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SchwarzwSlder S«»mta-»Llatt
Nr. 44/256
Karl der Große habe nicht die geringsten Chancen im Rennen.
Dann begann er anzudeuten, welch große Chance eine Wette auf Hektar biete. Er erzählte ihnen vorsichtig von dem Coup, der beabsichtigt sei. Manfred und Frau Bolle horchten auf.
Das war ja eine glänzende Sache!
Da mußte man riskieren.
Manfred sagte: „Da würde ich sofort hunderttausend Mark oder noch mehr riskieren, denn das bringt Geld. Ich weiß, daß Hektar die einzig sichere Sache des Tages ist."
Frau Bolle sah ihn an. „Meinst du wirklich, Manfred? Ich denk immer, auf der Rennbahn gibt es nichts Sicheres."
„Im allgemeinen nicht, gnädige Frau Da haben Sie wohl recht. Und ist einmal eine sichere Sache, dann bringt das Pferd nichts. Aber . . . das letzte vermeiden wir, indem wir eine halbe Million auf Iungmanne setzen, das ist der zweite Favorit. Das läßt die Quote, die sonst 12 oder noch mehr betragen würde, auf rund 30 hochschnellen."
Mutter und Sohn sahen sich an.
„Ich . . . würde mich schon beteiligen," sagte Manfred zögernd. „Aber ich habe selbst keinen nennenswerten Betrag in bar zur Verfügung."
„O, das tut nichts," sagte der Baron liebenswürdig. „Ich bin mit einem Buchmacher bekannt, der ohne weiteres ein kurzfristiges Akzept von Ihnen in Zahlung nimmt."
„Das wäre zu überlegen, Herr Baron."
„Sagen Sie mir im Club Bescheid, Herr Bolle."
„Gewiß, Herr Baron."
(Fortsetzung folgt.)
Merheilige« in Griechenland
Von Richard Busch-Z antn er
Die griechisch-orthodoxe Kirche hat die Gewohnheit, Las Allerseelenfest zweimal im Jahre zu feiern, im Frühjahr und im Spätherbst. In Ost- und Südosteuropa ist ja durch das Eigenartige der byzantinischen Religion die Verbundenheit der Toten mit den Lebenden — oder umgekehrt, wie man will — besonders eng. Am Peloponnes z. B. fingt bei der Landbevölkerung die Witwe jeden Tag um die Sterbestunde des Gatten jahrelang ihr festgesetztes Klagelied. Man nimmt an, daß die Verstorbenen nicht nur als geistige Wesen weiterleben, sondern ein vollkommen materielles Dasein führen, und dieser Aberglaube wird keineswegs von der Geistlichkeit bekämpft, sondern von den Popen sogar mit kirchlichem Zeremoniell umgeben. Jeder Tote bekommt in Bulgarien deshalb einen Regenschirm, ein Paar Schuhe und etwas Bargeld mit in den Sarg, damit er ungefährdet die Reise nach dem Jenseits antreten könne, die man auf etwa acht Tage veranschlagt. Während dieser Zeit werden ihm täglich Wasser und gekochter Reis als Wegzehrung auf das Grab gestellt.
Aehnlich ist die Feier des Allerseelenlebens in Griechenland und auch — mit kleinen Abwandlungen — in den übrigen Ländern griechischen Bekenntnisses.
Am Vorabend versammeln sich die Frauen der einzelnen Familien, vollkommen schwarz gekleidet, in der Kirche zum Gottesdienst. Jede bringt gezuckerten Maiskuchen, Wein und Kerzen mit. In der Kirche werden dann die Gaben auf großen Tischen aufgestellt bezw. in große, bereit stehende Fässer geschüttet, wovon der Geistliche den der Kirche gewissermaßen als Zehent zustehenden Teil in Empfang nimmt, während der Rest seinen Segen erhält und wieder nach Hause getragen wird.
Am anderen Tage trifft man sich in aller Frühe wiederum in der Kirche, beschenkt sich gegenseitig mit den tags zuvor geheiligten Maiskuchen, tauscht Wünsche und fromme Redensarten aus, und so übt jeder für sich das Gottesgebot der Wohltätigkeit ohne dabei selbst leer auszugehen. Denn durch den Kreislauf des Schenkens kehrt schließlich jeder gegen Mittag mit einem Reiskuchen zu seinen häuslichen Penaten zurück, ganz so wie er am Morgen ausgezogen. Für die Armen, die mit ausgebreiteten Tüchern betend vor der Kirchentür kauern, fällt natürlich auch ein Teil ab.
