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Gegründet 1877

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MUnrrner 128

ALtenstsLg, Mittwoch den 4. Arrni 1930

63. Jahrgang

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, und möglichster Ausnutzung des Windes rechne er damit, in SO In 50 Stunden in Sevilla: Donnerstag morgen ! Stauden Sevilla zu erreichen.

Lakehurst, 2. Juni. Graf Zeppelin ist um 8.12 Uhr Montag abends Ostnormalzeit (gegen 3 llbr Dienstag früh) gestartet.

Der neue dreh- und fahrbare Ankermast, mit dessen Hilfe Gras Zeppelin bei der Landung in Lakehurst schnell und sicher in die Halle gebracht werden konnte, bat sich auch beim Start als sehr praktisch erwiesen. Als das Luftschiff die schützende Halle verlassen hatte, wurde es von heftigen Seitenwinden ge­packt und um 90 Grad herumgedreht. Der Ankermast machte die Drehung mit und hielt das Luftschiff automatisch fest, bis das Zeichen zum Aufstieg gegeben wurde. Donnernd sprangen die Motoren an und leicht erhob sich Graf Zeppelin in die Luft. Eine Rückfrage unter den 22 Fahrgästen ergab, daß alle das Luftschiff als zuverlässiges und dabei schnellstes Beförderungs­mittel bewundern.

Kurz vor dem Abflug erklärte Dr. Eckeuer Pressevertretern, er hoffe, daß im Herbst 1981 ein fünftätiger Dienst von beiden Seiten des Atlantischen Ozeans mit drei Zeppelinlinlufrschiffen für je 24 Passagiere und 30 Tonnen Fracht und Post eröffnet werden könne. Drei Luftschiffe Peien für einen solchen Dienst un­erläßlich.

Der jetzige Rückflug des Graf Zeppelin, so teilte Dr. Eckenei mit. gebe über Reuyork, dann nordöstlich über Long Island rnm Atlantischen Ozean. Bei Verfolgung des mittlere» Karies

Das Luftschiff war 9.58 Uhr Ostnormalzeit in Reuyork, be­schrieb bei einer Fahrt über der Stadt, von Sirenen begrüßt, eine lange Schleife und bog dann zur unteren Stadt nach Brooklyn ab, rasch in der nicht sehr klaren Mondnacht ver­schwindend. Hunderttausende verfolgten auf den Straßen und von den Fenstern den Weg des Luftschiffes, das, niedrig und langsam fliegend, sich zwischen Wolkenkratzern durchwand.

Das Luftschiff befördert diesmal 52 000 Briefe und Postkar­ten; die Gesamtportokosten betragen 231 000 Mark.

Graf Zeppelin" 1200 Kilometer östlich von Reuyork Reuyork, 3. Juni. Nach einem von der Lbatham-Radio-Sia- 8on aufgefangenen Funkspruch von Bord des Graf Zeppelin befand sich das Luftschiff heute früh 5 Uhr nordamerikanischer Normalzeit (11 Uhr vormittags MEZ.) auf 41,16 Grad nörd­licher Breite und 63,15 Grad westlicher Länge. Die angegebene Position liegt etwa 1200 Kilometer östlich von Reuyork

Standortmeldung desGraf Zeppelin" Friedrichshafen, 4. Juni. Beim Luftschiffbau Zeppelin ging um 1 Uhr früh folgendes Telegramm von Bord des Graf Zeppelin" ein: 38 Grad Nord und 44,30 Grad West. Wetter und Fahrt gut.

Neurath, Botschafter m London

Berlin, 3. Juni. Der Reichspräsident hat die in Aussicht ge­nommenen Ernennungen für die Botschafterposten in London und Rom, sowie für den Posten des Staatssekretärs des Aus­wärtigen Amtes nunmehr vollzogen. Botschafter Sthamer in London wird am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand treten. Zu feinem Nachfolger ist der Botschafter in Rom Freiherr von Neurath, zum Botschafter in Rom ist der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Schubert und zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ist der Dirigent Bernhard v. BLlow er­nannt worden. Herr v. Schubert wird die Geschäfte des Staats- fekretärs seinem Nachfolger in der zweiten Hälfte des Juni übergeben.

