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Das neue Republikschutzgesetz Berk». 10. Sept. Wie die „V.Z. am Mittag" meldet, ist der im Reichsinnenministerium ausgearbeitete Entwurf für das neue Republikschutzgesetz so weit fertiggestellt, daß er spätestens anfangs nächster Woche dem Reichskabinett zugeleitet werden soll. Es herrsche Uebereinstimmung beim Kabinett und auch bei den Regierungsparteien, daß namentlich nach den Erfahrungen der letzten Wochen und den Vom- benanschlägen, das Republikschutzgesetz, das zum Schluß der 'Eommertagung des Reichstages an dem Votum der Wirtschaft spartet scheiterte, auf die Dauer nicht entbehrt werden Mine. Der neue Entwurf habe alle verfassungsändernden Bestimmungen weggelassen. Er habe aber die Bestrafung von Beleidigungen und Beschimpfungen der Reichsfarben «nd der Staatsmänner verschärft.
Vollsitzung des Reichsrates erst am Montag """ Berlin, 10. Sept. Der Reichsrat, der beute zur Arbeitslosen- oersicheritiigsvorlage Stellung nehmen wollte, bat, wie das Nachrichtenbüro des VdZ. hört, wiederum seine Vollsitzung aus- fallen lassen, da in den Ausschüssen eine Einigung noch nicht r« erzielen war. Die Vollsitzung des Reichsrares soll nunmehr am nächsten Montag stattnnden.
Zur Vertagung der heutigen Reichsratssitzung wird amtlich mitgeteilt: Die preußische Staatsregierung bat sich bei Anwesenheit des Ministerpräsidenten und sämtlicher Staatsminister mit der Vorlage der Reichsregierung zur Reform der Arbeitslosenversicherung und den Beschlüssen der Reichsratsausschüsse befaßt. Die preußische Staatsregierung legt Wert darauf, in Zusammenarbeit mit der Reichsregierung eine Lösung zu finden, welche die Billigung des Reichsrates findet und auch Aussicht bietet, vom Reichstag angenommen zu werden. Bei den Verhandlungen der beteiligten Regierungen hierüber solle« auch die Vertreter der Länder zugezogen werden, die zu de« umstrittenen Punkten der Vorlage Anträge gestellt haben (Bayer«, Sachsen, Württemberg). Die Reichsregierung hat diesem Verlangen der preußischen Staatsregierung zugestimmt. Auf gemeinsamen Antrag beider Regierungen wurde daher die heute »«gesetzte Vollsitzung des Reichsrates durch Mehrheitsbeschluß vertagt.
Reichstag voraussichtlich Ende September Berlin, 10. Sept. Das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung bedarf einer Neuregelung noch vor Ende September dieses Jahre, da die Bestimmungen über die Krisenfürsorge bis zu diesem Termin befristet sind. Es ist daher, wie das Nachrichtenbüro des VdZ. hört, wahrscheinlich, daß der Reichstag schon für Ende September einberufen wird. Da das Reichstagsgebäude vom 23. bis 26. für die Internationale parlamentarische Handels- konferenz in Anspruch genommen sein wird, kommt für di« Einberufung des Reichstages der 28. September in Betracht.
Eine Entscheidung des Haager Gerichtshofs Haag, 10. Sept. Der ständige internationale Gerichtshof hat in dem Rechtsstreit über die territorialen Grenzen der Zuständigkeit der internationalen Oderkommission seine mit 9 gegen 3 Stimmen zustande gekommene Entscheidung bekanntgegeben, durch der der von der polnischen Regierung in dieser Streitfrage gegenüber den Regierungen Deutschlands, Frankreichs, Englands, Schwedens und der Tschechoslowakei vertretene Standpunkt zurückgewissen wird.
Sozialdemokratie und Arbeitslosenversicherungsreform Berlin, 11. September. Die Vorstände der Sozialdemokratischen Partei, der sozialdemokratischen Reichstagssrak- tion und des Allgemeinen Deutschen Eewerkschaftsbundes traten am Dienstag nachmittag zu einer neuen Sitzung zusammen, an der auch der Reichsfinanzminister Dr. Hilfer- ding teilnahm.
