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Deotsch-tschechoflowakische Verständigung in der Kohlenfrage Berlin, 19. Dez. Der Reichskohlenkommissar teilt mit. -aß mit der tschechoslowakischen Regierung in der Kehlen- irage eine Verständigung erfolgt ist. Danach wirs der beiderseitige Kohlenoerkehr am 31. Dezember 1930 nicht unterbrochen werden.
Ueberreichung der deutschen Pommerellen-Note Eens. 19. Dez. Der deutsche Generalkonsul Dr. Vclckers hat in Anwesenheit des Generalsekretärs und des stellvertretenden Generalsekretärs dem Untergeneralsekretür des Völkerbundes. Marchese Paolucci, im Namen der Reichs- regierung eine Note überreicht, die gegen die Gewalttaten gegen die deutsche Minderheit in Pommerellen Einspruch erhebt. Die Note besteht aus drei Teilen, einer kurzen Mantelnore, aus dem eigentlichen Inhalt und einer Zusammenfassung. Sie stützt sich auf Artikel 12 Abs. 2 des Minderheitenschutzvertrages, auf Grund dessen der Antrag gestellt wird, die in der Note geschilderten Vorkommnisse dem Völkerbundsrat in seiner Sitzung im Januar zu unterbreiten. In der Note wurde eine Reihe krasser Fälle von Wahlbeeinflussung, Terror, Hetze und Versagens des behördlichen Schutzes aufgezählt, die Artikel 7 des Minder heitenschutzvertrages widersprechen.
Nachruf des Reichskanzlers für Ulrich Rauscher Berlin, 19. Dez. Zn der heutigen kurzen Ministerbesprechung, die nur der Erledigung einiger laufender Angelegenheiten galt, gedachte Reichskanzler Dr. Brüning am Schluß des plötzlichen Hinscheidens des deutschen Gesandten Rauscher in Warschau. Infolge Behinderung des Reichsaußen- ministers Dr. Curtius wird Staatssekretär Dr. von B'ilow die Neichsregierung in St. Blasien vertreten und den Hinterbliebenen das Beileid der Reichsregierung aussprrchen Mit ihm werden der Reichspressechef, Ministerialdirektor Dr. Zechlin, und Ministerialdirektor Dr. Trautmann den Veisetzungsfeierlichkeiten beiwohnen.
Ablehnung des Mibtranensantrages gegen Braun und Severing Berlin, 19. Dez. Im preußischen Landtag wurde heute der Mißtrauensantrag der Deutschnatioualen gegen Ministerpräsident Dr. Braun und Innenminister Severing mit 224 Stimmen der Regierungsparteien gegen 182 Stimmen der Opposition bei »wei Stimmenthaltungen abgelehnt.
Ausweisung aus dem schweizerischen Staatsgebiet Bern, 19. Dez. Auf Grund des Artikels 70 der Bundesverfassung sind die französischen Staatsangehörigen A P. Serot. Kaufmann, wohnhaft in Rougemont-le-Cbateau bei Beliort.uk Kaufmann, wohnhaft in Strasburg und R. H. Milot. Kaufmann, wohnhaft in Rougemont-le-Chateau bei Belfort, aus dem Gebiet der Eidgenossenschaft ausgewiesen worden, weil sie als Agenten des militärischen Nachrichtendienstes ihres Landes Personen an- geworben und von ihnen Nachrichten über die Kriegsvorbereitungen einer fremden Macht gegen Bezahlung entgegengenommen haben und damit die äußere Sicherheit der Schweiz gefährden.
Vulkanausbruch auf Java 15 Tote
Batavia (Java), 19. Dez. Der Vulkan Merapi im Mittelpunkt Javas, der seit zwei Wochen Zeichen wachsender Tätigkeit gegeben bar. befindet sich jetzt in vollem Ausbruch. 15 Todesopfer find bereits zu beklagen. Ein Strom glühender Lava fließt aus dem Krater in die benachbarten Täler. Unterirdisches Grollen und dichter Aschenregen erfüllte die Dorfbevölkerung in der Gegend des Vulkans in letzter Zeit mit großer Besorgnis. Der Lavastrom ist ungefähr 209 Meter breit und über 20 Meter hoch. Er hat eine Strecke von fast 8 Kilometern zurückgelest. Die IS Menschen, die er überraschte, verrichteten in der Nähe eines Dorfes Feldarbeiten. Sie wurden von dem glühenden Strom so schnell eingeschlossen, daß sie ihm nicht mehr entrinnen konnten. Weite Flächen fruchtbaren Landes sind in eine Wüste verwandelt worden. Der Vulkan, der von einer Wolke dichten, schwarzen Rauches eingebllllt ist. die von Zeit zu Zeit von Blitzen durchzuckt w'ld, bietet einen schaurigen Anblick.
