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Nr. 279

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Ser Moskauer Prozeß

Beginn des Prozesses gegen dieJndustrievartei"

Moskau, 25. Nov. Die Verhandlung vor dem Obersten Ge­richtshof in Sachen der sogenanntenJndustrievartei" wurde er­öffnet. Angeklagt sind Professor Ramsin und andere Professoren und Ingenieure wegen Organisierung von Schädlingsakten und Vorbereitung einer Intervention der Auslandsstaaten. Der Ver­handlung wohnen über 1000 Arbeiter, sowie viele hervorragend? Gelehrte, Ingenieure, Schriftsteller, Vertreter der Sowietpresse und mehr als 70 Berichterstatter der Auslandsmesse bei. Die Verhandlung begann mit der Verlesung der Anklageschrift. Wäh­rend der Sitzung durchziehen Demonstrationszüge mit Musik die Straßen. Der Zug endete beim Eewerkschaftshaus, in welchem die Gerichtsverhandlung abgebalten wird. Die Demonstranten, deren Zahl eine Million überstieg, führren Plakate und Inschrif­ten mit. Nach der Verlesung der Anklageschrift antwortete jeder der Angeklagten, Ramsin, Kalinnikoff, Laritschew, Tscharnowski, Kuprianofs, Fedotofi, Oschkin und Sitnin auf die Frage des Eerichtsvorsitzenden, ob sie sich der ihnen zur Last gelegten Ver­brechen schuldig bekennen:Ja, ich bekenne mich schuldig". Auch die Frage, ob sie aussagen wollen, wurde von den Angeklagten bejaht. Professor Ramsin leitete seine Aussage mit der Erklä» runs ein:Ich will mich nicht verteidigen, denn meine Schäd­lings- und Verrärertätigkeit ist klar. Ich möchte, daß durch die­sen Prozeß die Richtigkeit konterrevolutionärer Versuche zutage tritt und der Widerstand eines gewissen Teiles der Ingenieure und der technischen Kräfte aufhört. Sodann berichtete Ramsin über die Organisierung des von Paltschinski geschaffenen Inge­nieur-Zentrums und schilderte die Tätigkeit der gegenrevoluto- nären Organisation, als sie sich bereits mit demHandels- und Jndustriekomitee" in Paris einer Organisation russischer Weißgardisten und mit einzelnen Mitgliedern französischer Regierungskreise zur Beratung der für 1928 in Aussicht genom­menen Jnterventionspläne in Verbindung gesetzt hatte. In jener Zeit ging der Gedanke einer Intervention, wie Ramsin betonte, mehr von Regierungskreisen Frankreichs und Englands als vom Handels- und Jndustriekomitee aus. Während eine Anzahl von Mitgliedern derJndustrievartei", unter ihnen Fedotow und Sitnin, auf Reisen waren, traf die Nachricht von Verhandlungen des Handels- und Jndustriekomitees mit Poincare und Briand ein, die dazu dienten, die Intervention zu organisieren. Im gleichen Jahre überzeugten wir uns, d. h. Laritschew und ich, daß die Frage einer Intervention in England und in Frankreich ernst gemeint wurde. In Paris fand dann eine Konferenz statt, an der außer mir und Laritschew die Mitglieder des Han­dels- und Jndustriekomitees teilnabmen. Ich und Laritschew be­richteten über die Lage in der Sowjetunion, über die Tätigkeit derJndustrievartei" und besonders über die Lage der sowjet- russischen Oelindustrie.

