Nr. 299
Schwarzroalder Tageszeitung »Ans den Tannen"
Sette »
gab es auch manche „Eliickspäckchen-Niete". Nach der Pause kamen zwei Theaterstücke zur Vorführung. Das eine Stück „Arbeitslos am Weihnachtsabend" war fast ein bißchen zu tendenziös gewählt, dagegen fand das zweite, ein Lustspiel, viel Anerkennung. Beide Stücke wurden von den Mitwirkenden sehr lebendig und mit tadelloser Wiedergabe der einzelnen Rollen gespielt. Ein Tänzchen beschloß dann diese gut gelungene Weihnachtsfeier.
Treue Dienste. Für Ivjährige treue Dienste bei der gleichen Dienstherrschaft sind vom Bezirkswohltätigkeitsverein im Auftrag der Zentralleitung für Wohltätigkeit durch Verleihung des Ehrenzeichens ausgezeichnet worden: Frl. Karoline Brenner, in Stellung bei C. F. Schüttle, Kaufmann in Ebhausen und Frl. Luise Weik, in Stellung bei Iohs. Rühm, Metzgermeister in Wildberg.
Für und wider das Tschechenbier! — Eine notwendige Aufklärung! Der Sudetendeutsche Heimatbund schreibt: Die Erzeuger des tschechischen „Pilsner"-Bieres sehen ihre geldlichen Interessen durch die Gegenströmung gefährdet, die die Prager Deutschenmitzhandlungen ausgelöst haben! Sie suchen diesen Ausbruch des Deutschenhasses zu entschuldigen, zu bemänteln und zu beschönigen, indem sie sich — ausgerechnet — auf die Erklärung des tschechischen Außenministers Benesch berufen; sie suchen in ihren Flugblättern die Tatsache der prozentualen Beteiligung der tschechischen Hetzvereine am Umsatz der Brauereien zu verschleiern und berufen iich auf angebliche Erklärungen deutscher Verwaltungsratsmitglieder, die aber nicht verhindert haben, daß im Zuge der durchgreifenden Tschechisie- rungsmaßnahmen alle deutschen Arbeiter und Angestellten dieser Brauereien auf die Straße geworfen wurden! — Da hier geldliche Interessen die volklichen Pflichten zum Schweigen brachten, kann auch ein Hinweis auf die Volkszugehörigkeit einiger Verwaltungsratsmitglieder nicht den Ausschlag geben! Die wahre Gesinnung der Tschechen spiegelt eine tschechische Pressenotiz wieder, nach der „auch nicht das schnellste Flugzeug den deutschen Gesandten schnell genug in den Bereich deutscher Kultur bringen werde, wenn die Regierung die Wiederaufführung deutscher Tonfilme ermöglichen sollte; man werde dies sogar unter Einsatz von Menschenleben zu verhindern wissen!" Deutsche, was folgert Ihr daraus? — Meidet fremde Erzeugnisse! Helft dem gefährdetsten Teil des deutschen Volkes, den 3^2 Millionen Sudetendeutschen, die unter dem Drucke dieser Kultur um Schule, Sprache und Arbeitsplatz, um ihre Existenz kämpfen!
Nagold» 20. Dezember. Der Hilfsverein für die vom Hirschunglück Betroffenen verteilte auch Heuer wieder durch seinen Verwalter, die Oberamtssparkasse, aus dem Aufwertungsfonds ansehnliche Beträge. In der heutigen Notzeit wird diese Tatsache von den Empfängern mit Freude und Dankbarkeit begrüßt worden sein.
Calw, 20. Dezember. (Rathauseinbrüche im Bezirk.) Vergangene Nacht sind in den Bürgermeisterämtern Sim- mozheim, Neuhengstett und Möttlingen Einbrüche verübt worden. Die Einbrecher gelangten durch Eindrücken von Fenstern in die Rathäuser, durchwühlten die Schränke und versuchten, die Eeldbehältnisse zu erbrechen, was ihnen aber nur teilweise gelang. Immerhin konnten sie einiges Geld erbeuten; genaue Mitteilungen hierüber stehen noch aus. Man wird sich gegen weitere Einbrecherbesuche sichern müssen.
Freudenstadt, 20. Dezember. Ein Weihnachtsgeschenk der Stadtverwaltung wurde gestern den Schülern und Schülerinnen der ersten Erundschulklasse überreicht: ein Sparbuch der Oberamtssparkaffe Freudenstadt über Reichsmark 3.—, unkündbar bis 1938. Bekanntlich besteht schon seit einigen Jahren die Hebung, daß die Stadtverwaltung zu Weihnachten den Schülern der ersten Erundschulklasse ein solches Sparbuch überreichen läßt, und zwar jährlich abwechselnd durch die Oberamtssparkaffe oder durch die Gewerbebank.
