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Schwarzw Lider S««»tagsblatt

Nr. 48/28«

Sie Sapperlöter, Ihnen hätt' ich nun bald vierzig Mille Verlust zu danken."

Lag nicht an mir, Herr Volle. Sie wissen ja, daß man mich dazu getrieben hat."

Haben Sie gehört, Herr Bolle," sagte Schnitzler wieder, der Vorstand ist zusamengetreten, um zu beraten, ob er das Rennen anerkennen oder ungültig erklären soll."

Bolle erschrak.Mein' Sie. . . daß da Gefahr besteht?"

Schnitzler schüttelte den Kopf.Eigentlich ist es vollkom­men ausgeschlossen. Es hieße, dem Recht ins Gesicht schlagen.

In anderen Rennen hat man es auch nicht getan."

*

Der Vorstand war zusammengetreten.

Und Herr von Zienitz beantragte tatsächlich die Annullie­rung des Rennens, verlangte, daß es noch einmal gelaufen werden müsse. Aber...er fand keinen Beifall. Geheimrat von Weinberg, der Besitzer Hektars, der dem Vorstand zu der Zeit mit angehörte, war der Mann, der energisch da­gegensprach. , .. .^

Meine Herren." sagte er,so schmerzlich es für muh ist. daß mein ungeschlagener Hengst eine Niederlage erlebte, so sehr muß ich gegen den Antrag aus Billigkeitsgründen sprechen. Zwischenfälle gibt es beim Rennen. Das läßt sich nicht vermeiden, und die drei chancenreichsten Pferde sind im Rennen geblieben. Das hieße einen Zustand der Gesetzlosigkeit einführen, wenn jetzt irgend jemanden zuliebe das Rennen nicht anerkannt werden sollte. Ueberlegen Sie sich doch einmal: Vorige Woche beim Hyazintenrennen kam ein ähnlicher Fall vor. Vier Pferde stürzten, darunter der Favorit. Da ist es ihnen nicht eingefallen, einzugreifen. Sie können es hier genau so wenig."

Seine Worte wirkten. Ausführlich wurde alles durch­gesprochen, die in Frage kommenden Statuten wurden er­örtert. Es gab aber keine Möglichkeit, das Rennen zu annu­lieren.

Und vor allen Dingen war auch die Zeit mit ausschlag­gebend.

Sie war mit zwei Minuten vierunddreißig und sechs Zehntel Sekunden hervorragend. Karl der Große hatte also eine respektable Leistung gezeigt.

Das Rennen gilt. So wurde beschlossen.

Da man aber mit einer eventuellen Revolte der Wetten­den rechnete, rief der Vorstand das Polizeipräsidium an und erreichte, daß sofort hundert Mann Sipo in Marsch gesetzt wurden.

Und als die erschienen waren, gab man bekannt, daß das Rennen gültig sei.

Die Aufregung des Publikums war unbeschreiblich.

Aber man hatte Respekt vor den Gummiknüppeln, und nach und nach trat eine Beruhigung des Publikums ein.

(Fortsetzung folgt.)

AdventssllM

Noch vier Wochen trennen uns vom lieben Weihnachts­fest. Eine weihevolle Stimmung hat uns erfaßt: Advent! Das schönste Fest der Freude und der Liebe steht vor der Tür. Adventskerzen flammen auf, Weihnachtslieder erklingen.

Weihnachtszauber, Weihstimmung, sie ist es, die uns alle in einem Bann hält, vor dem selbst Neid und Haß schweigen, wenn das Weihnachtsfest auch nur ein kurzer Waffenstillstand im Lebenskämpfe ist.

Welch eine Zeit der Heimlichkeiten, des süßen und bangen Höffens und Harrens. Das wispert und flüstert und raunt in allen Ecken des Hauses; es soll ja niemand wissen und sehen, was gebenfrohe Herzen mit flinken Hän­den für Vater und Mutter, Geschwister und Freunde für den Weihnachtstisch arbeiten.

Und Weihnachten ist nun einmal das Fest der Liebe, des Elücklichmachens; an diesem Tage zeigt sie sich in ihrer ganzen Größe. Beim Glanze des lichtfunkelnden Tannen­baums weben sich Träume und Hoffnungen in dem feinen Rauch der Kerzen, und jung und alt liegt im Zauberbanne der seligen, fröhlichen, gnadenbringenden Weihnachtszeit.

