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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen*

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baltung der Ordnung in Deutschland gegebenen ausländische« Gelder würden fluchtartig zurückgezogen. Milliarden strömren ab. Riesenhafte Arbeiterentlassungen wären die erste Folge. Zu­sammenbrüche der mittleren, kleinen und kleinsten Geschäfts­leute würden in noch nie dagewesenem Matze eintreten. Au- tzenvolitische Schwierigkeiten ohne Ende würden folgen und im Inneren des Landes würden Bürgerkrieg und Hungerrevolten das ihrige tun, um unser Vaterland auseinanderzusprengen und die einzelnen Teile in völliger politischer Ohnmacht jedem au­ßenpolitischen Eegner als willkommene Opfer hinzuwerfen.

Unsere deutsche Rot von beute ist nicht nur auf uns beschränkt. Die Welt ist krank, sie leidet an den Folgen eines Krieges, der sie gerade in ihren höchstkultivierten Teilen bis ins Mark ge­troffen hat und von denen sie sich noch auf lange Zeit hinaus nicht zu erholen vermag. Man fordert von uns Deutschen als Tributzablungen aus dem verlorenen Kriege in einer m der Menschheitsgeschichte noch nie gekannten Form und Schärfe jähr­lich Milliarden. Jeder Verständige weih, dah wir diese Mil­liarden, wenn überhaupt, so höchstens nur in Sachlieferungen, i« Waren, in Erzeugnissen deutscher Arbeit und deutschen Gewerbe- fleihes und deutscher Jnsenieurkuust leisten können. Aber man nimmt uns die Waren nicht ab und erschwert zudem ihren Absatz auf dem Weltmarkt durch übertriebene Sperr- und Zollmahnab- men. Europas Völker und das grohc Elüubigerland jenseits des groben Ozeans müßten zu der Einsicht kommen, Satz wir mit den gegenwärtigen Wirtschafts- und politischen Methoden nicht wei­ter kommen, sondern den Zustand des Nachkriegschaos noch ver­ewigen. Nur wenn sich überall der Mut zur Abrüstung findet und gleichfalls zu der Erkenntnis, daß es eine wirtschaftliche Solida­rität der Menschheit gibt, die man praktisch durch eine falsche und törichte Wirtschaftspolitik nicht dauernd ungestraft verleugnen darf, darf die heute lebende Generation auf eine Besserung ihrer Lage rechnen.

Neues vom Tage

Die Waffengesetzvorlage im Reichsrat Berlin, 18. Dez. Zu der dem Reichsrat zugegangenen Vorlage eines Waffengesetzes, das Strafbestimmungen für die Führung von Schuh- und Hiebwaffen enthält, erfahren wir aus unterrichteten Kreisen, daß es sich nicht um ein neues Gesetz handelt. Die in dem Gesetz enthaltenen Bi- stimmungen sind bereits in der am 25. Juli erlassenen Not­verordnung enthalten. Da diese Notverordnung am 1. Ap»il nächsten Jahres abläuft, soll das Gesetz jetzt auf dem ord­nungsmäßigen Wege durch die Parlamente in Kraft ge­fetzt werden.

Verbot des Stahlhelm-Filmes aufgehoben Berlin, 18. Dez. Die Filmoberprüfstelle hat das unlängst ergangene Verbot des Stahlhelmfilms heute aufgehoben.

Schweres Eisenbahnunglück in Spanien Leon, 18. Dez. Unweit des Bahnhofes von Santibanez ist ein Personenzug mit einem Güterzug zusammengeftohe«. Mehrere Wagen wurden ineinandergeschoben. Soweit bis jetzt festgestellt wurde, sind zehn Personen geötet und 18 verletzt worden» davon sechs schwer. Man befürchtet, daß sich noch weitere Tote unter den Trümmern befinden.

Pilsudski und die Lostrennnng Oberschlesiens Kattowitz, 17. Dez. Anläßlich einer Versammlung der Katto- witzer Korfanty-Partei im Avril d, I. batte der frühere Eisen­bahnbeamte Buhl erklärt, daß Pilsudski es sich nicht habe träu­men lassen, daß Oberschlefien jemals zu Polen kommen würde. Als im Jahre 1919 eine polnisch-oberschlesische Delegation von Pilsudski eine finanzielle Beihilfe für die Bestrebungen zur Loslösung Oberschlesiens erbat, habe Pilsudski erklärt:Also Euch gelüstet es nach Polen Aber Oberschlesien ist eine uralt« preußische Kolonie*. Infolge dieser Mitteilung war Buhl wegen Verbreitung falscher Tatsachen in erster Instanz zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. In der Berufungsverhandlung vor dem Burggericht gelang es ihm aber, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptung zu erbringen. Der Sejmabgeordnete So- sinski wie auch der polnische Musikdirektor Lewandowski erklär­ten unter ihrem Eid, daß Pilsudski tatsächlich diese Aeußerung getan habe. Das Gericht sprach heute nach kurzer Beratung den Angeklagten Buhl frei, da ihm der Wahrheitsbeweis geglückt sei.

