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Nr. 40/232

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^jayt. Hab ich bas nich fein gesagt? Also, das ist die Haupt­sache! Und kannste Maschine schreiben?"

Nein, Papa. Ich kann bis heute noch nichts Nützliches."

Dann lernste Maschinenschreiben. Guck dir sie an. Dort steht sie. Auf den runden Drückedingern stehen die Buch­staben Also, dann fang damit mal an."

Und Grete kam dieser Aufforderung nach. Sie nahm an der Maschine Platz und probierte. Und es machte ihr rie­sigen Spaß.

Bolle ließ sie probieren.

Gegen Mittag kam Karl wieder zu Bolle.

Er staunte nicht schlecht, als er Grete mit verlegenem Lächeln an der Schreibmaschine sitzen sah.

Nich wahr, Herr Große, da staun' Sie? Da denken Sie. die Welt geht unter? Grete will arbeiten, will sich nützlich machen Meine neue Buchhalterin."

Ich gratuliere," sagte Karl.Da haben Sie gleich mehr Sonne in Ihrem Kontor."

Grete errötete vor Freude.

Aber eine kleine Veränderung bringt das auch zwischen uns beiden mit?" sagte Karl lächelnd.

Sie sah ihn fragend an.

Und die wäre?"

Jetzt kann ich nicht mehr gnädiges Fräulein sagen. Es geht mir dann nicht so von den Lippen."

Das sollen Sie auch nicht. Ich kann ja auch sehr un­gnädig sein," entgegnete sie errötend.

Karl fand sie reizend in diesem Augenblick.

Jetzt war es ein anderes Gesicht als vorher, jetzt stand Trotz und Lebenswillen in den schönen Zügen und machte sie charaktervoll.Ich werde Fräulein Bolle oder Fräulein Grete sagen. Welches ist Ihnen nun lieber?"

Das letzte," bat sie

Schön! Fräulein Grete. Das klingt!"

(Fortsetzung folgt.)

Ser Wale Steg

Skizze von Franz Carl Endres.

öerbstlaub stützt an den Buchen. Im Tal verdunstet zarter Nebel, der von der Nacht her noch über dem Riedgras lag. Dunkle Tannen schauen ernst und unbewegt in das Farbenspiel des Herbstes.

Zwei Menschen wandern durch das Tal, steigen aufwärts im Buchenwald, um von Bergeshöhe noch einmal in die Ferne zu sehen und die Brust zu weiten, bevor der Alltage graue Reihe sie wieder in den Bann der Stadt zwingt.

Ein stiller, ernster Mann schreitet da neben einer lebensfrohen und in allen Adern Leben fühlenden Frau.

Du verstehst mich nicht", sagt die Frau,ich bin anders gear­tet als du. Ich kann mich nicht so meistern, meinem Innern nicht so befehlen wie du es tust".

Du beziehst zu viel von dem, was dir begegnet, auf dich. Du verlangst zu viel von den Menschen", erwidert der Mann.

Sie gehen, beide wieder still, durch den Weg durch den Herbst. Sonnenstrahlen spielen mit fallendem Laub. Der Weg wird schmaler. Nun lehnt er sich an einen Fels und neben ihm spru­delt ein Bach in der Tiefe.

Sieb", spricht die Frau,vor dem Sterben wird das Laub noch rot. Es trägt dis Farbe heißer Blütenschönheit. Es stirbt nicht müde, sondern..."

Sondern?" fragt der Mann mit einem Tone, als langweile ihn der Gedanke.

Aber die Frau ruckt nur mit den Schultern und redet nicht mehr.

Da sagt der Mann leise vor sich bin:

Ich bin nicht müde".

Warum sprechen wir aneinander vorbei?" ruft die gequälte Frau aus.Genau so wie mit fremden Menschen ist es mit uns geworden. Wir leben zusammen und jeder ist doch so unendlich einsam. Und früher weißt du es noch da war es doch an­ders, da liebtest du mein Wesen. Jetzt habe ich oft das Gesühl, ein jeder von uns beiden lebe in einer Welt für sich".

Wieder schweigen sie und schreiten weiter.

