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Neues vom Tage
Die Kanzlerbesprechungen mit den Parteiführern abgeschlossen
Berlin, 6. Oktober. Der Reichskanzler hatte heute nachmittag den angekündigten Besuch der beiden deutschnationalen Vertreter Dr. Oberfohren und r>. Winterfeldt. Er legte ihnen ebenso, wie den übrigen Fraktionsvertreten die Grundzüge des Sanierungsprogramms dar. Wie in politischen Kreisen verlautet, haben die beiden Herren ihm geantwortet, daß die deutschnationale Reichstagsfraktion, die ursprünglich aus kommenden Montag vormittag einberufen war, mit Rücksicht aus den Gottesdienst, der vor dem Zusammentritt eines jeden neuen Reichstags stattzu- sinden pflegt, bereits am Sonntag nachmittag 4 Uhr ihre erste Sitzung abhalten wird. Sie werde zu dem Regierungsprogramm Stellung nehmen. Mit diesem Empfang sind die Besprechungen des Kanzlers mit den Parteiführern abgeschlossen. Zunächst werden jetzt die Fraktionen ihre Stellungnahme klären müssen. Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei tritt am Freitag, die des Zentrums am Montag zusammen. Die in Aussicht genommene gemeinsame Besprechung des Kanzlers mit den Führern der hinter der Regierung stehenden Parteien dürste also erst im Lause der nächsten Woche stattfinden.
Reichspräsident v. Hindenburg nach Berlin zurückgekehrt Berlin, 6. Oktober. Der Herr Reichspräsident ist aus München kommend mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug heute abend 9 Uhr auf dem Anhalter Bahnhof wieder in Berlin eingetroffen.
Erdbeben in Nordpersien
Konstantinopel, K. Okt. Wie aus Teheran gemeldet wird, stad in der Nähe des erloschenen Vulkans Manavend in Nordpersien durch ein Erdbeben sechs Dörfer vollkommen zerstört worden. Das Erdbeben hat 4 7 Tote gefordert; außerdem wird ein großer Teil der Vevölkeung vermißt. Die persische Regierung hat eine Hilfsexpedition mit Medikamenten und Lebensmitteln in das Erdbeben- ge-iet entsandt.
Unruhe« in Nordspanie»
Madrid, 6. Okt. Wegen einer Versammlung der Monarchischen Union, die am Sonntag in Bilbao stattfand, baben die Kommunisten sämtliche Verkehrsmittel stillgelegt. Als die Monarchisten auf die Srraße gingen, wurden sie bedroht, so daß sich die Polizei veranlaßt sab, zur Schuhwaffe zu greifen. Daraufhin stürmten die Kommunisten eine Waffenhandlung. Es kam zu einem Feuergefecht zwischen der Polizei und den Aufrührern, bei dem mehrere Personen verletzt wurden. — Man befürchtet, daß sich der Generalstreik, der ursprünglich nur 24 Stunden dauern sollte, weiter ausdehnen und auf die ganze Provinz übergreifen wird.
Belagerungszustand in Buenos Aires Wie Havas aus Buenos Aires meldet, ist durch ein Dekret der Regierung der Belagerungszustand, der am K. Oktober aufgehoben werden sollte, bis auf weiteres verlängert worden.
Porto Allegro in den Händen der Aufständischen Paris, 6. Okt. Nach einer Havasmeldung aus Montevideo sollen die Aufständischen Porto Allegro besetzt haben.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 7. Oktober 1930.