Anklagen gegen Frankreich und England

Der in Moskau in aller Oenentlichkeit geführte Prozeß gegen die sogenannte Jndustrievartei unter Führung des bedeutenden Gelehrten Professor Ramsin wegen Sabotage und Vorbereitung eines Angriffs fremder Mächte auf Sowjetrußland zeigt ein ähn­liches Bild wie der Schachty-Prozeß, in den seinerzeit auch Deut­sche ganz unschuldig verwickelt wurden. Die Angeklagten, an der Spitze Ramsin, haben sich als schuldig bekannt, und Ramsin sagt in seiner Vernehmung alles das aus, was die Untersuchungsbe­hörde von ihm wissen will. Ramsin erklärte u. a.: Der bereits vor Jahresfrist Hingerichtete Ingenieur Paltschinski habe ein Jngenieurzentrum" geschaffen, das sich mit dem in Paris beste­hendenHandels- und Jndustrieausschuß" in Verbindung setzte. Doch sei zuerst, im Jahre 1928, der Gedanke eines Krieges gegen den Bolschewismus mehr von Regierunsskreijen Frankreichs und Englands ausgegangen. DerIndustrie- und Handelsausschuß" habe mit Poincare und Briand verhandelt. Der Krieg, zu dem man in England und Frankreich entschlossen gewesen sei, habe von innen heraus vorbereitet werden sollen. Der Leiter desIn­dustrie- und Handelsausschusses", Demssoff, habe ihm, Ramsin, im Oktober 1928 gesagt, die Hauvtstreitkräfte würden Polen, Ru­mänien und die baltischen Länder stellen, außerdem werde man hunderttausend Mitglieder ehemaligen Wrangelarmee beranzie- hen. Die notwendigen Mittel werden die französische und die englische Regierung liefern, sodann die Oelindustriellen, beson­ders Deterding. Die Verhandlungen stießen auf Hindernisse we­gen der Gelüste einzelner Staaten, insbesondere Polens, das das gesamte ukrainische Gebiet auf dem linken Dnjevr-Ufer ver­lange. Bei Zusammenkünften in London habe er erfahren,, daß der Haupttreiber Frankreich sei, daß auch England teilnehmen werde und daß von englischen Kreisen Deterding, Urquhart und insbesondere Churchill beteiligt seien. In London kam ich auch mit Oberst Lawrence in Gegenwart Simons zusammen. Wäh­rend sich 1927 England eifrig beteiligte, hat sein Interesse nach dem englischen Regierungswechsel merklich nachgelassen. Mitte 1929 kamen aus Frankreich dringlichere Weisungen, militärische Vorbereitungen zu schaffen, und es folgte allmählich die Um­wandlung der Jndustrievartei in eine Agentur des französischen Generalstabs. Man wies uns an, alle Maßnahmen zu treffen, um den Bau der Militärindustriegebiete der Sowjetunion aufzu­halten. In Aussicht genommen wurde die Zerstörung der Ueber- landzentralen von Moskau, Leningrad und des Donezbeckens. Im Jahre 1929 wurde der Jndustrievartei wiederholt mitgeteilt, daß der Angriff für 1930 unmöglich sei und daß er auf 1932 verlegt werde. Im weiteren Verlauf seiner Aussage schilderte Ramsin ausführlich alle Methoden und Tatsachen der von den Mitgliedern seiner Organisation betriebenen Schädlingstätigkeit.

Nach Ramsin legte der angeklagte Ingenieur Laritschew ein Geständnis ab. In einer dreistündigen Rede schilderte Laritschew die Entstehungsgeschichte der Anfang 1926 gegründeten Inge­nieur- und Technikerzentrale, die später 1928 in die Jn- dustrievartei umgewandelt wurde. Laritschew bestätigte alle von Ramsin mitgeteilten Einzelheiten. Die Finanzierung der Jndu- strievartei wurde nach Laritschew durch französische Agenten in Moskau in Höbe von etwa 1 Million Rubel jährlich vorgenom­men. Während seines Aufenthalts in London im Fahre 1928 überzeugte sich Laritschew in einer Unterredung mit Oberst Law­rence davon, daß sich englische Jndustriekreise und die damalige konservative Regierung zur Intervention zustimmend verhielten.

Paris, 26. Nov. Die Havas-Agentur sagt zu den Anschuldigun­gen gegen Briand und Poincare im Moskauer Ramsinvrozetz, daß die Anschuldigungen jeder Grundlage entbehrten. Der fran­zösische Botschafter in Moskau ist außerdem beauftragt worden, Schritte bei der Sowjetregierung zu unternehmen, um in Zu­kunft solche unhaltbaren Anschuldigungen zu unterbinden.

Kauft am Platze!

