sind, mit frischem Mut im Interesse des Nationalliberalismus weiterzuarbeiten, war die einmütige Zustimmung zu folgender Erklärung, die dem Vorstand des Jungliberalen Reichsverbandes übermittelt werden soll:
„Der Jungliberale Verein Calw steht nach wie vor auf dem Boden des nationalliberalen Programms. Er ist jedoch davon überzeugt, daß die Jungliberalen Vereine ihre bisherige, von den Führern der Eesamtpartei, mit Vassermann an der Spitze, seit 14 Jahren stets anerkannte Tätigkeit nur fruchtbringend weiterführen können, wenn sie in der Organisation des Reichsverbandes zusammengeschlossen bleiben. Er begrüßt deshalb freudig die Entschließung des geschästsführenden Ausschußes, das Ansinnen einer Auflösung strikte abzulehnen."
Die Concordia vor dem Wettgesang.
Nur noch wenige Tage trennen die Sänger .des Gesangvereins „Concordia Calw" vom Sonntag, den 17. d. Mts., an welchem Tag der Verein anläßlich des Sängerfestes des Gesangvereins „Lyra"-Durlach zum friedlichen Wettstreit in die Schranken treten will. Wie wir früher schon berichteten, begeht die „Lyra" ihr 50- jährig. Stiftungsfest, verbunden mit Eesangswettstreit. Sie hat beim goldenen Jubiläum der „Concordia" ebenfalls im Wettstreit mitgewirkt, weshalb die „Concordia" dem Bruderverein die gleiche Ehre erweist. Es werden Vereine aus Baden, Württemberg und Elsaß im Wettgesang sich messen. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so wird auch diesmal die „Concordia" mit Ehren bestehen und ihren alten Ruhm im Wettgesang bewahren. Es wäre das erstemal, daß die „Concordia" mit leeren Händen von einem Eesangswettstreit nach Hause ginge. Unter der tüchtigen Leitung ihres neuen, eifrigen Dirigenten, H. Hauptlehrer Lehn er, üben die Sänger seit Mitte Januar. Einen selbstgewühlten Chor: „D i e Treue" von Wengert, und einen 10 Wochen- Chor, welche beide bewertet werden, müssen die Sänger zum Vortrag bringen. Möge auch der Himmel am 17. Mai ein freundliches Gesicht machen, und die Sänger als Lohn für die mannigfachen Mühen einen Sieg erringen. — Glück auf! —r.
Fleischabschlag.
Auch Calw gehört jetzt zu den Städten, in denen das Fleisch billiger geworden ist. Die Metzgermeister verkaufen seit einigen Tagen Ochsenfleisch für 92 ^ (bisher 96 «Z), Rindfleisch für 88 ^ (92), Schweinefleisch für 76 und 80 L (bisher 80 und 84 L) das Pfund. Der Preis für Kalbfleisch ist mit 96 ^ der seitherige geblieben.
Die Einstellung der Rekruten. Bei den Truppenteilen des 13. Armeekorps werden die Rekruten in diesem Jahr wie folgt eingestellt: Rekruten zum Dienst mit der Waffe bei der Kavallerie, der Bespannungsabteilung der Futzartillerie, dem Train und die Fahrer für Maschinengewehrkompagnien und des Scheinwerferzuges am 6. Oktober. Die Rekruten der Infanterie (einschl. Jnf.- Regt. 126 in Straßburg), Feldart., Fußart. und dem Pionierbat. 13 am 15. Oktober.
Bad Liebenzell. 5. Mai. Mit einer Hauptübung fanden gestern die Schulübungen der freiwilligen Feuerwehr ihren Abschluß. Angenommen war, in dem stattlichen Erhardtschen Haus sei ein Brand ausgebrochen, das Treppenhaus stehe schon in Flammen. Rasch war die alarmierte Feuerwehr zur Stelle. Die große Leiter wird angelegt zur Rettung der Bewohner des 3. Stockwerks, während von der andern Leiter aus versucht wird, des Feuers Herr zu werden. Seine Bekämpfung wird nun auch, nachdem die Bewohner gerettet sind, von der großen Leiter aus ausgenommen. Bald zeigt sich aber, daß das aus den Hydranten gelieferte Wasser nicht aus-
Das Iischermädchen.
