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Nummer: 214 j

Alte u steig. Douneestug Iren 12. September: 1d2S

52 JaL/eglrug

Rheinlalldsahrt desGraf Zeppelin"

Start desGraf Zeppelin- zur Fahrt ins Industriegebiet

Friedrichshafen, 11. September. Das LuftschiffGraf Zeppelin" ist heute um 23.18 Uhr zu der bereits angekün­digten Fahrt nach dem rheinisch-westfälischen Industrie­gebiet mit 28 Passagieren an Bord aufgestiegen. Der Start vollzog sich vollkommen reibungslos. Das Luftschiff entfernte sich sofort in nördlicher Richtung.

Friedrichshafen. 12. Sept. (Telegramm.) Das LuftschiffGraf Zeppelin" überflog heute Nacht 12.3V Uhr Stuttgart und setzte seinen Weg über Frankfurt a.M. nach Düsseldorf fort, wo es heute früh K Uhr gesichtet wurde.

Verhaftung von Bomdeu- atteulliter«

Die Persönlichkeit des Polizeihauvtmanus a. D. Nickel

Itzehoe, it. Sevt. Der in der Bombenaffäre verhaftete Poli- -eiharlptmann a- D. Nickel, ist der Leiter der Wach- und Schließgesellschaft in Heide. Den Titel eines Polizeihauotmanns a. D. bat er sich selbst zuaeleat. Er hatte in der Zeit der ober- Wesischen Wirren dortselbst eine Abwehrkomvagnie ausge­stellt und sich als deren Führer mit dem Hauvtmannstitel aus­gestattet. Bei der Haussuchung in Seide sand man in der Woh­nung Nickels die Ueberreste von verbrannten Papieren, die verdächtiges Material enthielten und im Augenblick einer ge­nauen Untersuchung unterworfen werden.

Nach der amtlichen Darstellung des Landratsamtes in Itzehoe wurde die Verhaftung Nickels dadurch ermöglicht, daß man dem in Hamburg verhafteten Kaufmann auf die Spur gekommen ist. Es wurde festgestellt, daß der Kaufmann die Höllenmaschine von Nickel erhalten hatte. Nickel kommt demnach in der Haupt­sache als Ueberbringer in Frage. Nickel war in Itzehoe ausge­stiegen und hatte sich dann zur Redaktion der ZeitungLand­volk "begeben. Nach seiner Rückkehr nach Krempe wurde er dort verhaftet. Die ZeitungLandvolk" war durch den Besuch Nickels i« der Redaktion verdächtig, jodaß die Verhaftungen beim Landvolk" erfolgten.

Verhaftungen in Schleswig

Hamburg, 11. Sevt. Wie der Polizeibcricht meldet, wurde in Hamburg ein Kaufmann festgenommen, der in Verbindung mit dem in Krempe verhafteten Polizeihauptmann a. D. Nickel stand und von diesem eine Höllenmaschine erhalten haben soll. Die Höllenmaschine, die in einer Zigarrenkiste eingebaut war, mit einem Zeitzünder versehen ist und sich in völlig gebrauchs­fertigem Zustand befand, wurde in der Wohnung des Kauf­manns im Bücherschrank vorgefunden und beschlagnabmt. Der Kaufmann wurde ebenso wie der in Krempe fcstgenommeue kicke! nach Altona gebracht.

