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Tumultszenen vor dem Reichsgerichtsgebüudr Leipzig, 4. Okt. Bei der Verkündigung des Urteils im Hochverratsprozeß gegen die Ulmer Reichswehroffiziere kam es zu stürmischen Szenen. Im Eerichtssaal selbst brach eine im Zuschauerraum anwesende Dame in Protestrufe aus, die in eine Art hysterischen Schreikrampf übergingen. Sie wurde, immer noch laut schreiend, aus dem Saale geführt. Vor dem Gebäuse ' hatten sich große Massen von Hitleranhängern eingefunden, deren in Art eines Sprechchores taktmäßig ausgestotzene Protestrufe auch im Saal stark vernehmbar waren, so daß die Verlesung der Urteilsbegründung dadurch erheblich gestört wurde. Schließlich nahmen die Kundgebungen vor dem Gebäude einen solchen Umfang an, daß berittene Polizei eingrcisen und die Menge in die Seitenstraßen abdrängen mutzte.
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Rechtsanwalt Sack an den Reichspräsidenten Leipzig, 5. Okt. Rechtsanwalt Dr. Sack hat nach der Verkündigung des Urteils gegen die Reichswehroffiziere an den Reichspräsidenten folgendes Telegramm gerichtet:
„Hochzuoerehrender Herr Reichspräsident! Tief erschüttert durch die soeben verlesene Urteilsbegründung gegen dir drei Reichswehroffiziere Scheringer, Ludin und Wendt richte ich an Sie in dieser geschichtlichen Stunde die Bitte: Treffen Sie Vorsorge, daß durch das Urteil gegen die hervorragenoen Soldaten die tiefe Kluft der gegensätzlichen Weltanschauungen, die uns Deutschen immer wieder den Weg zur wahren Volksgemeinschaft versperrt, nicht unüberbrückbar wird. Die gleiche hohe Vaterlandsliebe, die einst die Soldaten der alten Armee beseelte, als sie sich unter Führung des Generalfeldmarschalls von Hindenburg gegen eine Welt von Feinden behaupteten, ist diesen jungen Männern jetzt zum Verhängnis geworden. Geben Sie. Herr Reichspräsident, oie Verurteilten als Offiziere frei. Genehmigen Sie, Herr Reichspräsident, den Ausdruck meiner unwandelbaren Verehrung, ge. Rechtsanwalt Dr. Alfons Sack."
Erster Kommentar Hitlers
München, 5. Ott. An den Anschlagsäulen des „Völkischen Beobachters" in der Stadl München steht folgender kurze Kommentar zu dem Leipziger Urteil:
„Das Urteil von Leipzig ist die Kapitulation des Reichsgerichts vor dem Berliner System des „gesunden Pazifismus". Es handelt sich um ein politisches Tendenzurteil, das in schroffstem Widerspruch zum gesamten Prozeßsrgeb- nis steht. Aber es mußte offenbar gefällt werden, um das System Eröner-Schleicher-Hammerstein vor der offenen Niederlage zu retten. Moralisch ist das System der Berliner Bürogenerale trotzdem gerichtet. Zn Berlin wurde der Pelzjäger und Sklarekfreund Böß soeben freigesprochsn. Zn Leipzig wurden ehrenhafte tapfere deutsche Offiziere eingesperrt, weil sie Deutschland und ihren Soldatenberuf zu sehr liebten."
Die Berliner Presse zum Leipziger Urteil Berlin, 5. Ott. Das Urteil gegen die drei Reichswshroffi- ziere wird in der Presse sehr ausführlich erörtert. Während Berliner Tageblatt, Vossische Zeitung, Börsencourier und llcht- Uh-Abendblatt von einem gerechten, notwendigen, sachlichen und dem Urteil des Rechtsempfindens einer großen Mehrheit des deutschen Volkes entsprechendem Votum des Reichsgerichts sprechen. findet die Rechtspresse, aber auch die gemäßigte Prelle wie Deutsche Allgemeine Zeitung und Tägliche Rundschau Worte schärfster Kritik.