Es wird uns geschrieben:

Dieser Ruf ist schon oft ergangen. Er muß aber immer wie­der an die Oeffentlichkiet, an das kaufende Publikum gerichtet werden. Ein solcher Mahnruf muß auch, soll er ein zustimmen­des Echo finden, kurz begründet sein. Das Wort: Kauft am Platze! hat eine tiefgreifende volkswirtschaftliche Bedeutung. Es erinnert alle, die bei Befriedigung ihrer Kaufbedürfnisse ihrer Verantwortung als Konsumenten sich bewußt sind, an Wert und Wirkung, die das Geldausgeben zum Zweck von An­schaffungen für das einheimische Gewerbe Hatz An einem blühenden Gewerbe hat ein jeder von uns ein ideelles und materielles Interesse. Das blühende Gewerbe soll es aber nicht nur an einigen Hauptplätzen des Landes geben; das läge durchaus nicht im Interesse der Volkswirtschaft im Ganzen. An allen Plätzen sollen Handwerk und Gewerbe gefördert wer­den dadurch, daß man seine Bedürfnisse am Platze selber deckt. Es ist oft nur Gleichgültigkeit, oftmals aber auch ein unberechtigtes Vorurteil, wenn man glaubt, außerhalb seines Wohnsitzes beim Einkauf besser abzuschneiden als daheim im eigenen Ort, der Stadt oder dem Städtchen, wo man zu Hause ist.

Für die Befolgung des schon so oft gehörten Mahnrufs: Kauft am Platze! spricht sehr viel, sprechen wirtschaftliche Ein­sichten und ideelle Gründe. Wirtschaftliche Gesichtspunkte lassen es geboten erscheinen,am Platze" zu kaufen, weil es befruchtend wirkt auf das örtliche wirtschaftliche Leben, wenn das Geld, das man an einem bestimmten Platze einnimmt, auch möglichst an diesem Platz wieder ausgegeben wird. Die Interessen von Ver­käufern und Käufern sind überall eng miteinander verbunden und bei dieser Verflochtenheit der wirtschaftlichen Belange kommt sehr viel darauf an, daß man beim Einkäufen einander unter­stützt, einander fördert.

Wenn wir das wirtschaftliche Leben verstehen lernen wollen, dann dürfen wir nicht Vorbeigehen an den Geschäftsleuten am Platze und unser Geld dorthin tragen, wo es nicht das im eigent­lichen Sinne des Worts einheimische Gewerbe ist, das wir unterstützen und das seinerseits auch uns die Konsumenten in ihren wirtschaftlichen Belangen fördert. Die freie persön­liche Leistung des Gewerbetreibenden verdient es, auch in der Form anerkannt zu werden, daß man am Platze kauft. Auf die Warenkunde und Geschäftskunde des Geschäftsmannes am Platze ist zumeist mehr Verlaß, als beim auswärtigen Ge­schäft. Dieses ist nicht so sehr daraus angewiesen, sich das Ver­trauen auswärtiger Kunden zu erhalten, wie dies bei dem Ge­werbetreibenden am Platze seinen ihm persönlich bekann­ten Kunden gegenüber der Fall ist.

Das persönliche Element ist beim Einkäufen immer von großer Wichtigkeit; es wird sich aber zu Gunsten des Käu­fers nur dann richtig auswirken, wenn die Einkäufe am Platze getätigt werden. Und was das Ideelle der Forderung: Kauft am Platze! betrifft, so ist es gewiß ein sehr gesunder Lokalpatriotismus, wenn man sich sagt: Das Hemd liegt mir näher als der Rock, wenn ich durch einen Einkauf meinem Nachbar, den Gewerbetreibenden, Verdienst zukommen lassen kann, so wäre es ein Unrecht, ohne zwingenden Grund anderswohin zu gehen. Ein jeder muß dazu beitragen, daß an seinem Platz ein gesunder Geschäftsgeist sich entwickelt, daß Ge­werbe und Handel blühen und gedeihen. Der Vorteil meines Mitbürgers, der Geschäftsmann ist, ist auch mein Vorteil! Und darum muß es allgemein anerkannter und allgemein befolgter Grundsatz werden:

Kauft am Platze!