Freudenstadt, 20. Dezember. (Unfall beim Abladen von Langholz.) Gestern nachmittag halb 5 Uhr verunglückte am Stadtbahnhof der ledige Kraftwagenfllhrer Friedrich Reich aus Hallwangen. Ein Stamm kam ins Rutschen und schlug Reich den rechten Fuß ab. Der Verunglückte mußte mittels Sanitätsauto ins Bezirkskrankenhaus verbracht werden. Seine Verletzung wurde als ein komplizierter Unterschenkelbruch festgestellt.
Freudenstadt, 20. Dezember. (Bienen im Lindenbaum.) „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen." Die 300jährige Linde auf dem unteren Marktplatz ist den Alterstod gestorben, so, wie ihn zermorschte, überlebte Bäume sterben müssen. Ein Teil ihres verehrungswürdigen Leibes ist als fromme historische Relique ins Schwarzwaldmuseum gewandert, in den Schutz des Vereins für Natur- und Heimatkunde. Einen originellen Gedanken aber hat ein hiesiger Bienenzüchter gehabt, der Mann hat, einer glücklichen Eingebung folgend, einen stattlichen „Ast" in der Stärke eines ganz respektablen Stammes von der Stadt erworben, zu einer Bienenwohnung eingerichtet und zwei Bienenkästen übereinander eingebaut, Erdgeschoß und erster Stock, Parterre und Beletage, und das allerneueste Zweifamilienhaus mit schon eingesetzten Fenstern ist bereits bewohnbar und bezugsfertig. Es fehlen nur noch die Bienenvölker. Die schwere Haustüre bildet ein Stück der starken Rinde und eines Restes des ausgehöhlten Astes. Auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite dieses eigen- bezw. einzigartigen Bienenstandes, der ein Mittelding darstellt zwischen Natur und Kunst, Urzustand und Zivilisation, ist, gleichfalls aus Lindenholz gefügt, eine Inschrift angebracht: Ast der alten Linde 1599.
Neuenbürg, 19. Dezember. Nach dem Ergebnis der Viehzählung vom 1. Dez. 1930 ist gegenüber dem Vorjahr bei Pferden ein Rückgang von 3 Stück, bei Schweinen ein Rückgang von 18 Stück, Ziegen eine Abnahme von 6 St., beim Federvieh eine Zunahme von 105 Stück und bei den Bienenstöcken eine solche von 128 Stück zu verzeichnen. Der Rindviehbestand mit 32 Stück ist gleich geblieben.
Neuenbürg, 19. Dezember. Der Eemeinderat beschäftigte sich erneut mit der Realschulfrage. Seit der letzten Beratung hat sich nun die Möglichkeit eröffnet, die Realschule mit sechs Klaffen zu erhalten, in der Weise, daß der Unterricht von den vier planmäßigen Lehrern erteilt wird und damit der von der Stadt seither angestellte Hilfslehrer in Wegfall käme. Eine Erhöhung des Schulgeldes ln mäßigen Grenzen vom Beginn des Schuljahres 1931 ab muß von den Eltern der Schüler dabei in Kauf genommen werden.
Generalversammlung des Landw. Bezirksvereius uud der
Bllhznchtgeuofsenschast Nagold
Selten war eine Versammlung des Landw. Vereins so gut besucht, wie die gestrige in Egenhausen, wo Saal und Wirtschaft des „Ochsen" dicht besetzt waren. Dies veranlaßte auch den Vorstand des Landw. Vezirksvereins, Kleiner, in seinen Begrüßungsworten seiner Freude darüber Ausdruck zu geben. Dabei betonte er, daß Egenhausen als Versammlungsort deshalb gewählt worden sei, weil es erstens einen gut geleiteten Ortsverein habe und zweitens weil es ziemlich viele Schüler in der Landw. Winterschule aufweise. Er erteilte darauf Dr. Windheuser von der Landw. Versuchsanstalt für Chemie in Hohenheim das Wort zu seinem Thema:
Wie füttern wir in diesem Winter?
