Ergründet 187/
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Mnrnmer 1Ä7
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AUensteig, Dienstag den 3. Juni 1930
63. Jahrgang
.Ms »Welt»' ms »er Ktimsakrt
Montag nacht Start rum Rückflug nach Friedrichsbafen?
Reuyork, 2. Juni. Man erwartet bi er, daß der Graf Zeppelin im Lause der kommenden Nacht seinen Rückflug nach Europa ««treten wird. Dr. Eckener bat zwei Mitglieder der in Lake- dmst stehenden Luftschiffabteilung eingeladen, die Fahrt nach Kriedrichsbafen mitzumachen. Der bekannte amerikanische Luftschifführer Commander Rosendahl, bezeichnet die angebliche Beschädigung des Gras Zeppelin als nicht ernster Natur, da es sich tatsächlich nur um die bereits in Pernambuco behelfsmäßig ausgebesserte Gondel handele. Kapitän Sboemaker, der die Fahrt als Beobachter des amerikanischen Marineamter mitmachte, erklärte, der geplante Havannaflug hätte im Hinblick auf die knappen Brennstoffvorräte und die ungünstigen Wetterver- bälrnisse nicht durchgeführt werden können. Auch der Jnfant Sllvbonso erklärte in einer Rundfunkansprache, die er in der spanischen Botschaft hielt, es sei gewiß bedauerlich, daß der Besuch Havannas unterbleiben mußte, aber für Dr. Eckener sei die Sicherheit der Passagiere in erster Linie bestimmend gewesen.
Der Erfolg der Zeppelinfahrt
Reuyork, 2. Juni. Die Morgenblätter kommentieren die letzte große Fahrt des Graf Zeppelin in Leitartikeln und bringen übereinstimmend zum Ausdruck, daß der Erfolg dieses Fluges die lleberlegenheit des Luftschiffes gegenüber dem Flugzeug endgültig erwiesen habe, und daß sich diese Erkenntnis in einer schnellen Entwicklung des Luftschisfverkehrs auswirken werde. »Herald Tribüne" meint, daß der letzte Flug des Graf Zeppe- ku zwar weniger sensationell sei, als der Weltrundflug im vergangenen Jahr, daß er aber von einer noch gröberen Bedeutung iür den Luftverkehr sei, weil er den Nachweis erbracht babe, daß das Luftschiff auch Fahrten nach den Tropen aus-
füdren könne. „World" erklärt, daß Luftschiff suche nunmehr > rach ständiger Beschäftigung. Die bisher erzielten Erfolge recht- fertigen jedenfalls den beträchtlichen Aufwand an Kapital, den »er Luftverkehr erfordere. „Times" sagt, jede neue Reise des Graf Zeppelin stärke das Vertrauen des Publikums. Das einzige Problem, das noch gelöst werden müsse, sei die Organisierung eines regelmäßigen Luftschiffdienstes.
Amerikanisches Lob für den Graf Zeppelin Reuyork, 2. Juni. Nach Schätzung der Blätter sind am Sonntag mehr als 100 000 Personen nach Lakehurst gefahren, um den Graf Zeppelin zu besichtigen. Die Vorbereitungen für die Rückfahrt nach Friedrichsbafen sind in vollem Gange, Die Aufnahme von Brennstoff bat bereits gestern begonnen, die Nachfüllung mit Wassergas erfolgt heute. Unterstaatssekretar Klein vom Handelsamt würdigte in einer Rundfunkrede den letzten Flug des Graf Zeppelin, der sich wiederum als ein großer Erfolg erwiesen babe, besonders hinsichtlich der Verwendung von Wasserstoffgas in den Tropen. Die großen Fahrten des deutschen Luftschiffes bedeuten den Beginn einer neuen Aera des Luftverkehrs.
Fracht des „Graf Zeppelin" auf der Rückfahrt Lakehurst, 1. Juni. Das Luftschiff Graf Zeppelin wird auf seiner Rückfahrt eine beträchtliche Fracht mitnehmen, u. a., wie bisher bekannt geworden ist, fünf Automobilreifen für den König von Spanien, zwei Rechenmaschinen, zwei Pakete Papierbecher und drei Mustersendungen Damenkleidei.
