Am 14. Mai 1696 sammelten sich die deutschen Trup­pen bei Dürrmenz. Am 15. Mai 1799 ist in Calw Emilie Bischer, Gattin Ludwig Uhlands, ge­boren. Sie starb 1881.

Maikäfer und Raupen. Von dem Kinderfreund, genannt Maikäfer, spürt man noch nicht allzuviel im Land. Einzelne Gegenden melden zwar von stärkeren Horden der schwarzbraunen Gesellen, sonst aber sind die Kleinen tatsächlich auf der Suche in des Wortes wört­lichster Bedeutung. Das war anno 1567 anders. Da gab es so viel Maikäfer, die das Laub von den Bäu­men gefressen, daß ganze Eichenwaldungen kahl standen. Die Raupen aber, die Obstschädlinge, scheinen Heuer stark auftreten zu wollen. Drum auf zum Kampf mit Fackeln und Scheren! Das Gesindel gehört vertilgt. Nicht daß es kommt wie anno 1623, wo in dem Brachmonatgar viele braune Weyfalter flogen, die das ganze Land mit schwarzen Raupen bedeckten, die alles Kraut, ja gar die rauhe Distel abgefressen. End­lich versammelten sie sich bei Eßlingen in der Luft und waren ihrer so viel, daß sie den Sonnenschein aufhielten, taten gleichsam ein Treffen miteinander, daß viele um­kamen, herab fielen und den Boden ganz schwarz be­deckten." Vom Auftreten des Apfelblütenstechers, dem Kaiwurm, hört man bis jetzt wenig. Die Blüte ist bei günstiger Witterung herausgekommen. Die Spät- blllher, wie Luiken und Taffetäpfel, sind etwas ge­fährdet durch das naßkühle Wetter der letzten Tage. Da kommt der Kaiwurm gerne auf. Man tut gut, nach dem Kerl zu sehen und durch Abschütteln auf weiße, um den Stamm gelegte Tücher zum Vertilgen zu bekommen was das Zeug hält. Die Mühe lohnt sich. Der Lump frißt sonst Butzen und Stiel.

Tierquälereien bei Straßenbauten ereignen sich häufig, namentlich dann, wenn nach Regengüssen die Erde aufgeweicht ist. Es wird den armen Zugtieren auch unter solchen Verhältnissen genau so viel aufge­packt, wie bei trockenem Wege. Die Fuhrunternehmer bedenken aber garnicht, daß sie sich damit selbst schädigen.

Erstens geschieht dies durch Zeitverlust. In aufge­weichtem Boden kommen die Tiere nicht vorwärts. Es dauert alles doppelt lange. Wo sie sonst zwei bis drei­mal fahren könnten, fahren sie kaum einmal. Zwei­tens schädigen sich die Fuhrherren durch Ueberanstreng- ung der Zugtiere. Diese erleiden Schaden an ihren Gliedmaßen. Infolge von Ueberanstrengung werden die Pferde vorzeitig struppiert, d. h. sie bekommen Sehnen­klapp, oder sie reißen sich Gallen heraus oder sie ziehen sich Spat zu. Die Tiere werden durch die angeführten Hebel in ihrem Werte erheblich gemindert. Drittens schädigen sich die Fuhrunternehmer durch Materialver­lust im Gespann. Nicht unbeträchtliche Kosten für Re­paraturen zerrissener Riemen, Stricke, zerbrochener Ach­sen, Räder, Deichseln usw. könnten gespart werden, wenn man vernünftig auflüde, und wenn die Tiere nicht so ausgeschunden würden.

Hk. Schiffsliste für billige Briefe nach den Ver­einigten Staaten von Amerika (19 ^ für je 2V Gramm). Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf die Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Ca- nada.Amerika" ab Hamburg 9. Mai,Kaiser Wil­helm der Große" ab Bremen 13. Mai.Vaterland" ab Hamburg 14. Mai,Prinz Friedrich Wilhelm" ab Bremen 16. Mai,Kaiser Wilhelm II" ab Bremen 19. Mai,Kaiserin Auguste Viktoria" ab Hamburg 21. Mai,Kronprinz Wilhelm" ab Bremen 26. Mai. Imperator" ab Hamburg 27. Mai,George Wa­shington" ab Bremen 30. Mai,Kronprinzessin Ce- cilie" ab Bremen 2. Juni. Postschluß nach Ankunft der Frühzllge. Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder

Das IWermädchm.

