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Nr. 279

Kann man dieses Bestreben unseren Mädchen im Ernste ver­denken?

Das Mädchen von heute nimmt im öffentlichen Leben dieselbe Stellung ein wie der Mann. Es ist politisch, wirtschaftlich und sozial gleichberechtigt und darf seine eigene Meinung frei und offen aussprechen und verteidigen. Sobald ein Mädchen sein 20. Lebensjahr vollendet hat, steht es, genau wie der Mann, an der Wahlurne. Mit 25 Jahren kann die Frau für jedes Gemeinde­nder Staatsamt gewählt werden. Jedes Studium und jede wirt­schaftliche Stellung steht ibr offen. Wenn durch die Ellenbogen­freiheit oftmals die weibliche Grenze überschritten wird, so liest das leider daran, daß diese Jugend als die erste Etappe hinaus ins Leben gelassen wurde, auf ein Terrain, das ihr noch fremd «nd ungewohnt ist.

Im ersten Augenblicke des Hinausfliegens in die Freiheit wollen daher fast alle von dem täglichen Kleinkram nichts hö­re». Erst von dem Augenblicke an, wo sie dem Gedanken einer Ehe näher treten, rücken diese Fragen in das Gebiet ihres Nach­denkens.

Wie wird sich nun das Mädchen von heute als Mutter von morgen suhlen, wenn wir es mit der Mutter der allen Gene­ration vergleichen? Wir kommen da zu sehr interessanten Ge­genüberstellungen und zu zwei verschiedenen Klassen der heuti­gen weiblichen Jugend.

Der eine Teil der jungen Mädchen wird weniger für diesen Beruf tauglich sein und zwar aus folgenden Gründen: Einmal haben sie ungenügende oder gar keine Vorkenntnisse für ihre neuen Pflichten. Das liegt zum Teil an der nach wutzen einge­stellten Richtung, an dem Genusi von oberflächlichem Vergnü­gen, an dem Willen, sich auszuleben ohne bindende Fesseln. Zum anderen liegt es daran, dah dieser Jugend kaum Zeit Lleibt, sich mit häuslichen Angelegenheiten zu beschäftigen, weil pe durch das Tempo der Zeit mit fortgerissen wird. Dazu kommt, Hab in den meisten Familien Mangel, zumindest Sparsamkeit herrscht. DiesesSich-nach-der-Decke-strecken", das oft genug mit Klagen verbunden ist, ermutigt natürlich ein junges Mädchen nicht zum Mutterberuf. Es steht darin nur Pflichten ohne Rechte, nur Einschränkung ohne Freiheit und weist den Muttergedanken entweder rundweg ab oder entspricht nicht den Anforderungen einer wahren Mutter. Denn ein Haus soll eine Stätte sein von der ein reicher, grober Segen ausgeht, aus der die neue Gene­ration stark und kräftig emporwachsen soll.

Demgegenüber steht das heurige Mädchen, das sich besser für den Mutterberuf als die frühere Generation eignet, und zwar wegen gründlicherer Kenntnisse des Lebens und wegen umfas­senderen Wissens. Wichtige Fragen kann die Mutter von morgen ebenso gut beantworten wie der Vater. Früher wurden dagegen die Kinder in besonderen Angelegenheiten immer nur zum Va­ter geschickt. Dazu kommt, dah nach kurzer Zeit des Berufslebens der überwiegende Teil der weiblichen Jugend Unzufriedenheit im Berufe empfindet und sich nach einer Häuslichkeit jebnt. Es ist statistisch berechnet, dah ungefähr nach 5 Jahren des Berufs­lebens bei vielen Mädchen diese Müdigkeit am Berufe einseht.

Wenn wir nun diese beiden Mädchenarten miteinander ver­gleichen. so kommen wir zu folgendem Ergebnis:

Unter der Voraussetzung natürlich, dah die Frau eine wirkliche Ehe eingegangen ist und eine wirkliche, d. h. eine wahre Mutter werden will, wird wohl das Mädchen von beute trotz geringerer spezieller Vorbildung geeigneter sein, den Mutterberuf zu er­füllen, als die Mutter der vorigen Generation. Die Gründe hier­für liegen in der gröheren Ausbildung der Frau von heute,

ihrer Selbständigkeit, ihres geschärften Auges und ihres Bei­standes. Die unmittelbar hausfraulich-mütterlichen Eigenschaften wurzeln zu tief im Wesen jeder Frau, als dah sie bei ihrer grö- tzeren Allgemeinbefähigung sich nicht schnell und richtig einstellen könnte.