Abbau btt NeamteMaft?
Das Ausgabensenkungsgesetz LerK«, 2. Juni. Von besonderer Seite wird dem Demokratischen Zeitungsdienst mitgeteilt:
Der Entwurf für das Ausgabensenkungsgesetz ist im Reichsfinanzministerium fertigestellt und dem Reichskabi- «ett zngegangen, das am Montag erstmalig zu diesem bedeutungsvollen Vorschlag Stellung nehmen wird. Es handelt sich um ein Gesetz, das sich in der Hauptsache mit Fräsen beamtenrechtlicher und besoldungstechnischer Art befaßt. Neben Kürzung der Bezüge, Personalabbau, Kürzung des Urlaubs, Einstellungssperre, Pensionskürzung, Aufhebung der Gleichstellung der verheirateten weiblichen Be- «nten, Heraufsetzung der Dienstaltersgrenze und Wieder- embringung eines neuen Besoldungssperrgefetzes für Länder und Gemeinden sind noch Bestimmungen geringfügiger llrt, wie Zusammenlegung und Auflösung von Behörden, vorgesehen.
Die Kürzung der Bezüge soll durch die allmähliche Beseitigung der örtlichen Sonderzuschläge einsetzen. Diese Sonderzuschläge werden nur in besonders teuren Großstädten »ü> Industriegebieten sowie im besetzten Gebiet gezahlt.
Bei den Bestimmungen, die sich auf einen Personalabbau beziehen, wird eine Verringerung der Kopfzahl des gesamten Personals der Reichsministerien um 1v Prozent an ^strebt. Ferner sollen für die nächsten fünf Jahre Mehraufwendungen in den Personalbezügen der Beamten und Angestellten durch Verringerung der Kopfzahl ausgeglichen werden. Weiter wird eine Verminderung der Zahl der Behörden ins Auge gefaßt. An Einzelbestimmungen werden «och erwähnt die Heraufsetzung der Dieustaltersgrenze von EL aus 88 Jahre und die Kürzung der Pensionen für den Hall einer nebenberuflichen Tätigkeit.
Zum Entwurf des Ausgabenseukungsgesetzes Berlin, 2. Juni. Die über den Inhalt des Entwurfs in der "resse veröffentlichten Einzelheiten beruhen, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, zu einem Teil auf bedauerlichen Jn- »»skretionen, deren Ursprung mit aller Schärfe nachgegangen
wird, zum anderen Teil auf phantasievollen Kombinationen. Der Entwurf sieht nicht einen Abbau des zur Zeit im Dienst befindlichen, sondern eine allmähliche, entsprechend dem Abgang von Beamten durchzuführende Zurückschraubung des Beamten- lörpers der Ministerien um 10 Prozent vor. Auch an anderen Stellen sein, soweit es sachlich möglich ist, in diesem Sinne vorgegangen werden können. Peustonslürzungen find nur für die Doppelverdiener in einem beschränkten Umfange vorgesehen. Im übrigen war das Ausgabensenkungsgesetz schon von der letzten Regierung in Aussicht genommen.
Berlin, 2. Juni. In Ergänzung der Mitteilungen des „Demokratischen Zertnngsdienstes" über die Ausgabensenkunssvläne des Reiches will der „Montag Morgen" aus authentischer Quelle noch erfahren, daß es sich im ganzen um 6 einzelne Gesetzentwürfe handele, die dem Reichstag innerhalb der nächsten 11 Tage zugehen sollen. Wie das Blatt im einzelnen weiter meldet, siebt das Sparprogramm zunächst die Abschaffung mehrerer Aemter vor, u. a. sollen das Amt des Reichskunstwarts, die Reichszentrale für Seimatdienst und eine Reihe von Finanzämtern zu existieren aushören. Neben den bereits bekannten Maßnahmen zur Verminderung der personellen Ausgaben, wie Heraussetzung der Altersgrenze und der parlamentarischen Einsparungen soll in dem neuen Gesetzeswerk, dem Blatt zufolge, eine Bestimmung zum Pensionsgesetz enthalten sein, die die Höchstgrenze für Beamtenvenfionen anf 12 000 Mark jährlich festsetzt.
