Nr. 64
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seite I
des Arbeitsamts, Regierungsrat Dr. Stahlecker und den 2. Vorsitzenden H. Schäfer, aufs herzlichste. H. Schäfer hielt einen sehr lehrreichen Vortrag über das Gesetz betr. Arbeitslosen-Versicherung und Arbeitsvermittlung. Die Arbeitslosenversicherung habe die frühere Erwerbslosenfürsorge abgelöst. Das Gesetz gehe vom Versicherungsprinzip aus, während vorher die Fürsorge maßgebend war. Besonders eingehend behandelte H. Schäfer die Pflichtarbeit und die w e r t s ch af f e n d e Arbeitslosenfürsorge, die für die Gemeinden von großer Bedeutung sei. Ueberall wo es möglich sei, sollte statt Varunterstützung Arbeit gegeben werden. Der Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen. Den zweiten Vortrag hielt Sparkasiendirektor Ott-Nagold. Er galt hauptsächlich der neu ins Leben gerufenen öffentlichen Bausparkasse Württembergs. Direktor Ott empfiehlt die neue Bausparkasse zur Benützung. Der Vorsitzende dankte auch diesem Redner für seine wertvollen Ausführungen. Zu dem vielumstrittenen Gesetzentwurf zur Aenderung der Landessteuerordnung und des Eemeindesteuergesetzes hat die Versammlung folgende Entschließung einstimmig angenommen:
„Die Vertreter sämtlicher Gemeinden des Oberamts- bezirls Nagold begrüßen den dem Landtag vorgelegten Entwurf des Finanzministeriums betr. die Aenderung der Landessteuerverordnung und des Eemeindesteuergesetzes als ersten Schritt zur dringend notwendigen Besserung der finanziellen Lage der Landgemeinden und kleineren Städte und bitten Regierung und Landtag» dem Entwurf zuzustimmen. Die Gemeindeoertreter müssen aber gleichzeitig aussprechen, daß diesem ersten Schritt eine weitere Entlastung auf dem Gebiete des Schul- und Straßenwesens folgen muß."
Mötzingen, 18. März. (Kandidatenvorstellung.) Von den 22 Bewerbern um die hiesige Ortsvorsteherstelle haben sich am Sonntag 14 der Gemeinde vorgestellt. Schultheiß Hagenlocher gab die Namen der Bewerber bekannt. Es sind u. a. Eugen Kauper, Verw.-Prakt. Nagold; Otto Vareiß, Verw.-Prakt., Maulbronn; Robert Bacher, Verw.- Prakt., Ludwigsburg; Wilhelm Wacker, Schultheitzenamts- Assistent, Lustnau; Alfred Stumpf, Obersekretär, Korntal; Otto Alber, Verw.-Prakt., Stuttgart; Karl Knödler, Verw.-Prakt., Arach; Otto Ludwig, Verw.-Prakt., Nagold; Alfred Koch, Verw.-Prakt., Herrenberg; Hermann Bolay, Gemeindepfleger, Birkenfeld; Hans Sautter, Verw.-Prakt., Ludwigsburg; Friedrich Pseifle, Verw.-Prakt., Jgelsberg; Eberhard Zitzmann, Obersekretär, Denkendorf.