Handel und Verkehr

Wirtschaftliche Wochenrundschau

Börse. Die Börse lag in dieser Woche unter starkem Druck. Vor allem verstimmte die sehr schwache Neuyorker Börse. Der Ultimo macht sich bemerkbar und damit auch die meist zu diesem Termin zu beobachtenden kleineren Eugagements Im Vordergrund der Betrachtungen steht die politische Situation. Auch aus dem Aus­land lagen umfangreiche Abgaben vor. Am stärksten waren Kali- werte gedrückt, aber auch Farben, Elektrowerte, Montanaktien, Bankaktien, waren still und schwächer. Auch am Rentenmarkt war die Tendenz merkwürdig schwächer.

Geldmarkt. Die Geldmarktlage blieb infolge der Anforderungen zum Ultimo weiter knapp. Der Ueberbrückungskredit des Reiches hat einen Devisenstrom nach Deutschland zur Folge gehabt. Das Deckungsverbältnis der deutschen Währung bat sich daher auch von 54,9 auf 64,5 Prozent verbessert. Bemerkenswert war eine Abschwächung der Schweizer Valuta, was offenbar auf den Rück­fluß von Kapitalflutgeldern nach Deutschland zurückzuführen ist.

Produktenmarkt. Die Produktenmärkte harten uneinheitliches Geschäft, sowohl in Angebot und Nachfrage wie in den Preisen. Weizen wurde etwas höher bezahlt, während Roggen zurllckging. Das Mehlgeschäft ist unbefriedigend. Gröbere Nachfrage zeigte sich nur bei Futtermitteln. An der Stuttgarter Landesproduk- renbörse blieben Wiesenheu und Stroh mit 6 bezw. 3.50 Mark pro Doppelzentner unverändert. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 253 (249), Roggen 151 (155), Futtergerste 180 (unv.), Hafer 149 (151) Mark je pro Tonne und Weizenmehl 37.50 (uns.) Mark pro Doppelzentner.

Warenmarkt. Die Hoffnung auf den Umschwung an der Kon­junktur von der Preisseite der ist immer noch schwach. Die Grob- handelsindexzisfer ist auch in der 3. Novemberwoche wieder nur unmerklich zurllcksegangen (120,1 gegen 120,5). Da freiwillig nie­mand mit dem Preisabbau vorangeht, kann man alle Hoffnungen nur auf die Aktion der Reichsregierung setzen. Sehr energisch hat Reichsarbeitsminister Stegerwald erklärt, die Regierung werde bei den gebundenen Preisen jetzt energisch vorstoßen und man müsse sich darauf gefaßt machen, daß Kartelle, deren Maßnah­men dem Preisabbau hemmend im Wege stehen, zerschlagen würden. Andererseits erklärte der Minister, er werde mit der Verbindlichkeitserklärung von Lohnschiedssprllchen wie bisher äußerst sparsam sein. Der Preissenkungsausschuß des Reichska­binetts will zunächst, wie es heißt gegen die hohen Drogen­preise umgeben. Ferner drückt er auf den Städtetag, damit dieser die Gemeindeverwaltungen veranlasse, die bisher für Berlin durchgesetzten Preisermäßigungen auch in der Provinz durchzu­führen. Jedenfalls merkt man noch nichts von einer so starken Senkung der Lebenshaltungskosten, wie im Jahre 1925, die dann 1926 zur Wiederankurbelung der Wirtschaft führte. Mit Interesse sieht man daher der Konferenz des Reichsernährungsministers mit den Wirtschaftsministern der Länder entgegen, die Anfang Dezember in Berlin stattfinden soll.

Borten

Berliner Börse vom 27. Nov. Die Eröffnung des heutigen Ei- fektenverkehrs lretz ziemlich überraschenderweise eine freundlichere Erundstimmung erkennen. Verglichen mit dem gestrigen Schluß war die Kursgestaltung überwiegend nach oben gerichtet, wenn auch noch verschiedentlich kleine Rückgänge zu verzeichnen waren. Später ließ das Geschält aber ganz erheblich nach, die Steigerun­gen gingen vielfach wieder verloren, teilweise senkte sich das Kursniveau sogar bis unter Anfang. Devisen wieder etwas stär­ker gefragt, Schweiz und Kopenhagen international fester, Ma­drid leichter. Geld war zum Ultimo weiter versteift, Tagesgeld hörte man mit 4,256,5 Prozent, die übrigen Sätze blieben un­verändert.

