Seite 2
SchwarzwAder S*mrtas»blatt
Rr. 50/2S2
Sie fuhren nach Hache, rrasen '-Solle inmitten einer Scher triftiger Bekannten, die das Ereignis mit ihm feierten- Sie hörten das Lachen und Scherzen, als sie dem Auto entstiegen.
Josef riskierte einen verschmitzten, vielsagenden Blick, de« rr Karl zuwarf und den Große wohl verstand, auf den er »der nicht reagierte.
Grete bat Karl, doch mit ihr zusammen hinaufzukommen.
Aber er schüttelte den Kopf.
„Nein, in mir ist soviel Freude. Der Tag war Märchen- Haft schön. Ich möchte die Freude mit in den Schlaf nehmen."
Sie blickte ihn dankbar an.
„Ja", sagte sie versonnen, „schön... wie am Mieritzer See."
Dabei senkte sie den Blick. Er nahm ihre schmale Mädchenhand und küßte sie. „Noch schöner, Fräulein Grete Ich will den Tag nie vergessen. Und damit ich ein Andenken an den Tag habe . . hier in meiner Tasche stecken die Tickets . . . 13 Stück sind es Ich will sie aufheben Sie sollen mich nicht an das Verlorene, sondern an das Gewonnene erinnern."
Ein langer, herzlicher Händedruck und sie trennten sich.
Leichtfüßig schritt Grete die Stufen zur Villa hinauf, sie winkte noch einmal zurück und trat dann ins Haus.
„Wollen Sie mich noch zurückfahren. Josef?" fragte Große
Der Chauffeur nickte. „Nu. allemal, Herr Große. Für Ihn tu ich alles. Ich freu mir so schrecklich . . ."
„Daß Herr Bolle heute den Schlag machte?"
„Darüber ooch. Aber am meisten freu ick mir über die jlücklichen Guckchens von Volles Jüngste. Ick bin doch nun Jahre bei Bolle. Ist doch 'n herzensgutes Ding, die Grete Bolle. Meen Sie man nich ooch?"
Karl sagte nichts, aber er lächelte und stieg in die Limoulme.
(Fortsetzung folgt.)
Der Werne Sonntag
Jetzt ist es Zeit, einzukausen
Der Silberne Sonntag nimmt seit jeher im Weihnachtsgeschäft eine Stellung ein, die der Vorbesichtigung vor einer Auktion gleicht. Bezeichnend dafür ist, daß es einen schon mehr als antiquierten Witz über das Weihnachtsgeschäft am Silbernen Sonntagt gibt, der lautet:
„Wie war denn bei Ihnen das Geschäft heute?" —
„Ra, danke. Viel Marine."
„Marine?"
,Ma ja, Sehleute!"
Aber ebenso lange, wie der Wunsch des Publikums besteht, sich noch einmal gründlich über die einzelnen Angebote zu unterrichten, geht das Bestreben der Geschäfte dahin, den informatorischen Rundgang in einer Kaufbewegung ausklingen zu lassen. Der Erfolg dieser Bemühungen ist auch für den Laien unschwer festzustellen wenn er zum Schluß der Verkaufszeit in einer verkehrsreichen Straße einmal darauf achtet, wie viele der Passanten Pakete in den Händen halten. In diesem Jahre kommt aber dem Silbernen Sonntag als Kauftag schon deswegen erhöhte Bedeutung zu, weil Heiligabend am Mittwoch ist, d. h. also, daß man zu Beginn der Weihnachtswoche nur noch wenig Gelegenheit hat, einzukaufen. Am Heiligabend selbst ist Frühschluß, es bleiben also nur noch der Montag und Dienstag, eine viel zu kurze Spanne Zeit, um noch in Ruhe einkaufen zu können.
