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Bmües Allerlei

Die Macht der Gewohnheit

Mag auch Scotland Pard eine noch so vorbildliche Ein­richtung sein; seit einiger Zeit lacht ganz London über die Ungeschicklichkeit seiner Polizei und über die Geistesgegen­wart eines schweren Jungen von 85 Lenzen. Edward Morley heißt der geschickte Gauner, der vor genau fünf­undsechzig Jahren zum ersten Male mit der Polizei in Konflikt geriet. Er verbrachte wohl die Hälfte seines Daseins im Gefängnis. Dem unverwüstlichen Greis schadete jedoch sein bewegtes Leben nicht viel, und er „arbeitet" heute noch mit erstaunlicher Geschicklichkeit. Kürzlich ergriff Morley auf dem Viktoriabahnhof einen Koffer, der „zufällig" einem anderen Bürger gehörte. Ein Wachtmeister ertappte den Alten auf frischer Tat. „Ich habe es nicht böse gemeint", entschuldigte sich Morley mit seiner sprichwörtlich gewordenen Ausrede, „gegen die Macht der Gewohnheit bin ich zu schwach. Ein Jammer, daß mir dieses Unglück gerade an meinem fünfundachtzigsten Ge­burtstage widerfahren muß! Ich habe ja nur geklaut, um feiern zu können." Der Wachtmeister hatte kein Mitleid mit dem Geburtstagskind und setzte es in die „schwarze Marie", wie man in London die Wagen zum Abtransport der Gefangenen nennt. Der Alte nahm behaglich Platz und musterte mit sehnsüchtigen Blicken den verhängnis­vollen Koffer. In einem unbewachten Augenblick aber sprang der Greis aus dem Wagen, um das Weite zu suchen. Er entkam und konnte sein 85. Wiegenfest nicht nur in Freiheit, sondern auch feierlich begehen. Er war im Besitz der nötigen Mittel, denn — den besagten Koffer hatte er wohlweislich mitgenommen!

Humor

Karlchen: „Papa, wie beginnen eigentlich die Kriege?" — Vater: „Angenommen, Italien hat einen Streit mit Frankreich!" — Mutter: „Aber Italien ist doch sozusagen Frankreichs Alliierter!" — Vater: „Ich weiß — ich führe doch nur ein Beispiel an!" — Mutter: „Aber du täuschst doch das Kind dabei!" — Vater: „Nein, durchaus nicht!" — Mutter: „Natürlich, ganz gewiß!" — Vater: „Nein!" — Mutter: „Jawohl, doch!" — Vater:

„Unsinn!" — Karlchen: „Laßt man — ich glaube, ich weiß bahndirektion erfolgte der Aufprall nur leicht. Es han- nun schon, wie Kriege anfangen!" I delt sich um einen verschiebbaren Prellbock, der etwa fünfzig

„Ueberm Ver g". „Wie geht's Geschäft?" — „Ich Zentimeter durch den Stoß verschoben wurde. Die Ursache bin überm Berg." — „Da gratuliere ich!" — „Wieso? Es des Unfalls ist noch vollkommen ungeklärt. Bei den Ver­geht doch bergab'" I letzten handelt es sich meistens um leichte Prellungen.

Letzte Nachrichten !

Stadtverordneten- und Kreistagswahlen in Bielefeld ;

Bielefeld, 1. Dezember. Nach Durchführung des Biele- s felder Eingemeindungsgesetzes fanden am gestrigen Sonn- s tag die Kreistags- und Stadtverordnetenwahlen statt. Die ^ Wahlhandlung vollzog sich reibungslos. Die Wahlbetei­ligung betrug 84,5 Prozent. Das Fazit ist ein Stimmen- - Verlust bei sämtlichen Parteien mit Ausnahme der Natio­nalsozialisten, die gegen die letzte Reichstagswähl, bei der sie 16 641 Stimmen erhielten, mit 22132 Stimmen einen - bedeutenden Gewinn zu buchen haben.

Professor Einstein fährt nach Amerika s

Berlin, 30. November. Professor Albert Einstein hat j heute abend eine Reise nach Californien angetreten, deren , Ziel Pasadena ist. Sein Besuch gilt dem dortigen Cali­fornia Institute of Technology, sowie dem unweit davon im Gebirge gelegenen Mount Wilson-Observatory und einer Fühlungnahme mit den Gelehrten dieser Institute, deren Einladung zu einem Gedankenaustausch Professor Einstein nunmehr Folge gibt. Die genannte Warte, die in ^ 2000 Meter Höhe auf dem Mount Wilson liegt, kann sich des größten Spiegel-Teleskops der Welt rühmen. In Pasa- > denn wird Professor Einstein auch mit Professor Michelson I zusammenkommen, der seine Arbeit besonders der Rela­tivitätstheorie widmet.

Eisenbahnunfall infolge Auffahrens auf einen Prellbock München, 30. November. Am Sonntag abend ereignete sich im Holzkirchener Bahnhof ein Zugunfall. Der von Lenggries kommende Sportzug, der dicht mit Fahrgästen besetzt war, fuhr bei der Einfahrt langsam auf einen Prell­bock auf. Durch den Anprall wurden 45 Personen, meist leicht, verletzt. Zwei der Verunglückten mußten ins Kran­kenhaus eingeliefert werden. Nach Mitteilung der Reichs-

Bremer Bürgerschaftswahlen Bremen, 30. November. Es liegen nunmehr die End­ergebnisse aus dem Wahlkreis Bremen vor: Danach er­hielten Sozialdemokraten 4184, Deutschnationale und Land­volkpartei 632, Kommunisten 368, Nationalsozialisten 2046, Deutsche Volkspartei 1300, Deutsche Staatspartei 534.

Brand auf dem Lloyddampfer „Ludwigshafen" Bremen, 30. November. Zu den Meldungen über einen Brand auf dem Lloyddampfer „Ludwigshafen" erfahren wir auf Rückfrage beim Norddeutschen Lloyd, daß diesem außer den amerikanischen Meldungen, die noch kein klares Bild über die Lc ; des Dampfers und den Umfang des Brandes geben, bisher keine eigenen Berichte vorliegen. Es steht lediglich fest, daß sich die „Ludwigshafen" von der Westküste Südamerikas aus auf der Heimreise befindet.

Newyork» 1. Dezember. Die Radio Corporation fing Meldungen vom Lloyddampfer „Ludwigshafen" auf, 'die besagten, daß die gesamte Besatzung mit Ausnahme des Funkers und des Kapitäns in die Rettungsboote ging, als es aussichtslos erschien, den Brand eindämmen zu können. Der britische Dampfer „Benhorlich" antwortete auf die Notrufe, daß er um 12.25 Uhr Pazifikzeit bei der „Lud­wigshafen" eintreffen werde.

Gestorbene

Pfalzgrafenweiler: Anna Maria Düttling geb. Klotz.

Wittlensweiler: Julius Adrion, Maurer, 45 I. a.

Mutmaßliches Wetter für Dienstag

Tiefdruckgebiete zeigen sich über Frankreich und bei Is­land, schwacher Hochdruck über Skandinavien. Unter diesen. Umständen ist für Dienstag zwar zeitweilig aufheiterndes,, aber immer noch unbeständiges Wetter zu erwarten.

Druck und Verlag der W. Siteker scheu Buchdruckeret, Ultenfletz Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig L»»t

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