Betrachtungen eines Kurgastes über Altensteig
Wohl selten wird ein Kurgast, welcher sich längere Zeit in Altensteig aufhielt, abreisen, ohne den Blick noch einmal rückwärts zu wenden und laut oder in Gedanken zu sagen: Auf Wiedersehen! In der Tat. Jedermann, der hier Erholung sucht, kommt auf seine Rechnung. Die schönen Berge, der Wald, die gut und schön angelegten Wege an den Berghängen geben dem romantischen Städtchen einen eindrucksvollen Rahmen. Für die vielen und an guter Stelle aufgestellten Bänke soll dem Magistrat, soweit dies noch nicht geschehen ist, an dieser Stelle Dank gesagt werden. Die Straßenreinigung ist für so ein kleines Städtchen als hervorragend zu bezeichnen. Das Denkmal, welches Altensteig seinen gefallenen Helden gesetzt hat, ist würdevoll und mit seinen umgebenden Anlagen besitzt Altensteig ein Ehrenmal, welches man nicht oft finden wird. Das meiste aber, was in Erstaunen setzt ist dies, eine Musikkapelle zu finden, welche sich getrost in einer auch größeren Stadt behaupten kann. Das Programm, welches am letzten Platzkonzert aufgestellt war und zur Ausführung kam, war eigentlich ein kühnes Unternehmen, denn den Pilgerchor mit dem Lied „An den Abendstern" als Blasmusik mit so wenig Holz zur Ausführung zu bringen, muß als solches bezeichnet werden. Ueberraschen- derweise war die Wiedergabe sehr gut, es war eine Freude zu sehen, wie der Dirigent seine Kapelle in der Hand hatte und eine Freude war es zu beobachten, wie jeder einzelne Mann dem leisesten Wink seines Leiters folgte und sein Bestes gab, umsomehr, als doch die ganze Kapelle außer ihrem Leiter keine Berufsmusiker sind. Ohne Uebertrei- bung kann gesagt werden: Altensteig kann auf seine Stadtkapelle stolz sein und wenn sich der Magistrat entschließen könnte, vom 1. Mai bis 1. Oktober Sonntag morgens und Mittwoch abends Platzkonzerte machen zu lassen und dies in seinem Prospekt bekannt gäbe, so würde dies ohne Zweifel für Altensteig als Luftkurort von Vorteil sein.
Zum Schluß darf vielleicht noch von etwas gesprochen werden, was Altensteig fehlt, es ist die Kanalisation mit den dazugehörigen W.-C. Diesen Mangel wird die Bürgerschaft aber wohl schon selbst empfunden haben und nur die leidige Geldfrage wird das Hemmnis gewesen sein, dieser Angelegenheit näher zu treten. Bei meiner Abreise von hier werde ich sagen: Auf Wiedersehen! L.
Berichtigung. Die Postautolinie Alten st eig-Eöt- telfingen-Besenfeld verkehrt nicht wie im Fahrplan angezeigt Sonntags um 8.00 Uhr ab Göttelfingen und Werktags um 8.25 Uhr, sondern Werktags um 8.00
Uhr und Sonntags um 8.25 Uhr. Wir bitten unsere Leser, im Fahrplan die beiden Buchstaben 8 und W einfach umzustellen. Die Rückfahrt ab Altensteig erfolgt wie angezeigt Werktags um 9.13 Uhr und Sonntags um 9.40 Uhr.
Egenhausen, 6. Oktober. (Sechziger-Feier.) Vom Wetter nicht gerade begünstigt, aber doch bellen Sonnenschein im Herzen feierten letzten Sonntag die Schulkameraden und -Kame- rädinnen des Jahrgangs 1870 mit ihren Angehörigen den 60. Geburtstag. Viele waren schon am Tag zuvor in ihre alte Heimat gekommen, so die Familie Haier aus Baden-Baden, Herr Fuchs aus Basel, Herr Ernst Ungerer aus Stuttgart- Gablenberg. Andere kamen aus Schramberg, Stuttgart, Nagold, Besenfeld, Mötzingen, Gültlingen und Walddorf. Bald da, bald dort sah man freudiges Begrüßen und strahlende Gesichter, die sich des Wiedersehens freuten im trauten Heimatort. Der Nachmittag führte dann die Erschienenen mit den hiesigen Jubi- laren zusammen. Es war eine stattliche Zahl von Frauen und Männern, die sich fast die meisten noch guter Gesundheit erfreuen dürfen trotz der vielen im Sturm des Lebens ergrauten Köpfe und mancher durch schwere Arbeit gebeugten Gestalten. In froher Feststimmung bewegte sich um ^/-4 Uhr eine mit den letzten Herbstblumen geschmückte Schar dem Gotteshause zu, wohin Herr Kurt Haier und sein Freund Herr