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Nr. M.

Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw.

89. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts­bezirk Calw für die einspaltige BvrgiszeUe 10 Pfg.. außerhalb desselben 12 Pfg.. Reklamen 25 Psg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 0.

rMttw-ch, den 6. Mai

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post­bezugspreis für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Beginn der Militärdebatten.

Berlin, 5. Mai.

Die erste Tätigkeit des Reichstages war heute, über den sozialdemokratischen Antrag abzustiinmen, der die Beseitigung von Freiheitsstrasen bei der Konkur­renzklausel forderte. Er wurde mit 99 gegen 215 Stimmen abgelehnt. Darauf trat das Haus in die 2. Beratung des

Militäretats

ein. Der Kriegsminister ergriff als erster Redner das Wort. v. Falkenhayn begann seine Rechenschaft über die Auswirkung des im Vorfahre beschlossenen Wehrgesetzes in der Wirklichkeit mit der Feststellung, daß es sich, nachdem das Wehrgesetz in den ersten Juli­tagen 1913 verabschiedet worden war, darum gehandelt habe, bis zum Oktober Vorbereitungen zu treffen für die Aufnahme von 60 000 Mann und 21000 Pferden mehr als wir bisher gehabt hatten. Das Aufbringen des Mannschaftsersatzes sei ohne Schwierigkeit gelungen. (Lebhaftes Bravo.) Wir haben im letzten Jahre noch 38 000 vollständig taugliche Mann­schaften übrig behalten, (Lebhaftes Hört!), die wir nicht einstellen konnten. Die Tauglichkeit der eingestellten Mannschaften ist auch nicht zurückgegangen, auch haben wir unser Wohlwollen hinsichtlich der Be­freiung derjenigen Gestellungspflichtigen, die zu Hause nicht abkömmlich sind, nicht zu mindern brauchen. Der Offiziersersatz hat natürlich eine ganz besondere Sorge bei uns gebildet, da ja schon Fehlstellen in großer Zahl vorhanden waren Heute betragen sie nur noch 3000 und es ist mit großer Bestimmtheit zu erwarten, daß die Fehlstellen in etwa 2 Jahren vollständig gedeckt werden, vielleicht schon früher. Bei dem Unteroffiziers­ersatz und bei einem Bedarf von 10 000 Stellen werden die Fehlstellen bis zum Ende des Jahres gedeckt sein. Bei den berittenen Waffen haben wir einen Ueberschuß an Unteroffizieren, während bei den Fußtrup- pen sich der Mangel mehr geltend macht. Bezüglich der Ausrüstung mit Pferden konnte der Mehrbedarf von 1800 Remonten ohne Schwierigkeit ausschließlich aus Züchterkreisen gedeckt werden. Don Ende August ab konnten wir auch mit dem Ankauf volljähriger Pferde beginnen. Die Urteile über die Resultate des An­kaufs waren im allgemeinen durchaus günstig. Frei­lich haben sich während des letzten Winters die Seu­chen in unseren Ställen gehäuft und teil­weise selbst einen besorgniserregenden Charakter ange­nommen. Ob daran lediglich die Einschleppung von außen her durch den Ankauf volljähriger Pferde schuld ist, oder die großen Anstrengungen der Pferde im Dienst, ist noch nicht aufgeklärt. Wir werden künftig vorsich­tiger sein bei der Unterbringung der Pferde in unse­ren Ställen und bei der Verwendung in unseren Dien­sten bei Pferden, die aus dembürgerlichen Leben" kom­men. (Heiterkeit.) Schwer war die Unterkunft für den Massenzuwachs des Heeres zu beschaffen. Für die Pferde ist gesorgt. Die Bauten für die Mannschaften sind im Bau. Eine große Zahl von Holzbaracken hat sich bestens bewährt, namentlich auch in gesundheitlicher Beziehung. Die Bevölke­rung ist in Mitleidenschaft gezogen in Bezug auf die Unterbringung von Offizieren und Beamten, für die nicht genug Wohnungen vorhanden waren. Die Miet­preise zogen an, aber unsere Verhandlungen mit den Stadtverwaltungen sind günstig verlaufen, sodaß auch dieser Uebelstand beseitigt sein wird. Die größte Schwierigkeit hat die Bekleidung gebracht. Am 6. Ok­tober schon konnte dem Kaiser gemeldet werden, daß sämtliche Verbände in kriegsbereitem Zustande seien. (Bravo.) Den Herren der beteiligten Verwaltungen gebührt hierfür der herzlichste Dank." (Lebhafter Bei­fall).