In Württemberg ist Frbr. v. Neurath bekannt als der letzte Kabinettschef unseres verstorbenen Königs. Zu Kleinglattbach wurde er als Sohn des Oberstkammerherrn Freiherrn v. Neu­rath aus seiner Ehe mit der Frein Mathilde von Gemmingen- Hornberg ans dem Hause Babstadt im Jahre 1873 geboren. Rach Absolvierung des Gymnasiums und juristischer und staats- wissenschaftlicher Studien auf den Universitäten Tübingen und Berlin trat er im Jahre 1897 in den württembergifchen Staats­dienst ein. Vier Jahre später erfolgte seine Aufnahme in das Auswärtige Amt und vor 25 Jahren im Jahre 1903 wurde er an der Themse Vizekonsul. Das Jahr 1914 brachte ihm die Ernennung zum Botschaftsrat in Konstantinopel. Am Welt­kriege nahm er teil als Hauptmann im 1. würtr. Erenadierre- siment Königin Olga. Vier Jahre später im Jahre 1917 be­rief rbn König Wilhelm der Zweite von Württemberg znm Thof seines Zivilkabinetts. Nach der Revolution trat er wie­der in den diplomatischen Dienst ein und wurde im Fahre 1919 als Gesandter nach Kopenhagen entsandt. Da er sich in dieser Stellung als einer unserer prominentesten Diplomaten erwie­sen hatte, wurde ihm im Jahre 1921 die Berufung zum deut­schen Botschafter zu Rom. Auch in dieser ja besonders hoch­wichtigen Stellung bat er sich bestens bewährt, sich die Wert­schätzung der italienischen Regierung erworben, so daß auch die Universität Rom sich vor Jahren schon bewogen gcsüblt hat, sh» zum Ehrendoktor zu ernennen.

Re Wirls-aftrlW HeuWmds

Berlin, 3. Juni. Auf der vom Weltverband der Völkerbunds- msellschasten veranstalteten Wirtschaftskonferenz, auf der Deutschland durch die Reichstagsabgeordneten Frau Dr. LL- ders und Dr. Dernburg vertreten ist, sprach letzterer Aber die wirtschaftliche Lage Deutschlands, insbesondere über die von der deutschen Regierung zum Schutze der deutschen Landwirt­schaft eingeleiteten Hilfsmaßnahmen. Der Redner erklärte, daß ttotz den protektionistischen Strömungen in anderen Ländern Deutschland vor wenigen Jahren eine Senkung der Zölle vor- aenommen habe, bis die katastrophale Lage der Landwirtschaft die deutsche Regierung veranlaßt habe, zeitlich begrenzte und ^f eine Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion hinzie- lenden Maßnahmen zum Schutze der Landwirtschaft zu ergrei­fen. Die deutsche Landwirtschaft sei dem sicheren Ruin preisge- «ben, wenn jetzt nicht die Krise, in der sie sich schon seit Iah- «« befinde, durch wirksame Maßnahmen beseitigt werde, Deutschland befinde sich seit langem gegenüber anderen Ländern m einer besonderen Lage, und das Ausland müsse es in seinen Anstrengungen, aus der gegenwärtigen Krise berausznkommen, unterstützen. Dies gelte namentlich von den Ländern, die von

Deutschland Reparationszahlungen beanspruchen. Die gegen Deutschland sich auswirkenden handelspolitischen Maßnahmen seien mit den revarationsvolitischen Leistungen Deutschlands unvereinbar. Die deutsche Regierung -habe psinlichst die beste­henden Verträge respektiert, obwohl ihr für ihre Wirtschafts­politik diese Verträge schwere Hindernisse seien. Die Erleichte­rungen, die der deutschen Wirtschaft in diesen Handelsverträgen einseräumt worden seien, wurden zum Teil ganz illusorisch ge­macht durch einen indirekten Protektionismus, der in Form von administrativen Maßnahmen den deutschen Export belaste.

