mehr interner Natur blieb. Herr PH. Bätzner, Nagold ging in einer etwa einstündigen Rede auf die Ausführungen des sozialdemo
Sie sah ihm einen Moment mit ausdruckslosem Blicke nach. Dann lachte sie ein häßliches, verstecktes Lachen.
Als Renkell wieder aus Annemaries Zimmer kam, stand sie noch immer an der gleichen Stelle. Er mied es, mit ihr zusammenzutreffen und ging die Treppe hinab, welche nach den Räumen des Erdgeschosses führte.
Einen kurzen Augenblick überlegte die Erzieherin, dann klopfte sie entschlossen an Nellas Türe.
Ein ungehaltenes „Herein I" rief ein verächtliches Zucken um ihre farblosen Mundwinkel hervor.
„Was wünschen Sie?" frug Nella nicht sonderlich gnädig gelaunt. „Wenn Sie eine Beschwerde Uber Annemarie haben, dann verschonen Sie mich so früh am Morgen mit solchen Lappalien!"
„Es sind keine Lappalien, gnädige Frau!"
„Gut, was sind es dann?"
Nellas Gesicht drückte höchste Gereiztheit aus. Sie griff nach ihren Manikurutensilien und begann ihre Nägel in aller Unaeniertheit zu polieren. Dieses dummfreche Frauenzimmer sollte nicht glauben, daß die Herrin sich ihretwegen etwa Zwang auferlegte.
„Nun also?" sagte sie, ohne nach der Erzieherin hinzusehen.
„Es handelt sich um den Besuch des Herrn Doktor Reich- mann gestern abend."
Das kam langsam! Gleichsam mit einem fuchsartigen Lauern, wie das Opfer sich zu dem Angriff stellen würde.
„Und?" —
Jedes Wort Nellas hätte Fräulein Gerhard weniger aus der Fassung gebracht. Die Ruhe, welche diese ehrlose Frau zur Schau trug, war von einer beispiellosen Unverfrorenheit.
„Und?" wiederholte Nella und zog die Augenbrauen hoch.
„Ich stand draußen vor dem Terrassenfenster," kam es abermals mit sichtbarem Lauern.
Die Katze setzte zum Sprunge an.
„Was weiter?"
Das Opfer zuckte mit keiner Wimper.
Nella überlegte nur blitzschnell: War die Tür offen gewesen? Nein! Und die Fenster? Auch nicht. Sie wußte mit Sicherheit, daß Reichmann alles abgeschlossen hatte. Die Gefabr war mit etwas Geschick leicht zu parieren. Leugnen!
kratischen Redners vom Sonntag sehr sachlich ein und brachte dadurch in manchen Fragen, die am Sonntag durch die beschränkte Diskussionszeit offen geblieben waren, Aufklärung. Herr Bätzner brachte eine ausführliche Wiederholung der Diskussion, die er am Sonntag abend in der Nagolder Versammlung Pfarrer Dr. Schenkels gegen die hier ja bekannten Ausführungen des Referenten gehalten hatte und die Wiederholung der Antwort auf die ihm dort gestellten Fragen über Programm, Diktatur und Sozialismus der N.S.D.A.P. An der weiteren Aussprache beteiligten sich noch einige Parteimitglieder der N.S.D. A.P., sowie einige hiesige Bürger, so datz die Zusammenkunft einen äußerst anregenden Verlauf nahm und erst kurz vor Mitternacht ihr Ende fand. Erwähnenswert ist der Vorschlag, daß alle grundlosen und störenden Zwischenrufe in parteipolitischen Versammlungen vermieden werden sollten, um dann in der Diskussion eine umso stärkere Waffe zu haben, vorausgesetzt, datz eine hinreichende Redezeit erlaubt ist. Der Vorschlag fand allgemeine Anerkennung. Es ist beabsichtigt, solche öffentlichen Sprechabende regelmäßig abzuhalten.
Die Eichhörnchen in Not. Bei einem Gang durch unsere Wälder sieht man Haufen kleiner Zweigchen unter den Tannen liegen. Wer ist der Missetäter, der die Tannenzweige ihrer Spitzen beraubt? Wer etwas Geduld und Glück hat, kann bei ruhigem Verhalten ein Eichhörnchen beobachten, wie es auf der Nahrungssuche die Knospen der Spitzentriebe ausbeitzt und die Zweiglein auf den Boden fallen läßt, so datz man die fingerlangen Zweige korbweise auflesen kann. Der leidige Hunger treibt das Eichhörnchen, diese Zerstörungen in unsern Wäldern anzurichten. Mehr denn je sieht man Heuer in unsern Wäldern die abgebissenen Zweiglein auf dem Boden liegen. Das Eichhörnchen mutz also wenig andere Nahrung finden. Die Ernte in Hasel- und Walnüssen sowie in Tannenzapfen blieb im letzten Jahr klein. Schon damals mangelte den Tieren die Nahrung. Sie kamen deshalb in die Gärten, um die Obstbäume zu plündern. Aber auch hier war der Tisch nicht reichlich gedeckt. Trotzdem haben viele Eichhörnchen die Rückkehr in den Wald vergessen oder ihre Zuflucht wieder in die Gärten genommen. Denn sowohl in den Gärten wie in den Wäldern sieht man eine große Zahl der munteren Tierchen. Welcher Grund die Tiere in den Gärten festhält, ist nicht recht verständlich. Aber es ist Tatsache, datz die Eichhörnchen immer noch auf den Obstbäumen herumturnen und von Ast zu Ast springen. Ob sie wohl auch an den Knospen der Obstbäume Gefallen finden? Vielleicht verzehren sie auch wie die Vögel Abfälle der Haushaltungen und gewöhnen sich dabei an die Nähe der Menschen. Wenn ein kalter und schneereicher Winter eintritt, dann geht es den Tierchen schlimm, dann finden viele wegen Nahrungsmangel ihren Tod. Man sollte es deshalb unterlassen, den notleidenden Tieren nachzustellen, die Natur sorgt schon von selbst für einen gesunden Ausgleich.