46 Novelle von Björnstjernc Björnson.
Der Propst bestieg die Kanzel; er sah streng aus. Sein Gebet lautete: Führe uns nicht in Versuchung! Wir wüßten, daß in allen Gaben, die uns Gott verliehen hätte, eine Versuchung läge; aber er möge gnädig sein und uns nicht über unser Vermögen prüfen, ihn darum zu bitten, sollten wir immer eingedenk sein, denn nur dadurch, daß wir unsre Fähigkeiten vor ihm demütigten, könnten sie uns zur Erlösung dienen. Die Predigt legte dann das Thema weiter aus, indem er von der uns gestellten doppelten Aufgabe ausging: erstens, daß jeder den Beruf zu erfüllen habe, der ihm durch seine Fähigkeiten und seine Verhältnisse angemessen sei; und zweitens, daß man den Christen in uns selber und in denen, die unjrer Fürsorge anvertraut seien, erziehen müsse. Man müsse vorsichtig bei der Wahl des Berufs sein, denn leider gäbe es Lebensstellungen, die schon an und für sich sündhaft seien; es gäbe auch andre, die es für uns werden könnten, entweder, weil sie nicht für uns paßten, oder auch, weil sie zu gut für unsre sündigen Lüste paßten. Ferner: so gewiß jeder nach seinen eignen Fähigkeiten prüfen und wählen müsse, so gewiß könnte eine Wahl, die sowohl richtig als auch gut sei, uns dennoch zur Versuchung werden, wenn wir, weil der Beruf uns zusagt, alle unsre Zeit und alle unsre Gedanken durch ihn in Anspruch nehmen ließen. Unser Christentum dürfe ebensowenig vernachlässigt werden wie unsre Elternpflicht gegen unsre Kinder. Wir müßten in uns selbst gesammelt sein können, sodaß der Heilige Geist beständig in uns wirken könne, wir müßten in unsre Kinder die gute Saat des
reicht. In kurzer Zeit ist eine Schlauchleitung zur Nagold gelegt und mit Eifer pumpt die Mannschaft das Nagoldwasser auf das Dach des Gasth. z. Sonne. Die Hebung hat gezeigt, daß in der Feuerwehr tüchtig gearbeitet wird. Ruhig und sicher trafen Kommandant und Zugführer ihre Anordnungen, treu und gewissenhaft tat jeder einzelne Mann seine Pflicht. An die Uebung, die nur von kurzer Dauer war, schloß sich eine Musterung der Geräte und Montierungen. Wie wir hören, hat der Kommandant für die nächste Zeit eine Nachtübung in Aussicht gestellt.
rvürttsmdextz.
Die Handwerkskammer Reutlingen
veranstaltet ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für einen eigenen Neubau. Der Vorstand hat beschlossen, der Ausstellung „Das deutsche Handwerk" im Jahre l915 finanzielle Förderung und tatsächliche Unterstützung angedeihen zu lassen, auch durch Fühlungnahme mit den Handwerkskammern Rottweil und Calw zwecks Beteiligung derjenigen Industrie, die dem Handwerk Rohstoffe, Werkzeuge und Maschinen liefern. Die Reichstagsabgeordneten des Bezirks sollen ersucht werden, die Eingabe des Deutschen Handwerksund Eewerbekammertags, betreffend die Einschränkung der W a n d e r l a g e r zu unterstützen, da die Mißstände in dieser Beziehung im Schwarzwaldkreis besonders empfindlich sind.
Die Stuttgarter Sozialdemokratie.
Der vom Vorstand des sozialdemokratischen Vereins Stuttgart veröffentlichte Tätigkeitsbericht, der das Geschäftsjahr vom 1. April 1913/14 umfaßt, macht u. a. auch das Resultat der Roten Woche bekannt, die der Partei 1348 neue Mitglieder, und zwar 1031 männliche und 317 weibliche zuführte. Die Tagwacht hat in der Noten Woche in Eroß-Stuttgart 497 weitere Abonnenten gewonnen. Der Mitgliederstand ist jedoch trotz dieses Ergebnisses rm letzten Jahre von 9376 auf 9302 zurückgegangen; die Zahl der männlichen Mitglieder ist um 397 gefallen, während die Zahl der weiblichen Mitglieder um 323 gestiegen ist, d. h. von 930 auf 1253. Der Bericht erwähnt auch, daß durch Unterlassung der Angabe bei Wohnungswechsel ein nicht geringer Prozentsatz von Mitgliedern dem Parteileben verloren gehen. Die Kasseneinnahmen betrugen 44 035,79 die Ausgaben 43 957,79 ^l. Für Bildungswesen und Versammlungsagitation wurden 6 935,54 -R verausgabt, während für das Sekretariat 4299,96 -N erforderlich waren. Der Kassenbestand betrug demnach 635,17 ^l. Am Schluß des Berichts wird auf den proletarischen Klassenkampf hingewiesen, der sich verschärft und einen Höhegrad erreicht habe, der im politischen Leben Ruhepausen ausschließe und der zu dem Schluß kommt, daß die aufgewandten Mühen nicht von den gleichen Erfolgen begleitet gewesen seien, wie in den vorhergehenden Jahren; die Mitgliederzahl sei in der Krisenzeit nicht auf der früheren Höhe geblieben. Das nächste Ziel sei nicht nur die Stärkung der Organisation, sondern auch die Pflege des Eemeinsinns.