BÄteutsamc Anträge der Wirtschaftspartei
Im Haushaltsausschub des Reichstages brachte di« Mrt- schaftspartei einen Antrag ein, worin die Reichsregierung ersticht, spätestens zum Herbst einen Gesetzentwurf vorzulegen, wel» cher folgende Bestimmungen über den Reichstag enthält: Dir Zahl der Mitglieder des Reichstages wird auf 3S0 festgesetzt; das Wahlalter wird auf 21 Jahre festgesetzt. Die Aufwandsentschädigung für diejenigen Mitglieder des Reichstags, die durch die Ausübung ihres Mandats keine wirtschaftlichen Nachteile haben, wird auf 50 Prozent des normalen Aufwands festgesetzt. — Da der Antrag zum Teil hochvolitische Probleme umfaßt, die nicht i« den Rahmen der Beratungen des Haushaltsausschusses des Reichstages paßen, konnte dieser Antrag vom Vorsitzenden nicht »ur Abstimmung gebracht werden.
RmMlitik M ReWrefom
Rede des volksparteiliche» Führers Dr. Scholz s^uster, 2. Juni. Bei einer Kundgebung, die anläßlich der Varteitagung des Wahlkreisverbands Westfalen-Nord der Deut- Men Volkspartei in der Stadthalle stattfand, hielt der Parrei- bkeichsminister a. D. Dr. Scholz eine Rede, in der e, «nächst betonte, daß die Außenpolitik zu einem Abschluß der voager Vereinbarungen gelangt sei. Zur Finanzpolitik erklärt« es gelte, beute endgültig einen Strich unter die Mißwirt. Matt der letzten Jahre zu ziehen. Immer mehr versiegten di< «seuerquellen. Der Staat sei bis an den Rand des Bankerott«
Be komm en, um neue vronnns m vre rnmanzen za vrrnge« ma wieder de« Steuerertrag ausreichend zu machen, bedürfe es einer Entlastung der Wirtschaft und des gewerblichen Mittelstandes. Die Arbeitslosigkeit, die dem Reich starke finanzielle Verpflichtungen auferlege, habe den Etat über den Haufen geworfen. Eine Reform der Arbeitslosenversicherung sei daher die Voraussetzung für die Ausgleichung des Reichsetats. Gemeinsam müßte das gesamte deutsche Volk helfen, die Krise zu überwinden. Aus dieser Erkenntnis sei der Plan eine» Rotopfers Mer Festbesoldeten entstanden. Die Agrarhilfe, mit deren Durch- Kbrung das Kabinett jetzt beginnen werde, sei die wichtigste Aufgabe. Nicht allein die wirtschaftlichen, sondern auch die «a° Uonalen Interessen verpflichteten, mit Men Mitteln, dem deutsche» Oven rn betten. Die Verlowalmrion zw«»-»» ««-b «d
Preußen sei der erste Schritt der Reichsreform. Die Vorschläge des Bundes für Erneuerung des Reiches würden die Grundlage abgeben. Das Kabinett aber werde mit radikalen Vorschläge» vor die deutsche Oeffentlichkeit treten müssen, um nach dem Vorbild der Industrie auch eine Rationalisierung der Verwaltung zu erreichen. Der dezentralisierte Einheitsstaat sei das Ziel dieser Bestrebungen. Der günstige Augenblick, einen Block gegen die Sozialdemokratie zu bilden, dürfe nicht ungenutzt vorübergehen. Die Volkspartei sei nach wie vor bereit, der neuen Entwicklung im bürgerlichen Laser die Selbständigkeit der eigenen Pattei zu opfern in der Ermattung, daß auch die andere« Gruppen nicht vor diesem entscheidenden Schnitt zuriickschrecke» würden.