Wie es zur Entdeckung kam

Hamburg, 11. Sevt. Nach den ersten drei Attentaten richtet« sich der Verdacht gegen einen bestimmten Personennkreis, der auch bei der Ermordung Rathenaus und dem Anschlagsversuch auf Severing die Hand im Spiele hatte. Es wurden alle Lvrengstücke gesammelt und die fraglichen Personen genau be­obachtet. Aber nicht nur die Personen wurden überwacht, son­dern auch die Landstraßen und Wege, hauptsächlich die Ein- miindungsstraßen von und nach Altona. So konnte man beobach­ten, daß immer wieder die gleichen Wagen vorübcrfuhren, wenn irgendwo ein Attentat erfolgt war. Der Kreis der verdächti­gen Wagen und Personen verdichtete sich immer mehr, haupt­sächlich der Wagen 1. C. 35 Ü88 erregte den Verdacht der Ueber- wachungsbehörden. Es wurde festgcstellt, daß der Wagen mit einem verdächtigen Gegenstand nach dem letzten Attentat in Lüneburg nach Heide unterwegs sei. Es wurde Befehl erteilt, daß die Insassen verhaftet werden sollten. Als Insasse konnte der angeblich ehemalige Polizeihauptmann Hans Friedrich Nickels ermittelt werden. Nickels war aber nach Hamburg ge­fahren und hatte den Wagen in Krempe stehen lassen. Die Nachforschungen in Hamburg ergaben, daß Nickels den verdäch­tigen Gegenstand mit nach Hamburg genommen hatte und bei km Bankbeamten Karl Albert Piinjer abgegeben hatte. Die Polizei erschien nun überraschend bei Piinjer und fand im Bücherschrank eine völlig betriebsfertige Bombe, wie sie ähnlich auch bei den letzten Anschlägen Verwendung gesunden hatte. Bei seiner Rückkehr nach Krempe wurde Nickels verhaftet und kab zu, das verdächtige Paket die Höllenmaschine bei Piinjer abgegeben zu haben. Nickels ist 1890 in Westholstei« geboren, war Supernumerar in Kiel und ohne festen Wohnsitz. Oh er Polizeihauptmann war, soll nachgevrüft werden. Gr wohnte zuletzt bei seiner Mutter in Heide.

Festnahmen in der Sprengftoffaffäre in Berlin Berlin, 11. Sevt. Der Polizeipräsident teilt mit: Aufgrund der Ermittlungen, die die politische Abteilung der Polizei seit längerer Zeit in Berlin, Schleswig-Holstein, Hannover und Hamburg durchgeführt bat, sind im Zusammenhang mit den in Hamburg und Schleswig-Holstein erfolgten Verhaftungen am Morgen des 11. September 1929 mehrere Personen unter dem dringenden Verdacht der Teilnahme an den Sprengftoffanschlä- gen vorläufig festgenommen worden. Ihre Wohnungen und Ge­schäftsräume wurde« durchsucht. Es handelt sich um Ernst v. Salomon, der sich unangemeldet in Berlin aufhält. Dr. Salin- ger, bei dem von Salomon gewohnt bat, Werner Laß und Hans Gert Techow. (Ein Bruder des an der Ermordung Rathenaus beteiligten Werner Techow.) Die Festgenommencn stehen in engsten Beziehungen zu dem Kreis der in Hamburg und Schles­wig-Holstein festgenommenen Personen. Daneben sind einige Personen vorläufig festgenommen worden, die sich mir der theo­retischen und praktischen Vorbereitung von Sprengstoffanschlä­gen besaßt haben. Ob diese Personen mit den ausgeführten Anschlägen zu tun haben, bedarf noch der Klärung. Es handelt sich hierbei um den Hilfsrevisor Erich Timm, den Arbeiter Herbert Mittelsdorf, den Schlosser Kurt Roßteuscher und de» Mechaniker. Heinrich Bänder.

Weitere Einzelheiten

Nach derB.Z. am Mittag" haben die bisherigen Vernehmun­gen der Verhafteten ergeben, dag es sich bei den Vombenlegern um eine national-anarchistische Terrorgruppe handelt, die sich aus den Resten der ehemaligen Organisation Consul, der Organi­sation C, zusammensetzt, die,»seinerzeit zum erstenmal bei der Er­mordung Erzbergers auftauchte. Unter den Leuten, die in Hol­stein verhaftet worden sind, besindet sich auch der Uhrmacher Plen, der verdächtig ist, die Uhrwerke für die Höllenmaschinen angefertigt zu haben. Außerdem ist in Itzehoe ein Bruno von Salomon verhaftet worden, der Bruder des in Berlin verhafteten Ernst von Salomon Bruno von Salomon ist Redakteur der Landvolkzeitung in Itzehoe, Waeschke ist Herausgeber dieses Blat­tes. Bei den Verhaftungen in Holstein spielte ein Fordwagen eine erhebliche Rolle, der der Polizei verdächtig vorgekommen war. Zu den Verhaftungen in Berlin meldet das Blatt noch, daß Werner Latz früher Roßbach nahestand, ihn aber später be­kämpfte. Er ist Führer der Freischar Schill, deren tätigster Mit­arbeiter der Hans Gert Techow ist. Die Aktion der Berliner Polizei, die zusammen mit den in Altona tätigen Beamten den Ring um die Bombenleger zog, geht noch weiter. Zurzeit findet eine Haussuchung im Büro Ehrhardt in der Lützowstraße statt, das von ehemaligen Angehörigen der Organisation Consul ge­leitet wird.