Wenn daher ein Mann, der einen Hausstand gründen will, mit Sorgen um sich blickt, weil er glaubt, der Zug der Zeit habe das Mütterliche, das er in seiner Jugend an seiner Mutter schätzte und liebte, eingebiiht, so darf er ganz getrost und zuver­sichtlich sein. Denn die Aussichten für einen Mann, eine tüchtige Frau und eine gewissenhafte Mutter seiner Kinder zu finden, find eher günstiger als schlechter gegen früher.

Buntes Allerlei

Das gefährlich Kleid

k. Das Umfärben eines Seidenkleides führte zu einem ungewöhnlichen Prozeß in Paris. Der Tatbestand ist fol­gender: Eine junge Dame hatte ein Seidenkleid blatzrosa färben lasten. Als sie es zum erstenmal trug, empfand sie starke Schmerzen. Der Arzt erkannte aufHautausschlag' und unterzog die Patientin einer Behandlung, die auch nach wenigen Tagen die Schmerzen verschwinden ließ. Aber der Trägerin wartete eine neue, schmerzliche Uebercajchung: ihr Oberkörper überzog sich mit einem Netzwerk von Täto­wierungszeichen. Sie machte nun Schadenersatzansprüche bei der Färberei geltend, die ihr durch leichtsinnige Be­handlung einen körperlichen Schaden zugefügt hatte. Der Besitzer der Färberei wies den Anspruch mit der Begrün­dung zurück, daß er den gleichen Farbstoff für Tausende von Kleidern angewandt habe, ohne daß je eine Klage aus dem Kundenkreis bekannt geworden wäre. Mit der weiteren Untersuchung der Angelegenheit wurde ein Gerichtschemi­ker betraut, der mit den Stoffresten des Kleides am eigenen Körper und an dem mehrerer Frauen Versuche vornahm. Aus Grund dieser Versuche riet er der Dame, das Kleid noch einmal zu tragen, aber die Schmerzen stellten sich so- forr wieder ein, gleichzeitig mit der Tätowierung. Der Sachverständige sah sich deshalb zu dem Schluß genö-, tigt, daß es sich hier um einen jener Ausnahmefälle handle, die bei gewissen Personen Eiftwirkung durch Gegenstände und Nahrungsmittel Hervorrufen, während die meisten Menschen davon ganz unberührt bleiben.

Eine Meisterschule der Mode

k. Der Schulausschuß des Münchener Stadtrates be­schloß, in München eine Meisterschule für deutsche Mode zu errichten. Die Schule soll künstlerisch und technisch begabte Schülerinnen zu führenden Meisterinnen, künstlerisch selb­ständig schaffenden Modellistinnen, Direktricen und Ee- schäftsleiterinnen heranbilden. Der Unterricht umfaßt in vier bezw. drei Semestern die künstlerisch-technische, kauf­männisch-wirtschaftliche und staatsbürgerliche Ausbildung. Ausgenommen werden nur Schülerinnen, die das 21. Le­bensjahr vollendet, die Eehilfenprüfung abgelegt, die Auf­nahmeprüfung bestanden und eine mindestens zweijährige Eehilfenzeit zurückgelegt haben. Die Stadtgemeinde Mün­chen stellt die Lokale, die Leitung und die Lehrkräfte der

Schule. Die Leitung der Schule liegt in Händen von Frau Studiendirektor Kornhas-Brandt.

Die Modcschau,

die kürzlich in Offenbach stattfand, hat von vornherein etwas Wesentliches vor anderen Modevorführungen vor­aus: den Charme und die Anmut derMannequins", Schülerinnen der Offenbacher Kunstgewerbeschule. Die Mädchen zeigten selbsterfundene Kleider, für den eigenen Körper bestimmt, und zeigen zugleich, wie diese Kleider getragen werden müssen. Eine Modeklasse führte Modelle des ganzen Jahres vor, man sah die leichten Kleider des Sommers neben den Abendroben des Winters, schlicht gearbeitete tadellos sitzende Schneiderkostüme und Sport­kleider.

Chinas neue Trauerfarbe

k. Bei dem Leichenzug der Gattin des Generals Hfiung Hfi-Hui in Schanghai wurden die neuen Trauervorschriften der Nankinger Regierung beobachtet. Statt der bisher in China üblichen weißen Farbe sah man Schwarz. Auch das Tuch, hinter dem die Hauptleidtragenden dem Sarge folg­ten, war nicht weiß, sondern schwarz, und das den Zug be­gleitende Militär trug schwarze Armbinden.