Die „D.A.Z." erklärt ausdrücklich, das Verhalten der verurteilten Offiziere nicht in allen Einzelheiten zu billigen, aber Vorbereitung zum Hochverrat habe ihnen völlig fern gelegen. Die „Tägliche Rundschau" sagt, die Angeklagten hätten in ihrem ganz kleinen Bereich ein wenig von dem getan, was ein Pork, ein Freiherr vom Stein, ein Schill getan hätten, die Rebellen gewesen seien, als sie anfingen, und Befreier, als sie ihr Werk getan. Das Volk könne kein Vertrauen mehr zu einem Staat haben, der Justiz kenne, aber keine Gerechtigkeit. — Auch der „Lokalanzeiger" spricht von Schillschem Geist, der aus den Aussagen aller jungen Offiziere, Zeugen und Angeklagten, wehte.
Dieser Geist werde siegreich bleiben, auch wenn man seine Träger füsiliere, auch wenn man sie wegen Hochverrats auf Festung brächte. — Die „Kreuzzeitung" nennt die Offiziere Opfer des Werkes von Weimar. — Die „Deutsche Tageszeitung" weist auf die außenpolitischen Wirkungen des Urteils hin. Die Wehrfeinde im deutschen Volke dürsten in Zukunft keine Gelegenheit mehr finden, an dem Faktor, der uns noch Ansehen in der Welt verleihe. ihr Mütchen zu kühlen.
Gens, 5. Okt. Die 11. Vollversammlung des Völkerbundes ist am Samstag geschlossen worden. In der letzten Sitzung kamen die erfolglosen Bemühungen, den Völkerbundpakt an den Kellogg- pakt anzupassen, zur Verhandlung. Lord Robert Cecil richtete den ernsten Appell an die Versammlung, sich endlich zu erklären, welchen Weg man einfchlagen wolle, um den Krieg unmöglich zu machen. In dem Scheitern der Verhandlungen über die Kriegsverbotsbestimmungen des Völkerbundspaktes sehe er einen schweren Rückschlag, für den politische Ursachen maßgebend gewesen seien. lieber die Ausdehnung der Sanktionsbestimmungen des Völkerbundes habe er schwere Bedenken. Die Vollversammlung nahm sodann den Bericht des 6. Ausschusses an, in dem die Frage der Vereinbarkeit eines abgeänderten Völkerbundspaktes mit gewissen anderen Verträgen behandelt wird. Ferner fand eine Entschließung Annahme, in der erklärt wird, die Aufnahme eines allgemeinen Kriegsverbotes in den Völkerbundspokt ser zwar notwendig, aber eine Vertagung der Frage und eine neue Prüfung durch die Regierungen jedoch erforderlich.
Präsident Titulescu hielt sodann die Schlußansprache. Er pries die gesamte Arbeit der diesjährigen Völkerbundsversammlung. Für viele Fragen sei eine sofortige Lösung gefunden. Bei anderen Fragen sei der weitere Verhandlungsweg festgelegt worden. Die Einberufung der vorbereitenden Abrüstungskonferenz bedeute eine Beschleunigung des Zustandekommens der allgemeinen Abrüstungstagung.
Dr. Curtius berichtet dem Kabinett über Genf
Berlin, 5. Okt. Reichsaußenminister Dr. Curtius hat dem Reichskabinett über die Genfer Verhandlungen berichtet Das Kabinett, billigte einmütig die Haltung, die die deutsche Delegation eingenommen hat. Bekanntlich war der Verhandlungs- stoff der Ratstagung und der Bundesversammlung diesmal außerordentlich umfangreich. Er enthielt auch eine Menge Fragen, an denen Deutschland besonders interessiert ist. Dazu gehörten namentlich das Problem des Bahnschutzes im Saargebiet und die Minderheitenfrage. Die Beseitigung des Bahnschutzes im Saargebiet ist gelungen; wenn dafür von uns die Einrichtung einer anderen Schutzorganifation akzepiert wurde, die aus dem Saargebiet selbst gebildet wird, so hat das seinen Grund darin, daß auch die Vertreter der Parteien des Saargebietes geraten haben, diese Lösung anzunehmen. Die deutschen Minderheitsbeschwerden gegen Polen konnten sämtlich geregelt werden mit Ausnahme der Frage der Agrarreform. Für das Memelaebiet ist die Wahlfreiheit sichergestellt worden; die Wahl findet nun doch bereits am 10. Oktober statt.