Der Ehrenbreilstei« unterminiert
Schachtanlagen und Pulverkammern Der „Koblenzer Generalanzeiger" veröffentlicht eine Meldung, wonach die Franzofen während des Ruhr - kampfes im Jahre 1923 umfangreiche Schachtanlagen mit Querstollen unter dem Ehrenbreitstein und anderen Forts angelegt und mit Pulver und Dynamit gefüllt hatten. Ein Sprengmeister untersuchte in diesen Tagen im Aufträge des Reiches den Ehrenbreitstein, wobei er eine Anzahl unterirdischer Tunnels entdeckte, die auf diese Maßnahmen der französischen Besatzung zurückzuführen sind. Die Franzosen konnten jederzeit einen Teil der vielen Tunnels bei Koblenz mit Hilfe dieser Anlagen in die Luft sprengen. Die Folge davon wäre gewe- fen, daß auf lange Zeit der durchgehende Verkehr am Rhein hätte stillgelegt werden müssen. Bei dem Tunnel am Ehrenbreitstein hatte das 12. französische Eenie- bataillon einen 8 Meter tiefen Schacht in den Berg gebaut» dann seitwärts zum Rhein hin einen Verbindungsstollen zu einem weiteren zehn Meter tiefen Schacht getrieben, so daß durch den 9 Meter langen Stollen eine Schachtanlage von 18 Metern entstand. Am Ende des ersten Schachtabschnittes über der Mitte des Tunnels sowie im zweiten Teil des Schachtes auf der Rheinseite etwa in Höhe eines gedeckten Giiterwaggons befanden sich je eine Pulverkam, mer so eingerichtet, daß in ihr etwa 399 Zentner Dynamit hätten zur Entladung gebracht werden können. Bei der sachgemäß hergestellten Anlage hätte eine Zündung ihre Wirkung nicht verfehlt. Nicht nur die Tunnels und mit ihnen die Bahnlinie der linken Rheinseite nebst der daneben laufenden Landstraße, auch die ganze Umgebung hätte einem Trümmerhaufen geglichen. Bei der Untersuchung wurden Sprengmassen nicht vorgefunden. Aber trotzdem wird wohl eine genaue Untersuchung aller Anlagen geboten sein» die wohl auch an anderen Stellen» wie der Mosel und besonders Lahn, vorhanden sind. Im Tunnel bei Oberhof a. d. Lahn wurde eine ähnliche Anlage sestgestellt.
Die Rede des Mimsterpräsi- deitleu Tardieus i« Dijo«
Paris, 2. Juni. Ministerpräsident Tardieu hat Sonntag in Dijon die politische Programmrede gehalten, die den Wiederbeginn der Parlamentsarbeiten vordereiten sollte. Er sing zunächst auf die Innenpolitik ern und erörterte ausführlich das Zustandekommen seines Kabinetts. Die Grundsätze der französischen Außenpolitik lägen fest. Zwischen Frankreich und Deutschland sei noch über wichtige Abkommen zu verhandeln gewesen. Hinsichtlich der Flüssigmachung der Forderungen sei noch nichts erreicht gewesen und doch sei sie das einzige Mittel, um au die Stelle der militärischen eine finanzielle Snherbeit zu setzen. Die französische« Schuldenabkommen seien endgültig geworden, aber Frankreich habe keine Gewähr für das Eingehen seiner Einnahmen besessen. Um sich diese Gewähr zu verschaffen, habe die Regierung die Haager Abkommen abgeschlossen und in Kraft gesetzt. Vor Ablauf von zwei Wochen würden mehr als 100 Millionen Dollars in die französische Staatskasse fließen und auf dem Weltmarkt werde die erste Nounganleihe den Kredit Deutschlands mit der Zahlung der Kriegslasten in Verbindung bringen. Wenn am 30. Juni mit der geziemende» Würde, ohne Eile, aber auch obne Verzögerung die-, dritte Rheinlandzone geräumt sein werde, werde der Younsplan nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich in Kraft sein. Die Regierung habe das Friedenswerk das Bri- and in sechs verschiedenen Kabinetten verfolgt habe, weiter betrieben. Frankreich sei von der schlimmsten Geißel der Nach, kriegszeit, nämlich der Arbeitslosigkeit verschont geblieben. Deshalb müsse es dem Arbeiter Sicherheiten geben, auf die er ein Anrecht bade. Das sei durch das Sozialversicherungsgesetz gescheben.