Reis als Schmuck

zu verwenden, ist eine neue Modelaune. Die Reiskörner werden vorerst entsprechend eingefärbt, dann durchbohrt und aufgefädelt. Meist hält man die Kette in der zu dem betreffenden Kleide abgestimmten Farbe (die von den Reis­körnern ohne weiteres ausgenommen wird), oft aber sieht man auch Ketten in zwei Schattierungen, wodurch der Reiz dieser Neuheit erhöht wird. Die Halskette hat kein Schloß, die Schnüre werden zusammengedreht und vorne geknotet, so daß ihre Enden quastenartig herabfallen.

Beobachtungen aus der Kinderstube

k. Das Nägelabbeißen bei Kindern wird als gesund­heitsschädlich gerügt und bestraft. Die verschiedenen Gegen­mittel, Einschmieren der Finger mit bitteren Flüssigkeiten und Salben können nur des Nachts vorgenommen werden und haben überhaupt wenig Zweck. Wichtiger ist es, den Grund des Nägelkauens zu erforschen und die lästige Ge­wohnheit zu bekämpfen, indem man die Ursache bekämpft. Ich habe beobachtet, daß nur schwächliche, blasse Kinder ihre Nägel kauen, es wäre demnach das beste, solchen Kindern eine andere als die gewohnte Nahrung zuzuführen. Die Ernährung müßte kalkreicher sein, das erfolgreichste Kin­dernährmittel, der Lebertran, dürfte, wenn er keine Ver­dauungsbeschwerden verursacht, als gutes Gegenmittel bei Nägelkauen angewendet werden. Das Nägelabbeißen hat viel Aehnlichkeit mit dem Feberfressen der Hühner, auch hier handelt es sich immer um schwächliche Tiere, deren Knochenbau durch Kalkarmut gelitten hat und deren Blut­bildung mangelhaft ist. Wenn die Schwächezustände der Kinder, die häufig mit Nägelkauen beginnen, durch eine geeignete Lebensweise, viel Schlaf, frische Luft, Bewegung, usw. regelrecht und andauernd bekämpft werden, wird auch das Nägelkauen aufhören, das am häufigsten bei duck­mäuserischen, nervösen Kindern auftritt.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Vuchdruckerei, Altensteig.

Reizend ist die kleine Samt- Kappe, die man so aufsetzt, daß die Stirse frei bleibt und Las wellige Haar sichtbar ist.

L 24207. Unsere Abbildung zeigt die neue Form des Blusen­kleides mit aparter Pattengarnitur. SKese ist wie der Glockenrock aus Roppentrveed hergestellt und der Kluse aufgeknöpft. Die Bluse au» Heller Fortaseide hat lange, enge Ärmel, die mit Patten aus gleichem Stoff abschließen. Erforderlich 1,80 m Rockstoff, 130 cm breit, 1,80 m Blu­senstoff, 100 cm breit. Beyer-Schnitte für SS und 104 cm Oberweite zu je 1 Mark.

L 24187. Leicht nachzuarbeiteu ist das flotte Bürokleid aus braun- gemustertem Tweed. Der Glocken­rock ist vorn dem Leibchen scheinbar aufgeknöpft uud bildet seitlich Patten. Ebenso haben die ubereinandertreten- de« Latzteile Knopfschmuck. Er­forderlich 2,75 m Stoff, 130 cm breit. Beyer-Schnitte für 92 uud 100 cm Oderwett» zu je 1 Mark.

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Wo Keine Verkaufsstelle am Ort» beziehe man alle Schnitte durch don Verlag Otto Beyer, Leipzig, Weststraße 72.

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d) Sehr kleidsam ist die neue Lockenfrisur mit seitlichem Scheitel. Die Locken find im Nacken fest einge­rollt, je seitlich hängt eine Stocklocke herab.

L LS 224. Dieser praktische Anzug für das Büro besteht au» einem Faltenrock» einer ärmellosen Weste und einer waschseidenen Un­terziehbluse. Der Dock kann auch der Weste untergesteppt werden. Der Rückengürtel ist seitlich aufge­knöpft. Erforderlich 2,R) m Woll­stoff» 130 cm breit, 1,75 m Blusen­stoff, 80 cm breit. Deyer-SchnKte für 84, 92 und 100 cm Oberweite z« je 1 Mark«

L24V81. Die einfache Schnitt­form des Tweedkleides ist für jede Altersstufe passend. Der ringsum in Fallen geordnete Rock fügt sich i» Bogenllnie einer glatten Hüst- passe an. Das Leibchen schließt vorn übereinandertretend mit Knöpfe«. Schlichte» enge Ärmel. Erforderlich 2,80 m Stoff, ISO cm breit. Beyer- Schnitte für 92, 100 und 1V4 cm Oberweite zu je 1 Mark.

Die Schnittmuster sind durch die W. Rteker'sche Buchhandlung AUensteig zu beziehen