Zum Mittagessen geht die gesamte Familie auf den Friedhof. An der Familiengrabstätte wird ein Tisch aufgestellt und mit sauberem Weiß überzogen, wobei man neben den Gedecken für die anwesenden Familienmitglieder auch solche für die verstorbenen Angehörigen bereitstem. Wenn die Lebenden sich gesättigt haben, werden von der Straße einige Arme und Bettler hereingeholt, welche die für die Toten bestimmte Mahlzeit als Gnadengeschenk bekommen und an Ort und Stelle gleich verzehren.
Der Etat
Ein Zeitbild von Jo Hanns Rösler
Die behutsame Behörde rechnete und rechnete.
„Aber der Bau wurde doch bewilligt?"
„Bewilligt wurde er", nickte der Bürgermeister, „sogar einstimmig. Die Notwendigkeit einer StraßenbahnwaÄe- halle am Wurzener Weg ist offensichtlich. Aber wir haben in unserem Haushaltsetat nur dreißigtausend Mark für Neubauten angesetzt, und dieser Betrag ist bis zum letzten Pfennig aufgebraucht. Wie hoch, Herr Baumeister, berech- ^ rieten Sie diese Baukosten?"
„Zweitausendfünfhundert Mark."
„Das ist die endgültige Summe?"
„Ja. Die Kosten für eine moderne neue Straßenbahnwartehalle belaufen sich bis zur betriebsfertigen llebergabe aus genau zweitausendfünfhundert Mark." Der Bürgermeister zuckte die Schultern. „Es nützt alles nichts^ Wir haben den Betrag nicht zur Verfügung. Und wenn auch die Stadtverordneten in jener Sitzung noch so drängen, ich bin an meinen Etat gebunden. Vielleicht vertagen wir für heute den Fall, Herr Baumeister, und finden inzwischen eine andere Lösung." —
Zehn Tage später fand eine neue Sitzung statt. Der Bürgermeister bedauerte: „Wir haben den Fall nach allen Seiten erwogen. Es ist mir unmöglich, Ihnen den Auf-
Zrrm Reformations-Fest
Steh' fest und treu o Mensch, in deinem Glauben,
er ist dein einzig unvergänglich Gut,
laß niemals dir dies holde Kleinod rauben,
bewahr' es als der Seele heilig' Blut,
was du auch magst in tiefem Schmerz beweinen,
es kann der Glaube nur dich deinem Schicksal einen.
Wohl lag er einst in argen Finsternissen,
um seine Reinheit war es schlecht bestellt,
nun hat aus Menschenwillkür ihn gerissen
mit starkem Mut ein edler Glaubensheld;
gleich einem Fels stand er in jenen Tagen
von seines Herzens Zuversicht getragen.
Die Wahrheit stieg empor aus Schutt und Trümmer, des Lichtes Strahlen führen himmelan, nun wandeln wir, verklärt vom sel'gen Schimmer des Glaubens, die uns freigegeb'ne Bahn, ob auch bedroht von Stürmen und Gewittern, nichts soll den reinen Glauben uns erschüttern.
Was war' der Mensch, wenn sich in nächt'gem Dunkel sein Fuß verirrt auf dornenreichem Pfad, wenn nicht des Glaubens leuchtend Lichtgefunkel sich tröstend der verzagten Seele naht? wenn Not und Sünde tückisch ihn umlauern, umgeben schützend ihn des Glaubens Mauern.
Drum halte fest daran und ohne Wanken,
daß er dein ganzes Erdensein umfließt,
kein Sturm reißt nieder deines Glaubens Schranken,
wenn liebend sich dein Herz ihm ganz erschließt;
ob sich auch Wolken türmen in der Ferne,
blick' gläubig auf zum klaren Licht der Sterne.
Therese Wallner-Thurm.
TGTTTGTSTKTSTTGTGT ST TTSTGDGTGSTGTGKTKTT
trag zum Vau einer neuen Stratzenbahnwartehalle zu geben."
