teilten selbstverständlich die Soldatenmitzhandlungen. Der Redner forderte Zivilversorgung der Unteroffiziere in weitestem Matze und begrützte die Erhöhung des Ve- köstigungsgeldes der Mannschaften. — Der Fortschrittler Müller- Meiningen schloß sich dem Dank an die Verwaltung für die prompte Durchführung der Wehrvorlage an. Das grötzere Lob gebühre aber dem deutschen Volk, das die Lasten im Interesse des Weltfriedens auf sich genommen habe. Der Kriegsminister möge den Kriegstreibereien pensionierter Generale und der Rüstungsindustrie entgegentreten. Graf Porck, der im Herrenhause einen an Verfolgungswahn grenzenden Partikularismus vertreten habe, arbeite mit seinen Hintermänner auf einen Verfassungskonflikt hin. Der strenge Arrest sollte dringend beseitigt werden. Die Behauptung, datz es keine Zurücksetzung von Offizieren wegen ihrer relgiösen Anschauung oder ihrer Geburt gebe, sei eine Verhöhnung des Parlaments. — Werner (Wirtsch. Vgg.) nannte das Rückgrat der Armee das Unteroffizierskorps, für das besser gesorgt werden müsse. — Kriegsminister v. Falkenhayn erklärte, datz der Kampf gegen die systematischen Soldatenmitzhand- lungen unablässig geführt werde. Es handle sich bei ihnen nicht um eine spezifisch militärische Erscheinung, sondern um allgemeine menschliche Schwächen. Darum könne man die Vorgesetzten allein nicht verantwortlich machen. Vieles werde auch aufgebauscht. „Der Vorwärts behandelte vor kurzem in einem Artikel 7 Mitz- handlungsfälle von Offizieren, die sich in °/» Jahren ereignet hätten. An demselben Tage erhielt ich eine Zusammenstellung der Offiziere, die sich als Lebensretter betätigt haben, im ersten Vierteljahr l914 9 Offiziere. Das erwähnt der Vorwärts nicht, aber das zeigt, datz es denjenigen, die derartiges veröffentlichen, auf nichts ankommt, als auf Verhetzung." (Sehr wahr rechts, grotze Unruhe bei den Soz.). Die Einberufung zur Kriegsakademie erfolge auf Grund von Arbeiten unter Chiffre und es zeige sich, datz in der Garde von jeher der Zug zur wissenschaftlichen Ausbildung besonders ausgeprägt sei. (Schallende Heiterkeit.) Die Sozialdemokratie sorge nach einer Parteiverordnung dafür, datz die jungen Mannschaften mit Ekel und Abscheu in das Heer eintreten, und für Desorganisation des Heeres sorgen. (Hört, hört!) Auch das künftige Heer, ob die Soldaten aus sozialdemokratischen oder bürgerlichen Familien kämen, werde seine Pflicht tun wie 1870/71. — Die Sitzung schloss nach einer Rede Haegys (Elf.) und einer des Generals Frhr. v. Erlencamp um 148 Uhr.
Die Besoldungsvorlage für die niederen Militär- Leamten wurde in der Budgetkommission nach den Beschlüssen der ersten Lesung angenommen, in denen eine weitergehende Aufbesserung der Gehälter, als der Regierungsentwurf vorsieht, beabsichtigt ist. Der Schatzsekretär erklärte aber daraufhin, die Regierungen seien nicht in der Lage, diesen Beschlüssen beizutreten und datz in diesem Falle eine unüberbrückbare Kluft zwischen Regierungen und Reichstag
bestehe. Die Kommission beschloss daraufhin auch die Ablehnung der Mehrforderung für den Stallservice der Offiziere in Höhe von 1,2 Millionen Mark. Es sei unmöglich, den Offizieren eine Erhöhung zu bewilligen, wenn die Regierungen die Aufbesserung der Unterbeamten ablehnten.
Sternflug deutscher Offiziere.