47) Novelle von Björnstjerne Björnson.

Signe erhob sich bald darauf. Sie hatte den Schleier vorgezogen, deswegen wagte Petra nicht, sich ihr anzuschlie­ßen. Sie ging deshalb erst später. Aber heute waren alle drei wieder um den Mittagstisch versammelt; der Propst sprach wenig, Signe aber war scheu. Sobald der Propst, der offenbar über das Vorgefallne zu reden wünschte, nur die leiseste Anspielung machte, wich ihm Signe so zurückhaltend und fein aus, daß der Propst an ihre Mutter denken mußte, er wurde schweigsam und allmählich tieffinnig. Es gehörte so wenig dazu.

Nun gibt cs nichts Peinlicheres als einen mißglückten Versöhnungsversuch. Man erhob sich, ohne sich in die Augen sehen zu können, geschweige denn danken zu können. In der Wohnstube wurde es schließlich so drückend, daß alle drei gern hinausgegangen wären, niemand aber mochte zuerst gehn. Pe­tra fühlte für ihren Teil, daß es für immer sei, wenn sie ginge; sie konnte Signe nicht Wiedersehn, wenn sie sie nicht lieben durfte, sie konnte es nicht ertragen, den Propst um ihret­willen kummerbelastet zu sehen. Mußte sie aber reisen, so mußte sie ohne Abschied fort; denn wie sollte sie von diesen Menschen Abschied nehmen? Allein der Gedanke daran ver­setzte sie in eine solche Erregung, daß sie sich nur mit der größten Anstrengung zu beherrschen vermochte.

Jede Minute, die eine solche drückende Stille verlängert,

solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Veförderungsgelegenheit bieten. Es emp­fiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerke wiedi­rekter Weg" oderüber Bremen oder Hamburg" zu ver­sehen.

Weilderstadt, 6. Mai. In Kairo soll, wie die Leonberger Zeitung hört, der dorthin überfiedelte und hier noch im besten Andenken stehende Arzt Dr. Zeller an einer Blutvergiftung gestorben sein, die er sich bei einer Leichenöffnung zugezogen hatte.

Herrrnberg, 6. Mai. Bei dem gestrigen Ge­witter ist der 27jährige unverheiratete Sohn der Witwe Roth in Altingen auf dem Acker vom Blitz erschlagen worden. Ein Bruder von ihm hat im vorigen Jahre einen tödlichen Sturz über die Treppe erlitten.

wüvttenrbsrg.

Württembergischer Landtag.

Der Staatsrechtliche Ausschuß der Zweiten Kam­mer lehnte heute eine Eingabe des Bundes deutscher Eemeindebeamter um allgemeine Zulassung der Ee- meindebeamten für die Gemeindevertretung als unge­eignet zur Kammerbehandlung ab. Angenommen wurde dagegen ein Antrag Kiene, die Regierung zu ersuchen, bei einer künftigen Aenderung von Bestimmungen der Verfassung auch die Ermöglichung der Ausübung des Landtagswahl- und Wählbarkeitsrechtes für die in nichtwürttembergischen Orten stationierten Beamten ins Auge zu fassen.

Königsparadc.

Ulm, 6. Mai. Der König und die Königin trafen heute vormittag 9.45 Uhr mit Gefolge im Sonderzuge hier ein und begaben sich alsbald auf das Paradeseld in die Friedrichsau, wo die württembergischen Truppen der Standorte Ulm und Wiblingen Aufstellung genom­men hatten. Um 10 Uhr begann die vom Kommandeur der 27. (2. Württ.) Infanterie-Division, Generalleut­nant Graf v. Pfeil und Klein-Ellguth kommandierte Parade. Sodann wurde im Hotel zum Russischen Hof das übliche Paradefrühstück eingenommen. Um 2.45 Uhr fuhr das Königspaar im Sonderzug wieder nach Stuttgart zurück.