Es wurde über die erste Lesung der Arbeitslosenversicherung im sozialpolitischen Ausschuß Bericht erstattet.
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Die Haltung der Vertreter der sozialdemokratischen Frak
tion wurde allgemein gut geheißen. Insbesondere wurde einmütig die Auffassung vertreten, daß auch in der zweiten Lesung alle Anträge, die in irgend einer Form auf einen allgemeinen Leistungsabbau hinauslaufen, abzulehnen seien.
Schiffsexplofio« auf der Wolga Moskau, 10. Sept. Auf der Wolga in der Nähe von Jaroslawl explodierte eine Naphthabarke. Zwei Mitglieder der Besatzung konnten gerettet werden, während die 1V übrige« ertranken. Der durch die Explosion verursachte Brand griff auch auf einen in der Nähe liegenden Dampfer über, von dessen Besatzung neun Personen schwer verletzt wurden, aber gerettet werden konnten.
Brandkatastrophe im Rotterdam« Hafen Rotterdam, 10. Sept. Die Zahl der Todesopfer, die bei dem Brande des englischen Tankdampfers Nimeira zu beklagen sind, beträgt, wie nunmehr endgültig feststeht, insgesamt 10. Unter den Getöteten befinden sich der 1. Steuermann und der 1. Maschinist der Nimeira. Die übrigen 8 sind Dockarbeiter der Rotterdamsche Droogdock-Maatschap- pij. Bon den 10 Getöteten sind 7 ertrunken, 2 auf dem Schiff verbrannt und einer nach der Einlieferung ins Krankenhaus an seinen schweren Brandverletzungen gestorben.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 11. September 1929.
Goldene Hochzeit. Am letzten Sonntag konnte Obersäger Friedrich Wurster und seine Ehefrau geb. Rentschler in der hiesigen Stadtkirche unter Teilnahme der Kirchengemeinde die goldene Hochzeit feiern. Wurster war lange Jahre Obersäger bei der Fa. Gebrüder Theurer hier. Verde Eheleute erfreuen sich noch großer Rüstigkeit.
Die kommende Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten.
Vom 15. November bis 15. Dezember ds. Js. soll vom Württ. Landesgewerbeamt in Stuttgart nach dreijähriger Unterbrechung wieder eine Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten veranstaltet werden. Zu dieser Ausstellung werden Arbeiten aller Lehrlinge im ersten, zweiten, dritten und vierten Lehrjahr mit Gesellenstücken zugelassen. Hauptbedingung für die Zulassung der Arbeiten ist, daß sie frei sind von allem Gekünsteltem und Uebertriebenem und daß sie in einfacher schlichter Werkform das Können des Lehrlings entsprechend seiner Lehrzeit in seinem Handwerk zeigen. Die Anmeldung der einzelnen Arbeiten hat bis zum 15. September beim Sekretariat des Landesgewerbeamts zu geschehen. Das Werkstück selbst mit der dazugehörigen Zeichnung muß in der Zeit vom 1. bis spätestens 5. November 1929 an das Landesgewerbeamt, Abteilung Ausstellung von Lehrlingsarbeiten, Stuttgart, Ee- werbehalleplatz, eingesandt werden. Die besten Arbeiten werden wie in früheren Jahren durch erste, zweite und dritte Preise und durch Anerkennungen ausgezeichnet. — Die einzelnen Handwerksmeister sollen besorgt sein, daß ihre Lehrlinge eine gute handwerksmäßige Arbeit bei dieser Gelegenheit ausstellen, gilt es doch zu zeigen, welchen Wert jedes einzelne Handwerk auf die Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses legt. Die Ausstellung soll zu einer Kundgebung handwerklichen Strebens und Könnens werden. Die Heranwachsende, noch schulpflichtige Jugend, die durch diese Ausstellung geführt wird, soll einen möglichst geschlossenen Einblick in das Schaffen der einzelnen Handwerkszweige bekommen, um sich selbst für den oder jenen Handwerksberuf entscheiden zu können. Das Handwerk bedarf des Zustroms tüchtiger Lehrlinge, die Ausstellung wird daher auch eine Werbung für das Handwerk sein.