Weihnachtszauber blitzt und blinkt uns in märchen­schöner Pracht aus den Schaufenstern der Läden entgegen. Man wünscht sich, ein Krösus zu sein, und muß doch mit der stummen, verhärmten Frau Sorge rechnen, die stän­diger Gast im lieben Vaterlande geworden ist. Weih­nachtszauber leuchtet aus den Augen der Kinder, die sich nicht satt zu sehen vermögen an den ausgestellten Herrlich­keiten.

Das macht die Herzen schneller und froher schlagen, das zaubert uns die längst entrückte Jugendzeit noch einmal heraus, wo auch wir als das Gute und Schöne in Empfang nahmen/was uns die Liebe beschert hatte.

Und wenn vom Turm herab die ehernen Glocken ihr Loblied anstimmen zum Preise des Welterlösers, wenn Heller Freudenjubel an unsere Ohren klingt, da denkt wohl keiner an den eigentlichen Ernst der Stunde, in der unserem Heiland sein Leidensweg bestimmt wurde, die ihm als Geschenk eine Dornenkrone in die Wiege legte.

Dornenvoll sind auch unsere Wege geworden; arm das Vaterland. Aber die Festfreude, den Weihnachtszauber vermag uns niemand zu schmälern. Mögen die harten Schicksalsschläge, die wir erlitten, alle unsere Luftschlösser zertrümmert haben: die Weihnachtszeit wird ihren alten Zauber nie verlieren.

Aber nicht an uns allein sollen wir denken. Tausende und Abertausende leiden noch viel mehr unter der Not der Zeit. Denen einen lieben, warmen Weihnachtsschimmer ins Herz zu zaubern, soll unsere vornehmste, edelste Auf­gabe sein.

Während in Deutschland vor allem am Nikolaustage den Kindern Geschenke gegeben werden, geschieht dies im Ausland oft am Barbaratage; so erhalten die Kinder in Aleppo am 4. Dezember Teller mit Süßigkeiten und ge­kochten Weizenkörnern, die um die brennenden Kerzen gestellt sind.

Adventfeier

Nun zündet das Licht an, die erste der Kerzen,

Daß leuchtend und hell sie am Tannenzweig brennt! Nun lasset erglühen die Hoffnung im Herzen,

Grüßt nahende Weihnacht am frohen Advent!

Wenn dunkelnde Nebel die Erde bedecken.

Wenn Sorgen die zagende Seele erschrecken,

Hört was das Licht,

Das verheißende, spricht:

Von göttlichem Lieben und heil'gem Erbarmen Zur Menschheit, die tief in die Schuld sich verlor, Vom Heiland, gesandt aus der Höh' zu uns Armen, Den Gott uns aus Gnaden zum Retter erkor!

Da tönten die Himmel in strahlender Runde,

Zum ersten Mal klang da die tröstende Kunde: Umflutet von Licht:

Fürchtet euch nicht!"

Bald kehrt nun die heilige Stund' uns aufs Neue, Inmitten von Winters bedrängender Zeit,

Daß ihrer im Voraus die Seele sich freue,

Des mahnet Advent und sein Schimmer uns heut. Laßt lohen das Licht denn, die erste der Kerzen,

Laßt glühen das Licht auch der Lieb' euch im Herzen. Daß Liebe uns Pflicht,

Vergesset es nicht!

Das Lichtlein der Liebe, wie Kerzen so Helle,

Laßt's strahlen ins Dunkel der Zeiten hinaus.

Tragt's über des Elends, der Traurigkeit Schwelle, Daß Freudenlicht fülle das ärmlichste Haus,

Daß offen die Ohren, die Herzen sich finden Dem, was uns verheißend Advent weiß zu künden: Sieghaft durch alle Nächte bricht Das ewige Licht!"

Florentine Gebhardt. LGGTTTS<STGGEK<KGGTIGEGTSSKGGG<SGSTGGGETGST

Richte nicht

Erzählung von Wolfgang Kemter.

Unwillig über die erneute Störung, ein Beamter batte eben eine große Anzahl von Briefen zur Durchsicht und Unterschrift gebracht, gab der Bankier Albert Hofmann dem Diener die Wei­sung, die Frau, die ihn durchaus zu sprechen wünsche, hereinzu- tühreir. Der Bankier war bereits in das Studium eines länge­ren Schreibens vertieft, als durch die vom Diener geöffnete Tür die gemeldete Frau eintrat.