Ephorus Buder f

ep. In Tübingen ist im Alter von 78 Jahren der Professor der ev. Theologie D. v. Buder gestorben. Nicht bloß die schwäbischen Pfarrer, deren Mehrzahl in den entscheidenden Jahren unter seiner Leitung stand, auch der weite Kreis derer, die während eines Menschen­alters im TübingerStift" aus- und eingegangen sind, wird bei der Nachricht von seinem Hinscheiden ein Empfinden haben, als ginge mit dieser Charaktergestalt ein Stück heimatlicher Universitätsgeschichte zu Grabe. War es doch, als verkörperte sich in ihm die eigentüm­liche Verbindung, welche im Stift eine jahrhundertealte, für das heutige Empfinden vielfach fremdartige Form mit dem Geist einer neuen Zeit geschlossen hat. Buder war mit seiner glücklichen Erziehergabe wie wohl kein anderer berufen, die damit gegebenen Schwierigkeiten zu überwinden: er wußte freilassendes Verständnis mit gebotener Festigkeit zu vereinigen und die allgemeine Verehrung, die ihm aus dem Kreise der ehemaligen Zöglinge entgegengebracht wurde, zeugt davon, wie dankbar diese seine Art gewertet wurde. Geboren im Jahr 1836 als Sohn des Mesners und Schuhmachers in Leutkirch war B. nach Vollendung seiner Studien als Helfer und Vezirksschulinspektor in Backnang 1865 und seit 1868 als Hofkaplan in Stuttgart tätig. 1872 wurde er an die Landeshochschule berufen, und bald darauf zugleich zum Ephorus des Stifts, dessen Leitung durch 38 Jahre hindurch als sein eigentliches Lebens­werk bezeichnet werden darf. 1891/92 war er Rektor der

in der wir aufeinander warten, macht sie nur noch unerträg­licher. Man kann sich nicht rühren, weil man fühlt, daß es auffällt; jeder Seufzer wird gehört, aber auch, wenn man vollkommen ruhig ist, so wird es gehört, und zwar wird es als Härte verstanden. Man gerät in Spannung, weil nichts ge­sagt wird, und man zittert davor, daß etwas gesagt werden könnte.

Jeder fühlte, daß dieser Augenblick niemals wiederkeh­ren würde. Die Mauern, die man zwischen sich errichtet, wach­sen, unsre eigne Schuld wächst, die Schuld des andern wächst mit jedem Atemzuge; bald ist man in Heller Verzweiflung, bald voller Zorn; denn der, der sich so gegen uns benimmt, ist unbarmherzig, schlecht, wir dulden es nicht, wir werden es niemals verzeihen Petra konnte es nicht mehr ertragen, sie mußte laut aufschreien oder davonlaufen.

Da ertönte Schellengeläute von der Landstraße her; bald sah man einen in Wolfspelze gehüllten Mann im Spitzschlit­ten mit einem Fuhrknecht hintenauf an dem Garten vorbei­sausen und in den Hof hineinfahren. Alle atmeten er­leichtert auf und lauschten der nahenden Erlösung. Sie hör­ten ihn auf die Diele kommen, er entledigte sich der Reise­stiefel und Ueberkleider und sprach mit dem Mädchen, das ihm dabej, half; der Propst erhob sich, um ihm entgegenzugehn, kehrte aber wieder um, weil er die beiden jungen Mädchen nicht allein lassen wollte; wieder sprach der Fremde auf der Diele, jetzt aber näher, sodaß die Stimme alle drei veranlaßte, aufzublicken Petra aber aufzuspringen und ihre Augen

Universität, die er auch seit 1894 bis zu seinem Rück­tritt in der Ev. Landessynode vertrat. Sein Ausscheiden aus dem Amt im Jahre 1910 brachte ihm Beweise der Anhänglichkeit von allen Seiten, die einen sichtbaren Ausdruck in der ihm überreichtenBuderstiftung" fan­den. Es ist mehr als eine pietätvolle Redewendung, wenn man sagt, daß das Bild dieses Mannes, das mit der Geschichte unserer weit über Württembergs Grenzen hinaus geachteten theologischen Bildungsstätte so eng verknüpft ist, nicht leicht vergessen werden wird.

Vernichtete Hoffnungen.

Baiersbronn, 6. Mai. Nicht nur ein Reif in der Frühlingsnacht zerstörte viele Blüten und Fruchtansätze, sondern auch der Hagel, der gestern mittag während eines heftigen Gewitters niederging, setzte den Blüten und Knospen erbarmnungslos zu. Der Boden war über­sät mit Blüten und glich fast einer Winterlandschaft. Hoffentlich schlägt der Mai bald lindere Töne an und macht die reichen Hoffnungen des Jahres nicht zuschan­den. Rottenburg. Wie sich jetzt herausstellt, hat der Reif am Sonntag morgen in den hiesigen Wein­bergen großen Schaden angerichtet. Die jungen Triebe des Weinstocks sind fast alle erfroren und die Hoffnungen der Weingärtner auch in diesem Jahre wieder vernichtet. Die Obstblüte blieb unversehrt.