Polnische Opposition gegen die Vorgänge in Brest-Litowsk Warschau, 18. Dez. 14 Professoren der Krakauer Universität haben an ihren Kollegen, den Abgeordneten des Regiernngs- blockes.Professor Krzyzanowski, einen offenen Brief gerichtet, in dem die Zwischenfälle von Brest-Lii wsk als Schmach des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. B est schände den polnischen Namen in Europa und verbreite F.alnis im öffentlichen Leben der Nation Während die gesau te oppositionelle und unab­hängige Presse die Bestrafung der Schuldigen von Brest-Litowsk fordert, vergleicht das Regier», sblattEazet a Polska" die Opposition mit Wölfen, die den Schafszelz angelegt hätten und nun vor dem In- und Auslände um Mitgefühl für ihr zer­zaustes Fell und ihre eingeschlagenen Zähne bittten.

Herstellung eines elektrischen Torpedos London, 18. Dez. Der Marinekorresponvent desDaily Tele­graph" berichtet, daß es der Marine der Vereinigten Staaten nach langwierigen Versuchen gelungen sei, einen elektrischen Tor­pedo herzustellen, der den großen Vorteil bade, daß er bei seiner Fortbewegung unter Wasser keine Schaumbahn an der Ober­fläche Hervorrufe. Im Kriege sei es Hunderten von Schiffen durch rechtzeitige Beobachtung der verräterischen Schaumbahn gelungen, durch eine schnelle Drehung des Steuerruders dem Torpedo auszuweichen.

Explosionsunglück in einer französischen Fabrik Paris, 18. Dez. In Mancioux bei St. Eaudens an der Ea- rone ereignete sich in einer chemischen Fabrik eine Explosion. Die in der Fabrik beschäftigten 1VÜ Arbeiter wurden von ihr überrascht. Nach Havas sollen 7 Tote und 1v ziemlich schwer Ver­letzte zu verzeichnen sein. DerMatin" berichtet jedoch, daß nur I Tote und 11 mehr oder weniger schwer verletzte Arbeiter ge­borgen worden seien.

Verwegener Raubüberfall auf eine Poftagentur Benthen O/S., 19. Dezember. Am Donnerstag abend betraten drei junge Burschen die Postagentur Stollarzowitz und verlangten von dem diensttuenden Postbeamten eine 10 Pfg.-Briefmarke. Als sie ihnen ausgehändigt wurde, zogen sie Pistolen hervor und zwangen den Postbeamten,

sich mit dem Gesicht zur Wand in eine Ecke zu stellen, worauf , sie ihm die Hände fesselten. Nachdem sie die Telephonlei­tung zerstört hatten, raubten sie aus der Tischschublade 50 Mark Hartgeld und 350 Mark Papiergeld. In dem Augenblick, als die Räuber sich entfernen wollten, betrat ein Bäckerlehrling den Raum. Auch er wurde unter vor­gehaltenen Pistolen und dem RufHände hoch" gezwun­gen, sich ebenfalls mit dem Gesicht zur Wand neben den Postagenten zu stellen. Darauf verließen die Räuber den Raum und entkamen unerkannt in der Dunkelheit.

Aus Stadt und Land

Altensteig» den 19. Dezember 1930.

Brandsall. Heute vormittag kurz nach 10 Uhr ertönte plötzlich die Feuersirene. In der Malerwerkstätte des Christian Kirn, Malermeister, die sich in den unteren Lokalitäten seines Wohn- und Geschäftshauses befindet, war Feuer ausgebrochen, das sich in unheimlicher Schnel­ligkeit verbreitete, da das Oel- und Farblager sich entzündet hatte. Die Feuerwehr, die rasch anrückte, fand die Werk­statt in Hellen Flammen vor, leitete die Rettungsarbeiten ein und vermochte das Feuer bald einzudämmen, so daß das Gebäude gerettet werden konnte. Der entstandene Schaden dürfte aber ein erheblicher fein.

