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Nr. 243

Der ruhige Charakter Waentigs hat offenbar die Verantwor­tung für harte polizeiliche Maßnahmen gegenüber Ausschrei­tungen, wie den Schaufensterzertrümmerungen in der Berliner City am Tage der Reichstagseröffnung, schwer empfunden. Auch stehen nun die Maßnahmen des rom Stahlhelm beantragten Volksbegehrens zur Erörterung. Ferner erwartet man, daß die Nationalsozialisten gleichfalls Volksbegehren zu verschiedenen außen- und innenpolitischen Fragen beantragen werden. Zur Ueberwindung der mit diesen Problemen verbundenen politi­schen und verwaltungstechnischen Schwierigkeiten glaubte Mi­nisterpräsident Dr. Braun, wie man in parlamentarischen Krei­sen annimmt, keinen geeigneteren Mann finden zu können, als den früher bewährten Reichsinnenminister Severing, der in der letzten Zeit kein Amt hatte und daher zur Verfügung stand.

Die Koalitionsparteien des preußischen Landtages waren von dem bevorstehenden Ministerwechsel vorher unterrichtet. Im übrigen steht nach der preußischen Verfassung dem Ministerprä­sidenten das Recht zu, Rücktrittsgesuche zu genehmigen und neue Minister zu ernennen. Auch in den Kreisen der Landtaqsoppo- sition, namentlich auf der rechten Seite, begrüßt man die Er­nennung Severings deshalb, weil man sich von seiner Amts­führung eine Eindämmung radikaler Ausschreitungen und in­folgedessen eine ruhigere Weiterentwicklung der Wirtschait ver­spricht, die durch Unruhen stets schwer geschädigt wird. Seve­ring hat sich schon während seiner früheren Tätigkeit als Mi­nister durch seine Tatkraft die Achtung der Parteien erworben. Er war bereits zweimal, und zwar von Ende März 1920 bis April 1921 und von November desselben Jahres bis zum Ok­tober 1926 preußischer Minister des Innern, im ganzen also sechs Jahre. Dazu kommt ihm auch noch die Erfahrung zustatten, die er als Reichsminister des Innern gesammelt hat.

Eine Rede des neuen preußischen Innenministers Frankfurt a. M., 22. Oktober. Zn einer Massenver­sammlung der Sozialdemokratischen Partei in der Fest­halle sprach am Abend der neu ernannte preußische Innen­minister Severing. Er führte u. a. aus: Wenn auch mit dem Amte des preußischen Innenministers keine Lorbeeren zu ernten sind, so weiß ich andererseits auch, daß dieses Amt mehr als jedes andere in Deutschland verwaltet wer­den kann in einer Richtung, die den Republikanern und Demokraten in Preußen und Deutschland die Gewähr bie­tet, daß die Maulwürfe es nicht fertig bekommen, die Basis der deutschen Republik zu unterhöhlen. Die N.S.D.A.P., so erklärte Severing, sei nicht die Partei der Zukunft, son­dern die Partei der finstersten Vergangenheit. Noch eine Woche Reichstagsarbeit und der primitivste Wähler werde erkennen, daß zwischen Theorie und Praxis, zwischen Ver­sprechen und Halten ein großer Unterschied bestehe. Wenn auch die deutsche Öffentlichkeit die Sinnlosigkeit des Reichstagsantrages der Nationalsozialisten erkenne, das Ausland nehme sie noch ernst genug, um eine Schädigung des deutschen Kredites herbeizuführen. Darum müsse man ihnen zeigen, daß sich ein 14. September nicht wiederholen könne. Severing fuhr fort: Wenn die Gewalttätigkeiten der letzten Tage nicht bald enden, dann wollen wir den Eewaltanwendern zeigen, daß physische Kraft nicht nur bei ihnen vorhanden ist. Wir müssen darauf bedacht sein, in ein erträgliches Verhältnis zu allen Staaten der Welt zu gelangen. Wir wollen gute Deutsche sein, aber darüber hinaus gute Weltbürger. Ein neuer Krieg würde das Ende aller Kultur bedeuten.