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Ganpressewarte-Tagung des Turnkreises Schwaben in Stuttgart. Dieselbe begann Samstag nachmittag 4 Uhr im „Euaen"' Restaurant. Kreispressewart Schöberl konnte fast sämtliche Gaupressewarte zu Beginn der Tagung begrüßen und in seinem Bericht ein stetiges Vorwärtsschreiten unserer Turnpressesache konstatieren. Die Berichte der Gaupressewarte sind so ziemlich alle schriftlich eingegangen, so daß sich dieselben nur noch auf kurze mündliche Ergänzungen beschränken konnten. Ueber die Berichterstattungen in den Tages- und Fachblättern selbst wurde eine lebhafte Aussprache gepflogen, in welcher besonders das Verhalten der Zentrumsblätter wie auch der Telegraphenunion, di- jede Berichterstattung in turnerischer Beziehung ablehnen, einer berechtigten Kritik unterzogen wurde. Die im vorigen Jahr beschaffene Kleisspielpressestelle soll nach Möglichkeit in eine Kre,s- pressestelle ausgebaut werden. Verschiedene Anregungen und Wünsche sollen dem Kreisausschuß zur Befürwortung unterbreitet werden. Nach sechsstündiger Tagung wurde abgebrochen und dieselbe am Sonntag vormittag 8 Uhr im großen Konferenzsaal des „Stuttgarter Tagblatt"-Turmes (IS. Stock) fortgesetzt. Schon die herrlichen Räume in luftiger Höhe, der großartige Ausblick über die Residenz übten auf die Tagung eine bezaubernde Wirkung aus. Dieser Tagung wohnte auch der Vorsitzende des Vereins Deutscher Turnpresse, Turnbruder Winter-Leipzig, bei ebenso hatten sich der erste und zweite Kreisvertreter Hegele und Dr. Obermeyer, Kreiskassenwart Ramsler und Kreisobeitnrn- wart Rupp eingefunden. Nach weiterer Begrüßung durch Kreispressewart Schöberl und Kreisvertreter Hegele, welch letzterer der Tätigkeit der Gaupressewarte volles Lob zollte, wurde weiter in die Tagesordnung eingetreten. Im Mittelpunkt derselben standen einige zeitgemäße Vorträge, die sämtliche großen Beifall fanden. Turnbruder Winter-Leipzig sprach über „Die verbandspolitischen Aufgaben der Deutschen Turnpresse", Sport- schriftleiter Tschorn vom „Stuttgarter Neuen Tagblatt" über „Tagespresse und Deutsche Turnerschaft", Kreispressewart Schöberl über „Wege, Ziele und Aufgaben der Pressewarte" und Kreisoberturnwart Rupp gab noch einige wichtige Erläuterungen über das Verhältnis der Fachwarte zum Pressewart und betonte besonders, daß letztere zu allen Tagungen der Fachwarte zugezogen werden sollen! Eine Aenderung in der Erscheinungsweise des Kreisblattes ist zur Zeit aus technischen Gründen nicht möglich. Die übrigen Punkte wurden rasch erledigt und so konnte Kreispressewart Schöberl mit großer Befriedigung die interessant verlaufene Tagung um 1 Uhr schließen. Zu erwähnen ist noch, daß vor Beginn der Tagung eine Besichtigung der kleinen Pressa auf der Plattform vorausgiug, die allgemeines Interesse erweckte. In der Frage des Festortes des nächsten Deutschen Turnfestes (Stuttgart oder Breslau) soll sofort eine erhöhte Werbetätigkeit einsetzen, bei welcher sämtliche Schriftleiter der Stuttgarter Tageszeitungen Mitwirken sollen. Sekö.
Pfalzgrafenweiler, 10. September. Die Auszahlung an Kriegerhinterbliebene, Kleinrentner und Sozialrentner für September findet in Pfalzgrafenweiler am Freitag, den 13. September 1929, vormittags 8—(/-II Uhr auf dem Rathaus statt.