Berlin, 6. Mai. Ein Sternflug der deutschen Fliegeroffiziere nach Döberitz fand, wie der Lokalanzeiger mitteilt, gestern von den Garnisonen Köln, Posen, Königsberg, Halberstadt, Metz, Stratzburg, Darmstadt und Eraudenz statt. Jede Fliegerkompagnie entsandte je drei Offiziere, die eine etwa 500 Kilometer lange Strecke zurückzulegen hatten. Den schnellsten Flug legten die Kölner Offiziere zurück. Dort waren morgens gegen 0 Uhr Leutnant Joly, Leutnant Vehrends, Oberleutnant Stellbring und Leutnant v. Borke auf Gotha- Tauben abgeflogen und trafen bald nach 9 Uhr in DL- beritz ein. Die Offiziere haben für die 500 Kilometer lange Strecke eine Flugzeit von drei Stunden benötigt, also eine mittlere Reisegeschwindigkeit von fast 170 Kilometer in der Stunde erreicht. Von Hannover flogen Leutnant Parschau, Leutnant Wentschler und Oberleutnant Appel auf L.-V.-E.-Doppeldeckern ab. Auch die Flugzeit dieser Offiziere ist eine autzerordentlich günstige gewesen. Die Darmstädter Offiziere waren nicht in der Lage, ihre Fahrt vorschriftsmäßig anzutreten. Der Wind war dort während der Nacht zum Sturm ange- schwollen, und da ausserdem über dem Thüringer Wald heftige Regenfälle auftraten, wurde der Flug auf heute (Mittwoch) morgen verschoben. Die Herren werden einige Tage in Döberitz bleiben und dann auf dem Luftweg ihre Garnisonen wieder aufsuchen.
Der Kaiser auf der Rückreise.
Genua. 6. Mai. Vor der Ankunft der „Hohen- zollern" in Portofino wurde das Kaiserpaar bei seiner Fahrt durch den Golf von Santa Margherita pon zahlreichen Personen in geschmückten und beflaggten Booten begrüßt. Der am Golf liegende italienische Kreuzer „Quarto" hißte grotze Flaggengala und gab den üblichen Salut ab, den die deutschen Kriegsschiffe ,Mes- lau" und „Eöben" erwiderten. — Auch in der Stadt selbst fand lebhafte Begrüßung statt.
Kein Frauenwahlrecht.
Nach zweitägiger Beratung im englischen Oberhaus lehnten die Lords heute mit 140 gegen 60 Stimmen den von Lord Selborne eingebrachten Gesetzentwurf ab, der denjenigen Frauen das Parlamentswahlrecht geben will, die das Kommunalwahlrecht bereits besitzen. Dies ist das erstemal, datz im Oberhaus das Frauenwahlrecht zur Beratung stand.
Ucberschwemmung. — Frostschaden.
Vom Ural werden starke Ueberschwemmungen gemeldet. Die Vorstadt am Bjelaflutz steht unter Wasser und verkehrt mit der Stadt nur durch Boote. In der Stadt Ufa kommen zahlreiche Erdrutschungen vor- durch die auch die schönste Kirche bedroht ist. — Der Schaden, den der Frost in der Nacht zum 3. Mai in
den niederöstreichischen Weinbaugebieten anrichtete, wird auf 40 bis 50 Millionen Kronen geschätzt.
Wieder ein Schiffsbrand auf hoher See.
Newyork, 6. Mai. Der Dampfer Franconia meldet durch Funkspruch über Sable Island: Dreizehn Ueber- lebende des britischen Dampfers Columbian, der auf dem Wege von Antwerpen nach Newyork am Sonntagabend in Brand geriet, wurden heute von dem Cunard- Dampfer Franconia aufgegriffen. Im Boot befand sich auch die Leiche des Oberstewards Matthews. Ein anderes Boot mit dem Ersten und Zweiten Offizier und 17 Mann treibt noch umher. Die Franconia wird danach weitersuchen. — Beamte der Leylandlinie erklären, datz die Columbian keine Fahrgäste an Bord hatte und datz die Mannschaft aus 60 bis 70 Leuten bestand. — Die Lunardlinie hat folgende Meldung von der Franconia erhalten: Wir suchen nach dem vermißten Boot. Die Geretteten leiden an den Folgen der Erschöpfung. Sie erklären, datz sie 40 Stunden im Boote waren. Das Feuer war am Sonntag ausgebrochen; fast unmittelbar darauf erfolgte eine Reihe von heftigen Explosionen, die auch die funkentelegraphischen Apparate zerstörten.
Englisches Ultimatum an Haiti.
Port-au-Prince, 6. Mai. Die diplomatischen Vertreter Englands haben der Regierung von Haiti ein Ultimatum überreicht, in dem die Zahlung von 62 000 Dollars Entschädigungssumme an einen britischen Staatsangehörigen für die Zerstörung einer Sägemühle während der Leconterevolution gefordert wird. Die im Ultimatum gestellte Zahlungsfrist läuft heute abend um 6 Uhr ab. — Der englische Botschafter hat dem englischen Auswärtigen Amt durch Kabeltelegramm den Vorschlag gemacht, eine Frist zur Untersuchung des Falles zu bewilligen
Wiesbaden, 6. Mai. Auf dem Pforzheimer Exerzierplatz überschlug sich heute mittag beim Eeschützexer- zieren ein Geschütz der 6. Batterie des hier garnisonie- renden 27. Feldartillerieregiments und begrub mehrere Kanoniere unter sich. Zwei Kanoniere wurden schwer und zwei leicht verletzt.