Neues vom Tage

Keine Wiedereinberufung des Reichstages Berlin, 22. Okt. Wie wir erfahren, hat die Reichsregie- rung was nach ihrem bisherigen Verhalten ganz selbst­verständlich ist nicht die Absicht, den Anträgen auf Wie- dereinberusung des Reichstages zu entsprechen. Sie hat diese Stellungnahme auch bereits der Landvolkpartei gegen­über, die einen derartigen Wunsch geäußert hatte, zum Ausdruck gebracht.

llud Mer Mt das Leben

Roman von Fr. Leh « e

19. Fortsetzung.

Es war schon ziemlich spät, als man zurück nach Dobbertin fuhr; Frau Karola hatte sich überall ein wenig länger aufgehalten, und Burkhard suchte den Zeitverlust durch eine größere Geschwindigkeit einzu­holen. Der Kommerzienrat batte es gern, wenn feine

Frau pünktlich zum Abendessen daheim war. Er äng­stigt? sich sonst.

Plötzlich rührte Frau Karola an die Schulter des Chauffeurs.Soeben ist mir die Tasche aus dem Wagen gefallen!" rief sie.

Er brachte den Wagen zum Stehen und sprang heraus. Die großen Scheinwerfer beleuchteten die Straße taghell. Sie war ebenfalls ausgestiegen, und au seiner Seite suchte sie.Mir ist es unbegreiflich! Es war gerade eben!"

Man brauchte auch nicht weit zurückzugehen, breit am Wege lag die große, schwarze Lacktasche.

Er bückte sich schnell und überreichte sie ihr; seine Hand berührte dabei die ihre.

Ich danke Ihnen!" sagte Frau Karola. Sie ging dicht neben ihm die paar Schritte zum Wagen zurück, und ihre Gestalt streifte mehrmals die seine. Sie stieg nicht gleich ein; mit einem rätselhaften Blick sah sie ihm in die Augen entgegenkommend, fragend, verlangend.

Es war mittlerweile ganz dunkel geworden; schwarz und gespenstisch standen die Bäume am Rande -es Weges.

Man kann sich beinahe fürchten!" sagte Karola.

Fürchten, gnädige Frau? Hier geschieht nichts! Bor wem?"

Ich weiß selbst nicht. Vielleicht vor sich selbst!" entgegnete sie leise, und wieder streifte ihre Gestalt die seine. Es durchzuckte ibn.

Sinkende Reichssteuereinnahmen

Berlin, 22. Okt. Das Eesamtaufkommen im ersten Halb­jahr des laufenden Rechnungsjahres (1. April bis 30. Sep­tember) beträgt 4580,7 Millionen RM. und bleibt, rein rechnerisch betrachtet, um 552,1 Millionen NM. hinter der Hälfte des veranschlagten Zahreshaushaltssolls zurück. Von diesem Minderaufkommen entfallen 297,3 Millionen RM. auf die Besitz- und Verkehrssteuern und 254,448 Millionen RM. auf die Zölle und Verbrauchsabgaben.

Preissenkung für oberschlefiche Steinkohle und rheinische Braunkohle

Berlin. 22. Ott. Wie die Oberschlestsche Steinkohlenindustrie dem Reichswirtschaftsministerium mitteilt, hat sich der ober­schlesische Kohlenbergbau zu einer durchschnittlichen Senkung der Kohlenpreise um 6 Prozent grundsätzlich bereit erklärt und den Wunsch geäußert, daß es ihr ermöglicht würde, die Preissenkung noch vor dem 1 Dezember eintreten zu lassen. Ebenso hat das Rheinische Brauukohlensyndikat in Köln mit sofortiger Wirkung eine allgemeine Herabsetzung seiner Verkaufspreise beschlossen. Die Preisermäßigung beläuft sich für Hausbrandbriketts auf 89 Pfg. bis 2 RM. die Tonne. Auch der Preis für Jndustrie- briketts soll eine angemessene Ermäßigung erfahren.

Raubmord in Ludwigshasen

Ludwigshafen, 21. Okt. Der 26iäbrige Schuhmacher Albert Dietrich, der in der Oggersheimerstraße eine mechanische Repara- lurwerkstätte betrieb, wurde Montag früh in dem seiner Werk­statt benachbarten Schlafzimmer auf dem Bette liegend ermordet aufgefunden. Die Bluttat geschah durch Zertrümmern des Ko­pfes mit einem Hammer, dessen Stiel dabei zerbrach. Der Er­mordete stammte aus Fahrenbach i. Odenw. Da ein gröberer Geldbetrag fehlt, wird Raubmord vermutet. Hausleute hatten am Samstag abend gegen 8. Uhr den Ermordeten noch klopfen hören. Die Kreisregierung der Pfalz hat auf die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 200 Mark ausgesetzt.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 23. Oktober 1930.