Ausrufen der Stationsnamen bei strenger Kälte. Wenn in den Wintermonaten bei strenger Kälte die Wagenfenster dicht gefroren sind, können die Reisenden schwer erkennen, wo der Zug sich befindet. Die Reichsbahnbediensteten sind daher angewiesen worden, in solchen Fällen vor jedem Wagen des Zuges den Stationsnamen jeweils laut und deutlich auszurufen. Reisende, die die betreffende Strecke nicht genau kennen, sollen möglichst vorher auf die bevorstehende Ankunft auf der Zielstation aufmerksam gemacht werden.
Wirtschaftliche Not und Telephon. Durch die wirtschaftliche Nct sind viele Geschäftsleute gezwungen, ihren Telephonanschlutz auf Zeit zu kündigen. Meist wird dann der Anschluß aber nach Ablauf von drei Monaten wieder in Betrieb genommen. Die Meinung, datz für die Zeit der Kündigung eine Gebühr nicht entrichtet werde, ist aber falsch. Der Teilnehmer mutz tatsächlich die Selbstkosten der Reichspost für Abbruch und Wiedereinführung des Telephonanschlusses, sowie die Grundgebühr von 3 bis 8 -4t monatlich für die Zwischenzeit bezahlen. Aus diesem Grunde empfiehlt die Reichspost, für die Zeit der Nichtbenützung den Anschluß sperren zu lassen. In diesem Falle werden die Abbruch- und Wiedereinrichtungskosten erspart. Für die Sperre wird keine Gebühr erhoben.
Freudenstadt, 29. Januar. (Starker Schneesturm.) Wie uns heute früh mitgeteilt wird, tobte in Freudenstadt heute nacht ein sehr heftiger Schneesturm, der neben 30 bis 35 ein Neuschnee große Verwehungen brachte, die heute morgen starke Verkehrsstörungen hervorriefen. Passanten sollen teilweise bis zur Hüfte im Schnee gestanden sein.
Wenigstens jedes gesprochene Wort, soweit es diesem elenden Geschöpf dort zu Ohren geklungen sein mochte.
„Ich habe gesehen," fuhr die unsympathische Stimme fort, „wie Sie zu den Füßen des Herrn Doktor Reichmann gelegen sind und ihn um etwas anflehten!"
„Ganz richtig spioniert. Sie haben Geschick für derlei!" lobte Nella mit fressendem Spott. „Ich hatte Herzkrämpfe gehabt. Nachdem Sie schon alles gesehen haben, werden Sie das bestätigen können."
„Gnädige Frau sind dem Wagen nachgelaufen, in dem Doktor Reichmann saß!"
„Ja! — Auch das!" sagte Nella. Ihre Stimme vibrierte nicht einmal. Nur jetzt sich ganz in der Gewalt haben, nur jetzt keine Angst zeigen. Die Zähne gefletscht wie die andere. Noch hatte sie sich keine Blöße gegeben.
„Sie sehen, ich gebe alles zu," sagte Nella und begann ihre Nägel glattzufeilen, obwohl das eine müßige Arbeit war, denn sie hätten als Reklame in jede Auslage gepaßt. „Sie dürfen auch wissen, weshalb," setzte sie in schleppendem Tonfall hinzu, als sei es das Gleichgültigste von der Welt, was sie da erörterte. „Ich bin Ihnen zwar keine Rechenschaft schuldig, aber Leuten Ihres Schlages, die nur deshalb so schlecht von anderen denken, — unterbrechen Sie mich nicht —herrschte sie die Erzieherin an, „also Leuten, die doppelt so niederträchtig sind, gewährt man ein übriges, um nicht von ihren Klauen erwürgt zu werden."
Eine grünliche Bläffe ließ das Gesicht der Erzieherin noch einmal so alt erscheinen. Sie schnappte nach Worten, fand scheinbar die schlagfertige Erwiderung nicht, die ihr den Sieg verschaffen sollte und ging mit erhobenem Arm auf ' Nella zu.
Diese wich keinen Schritt zurück. Nur ihre Rechte zeigte, von einem stahlharten Blick begleitet, nach der Tür.
„In einer Stunde haben Sie das Haus zu verlassen. Wenn Sie eine Minuten länger benötigen, ihre Koffer zu packen, lasse ich Sie verhaften wegen — Erpressung! — Erpressung! — verstehen Sie mich?"
Die Erzieherin kreischte auf! Wutvoll wie ein angeschossenes Tier.
„Eine schlechte Frau sind Sie und eine schlechte Mutter!" schrie sie und sprana auf ihre Herrin zu.
(Fortsetzung folgt.) !