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Roman von Fr. Leh « e
(58. Fortsetzung.)
„Leyen Sie, Johanna, ich leide selbst darunter, daß ich ihr nicht alles geben kann — aber neben ihr hungert mein Herz, mein Geist — und nur Sie, Johanna, wären für mich die Erfüllung-"
„O nicht doch, Herr Doktor! Tilli ist so bildungsfähig. Sie können sie schon erziehen — lassen Sie nur erst das Kleine da sein —! Mir ist Tilli lieb wie eine Schwester — ja, sie steht mir innerlich viel näher als mir je meine Schwester Hero gestanden! Niemals möchte ich ihr wehe tun! Ich will über ihrem Glück wachen!"
„Auch mir ist es heilig! Tilli wird nie Grund zur Klage über mich haben! Und von Ihnen, Johanna, will ich auch nichts weiter als das Bewußtsein unserer inneren Zusammengehörigkeit — das wird mir über vieles helfen! Und das darf ich doch haben — es ist kein Unrecht!"
Ernst und groß sah sie ihn mit den wunderschönen sanften Augen an. „Nein, es ist kein Unrecht! Und mir wird dieses Bewußtsein helfen, mein Leben zu tragen! Denn mein Leben wird sehr einsam sein!" sagte sie leise.
Sie sahen sich mit einem tiefen Blick in die dann zog er wortlos ihre Hand an ioine Lippen. Ach, was lag alles in dieser Bewegung!
Tief neigte sie den Kopf auf ihre Arbeit, um das verräterische Blinken in ihren Augen zu verbergen.
— Wenn beide geahnt, daß die junge Frau bei- »ahe ihre ganze Unterhaltung gehört!
Gleich nachdem Johanna sie verlassen, war sie wieder aufgestandeu und hatte sich nach dem Eßzimmer geschlichen. das vom Wohnzimmer nur dnrch oinen Türvorhang getrennt war. sodaß ihr kein Wort -er Unter. Haltung entging. Tie mußte wissen, was Eugen über ihren Zustand sagte- Johanna würde er ganz sicher nicht die Wahrheit verhehlen!
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen*
! Weitere Funde in Pirmasens
! Pirmasens, 19. Dez. Aus dem Weiber bei Winzeln sind ge- t ftern nachmittag 81 Granaten beraussesijcht worden. Außerdem ! fand man einen Militärkorabiner und eine Pistole, was insofern überraschte, als man seststellte, daß die Pistole keine 14 Tage im Wasser gelegen haben kann. Die Sucharbeiten werden fortgesetzt und man rechnet mit weiteren Funden, da die Mitte des Weihers beinahe einen Meter tief mit Schlamm bedeckt ist und desbalb der Grund noch nicht erreicht werden konnte.
Naubiiberfall in einem Berliner Geschäft Berlin, 19. Dezember. Drei gut gekleidete maskierte Räuber überfielen kurz nach Eeschäftsschluß die Angestellten des Konfumgeschäftes im Hause Oxforderstraße, Ecke Bristolstraße, am Wedding. Während die Angestellten mit dem Aufrechnen beschäftigt waren, betraten die 3 maskierten Männer das Geschäft. Mit Pistolen in den Händen bemächtigten sie sich unter dem Zuruf „Hände hoch!" des Geldes — 90 Mark — und verließen den Laden. Ehe die Polizei benachrichtigt werden konnte, waren die Räuber unerkannt entkommen.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 20. Dezember 1930.
Amtliches. Duch Entschließung des Herrn Kirchenpräfi- Lenten ist die Pfarrei Oßweil, Del. Ludwigsburg, dem Pfarrer Mayer in Schwann, Dek. Neuenbürg, übertragen worden.