Ortsbibliothek Altensteig. Am Freitag findet zum ersten Mal in diesem Winter wieder die Ausgabe von Büchern statt. Die Bücherei enthält eine ganze Reihe schöner und wertvoller Bücher, besonders auch Werke der neueren Literatur, daneben Bücher belehrenden Inhalts aus Geschichte, Erdkunde (Reisebeschreibungen) und Natur­leben. Es ist eigentlich etwas befremdlich, daß die Bücherei so verhältnismäßig schwach benützt wird, denn für ein Städtchen wie Altensteig dürfte die Leserzahl eine wesent­lich größere sein. Und gerade heutzutage, wo sich der Ein­zelne viel schwerer zum Kauf eines Buches entschließt, mutz das Vorhandensein einer allgemeinen Bücherei wohltätig empfunden werden, denn schließlich lebt der Mensch nicht vom Brot allein, er muß auch geistiges Brot haben. Von diesem Gesichtspunkt aus werden auch die Anschaffungen gemacht (die bei beschränkten Mitteln allerdings nicht groß sein können); wertlose, süßliche Romane und dergleichen Bücher, wie sie leider allzuviel auf den Markt kommen, werden nicht in die Bücherei eingestellt, für Schund haben wir kein Geld übrig. Im Gegenteil soll die Bücherei zu einer Quelle werden für Belehrung und wertvolle Unter­haltung. Bllcherausgabe immer Freitags von 57 Uhr. Sollte sich aber ein Bedürfnis Herausstellen, so könnte für Erwachsene auch die Stunde von 89 Uhr angesetzt wer­den. Jedes, das Bücher entlehnt, hat nicht nur den Genuß des Buches, sondern es fördert auch noch die Ausgestal­tung der Bücherei, da für die Lesegebühr (1 Buch 10 Pfg.) wiederum neue Bücher angeschasst werden. T.

Württembergische Volksbühne.W a l l e n st e i n", ein dramatisches Gedicht von Schiller. Von der ersten Vor­stellung des ganzen Werkes, die am 16., 17. und 20. April

Er fühlte es war Absicht gewesen; vielleicht hatte ste auch die Tasche aus irgendeinem Grunde aus dem Wagen geworfen; dieser Gedanke drängte sich ihm plötzlich aus.

Li Nähe der schönen Frau, der feine Duft, der sie umgab, legte sich ihm verwirrend auf die Sinne; rasch und erregt schoß ihm das Blut durch die Adern. Er war Loch auch nur ein Mensch allein mit ihr in dem knospenden, drängenden Frühlingsabend. Wenn er sie in den Arm genommen und geküßt hätte, sie hätte es ihm nicht gewehrt, das wußte er.

Wie sie öastand, sich ihm anbietend der rote, halb­geöffnete Frauenmund ihm so nahe! Schwer ging sein Atem. Lächelnd, fragend sah sie ihn an. Seine Gestalt straffte sich; er machte eine hastige Bewegung, dann trat er einen Schritt von ihr weg.

Noch ein kurzes, sekundenlanges, merkliches Zö­gern, Sann stieg sie endlich ein. Steil stand eine Falte zwischen den blonden, ein wenig nachgeholfenen Au­genbrauen. Ein verdrießlicher Zug auf ihrem Gesicht, während sie sich zurücklehnte. Sie war enttäuscht.

Ungeduldig klopne ihr Fuß auf und ab. Burk­hard Brockstedt war doch ein einfältiger, schwerfäl- i liger Mensch!

Hätte er gewußt, welche Gedanken hinter der Stirn seiner Herrin kreisten vielleicht würde er seine Selbstbeherrschung bereut Haben! Schön und gefähr­lich war die Frau und doppelt gefährlich, weil sie ihm ihr Wohlgefallen so deutlich zeigte.

Wie lange war es doch her, daß er eine Frau ge­küßt! Wär's heute abend Sünde gewesen?

Als ob er von seinen eigenen Gedanken fliehen wollte, fuhr er mit größer Geschwindigkeit.