— Calw, 10. September. Anläßlich der Tagung des 6. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Vererbungs- Wissenschaft in Tübingen machte der Kongreß heute hieher einen Ausflug, um das Andenken an drei große Calwer Biologen zu ehren und diesen eine Erinnerungstafel zu weihen. Es sind dies die Aerzte und Naturforscher Joseph Gärtner, Joseph Kölreuter und Friedrich Gärtner, welche im 18. und 19. Jahrhundert hier gelebt und gewirkt haben. Durch das Entgegenkommen der Stadt war es möglich, für diese drei Gelehrten eine Erinnerungsplakette an dem Hause von Kaufmann Paul Räuchle anbringen zu lassen. Professor Dr. Lehmann in Tübingen hielt die Weiherede, in der er die Wichtigkeit der Biologie und die Bedeutung der drei Männer für diese Wissenschaft schilderte. Stadt- schultheiß Eöhner dankte für die Ehrung und übernahm die Erinnerungstafel in den Schutz der Stadt. Die Gesellschaft kam in großer Zahl hieher und nahm sodann das Nachtessen im „Waldhorn" ein.
„Der rote Brief"
Kriminalroman von Hardy Worm
Copyright by Ereiner L Co., Berlin 6 (14. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Plötzlich flattert ein kühler Luftzug durch den Keller, eine Tür kreischt in den Angeln und Schlüter blickt in das Gesicht eines großen schlanken Mannes, der ihn aufmerksam und verwundert betrachtet.
Dieser Mann hat tiefjchwarzes Haupthaar, ist glattrasiert und hat eine dunkle Gesichtsfarbe, wie man sie vorwiegend bei Südländern findet.
Aus der Art, wie ihn die anderen begrüßen, geht hervor, daß er eine Art Führerrolle spielt.
„Wer ist der Mann hier. Ich kenne ihn nicht."
Ein kleiner schiesnasiger Kerl drängte sich mit wichtiger Gebärde in den Vordergrund.
„Er ist einer von den deutschen Schnüfflern. Ich beobachtete ihn, wie er seinen französischen Kollegen mit großer Geschicklichkeit bis hierher beschattete. Als er diesem Herrn dort zu Hilfe eilen wollte, sah ich mich leider genötigt, ihn hart anzufassen."
Der Ankömmling stand einen Augenblick wie erstarrt. Dann brach er in ein herzliches Gelächter aus, in das die anderen einstimmten.
„Das ist köstlich. Das ist ein köstlicher Spaß. Ein Detektiv verfolgt den anderen. And beide fallen in die Hände derer, die sie in ihre Gewalt bekommen wollen. Was jagen Sie dazu, Gaston Leroux? Ist man bei uns in Paris auch so tüchtig?" Mit diesen Worten wandte er sich an den anderen Gefangenen.
Schlüter wußte in diesem Augenblick wirklich nicht, wo rhm der Kopf stand. Der Mann, den er verfolgt hatte, sollte ern französischer Detektiv sein? Das war wirklich eine phänomenale Leistung, die er da vollbracht hatte. Aber im Grunde genommen war er doch schuldlos. Er hatte ja nur den Auftrag Harry Wolters ausgefllhrt.
„Warum antworten Sie nicht. Easton Leroux- soll ich mich mit Ihnen in Ihrer Muttersprache unterhalten? Aber
ich nehme an, daß Ihr deutscher Kollege Interesse an unserer Konversation hat. Darum schlage ich vor, wir bedienen uns der Sprache Deutschlands, dessen Gastfreundschaft wir augenblicklich genießen. Was halten Sie übrigens von Deutschland? Angesichts der Tüchtigkeit der hiesigen Detektivs gerate ich beinahe in Versuchung, mich dauernd hier niederzulassen."
Der französische Detektiv trug einen sehr gleichmütigen Eesichtsausdruck zur Schau, als er erwiderte:
»Ich gebe mich der angenehmen Hoffnung hin, daß sie vor Ihrem Wohnungswechsel Ihre Rechnung mit der französischen Behörde begleichen werden. Sie wissen: in Paris erwartet man Sie mit offenen Armen. Man ist sich nur noch nicht über die Art der Ehrungen im klaren, mit denen man Sie in Anbetracht Ihrer mannigfachen Verdienste überhäufen will."
Der große Schwarzhaarige verneigte sich.