„Ich habe dies bereits vorausgesehen", nickte der Baumeister, „ich kann Ihnen daher heute einen neuen Vorschlag unterbreiten. Wie ich mich erkundigt habe, sind wohl Ihre Mittel für Neubauten erschöpft, aber Sie haben noch genügend Gelder für Umbauten zur Verfügung."
„Die einzelnen Posten sind nicht übertragbar."
„Auch das weiß ich. Aber an der Stelle, wo wir die Wartehalle errichten wollten, befindet sich ein Gasthof. Dieser hat eine geschlossene, für sich stehende Eisenveranda. Ich habe nun mit dem Besitzer gesprochen, und er würde bereit sein, uns diese Veranda gegen eine Ablösung zu überlassen."
„In welcher Höhe?"
„Er verlangt zweitausend Mark."
„Und Sie würden den zweckmäßigen Umbau übernehmen?"
„Ja. Es sind zwar einige bautechnische Schwierigkeiten vorhanden, aber ich habe bereits die Zeichnungen und Entwürfe mitgebracht."
„Wie hoch würden sich die Umbaukosten stellen?" „Dreitausendfünfhundert Mark, Herr Bürgermeister." „Da ist die Ablösung inbegriffen?"
„Leider nicht. Die käme noch dazu, so daß die Wartehalle sich bei Inbetriebnahme auf genau fünftausendfünfhundert Mark stellen dürfte."
„Das ist doch Wahnsinn", erklärte der Bürgermeister, ! „wenn eine neue Wartehalle nur zweitausendfünfhundert kosten soll."
Der Baumeister nickte: „Es ist bedauerlich. Aber da die Errichtung bestimmt wurde. Ihr Neubauetat erschöpf? ist, während Sie für Umbauten noch genügend Mittel besitzen, wird Ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Umbau der Restaurationsveranda zur Wartehalle zu bewilligen." —
Und so geschah es. —
Auf diese Weise erhielt die behutsame Behörde eine nicht sonderlich zweckmäßig umgebaute Wartehalle für fünftausendfllnfhundert Mark, während eine nach den neuesten Erfahrungen zweckdienlich errichtete neue Wartehalle nur zweitausendfünfhundert Mark gekostet hätte. Siehe, das ist eine wahre Geschichte.
Humor iu alle» Zeitungsanzeigen
Ein vergnüglicher Beitrag zur Zeitnngsgeschichte Von K. Siemers-Hamburg Die Weitschweifigkeit der ersten und ältesten Zeitungsanzeigen hat für unser Empfinden einen starken Stich ins Komische. Wir machen heute nicht mehr so viele Umstände und Worte, denn die Wirksamkeit der modernen Zeitungsanzeige liegt oft nur in ihrer Kürze und Prägnanz. Daß das Wort „Zeit ist Geld" eint noch nicht galt, zeigt eine Anpreisung des Hamburger Tabakhändlers Peter Heutz, der 1727 bekanntmachen läßt: „In Hamburg bei Peter Heutz, neben der Bank, ist zu haben Tabakko de Becco, ein lieblich, angenehm und gelinder Toback zum Rauchen, der vor diesem, da die Plantagen wenig gegeben, und dieser der Kern aller Tobacken war, als ein großes Präsent an Höfen verschickt wurde, und dahero wegen seiner zerteilenden Kraft und gelinden Abführung des corrovischen Schleimes großen Applaus gefunden, zerteilet alle Hauptflüsse und Kopfschmerzen, klarifizieret die Augen, schärfet das Gehör, und kurieret alle Zahnschmerzen in wenig Minuten; er stillet durch sein balsamisches Oel alle Schmerzen an dem ganzen menschlichen Körper, das gewiß was Besonderes ist, da ja sonst Leute, die stark rauchen, austrocknen, und die besten Säfte, so zur Nahrung dienen sollen, durch das krude Salz, so in anderm Toback stecket, sich viel Leute durch das übermäßige Gebrauchen die Schwindsucht an den Hals ziehen; aber von diesem Tobakko de Becco kann einer rauchen den ganzen Tag. und wird ihm whol bekommen. Das Pfund kostet 12 Mark, und das halbe Pfund 6 Mark, neu Hamburger Kurant-Geld, ist wohl eingemacht (-eingepackt) und mit einem Petschaft, worauf ein westindisches Schiff stehet, versiegelt, und es kann weit und breit verschicket werden "
In der gleichen Zeitung, dem „Berliner Jntelligenzblatt" unterstreicht ein Berliner die Vorzüge seiner Hosenträger, die anscheinend nicht mehr ganz ungebraucht sind. In seiner ergötz
lichen Auslassung wird er sehr wortreich: „Es seind zu verkaufe« zwei sehr kommode Hosenträger vor Kurios Liebhaber (!). welche solche benötiget, von türkischer Arbeit, auf eine gar kommod« Manier, grün mit roten Streifen, aber das Unterfutter ckt von weißem Zwirn, damit sie mit einem nassen Schwamm können vom Schweiß gereinigt werden; ist alles miteinander gewirkt. Der Anfang und das Ende daran ist das curieuseste, weil es wechselweis auf Strumpfart auf beiden Seiten kommt."
