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Programms. Weiter erfüllt uns mit Besorgnis das Verhalten -er Reichsregierung gegenüber Thüringen, das nach außen den Eindruck erweckt, als sei die gegenwärtige Regierung nicht im gleichen Mähe wie die frühere entschlossen, die republikanischen Belange gegenüber den Methoden des Herrn Dr. Frick zur Gel­tung su bringen. ^

Stimmungsbild aus dem Reichstage Der Reichstag vertagt

Berlin, 4. Mai. Die erste Beratung des Etats für 1930 wurde am Samstag mit der Ueberweisung des Etats an den Haushalts­ausschuß abgeschlossen. Auch am Samstag beteiligten sich die Deutschnationalen nicht an der Aussprache, ebenso wenig wie die Nationalsozialisten. Der demokratische Redner lehnte ebenso wie am Freitag der Zentrumsvertreter die Einstellung der ersten Baurate für den Panzerkreuzer B in den Etat ab, während sich die Redner der Deutschen Volkspartei und der Wirtschafts­partei für die Bewilligung einsetzten. Darnach ist mit der Mög- lichkeit zu rechnen, daß in der zweiten Beratung die Panzer­kreuzerrate abgelehnt wird. Daraus dürfte sich aber, wie rrir erfqhren, ernste politische Schwierigkeiten nicht ergeben, denn hier handelt es sich ja nicht um eine eigentliche Regierungsvor­lage, sondern um die Uebernahme eines Reichsratsantrages und die Ablehnung der Rate bei diesem Etat würde nur eine Ver­tagung bis zum nächsten Jahre bedeuten.

Reichsinenminister Dr. Wirth erklärte sich bereit, im Haus- Haltsausschutz das gesamte Material über die Verhandlungen mit Thüringen vorzutragen. Reichssinauzminister Dr. Molden­dauer setzte sich am Schluß der Aussprache mit den Einwendun- gen der Parteiredner auseinander. Die Regierung wolle keines­wegs eine Abbau der Leistungen der Arbeitslosenversicherung, weil dadurch die Wohlfahrtsetats der Gemeinden stärker belastet würden. Ueberflüssige und entbehrliche Ausgaben müßten aber vermieden werden. Dem Reichswirtschaftsrat werde die Frage unterbreitet, ob die in Oesterreich eingeführte Phasenpauschlie- rung der Umsatzsteuer auch bei uns durchführbar werde. Der Minister wünschte in irgend einer Form eine Festlegung dahin, Latz die im Etat vorgesehenen Ausgaben nicht durch die An­nahme weitergehender Anträge im Reichstag überschritten wer­den. Er regte eine dahingehende Vereinbarung der Regierungs­parteien an. Zum Osthilfeprogramm bemerkte Dr. Moldenhauer, daß damit nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch das Ge­werbe entlastet werden solle. Die für das ganze Reich im Jahre 1931 vorgesehene Senkung der Realsteuern sollte in den not­leidenden Ostbezirken vorweggenommen werden. Schließlich er­klärte der Minister, daß das Ausgabensenkungsgesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet werden solle.

Die nächste Sitzung des Reichstages wird erst am 18. Mai stattfinden. Dann soll die zweite Lesung des Etats beginnen. Inzwischen wird der Haushaltsausschuß den Etat beraten.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 5. Mai 1930.

Der erste Maisonntag

So wie man sich gewöhnlich den Wonnemonat Mai Vorstellt, mit all seiner berückenden Schönheit und Pracht, Ho hat sich der gestrige erste Maisonntag vorgestellt.Wer recht in Freuden wandern will, der geh' der Sonn' ent­gegen!" Eine Fülle von Licht, eine Fülle von allmählich erwachenden Blüten und herrlichen Duftes umgab dis gestrigen Sonntagswanderer. Machtvoll - majestätisch grüßte Frau Sonnevom blauen Himmelszelt und lachte froh ins Herz hinein", alle davon überzeugend, wie doch die Welt so schön ist! Ueberall konnte man lebensfreudige, junge und alte, Frühaufsteher in den jungen Morgen hinein wandern sehen. Frische, fröhliche Gesichter, all der banalen Sorgen ledig, freuten sich am allmählichen Er­wachen der Natur. Munter sang die Nagold ihr mehr­tausendjähriges gleichtönendes Lied. Sangfried und seine verehrte Frau Gemahlin ließen in frischer Folge von Ast und Strauch ihren erhebenden Melodienschatz vom Stapel. Bisweilen spielten im taugetränkten Grase Herr und Frau Lampe und zwangen die Beschauer zu regungs­losem Verweilen und Betrachten. Es war, als öffne sich das Märchenbuch aus dem Kinderland die lieblichen Bilder sind uns alle noch in bester Erinnerung; wir sahen Bilder vomMännchen machen",Haken schlagen" und die drolligen Purzelbäume oder: die Natur ungestört in der Natur spielen. Schon allein solche Schau war Lohn der reichlich lohnte. Nicht jeder Mensch hat das Vergnü­gen, die Natur in solcher Sorgenlosigkeit tändeln zu sehen, deshalb gilt die Parole: den Morgen zu grüßen, den Morgen zu empfangen und wachenden Auges, lauschenden Ohres und offenen Herzens durch all die Schönheiten der Eottnatur zu wandeln.