Die Ausführungen des Redners über dieses recht zeitgemäße Thema waren sehr interessant und lehrreich. Er ging davon aus, daß das Futter bei der heurigen nassen Heu- und Oehmdernte sehr viel zu wünschen übrig gelassen habe und bei dem vielen Regen durch Auslaugen wichtige Nährstoffe verloren habe und daß dieses Futter deshalb nachteilig für die Ernährung und Gesundheit der Tiere sei. Es sei deshalb die Verabfolgung eines eiweißreichen Beifutters dringend anzuempfehlen. Auch sei die Verabreichung von Kochsalz und kohlensaurem Kalk und evtl, auch von Phosphor saurem Kalk notwen- d i g. Am besten würden die Futtermittel einzeln gekauft, statt der Mischfutter. Der Vortrag fand bei den Landwirten reichen Beifall und die anschließende Diskussion zeigte, welch großes Interesse man ihm entgegenbrachte.
Zunächst bestätigte Oberamtstierarzt Dr. Metzger, daß seit dem Herbst schon Gesundheitsstörungen durch das mangelhafte Rauhfutter zu verzeichnen seien. Besonders treffe man schon viele Tiere an, die am Ende der Trächtigkeit nicht mehr aufstehen können. Auffallend sei auch die Unmenge von Tieren, die verkalken,' wie überhaupt das seuchenweise Verkalken sich verbreite und in einzelnen Gemeinden geradezu verheerend wirke. Aber in vielen Fällen sei bei Untersuchungen im Blut nichts gefunden worden, also kein seuchenhaftes Verkalben festzustellen, es sei also eine Folge der Ernährung. Die Schädigungen würden im Fortschreiten des Winters immer größer. Die Tiere seien zweifellos in einem wesentlich geringeren Ernährungszustand als das Jahr zuvor. Die sog. Wendener Krankheit trete ebenfalls häufiger auf, was auch auf die schlechtere Ernährung zurückzuführen sei. Man müsse dem Mangel des Futters Rechnung tragen. Dabei wies der Redner auf den sonnenarmen Jahrgang hin und betonte die Notwendigkeit, Sonne in die Ställe zu lassen und das Vieh möglichst eine Stunde täglich ins Freie zu lassen. Man solle größere Fenster anbringen und die Fenster auch reinigen, damit Sonne in die Ställe komme. Er empfahl vom tierärztlichen Standpunkt aus, die Beherzigung der Ausführungen des Vortragsredners. Auch Vorstand Kleiner wies auf die mangelhafte Heuernte hin und Gemeindepfleger Kalmbach konstatierte, daß die Milchanlieferung infolge des schlechten Futters ein Drittel weniger als im Vorjahr sei. Die nährstoffhaltigen Futtermittel seien verhältnismäßig billig, weshalb es sich empfehle, sie anzuwenden. Einige Stimmen bezweifelten dies im Vergleich zum Milchpreis. Dr. Metzger hob daraufhin hervor, daß die Preiswürdigkeit unter dem Gesichtspunkt zu betrachten sei, wie man angesichts der Vorboten (Erkrankung von Vieh infolge mangelhafter Ernährung) das Vieh gut über den Winter hinüber bringe. Es lohne sich, dabei Opfer zu bringen, andernfalls zu befürchten sei, daß man diesen Winter manches Stück Vieh wegen zu schlechter Ernährung einbüße. Auch Dr. Windheu - ser bezeichnet es als durchaus rentabel, wenn man Heuer Kraftfutter verwende, dabei riet er auch, die kalkarmen Böden zu kalken, damit man kalkreiches Futter bekomme. Auch die Verfütterung der Magermilch sei zu empfehlen, sie sei mindestens so billig wie jedes Kraftfutter.
Der Vorsitzende dankte hierauf Dr. Windheuser für seinen sehr lehrreichen Vortrag, auch Dr. Metzger für seine wertvollen Ausführungen und vor allem dafür, daß er die Anregung zu diesem Vortragsthema gegeben habe. Es gelte nun zu beherzigen, was man gehört habe.