Unheimlichen Gespenstern gleich huschten die Bäume und Streicher im Dunkel des Abends am Wegraude vorbei.

In unglaublich kurzer Zeit war man daheim.

Als er den Wagenschlag öffnete, um Frau Karola beim Aussteigen zu helfen, lächelte sie ihn seltsam an, leise ein Wort sagend, fast Lhörbar! Dennoch hatte er es verstanden und wurde rot.

Parsifal!"

-Oa, Parsifal der reine Tor! Oder der blöde Tor-!"

1799 in Weimar stattfand, schrieb später Tieck:Unter die blaffen Tugendgespenster jener Tage trat Wallensteins mächtiger Geist, groß und furchtbar. Der Deutsche ver­nahm wieder, was seine herrliche Sprache vermöge, welchen mächtigen Klang, welche Gesinnungen, welche Gestalten ein echter Dichter wieder hervorgerufen habe." Vom Drama war Schiller durch die Bearbeitung seiner Quellen zum Carlos" auf das Studium der Geschichte gekommen uich hatte dem Theater infolge der trüben Erfahrungen seiner Mannheimer dramaturgischen Tätigkeit für mehr als zehn Jahre den Rücken gekehrt. Nun war ihm wäh­rend seiner geschichtlichen Arbeit über den dreißigjährigen Krieg bei der eigenartig fesselnden Gestalt Wallenstein die Zdee gekommen, sein Schicksal zu einer gewaltigen Tra­gödie zu gestalten. Er stellt den ehrgeizigen Feldherrn, dir große Persönlichkeit, der rechtmäßigen kaiserlichen Gewalt gegenüber. Der Kampf um die Macht wird von beiden Seiten ohne Rücksicht auf die bürgerliche Moral nur mit den Mitteln, welche Erfolg verheißen, geführt. Für Wal­lenstein spricht der hohe Flug und der vaterländische Sinn seiner Pläne, für den Kaiser das Recht und die Heiligkeit der Verträge. Licht und Schatten fallen auf beide Seiten, für beide heißt es Gewalt ausüben oder leiden. So dür­fen sich beide Parteien in ihrer Art entfalten, Wallensteins Handeln ist verbrecherisch und wird vom Dichter so ge­nannt, Octavios Vertrauensbruch wird als Tücke, und doch vergessen wir bei jenem den Makel über der Tragik, die den Mann mit der Herrscherseele umwittert, über seinen Glauben an den Zusammenhang seines Zchs mit den Mäch­ten des Ileberweltlichen und Octavio seinerseits ist alles Andere als ein intrigierender Bösewicht. So ist auch die Fülle der Nebengestalten realistisch gesehen: Ein über­legener, ordnender Geist hat in jenem großen Spiel die seiner Natur entsprechende Rolle angewiesen, klar und übersichtlich liegen die Fäden der Handlung dar.