Humor, Gesang, Blütenduft und zartes Blättergrlln waren ständige Begleiter des gestrigen Tages. Manches frohe Lied schallte in die reine Morgenluft und grüßte den Wonnemonat Mai mit seinen Freuden. In sonntäg­lich-feierlicher Ruhe lagen die herrlichen Täler und leichte, zarte Nebelschleier hüllten die heilige Stille vorsorglich ein. Erst die goldenen Strahlen der Sonne durchbrachen den hauchdünnen Nebelflor und lösten ihn fast unsichtbar vor unseren Augen.

Daß solcher herrlicher Sonntag alles was gehen und stehen konnte, aus den vier Wänden herausholte, ist selbst­verständlich. Unzählige Autos, Personen- und Lastwagen und Omnibusse fuhren gestern durch die Straßen unserer Stadt; fast alle in der Richtung Freudenstadt. Der Sportverein Altensteig trug gestern vier Freundschafts­spiele aus und zwar A.H. Calmbach a. d. E. gegen A.H. Sportverein Altensteig; Jugend Calmbach a. d. E. gegen Jugend Sportverein Altensteig; 1. Mannschaft Calmbach a. d. E. gegen 1. Mannschaft Sportverein Altensteig und 2. Mannschaft Calmbach a. d. E. gegen 2. Mannschaft Sportverein Altensteig. Die Maifeier der Freien Turnerschaft erfreute sich eines guten Besuches und sämt­liche Darbietungen wurden beifällig ausgenommen. Im an­schließenden Tänzchen, nach Abschluß des Programms, ent­schwand nur allzu rasch die Zeit. Die Pforzheimer Heils­armee veranstaltete, unterstützt von ihrem Musikkorps, gestern Nachmittag um 2.30 Uhr auf dem Marktplatz einen Freigottesdienst.