*
Unterkünfte- und Berpflegungspreise im schönen Schwabenland
Wiederholt ist nachgewiesen worden, daß die deutschen Kurorte, Bäder, Sommerfrischen und Städte mit den ausländischen wohl konkurrieren können und vielfach billiger sind. Heute verlangt die wirtschaftliche Notlage gebieterisch, daß die Deutschen möglich st ihre Reisen in deutsche Gegenden machen und daß deutsches Geld dadurch der deutschen Wirtschaft erhalten bleibe. Auf Grund einer durch genaue Erhebungen gefertigten Ueber- sicht kann man in Gutshöfen Württembergs und Hohen- zollerns volle Pension (Unterkunft und Verpflegung) haben: Von 3 und 3.50 -4t an in 6 Proz. der Easthöfe, von 4 -4t an in 19 Proz., von 4.50 -4t an in 23 Proz., von
5 -4t an in 20 Proz., von 5.50 -4t an in 7 Proz. und von
6 -4t an ebenfalls in 7 Proz. der Easthöfe, sodaß also in mehr
als vier Fünfteln der Easthöfe volle Tagespension in den Preislagen unter und bis 6 -4t zu bekommen ist. Nur 18 bis 19 Proz. der Easthöfe mit Häusern, die den größten Ansprüchen genügen, haben Mindestpensionspreise von mehr als 6 -4t. — Eine Schrift, die gegen 1100 Hotel, Easthöfe usw. in 270 Orten des Schwabenlandes und Bett-, Pensions- und Wochenendpreise verzeichnet, ist kostenlos gegen Portoersatz (5 oder Antwortspostkarte) erhältlich vom Verkehrsverband Württemberg-Hohenzollern in Stuttgart-Hauptbahnhof. ' S
Stuttgart, 17. März. (DerKampfumdieHybri- den - Reben.) Bei verschiedenen Amtsgerichten des Lau-, des schweben Prozesse gegen Arbeiter, Bauern und Weingärtner wegen verbotswidrigen Anbaues von Hybridenreben. Zn vielen Gemeinden sind polizeiliche Anordnungen betr. Vernichtung von solchen Rebanlagen ergangen. Nun hat kürzlich der Finanzausschuß des Landtags einen Beschluß gefaßt, der dahin geht, daß die bisher gepflanzten Anlagen belassen weiden sollen. Das Plenum des Landtages dürfte diesen Beschluß in den nächsten Tagen bestätigen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Ulrich-Heilbronn hat dazu nun im Landtag folgenden Antrag eingebracht: „Der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, die ergangenen Anordnungen betr. Vernichtung der seit 1927 verbotswidrig angebauten Hybridenreben zurückzuziehen und die Hierwegen gegen Grundstückseigentümer eingeleiteten Strafverfahren einzustellen.
Der N e ck a r k a n a l b a u. In einer Vorstandssitzun« des südwestdeutschen Kanaloereins, der auch Staatspräsi dent Dr. Bolz beiwohnte, betonte der Vorsitzende, Dr. Bruck- mann, das Bestreben des südwestdeutschen Kanalvereins se! hauptsächlich darauf gerichtet, daß sich der Ausbau des tteaarkanals trotz der wirtschaftlichen Nöte nach den vor- Neiehenen Bauzeiten vollziehe. Die Planbearbeitung des in Heilbronn, die Rücksichten auf den Städtebau und dre wirtschaftlichen Unternehmungen stellen neue Auf- Mai fine in Stuttgart der Binnenschiffahrtstag > tt, von dem eine neue Förderung des Neckarkanalbaues erwartet werde. Reichstagsabgeordneter Dr. Wieland teilte mtt, daß in den Reichsetat wie im Vorjahr für den Neckar- wieder 4 040 000 Mk. eingestellt werden sollen. Hof- k «ich würden keine Abstriche gemacht werden. Strombau- ektor Konz berichtete über den geplanten Heilbronner ^"Eurchstich. der für Heilbronn und für die Gleisanlagen er Reichsbahn große Vorteile bringen werde.
b»«-* ° nkenhausneubau. Das Karl-Olga-Kranken- N Trägerin der Verein Diakonissenmutterhaus der oitzaschwestern und Karl-Olga-Krankenhaus ist. hatte bis
her 180 Krankenbetten. Trotz der wirtschaftlichen Notlage entschloß sich der Verwaltungsrat. einen auf 150 Betten berechneten Neubau der Inneren Abteilung auf einem Gebäude anschließend an das Mutterhaus zu erstellen. Der Zweck, den Kranken in diesem 80 Meter langen, 27 Meter hohen und 16 Meter breiten Neubau ein Höchstmaß von Sonne, Luft und Licht sowie alle erforderlichen Errungenschaften der Hygiene und der modernen Bauweise zu bieten darf als erreicht bezeichnet werden. Der Plan stammt von Architekt Eitel. Das Bauwerk ist eines der schönsten Krankenhäuser Stuttgarts.
Eßlingen a. N., 17. März. (Amtsübernahme.) Oberbürgermeister Dr. Lang von Langen wird am 31. März sein hiesiges Amt übernehmen.
Böblingen, 17. März. (Flugzeugweihe.) Vor einem ansehnlichen Kreis geladener Gäste fand am Samstag abend auf dem Flughafen Böblingen vor der Flugzeughalle dis Weihe eines neuen Sportflugzeuges der Akaflieg-Stuttgart statt. Zur Rechten u. zur Linken waren die Schwestermaschinen D 1163 „Präsident" und D 842 aufgestellt, die ebenfalls Eigentum der Akaflieg sind. Das neue Flugzeug D 1805 ist ein Typ Klemm L 26, eine nach Form und Konstruktion stabile Maschine, ausgerüstet mit einem starken Motor SH./13. Das neue Flugzeug erhielt den Namen „Gerda" nach der Tochter des Präsidenten Kälin. Ministerialdirektor Staiger entbot die besten Wünsche für die Zukunft des Flugzeuges.