„Wie ich sehe, haben Sie ihre gute Laune wiedergewonnen. Das freut mich aufrichtig. Aber was ist denn das? Meine Herren?" — offensichtlich entrüstet wandte er sich an seine Komplizen —, „so behandelt man keine Eentleinen. Die Kollegen von der anderen Fakultät sind ja gefesselt. Gebt ihnen wenigstens die Hände frei und richtet sie hoch."
Schlüter schoß das Blut ins Gesicht, als er den Hohn des Verbrechers bemerkte.
Den Gefangenen wurden die Handfesseln abgenommen und auf Geheiß des Anführers richtete man sie hoch, daß sie sich gegenübersaßen. Beide betrachteten sich und konnten ein verlegenes Lächeln nicht unterdrücken.
Der Verbrecher zog sich einen Stuhl heran und lehnte sich bequem zurück. Wie ein Theaterbesucher, der einer köstlichen Komödie beiwohnt.
„Ja, aber wollen sich denn die Herren nicht vorstellen? Ich kann dieser Pflicht des Gastgebers nicht Nachkommen, weil mir nur Herr Leroux bekannt ist." Mit einem fragengen Eesichtsausdruck wandte er sich an Schlüter.
Der Sekretär aber verspürte nicht die geringste Neigung, zur Erheiterung des Verbrechers beizutragen.
„Ich werde mich diesem Herrn bei einer günstigeren Gelegenheit vorstellen. Auch ich hoffe, Sie mit Herren bekannt machen zu können, die ein reges Interesse an Ihrer Person nehmen."
Der Verbrecher lächelte. „Ich weiß, ich bin allgemein beliebt. Aber da Sie nicht genug Lebensart besitzen, Ihren Namen zu nennen, muß ich so indiskret sein, in Ihre Papiere Einblick zu nehmen."
Und er kramte in den auf dem Tisch liegenden Gegenständen herum, die man den beiden Kriminalisten abgenommen hatte.
„Ah, sieh da, ein Herr Schlüter, Sekretär des Dr. Wolter. Sie haben einen guten Lehrmeister, junger Mann. Dr. Wolter gehört, genau wie Herr Leroux, zur großen Klasse der Detektive, die uns manchmal das Leben etwas schwer machen. Aber ich fürchte. Sie haben sich seines Vertrauens nicht würdig gezeigt."
Schlüter pfiff vor Wut durch die Zähne. „Sie scheinen viel Zeit zu haben, hoher Herr, daß Sie hier wie ein Schmierenkomödiant quatschen."
„Oh, welcher Ton!" Der Verbrecher schlug die Hände zusammen. „Sie scheinen von unseren deutschen Kollegen keine gentlemanlike Behandlung gewohnt zu sein. Ich werde versuchen, veredelnd auf Sie einzuwirken."
„Lassen Sie die Phrasen, Eouret." Der französische Detektiv befühlte die Beule an seinem Hinterkopf und verzog schmerzlich das Gesicht. „Geben Sie jedem von uns eine Zigarette, und dann kommen Sie zur Sache."
„Bitte sehr!" Eouret reichte den Gefangenen Zigaretten und Feuer. „Vorerst habe ich mit Ihnen zu unterhandeln, Leroux. Ich nehme an, daß Sie das Hoffnungslose Ihrer Lage einsehen und sich infolgedessen meinen Bedingungen fügen werden. Hilfe von außen ist für Sie nicht zu erwarten."
Gaston Leroux knipste die Asche von seiner Zigarette und dachte einen Augenblick nach. Seine Augen richteten sich starr auf den Verbrecher, als er sagte:
„Sie werden mich selbstverständlich kaltblütig ermorden, genau so, wie Sie oder einer Ihrer Komplizen den Baron Seehagen erledigt haben. Unterbrechen Sie mich nicht", fuhr er fort, als er bemerkte, daß Eouret Einwendungen machen wollte. „Seit zwei Jahren warten Sie auf die Gelegenheit, mich in Ihre Finger zu kriegen, und Sie wären ein kompletter Idiot, wenn Sie mich laufen ließen. Denn Sie wissen ganz genau, daß ich nicht eher ruhen und rasten werde, als bis ich die menschliche Gesellschaft von Ihrer Anwesenheit befreit habe." (Fortsetzung folgt.)