Der Weg führt an einem vorsvringenden Felsen vorbei. Dann, hinter dem Felsen, versperren steile Gebirgswände jeden wei­teren Schritt. Ei schmaler Steg führt auf den jenseitigen Hang der Schlucht hinüber, die allmählich ganz eng geworden ist. Drüben, wo der Weg weiter führt, liegt alles in tiefem, kühlem Schatten, hier aber diesseits des Steges, ist hellster, wärmster Sonnenschein.

Der Mann geht voraus über den Steg. Die Frau bleibt war­tend vor dem Steg und breitet die Arme in der Sonne aus. Dann ruft sie dem Mann hinüber:

Du bist zu rasch in den Schatten gegangen. Laß uns noch ein wenig in der Sonne bleiben".

Der Mann kehrt um und kommt langsam über den Steg zu­rück.

Sein liebes freundliches Gesicht ist von der Jahre Arbeit müde geworden. Das fällt mit einem Male der Frau auf, und sie gebt dem Manne auf dem Steg entgegen. Irgend etwas, das wie eine Welle ihr zum Herzen steigt, treibt sie dazu. Sie reicht dem Manne die Hand.

Komm!" sagt sie, und ihre Stimme ist weich wie in Jugend­tagen.

Da blickt der Mann auf. Mit warmen, glücklichen Augen sieht er die Frau an.

Ja, komm! Das ist das Wort", sagt er und setzt sich am Fel­sen in der Sonne nieder. Er zieht die Frau auf seine Knie. Nach langem Schweigen, währenddessen er leise ihre Hand strei­chelt, spricht er zu ihr:

Sieb! Hier ist der eine Mensch und jenseits der Schlucht ist der andere Mensch. Sie können nicht zueinander kommen .. weil eben die große Schlucht zwischen ihnen klafft, die jeden Menschen vom anderen trennt. Aber da bat ein weiser Baumeister der Welt einen Steg gebaut. Sieh, wie die Sonne ihn vergoldet! Dieser Steg beißt Liebe. Der verbindet... der kann jeden Men­schen zu seinen Mitmenschen führen, der kann die, die in der Sonne sind, mit denen, die im Schatten sind, verbinden. Nur müssen die Kinder der Sonne zu den Kindern des Schattens Las Wort der Erlösung sprechen, das liebe Menschenwort Komm!" und müssen sich auf den Steg wagen, der zum anderen Menschen binuberführt, und müssen dem anderen Menschen ent- gegenkommen und ihm helfend die Hand reichen".

Da küßt di« Frau den Mann und weint an seinem Herzen.

Abend am See

Blauer schon werden die Hügel,

Und der Möwen flatternde Flügel Spiegeln sich wieder im See.

Sonne versinket im Westen;

Der Menschlichen Freuden, Gebresten Sänftigt des Abends Näh'.

Schifflein münden im Torke . . .

Glücklich jed' Herz, das im Horte Anderen Herzens sich weiß.

Juliane Virginia Laengsdorff.

Nur nicht alt werden!

Von Artur Brausewetter

Alt werden möchten viele, alt sein will keiner.

Es gibt heute kaum noch ein Altsein, zum mindesten ist es unmodern geworden. In früheren Zeiten umspielte den Begriff des alten Herrn oder der alten Dame etwas Wohliges, Behagliches, Würdiges. Heute gibt es keine alten Herren und alte Damen mehr. Wenigstens darf man sie nicht so nennen.Alt?" hörte ich einen Herrn in sehr gesetzten Jahren voller Empörung ausrufen,der Teufel ist alt, ich nicht!"

Jeder sucht auf seine Weise das Alterscheinen zu ver­hindern, nimmt sein Tränklein dagegen wie der alternde Faust. Man turnt, man schwimmt, reitet, möllert, treibt allerlei Sport zu Wasser und zu Lande, sich schlank zu er­halten. Denn das ist die Hauptsache. Der Schlanke hat vor dem Korpulenten immer zehn Jahre voraus.

Aber schließlich hilft alles nicht. Einmal muß man doch mit der Jugendlichkeit aufhören und an sein Alter glauben.