Herbsttreffen der 248er in Horb. Vom herrlichsten Sonnen­schein begünstigt, machen die 246er ihre Ausflüge. Das war schon anno 1914 so, als wir am Kirchweihsonntag nach Kortrik kamen, um unser Treffen mit den Engländern in die Wege zu leiten und es war dasselbe wunderbare Herbstwetter, das unser Schwarzwaldtreffen am 19. Oktober ds. Js. in Horb be­günstigte. Aber nicht die Freude über das schöne Wetter und den gelungenen Ausflug allein war es, was die Gemüter aller Beteiligten so freudig stimmte. Es war vielmehr die Freude über das Wiedersehen so vieler lieber Kameraden, nach denen man sich im Laufe der Jahre schon da und dort erkundigt hatte. Eine über Erwarten stattliche Zahl alter 246er hatte dem Ruf Folge geleistet und sich in Horb eingefunden. Von überall her waren die Kameraden herbeigekommen, aus dem Schwarzwald, von der Alb, aus Nürtingen, Reutlingen, Rottenburg und vie­len anderen Orten. Manch einer hatte einen recht weiten Weg unter die Füße genommen, und wird es auch gerne wieder tun, wenn im nächsten Jahre erneut die Einladung an ihn ergeht. Die Stuttgarter und Eßlinger Ortsgruppe hatte mit dem Tref­fen eine Omnibusfahrt durch den Schwarzwald verbunden. Ueber Calw, Wildbad, Freudenstadt trafen sie um */-2 Uhr im Lindenhos" in Horb ein, herzlich begrüßt von den bereits an­wesenden Kameraden. Nach gemeinsamem Mittagessen, womit sich der Wirt allseitiges Lob verdiente, eröffnete der Vorstand der Stuttgarter Ortsgruppe die Tagung mit einer Ansprache, wobei er allen Beteiligten für ihr Erscheinen herzlich dankte. Die zahlreich eingelaufenen schriftlichen und telegraphischen Glückwünsche der am Erscheinen verhinderten Kameraden wur­den bekanntgegeben. In seinen Ausführungen forderte er alle Versammelten auf, an der den 246ern eigenen Kameradschaft­lichkeit und Treue festzuhalten, den Geist der Zusammengehörig­keit und Pflichttreue wie einst unter den Waffen so auch heute überall zu pflegen in dem Bewußtsein, unserer Sache zu dienen und unserem Vaterlande damit den besten Dienst für einen bal­digen Wiederaufstieg aus schwerer Not zu leisten. Kamerad Dr. Kauffmann aus Stuttgart, unser allverehrter Führer und geschätzter Kamerad, richtete treffende Worte an die Versammel­ten, welche begeistert und herzlich ausgenommen wurden. Er gedachte der gefallenen Kameraden, wie auch derer, die im Laufe der Jahre an den Folgen ihrer Verwundung oder Krank­heit von uns geschieden sind. Sein Dank galt in erster Linie unserem Kameraden Holoch für seine außergewöhnliche Mühe und Aufopferung für das Zustandekommen unserer Vereinigung und deren Leitung. Besonderes Lob und Anerkennung brachte

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Nachdem Johanna sich von Frau Karola verabschi? det hatte, beeilte sie sich, nach Hanse zu kommen; es war doch später geworden, als sie gedacht. Die Stunde Zusammensein mit der Dame war eine sehr ange­nehme Unterbrechung ihres Alltagslebens gewesen und sie hätte sich gern daran erinnert, wenn das mit Hero nicht gewesen wäre gnälend belastete es ihre Gedanken. Die Schwester mußte ihr Rechenschaft ak- legen.

Sie schreckte, aus ihren Gedanken gerissen, zusam­men, als sie plötzlich gegrüßt wurde. Es war Doktor Ehrwald, der sie überholt hatte. Er war nicht allein; an seinem Arm hing ein zierliches, puppenhaftes, hüb­sches Ding. Ein nadelscharfer Stich ging durch tbr Her,; gewiß seine Braut! Sie merkte, - man von ihr gesprochen hatte.

Da redete Dr. Ehrwald sie an: Maronesse Brock­stedt, ist es unbescheiden, wenn ich eine Bitte ans- spreche? Meine Braut möchte Sie gern kennenlernen, und da der Zufall es jetzt fügt"

Aber selbstverständlich, Herr Doktor! Auch ich würde mich sehr freuen." Johanna reichte der jungen Dame, die etwas abseits stand und jetzt näher kam. die Hand, einige liebenswürdige Worte in der eige. nen, herzgewinnenden Art sprechend. Man ging zu­sammen weiter, da man den gleichen Weg hatte.

Ich habe schon so viel von Ihnen gehört, Baro­nesse, und vom Ansehen kenne ich Sie auch schon Mein Verlobter hatte mir erzählt, wie selbstlos Sie die kranke Frau in Ihrem Hause gepflegt hakten So gern hätte ich Sie schon einmal beiucht, ich wagte es nur nicht. Ich habe bei einer Freundin eine Bitri- nenpupve von Ihnen gesehen, eine Rokokodame so envas Lüßes gibt es nrcht wieder, und einen Lam- pen scyrrm von altem Brokat einzig!"

Dr. Ehrwa.d war erschrocken. War Tilli nicht ein wenig taktlos, wenn sie rn dirker Weise Johannas Heimarbüt erwähnte? Doch unbefangen entgegnete Johanna:Wenn Sie einmal zu mir kommen wollen, herzlich soll es mich freuen, und ich werde Ihnen dann meine Arbeiten zeigen! Es ist sicher manches darun­ter, was Ihnen gefallen wird." " (Fortsetzung folgt.)