Turnverein Aliensteig (D.T.) Im Jahresprogramm

unseres Vereins war der 4. Mai für die Vereinswande­rung ausersehen. Die Deutsche Turnerschaft hat diesen Tag Heuer zum deutschen Turnerwandertag erklärt. Hun­derttausende Turner und Turnerinnen zogen hinaus in Gottes freie und herrliche Natur, dem erwachenden Früh­ling entgegen. Warum pflegt die Deutsche Turnerschaft das Wandern? Weil Wandern Körperpflege bedeutet und die Deutsche Turnerschaft jedes Mittel ergreift, das der körperlichen, geistigen und sitt­lichen Kräftigung unseres Volkes, namentlich der Jugend, dient. Das Wandern labt und erfrischt, erwärmt das Ge­müt und belebt den Geist, es erweckt die Liebe zur Heimat und bedeutet eine Erholung und Ausspannung von den Hemmnissen des täglichen Lebens und diesen Zielen galt auch die diesjährige Maiwanderung.Wenn alles grünt, wenn alles blüht", diesem Turnerlied huldigten denn auch am gestrigen Maiensonntag dem Turnerwandertag, eine große Zahl Turn- und Wanderfreunde, es waren gegen Hundert, und frohgemut, der Wettergott tat das seine, gings durch Feld und Wald über Heselbronn, Lengenloch, denMichel" durch ein Ständchen aus den Federn lockend, über Beuren, herrliche Kirfchenblüte allüberall, zur Hoch- dorfer Säge und durch den Stadtwald Priemen, den Tann­bach entlang bis kurz vor FUnfbronn, wo kurze Rast ge­macht wurde. Für leibliche Genüsse sorgte der Rucksack­inhalt und für musikalische Genüsse unser treffliches Musik­quartett Sailer-Pfizenmaier-Koch-Schaal. Stimmungsvoll schallte von luftiger Höhe edle Musik ins TalAn der Weser" etc. und andächtig lauschte die Hundertschar ihren Klängen, ein Gottesdienst im Freien. Nicht weniger stim­mungsvoll war der nun folgende Aufenthalt an der idyl­lisch gelegenen Eerlacher Sägmühle im Morgental (nicht Morgenland).In einem kühlen Grunde" erschallte von der Musik undIm schönsten Wiesengrunde" von der frohen Wanderschar. Andacht und Friede lag über der Mühle und dem Tale. Nach einem einhalbstündigen Marsch langten wir um 10 Uhr an der gastlichen Stätte zurKropfmühle" an, wo frohe turnerische Gemütlichkeit herrschte. Gegen halb 12 Uhr wurde der Rückmarsch auf guten Waldwegen über Völmlesmllhle, Markhalde angetreten und um halb 3 Uhr kam die frohe stattliche Turnerschar unter flotter Marschmusik und Gesang in bester Ordnung und Stimmung im heimischen Städtchen an, voll der besten Eindrücke von der herrlichen Turnvereins-Maientour. Nicht nur Turnen und Spiel, sondern auch Wandern hat eine gute Pflegestätte im Verein, das hat die gestrige Wanderung wieder deutlich gezeigt.

Trostlose Lage des kaufmännischen Stellenmarktes. Nach den Beobachtungen der kaufmännischen Stellenver­mittlung des DHV. hat der seit Monaten darniederliegende Stellenmarkt der Kaufmannsgehilfen im April eine weitere, ganz wesentliche Verschlechterung erfahren. Die ganz ge­ringfügige Belebung der Wirtschaft durch einige Zweige der saisonbedingten Gewerbe hat auf den kaufmännischen Stellenmarkt nicht den geringsten Einfluß gehabt. Der Quartalsschluß brachte die Massenentlassungen der großen Kündigungen, die zum Quartalskündigungstermin im Fe­bruar erfolgt waren. Soweit Besetzungsausträge überhaupt eingingen, beschränkten sich die Betriebe fast ausschließlich auf Ersatzgestellung für ausscheidendes Personal. Aber selbst hierzu kam es häufig nicht. Bei vielen Großbetrieben be­steht seit Monaten Einstellungssperre. Der kaufmännische Stellenmarkt läßt das Fehlen jeder echten Konjunktur er­kennen. Der steigende Vewerberzudrang bei weiter rück­läufigem Auftragseingang hatte für die kaufmännische Stellenvermittlung des DHV. eine weitere Verschlechterung der Andrangsziffern (Bewerber auf je eine gemeldete offene Stelle) von 22,1 gegenüber 9,3 im April 1929 und 8,8 im April 1928 zur Folge.

Stuttgart, 3. Mai. (Zum Haushaltplan.) Das Stadtschultheißenamt hatte vorgeschlagen, den Fehlbetrag des Haushaltplans für 1930 durch Erhöhung der Umlage um 2 Prozent zu decken. Es hatte einen Eesamtausfall an Steuereinnahmen von 1635 000 RM. berechnet, außerdem einen mit Sicherheit zu erwartenden Mehrbedarf in Höhe von über 1 Million RM. In der Finanzkommission lehn­ten die Parteien die Umlageerhöhung ab. Die Angelegen­heit wird deshalb den Gemeinderat zu beschäftigen haben. ;

Eerabronn. 3. Mai. (Auftreten der Bisam- ? ratte.) Nach einer Mitteilung des Bezirksamts Rothen- ; bürg o. T. sind in letzter Zeit wiederholt Bisamratten in - der Nähe der württembergischen Grenze sestgestellt worden. Es besteht daher die Gefahr, daß die Bisamratten auch ? auf Württembergischem Gebiet sich verbreiten werden.

Eerstetten OA. Heidenheim, 3. Mai. (Fluchtausder ! Fremdenlegion.) Vorgestern traf hier zu kurzem Be- > dich ein früherer Eerstetter nach zehnjährigem Dienst in ^ der französischen Fremdenlegion wieder ein. Nach einigen mißglückten Fluchtversuchen gelang es ihm am 12. April, ' Marokko zu verlassen und auf dem Wege über Frankreich - die Heimat zu erreichen.