Deshalb gibt es eine größere Kunst als die: sich und andere um jeden Preis über sein Alter hinwegtäuschen zu wollen.

Irgendwo traf ich einen alten Herrn. Er machte es nicht wie die anderen. Er verleugnete und verheimlichte sein Alter nicht, er posierte nicht in Jugendlichkeit, trug seine Jahre nicht wie eine Last. Trug sie mit freundlicher Würde. Gerade dadurch wirkte er angenehm. Etwas Wohltuendes, Beruhigendes ging von ihm aus, teilte sich harmonisch mit.

Dann war es auf einer Gesellschaft. Eine Dame mit wundervoll schwarz und weiß gewelltem Haar und einem Gesicht darunter, das ohne Puder und Farbe in weich­rosigen Zügen leuchtete, war meine Nachbarin. Man hatte mir erzählt, daß sie vor einigen Tagen zum dritten Male Großmutter geworden war. Ich rührte nicht daran. Sie war es, die mit Stolz und Heller Freude von ihren Enkeln erzählte.

Beide zeigten mir, daß die Kunst des Lebens nicht darin bestehe, sein Alter auf jede erdenkliche Weise aufzu­halten, zu verleugnen, zu verstecken. Sondern in etwas anderem: mit Würde und mit Anmut alt zu werden.

Es gibt Männer, die immer anziehender werden, je älter sie werden, ja, deren Eesichtsausdruck mit den zuneh­menden Jahren immer feiner, durchgeistigter, klüger wird. Und es gibt Frauen, die in der Jugend durchaus keine Schönheit waren, jetzt aber mit den ergrauten Haaren, dem frischen, von Runzeln kaum berührten Gesicht und dem milde geklärten Ausdruck auf ihm geradezu hübsch wirken. Und selbst wenn sie Runzeln und Falten haben, so tun sie der Anmut ihres Wesens und ihrer Erscheinung keinen Abbruch.

Niemand, und gäbe er sich noch so viel Mühe, kann gegen die Natur an. Solange man ihr freie Entfaltung läßt, ist sie schön und anziehend. Will man ihr Gewalt antun, so wird sie widerspenstig und aufsässig.

Deshalb heißt es: mit Bewußtsein und Freude jung sein. Mit Würde und Anmut alt werden.

Und schließlich besitzt jedes Alter, auch dafür hat die Natur in ihrer Weisheit schon gesorgt, die ihm eigene Schöne.

Ein jugendlicher Kämpfer ist etwas Natürliches und deshalb Schönes, auch wenn er einmal uneins mir sich selber ist.

Des Alters Schöne und sein Eigenes aber ist die Ruhe und Geborgenheit, die Abgeklärtheit und das Einssein mit sich selber. Die Tätigkeit des Alters ist das Sammeln von Früchten und still innerliche Vorbereitung auf neue Saat und neue Ernte. Dann ist man auch im Alte: jung.

Deshalb keine Furcht vor dem Alter uns dem Alt­erscheinen. Deshalb die letzte der Lebensweisheiten ge­lernt und vielleicht die größte: Mit Würde und mit An­mut alt werden!

Wie der Herr Pastor za seiner Fron kam

Von C. Velin g")

Ihr Vater nannte sie Isegrim. Aber ich fand daß kein andrer Name so schlecht für sie paßte wie gerade dieser; denn von Grimm war nicht die geringste Spur in ihr zu finden, und ebenso wenig war ihre Natur eisern. Ich, ihre alte Freundin, nannte sie häufig Jßebieß, doch unwillkür­lich drängte sichHerzenskind" oderHerzlieb" über meine Lippen, wenn ich in ihre lieben braunen Augen sah, die so rein und offen zu mir aufblickten. Getauft war sie Alice, nach ihrer Großmutter, einer Französin, und ihre Mutter nannte sie auch so, mit rein französischer Aus­sprache. Ich fand, daß ihre Mutter ihrer Aeltesten nicht gerecht wurde, kein völliges Verständnis für dies liebe, gute, feine Seelchen hatte. Ihr stand die lustige, etwas oberflächliche Emmi näher, Alice war ihr zu ernst und schwerblütig, zu gewissenhaft und ruhig.