Böblingen, 17. März. (Der Storch ist da.) Der Storch hat auf dem First der Gewerbeschule sein Nest bezogen. Es muß nun doch bald Frühling werden.
Ludwigsburg, 17. März. (Todesfall.) Am Sonntag ist hier Fabrikant Max Feyerabend, der Schwiegervater des Ozeanfliegers Hauptmann a. D. Dr. h. c. Hermann Köhl, nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren dahingeschieden. Max Feyerabend stand jahrzehntelang mit an der Spitze der altbekannten Firma Kallenberg L Feyerabend A.-G.
' Stammheim OA. Ludwigsburg, 17. März. (Pfarre, vermißt.) Seit Freitag nachmittag wird laut Enz- und Metterbote Pfarrer Gayler von hier vermißt. Fest steht, daß er an diesem Nachmittag mit dem Zug Zuffenhausen ab 16.12 Uhr nach Stuttgart abgefahren ist. Dort wurds er noch am Samstag mittag ziemlich verstört gesehen.
Jagsthausen OA. Neckarsulm, 17. März. (Verkauftes Hofgut.) Das arrondierte Hofgut „Trautenhof" bei Zagsthausen, dem Baron Siegmund von Berlichingen gehörend, ist von dem seitherigen Gutspächter Josef Häuter käuflich erworben worden. Das Gut umfaßt ca. 300 württ. Morgen.
Unterhausen OA. Reutlingen,'17. März. (Eine Hundertjährige gestorben.) Frau Elisabethe Hartstein, Witwe des Straßenwarts Hartstein, die am 11. Februar unter reger Anteilnahme der ganzen Gemeinde ihren 100. Geburtstag feiern durfte, hat der Tod abberufen. Si« hat ihr Leben auf 100 Jahre und 31 Tage gebracht.
Göppingen, 17. März. (Tödlicher Sturz.) In de, Nacht zum Sonntag ist ein Arbeiter beim Nachhausekommen so unglücklich die Haustreppe heruntergefallen, daß er einen Schädelbruch erlitt und nach kurzer Zeit starb. Es handelt sich bei dem Verunglückten um den 65jährigen Lederarbeiter Jakob Hommel.
Tübingen. 17 März. (Frühjahrsversammlung.) Der Schwäb. Albverein veranstaltete am Sonntag im Waldhorn unter Vorsitz von Professor Dr. Nägele seine Früh- sahrsversammlung. Der Vorsitzende teilte in dem Jahresbericht für 1929 mit, daß manchen Verlusten in der Mitgliederzahl auch wieder Gewinne gegenüberstehen. Ein besonderes Ereignis war der Bau des Volkmarsbergturmes. Lin Vorschlag, die schwäbische Alb in schwäbische Schweiz »mzutaufen, wurde selbstverständlich abgelehnt. Zurzeit >ählt der Verein über 40 000 Mitglieder. Am 1. Juli wird sie Schriftleitung der Blätter des Schwäb. Albvereins von Ztudienrat Dr. Aaua-Rottenburq übernommen werden
Ulm, 17. März. (S ta'h l h e l m t a g u ng.) Die Führer- tagung des Stahlhelms, die am Samstag und Sonntag hier stattfand, nahm einen ruhigen Verlauf. Am Samstag abend fanden Besprechungen mit Behörden, Industrie, Handel und Landwirtschaft statt. Abends nahm eine Ehrenkompagni« auf vem Bahnhofsplatz beim Russischen Hof Aufstellung und unter den Klängen des Präientiermarsches schritt der Bun- desführer Franz Seldte die Kompagnie ab. Der Marsch der Frontsoldaten durch die Stadt bei klingendem Spiel ries viele Zuschauer auf die Straße. Abends war Gefallenem Ehrung und Zapfenstreich auf dem Münsterplatz. Sodanr marschierte der Fackelzug zum Saalbau, wo ein großer deut- scher Abend stattfand. Hier begrüßte Major Erbelding di« erschienenen Kameraden. Bundesführer Franz Seldte hieb eine längere Rede, in der Stellung zu den heutigen Tagesfragen genommen wurde. Den Abschluß der Veranstaltung bildete der Film vom 10. Reichsfrontsoldatentag in München. Am Sonntag fand auf dem Münsterplatz ein Fahnenappell statt.