Friedrichshafen, 3. Mai. (Der Stand bei Do. X.) ' Ein Teil der zwölf 600 PS.-Curtiß-Motoren ist auf der ; Dornierwerft in Altenrhein eingetroffen und der Rest wird . in kürzester Zeit folgen, so daß nach Einmontierung mit f dem Beginn der Probeflüge anfangs Juni gerechnet wer­den kann. Nach den Probeflügen im Bodenseegebiet werden ' Besuchsflüge nach der Schweiz und innerhalb Deutschlands ^ nach Berlin, Travemünde und anschließend dann Flüge i ins Mittelmeergebiet unternommen. Je nach den mete- - orologischen Verhältnissen findet dann in diesem Jahre ; noch der Transoezanflug statt. Das Flugschiff Do. X 2 und ^ Do. X 3, die von einer italienischen Luftverkehrsgesellschaft j in Auftrag gegeben wurden und für Mittelmeerflllge be- ; stimmt sind, sind bis auf den Einbau der Motoren fertig- - gestellt. ;

Leonverg, 4. Mai. (Gegen die Oberamtsaus» j teilung.) Der Eemeinderat hat sich gegen das Gutachten ; des Reichssparkommissars bezüglich der Aufhebung des Ober- j

amts Leonberg aus wirtschaftlichen Gründen ausgesprochen. Die einzig richtige Lösung ist nach Ansicht des Gemeinde» rats die Belastung der um Stuttgart im Kreise herum­liegenden Oberämter Leonberg, Ludwigsburg, Waiblingen, Eßlingen und Böblingen mit der Schaffung eines wirt­schaftlichen Zweckvervandes mn oer Haupyraor wrog-wtutt» gart, damit ein gerechter Lastenausgleich innerhalb der Amtskörperschaften und Gemeinden dieser Oberämter mit der Großstadt Stuttgart stattfinden kann.

Herrenberg, 4. Mai. (Jungfarren-Ankauf.) Die zurzeit zum Zwecke des Ankaufs von Jungfarren in der hie­sigen Gemeinde weilende russische Kommission hat im Ver­bandsgebiet sieben Stück angekauft. Der Durchschnittspreis betrug 1000 RM.

Weilderstadt, 3. Mai. (Einbruch.) In der Nacht zum Donnerstag wurde im evangelischen Stadtpfarrhaus ein Einbruchsdiebstahl verübt. Der offenbar ortskundige Dieb verschaffte sich durch Ausschneiden einer Fensterscheibe Ein­gang in das Amtszimmer des Stadtpfarrers, wo er alles durchwühlte. Es fielen ihm 25 RM. Privatgeld in die Hände.

Bergatreute OA. Waldsee, 3. Mai. (B e s i tz w e ch s el.) Die Oberamtssparkasse Waldsee hat in der Zwangsver­steigerung das Anwesen des Nudel-Fabrikanten Ludwig hier, auf dem sie eine Hypothek von 140 000 RM. hatte, für 90 000 RM. zu erwerben. Die Schätzung betrug 180 000 RM.

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Bruchsal, 4. Mai. (Dr. Ecken er nimmt Reiß» a u s.) Freitag nachmittag kam Dr. Eckener in Begleitung des Kapitäns Flemming im Kraftwagen in Bruchsal an, um das Schloß zu besichtigen. Der Bund badischer Künst­lerinnen, der im Schloß eine Ausstellung veranstaltet, be­fand sich anläßlich eines Rundganges im Ehrenhof, als Dr. Eckener eintrat. Dies gab Veranlassung zu einer spon­tanen Ovation, die zur Folge hatte, daß Dr. Eckener flucht­artig das Gebäude verließ und auf die Besichtigung des Schlosses verzichtete.