Es war eine hohe, hagere Gestalt, auf deren blassem, schma­lem Gesichte die Spuren längerer Krankheit sichtbar waren; das Haar, das der einfache Hut nicht deckte, schimmerte weiß, die Augen blickten müde und ihr Glanz war erloschen. Man sah, sie hielt sich nur mit Mühe aufrecht.

Erst nach einiger Zeit wendete sich der Bankier um und fragte mit seiner kalten Stimme:Sie wünschen?"

Leise kam die Antwort:Herr Hofmann, ich Lin gekommen, um die Verfehlung meines Sohnes gut zu machen und Sie aufs inständigste zu bitten, von einer weiteren Verfolgung abzu­sehen".

Mit diesen Worten legte die Frau, die ins Zimmer vorgetre­ten war. fünf Hundertmarkscheine auf den Schreibtisch des Ban­kiers.

Albert Hofmann hatte sich erhoben, mit einer gleichgültigen Handbewegung schob er das Geld zurück und in seinen kalten, grauen, fast grausamen Augen war keine Spur von Mitleid.

Sie sind?" fragte er.

Rudolf Hildners Mutter und bitte Sie um alles in der Welt, meinen Sohn nicht noch unglücklicher zu machen, ihn nicht ganz zu verdammen und dem Gerichte zu übergeben. Er hat es nicht aus Leichtsinn getan und das Geld nicht etwa in schlechter Ge­sellschaft vergeudet; nein, mir, seiner Mutter, zu Liebe vergriff er sich an dem ihm anvertrauten Gute. Unverschuldet sind wir ins Elend geraten. Mein Mann verunglückte in jungen Jahren und lieb mich mit zwei Kindern in trostlosen Verhältnissen zu­rück. Ich fand Verdienst, um uns kümmerlich durchzubringen; ich konnte Rudolf sogar eine Handelsschule besuchen lassen, und als er dann bei Ihnen Stellung fand, glaubten wir aus dem Aerg- sten heraus zu sein. Dann aber wurde ich krank. Der Arzt meinte, es steckte schon lange in mir und mutzte einmal zum Ausbruche kommen. Zur völligen Gesundung aber wäre nach seiner Mei­nung ein mehrmonatiger Aufenthalt im Süden notwendig. Un­sere Mittel reichten aber nicht, denn die kleinen Ersparnisse zehr­ten meine lange Krankheit auf; um mir dennoch den Aufenthalt im Süden zu ermöglichen, tat Rudolf das Unglücklichste, das er tun konnte. Mir sagte er, er habe das Geld dadurch verdient, daß er einem kleinen Geschäftsmanns die Buchhaltung besorgte und die Bücher in Ordnung hielt. Als die unvermutete Revision der Rudolf anvertrauten Kasse aber ergab, datz er daraus das Geld entnommen hatte und er mir nach seiner Entlassung wei­nend seinen Fehltritt gestand, da war ich zu Tode erschrocken. Heute hätte ich meine Reise antreren sollen; das ganze verun­treute Geld war dazu bestimmt. Hier bringe ich die 500 Mark wieder und Litte sie nochmals, sich mit der Eutmachung des Schadens und der Entlassung zufrieden zu geben. Sie verlieren nichts und von einer gerichtlichen Abstrafung haben Sie doch auch keinen Vorteil, für meinen Sohn aber könnte sie verhäng­nisvoll werden. Er vergeht in Reue und Scham und ich wieder­hole, einzig nur die Liebe zu seiner Mutter, dis er wieder ge­sund sehen wollte, hat ihn auf Abwege gebracht. Ich bitte Sie inständig".

Mit deutlichen Zeichen größter Ungeduld hatte der Bankier die Frau angehört; als sie zu Ende war, sprach er in seinem hochsahrenden mitleidslosen Ton:Ich werde Ihnen eine Quit­tung ausstellen lassen. Der Schaden ist damit allerdings gut ge­macht, die Tar aber nicht gesühnt. Das wäre freilich bequem für Diebe und Defraudanten, wenn man sie, nachdem das Geraubte zufällig wieder erwischt wurde und aus der Tat dem Betroffe­nen kein weiterer Schaden entstand, einfach laufen lieb. Ihr Sohn hat mein Vertrauen genossen, es wurde ihm eine kleine Nebenkasse unterstellt und schon gleich bei der ersten Revision zeigte es sich, daß er dieses Vertrauens nicht würdig war. Solche Beamte müssen aus unserem Geschäft«, das ehrliche Leute braucht, einfach ausgemerzt werden. Hat er diesesmal 500 ge­nommen, würde er Lei der nächsten Gelegenheit vielleicht 5000 defraudieren. Ein kleiner Denkzettel wird ihm gut tun und für ihn nur heilsam sein, lleberdies soll jede Untat ihre Sühne fin­den. Für Gefühlsduseleien aber habe ich nichts übrig. Der