Hochhäusler aus Baden-Baden, die anläßlich dieser Feier mit ihren Angehörigen in die alte Heimat gekommen waren, die Gemeinde und Festgäste zu einem von ihnen veranstalteten Kirchenkonzert geladen hatten. Eine ganz ansehnliche Besucherzahl hatte sich in unserem Gotteshause eingefunden, und cs patzte gut zusammen, daß sich auch unsere Kirche in einem Festgewand zeigen konnte. Hiesige Handwerksleute hatten dieselbe in den letzten Wochen innen und außen in neuem Schmuck erstehen lassen. Die beiden Herren Haier und Hochhäusler führten Orgel- und Gesangsstücke unserer großen Meister der Töne auf u. a. von I. S. Bach, Schubert, Mendelssohn, Haydn, Wagner. Herr Haier zeigte sich auf der Orgel als Meister, und Herrn Hochhäusler dürften mit seinem feinen, aber ausgiebigen Tenor noch große Erfolge beschicken sein. Anschließend an das Konzert in der Kirche folgte im Gasthaus zum „Ochsen" die eigentliche Geburtstagsfeier. Eine festlich geschmückte Tafel lud die Teilnehmer zu einem Essen ein. Die Herren Fuchs-Basel und Unaerer-Eablenberg begrüßten die Erschienenen mit herzlichen Worten. Musikalische und humoristische Darbietungen wechselten im Laufe des Abends recht angenehm miteinander ab, und auch der „Liederkranz" unter Herrn Kempf trug durch seine passenden Chöre wesentlich zur Verschönerung der Veranstaltung bei. Der Vorstand Herr Fitz Wolf beglückwünschte im Namen des Vereins die anwesenden Sechziger zu ihrem wohlgelungenen Jubelfeste. Zum Schluß mutz auch noch des rührigen Gastgebers, Herrn Ochsenwirt Eänßle, seiner Frau und der „dienstbaren Geister" gedacht werden, die alles aufboten, um den Auswärtigen den Aufenthalt in der alten Heimat recht angenehm und für die Einheimischen den Abend recht gemütlich zu gestalten. Die Eindrücke der Sechziger-Feier 1930 werden allen Teilnehmern noch recht lange, den Jubilaren selbst aber zeitlebens in bester Erinnerung bleiben. L.
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Bad Liebenzell, 6. Oktober. (Abschluß der Kurzeit.) Der Kursaal ist geschlossen und die eigentliche Kurzeit zu Ende, wenn auch noch eine ganz stattliche Anzahl von Gästen hier ist. Leider war der Herbst ganz des schlechten Sommers würdig und hat ihn eher noch an Unfreundlichkeit übertroffen, so daß das Geschäft der Nachsaison dem des Vorjahrs sehr nachsteht. In Bad Liebenzell muß man im großen ganzen jedoch zufrieden sein; der Ruf eines nicht zu teuren Bades mit guten Kurmitteln und Kureinrichtungen hat es mit sich gebracht, daß die Kurgästezahl mit z. Z. 7400 ganz wenig unter den Ziffern des Vorjahres liegt. Durch den Ausbau des Wochenend- und Sonntagsverkehrs können sich die Hotels auch für die Wintermonate einigen Verdienst verschaffen. Die Lage Bad Liebenzells zu Stuttgart und Nforzheim ist für den Ausflugsverkehr überaus günstig und nachdem mehrere Häuser Zentralheizung eingerichtet haben, sind die Voraussetzungen für einen gemütlichen Aufenthalt auch in der kalten Jahreszeit gegeben.
Glatten, 6. Oktober. (Verkehrsunfälle.) Am Freitag erlitt hier bei der Mühle ein Personenkraftwagen einen Zusammenstoß mit einem Radfahrer, wobei der Radfahrer den Fuß gebrochen hat. — Am Sonntag stießen auf der Straße nach Hallwangen ein Personenauto und eine Chaise beim Ueberholen zusammen. Die Chaise wurde umgeworfen, das Auto fuhr in den Straßengraben. Nur dadurch, daß sich das Pferd an der Chaise ganz ruhig verhielt, entstand kein Unglück.
Freudenstadt, 6. Oktober. (Bezirksmisstonsfest.) Das am Samstag hier stattgefundene Bezirksmifsionsfest erfreute sich eines sehr guten Besuchs. Als Bezirksvertreter von Basel begrüßte Pfarrer Marstaller-Grüntal die Versammlung. Als Redner waren gewonnen Missionar Mayer, früher in Indien und Missionar Maier, der über seine persönlichen Erlebnisse in China berichtete. — Nach dem Fest in der Kirche trafen sich die Teilnehmer noch im Gemeindehaus zu einer Nachfeier.