Das ist ja überhaupt der große Vorteil des Einkaufs am Silbernen Sonntag, daß man noch in Ruhe ruswählen kann. Der Sinn des Verkaufs am Silbernen und Goldenen Sonntag besteht ja gerade darin, allen, auch den Berufstätigen, die sonsi in der Zeit zwischen 9 und 6 Uhr keine Gelegenheiten haben, einzukaufen, die Möglichkeit zu bieten, in Ruhe ihre Weihnachtsgeschenke auszusuchen und zu erwerben. Nicht beabsichtigt ist, nur eine Verlängerung der Verkaufszeit herbeizuführen, am damit künstlich das Weihnachtsgeschäft auf zwei weitere Tage zu erstrecken. Weder würde dadurch der Umsatz wesentlich gesteigert werden, noch sonst ein besseres Geschäft zu erzielen sein, da mit solchen Mitteln eine Steigerung der Verkaufstätigkeit nicht zu erzielen ist. Wenn also an das kaufende Publikum die Aufforderung gerichtet wird, bereits am Silbernen Sonntag einen Teil seiner Einkäufe zu erledigen, so liegt das ausgesprochen im Interesse der Kauflustigen. Manche, die sonst schon einige Wochen vor Weihnachten mit ihren Einkäufen beginnen, haben vielleicht in diesem Jahre in der Hoffnung gewartet, daß noch erhebliche Preissenkungen stattfinden würden. Tatsächlich sind sie vielfach erfolgt, um der Kauflust infolge der Verringerung der Einkommen entgegenzuwirken. Diese Preisbewegung ist jedoch bis auf weiteres zum Stillstand gekommen. Mit einer erneuten Preisherabsetzung auf den einzelnen Gebieten ist frühesten« Mitte Januar zu rechnen. Demnach entfällt auch dieser Grund für eine weitere Hinauszögerung des Einkaufs, Der Silberne Sonntag bietet denen, die bisher gezaudert haben, vüe best- Gelegenheit, vieles nachzuholen.
Eihamba RMIWIW
Das seltsame Erlebnis eines Jägers in Zululand Von Moritz Winter
Unweit von Eraafs Reinet in der Kapkolonie befand sich die ausgedehnte Farm des Buren Anthonis van Ostade. Der achtzigjährige Farmer, dessen hohe Gestalt nur wenig gebeugt war, saß im Kreise seiner Familie und der zu Besuch weilenden Nachbarn, aus deren Wunsch er das unheimlichste Abenteuer seines Daseins erzählte. Er strich sich bedächtig den weißen Bart und begann:
Ich wurde in Haarlem geboren. Als ich das 18. Lebensjahr erreicht hatte, beschloß ich, in die Kapkolonie aus- guwandern, da in Südafrika die Verdienstmöglichkeiten viel günstiger waren als im alten Holland. Im Transkei arbeitete ich an verschiedenen Stellen. Mein ganzes Sinnen und Trachten war auf den Erwerb einer Farm gerichtet, um den eigenen Grund und Boden bebauen zu können. Deshalb entschloß ich mich, zumal ich mit dem Gewehr trefflich umzugehen lernte. Elefantenjäger zu werden. Das ist zwar ein höchst gefährlicher Beruf, aber die Jagd war ungemein lohnend, weil die langen Stotzzähne in Kapstadt hoch im Preise standen.
Zuspruch
Zn dieser dornenvollen Zeit —
O blühe, tapfres Herz in mir.
Den Himmel wisse über dir, llnd öffne dich dem Lichte weit.
Daß nie dein Hoffen überhört Das Ew'ge in der Tage Flucht.
Trag deiner Liebe goldne Frucht,
Indes die Welt sich selbst zerstört.
Nicht bitter sei, mein Herz, noch hart.
Ein jeder, der sein Wesen spürt,
Erfahre, heimatlich berührt,
Des Frieden-, sanfte Gegenwart.