Dr. Gönnenwein gewählt

Schwenningen, 4. Mai. (Stadtvorstandswahl.) Bei der heute stattgefundenen Stadtvorstandswahl erhielten Stimmen: Regierungsrat Dr. Eönnenwein-Heilbronn, der Einheitskandidat der bürgerlichen Parteien, 3922 St., Regierungsrat Dr. Dederer-Stuttgart, Kandidat der Freien Wählervereinigung, 2607, Regierungsbaumeister Remppis- Nürtingen, 173, Regierungsrat Dr. Sigloch-Stuttgart, Kandidat der Sozialdemokraten, 2260, Landtagsabgeord­neter Vollmer (Kommunist) 1402. Regierungsrat Dr. Gönnenwein ist somit mit großer Mehrheit gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug rund 75 Prozent. Das Interesse ; an der Wahl war ein außerordentlich reges. Das Resultat i blieb jedoch bis zum Schluß etwas zweifelhaft, da es nicht i ganz zu übersehen war, inwieweit die parteilosen Kandi- ! daten zum Zuge kommen würden.

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s Dr. Otto Eönnenwein, 1896 in Heilbronn als Sohn ; des Oberlehrers Eönnenwein geboren, war nach einer ! Tätigkeit bei der Handelskammer in Mannheim als Re- k gierungsassessor bei den Oberämtern Heilbronn und Lud- s wigsburg tätig und hat seit seiner planmäßigen Anstel- ; lung, die 1928 erfolgte, eine Regierungsratsstelle beim i Oberamt Heilbronn inne. Außerdem hat er sich auf dem j Gebiet der Verkehrspolitik betätigt; er ist Mitbegründer s des Neckar-Verkehrsverbandes. Weiterhin war er jahre­lang Mitarbeiter der Volkshochschule Heilbronn sowie der Reichszentrale für Heimatdienst und hat diese Mitarbeit in zahlreichen staatsbürgerlichen und staatsrechtlichen Kursen und Vorträgen betätigt.

Eröffnung einer Schiller-AussteÜung

Marbach, 4. Mai. Der Schwäbische Schillerverein hielt am Samstag seine 34. Mitgliederversamlung im Schiller-National­museum ab, die sehr zahlreich besucht war. Der erste Vorsitzende, Geheimrat Professor Dr. von Eüntter, begrüßte die Mitglieder und Gäste und erstattete dann den Jahresbericht. Unter den Neuerwerbungen des vergangenen Jahres sind hervorzuheben zehn Briefe Schillers an Herzog Friedrich Christian von Schles- wig-Holstein-Augustenburg. Ferner wurden erworben Briefe Schillers an seine Schwester Lhristofine, an Körner, Briefe von Schillers Sohn Ernst und seiner Tochter Emilie. Der Reihe von literarischen Nachlässen, die das Schiller-Nationalmuseum be­wahrt, konnte ein höchst wertvoller hinzugefügt werden, der von Cäsar Flaischlen. Das Erundstocksvermögen beträgt 37 615 RM.. das für den dringend nötigen Erweiterungsbau bereitgestellt ist. Bei den Wahlen wurde der bisherige Ausschuß wieder­gewählt.

Anschließend an die Mitgliederversammlung fand im Schiller. Nationalmuseum durch Eeheimrat Dr. von Eüntter die Aus- stellung statt. In anschaulicher Weise führt die Ausstellung in Handschriften, Bildnissen, Buchausgaben, Erinnerungsstücken uns das ganze Leben und Schaffen Schillers vor Augen. Die Aus­stellung ist fast ausschließlich aus eigenen Beständen des Mu­seums zusammengestellt worden und bringt eine Reihe von Stücken, die bisher nicht zu sehen waren. Die hochinteressante Ausstellung ist den ganzen Sommer über bis Oktober zu sehen.

'Die wlirttembergische Justizverwaltung Zuviel Richter

Stuttgart, 3. Mai. Der Reichssvarkommissar stellr in seinem Gutachten einen interessanten Vergleich zwischen der Justizver­waltung Württembergs und der anderer Länder an. Für eine Vergleichung kommen am ehesten die preußische und badische Ju­stizverwaltung in Betracht: die preußische darum, weil die durch­schnittliche Bevölkerungsdichte beider Länder ungefähr die gleiche ist, die badische darum, weil ihre Organisation sich der württembergischen am meisten annäbert. Preußen hat bei etwa Macher Beoölkerungszahl und etwa Machein Gebietsumfans nur rund die Mache Zahl von planmäßigen höheren Justizbe- amten und sogar nur knapp die Mache Zahl von Staatsanwäl- t-n. Der Unterschied in der Richterzabl erscheint erst dann im richtigen Lichte, wenn bedacht wird, daß die freiwillige Gerichts­barkeit in Preußen von den Amtsgerichten wabrgenommen wird»