Die Berliner Feststellungen in der Bombenanoelegeuheit Berlin, 11. Sept. Der Polizeipräsident teilt mit: Die im Zu­sammenhang mit den in Hamburg und Schleswig-Holstein er­folgten Verhaftungen am Morgen des 11. September festgenom­menen Personen wurden im Laufe des Tages vernommen. Da­bei stellten sowohl die zur Gruppe Salomon wie auch die r« Gruppe Timm gehörenden Persone« jede Verbindung mit de« Attentaten in Abrede. Durch das beschlagnahmte umfangreiche Schriftmaterial und durch Zeugenaussagen ist jedoch schon ein­wandfrei festgestellt, daß die rur Gruppe Salomon gehörende» Feftgenommenen in engster Verbindung mit den in Holster« festgenommenen Personen standen. Bei den zur Gruppe Timm gehörenden Personen ist festgestellt worden, daß noch in letzter Zeit in der Wohnung des Timm Versuche mit Sprengstoffen, Tränengas und Sprengwasser angestellt worden sind.

Die Funde bei Dr. Salinger

DerVossischen Zeitung" zufolge wurden in der Wohnung von Dr. Salinger Teile von Höllenmaschinen, Sprengstoff«, Pläne zur Herstellung von Bomben und zahlreiche Pläne von öffentlichen Gebäuden gefunden. Somit steht zweifellos fest, daß die Wohnung des Dr. Salinger das Zentrum der Berliner Or­ganisation C. ist, in der die Attentäter alle Vorbereitungen zu ihren Anschlägen trafen. Aus den Funden seht hervor, daß sie in allernächster Zeit ein neues Attentat und zwar in Berlin geplant hatten.

Weitere Verhaftungen r« den Bombenattentaten Berlin, 11 . Sept. In Verbindung mit den Sistierungen von Hamburg und Berlin sind in der Nähe von Breslau noch zwei weitere Personen festgenommen worden und zwar handelt es sich um den bekannten Landvolkführer Hamkens, der sich auf eine Agitationsreise durch Schlesien befand, und den Geschäfts­führer Muthmann, der Hamkens begleitete.

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Die Aufklärung der Bombenanschläge Altona, 11. September. Die Vernehmung der in Ver­bindung mit den Sprengstoffattentaten in Altona ein­gesperrten Personen dauerte den ganzen Tag über an. Ein offizieller Bericht wird morgen vormittag vom Polizei­präsidenten ausgegeben werden. Mehrere der mit der Untersuchung der Angelegenheit beauftragten Beamten haben sich heute nachmittag wieder in die Provinz begeben. I Man erwartet weitere Verhaftungen.

Die Vernehmungen in der Sprengstoffangelegenheit Berlin, 11. September. Die heute nachmittag in einem Kaffee der Leipziger Straße festgenommenen Karl Hefnr v. Winterfeld, Horst v. Salomon und Flugzeugführer Will! Eichler sind im Laufe des abends eingehend vernommen worden. Ihre Entlassung konnte nicht erfolgen, da der Verdacht der Mitwisserschaft oorliegt.

Neue Festnahmen in Hamburg Hamburg, 11. September. In Verfolgung der Auf­klärung der Bombenanschläge ist heute abend eine weiters Anzahl Personen von den Beamten der Abteilung Is des Polizeipräsidiums Berlin festgenommen worden. Nachdem einige der verdächtigen Personen in einem Caf« beobachtet worden waren, versuchten mehrere andere, die von dem Lokal Aufpasserdienste leisteten und mißtrauisch geworden waren, in einem Auto daoonzufahren. Die Kriminal­beamten sprangen aber blitzschnell hinzu und hielten das Auto, das sich eben in Bewegung setzen wollte, an. Die Männer wurden ebenso, wie die in dem Lokal sitzenden Personen festgenommen und vorläufig dem Hamburger Polizeipräsidium in Gewahrsam gegeben.