Wilhelmshaven, 6. Mai. S. M. Schiff „Zieten", das zum Schutz der Fischerei kreuzt, hat heute nachmittag nördlich von Norderney den englischen Fischdampfer „E. P. 1120" aus Erimsby, der auf verbotenem Gebiet fischte, aufgebracht und wird mit ihm heute abend hier eintreffen.
Landwirtschaft «nd Märkte.
Schweinezählung. Wie in ganz Deutschland, so wird auch in Württemberg am 2. Juni eine Zwischenzähluug der Schweine erfolgen. Sie geschieht zur Entlastung der Gemeinden und der Viehbesitzer mit Hilfe der Ortsliste, wobei die Zähler von Haus zu Haus gehen.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Amtliche und Privatanzeigen.
U. Amtsgericht Lalw.
Ln das Bereinsregister wurde am 6. Mai 1914 eingetragen:
Aerztlicher Bezirksverein Calw in Calw.
Die Satzung ist am 10. Januar 1914 errichtet. Zum Vorstand wurde gewählt: Dr. Metzger in Calw, Dr. Pfeilsticker daselbst.
Amtsrichter: Votteler.
K. Bezirksschulamt Neuenbürg.
Die Schulvorstände, 1. und einzigen Lehrer wollen zu den aus spätestens 1. Juni ds. Fs. hieher oorzulegenden Verzeichnissen gewerblich tätiger Schulkinder (s. A. Bl. 1911, S. 189 ff.) baldgefl. die erforderliche Zahl von Formularen hiezu vom Bezirksschulamt beziehen.
Neuenbürg, 6. Mai 1914.
Bez.-Schul-Jnsp.: Baumann.
Teinach, den 6. Mai 1914.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme an dem uns so schwer be- troffenenVerlust meines lieben Mannes, unseres herzensguten Vaters, Bruders und Schwagers
Ernst Bohne
— sage ich im Namen der trauernden Hinterbliebenen innigsten Dank
die Gattin: Lina Bohne.
liefert billig v. schnell die Drncherei ds. Bl.
Calw.
Felderverkauf.
Herr Friedrich Bauer sen., früh. Güterbeförderer, hier, bringt am Montag, den 11. Mai 1914, vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus die unten beschriebenen Grundstücke zur einmaligen freiwilligen Versteigerung und zwar:
Parz.°Nr. 1292 .. .. 1293/1
.. >. 1293/2
.. 1274
31 sr 54 qm. Acker am Hagelweg,
31 sr 56 qm. „ „ „ mit ewigem
27 sr 15 qm. ., „ „ Klee
58 sr 46 qm. Acker in der großen eingepflanzt Heumade,
„ 1275 - 30 sr 36 qm. Acker daselbst,
„ 859 - 16 ar 61 qm. Baumwiese an der
Stuttgarterstraße,
„ 861/1 » 21 ar 68 qm. Baumwiese daselbst,
„ 544 - 31 ar 05 qm. Wiese a. d. Stein
rinne, seit 6 Jahren mit 3000 Fichten ' eingepflanzt,
Hiezu werden Kaufsliebhaber eingeladen.
Der Verkäufer ist zum Vorzügen der Grundstücke jederzeit bereit. Den 4. Mai 1914.
Kaufratsschreiberei:
Dreher.
Für die als vorzüglich bekannte
klMveiireiMeMMe
nehmen auch Heuer wieder
LIMgegMsillle
an
Geschw. veuschle, rermftr.
Verloren
ging am Dienstag vorm, ein
Kinderschiru:.
Man bittet, denselben gegen Belohnung abzugeben
Hirsauerweg Nr. 224.
Breitenberg.
Am nächsten Samstag, den 9. Mai, verkauft einen Wurf reine
Milch- Schweine,
mittags 1 Uhr.
Friedrich Ereule, Waldmeister.
Schmieh.
Setze eine
Kuh,
36 Wochen trächtig, mit dem 2. Kalb dem Verkauf aus.
Jakob Kalmbach.
AMD
Einen schönen, 17 Monate alten
Men
verkauft Wilhelm Haisch, Mühle. Unterreichenbach.
Ebendaselbst kann auch ein ordentlicher
Diehfütterer
eintreten.
5-K SteWner
gesucht.
I. Boley, Hirsau.