SmtWsshrt der M? Zeprli»'
Leipzig, 5. Okt. Das Luftschiff „Graf Zeppelin", das am Sonntag früh trotz ungünstiger Witterung unter Führung von Kapitän Lehmann mit Passagieren an Bord zu einer Landungs- sahrr nach Leipzig gestartet war, landete nach etwa fünfstündigem Fluge, der über Nürnberg, Bayreuth, Hof führre, bei Leipzig-Mockau und startete nach halbstündigem Aufenthalt um 10.30 Uhr zum Weiterflug nach Görlitz. Dort landete es um 2.15 Uhr. Das Erscheinen des Luftschiffes löste bei den etwa 200 000 Menschen, die den Flugplatz umsäumten, unbeschreiblichen Jubel aus. Nachdem die Passagiere das Luftschiff verlassen hatten, begrüßten Oberbürgermeister Dr. Wiesmer. der als Passagier nach Friedrichshafen mitfährt, und Stadtrat Vie- Leg in der Führergondel den Führer des Luftschiffes, Kapitän Lehmann, sowie Kapitän Flemming. Der Besatzung wurden Presentkörbe überreicht. Dann erfolgte eine Besichtigung des Luftschiffes durch eine kleine Zahl von Ehrengästen. "
Nr. 233
Die LMmtschast im Me« Reichstag
Die Vertretung des landwirtschaftlichen Berufsstanüss im neuen Reichstag ist aus folgender Tabelle zu ersehen. In dieser Tabelle ist die Gesamtzahl der Mandate der einzelnen Parteien sowie die Zahl der landwirtschaftlichen Vertreter der Parteien verzeichnet.
Abgeordnete
Parteien
Insgesamt
davon landw. Vertreter
Sozialdemokraten -
143
1
Nationalsozialisten
107
13
Kommunisten
77
—
Zentrum
68
13
Deutschnationale
41
9
Deutsche Volkspartei
30
1
Wirtschaftspartei
23
—
Deutsche Staatspartei
20
1
Bayerische Volkspartei
19
7
Landvolk, Bauern- und Winzerbund 21
21
Christlich-sozialer Volksdienst
14
1
Deutsche Bauernpartei
6
6
Konservative Volkspartei
5
1
Deutsch-Hannoversche Partei
3
1
577 77
Als landwirtschaftliche Vertreter sind in diesen Zahlen niA nur besitzende Bauern und Gutsbesitzer einbegriffen, sondern auch Vertreter landwirtschaftlicher Organisationen, landwirtschaftliche Beamte und Landarbeiter.
Die Zahl der weiblichen Abgeordneten im neuen Reichstag
Nach der Reiüeniolge der Parteien auf dem Stimmzettel geben wir die Zahl der von diesen in den Reichslag entsandten weiblichen Abgeordneten bekannt: Die Sozialdemokraten habe» unter 143 Abgeordneten 16 Frauen gegenüber 20 Frauen unter 153 Abgeordneten im alten Reichstag, die Deutschnationalen 2 Frauen unter 41 Abgeordneten gegenüber 2 Frauen unter 73 Abg., das Zentrum unter 68 Abg. 4 Frauen gegen 4 Frauen unter 60 Abg., die Kommunisten 12 Frauen unter 76 Abg. gegenüber 2 Frauen unter 55 Abg., die Deutsche Volkspartei 1 Frau unter 30 Abg. gegenüber 2 Frauen unter 45 Abs., die Staatspartei (Demokraten) eine Frau unter 20 Abg. gegenüber 2 Frauen unter 25 Abg., die Bayerische Volkspartei eine Fran unter 19 Abg. gegenüber einer Frau unter 17 Abg. die Christlich-Sozialen 1 Frau umer 41 Abg. gegenüber 0 Frauen unter 9 Abg. Keine Frau finden wir Lei der Wirtschaftspartei und bei den Nationalsozialisten.