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Berliner Produktenbörse vom 27. Nov. Weizen märk. 250 bis Roggen mark. 147-149, Gerste 194-216, Futtergerste 176 bis 184, Sauer mart 137145, Weizenmehl 2937.25 Roggen- mebl 23.0026.75, Weizenkleie 8.609, Roggenkleie 8.358.75, Vikloriaerchen 24-31, kleine Sveiseerbsen 23-25. Futtererbsen 1921. Allgemeine Tendenz: ruhig.

Märkte

Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 27. Nov.

Zugetrieben: 2 Ochsen, 1 Bulle, 13 Jungbullen. 36 Jungrinder 10 Kühe, 155 Kälber, 450 Schweine. Unverkauft: 12 Jungrinder'

Bullen: ausgem. 4547 (unv.), vollfl. 4244 (unv.).

Jungrinder: ausgem. 5355 (unv.), vollfl. 4650 (47 bis 51), fl. 3944 (4345).

Kälber: feinste Mast- und beste Saugk. 6366 (64M mrttl. 5260 (5660). ger. (4854).

Schweine: über 300 Pfd. 67 (6465), von 240300 Pfd. 6768 (6566), von 200240 Pid. 6667 (6465). von 160 bis 200 Pfd. 6667 (6364), von 120160 und unter 120 Pfd. (6163), Sauen 4854 (4853). Verlauf: Großvieh schlep­pend, Ueberstand, Kälber langsam. Schweine bei schwacher Zu­fuhr lebhaft.

Stuttgarter Wochenmarkt. Fetre Gänse von guter Beschaffen­heit zu 1,1 Mark, geringe zu 1 Mark das Pfund erhältlich. Sehr preiswert war auch inländischer Honig angeboten; offen war das Pfund zu 1,15 Mark, im Glas zu 1,4 Mark zu haben (dabei wird das Glas um 15 Pfennig zurückgenommen) ' von anderer Kleinhändlerseite wurde Honig zum Teil erheblich teu­rer feilgebalten (bis zu 2 Mark das Pfund). Linsen 4050. Erb­sen 38 45, Bohnen 4050, Kartoffeln 5,56 Pfennig das Pfund. Landbutter 1,31,4 Mark, Zentrifugenbutter 1,5 Mark, Molke­retzbutter von 1,551,7 Mark.

Vuntes Allerlei

Eine streitbare Vogelschar

Z In der Haigerlocher Gegend wurde neulich ein wunder­bares Vogelidyll beobachtet, das, obwohl ja die Gegend sehr reich an allen Arten von größeren und kleineren Vögeln ist, doch die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zog. Hoch oben an den steilen Felsenklippen schwebte nämlich ein großer Habicht, laute, gellende Schreie ausstoßend, da schwebten lautlos eine Anzahl Raben daher, bekriegten den Habicht von allen Seiten, das Tier machte rasche Hoch- und Sturzflüge, aber unentwegt schwebten mit lautemKrab, Krab!" die großen, schwarzen Vögel hinter ihm drein. Da tauchte von der Fichtenwaldung ein zweiter Habicht auf, ebenfalls den Gegnern zusetzend, die Federn flogen in der Luft, der Kampf schien ernst zu werden, da kamen noch mehr Häbse, aber zugleich erhielten auch die Raben Verstärkung, eine gewaltige Schar schwebte hinter den großen Raubvögeln drein, die einmal hinter den Felsen und Fichten verschwanden, dann wieder mit einem Steilflug unter die Raben flogen, sogar eine Anzahl halbwüchsige Tiere misch­ten sich in den Kampf und flogen schreiend an den Felszacken und Abhängen entlang, die von Rabenvorposten besetzt waren. Der große Kampf endete dadurch, daß die Habichte plötzlich wie auf Kommando hinter der oberen Anhöhe lautlos verschwan­den, tapfer und zäh von derkrabrufenden" Rabenschar ver­folgt. Man sage ja nicht, die Tiere hätten keine Organisation!