Das trockene Frostwetter dauert unter Einwirkung des östlichen Hochdrucks bei sehr hohem Barometerstand an. Das Thermometer zeigt heute früh —7 Grad. Eine Wettervorhersage nimmt an, daß wir bei der großen Intensität des Nordosteuropa-Hochs einer längeren Ostwindperiode entgegengehen, in deren Verlauf es wohl allgemein zu Schneefällen kommen wird. Durch die Bildung einer Schneedecke würde die Beständigkeit des winterlichen Wettercharakters noch erhöht.
Fünfuhrladenschluß am Heiligen Abend. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der Reichsrat hat gegen das vom Reichstag am 11. Dezember ds. Zs. beschlossene Jni- tiativgefetz über den Ladenschluß und die Schließung der Gaststätten am 24. Dezember Einspruch erhoben. Das Gesetz ist dadurch zunächst nicht zustandegekommen. Für den Heiligen Abend dieses Jahres gelten somit dieselben Bestimmungen wie im Vorjahre; die offenen Verkaufsstellen dürfen darnach nur bis 17 Uhr, die Verkaufsstellen, welche ausschließlich oder überwiegend Lebensmittel, Genußmittel oder Blumen verkaufen, bis 18 Uhr für den geschäftlichen Verkehr geöffnet sein. Mit Rücksicht auf die Beschlußfassung des Reichstags vom 11. d. M. über die Schließung der Gaststätten am 24. Dezember wird den Arbeitgebern im Eaststättengewerbe empfohlen, die Arbeitszeit ihrer verheirateten Angestellten am Heiligen Abend möglichst abzukürzen.
Weihnachtsfeier. Der Arbeitergefangverein „Sängerlust" und die Freie Turnerfchaft halten am morgigen Sonntag, den 21. Dezember 1930, abend 7 Uhr im Saale des Easthofes zum „Grünen Baum" eine gemeinsame Weihnachtsfeier ab. Das Programm ist reichhaltig und enthält Musikvorträge, Chöre der Sänger unter Leitung des bewährten Dirigenten Herrn Kammacher, Aufführungen der Turner und Turnerinnen, sowie zwei Theaterstücke: „Arbeitslos am Weihnachtsabend", Lebensbild in zwei Akten und „Eine Festrede" in einem Schwank. Der Elückfack wird manche schöne Ueberraschung bringen. Die Erwerbslosen haben freien Eintritt bei Vorzeigen des Ausweises. (Siehe gestrige Anzeige).
Die Schwarzwaldsägen bekommen Arbeit. Während des Sommers haben sie geruht, die idyllischen Wasserräder der Schwarzwaldsägen; ihre Besitzer, die Bauern des Schwarzwaldes, Hutten mit den übrigen Aufgaben eines
Und was hatte sie chörcn müssen!
Sie biß sich auf die Fingeituöchel, um nicht laut aufzu,chreien im bittersten Weh über die Er^iiruug, dag -as Herz des schwärmerisch geliebten Mannes nicht ihr gehörte, daß er au ihrer Seite hungerte — und an eine andere dachte — und diese andere war ihre beste Freundin!
Wie gevrochen wankte sie zurück nach Sem Schlafzimmer und warf sich dort wieder auf den Diwan, bitterlich ,n die Kissen schluchzend. Eine Wett war ihr versunken — nichts war sie dem geiiebten Manne — nur ein Kind, ein Spielzeug — und sie hatte geglaubt, sie sei sein höchstes Glück!
Nach seiner Aussage standen ihr schwere Tage bevor- sie wurde leiden müssen — noch viel mehr als
letzt — in Angst schauerte sie zusammen-! Sie
wollte nicht mehr leben, wollte sich nicht mehr quä- - ? "TT wozu? Herzbrechend schluchzte sie auf - und keine Mutter, keinen Menichen, bei dem sie sich ausweinen konnte! Mutterseelenallein war siel ! Konnte es nur so viel Falschheit geben — ihr Gatte und die geliebte Freundin —? Wieder wühlte sie in der Verzweiflung ihr tränenüberströmies Gesicht in me seidenen Kissen. Dunkel wie um sie her war es in ihrem Innern.
Sie schreckte plötzlich zusammen und stieß unwillkürlich einen Schrot aus — Johanna war hereruge- kommen, hatte das Licht angedreht und fragte mit ihrer neben, gütigen Stimme, wie sie sich fühle.