Die Vorgänge in der Staatspartei Berlin, 4. Ott. Die Auseinandersetzungen, die in den Wochen seit der Reichstagswahl inerhalb des Gefüges der Staatspartei stattgefunden haben, scheinen auf beiden Seiten, sowohl im Lager der Volksnationalen Reichsvereini- gung wie bei der alten Demokratischen Partei, eine gewisse Spannung erzeugt zu haben, so daß ein Eingreifen der obersten Leitung, des Hauptaktionsausschusses, notwendig geworden ist. Wie wir hören, wird der Hauptakttonsaus» schuß am Dienstag zusammentreten, um in freimütiger Aussprache eine Klärung der Mißhelligkeiten anzustreben, um so der Reichstagsfraktion der Staatspartei das moralische und politische Fundament zu geben, dessen sie zur Aufnahme ihrer Arbeit bedürfte.
Der Chrrstlichsoziale Volksdienst über das Sanierungsprogrnmm Berlin, 5. Okt. Wie wir erfahren, haben die Vertreter des Christlichsozialen Volksdienstes bei ihrem Empfang durch den Reichskanzler erklärt, sie seien bereit, an der Durchführung des Sanierungsprogramms mitzuarbeiten, sie behielten sich aber vor, ihre Aenderungswünsche zu einzelnen Fragen noch zu äußer«. Bedenken habe der Lhristlichsoziale Volksdienst u. a. gegen die
llud weiter Zeht das Lehes
Roman von Fr. Lehne
7. Fortsetzung.
Johanna sah es ihm an. Begütigend legte sie die Hand auf seinen Arm- „Sie meint es ja nicht so, Burki. Weißt du nicht mehr, Wilhelm war auch so — immer mit dem Munde voraus — und unmöglich war cs ihm. einen guten oder schlechten Witz zu nnterörük- ken, auch wenn es auf eigene Kosten ging. Sero ist wirklich nicht so schlimm und so bosycnr. wie sie sich oft den Anschein gibt, zu sein. Ich schlage ihr vor. sie geht ein wenig spazieren —"
6-- Burki schenkt mir ein Kinobistet, das
höchste der Gefühle! Ich möchte gern den Film sehen: „Es leuchtet meine Liebe". Ach, zu wem wohl —"
„Zu deinen Geschwistern. Hero! Wenn du wüsstest was du für ein grenzenloser Egoist bist —"
„Und du ein Schulmeister, wie er im Buche steht - gar nicht wie ein fescher Artilleriehauptmann'. Ach ia, rch sprach von Zeiten, die vergangen sind. Den du Hier siehst, das ist der Karl nicht mehr, der in Alkala von dir Abschied nahm — seht, wie ich meinen Schiller noch im Kopfe habe! Geh, Burki, mach' dock nicht solch böses Gesicht! Es ist die ganze Zeit, die io ans mich wirkt! Es ist das Gegengift — sonst wäre icb vor lauter Groll und Galle längst erstickt." Hero schmiegte ihre weiche, kühle Wange an Burkhards Gesicht. „Noch böse, Herr Hauptmann?" fragte sie in reizender Schelmerei: sie nahm ihm die Zigarette aus dem MurrS. gab ihm einen herzhaften Kuß und rauchte die Zigarette dann selbst weiter. „Die Friedenspfeife, Herr yanprmann: HM weroe also Johannas Wunsch erfüllen und ein wenig frische Lust schöpfen. Vielleicht er. lebe uh etwas sehr Interessantes! Du könntest eigentlich mitkommen, Hans!"
„Ich möchte nicht, Hero! Du weißt, der Sonntag »achmittag ist meine beste Arbeitszeit, und ich will heute meine Puppe fertig bekommen! Gehe ruhig, ich Krauche dich nicht."
Johannas flinke Hände arbeiteten unermüdlich bti zum Einbruch der frühen Dämmerung — dann wa aber die B'cdermeierdame fertig. Reizend stand sie in in dem hellgrünen, weiten Krinolinenseidenkleide; eti wunderhübscher Schutenhut deckte das schwarze, geschet telte Haar, unter dem Sie blauen Augen schelmisch her voltugten — oh, man konnte in jener Zeit auch schor whr kokett sein, und sicher hätte dieses Dämchen man lm bunten Frack den Kopf verdreht.