Freudenstadt, 6. Oktober. (Zusammenstoß.) Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am 4. Oktober ist abends ein Pferdegespann des I. Lutz aus Haiterbach, das von einem Knecht gelenkt wurde, auf der abschüssigen Straße Aach— Dornstetten in gestrecktem Galopp gegen die Reichsdahnstrecke Dornstetten—Freudenstadt herabgefahren und hat die geschlossene Schranke des lleberganges bei dem Bahnwärterposten 84 durchbrochen; dabei stieß das Fuhrwerk mit einem eben aus dem Bahnhof Dornstetten ausfahrenden Eüterzug zusammen. Da der Lokomotivführer den Zug sofort zum Halten brachte, wurde ein größerer Unfall vermieden.
Neuenbürg, 4. Oktober. DemEntwurffürBau- teil II der Kleinenztalstraße haben die Württ. Forstdirektion und die Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau zu ge stimmt, jedoch mitgeteilt, daß Mittel erst im Rechnungsjahr 1931 zur Verfügung gestellt werden können, sofern im Staatshaushaltplan 1931 ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Diese Stellungnahme wurde seitens des Bezirksrats lebhaft bedauert und darauf hingewiesen, daß die Erwerbslosennot des Bezirks und der anschließenden Calwer Gemeinden eine alsbaldige Fortsetzung des Bauwesens erfordern. Schließlich wurde beschlossen, bei den Beteiligten energische Vorstellungen zu machen und auf die baldige Fortsetzung zu drängen.
'— Nr. 234
Rottenburg, 4. Oktober. Zur Freude aller Hausfrauen hat die hiesige Metzgerinnung bekannt gemacht, daß heute in sämtlichen hiesigen Metzgereien das Pfund Schweine- fleischzu 90 Pfg. verkauft wird. Der Grund zu diesem gewaltigen Abschlag sind ohne Zweifel die vielen Hausschlachtungen, bei denen das Pfund schon seit längerer Zeit um 90 Pfg. und 1 Mark abgegeben wird.
Nottenburg, 6. Oktober. Vom 14. bis 16. Oktober wird hier die von Bischof Dr. Sproll einberufene Diözesan- synode tagen, an welcher über hundert Geistliche, darunter die Herren des Domkapitels, die Dekane, die Vorstände der Anstalten und eigens vom Bischöfe berufene Geistliche teilnehmen, um über wichtige Zeitfragen zu beraten und dazu Stellung zu nehmen. Die letzte Diözesansynode fand unter Bischof v. Keppler vor mehr als zehn Jahren statt.
Eßlingen, 6. Okt. (Tödlich verunglückt! Ein Motorradfahrer stürzte, ohne zu Schaden zu kommen Der Beifahrer, ein 47 Jahre alter Gürtler Karl Brandstätten von hier, wurde vom Rad geschleudert. In schwerverletztem Zustande wurde er sofort in einem vorbeifahrenden Personenkraftwagen in das städtische Krankenhaus übergrführt. Dort ist er bald gestorben.
Göppingen, 6. Okt. (A b g e st ll r z t.) Auf dem Kalten Feld ist bei einer Kletterpartie Alfred Eutmann, Fabrikan- tensohn von hier, abgestürzt und schwer verletzt worden. Nur dem Umstand, daß ihn ein Partner angeseilt hatte, ist es zu verdanken, daß der Unfall einen noch verhältnismäßig glücklichen Ausgang nahm.
Weinsberg, 6. Okt. (TödlicherUnfall.) Am Sonntag fuhr der 10 Jahre alte Helmut Waldmann aus seinem Fahrrad hinter einem Langholzfuhrwerk. Er wurde dabei von einem vorbeifahrenden Auto überfahren und so schwer verletzt, daß er bald darauf starb.
Oberreute OA. Oberndorf, 6. Okt. (Bran d.) Samstag morgen stand das Wohn- und Oekonomiegebäude des Franz Flaia in Flammen. Den Bewohnern und rasch herbeigeeilten Nachbarn gelang es, das Vieh und einiges Mobiliar zu retten. Als Brandursache wird Kurzschluß angenommen. Die Gebäude sind bis auf die Grundmauern eingeäschert.