Die größte Tür der Welt

8 Die neue Riesenlustschiffhalle, die jetzt in Akron gebaut wird, erhält eine Tür aus zwei massiven Stahlteilen, die in ihrer Form an das Achtel einer sorgfältig gelösten Apfelsinen­schale erinnern und beim Oeffnen oder Schließen der Halle aus einer entsprechend gekrümmten Schiene laufen. Jede Türhälfte wiegt 600 Tonnen und läuft über eine Schiene von 54 Meter Länge. Dieses Riesengewicht wird von kräftigen Rädern ge­tragen, die über eine Zahnstange und Zahnräder von einem elektrischen Motor mit 124 PS. Leistung angetrieben werden. Diese Antriebsart hat den Vorteil, daß ein kleines Kind die Riesentür, die als die größte der Welt gilt, durch einfachen Druck auf entsprechende Knöpfe öffnen oder schließen kann, wobei die Kraftanstrengung nicht größer ist als diejenige für die Betäti­gung der elektrischen Hausklingel. Die in Bewegung gesetzte Stahlmasse entspricht dem Ladegewicht von 80 Güterwagen zu je 15 Tonnen. Die Tür bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Zentimeter in der Sekunde und wird in ungefähr fünf Minuten geschlossen. Sind diese Stahlmassen einmal in Bewegung, so kann diese Bewegung nur mit den stärksten mecha­nischen Kräften aufgehalten werden. Man hat deshalb in Nähe der Schienen, auf denen die Türhälften laufen, Hebel ange­bracht, welche die Türhälften selbst betätigen und die Strom­zufuhr der Motoren auf ein Drittel verringern. Kurz vor dem Ende der Schienen befindet sich ein letzter Hebel, der die Strom­zufuhr vollständig unterbricht. Bereits eine Sekunde später wirkt eine außerordentlich starke Oeldruckbremse auf die Welle der Motoren und zwingt sie zum Stillstand. Die Türhälften bewegen sich dann gewissermaßen nur noch kriechend und bleiben schließlich stehen.

Humor

Der Brummbär. Wuhls haben sich, immer mal wieder, gezankt. Frau Wühl will einlenken und sagt zärt­lich:Du bist doch ein richtiger Brummbär, Max." Wenn ich ein Brummbär wäre, so hättest du mir schon längst das Fell über die Ohren gezogen und dir einen Pelz­mantel daraus machen lassen", erwidert unversöhnlich Wühl.

Verunglücktes Kompliment.Gnädiges Fräulein sehen heute wieder reizend aus!"Finden Sie?"Ja, wie ein sechzehnjähriger Pfirsich!"

Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Laut Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenstci«

«eichäftliche Ritt-ils-ae»

Soll die moderne Frau im Hause backen? Zugegeben, die Frau von heute hat wenig Zeit. Trotzdem sollte sie das Backen im Hause nicht geringschätzig alsaltmodisch" abtun. Der selbstgebackene Kuchen hat einen eigenen, nicht ersetzbaren Reiz. Und wie angenehm, wenn unverhofft Besuch kommt, etwas zum Anbieten bereit zu haben! Im Grunde genommen ist das Backen gar nicht so mühevoll und zeitraubend. Die Hausfrau, welche richtig zu wirtschaften versteht, wird sich die Arbeit durch unbedingt verläßliche Zutaten erleichtern. So wird sie beson­ders auf das Fett achten, weil erfahrungsgemäß gerade das Fett beim Kuchenbacken eine große Rolle spielt. Es mutz vor allen Dingen immer gleichmäßig beschaffen sein, dann läßt sich die Masse schnell schaumig rühren, geht gut und das sichere Ge­lingen läßt sich in Ruhe abwarten. Wenn man Umfrage hält, kann man leicht feststellen, daß heute fast ausschließlich mit der Margarine Rama im Blauband gebacken wird. Abgesehen von ihrem frischen Aroma und feinen Geschmack wird immer ihre unbedingte Verläßlichkeit hervorgehoben und das ist es ja ge­rade, was die Hausfrau von heute braucht: müheloses, zeit­sparendes und dabei erfolgreiches Arbeiten.