Johanna war müde geworden; ein halbes Stund ch-m Ausruhen konnte sie sich getrost gönnen, ehe st« Licht machte. Die stets so schweigsame Mutter war ir ihrem Sorgenstuhl am Ofen längst eingeknickt; st« schlief viel in letzter Zeit; das liebe Altfrauengesich *Echt schmal und klein geworden zu Johannas heimlicher Besorgnis. Ties und befreit aufatmenl streckte nch Johanna lang auf dem Diwan aus; es wa, ihr mehr Erholung als Spazierengehen, das ihr nur als unnötiger Krästeverbrauch erschien.
Die Dämmerung machte auch Burkhards Arbeit ein End^ ^ ^tzte sich zu ihr und streichelte ihr zärtlick die Wangen. „Du Gute — wie mutzt du Sich plagen/ jagte er, viel Liebe klang aus seiner Stimme.
..".U, Burki, ja noch viel mehr! Wenn du nicht warst, ich wüßte nicht, wie wir noch öurchkommen sollten — fast deinen ganzen Verdienst gibst du hin für uns.
„Es ist doch selbstverständlich, Satz man tut, was mau kannst Er schwieg eine Weile, der Schwester Hand in der seinen haltend. „Was würdest du sagen wenn ich sortginge —?" Leise fiel die Frage von fei nen Lippen.
Burki?" "Et Eete sie sich halb aus. „Fort willst du,
„Ich könnte eine sehr gut bezahlte Stelle als Chauffeur bekommen."
gehen?"" brauchtest du nicht mehr in die Werkstatt zu
„War dir das so unangenehm, Johanna?"
„Ja. Burk,, weil du, mein stolzer, glänzender Bru- oer, da nicht hingehörst. Es tat mir direkt weh, wenn ich dich wre irgendeinen Arbeiter.täglich fortgehen iah/
„Vau ou oen Posten schon fest angenommen?"
„Noch nicht. Da sind noch einige Hemmungen in mir zu überwinden —
„Wenn du dich verbessern kannst — auf uns nirsm da keine Rücksicht. Wo ist es?"
„Gar nicht weit von hier. Ein großes Sägewerk. Kommerzienrat Bräumer auf Dobbertin. Er hat e:a Auto gekauft und gleichzeitig nach einem zuverlässigen Chauffeur gefragt. Man hat mich warm empfohlen; morgen soll ich Bescheid geben, ob ich annehme."
„Greise zu, Burki! Es ist im Grunde doch angenehmer für dich als Werkstattarbeit! Schmerzlich wird es mir ja sein, daß ich dich dann nicht mehr täglich sehen werde! Wer weiß aber wohin mich das Geschick führt, wenn Mama nicht mehr ist. Wir werden doch verstreut! Um Hero ist mir dann am meisten bange!"
„Du hast das Mädel zu sehr verwöhnt; sie hätte schärfer angepackt werden müssen. Es ist nichts, daß sie wie in einem Glashause sitzt, vor dessen Fenstern alles Unangenehme Halt macht!"
„Sie hat so etwas Besonderes, Eigenartiges, Burki»' unsere schöne Schwester!"
„Willst du damit ihren Eigensinn entschuldigen? Es frag: sich noch, wer von Euch beiden die Schönere ist — ich weiß genau, wem ich den Vorzug geben würde. Du, Johanna, bist viel schöner, viel weicher und vor allem viel weiblicher; das schätze ich am meisten an der Frau. Hero ist sehr rassig und pikant, und ihr Aeu- ßereS ist direkt bestechend. Ihr Mann möchte ich aber glicht fern; sie ist eine ganze kalte, berechnende, selbstsüchtige Natur! Ein ganz klein wenig von Heros Selbstsucht würd dir nicht schaden, Altchen, du kämst weiter"
Johanna erhob sich. „Ich mutz setzt Licht michen. dann können wir weiter arbeiten. Du, zum Aderig «fsen habe ich etwas Gutes für dich --- nein, nein, ich verrate es nicht —"
Ein wohlbekanntes Läuten in dreimaligem, kurzem Andrücken unterbrach Johanna. „Ah, Hero ist es!"
Hero hatte rote Wangen und strahlende Augen.
(Fortsetzung folgt.)