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Berlin, 11. Sept. Z» dem Manifest derGrünen Front" teilt das Reichsernähruugsminifterium u. a. mit: Die Eingabe der sogenannten Grünen Front will offenbar den Anschein er­wecken, als ob der Reichsregiernng neue Mittel und Wege zur Behebung der Landwirtschaftlichen Not vorgeschlagen werden. In Wahrheit ist aber allen an verantwortlicher Stelle Stehen­den bekannt, daß über all die Fragen, die in dem genannten Schreiben in politischer Zuspitzung vorgetragen werden, schon längst im Ministerium nicht nur Erörterungen stattfinden, son­dern bereits praktische Maßnabmen in die Wese geleitet worden sind.

Zur Finanzierung der Erntebewegung sind sowohl dem Ge­treidehandel wie den Warengenossenschaften besondere gegen­über dem Vorjahre erhöhte Kreditmöglichkeiten eröffnet wor­den. Die Getreidehandelsgesellschaft ist in die Lage versetzt wor­den, in besonders umfangreichem Maße Stützungskäufe vorzu­nehmen. Ferner find der Landwirtschaft erhöhte Saisonkredit­mittel seitens der Rentenbankkreditanstalt und den ihr ange­schlossenen Kreditinstituten zur Verfügung gestellt worden. Zuzugeben ist. daß der Roggenpreis jetzt wesentlich ungün- § stiger ist als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Auch hier find aber Maßnahmen getroffen worden, von deren Bekanntgabe al­lerdings im Interesse der Landwirtschaft selbst abgesehen wer­den muß.

Die vorgeschlagenen Hilfsmaßnahmen hinsichtlich des Kartok- felmarktes erfordern nach den Wünschen der Antragsteller ein Kapital von insgesamt 38 Millionen Reichsmark.

Der Erlaß der Rentenbaakzinken wird, wie wohl keinem zweifelhaft sein kann, nur möglich sein, wenn der Poungplan zur Durchführung gelangt. Wenn daher die Führer der Bauern­front die Beseitigung der Last der Tilgung der Rentenbank­scheine verlangen, so darf angenommen werden, daß sämtlich« Unterzeichner damit der Annahme des NounsvlüNes zustimmen. Das Ministerium bat nicht versäumt, rechtzeitig und zwar be­vor die Verhandlungen im Haag begannen, geeigneie Vorschläge aus Beseitigung der Rentenbankzinsen dem Kabinett vorzule- gen, die nicht nur in diesem, sondern auch außerhalb Zustim­mung fanden und voraussichtlich die Grundlage für die endgül­tige Beseitigung bilden werden.

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Genf, 11. Sepr. In Fortsetzung der allgemeinen Aussprache in der Völkerbundsversammlung gab am Mittwoch der anstra- lische Delegierte Marr eine allgemein mit großem Interesse er­wartete Erklärung zur Fakultativklausel der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit ab. Angesichts der Ereignisse der letzten 24 Stunden, womit er die erschütterte Stellung seiner Regie­rung meinte, könne er über eineso politische Frage", wie sie die Unterzeichnung der Fakultatioklausel darstelle, sich nicht äußern. Im übrigen betonte er in seiner Rede die Bereitschaft Austra­liens, an den wirtschaftlichen Aufgaben des Völkerbundes mit­zuarbeiten, wobei aber berücksichtigt werden müsse, daß 27 nicht­europäische Staaten dem Völkerbund angehören, deren wirt­schaftliche Interessen nicht unbedingt parallel lausen mit denen der europäischen Staaten.

Gens, 11. Sept. Der rumänische Außenminister Mirouescu wiederholte im weiteren Verlauf der Sitzung als nächster Redner die Bereitschaft Rumäniens, mit seinen Nachbarstaaten Sicher­heitsverträge einzugehen. Außerdem nehme die rumänische Re­gierung die Unterzeichnung bei obligatorischen Schiedsgerichts­klausel in Aussicht. In bezug aus die Minderheitenfrage meinte er, daß man über die in Madrid erzielten Verbesserungen des Beschwerdeverfahrens nicht werde hinausgehen können.