Nachdem Dr. Metzger als Vorstand der Viehzuchtgenossenschaft Nagold seinen Dank für den zahlreichen Besuch ausgesprochen und seiner Freude Ausdruck gegeben hatte, Landesökonomierat Dr. Dobler in unserer Mitte begrüßen zu dürfen, lebte die Diskussion über das erste ^ Vortragsthema nochmals auf. Oekonomierat Häcker ! redete ebenfalls der Verwendung von Kraftfutter das Wort ^ und empfahl den Haber zu Mark 6.— nicht zu verkaufen, sondern ihn im eigenen Stall zu verwenden. Auch empfehle j es sich, dem Jungvieh mehr Milch zu füttern, wenn nun ! eine Absatzstockung bei der Milch da sei. Letztere Berner- i kung veranlaßte Gemeindepfleger K a l m b a ch - Egen- s Hausen zu erklären, daß man alle Milch absetzen könne, wenn ; die Landwirte ihre Magermilch wieder zurücknehmen wür- ! den, wofür er nachdrücklich eintrat. Nachdem Dr. Metz- ! ger noch auf die Notwendigkeit der Abkochung der Mager- ; milch zur Vermeidung von Tuberkulose bei Schweinen hin- ' gewiesen hatte, konnte man den ersten Punkt der Tagesord- : nung verlassen. z
Der Vorsitzende teilte nun mit, daß die Viehzuchtgenos- : senschaft Nagold vom Schwarzwaldzuchtverband Rottweil i infolge des Anschlusses an den Silchgauverband mit dem ; Sitz in Herrenberg eine Abfindung von 1000 Mark erhal- ! ten habe. Anschließend gab Vereinssekretär Bulmer ! die Kassenberichte bekannt. Nach diesen beträgt das > Reinvermögen des Landw. Bezirksvereins am s 31. Dezember 1930 Mk. 14 358.27 und hat in diesem Jahr ' eine Zunahme von Mk. 1095.78 erfahren. Die Vieh- . zuchtgenossenschaft weist am 31. Dezember 1930 ein Vermögen von zusammen Mk. 2474.62 auf und hat in ; diesem Jahr eine Vermögenszunahme von Mk. 977.83 er- ; fahren. i
Nun ergriff Landesökonomierat Dr. Do bl er das ^ Wort zu seinem Vortrag über
Die Grundlagen der rationellen Viehzucht
und führte u. a. aus, daß die Entwicklung der Viehzucht in den letzten hundert Jahren eine große Wandlung erfahren habe. Mit der Entwicklung der Rinderzucht habe die Fütterung nicht Schritt gehalten, überhaupt die ganze Lebensweise nicht. Es sei kein Zufall, daß man heute mit Krankheiten des Viehs so viel zu tun habe. Die Leistungen und Ansprüche an das Vieh seien gesteigert worden, nicht aber ihre Lebenshaltung. Das Vieh sei vielfach sehr schlecht untergebracht in Stallungen, ohne Luft und Licht und ohne Sonnenstrahl; so müsse es krank werden. Ohne die Gesundheit des Viehs könne man keine Rentabilität erhoffen. Es sei oft eine entsetzliche Luft in den Ställen, besonders da, wo der Viehstall gleichzeitig den Hühner- oder Schweinestall enthalte. Die Voraussetzung von gesundem Vieh seien gesunde Unterkunftsräume, mehr Reinkichkeit, mehr Licht und Lust und mehr Sonne. Die meisten Stallungen seien überhitzt und oft die Ursache von Krankheiten. Es sei eine Verbesserung der Aufzucht der Jungtiere notwendig. Hier fehle es besonders im Bezirk Nagold und seiner Umgebung. Von der Geburt an fehle es an der nötigen Pflege und den Vorbedingungen einer guten Viehzucht. Die Kälber würden zu wenig an die Mutter gelassen und dann der Magen überladen. In den ersten drei bis fünf Tagen solle man das Kalb 6—7 mal, später 5 mal und wieder später 4 mal täglich an die Mutter lassen. Darunter in den ersten sechs Wochen nicht. So würden sie in der ersten Zeit in ihrer Entwicklung nicht gestört. Er ermahnte dringend, in der ersten Zeit an der Vollmilch nicht zu sparen, die nicht zu ersetzen sei durch Ersatzmittel. Wenn man Magermilch verfüttere, soll man dies entweder sofort von der Zentrifuge weg oder die Magermilch ein- dicken. Dann wies der Redner darauf hin, wie Leberthran- verfütterung dabei einen Ersatz für Vollmilch biete. Vorsicht sei bei der Verabreichung von Leinmehl geboten. Als Richtschnur müsse gelten, daß das, was man im ersten Jahr versäume, nicht mehr hereingeholt werden könne, auch später nicht mit Kraftfuttermitteln. Der Redner weist dann auf die Wichtigkeit der