Vom Oberschwäbischc» Elektrizitätswerk.
Ravensburg, 5. Mai. Auf der gestrigen Hauptver- asmmlung des Verbandes Oberschwäbischer Elektrizitätswerke erfuhr man, daß im abgelaufenen Jahre der Oberamtsbezirk Sigmaringen sowie 40 Gemeinden und 9 Teilgemeinden mit zusammen 39 000 Einwohnern für den Verband neu gewonnen worden waren. Mit mehreren Gemeinden, ebenso mit der Landeswasserversorgung als Eroßabnehmerin, sind Verträge abgeschlossen, und die Städte Biberach und Hechingen als Stromabnehme- rinnen gewonnen worden. Durch die mit dem Bund
Christentums pflanzen und sie hüten können. Es gäbe keinen Vorwand, der uns davon zu befreien vermöchte, wenn sich auch Gelegenheit dazu böte.
Und dann ging er weiter; er ging näher ein auf den Lebensberuf derer, die hier saßen, er ging hinein in ihre Häuser, in ihre Verhältnisse, ihre Ansichten. Dann führte er Beispiele aus andern Lebensstellungen in größern Wirkungskreisen an, die Streiflichter auf sein Thema warfen. Der Propst war von dem Augenblick an, wo er auf die Kanzel trat, ein völlig, neuer Mensch für alle, die ihn nur aus dem täglichen Leben kannten. Sogar in seinem Aeußern war er dann neu; sein ernstes, kräftiges Gesicht wurde offen, sodaß der Unterstrom der Gedanken hindurchleuchtete; sein Auge sprach, es blickte fest und geradeaus, verheißungsvoll. Das Verschlossene, Rauhe hatte sich entfaltet und zeigte den Löwen, seine Stimme rollte in langem Donner dahin oder schnitt in kurzen, heftigen Wendungen, fiel auch zuweilen zu stillen Worten herab, immer aber nur, um sich wieder in die Höhe emporzuschwingen. Er konnte im Grunde nur in einem großen Raume sprechen, mit der Unendlichkeit über den Gedanken; denn seine Stimme hatte keinen Wohllaut, ehe er sie erhob, sein Antlitz keine Klarheit, sein Gedanke keine packende Deutlichkeit, ehe er vom Feuer durchglüht war. Nicht weil er das Thema erst dann gefunden hätte; nein, so sicher wie der Schmerz große Vorräte in dieser Seele aufgespeichert hatte, hatte es auch die Gedankenarbeit getan. Er war ein strenger, in sich gesammelter Arbeiter. Aber er war nicht immer fähig, auf das Gewöhnliche einzugehn, er konnte die Gedanken einer gewöhnlichen Unterhaltung nicht ausmünzen; er mußte zu sich selbst sprechen, wenigstens mußte er mit
für Heimatschutz gepflogenen Verhandlungen wurden die beiderseitigen Interessengebiete abgegrenzt und durch eine königliche Verordnung dem Verband das Recht zur Zwangsenteignung zugesprochen. Die Arbeiten schreiten rasch voran: von den 5 Unterwerken sind 4 in Angriff genommen, die Hochspannungsleitung ist beinahe zur Hälfte fertig. Freiherr v. Stauffenberg erstattete Bericht über den Erwerb des Elektrizitätswerks Wald- see-Aulendorf. Des weiteren kam zur Sprache die Tarifangelegenheit, die Anstellung und Regelung der Dienstverhältnisse der Beamten, die Genehmigung des Stimmrechts für -ie hohenzollerischen Verwaltungsratsnnb- glieder, die Einführung der kaufmännischen Buchführung. Der Abschluß eines Vertrags mit der Firma Robert Bosch auf Erwerbung von 8 Elektrizitätswerken wurde dem Verwaltungsrat genehmigt; der Kaufpreis beträgt insgesamt 2 300 000 -tl, wovon ungefähr 400 000 -K sofort zu bezahlen sind. Der Kredit von 9 Millionen ist auf 11^ Millionen erhöht worden.
Neues Marineluftfchiff.