Ravensburg» 6. Okt. (JmStreitniedergestochen.) Zwei Zugereiste, die ihre Bekanntschaft hinter vergitterte« Fenstern machten und sich am Samstag hier in einer Wirtschaft wieder trafen, kamen in ihrem angeheiterten Zustande wegen einer „Holden" in Streit, weshalb sie aus der Wirtschaft verwiesen wurden. Außerhalb der Wirtschaft setzte sich der Streit noch heftiger fort, wobei der ungefähr 30jäh- rige Händler Kästle mit einem Messer seinen Gegner in de« Hals stach. Der Stich ging in die rechte Halsschlagader, der Messerheld selbst suchte durch einen Taschentuch den Blutstrom zu hemmen, aber der Blutverlust war in wenigen Sekunden so stark, daß der Gestochene zusammenbrach und nach wenigen Minuten starb. Der Getötete Heißt Probst und ist 43 Jahre alt. Der Täter flüchtete, konnte aber festgenommen werden.
Altenriet OA. Nürtingen, 6. Okt. (T o dessturz.) Mittags kam der 51 Jahre alte Gotthilf Lalatin, Fleischbeschauer und Kriegsinvalide, beim Absteigen vom Wagen so unglücklich zu Fall, daß er einen Schädelbruch erlitt. Bald darauf ist er gestorben.
Tuttlingen» 6. Oktober. (Ein Schweinigel.) Vor einigen Tagen brachte ein junger Mann von etwa 20 Jahren aus Nendingen in einer Schachtel eine junge Wasserratte in ein hiesiges Wirtschaftslokal. Im Kreise seiner Freunde ließ er, wie der „Schwarzwälder Bote" berichtet, das Tier auf dem Tisch einer Katze gleich laufen, spielte und fing es ein, sobald es Versuche machte, auszureißen. Einer von den Tischgästen schloß mit ihm eine Wette ab, wenn er der Ratte den Kopf abbeiße. Gesagt, getan. Der Junge biß ihr den Kopf ab und zum größten Ergötzen der gleichaltrigen Stammtischbrüder fraß er das Tier mit Haut und Haar auf. Ist es nun eine Beleidigung, wenn man einen solchen Menschen einen Schweinigel nennt? Der Junge weiß nicht, daß dieses „Kunststück" Tod zur Folge haben könnte.
Aus Bade«
Pforzheim, 5. Oktober. Am Sonntag vormittag kurz nach 8 Ühr ist das Freilichttheater auf dem Wartberg in Pforzheim durch einen Brand fast vollkommen vernichtet worden. Der Schaden dürfte sich auf 80—100 000 Mark belaufen. Verbrannt sind die etwa 2000 Sitzplätze, die ganze Tribüne und die Garderoben.
Landesausschußsitzung der Deutschen Volkspartei Stuttgart, 6. Okt. Die Deutsche Volkspartei in Württemberg batte den Landesausschutz zu einer Sitzung nach Stuttgart einberufen, in der der Ausgang der Wahlen behandelt wurde. Es war im allgemeinen eine interne Besprechung, sodaß von Entschließungen abgesehen wurde. Das Zusammengeben der Deutschen Volkspartei mit der Deutschen Staatspartei in Württemberg und-Baden nahm einen breiten Raum in der Sitzung ein. Die beiden Hauvtreferenten, Staatsrat Rath und Reichstagsabgeordneter Keinath und Elatzel, haben nach ihren Ausführungen die besten Eindrücke von der Zusammenarbeit mit der Deutschen Staatspartei gewonnen. Obwohl einzelne Stimmen aus dem Land laut wurden, die glaubten, daß die Einheitsliste, die von der Reichsleitung der Deutschen Volkspartei nicht gewünscht wurde, beiden Parteien nicht förderlich gewesen sei, weil die Extremen zur Rechten und Linken dadurch abgesvlittert seien, war die überwiegende Anschauung doch die, daß der Zusammenschluß in der Wahl gut war und auch künftig ein enges Einvernehmen mit der Deutschen Staatspartei in Württemberg bergestellt werden soll. Das zweite Thema, das behandelt wurde, war die Regierungsbildung im Reich. Die allgemeine Meinung, die in dieser Landesausschutzfitzung zum Ausdruck kam, gebt innerhalb der Deutschen Polkspartei in Württemberg dahin, daß man sich in diesen Kreisen gegen ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie im Reich sehr ablehnend verhält. Nachdem nun die Nationalsozialisten einen so großen Wahlerfolg errungen baden. sei es notwendig, daß der Reichskanzler Dr. Brüning im vollen Ernst mit den Nationalsozialisten über ihre Beteiligung an der Regierung verhandelt.