Stuttgart, 6. Mai. 445472 ^ betragen die für die Verteilung einer in Höhe von 30°/° be­schlossenen Abschlagsdividende in Betracht kommen­den Forderungen aus dem Konkurs der Firma Johannes Rominger, E. m. b. H. Es stehen 133641 ^ zur Verteilung bereit. Ausbezahlt wer­den jedoch zunächst nur 65064 ^

Rottweil, 6. Mai. In einem Gasthaus zu Deißlin­gen bot jemand eine Uhr dem Kilometer nach zum Verkaufe an. Ein Gast bot 2000 für den Kilom. Der Verkäufer machte ein langes Gesicht, als die Messung der Uhr 10 cm ergab und er somit 20 erhalten sollte. Er machte durch eine Draufgabe den Verkauf wieder rückgängig, da die Uhr doch immerhin einen Wert von 15 .ll hatte.

Heilbronn, 6. Mai. Der Heilbronner Blumentag für die Blindensache hat eine Eesamteinnahme von 13 362 -K ergeben, denen etwa 3000 -K Ausgaben gegen­überstehen. Somit bleibt der schöne Ueberschuß von über 10 000 ^st.

Ellwangen, 6 Mai. Oberlehrer Kienzler in Jagstzell ist noch immer nicht außer Lebensgefahr, sein Zustand gilt sogar als verschlechtert, und es hat sich als notwendig erwiesen, heute eine noch­malige Darmoperation an ihm vorzunehmen.

Von der bayrischen Grenze, 6. Mai. In Lau­ingen sind die Kinder einer Familie plötzlich an Eesichtsausschlag erkrankt, ohne daß die Ursache zu­nächst ergründet werden konnte. Nun hat sich her- ausgestellt, daß die Kinder mit Schlüsselblumen (Primeln) einander ins Gesicht geschlagen hatten. Der Ausschlag soll vom Blutenstaub dieser Blume herrühren und schwer zu heilen sein.

Au» wett und Heit.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 6. Mai.

Das Haus setzte heute die Zweite Beratung des Militäretats fort. Erster Redner war Rogalla v. Bieber st ein, (Kons.), der dem Sozialdemokraten Schulz vorhielt, daß seine gestrige Rede nicht geeignet war, das Ansehen des Heeres zu fördern. Das Militär habe genügend Fühlung mit dem Volk und unter seinem Schutz habe sich die deutsche Kultur entwickelt, ein Schutz, der gerade auch den Arbeitern zugute gekommen sei. Die Konservativen anerkennten des Kriegsmini­sters Tätigkeit und dankten ihm dafür; auch sie verur-

auf die Tür zu richten, als wollte sie sie durchbohren. Da klopfte es. Herein! sagte der Propst in großer Erregung; ein Mann mit Hellem Antlitz und einer Brille stand in der Tür. Petra stieß einen Schrei aus und sank wieder auf chren Stuhl nieder: es war Oedegaardl

Er kam dem Propst und Signe nicht überraschend, denn er war zu Weihnachten im Pfarrhause erwartet worden, ob­wohl niemand es Petra gesagt hatte; aber daß er gerade jetzt kam, war ja eine Fügung des Himmels, das fühlten alle sofort.

Petra sah und hörte nichts, bis er vor ihr stand und ihre Hand hielt. Lange hielt er sie fest, sagte aber nichts, wie auch sie nichts sagte sie konnte sich nicht einmal er­heben. Aber wie sie so unverwandt zu ihm aufsah, rollten ihr zwei Tränen die Wangen hinab. Er war sehr blaß, aber ganz ruhig und liebevoll; endlich zog er seine Hand zurück, schritt durch das Zimmer und trat zu Signe hin, die zwischen die Blumen ihrer Mutter an das entfernteste Fenster ge­schlüpft war. ,

Petra sehnte sich danach, allein zu sein, deswegen zog sie sich zurück. Signe hatte im Hause zu tun, und so setzten sich der Propst und Oedegaard zu einem Glase Wein, dessen der Reisende bedurfte, in die Studierstube. Hier erfuhr er in aller Kürze, was die letzten Tage gebracht hatten, wurde schr nachdenklich dabei, äußerte sich jedoch nicht darüber. Da wur­den sie auf eine höchst seltsame Weise unterbrochen.

(Fortsetzung folgt.)