Friedrichshafen, 5. Mai. Schon vor einigen Wochen wurden für den Anfang des Monats Mai die Probefahrten des neuen Marineluftschiffs L 3 angekündigt. Nachdem nunmehr von der Hamburger Marine-Luft- schifferabteilung die Besatzung des neuen Luftschiffs unter Kapitänleutnant Fritz hier eingetroffen ist, soll mit den Probefahrten, nach Eintritt günstigeren Wetters, alsbald begonnen werden. L 3 wird sodann zum Flug nach Fuhlsbüttel llbersiedeln, wo zur Zeit das Luftschiff Hansa untergebracht ist. Da die Hansa gestern bei der Ausfahrt aus der Halle eine starke Steuerbeschädigung erlitten hat, muß diese zunächst beseitig werden, bevor die Fuhlsbütteler Halle für L 3 frei wird.
Horb, 5. Mai. Gestern abend 9X Uhr wurden auf der Station Hochdorf bei Horb infolge Aufstoßens einer einzeln fahrenden Lokomotive auf eine Rangierabteilung die Ausfahrgleise in der Richtung nach Eutingen auf einige Stunden gesperrt. Der Materialschaden ist erheblich; der Verkehr wurde durch llmsteigen aufrecht erhalten. Verletzt wurde bei dem Vorkommnis niemand.
Plochingen. 5. Mai. Eine große Möbelfabrik in Wendlingen hat nach einer Blättermeldung sämtliche 350—400 Arbeiter bis zum 6. Mai ausgesperrt, weil sie am 1. Mai gefeiert hatten.
Kirchheim-Tcck, 5. Mai. Gestern abend geriet der 29 Jahre alte Hilfswärter Rietheimer auf dem hiesigen, Bahnhof beim Rangieren zwischen die Puffer zweier Eisenbahnwagen und wurde so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat. Rietheimer war seit etwa 1 Jahr verheiratet.
Wangen i. A., 5. Mai. Ein 4 Jahre alter Knabe des Schreinermeisters Moll in Burgelitz, der, ohne daß es bemerkt wurde, sich im Sägewerk Oflingsmühle aufhielt, brachte die rechte Hand zwischen zwei Kammräder, so daß sie total zerquetscht wurde und als verloren gilt.
Au« Welt und Zelt.
Enttäuschte Konjunkturhoffnungen.
„Die Belebung der geschäftlichen Tätigkeit, welche in den ersten Monaten des Jahres eingetreten war, ist," so schreibt die Berliner Handelsgesellschaft in ihrem vorletzten Wochenbericht, „nur zu schnell wieder verflogen, und an ihre Stelle ist Stagnation und Unlust getreten. Auch die Hoffnung, daß die dauernde Eeldflüssigkeit das Frühjahrsgeschäft günstig beeinflussen werde, hat sich nicht erfüllt, und so greift in immer weiteren Kreisen die Ansicht Platz, daß erst eine gute
großen Schritten auf und nieder gehen können. Einen Wortwechsel mit ihm zu beginnen war fast ein Ueberfall auf einen wehrlosen Mann, aber gefährlich doch; denn seine Ueber- zeugung war sofort kampfbereit, und er machte sie mit solcher Heftigkeit geltend, daß ihm für Gründe keine Zeit übrigblieb; zwang man ihn dennoch, solche zu geben, so geschah eins von zweien: entweder er deckte seinen Gegner so zu, daß es schlimm ablaufen konnte, oder er schwieg hartnäckig, weil er vor sich selbst Angst hatte. Niemand konnte leichter zum Schweigen gebracht werden als dieser starke, beredte Mann.
Petra war erbebt, sobald der Propst sein Gebet begonnen hatte; denn sie fühlte, worauf er hinauswollte. Je weiter er im Texte kam, je näher kam er ihr, das fühlte sie; sie kroch förmlich in sich zusammen, und sie sah, daß Signe dasselbe tat. Aber unbarmherzig verfolgte der Gewaltige seinen Weg, der Löwe war auf Beute aus, sie fühlte sich von allen Seiten verfolgt, bedrängt, gefangen — aber was mit Strenge gepackt war, wurde sanft in der Hand des Erbarmens gehalten. Es war ihr, als würde sie — ohne ein Wort der Verdammnis — nur in den Schoß der allbarmherzigen Liebe gelegt. Und dort betete sie, dort weinte sie, und sie hörte Signe dasselbe tun und liebte sie deswegen.
Als der Propst von seinem Stuhl der Wahrheit Herabstieg, um nach der Sakristei vorbeizugehen, lag noch der Glanz ' — seiner Begegnung mit dem Höchsten auf seinem Anttch- ein Auge fiel direkt und forschend auf Petra, als sie aber seinen Blick offen erwiderte, glitt ein Strahl der Milde über seine Züge; rasch sah er zu der Tochter in ihren Winkel hinüber und ging dann weiter.
(Fortsetzung folgt.) ^ ^