Weide hin und daß es falsch sei, wenn man die Tiere bis zum ersten Lebensjahr im Stalle lasse; es werde widerstandsfähiger, wenn es hinauskomme. Eine zweckentsprechende Fütterung sei aber nicht nur in der Jugend, sondern auch im höheren Alter notwendig. Besonders sei die Fütterung der Zuchtfarren oft ganz unzureichend. Sie würden dann allzu schnell verbraucht. Besonders die Jungfarren müßten ganz anders gefüttert werden; davon hänge auch eine gute Nachzucht ab. Bei den Milchkühen sei es die größte Sünde, wenn der Landwirt die ausgefallenen Stoffe nicht ersetze. Die besten Milchkühe leiden oft am meisten unter Tuberkulose, weil sie zu sehr geschwächt würden. Man dürfe die Kühe nicht nur jeden Tag melken, sondern müsse ihnen auch jeden Tag die nötigen Futtermittel geben. Wenn man gute Milchleistungen wolle, dürfe man auch die trocken stehenden Milchkühe nicht vergessen. Der Redner betonte dann die Wichtigkeit der Abstammung auch hinsichtlich derr Milchleistung. Die Farrenhaltung lasse in vielen Ortschaften zu wünschen übrig. Hier müsse entschieden eine Besserung eintreten, sonst seien alle Bemühungen zur Hebung der Viehzucht umsonst. Was mit schlechtem Farrenmaterial einem Bezirk und einer Gemeinde für Schaden angerichtet werden könne, sei ungeheuer. Ein großer Teil des Rückganges der Viehzucht sei auf die Farrenhaltung zurückzuführen. Er bitte, das von ihm Gesagte deshalb zu beherzigen.
Auch dieser Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen. In der Diskussion wies Dr. Schneider- Altensteig ebenfalls auf die nötige Stallhpgiene hin und auf die Notwendigkeit, Türen und Fenster der Ställe mehr aufzumachen, besonders aber bei Neubauten darauf zu achten, daß Licht, Luft und Sonne mehr eindringen können. Besonderes Interesse fanden feine Ausführungen über die Nabelpflege der Kälber und die Notwendigkeit der Reinlichkeit zur Vermeidung von Nabelschwellungen. Kleiner- Ebhausen berichtete Noch über seine Erfahrungen bei der Milchviehzucht und hob die Wichtigkeit der Kraftfuttermittel nochmals hervor. Dr. Metzger bezeichnte die Fütterung als eine Kunst, die bei uns nicht verbreitet sei. Bei normalen Futterverhältnissen sei jeder Kuh, die über 10 Liter Milch gebe, für jedes weitere Liter ein Pfund Kraftfutter zuzusetzen, in diesem schlechten Futterjahr dürfe man bei mehr als 6 Liter für jedes Liter ein Pfund Kraftfutter geben. Es handle sich vor allem darum, die Kühe gut über den Winter zu bringen. Auf die Anfrage von Gemeindepfleger Schaible von Simmersfeld wegen der Verwendbarkeit von Rohmelasse gab Dr. Dobler die Auskunft, daß dies wohl bei der Mast von Vorteil, als Kraftfutter aber nicht in Betracht komme. So gab auch hier die Diskussion manche Anregung.
Vorsitzender Kleiner gab nun die Preise für Saatgutäcker bekannt und bezeichnete es als sehr erfreulich, daß so viele Preise in unseren Bezirk gekommen seien, was besonders ein Verdienst von Oekonomierat Häcker sei, bittend, diesen zu unterstützen, daß wieder viele Saatgutäcker neu angelegt werden. Es erhielten bei der Felderprämierung die Ortsvereine Rotfelden 2. Preis 30 Mk., Schietingen
2. Preis 30 Mk., Egenhausen 3. Preis 20 Mk.» Jselshausen
3. Preis 20 Mk., Untertalheim 3. Pr. 20 Mk., Bösingen 3. Preis 20 Mk., Schönbronn eine Anerkennung. Der Ortsverein Sulz erhielt ebenfalls einen 2. Preis, der aber nicht ausbezahlt wird, da derselbe in einem der vergangenen Jahre schon ausgezeichnet wurde.
Oekonomierat Häcker erklärte, daß er gerne bereit sei, Saatgutäcker anzulegen und zu überwachen und betont, daß man bei Verbesserung des Saatguts den Ertrag noch um 3 Zentner pro Morgen steigern könne. Nachdem noch Landrat Baitinger zur Selbsthilfe ermahnte und die Gründung von Viehversicherungsvereinen angeregt hatte, konnte der Vorsitzende Kleiner die Versammlung damit schließen, daß er seiner Freude über den schönen Verlauf und den guten Besuch der Versammlung Ausdruck gab.