Besondere Vorkehrungen für den Weihnachtspostverkehr. Vom 19. bis 25. Dezember wird für den Vahnpoftdienst an­statt des Postabteils ein besonderer Gepäckwagen eingestellt. Am Sonnrag den 21. d. Mts. ist der Postschalter außer von 1112 Uhr von 1116 Uhr geöffnet. Annahme auch von nicht dringenden Paketen. An diesem Tag verkehrt eine außerordentliche Bahnpost in den Zügen 16 Altensteig- Nagold und 19 Nagold-Altensteig (Zug 16 Altensteig ab 19.18, Nagold an 20.12, Zug 19 Nagold ab 20.47, Alten­steig an 21.87). Am Christfest werden Briefe und Pakete im Anschluß an Zug 5 (Altensteig an 9.30) zuge­stellt; die Landpostboten verkehren wie Werktags. Am Stefanstag ruht der gesamte Zustelldienst. Von den Krastposten werden nach Bedarf Beiwagen- oder zweite Fahrten ausgeführt. Am 24. d. M. werden die Postschaltei um 16 Uhr geschlossen (ausgenommen Telegraph und Fern­sprechdienst).

Langsamer Vorstotz des Winters im Schwarzwald. (Stär­kerer Frost, aber wenig Schnee.) Kräftigere winterliche Vor­stöße auf den Höhen des Schwarzwaldes, die mit zeitweiligen mäßigen Schneefällen und stärkeren Frösten verbunden sind, haben die wintersportlichen Verhältnisse etwas gebessert. Die geschlossene Schneedecke zieht sich nunmehr über den gesamten Hochschwarzwald hinweg und erreicht auf den Kammhöhen des Gebirges eine unterschiedliche Mächtigkeit von 1525 Zenti­meter. Durchschnittlich betrug die Kälte am Donnerstag 5 bis 7 Grad im Schwarzwald. Die Ski- und Rodelbahnen sind im Nordschwarzwald hauptsächlich auf den Murgtalhöhen (Hohloh, Ruhcstein, Schliffkopf, Zuflucht) benützbar, wenn auch die Schneelage noch als dürftig zu bezeichnen ist. Sehr gute Ski­bahnen werden aus dem südlichen Schwarzwaldbereich gemeldet. Rings um den Feldberg lagern 2528 Zentimeter guter Pul­verschnee.

Verschärfte Bestimmungen des Brotgesetzes. Von zu­ständiger Seite wird mitgeteilt: Die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 1. Dezember 1930 hat die Bestim­mungen des Brotgesetzes vom 17. Juli 1930 wesentlich ver­schärft. Unter anderem ist vorgeschrieben, daß in Betrie­ben, in denen Brot unmittelbar an den Verbraucher ab­gegeben wird, mindestens eine der im Gesetz besonders be- zeichneten Roggen- oder Mischbrotarten in Form von Eroßbroten in handelsüblicher Weise seilgehalten werden muß. Wenn nur eine dieser Brotarten feilgehalten wird, muß dies reines Roggenbrot sein, d. h. Brot, welches min­destens 97 v. H. Roggenmehl enthält, das von 0 bis höch­stens 60 v. H. ausgemahlen ist. Durch Verordnung des Wirtschaftsministeriums vom 16. Dezember 1930 wird für eine Uebergangsfrist bis zum 15. Februar 1931 zugelassen, daß statt des reinen Roggenbrots auch Brot feilgehalten werden kann, das mindestens 80 v. H. Roggenmehl, das von 0 bis höchstens 60 v. H. ausgemahlen ist, und höchstens 17 v. H. Weizenmehl enthält. Weiterhin schreibt die Not­verordnung vor, daß in East-, Speise- und Schankwirtschaf­ten zum Genuß an Ort und Stelle künftig nur noch Roggen­oder Mischbrot angeboten, feilgehalten oder verkauft wer­den darf. Auch hier ist mit Rücksicht auf die beim Vollzug aufgetretenen Schwierigkeiten und Härten insbesondere zur Vermeidung von Entlassungen von Arbeitskräften im Bäckereigewerbe eine Ausnahme in der Weise zugelassen worden, daß bis zum 15. Februar 1931 einschließlich Klein­gebäck, auch wenn es den genannten Vorschriften nicht ent­spricht, zum Genuß an Ort und Stelle dann verkauft wer­den darf, wenn gleichzeitig Roggen- oder Mischbrot auf­gelegt wird. Diese Ausnahme bezieht sich jedoch nur auf Kleingebäck bis zum Gewicht von 50 Gramm, also ins­besondere auf Brötchen, Laugenbretzeln u. ä., nicht aber auf große Weißbrote oder Teile von solchen.