Bursche ist alt genug, um die Folgen seines Tuns zu kennen uns« nun mutz er diese Folgen eben tragen. Ich bin nicht in der Lage! und auch nicht Willens, Ihrer Bitte zu willfahren. Ich habe die! Anzeige bereits erstattet und sehe keinen Grund, unnötige Scho- nung zu üben. Die Sache nimmt nun ihren gewöhnlichen Lauf.! Das hätte ich dem jungen Manne alles Vorhersagen können. Es' Siebe, den Leichtsinn unterstützen, wenn man solche Dinge schweiß send übergehen würde. Guten Tag!"

Der Bankier zuckte nochmals die Achseln und ließ sich wieder am Schreibtisch nieder.

Ohne ein weiteres Wort an diesen gefühlskalten, hartherzige»! Geldmenschen zu verlieren, verließ Frau Hildner mit schleppen­den Schritten das Zimmer.

Die Richter, die den Fall Hildner zu verhandeln hatten, urteilten über diese Veruntreuung nicht soft reng wie der Bankier. Freilich mußte dem Gesetze Genüge geschehen und unter An­wendung der weitgehendsten Milderungsgründe wurde Rudolf' Hildner zu einem Monat einfachen Kerkers verurteilt. Er trat die milde Strafe sofort an.

Bankier Hofmann war über dieses Urteil äußerst aufgebracht. Sie züchten ja geradezu Defraudanten und Diebe", meinte! er,das ist denn doch keine Strafe für eine Veruntreuung."

Seit jener Zeit waren mehr als fünfzehn Jahre vergangen.. In das Kassenlokal einer ländlichen Spar- und Vorschuß-! kasse eines größeren Marktfleckens trat bald nach 9 Uhr ein! etwa 35jähriger, gutgekleideter Herr, der im Hintergrunoe des! Zimmers bescheiden wartete, bis der Kassierer, ein älterer, ge-! beugter Mann mit weißen Haaren, einige schon anwesende Ein­leger und Geldbeheber abgefertigt hatte.

Endlich war das Zimmer leer; der Herr trat auf den nach sei­nem Begehr fragenden Kassierer zu und sprach, ein Schriktstückl aus der Tasche ziehend:Ich bin der landschaftliche Kassenrevisor! Rudolf Hildner und komme zur Revision. Hier meine Üegiti-! mation Ich bitte, mit die Bücher zu übergeben und die Kasse vorzuzeigen."

Bei diesen Worten war des Kassierers sonst so bleiches Gesicht aschfahl geworden; er mußte sich mit beiden Händen am Tische festhalten, die Füße hätten ihn sonst nicht getragen. Er itarrte ven jungen Mann mit entsetzten Augen an, während sich auf seiner Stirne große Schweißtropfen bildeten.

Der Revisor hatte die Bewegung des Kassierers, dessen Züge ihm merkwürdig bekannt vorkamen, obwohl Alter und Sorgen tiefe Runen in dieses Gesicht gegraben hatten, wohl bemerkt und es wollte ihn Mitleid mit dem alten, gebrechlichen Manne überkommen. Darum sprach er flüchtig:Sie sind, w:e ich sehe, sehr beschäftigt; ich habe noch einen Gang im Orte zu machen und werde also in einer Stunde wiederkommen."

Doch der Kassierer, der sich von seinem jähen Schrecken ein wenig erholt hatte, wehrte hastig ab.