Der erste Redner des Hauses war der Sozialdeino- krat Schulz- Erfurt, der gleich sehr kräftige Töne an­schlug. Er erinnerte daran, daß der Kriegsminister v. Heeringen erklärt hatte, daß alle Lücken unserer Rüstun­gen geschlossen seien. Bei den Rüstungsforderungen

habe man eine ungeheure Kriegsgefahr an die Wand gemalt, wenn diese in Wahrheit vorhanden gewesen wäre, so wäre es unmöglich gewesen, daß der Kriegs­ministerwechsel im Kriegsministerium so plötzlich eintrat. Der jetzige Kriegsminster sei ernannt worden, weil er sich der Sympathie des Kronprinzen erfreue. Der Kron­prinz aber habe den Beweis für seine Fähigkeit zur Auswahl von Kriegsministern noch nicht erbracht. (Prä­sident Dr. Kämpf bittet, die Person des Kronprinzen aus der Debatte zu lassen). Die gutgemeinte Fürsorge für die alten Offiziere in Handel und Wandel ist eine be­leidigende Geringschätzung bürgerlicher Tätigkeit. Der Handelsstand ist kein Asyl für militärische Obdachlose. Der Kriegsminister mag dafür sorgen, daß die Häufigkeit der Soldatenmißhandlungen auf­hört. In militärischen Kreisen herrscht seit den Zaber- ner Tagen eine geschwollene Stimmung. Wir Sozial­demokraten stehen auf dem Boden des Rechtes und der Verfassung, sind also nicht moralisch minderwertig, sonst sollte man konsequenterweise die Sozialdemokraten über­haupt vom Militärdienst ausschließen. Für das Zen­trum sprach zunächst Erzberger. Er ging davon aus, daß wir seit 1870 wissen, was wir an unserem stehenden Heer Haben, was man aber an einer Miliz haben würde, wisse man nicht. Daß 200 000 Soldaten Sozialdemokraten sein sollen, ist eine völlig falsche Be­rechnung. Die meisten würden erst Sozialdemokraten durch den Terrorismus in den Fabriken. (Lebhaftes sehr richtig und Widerspruch.) Leider haben die Miß­handlungen nicht so abgenommen, wie es jeder Freund des Volkes und des Heeres anstreben müsse. Offiziere sollen nicht politisieren. Das Verhalten des Generals Keim rechtfertigen wir nicht. Basser­mann (Natl.) ist nach wie vor überzeugt, daß die große Wehrvorlage eine Notwendigkeit war zur Aufrechterhal­tung des Weltfriedens. Ueberall hält die internationale Spannung an. Vermehrung der Reibungsflächen und Komplikationsmöglichkeiten sind die Signatur unserer Zeit. Das bestausgebildete Heer ist für Deutschland ge­rade gut genug. Des Kriegsministers Amtstätigkeit zeigt, daß er sein Arbeitsfeld sehr gut beherrscht. Die Soldaten Mißhandlungen sind in letzter Zeit in bedauerlicher Weise wieder hervorgetreten. Man soll dabei bedenken, daß alles mit minutiösen Einzelheiten in die Auslandspresse übergehe. Jeder Kompagniechef müsse eine strenge Ueberwachung seiner Unteroffiziere und seiner alten Kerle ausüben. Um den Unteroffizier­ersatz zu sichern, muß die spätere Zivilversorgung sicher- gestellt werden. Zum Schluß kam der Pole Dom- beck zu Wort. Es sei erwiesen, namentlich aus Miß­handlungsprozessen, daß die polnischen Rekruten schlech­ter behandelt und mehr beschimpft würden als ihre Ka­meraden. Mittwoch 2 Uhr Weiterberatung.

Stadt, Bezirk and Nachbarschaft.

Calw, den 6. Mai 1914. Vom Ausflug des Calwer Militärvereins nach Wörth und Weißenbnrg. (Schluß.)

Am Kaiser Friedrichstein gab ein Führer und Ve­teran von Wörth eine gute und klare Erläuterung des Schlachttages vom 6. August; man besichtigte die Denkmäler der deutschen und französischen Armee, die Gedenksteine an die tapferen Regimenter, die hier gekämpft haben, sah sich F r ö s chw e i l e r und Elsasi­tz a u s e n an, die Stätten des berühmten Angriffs der französischen Kavallerie und zum Schluß den Standpunkt des Führers der französischen Armee, Mac Mahon, ge­rade gegenüber dem Standpunkt des deutschen Kron­prinzen. Schmerzlich bewegt sehen wir da mitten drin im Wiesengrund das eingezäunte Grab eines deutschen Adjutanten, dort einen Grabstein, wo 4 Kürassieroffi­ziere, die die deutschen Linien durchbrochen hatten, ge­fallen sind, hier einen Gedenkstein für 2 württemb. Ober­leutnants, und dann die Massengräber mit den Tausen­den hier geknickter Jugend- und Mannesblüten, aus allen deutschen Gauen, Bayern, Schlesier, Thüringer, Hessen und Schwaben.-