„Du hast geweint, Tilli? Warum? Bitte, nicht weinen — es schadet dir doch!"
„Ich habe nicht geweint!"
„Tilli, du hast gar keinen Grund dazu! Ich habe
deinen Mann gefragt-er ist im allgemeinen ganz
zu,rreden mit deinem Befinden! Die Beschwerden haben doch nur eine ganz natürliche Ursache! Du darfst dich nur nicht unnützen, trüben Gedanken hingoüeu - die schaden dir vor allem —"
Starr sah Tilli sie an.
„Das ist alles ja gar nicht wahr!" schrie sie, „Ihr belügt mich beide —" sie brach wieder in das krampfhafte, unnatürliche Weinen aus, und ihre Zähnen
schlugen wie im Frost aufeinander-„oh, wäc' ich
Loch tot!"
Nr. 298
landwirtschaftlichen Berufes vollauf zu tun. Nunmehr ist das anders geworden. Die einbrechende kalte Jahreszeit gibt dem Schwarzwaldbauern die Zeit, auch für die so notwendige Erneuerung seiner häuslichen Anlagen zu sorgen. Die gefällten Tannenbäume liegen schon seit geraumer Zeit vor den Schwarzwaldsägen und nunmehr treibt das durch die Niederschläge der Herbstzeit in reichem Maße vorhandene Wasser der Gebirgsbäche das Rad und zwingt das scharfe Sägenblatt zu seinem langsamen, bedächtigen Weg durch den zitternden Tannenstamm. Aus dem Bauern ist der speziellere Holzarbeiter geworden, der für sich und für den Verkauf den Vorrat an Schnittholz ergänzt.
— Preisabbau für Zeitkarten der Reichsbahn. Mit Wirkung vom 1 Januar 1931 wird die Deutsche Reichsbahngesellschaft, wie bereits angekündigt, die Einheitssätze für Zeitkarten des allgemeinen Verkehrs, nach denen die Preise der Monatskarten, Schülermonatskarten, Teilmonatskarten, Arbeiterwochenkarten und Kurzarbeiterwochenkarten berechnet werden, senken, und zwar um 5 v. H. Die Einheitssätze fallen für die 2. Klasse Eilzug von 7,8 ans 7,41 Pfg.;; 2 Klasse Personenzug von 5,8 auf 5,61 Pfg.; 3. Klasse Eilzug von 5,4 auf 6,13 Pfg.; 3. Klasse Personenzug von 3,17 aus 3.01 Pfg. Die bisherigen Grundsätze für dis Berechnung der Preise bleiben unverändert.
— Sonntagsrückfahrkarten zum Erscheinuugsfest. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Die auf wiirttem- bergischen Bahnhöfen gelösten Sonntagskarten gelten über das Erscheinungsfest (Heilige Drei Könige) im kommenden Jahre zur Hinfahrt vom Samstag, 3. Januar, 12 Uhr. bis zum Mittwoch, 7. Jauar, 9 Uhr. Schnell- und Eilzüge können gegen Lösung des trafimäßigen Zuschlags benützt werden. Durch die Ausdehnung der Geltungsdauer ist Gelegenheit geboten, mit Sonntagsrückfahrkarten auch weiter entfernte Wintersportgebiet-e zu erreichen.
— Aufnahme in die Lehrer- und Lehrerinnenbild,>ngs» anstalten. Im Frühjahr 1931 werden nach einer Bekanntmachung des Evang. und Kath. Oberschulrats in Klcsse 1 der Lehrerbildungsanstalten (und zwar in die drei evangelischen Lehrerbildungsanstalten Backnang, Eßlingen und Heilbronn und die katholische Lehrerbildungsanstalt Rottweil) und in Klasse 1 der evangelischen Lehrerinnmbil- vungsanstalt Markgröningen (nicht auch in die katholische Lehrerinnenbildungsanstalt Gmünd) wieder Schüler und Schülerinnen ausgenommen, die nach einer sechsjährigen Ausbildungszeit zur ersten Volksschuldienstprüsung geführt werden. Unter Umstanden ist auch mit einer Aenderung der Lehrerbildung zu rechnen, die zugleich eine Aenderung in der Ausbildung der Aufzunehmenden hinsichtlich Ort. Art und Dauer mit sich bringen kann. Da ein großer Andrang zu erwarten ist und die Aufnahme in beschränktem Umsange stattfindet, haben nur gut begabte Schüler und Schülerinnen Aussicht, ausgenommen zu werden. Ausdrücklich wird darauf hingewiejen, daß eine Aufnahme in Klasse 2 (etwa auf Grund des Zeugnisses der mittleren Reife) nicht möglich ist. Zur Feststellung der Begabung und der für den Unterricht nötigen geistigen Reife wird in den Monaten Januar und Februar eine Aufnahmeprüfung in einfacher Form (schriftlich und mündlich) stattfinden.