Anna Dir
«MSS>»SGSSS««SESS«»TESS»«<!VEEGGGSTGT««EG««
Es war einige Tage nach der Schlacht bei JsanLula, in der die Zmpis, die Regimenter Cetewayos, die Engländer vernichtend schlugen, als ich mit einem Ochsengespann nach Hause treckte. Ich diente damals bei dem Buren van Votmar in der Nähe von Weenen. Plötzlich zeigte der Hottentotte Tonga, der neben mir auf dem polternden Karren saß, auf einen dunklen Körper, der im Schatten eines Kopje im hohen Grase halb verborgen lag. Es war ein hünenhafter Zulu, ein „Kehla", der aus einer Speerwunde heftig blutete. Krampfhaft umspannte die gewaltige Faust den zerbrochenen Assegai. Das wuchtige Haupt zierte ein im Haar befestigter Ring aus Wachs, den nur solche Krieger besitzen durften, die sich im Kamps rühmlich ausgezeichnet hatten. Ich beschloß, den Mann zu retten. Wir legten den Bewußtlosen auf den Karren und brachten ihn in meine dürftige Schlafstätte, wo ich ihn sorgsam auf mein bescheidenes Strohlager bettete. Als er genesen war, erzählte ich ihm von meinem Vorhaben, Elefantenjäger zu werden, worauf er bat, sich mir anschließen zu dürfen. Gern gewährte ich seine Bitte, da ich in meinem künftigen Berufe einen unerschrockenen Helfer notwendig brauchte. Einen geeigneteren Mann als diesen herkulischen Krieger hätte ich wohl niemals finden können. Sigwe, wie er hieß, war mir fanatisch zugetan. Ich hatte an diesem Hünen eine treffliche Stütze, einen zuverlässigen Freund gewonnen. —
Sechs Jahre waren vergangen, als ich mit dem Zulu einen Wald aus prachtvollen Silberbäumen durchquerte. Der Vollmond stand am blauschwarzen Himmel und umflutete die phantastische Landschaft mit seinem fahlen Licht. Plötzlich näherte Sigwe sich mir. Der Speer zitterte in seiner starken Hand. Seine weit aufgerissenen Augen kündeten unsäglichen Schrecken, maßloses Entsetzen! Ueber- rascht blieb ich stehen. Wie war es nur möglich,"daß sich dieser gigantische Zulukrieger, der tapfere Mann, dessen Haupt der Ring ziert, ängstigte? „Ich glaube gar, Sigwe, Du fürchtest Dich?" fragte ich ihn betroffen. „Ja, Jpisi", flüsterte der Schwarze, „ich habe schreckliche Angst, denn ich habe Sihamba Ngenyanga, das im Mondlicht wandelnde Zauberwefen, gesehen. Mit ihm kann kein Sterblicher streiten. Meine Stunde ist gekommen." Ich wußte, was der Krieger meinte. Im Volke der Zulus geht die Sage, daß in den Wäldern ein schreckliches Zauberwesen spukt, das, fürchterliche Tiergestalten annehmend, sich auf die Menschen stürzt. Plötzlich packt mich der ganz verstörte Sigwe mit ungestümem Griffe am Arme. „Sieh dort!" murmelte er mit halb erstickter Stimme und deutete auf eine Stelle zwischen den Silberbäumen, auf die das volle Licht des Mondes phantastische Kringel zeichnete. Jetzt fuhr auch ich bestürzt zusammen, denn ich erblickte etwas Fürchterliches, Rätselhaftes: Unter den Bäumen im Mondlichte stand ein groteskes, satanschwarzes Ungetüm! Es besaß die stattliche Größe eines hochgewachsenen Mannes und eine Länge von mindestens zweieinhalb Metern. Das unheimliche Wesen war eine Art Echse. Der mächtige Körper war mit Schildern und Schuppen bedeckt und über den Rücken, vom Kopf bis zur Spitze des meterlangen Stachel- schwanzes, liefen zackenartige Horngebilde. In dem plumpen Haupt funkelten tückisch kreisrunde, grünlich-gelbe Glotzaugen, die den phosphoreszierenden Lichtern eines Löwen glichen. Plötzlich öffnete dieses phantastische Ungeheuer den mit spitzen, scharfen Zähnen ausgesiattsten Rachen, aus dem eine gespaltene Schlangenzunge schnellte, und schickte sich, wie ein Tiger fauchend, zum Sprunge auf mich an. Blitzschnell riß ich mein Gewehr au die Wange und feuerte. Die Kugel meines Vorderladers — andere Gewehre waren zu jenen Zeiten im Kaplande noch unbekannt — durchschlug zwar den Schuppenpanzer des Untieres, aber ihre Kraft wurde abgeschwächt, so daß die Schußwunde die wilde Angriffslust dieftr Bestie noch erhöhte, der ich nun wehrlos gegenüber stand In diesem Augenblicke stieß Sigwe einen gellenden Schrei aus und warf sich mit dem Mute der Verzweiflung, den hochgeschwungenen