Nagold, 19. Dezember. (Aus dem Eemeinderat.) Im Ein­kauf befinden sich zwei Erlasse von der Ministerialabteilung für die Fachschulen, wonach die erledigte Eewerbelehrerstelle an der Gewerbeschule dem Eewerbehilfslehrer Wilhelm Sanwald übertragen und zu der Einrichtung eines Abendkurses an der Frauenarbeitsschule der übliche Staatszuschuß in Aussicht gestellt worden ist; ein Erlaß der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung über die Fristverlängerung für die Be­schlußfassung des Gemeinderats über den Zeitpunkt der Erstel­lung des Hauptsammelkanals mit Sammelkläranlage bis 15. 5. 1931. Zur evtl, weiteren Ausgestaltung des Steinbruchbetriebs im Mittlerbergle ist ein zweiter Silo vorgesehen. Das Stadt­bauamt wird ermächtigt, vorsorglicherweise das hiezu erforder­liche Holz bei der städt. Forstverwaltung anzufordern. Durch die Erstellung des Neubaus Wohlleber ist die Ausführung des Kanals in der Lembergstraße notwendig geworden. Die Arbeit würde sich als Notstandsarbeit eignen, und gibt etwa 309 Tag­werke. Die Mittel müßten aber für den Etat 1931/32 vorbe­willigt werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 4500 R.M. Vorsorglicherweise wird dem Projekte zugestimmt. Witwe Martini z.Waldhorn" will krankheitshalber ihre Gastwirtschaft auf ihren Sohn Martin Martini, led. Metzger, pachtweise über­tragen und zwar ab 1. Februar 1931. Es handelt sich um ein

dingliches Recht. Das Konzesfionsgesuch wird befürwortet. Ueber den wesentlichen Inhalt der Notverordnung des Reichs­präsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen vom 1. Dezember 1930 wird vom Vorsitzenden berichtet. Hienach ist die Bürgersteuer in wesentlichen Punkten abgeändert worden. Sie ist nunmehr wesentlich stärker gestaffelt als in der ersten Verordnung. Da hier die Umlage den Landesdurchschnitt über­steigt, wird die Bürgersteuer an Stelle der Wohnsteuer vom näch­sten Rechnungsjahre ab zur Erhebung kommen müssen. Vom 1. April 1932 ab soll die Grund- und Eebäudesteuer in einer neuen Grundsteuer, mit der zugleich auch das landwirtschaftliche Einkommen bis zu 6000 Mark besteuert werden soll, erhoben werden. Von großem Nachteil ist bei dieser neuen Grundsteuer die Vorschrift über die Zerlegung der Besteuerungsgrundlage. Ergibt sich für den Ausmärker nicht ein Einheitswert von 200 Mark, so hat die Markungsgemeinde keinen Anspruch auf Grund­steuer mehr. Das wird für Nagold erhebliche Verluste bringen. Die Gewerbesteuer soll von 1932 ab durch die sog. Eewerde- ertragssteuer erhoben werden, die wohl für die kleineren Ge­werbe aller Voraussicht nach eine Entlastung und für die größe­ren Betriebe eine weitere Belastung bringen wird. Gewerbe­steuerpflichtig sind künftig auch die freien Berufe. Die Ee- meindeumlage ist vom 1. April 1931 ab zu senken in Aussicht ge­nommen und zwar soll ein Teil der Gebäudeentschuldungssteuer dem Wohnungsneubau entzogen und zur Realsteuersenkung ver­wendet werden. Berichtet wird ferner über die Tagung des Waldbesitzerverbandes, die Lage des Waldbesitzers und die zu ergreifenden Maßnahmen.

Wildberg, 17. Dez. (Hausvater Thomaß 70 Jahre alt.) Am Mittwoch feierte Hausvater Thomaß vom Haus der Barmherzigkeit in voller Rüstigkeit und Gesundheit seinen 70. Geburtstag. Die Insassen des Hauses hatten Feiertag, und man sah ihnen an, daß sie sich mit ihrem verehrten Hausvater freuten. Der Eemeinschaftschor, der Hauschor und allgemeine Gesänge umrahmten die Feier. Möge es dem lieben Hausvater vergönnt sein, noch manches Jährlein in voller Rüstigkeit im Dienste des Hauses der Barmherzigkeit zu stehen zum Wohl und zum Segen der alten, hilfsbedürftigen Insassen!