Wortkarg wirkt dagegen schon eine Anzeige aus der „Vos- stschen Zeitung" von 1728, wo es heißt: „Eine Partie aufrichtige (! — soll hier soviel heißen wie richtige, echte) westfälische Schin- ken sind allhier an einem Orte vorhanden; wem davon beliebet, kann beim Verleger der Zeitung weitere Nachricht erhalten."
Ein Stellengesuch vom Jahre 1731 sah so aus: „Nachdem Christian Eottgetrau Sorgmann eine Condition suchet, sie mag bestehen entweder in Unterweisung ver Jugend oder in einem Schreiberdienst, indem er der lateinischen Sprache gewachsen, auch etwas weniges in der griechischen getan, desgleichen sich auch' fleißig im Rechnen geübt: Gott erwecke ihm nach seiner großen Barmherzigkeit in wenig Tagen einen gnädigen Patron, der ihn in der Grünstratze bei dem Bauer Fröhlich finden wird."
Früh hatten sich die gerissenen Quacksalber und Wanderärzte der Zeitungsreklame bedient. Schon 1707 begegnen wir in de« „Breslauer Nouvellen" dem Namen des Kaiserlich und Königlich privilegierten Hofzahnarztes Daniel Karin aus Neiße, der „die schmerzhaften Zähne auf eine absonderliche Manier auszunehme» weiß und auch ohne Schmerzen andere einsetzen kann, die wackelnden Zähne macht er fest, die schwarzen weiß, und'alles, was den Zähnen und Zahnfleisch schädlich ist, kann er abhelfen. I». gleichen vertreibet er Hühner- oder Krähenaugen an Hände« und Füßen ohne Wehetage. Welcher sich nun dessen bediene« will, kann sich angeben in dessen Logement im Weißen Adler, auf der Oblauschen Gasse."
Sehr knifflich und vertrackt drückte sich ein Inserent aus, der durch die Zeitung — das „Verlinsche Jntelligenzblatt" von 1741 — nach dem Verbleib eines Bekannten oder Verwanten forschte. Er (oder sie) faßte die Anzeige folgendermaßen ab: „Wenn sich irgendwo ein Mann namens Jdhann Gottfried Meyer, evr Weißbierbrauer, welcher in Potsdam in Condition gestanden, aufhalten sollte, der nach einer Person früge, wird gebeten, ih« nur zu sagen, daß er sich in des Visitator Herrn Schmidts Hause meldet, allwo er die suchende Person finden wird." Die „juchend« Person", die bei Schmidts den Monsieur Meyer treffen will, dürfte doch wohl femini generis gewesen sein, sonst hätte sie fich nicht so delikat unbestimmt ausgedrückt.
Wer kann sich der erschütternden Komik entziehen, die ei« ehrsame und resolute Berlinerin im Jahre 1788 in einer Anzeige entwickelt, indem sie die Mitteilung über einen zugelaufenen Hund mit einer Anpreisung ihrer Kunst verbindet: „Wenn jemand einen ganz nackenden Hund verloren, welcher die Zunge aus dem Maule haltend, und Warzen über den Augen hat; wer selbigen wiederhaben will, der beliebe sich bei der Fra» Schuhmannin, wohnhaft in der Hasenjägergasse im Krummoschen Hause, gegen Erstattung der Kosten zu melden. Sie laquiert grüne Bilder."