Bezugnehmend ans das Memorandum Vriands bezeichnete Dr. Dernburg die Beseitigung der Schwierigkeiten im interna­tionalen Wirtschaftsverkehr als ein wirkliches Mittel zur Auf- rechterhaltuug des Weltfriedens, der allerdings in erster Linie tmrch die Ausmaße der militärischen Rüstungen bedroht sei. Die wirtschaftliche Befriedigung werde leichter erfolgen, wenn dem unaufhörlichen Wafsengerassel ein Ende gemacht würde.

Gegen WRotopfer

Kundgebung des Eesamtvorstandes des Deutsche« ' Beamtenbundes

Berlin, 3. Juni. Der Eesamtvorstand des Deutschen Beamten­bundes beschäftig« sich heute in einer Sitzung im Plenarsaal des ReichswirMastsrates mit der gesamten beamtenpolitische» Lage. Er nahm StellMg hierzu und eine Kundgebung, in der es heißt:

Der Gesamtvorstand der Deutschen Boamtenbundes btt Kennt­nis genommen von dem Bericht über einAussabensenkungs- gesetz", das den Rahmen bilden soll Kr eine Reihe von Be­stimmungen, die eine Verschlechterung der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Stellung der Beamten darstellen. Er wen­det sich mit voller Entschiedenheit «egen Maßnahmen der anse- lundigten Art. Die Beamten finden ein solches Beginnen nicht erträglich und machen mit Ernst aus die darin liegende Gefahr aufmerksam. Der Gesamtvorstand verkennt keineswegs die schwierige Lase des Reiches and die grobe Not vieler Volksge­nossen. Er ist darum der Auffassung, daß dieser außergewöhn­lichen Rotlage durch Heranziehung aller Volksschichten »ach dem Grade ihrer Leistungsfähigkeit begegnet werden solle, wo­bei unter eine nach sozialen Gesichtspunkten bestimmte Grenze nicht heruntergegangen werden dürfte. Er erwartet von Reichs- regierun« und Reichstag, daß daß eiue Souderbelastung der Beamten abgelehnt wird. Wer ein Notopfer allein von Seiten der Beamten fordert, und es Kr einen geeigneten Weg aus der Finanznot des Reiches hält, verkennt die wirkliche Lage des größten Teiles der Beamtenschaft. Der Eesamtvorftand billigt die Maßnahmen, die der geschäftsfübrende Vorstand getroffen hat.

KlllliWbW der Mittelstandes

Rede des Reichsiustizministers

Berlin, 3. Juni. Das Reichskartell des selbständigen Mittel­standes veranstaltete eine geschlossene Kundgebung gegen die Besprechungen zur Beseitigung der Grobumsatzfteuer, zu der Vertreter sämtlicher bürgerlicher Fraktionen des Reichstags und des preußischen Landtags außer dem Zentrum und den Demo­kraten erschienen waren. Reichsjustizminister Professor Di. Bredt betonte, daß das Kabinett mit dem Reichskartell ^es selbständigen Mittelstandes einer Meinung sei und unbedmgr an der Beibehaltung der Umsatzsteuer festhalten werde. Gleich­zeitig betonte er, daß in diesen Tagen ein Gesetz über das Zu­

gabewesen fertiggestellt worden sei, das allen Forderungen ent­spreche. Das selbständige erwerbsmäßige Bürgertum sei nach Meinung des Kabinetts der Träger des gewaltigen Beamten­staates, nicht aber die Warenhäuser und Konsumvereine. Des­wegen werde man alles daransetzen müssen, um den selbständi­gen Mittelstand nicht von den Warenhäusern erdrosseln zu las­sen.