Meine Bekanntschaft mit meiner kleinen Freundin kam auf etwas sonderbare Weise zustande. Ich hatte einen Lieblingsweg, eine schöne, schattige Allee, die gerades- wegs auf einen dunklen Waldberg führte und rechts und links die lieblichsten Ausblicke bot. Am Anfang der Allee

*) Aus:Der Christliche Erzähler", Verlag von L. Ber­telsmann, Gütersloh.

stand in einem hübschen Garten die kleine Villa, wo, wie ich wußte, der Direktor der großen Spinnereien und Webe­reien wohnte, die dem Namen des Ortes Weltberühmtheit verschafften. An der Ecke des Gartens breitete ein schöner Walnußbaum seine Aeste bis über die halbe Straße aus Als ich eines Tages dort vorüberging, sah ich zwischen den duftenden Blättern etwas Rotes schimmern; und als ich verwundert näher hinschaute, da der Nußbaum doch keine roten Aepfel tragen konnte, bemerkte ich zwei rot- bestrumpfte Kinderbeine, die lustig von einem Aste herab­baumelten. Ein reizendes Kindergesicht lugte zwischen den grünen Blättern hindurch, und zwei große dunkle Augen betrachteten mich mit schelmischer Neugierde. Nun mußte das kleine Mädchen sich auf seinem luftigen Sitz wohl etwas zu weit vorgebeugt oder sich nicht fest genug gehalten haben, plötzlich wurden die Beinchen länger, und ehe ich mich noch recht besinnen konnte, rutschte das kleine Wesen in seinem weißen Kleidchen vom Aste herab. Die rote Seidenschärpe hakte sich an einem Zweige fest, und so hing das süße Mädelchen wie eine reife Frucht am Baume und ließ sich, lieblich lächelnd, mit kindlichem Vertrauen in meine ihm entgegengestreckten Arme gleiten.

Du bist aber eine liebe Tante", sagte ein feines Stimmchen,wenn du mich nicht aufgefangen hättest, wäre ich gefallen, und dann hätte Mutti gescholten! Ader es ist doch zu wunderschön auf dem Baume!" Dann wand sie sich aus meinen Armen, gab mir die kleine braune Hand, machte einen Knicks und sagte:Ich danke dir auch viel­mals; ich habe dich sehr lieb, Tante!"

Kurze Zeit darauf wurde ich mit den Eltern des kleinen Mädchens bekannt, und zwischen Alice und mir entwickelte sich eine Freundschaft, die mir ein großes und reines Glück brachte. Jede ihrer Kinderfreuden, jede kleine Betrübnis trug Alice zu mir; und oft genug habe ich ihr im Kummer Trost zusprechen, ihre Kindertränen trocknen und ihr in ihren kleinen Nöten helfen können.

Aus der kleinen Jße wurde ein allerliebstes junges Mädchen, ein gutes Hausgeistchen, das still und ohne Auf­hebens der Mutter fast die ganze Last des Haushaltes ab­nahm, ein wahrer Sonnenschein des Hauses. Gegen Fremde war Alice etwas schüchtern. Ihr Vater neckte sie zuweilen mit ihrer Vorliebe für alte Herren, denn sie schwärmte für den weißhaarigen Oberpfarrer, der sie kon­firmiert, und für den bald siebzigjährigen Doktor, der sie in einer schweren Krankheit behandelt hatte. Mit den jungen Herren der Gesellschaft wußte sie nicht viel anzu­fangen; und die jüngere, lebhafte Schwester wurde bei Festlichkeiten immer vorgezogen.Du bildest dich zum Mauerblümchen aus, Alice, zur leibhaftigen alten Jung­fer, wenn du so steif und unnahbar, so still und langweilig bist!" klagte die Mutter, ohne natürlich dadurch etwas zu bessern.