Nein nein. Herr Revisor, diese Stunde könnte ja nichts ändern. Ich will es Ihnen gleich gestehen, Sie werden die Kasse nicht in Ordnung finden. Bittere Not, mein Gehalt ist nur klein, jedoch ich mußte froh sein, als alter Mann diese Stelle noch zu bekommen, zwangen mA, Geld aus der Kasse zu nehmen. Es fehlen zweihundertfünfzig Mark, mit denen ich den Hausbesitzer und andere Gläubiger, die nicht länger borgen wollten, endlich befriedigen mußte. Es hätte sonst geschehen können, daß >ch mit meiner kranken Frau am Ersten des nächsten Monats aest die Straße gestellt worden wäre Ich wollte es in Raten von meinem Gehalte ersetzen, auch mein Sohn, der in Amerika lebt, sendet mir dann und wann Geld, und ich fürchtete keine Überprüfung, denn in den vier Jahren, in denen ich hier bin, war nur ein einziges Mal Revision und ich hatte keine Anhnung, daß der alte Revisor in Pension gegangen sei. Ich habe, mein Herr, einst bessere Tage gesehen; hatte ein blühendes Bankgeschäft in P. und selbst ein ansehnliches Vermögen. Aber unglückliche Speki^ lation in ausländischen Papieren richteten mich zu Grunde und in den Jahren, wo andere sich nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe setzen, mutzte ich mir einen neuen Lebenserwerb su­chen, um für die Meinen zu sorgen. Meine Frau ist seitdem schwer krank, meine Leiden Töchter, als grobe Damen erzogen, haben nicht gelernt, sich ihr Brot zu verdienen; für sie mutz ich sorgen. Mein Sohn war Offizier, aber als Sohn eines Bankrot­teurs unmöglich geworden, wanderte er nach Amerika aus, wo es ibm freilich gelang, sich eine neue Zukunft zu gründen. Der einzige Lichtpunkt im Dunkel meines Lebens. Haben Sie Er­barmen. Herr Revisor, richten Sie mich und die Meinigen nicht zu Grunde".

Bei den Worten des alten Mannes, die dieser mit bebender, fast ersterbender Stimme sprach, hatte sich Rudolf Hildners Stirne tiefgefurcht und seine Miene verfinstert. Er antwortet« nicht gleich, sein Blick ging starr vor sich hin. Offenbar beschäf­tigte ihn eine bittere Erinnerung.

Dann fragte er:Sie waren der Bankier Albert Hofmann in P.?"

Ja".

Und mich kennen Sie nicht mehr?"

Der Kassierer sah den jungen Mann forschend an, dann meinte er zögernd:Ich glaube nicht, den Namen habe ich vorhin ganz überhört, das Wort Revisor schlug mich fast zu Boden". Rudolf Hildner". ^

Einen Augenblick lieb den Kassierer das Gedächtnis im Stichl­er konnte sich nicht erinnern, plötzlich aber erfaßte er die Ä- deutung dieses Namens für ihn und abermals starrte er mit entsetztem Auge den Revisor an. Kraftlos sank er in den nächste« Stuhl, ein Stöhnen entrang sich seiner Brust und er murmeltet Jetzt bin ich verloren". >

Rudolf Hildner aber hatte sich mit dem Rücken an die Wank»!, gelehnt, verschränkte die Arme über der Brust, und während! seine Blicke, in denen kein Mitleid, aber auch kein Schein von« grausamer Rachsucht stand, starr in die Ferne gerichtet waren., begann er eintönig vor sich hin zu sprechen:Ein Spruch, des» sen Wahrheit ich in meinem verhältnismäßig kurzem Leben r» erfahren öfters Gelegenheit hatte, heißt: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Sie Herr Hofmann, haben einst hart unk» erbarmungslos über mich gerichtet, meinen Fehltritt, den ich i« einer Stunde der Verzweiflung, um die über alles geliebt« Mutter am Leben zu erhalten, tat, mit schonungslosen Worte» verurteilt und mich dem Gericht ausgeliefert. Meine arme» kranke Mutter hat sich vor Ihnen gedemütigt und Sie flehent­lich gebeten, sich mit Schadloshaltung und meiner Entlassung zu­frieden zu geben. Sie wiesen sie mit hartherzigen Worten ab. Ich wurde verurteilt; es war eine milde Strafe, die Richte» hatten meine Jugend und die Beweggründe der Tat in Rechnun« gezogen. Ihren Sohn im Kerker zu wissen, das ertrug das Her« der Mutter nicht. Es brach vor Kummer. Als ich heimkehrt«, war sie nicht mehr am Leben. Damals gab es Stunden, in denen ich Ihnen fluchte, in denen ich einen solchen Augenblick wie beute heib ersehnte. Es ist nun tatsächlich gekommen; merkwürdi» tauscht das Schicksal die Rolle des Menschen. Aber fürchte« S!»