— Calw, 19. Dezember. (Aus dem Gemeinderat.) Die Einsprüche gegen die Ausführung der Kapellenbergstratze sind im allgemeinen erledigt, nur mit der Reichsbahn schweben noch Verhandlungen, die aber voraussichtlich zu einem guten Ziel« führen werden. Die Arbeiten können nun ausgeschrieben und vergeben werden. Das Stadtbauamt wird ganz genaue Unterlagen schaffen, da es sich bei diesem Straßenbau um bedeutende Summen handelt. Bürgermeister Eöhner führte dazu aus. daß gespart werden müsse, wo es nur irgend angängig sei, denn nach einer Mitteilung des Finanzamts seien von zwei hiesigen Firmen 36 900 Mark Reichssteuerüberweisungen weniger zu erwarten als im letzten Jahr. Dieser Ausfall bedeute allein eine Ee-
Weder ihr Gatts noch Johanna vermochten sie zn beruhigen- sie war wie von Sinnen und wies be-de schroff zurück. Mit schwerem Herzen verabschiedete' sich , Johanna- sie hatte große Sorge um Tilli. i Die ganze Nacht lag die junge Frau schlaflos da.
! Die Gedanken sprangen sie an wie wilde Katzen. Ihre
! verratene' Liebe-! Dann aber begann sie nüchter-
j ner zu denken-war ihre Liebe wirklich verraten?
- Nein — denn einer Untreue war Eugen und ei- § ner Falschheit war Johanna nicht fähig! Und aus der ! erlauschten Unterhaltung war ja ganz klar horvorge-
- gangen, daß zwischen dem Gatten und der Freundin
- nichts Heimliches und Verbotenes bestand!
i Aber Eugen liebte Johanna, und sie erwiderte diese : Liebe, das Hatte Tilli herausgechört.
^ Scharf dachte sie nach über si^. und merkwürdig klar wurde es da mit einem Male in ihr, als ob ei» dichter, verhüllender Schleier von ihren Augen gezo ! gen wurde!
i Sie fand in dos Gatten Worten Wahrheit. Schwär- j merei für alles, was ihr der Augenblick brachte — z Schwärmerei, aber keine Verkiesung! Hatte Engen ! über Angelegenheiten seines Berufes je ernsthaft mit , ihr sprechen können? Sie Hatto alles weit weggewie- s sen, sie wollte nichts von Krankheit und Tod wissen i — das war ja so häßlich und unerfreulich! Tändeln , und kosen war ihr lieber, und sie hatte stets von ihm t verlangt, daß er auf ihre Puppeninteressen eingjng -- i von Politik und den schwierigen wirtschaftlichen Jn- ? leressen des Vaterlandes hatte sio auch^nie etwas ich z ren wollen, brachte er das Gespräch darauf! Man S konnte es doch nicht ändern! z Sie sah ein, daß ihr alles fehlte, einem Manne wie ! Eugen der rechte Lobenskamerad zu sein. Und bei der « andern konnte er das alles finden!
1 Der Morgen dämmerte heran und noch war kein Schlaf ! in ihre Augen gekommen. Sie blieb den ganzen Tag im i Bett, vom Gatten mit heimlicher Sorge beobachtet, ihr stil- ! les, in sich gekehrtres Wesen fiel ihm auf; auch in den Augen i hatte sie etwas Abwesendes, Grübelndes, als ob ihre Ee- i danken rastlos arbeiteten. Und merkwürdig, daß sie nicht t nach Johanna Vrockstedt verlangte! (Fortsetz folgt.)