Wie eine wirklich gefühlvolle Heiratsanzeige in der guten alte« Zeit aussehen mußte, das erfahren wir aus der Neuwieder Zeitung vom 21. September 1819: „Meinen mir zugethan seyende» Freunden und Freundinnen, gebe ich mir die Ehre, unsere gestern vollzogene eheliche Verbindung anzuzeigen. Wer das innere Wesen der Liebe kennt, weiß, wie sie den Menschen angreift, in wie vielfache Situationen und Kombinationen sie ihn führt, der wird mich gern entschuldigen, wenn ich meine respective» und verehrlichen Kunden bis jetzt nicht so recht bedient. Mit dem aufrichtigsten Herzen meiner brennendsten Wünsche, verspreche ich jetzt die prompteste Bedienung usw. Coblenz, de« 19ten September 1819. Hanns Heinrich Sachs, Herren- und Damen-Schneidermeister. Barbara Helena Sachs, geb. Fibig."
Eine andere „Viecherei" mit humorvollem Unterton finde« wir 1768 abgedruckt: „Es logieret ein Mann im Weißen Roß. in der Rotzstratze (in Berlin), mit Pagageyen von unterschiedlichen Couleuren, und ein Affe. Liebhaber werden sich hiernach richten können."
Uebrigens war es einstmals üblich, Familienanzeigen mit Eeschäftsempfehlungen zu verbinden. Das „Quedlinburger Gemeinnützige Wochenblatt" bringt 1820 eine solche:
„Am 23ten dieses Monats gefiel es der göttlichen Vorsehung, mir meinen innigst geliebten Gatten Samuel Meyer, im 39ste» Jahre seines Alters, zu nehmen. Er starb, nach einem viertägigen Krankenlager, an den Folgen einer Magenentzündung. Indem ich sämtliche Anverwandte und Freunde von diesem fÄ mich so schmerzhaften Ereignisse benachrichtige, verfehle ich nicht, den verehrten Handelsfreunden ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich die von dem Verstorbenen bisher betriebenen Geschäfte i» Branntwein und sonstigen Landesprodukten, unter der bisherigen Firma fortsetze, wobei ich mir ebenfalls die strengste Reelli- tät und Pünktlichkeit zur Pflicht machen werde, und mich ihne« in dieser Hinsicht gehorsamst empfehle. Halberstadt, den 20ste» April 1820 Witwe Meyer, geb. Mendel."
Die Zeitungsanzeige von heute spricht eine andere Sprach«. Diese Sprache hat sich individualisiert. Wer nach Stilkuriofi« täten sucht, dem bietet sich freilich auch heute noch manches dar, was ihn schmunzeln oder laut lachen macht. Und wer einmal nichts Besseres zu tun weiß, der vertreibt sich mit einem St» dium des Anzeigenteils die Zeit gut.
Me Laut-Bibliothek Deutschlands
Von HansTasiemka.
Ein mittelgroßes Zimmer! Nichts verrät, daß man sich m der merkwürdigsten Welt befindet. Keine Bücherregale, keine pom- oösen Schreibtische, keine Leitern, keine Ausfllllzettel! Nur zwei Mittelgroße, eiserne Schränke stehen da. In ihnen aber ist ei», Schatz verwahrt, dessen Bedeutung für die Wissenschaft, dessen Wert für die Forschung und den Unterricht erst im vollen Maße die Generation, die nach uns kommt, würdigen wird.
Auf achttausend Schallplatten sind Stimmen von 250 Völkern der Erde, ihre Gesänge, ihre Kriegs- und Sochzeitslieder gebannt. Nicht genug damit! Dichter, Staatsmänner, aber auch Verbrecher haben Stimmproben gegeben, der Klang ihre» Worte, die Art ihres Sprechens gehören nunmehr der Ewigkeit an. Denn die Kupfermatritzen, von denen sich neuntausend besprochene in den Archiven der Lautbibliothek befinden, habe» ein« Lebensdauer von acht- bis zehntausend Jahren. Sie sind i« den Lindström-Werken auf galvonaplastischem Wege entstanden.
Ihr Original? Eine weiche Wachsplatte, auf die eine feine Membrane und ein geschliffener Saphir die Lautschwingunse» einzeichnen, übertragen. Wer hat diese großartige Idee, die