Calw, 18. Dezember. Die Väckerinnung hat einen Brotabschlag eintreten lassen. Es kosten ein Paar Wecken 8 Pfg., ein Milchbrot 5 Pfg., 1 Kg. Halbweiß 42 Pfg. (seither 44 Pfg.) und 1 Kg. Roggenbrot 38 Pfg. (neue Sorte). Weißbrot kostet wie seither 28 Pfg. das Pfund. Bei vielen Gemeinden reicht die seitherige Umlage nicht aus, sie sind gezwungen, entweder die Ausgaben stark herunterzudrücken oder die Eemeindeumlage zu erhöhen. In der glücklichen Lage, keine Eemeindeumlage erheben zu müssen, befinden sich in unserem Bezirk nur zwei Gemein­den, nämlich Oberkollwangen und Würzbach. In letzterem

Ort erhielten die Bürger noch eine Bürgergabe von 50

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Wildbad, 17. Dezember. Bei der Hauptversammlung des Kurvereins wurde festgestellt, daß die Fremdenver­kehrsziffern von Beginn der Kurzeit an gegenüber dem Rekordjahr 1929 zurückblieb (um etwa 10 Prozent) und auch der Sonntagsverkehr geringer war als im Jahr zu­vor. Der Ausländerbesuch hat sich gebessert. Es muß ein gangbarer Weg gefunden werden, um größere Bauten, die notwendig sind, zu finanzieren.

Rottenburg a. N., 17. Dezember. In der Nacht kam Architekt August Küster kurz vor Weiler auf der ver­eisten Straße vom Fahrrad herunter zu Fall und brach da­bei einen Fuß zweimal. Zwei nach Dettingen heimtehrende Bürger fanden den schon längere Zeit daliegenden Verun­glückten, nahmen sich seiner an, so daß er noch in der glei­chen Nacht in die Klinik nach Tübingen eingeliefert werden konnte.

Stuttgart, 18. Dez. (Zahlungseinstellung) Die Bankfirma I G Haertl in Stuttgart hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Veranlassung sollen einige besonders große industrielle Beteiligung und Kredite sein, die infolge der heutigen ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse zurzeit nur teilweise wieder einzubringen sein dürften. Es sei ein Vergleich angestrebt worden, bei dem schätzungsweiie bei ruhiger Abwicklung eine Quote von ca. 75 Prozent in Aussicht steht.

Lohnverhandlungen. Vom Deutschen Landarbei­terverband wird uns geschrieben: Am Montag, 15. Dezem­ber, fanden im Wirtschaftsministerium unter dem Versitz von Landesschlichter Dr. Kimmich Verhandlungen üb-r den von der Arbeitgeberseite beantragten 12prozentigen Abbau der württembergischen Landarbeiterlöhne statt. Eine Eini­gung zwischen den Tarifparteien kam nicht zustande und mußte der tarifliche Schlichtungsausschuß in Tätigkeit tre­ten. Dieser fällte einen Schiedsspruch, der ab 1. Februar 1931 einen Abbau der Löhne vorsieht und zwar für Tag­löhner mit und ohne Verpflegung um 0,5 bis 2 Pfg., der Taglöhnerinnen ohne Verpflegung 0,5 bis 1 Pfg. pro Stunde, der Knechte und Melker mit und ohne Verpflegung um 20 Pfg bis 1 RM. pro Woche.

Reklame an Telephon st angen. Von der Post­verwaltung werden alle Firmen, die an Masten (Telephon- stangen) Schilder, Reklame u. dergl. angebracht haben, auf­gefordert, diese in kürzester Frist zu entfernen. Andern­falls sollten die Reklamen durch Telegraphenarbeiter auf Kosten der Anbringer entfernt werden.

Obertürkheim, 18. Dez. (Betrügerin.) Am Mitt­woch vormittag versuchte eine 29jährige Frau durch die Angabe,der Herr Stadtpfarrer sei verreist und habe de« Kassenschlüssel mitgenommen", für die angeblich in Geld­verlegenheit befindliche Frau Stadtpfarrer Darlehen zu erlangen, was ihr in Obertürkheim 24 RM. eintrug, wäh­rend sie in Hedelfingen beim zweiten Vetrugsversuch ver­haftet und nach Stuttgart abgeführt werden konnte.

Gmünd, 18. Dez. (Landesausstellung.) Vom 16. bis 18. Januar 1931 findet in den Räumen der Städtischen Festhalle in Gmünd die 40. württembergische Landes- Geflllgelausstellung statt.

Feldstetten OA. Münsingen, 18. Dez. (Schweine» glück.) Letzte Woche hat Schmiedmeister Andreas Wörz von einem Mutterschwein 18 Junge erhalten, die sämtlich aeiund und munter sind.