Eines Tages, es war noch ziemlich früh am Vormittag, kam Jße zu mir, und nach einer zärtlichen Begrüßung sagte sie:Ich muß dir etwas ganz Schreckliches erzählen, Tantchen; ich schäme mich ja so furchtbar! Ich glaube, ich kann gar nicht hier bleiben, ich muß mir eine Stellung suchen oder ein paar Wochen verreisen!" Erschrocken sah ich Alice an. Doch dann lachte ich. Dieses Kind mit dem reinen Herzen konnte unmöglich etwas getan haben, was sofurchtbar zum Schämen" sein sollte. Liebevoll zog ich sie an mich.Beichte, Herzenskind; und wenn es wirklich fo schlimm ist, wie du denkst, so werde ich die Eltern bitten, dich ein paar Wochen mit mir verreisen zu lassen, wenn ich nach Bayern gehe!" Und nun erzählte Jße, stockend zwar, aber ihr Herz wurde dabei zusehends leichter.

In jeder Woche kamen Oberpfarrer Cornelius und seine Frau einmal am Abend zu ihren Eltern. Im Som­mer saß man im Garten oder auf der Veranda, im Winter im Musikzimmer. Diese Abende waren für Alice eine Quelle der Freude. Dann war sie lebhaft und fröhlich und gab sich ohne Scheu. Sie ließ sich von dem gemüt­lichen Onkel Oberpfarrer necken und von der guten Tante hätscheln. Von einem solchen Abend freute sie sich zum an­dern. Wenn sie die Tritte der lieben Gäste im Garten hörte, so eilte sie ihnen entgegen, um sie als erste zu be­grüßen. Das hatte sie auch gestern getan. Die Gäste hatten auf sich warten lassen, und ungeduldig und ein wenig bange, daß irgend eine Verhinderung den Besuch unmöglich machte, hatte sie auf ihr Kommen gelauscht. Da, das waren ihre Tritte; und schon hörte sie die Stimme der geliebten Tante Oberpfarrer, die stets heiter und guter Laune war. Sie rannte aus ihrem Mädchenstübchen die Treppe hinab, um die Gäste auf der Diele in Empfang zu nehmen und wie gewöhnlich mit Umarmung und Kuß zu begrüßen; denn die kinderlosen Freunde aus dem Pfarr­haus behandelten die beiden Mädchen wie herzlich geliebte Nichten. Gerade, als Alice auf der Treppe war, verlosch das Licht der elektrischen Birne, und nur von oben drang ein schwacher Lichtschein herab. Alice schlang die weichen Mädchenarme um den zunächststehenden Herrn, der doch nur der Onkel sein konnte, und küßte ihn zärtlich, etwas verwundert, daß er so steif und hölzern ihre Liebkosung aufnahm und nicht wie sonst erwiderte. Aber gleich be­grüßte sie ebenso innig und stürmisch die geliebte Tante und rief lebhaft:O, ich freue mich ja zu sehr, daß ihr doch noch kommt. Ich war schon ganz enttäuscht!" Da flammte das Licht in der großen Ampel auf, und vor Alice stand nicht der liebe, gute alte Onkel Oberpfarrer, son­dern ein etwas verlegen dreinblickender sehr hübscher, junger Herr, ihr völlig unbekannt. Ihn hatte Alice in ihrer überströmenden Freude in der Dunkelheit umarmt, ihn geküßt! Am liebsten wäre sie in ein Mauseloch ge­krochen, in die Erde versunken. Sie wollte flüchten, aber die Tante hielt sie am Aermel fest, schlang ihren Arm um sie und sagte, etwas spitzbübisch lachend:Siehst du, Erich, ich sagte dir es ja gleich, daß du bei unfern lieben Wiehls herzlich willkommen wärest und ohne weiteres mitkommen dürftest!" Dann wandte sie sich an das junge Mädchen, das vor Verlegenheit nicht aus noch ein wußte, und sagte: Onkel wurde durch einen Gemeindevorsteher wegen einer dringenden Angelegenheit aufgehalten, er kommt aber bestimmt nach. Aber nun erlaube, daß ich dir unseren Neffen Erich Cornelius vorstelle, der eine Zeitlang als Adjunkt meinem Manne im Amt helfen soll. Da du unser Wahlnichtchen bist, seid ihr ja ungefähr Vetter und Base.