Ulm, 17. März. (Schwäb. Sängerbund.) Air Sonntag fand in Gerstetten ein Gautag des Illmer Sängergaues statt. Der Vorsitzende teilte mit, daß der Gau zurzeü 54 Vereine mit 2463 Sängern und 5682 passiven Mitglieder» zählt. Interessante Mitteilungen machte der Vorsitzende bezüglich des 32 Allg. Liederfestes des Schwäb. Sängerbünde« in Ulm. Es beteiligten sich im ganzen offiziell 501 Vereine Allein am Wettgesang nahmen 258 Vereine mit 19 00k Sängern teil, gegenüber 139 bezw. 10 300 beim Sängerfesi in Eßlingen. An offiziellen Sängerfestkarten wurden gelöst 27 741 Stück Die Zahl der besuchenden Sänger ist mit rmtt 30 000 festgestellt. Die Bilanz des Festes, die in finanzielle! Hinsicht ein verhältnismäßig geringes Defizit ergibt, Hai in ideeller und kultureller Beziehung sicher einen großer
Gewinn zu verzeichnen. So viel steht heute fest, daß Privat garantiert nicht in Anspruch genommen werden brauchen Auch die Garantie der Stadt Ulm und des Sängerbünde, wird nicht hoch in Anspruch genommen.
Oberstdsrf, 17. März. (MLrzschnee.) Der März hat in den Allgäuer Bergen in wenigen Tagen mehr Schne« gebracht als beinahe der ganze Winter. Der späte Schneefall ist als natürlicher Wasserspeicher für spätere Monat« immerhin von Wert. Beim Wiedereintritt milderer Witterung wird allerdings die Lawinengefahr besonders groß Verden.
Wasserversorgung von Stuttgart und Landeswasserversorgung
Stuttgart, 15. März. Don zuständiger Seite wird mitgeteilt! Am 14. d. M. sanü unter dem Vorsitz des Innenminister» Staatspräsident Dr. Bolz eine Sitzung des Landesgesundbeits rats statt, in der über die notwendige Erweiterung Ser Wasser Versorgung von Groß-Stutrgart und anderer an die Lanüeswas serversorgung angeschlossener Gemeinden verhandelt wurde. B« richlerstatter waren Ministerialrat Dr v. Scheurlen und d« Vorstand des hygienischen Instituts in Tübingen, Professor Dr Wolf. Am Schluß ihrer Ausführungen stellten die Berichterstat ter iolgenden Antrag: Der Lanvesgesunoheitsrat bat von de, Berichten des Ministerialrats Dr. v. Scheurlen und Professor» Dr. Wolf über die norwendige Erweiterung der Wasserversoi gung von Groß-Stuttgart und anderer an die Landeswasserve, forgung angeschlossener Gemeinden Kenntnis genommen. E spricht sich mit allem Nachdruck gegen die Heranziehung weitere, Oberflächenwassers aus dem Neckar aus; auch rät er dringen von der Ausführung des Schwarzwaldwasserprojektes mit HA zertalsperre ab. Er empfiehlt den Ausbau der Landeswasserve» sorgung und die Herstellung einer zweiten Leitung, an der st« die Stadt Stuttgart zur Erzielung einer einheitlichen einwand freien Trinkwasserversorgung mit einem möglichst hohen Was serbezug beteiligen sollte. Der Antrag wurde nahezu einstimmt angenommen.