Aber selbst für das Auto war 1 Tag zu kurz, um alles sehen zu können; nach einem kurzen Imbiß in Wörth kam alles glücklich nach Weißenburg; die Zeit drängte, man besah sich rasch den Gaisberg, dessen Erstürmung als erste Waffentat so viele Opfer gekostet hatte, auch hier Gräber an Gräbern, Erinnerung an schweren Kampf und großen Sieg. Beim Mittagsmahl in Weißenburg dankte Etadtschultheiß Conzin warmen Worten den Veranstaltern des schönen Ausflugs und er­innerte an die großen Gesichtspunkte des erlebnisreichen Tags. Um 6 Uhr fuhr man heim, reich an schöner Erinnerung, an der wohl die meisten lange Zeit zu zeh­ren haben werden. Unmöglich ist es, soviele Bilder, wie sie hier am Auge in einem Tag vorüberglitten, fest­zuhalten, aber den Eindruck wird jedermann mit nach Haus genommen haben, daß das Elsaß ein schönes, reich­gesegnetes Land ist, urdeutsch in Sprache und Art. Echt deutsch schauen die Ortschaften drein, breite, saubere Straßen mit den originellen Dachgiebeln, die Städtlein in ihrer ursprünglichen, wohlbewahrten, schier mittel­alterlichen Aufmachung. Besonders Weißen­burg ist an solchen Reizen voll: da stehen noch Stadt­türme und Stadtmauern, alte Eartenhäuschen mit reiz­vollen Formen gucken über stattliche Gartenmauern weg; hier ist noch viel Wertvolles von alter guter Art erhalten. Nur die französischen Dächer erinnern daran, daß lange, lange Zeit dieses Land an Frankreich ange­gliedert war; gute deutsche Art aber hat es niemals verloren gehabt. Mit besonderer Freude sahen wir, die heute leider das langsame Verschwinden der Trachten in der eigenen Heimat mitansehen müssen, die schöne und bodenständige Tracht im Elsaß, an den Frauen die Hauben mit den großen flllgelähnlichen Schleifen und die schöngemusterten seidenen Brusttücher.

Was sonst noch der Einzelne für besondere Beob­achtungen gemacht, was ihn besonders interessiert hat, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Vielleicht hat der und jener seine besondere Freude daran gehabt, daß schier in jedem Ort noch 12 Storchenfa milien Hausen; daß viele ihren Kindern ein lebendiges, sinni­ges und dabei sehr billiges Andenken heimgebracht haben, weiß ich aus eigener Anschauung, sie machten eifrig erfolgreiche Jagd auf Maikäfer! Zum Schluß: Der Militärverein hätte kaum eine bessere, lehrreichere Veranstaltung wählen können, als die Fahrt ins Elsaß. Der wohlverdiente Dank sei auch an dieser Stelle denen dargebracht, die die Fahrt ins Leben riefen, nicht zum wenigsten dem eifrigen Vorstand Schnauffer. Und jeder Teilnehmer wird Gewinn und schöne Erinnerung an diesen Sonnentag ins Leben mitnehmen. -U.

Generalversammlung des Zungliberalen Vereins.

Der Jungliberale Verein hielt dieser Tage im Waldhorn" seine ordentliche jährliche Generalversamm­lung ab. Nach dem üblichen Rechenschaftsbericht des Schriftführers und Kassiers und der Erledigung einer Reihe sonstiger geschäftlicher Angelegenheiten fanden die satzungsgemäßen Neuwahlen statt, die im allgemei­nen die Wiederübernahme der verschiedenen Aemter durch die bisherigen Inhaber ergaben. Insbesondere blieb der Vorsitz in den Händen des Herrn Technikers Roller, der jedoch das bisher von ihm gleichzeitig versehene Amt des Kassiers auf Herrn Kaufmann A l» brecht übertragen konnte. Zum stellvertretenden Vor- sitzenden wurde Herr Dr. Brösamlen gewählt. Einen erheblichen Teil des Abends nahm die Debatte über den bekannten Beschluß des Zentralvorstands der National­liberalen Partei in Anspruch,Verhandlungen einzu­leiten, um die gleichzeitige Auflösung des jungliberalen wie des altnationalliberalen Verbandes (die am wei­testen rechts stehene Gruppe der Nationalliberalen) her­beizuführen". Die Versammlung äußerte ihr Einver­ständnis mit dem inzwischen vom geschäftsführenden Ausschuß des Jungliberalen Reichsverbandes am 19. April in Frankfurt a. M. gefaßten Beschluß, in der­artige Verhandlungen nicht einzutreten. Das Ergebnis der sehr lebhaft geführten Besprechung, welche Zeugnis davon ablegte, daß die Jungliberalen Calws gewillt