Speer in der sehnigen Rechten, dem rätselhaften Tier entgegen. Der Zulu verletzte der grauenvollen, wütend nach ihm schnappenden Bestie Stoß auf Stoß. Von den mit aller Kraft geführten Lanzenstichen durchbohrten zwar einige den Panzer, aber auch sie wurden durch den Widerstand der festen Schuppenhülle ziemlich wirkungslos. so daß die Echse, die offenbar :in außerordentlich zähes Leben besaß, keine tödliche Verwundung davontrug. Mrt unglaublicher Behendigkeit wandte sich das fauchende Ungetüm gegen seinen Widersacher, dem es durch furchtbare Schläge mit dem gewichtigen Stachelschwanze, durch kräftige Hiebe mit den messerscharfe Klauen aufweisenden Vorderpranken oder durch Bisse beizukommen trachtete. Bisher hatte es der Zulu geschickt verbanden, den Angriffen des Ungeheuers auszuweichen. Inzwischen hatte ich mem Gewehr wieder geladen. Im gleichen Augenblicks sprang Las Tier dem unglücklichen Sigwe an den Hals und Lurchbiß ihm die Schlagader, daß er kraftlos und blutüberströmt zu Boden sank. Nun wandte sich das schreckliche Reptil mir i zu. Die entscheidende Sekunde war gekommen — es gab nur einen Schuß! Ich mußte die zählebige Bestie ins Auge ! trcsfen, um das Gehirn zu zerreißen, falls ich lebendig den
Platz verlaßen wollte . , . Der Schuß trachte. Wie vom Blitze getroffen brach das Untier zusammen. Nun stürmte ich zu meinem Gefährten, aber der Getreue war bereits tot.
Wochenlang forschte ich vergebens, was dieses unheimliche Geschöpf wohl für ein Tier gewesen sein mochte. Als ich einige Zeit darauf in Port Durnford zu tun hatte, las ich zufällig eine alte Nummer des „Daily Chronicle". Schon wollte ich das Blatt weglegen, als eine Notiz meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm; diese berichtete daß der Dreimaster „Hija Mercedes", auf der Höhe von Kap Vtdal durch einen schweren Sturm auf ein Riff geworfen, mit Mann und Maus untergegangen war. Das Schiff hatte ein Zirkunsunternehmen an Bord, das einige mexikanische Riesenleguane und Warane — ziemlich seltene Tiere von gewaltiger Größe — mit sich führte. Als der <Ägler m den Fluten versank, dürfte es einem dieser Reptilien gelungen sein, sich auf das feste Land zu retten. Run war das Rätsel des Ungetüms, mit dem ich und mein unglücklicher Sigwe gekämpft hatten, gelöst. Im Laufe meines bewegten Lebens habe ich manchen wütenden Elefantenbullen oder Löwen vor der Mündung meines Gewehres gehabt, aber einem solchen entsetzlichen Tiere, wie dieses Reptil es gewesen ist, möchte ich nimmermehr begegnen?
Der Perser
Weihnachtshumoreske von HeinzLudwigRaymann
Hinrich Butenschön klatschte einen großen Steinbutt auf den Küchentisch und sagte zu seiner Frau: „Also, Ditta, wenn die Schiffsladung Perser diesmal richtig ankommt, sollst Du einen Teppich zu Weihnachten bekommen, gegen den eine Blumenwiese ein Scheuerlappen ist."
Ditta stieß einen Freudenschrei aus und wollte Hinrich an ihre Küchenschürze drücken. Doch der entwich ihrem Umfassungsversuch, nicht ohne dabei eine Milchflasche um- zustotzen. Was Ditta zu der gekränkten Feststellung veranlagte: „Wenn ich alle Deine versprochenen Bucharas, Smyrnas und Brussas bekommen hätte, könnte ich einen Teppichladen damit aufmachen."
„Also diesmal ganz bestimmt. Ich habe für meine Firma ein großes Versicherungsgeschäft abgeschlossen. Ei« ganz netter Teppich sitzt dran, vorausgesetzt, daß die Ladung überhaupt ankommt!" —
Dieses hoffnungsvolle Gespräch fand kurz vor Weihnachten statt. Weihnachten kam heran. Hinrich schien wie stets Len Teppich längst vergessen zu haben. Die Weihnachtsfeier begann. Eine Schelle klingelte. Die Kinder stürmten ins Weihnachtszimmer und sagten die netten Gedichte mit den üblichen Kunstpausen auf. Die Herzen strahlten. Hinrich strahlte noch mehr. Als die Kinder ihre Geschenke bekommen hatten, mußte Hinrich seine Pakete öffnen. Da kamen all die nützlichen Sachen zum Vorschein, die nur eine zarte Frauenseele aushecken kann. Schon lief Hinrichs Gesicht rot an. Aber er schluckte diese Dinge essigsauer lächelnd herunter und fand alles „furchtbar" nett.