Zer Konflikt mit THSringev

Die Schulgebete in Thüringen

Weimar, 2. Juni. Die thüringische Regierung beschäftigt« sich mit der Angelegenheit der Schulgebete. Es wurde beschlossen, nachdem die Verhandlungen mit der Kirche bereits zum Ab­schluß gekommen sind, mit der Schule und den christlichen El­ternräten zu verhandeln, und zwar eventuell bis zu dem Ter­min, an dem die vom Reichsinnenminister beantragte Ver­handlung vor dem Staatsserichtshos über die Frage der Schul­gebete stattfindet.

Weimar, 2. Juni. Die thüringische Staatsregierung hat am Monrag das Ersuchen des Reichsinnenministerinms, National­sozialisten nicht zu Polizeidirektoren zu ernennen, einstimmig abgelebnt. Sie beabsichtigt Kr den Fall, daß nunmehr die Po- lizeizuschüsse des Reiches gesperrt werden sollten, den Staats- serichtshof anzurufen.

Thüringisches Versammlungsverbot gege« Arbeitersport!«

Weimar, 3. Juni. Das thüringische Innenministerium Hw die von der Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung de, Einheit im Arbeitersport Kr die Pfingstfeiertag« vom 6. bis 9. Juni in Thüringen vorgesehenen Veranstaltungen, soweit e- stch um Versammlungen und Umzüge unter freiem Simmel ban­delt, wegen unmittelbarer Gefahr Kr die öffentliche Sicherten verboten.

Gege» dar SeemöchteMlüNMN

Baldwins Borstotz abgelehut

London, 3. Juni. Baldwin hat im Unterhaus einen Antrag der Opposition eingebracht, einen Ausschuß zu ernennen, der über die Vorschläge zu den Abkommen der Seemächte zu be­richten haben würde. Er soll das Recht erhalten, Personen vor sich zu laden, sowie Dokumente und Archivstücke zu prüfen. Der Redner behauptete, daß eine derartige Untersuchung in den Vereinigten Staaten Ergebnisse erzielt habe, die die Ameri. kaner anscheinend sehr befriedigten und daß infolgedssen das britische Volk solche Erhebungen gutheißen sollte. Grundsätz­lich sei er mir einem Vertrag wie das Londoner Abkommen ein­verstanden, jedoch müsse dieser Vertrag, um fruchtbar zu sein, unter gegenseitiger innerer Zustimmung beider Parteien in Kraft treten. Baldwin äußerte Bedenken über die Herabsetzung der britischen Kreuzerforderungen von 70 bis 50 sowie über die Begrenzung der Torpedobootszerstörer auf 115. Er sprach beson­ders Befürchtungen hinsichtlich der europäischen Seite der Frage aus, da der Vertrag für fünf Seemächte nicht erzielt worden sei, und da im Falle einer Erhöhung der Tonnage der beiden lateinischen Mächte, die die britischen Lebensinteressen beein­trächtigen würde, die Anwendung der Optionsklansel zu neuem Mißtrauen führen würde.

Das Unterhaus hat den Antrag Baldwins auf Ernennung eines Ausschusses, der über die Vorschläge zu einem Abkommen der Seemächte Bericht erstatten sollte, mit 282 gegen 201 Stim­men abgelehnt.

Rach französischem VorM

Mobilisierung der amerikanischen Gesamtwirtschaft im Kriegsfälle

London, 3. Juni. Der amerikanische Senat hat soeben eine Entschließung angenommen, die bereits die Zustim­mung des Repräsentantenhauses gefunden hat, wonach eia Ausschuß eingesetzt werden soll, umdieAcnderungder Verfassung der Vereinigten Staaten in dem Sinne zu prüfen, daß der Kongreß inKriegszeiteuPrivat- eigentum zur öffentlichen Benutzung be­schlagnahmen kann. Ferner soll der Präsident ermäch­tigt werden, sofort alle Hilfsquellen des Lan­des mobilisieren zu können.

Dieser Beschluß läuft also auf eine Mobilisierung der Gesamtwirtschaft des LandesimKriegs. falle hinaus und entspricht den Maßnahmen, die ähnlich bereits in Frankreich durchgeführt wurden. Man scheint demnach in Amerika dem Kelloggpakt nicht allzu viel Kraft zuzutrauen.