Deutschnationaler Landesparteitag
Stuttgart» 17. März. Am Samstag und Sonntag hielt di> Deutjchnationale Bolkspartei Württemberg ihren diesjährige, Landesparteitag im Hindenburgbau in Stuttgart ab. Als Aus iakt iand am Samstag eine Tagung des Landes-Frauenausschuf ses statt. Abends fand im Konzertsaal der Liederhalle ein öffentliche Kundgebung für Ostpreußen und das Saargebiet stall Dabei wurde folgende Einschließung angenommen: „Die oe, ammelten deutschen Frauen und Männer geben der Erwartun 'lusdruck, daß der deutsche Osten gegen polnische Uebcrgriffe g« chützt wird, und daß unser geliebtes Ostpreußen die im drohen
den Gefahren standhaft überwindet. Das Saargebiet, das nun« mehr beinahe zwölf Jahre unter der Fremdherrschaft steht, Hai durch seine Treue und Liebe zum deutschen Vaterland und zu» deutschen Volke für ganz Deutschland ein Beispiel vaterländischer Hingebung gegeben. Wir sind stolz auf unsere Brüder und Schwestern an der Saar und erwarten, daß ihnen bald die Befreiungsstunde schlägt. In unwandelbarer Treue reichen wir unseren deutschen Volksgenossen im Osten und im Saargebiet di« Hand." Der Vertretertag der Partei fand am Sonntag statt. Der Landesvorsitzende, Rechtsrat Hirzel-Stuttgart, widmete de« kürzlich verstorbenen Parteimitglied und großen Schöpfer der deutschen Flotte, Großadmiral von Tirpitz, warme Worte des Gedenkens. Dann zeichnete er ein Bild der Gegenwart und Zukunft, wie es sich durch die erfolgte Annahme der Bounggesetze gestalten wird. Aufgabe der Partei fei es, der großen Masse de» Volkes zu der Erkenntnis zu verhelfen, daß eine Abkehr vom System des Jahres 1919 notwendig ist und darüber zu wachen, daß die deutsche Geschichte nicht gefälscht und die wahrhaft Verantwortlichen vor allem Volk gezeigt werden. So bat auch der Volksentscheid zu einer Klarstellung geiiihrr. Es wurde folgende Entschließung angenommen: „Der Landesparteitag der Deutsch- nationalen Bolkspartei Württembergs dankt dem aufrechten Willensstärken Führer Hugenberg für die bisher geleistete Arbeit an der äußeren und inneren Befreiung Deutschlands und versichert ihm des festen Vertrauens". Nach Erledigung des Geschäftsberichtes sprach Reichstassabgeordnerer Minister Dr. Bazille über die Arbeit im Reichstag. Er gab einen weitreichenden Ueberblick über unsere Außenpolitik und die Reichspolitik. Dann folgte ein Vortrag des Landtagsabgeordneten Dr. Wider über die Lage in Württemberg. Die vorgenommenen Neuwahlen innerhalb des Lanöesverbandes führten zur Wiederwahl von Rechtsrat Hirzel als Landesvorsitzenden und von Rechtsanwalt Dr. Schott als dessen Stellvertreter.
Aus dem Gerichtsfaal
Tübingen, 17 . März. (Schöffengericht. — Fahrlässige Brandstiftung.) Am 1 . November v. I. brannte in Wildberg O.-A. -Iragold das von dem verh. Mechaniker Eugen Dengler und dem Holzhauer und Waldarbeiter Mangold bewohnte Doppelhaus bis auf den Grund nieder. Beide standen im Brandanschlag von 4000 bezw. 7000 Mark, das Haus des Dengler war mit 5000 Mark versichert, sein effektiver Schaden beträgt 4600 Mark. Dengler betreibt im Erdgeschoß eine Fahrradhandlung mit Werkstätte und war damals im Begriff, einen Laden einzubauen, weshalb er seine Werkstätte in den 1 . Stock in Verbindung mit den Wohnräumen vorübergehend verlegte. Die einzige Beheizungsquelle dieses Raumes bildet ein kleiner alter Holzofen. In der Nähe desselben lagerte über ein Zentner Altgummi aufgestapelt, standen umher Gefäße mit Benzin, Motorenmaschinenöl, Fette etc., kurzum lauter leicht entzündbare Stoffe. Dengler hatte am Nachmittag eine Reparatur an einer Karbidlampe vorgenommen, die er eben ausprobierte, als ihm einfiel, bei seinem Nachbar, Schreiner Schneider, eine Besorgung wegen des beabsichtigten Mostens andern Tages zu machen. Er stellte die brennende Karbidlampe, die allerdings mit dem Scheinwerferglas bedeckt war, auf den Tisch und ging gegen halb 4 Uhr weg, auf dem Ofen kochte der Fleischtopf für das Abendessen, nach dem er noch zu sehen hatte, weil seine Fra« etwas anderes außer dem Hause zu besorgen hatte. Der Raum war also unbeaufsichtigt. Nach etwa 20 Minuten sah man Rauch aus den Fenstern dringen, Feueralarm setzte ein und in größter Angst sprang D. nach Hause, um gleich den Wasserschlauch an den Küchenhahnen der Wasserleitung anzuschlietzen. Aber 0 weh — das Wasser war damals abgestellt. Bis dann die alsbald zur Stelle herangerückte Ortsseuerwehr kam, war der größte Teil, eben durch die leicht entzündbar dort aufbewahrten Stoffe und bei Mangold durch das viele Heu und Stroh schon durchgebrannt und die Häuser nicht mehr zu retten. Hilfsbereit hatte sich als-