Schließlich konnte aber Ditta nicht mehr länger an sich halten. „Und wo bleibe ich?"
„Ach, lieber Himmel, das stimmt ja auch! Einen Augenblick!" Er kniff Emma, der Perle des Hauses, ein Auge, worauf diese verschwand. Gleich darauf klatschte ein dickes Paket herein, so daß der Weihnachtsmann leise klirrte. Ein anderes Paket folgte, dann noch eins, und schließlich schob sich ein lindwurmartiges Ungetüm ins Zimmer. Ditta stand starr. Was sollte das bedeuten?
„Los, Frau, das scheint für Dich zu sein. Laß sehen, was drin ist! Ich platze vor Neugierde."
Ditta begann mit zitternden Händen auszupacken. Aus dem ersten Paket holte sie eine schöne schwere Divandecke in orientalischer Arbeit. Das zweite Paket enthielt einen wundervollen Gobelin, das dritte einen wattierten Morgenrock aus lichtblauer chinesischer Seide. Schließlich kam das Ungetüm dran. Es entrollte sich ein Brussateppich von seltener Schönheit. Die falbe Glut der Farben, das durchgewebte Muster, die Art der Ornamentik verrieten sofort ein echtes und sehr kostbares Stück. Ditta schaute betroffen den Teppich, die anderen Sachen und dann ihren Mann an. Der lachte. Sie begriff das nicht. Sollte Hinrich dunkle Geschäfte . . . ? Doch der lachte, zündete sich umständlich und mißtrauisch eine „Festzigarre" an. Dann erzählte er eine nette Geschichte:
Heute vor drei Wochen war es. Die Sonne stieg leuchtend über das Goldene Horn. Am Hafen klirrten Ankerketten, Dampfkrähne senkten Lasten in die offenen Schiffsbäuche. Unter den Schiffen, die beladen wurden, fiel ein elender Kahn, den der Rost des vorgerückten Alters zierte, besonders auf. Alles war Verfall an diesem Schiff. Trotzdem schien es noch seetüchtig zu sein, denn die Krane hievten unaufhörlich Ballen kostbarer Teppiche sowie Hunderte von Kaviarfässern in den Schiffsrumpf. Schauerleute und Matrosen liefen polternd über die Planken. Der türkische Kapitän rannte von Luv nach Lee, vom Bug zum Heck und trieb ständig zu größter Eile an.
Ein dicker Mann in Lammfellmütze erschien. Mit dem verschwand der Kapitän in seiner Kajüte. Am Quai lehnte unterdessen ein Müßiggänger an einem Pfosten und schaute schläfrig dem Verladen der wertvollen Güter zu. Der rote Fez saß schief auf seinem Lockengewirr.
Nun trat der Kapitän mit dem Lammfellbemützten aus seiner Kajüte. Man sah, wie sie sich die Hände nach Händ- lerarr drückten und wie ein verkniffenes Lächeln über ihre Ealgenvogelgesichter huschte. Der Dicke besah sich die Ballen und Fässer eine Weile und sagte, als er schon auf der Laufplanke war, so eine Ladung möchte er auch wohl mal bekommen. Worauf beide lauthals lachten.
Die Hebel spielten, die Drahtseile surrten. Die letzten Stücke wurden verfrachtet. In diesem Augenblick löste sich ein Faß aus der Seilschlinge und stürzte krachend auf Deck, wo es zersplitterte. Der schöne Kaviar lag auf den Planken. Der Kapitän eilte herbei und fluchte fürchterlich. Doch nun riß der Müßiggänger die Augen auf, denn was er für Kaviar gehalten hatte, war Asche, ganz gewöhnliche Schiffskohlenasche. Er schaute noch mal genau hin, tatsächlich, er täuschte sich nicht. Dann ging er langsam und völlig uninteressiert weiter, blieb an der Ecke bei einem Melonenhändler stehen, plauderte und bog dann langsam um die