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Tchwarzwälder TageszeitungAus deu Tauueu*

Von der zweiten Amerikafahrt desGraf Zeppelin" Friedrichshafen, 29 Juli. Da die 12stündige Probefahrt des LuftschiffsGraf Zeppelin" zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen ist, arbeitet man auf der Werft fieberhaft an den Vorbereitungen und dem Klarmachen des Luftschiffs zu der Amerikafahrt, die voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag erfolgen wird. Der Aufenthalt in Amerika ist nur kurz berechnet, da man die große Weltfahrt schon am 13. August von Friedrichshafen aus antreten will. Dis amerikanischen Teilnehmer an dieser Weltfahrt werden an der Rückfahrt desGraf Zeppelin" von Amerika nach Friedrichshofen teilnehmen.

Das Rätsel um Landgerichtsdirektor Bombe Die Nachforschungen nach dem seit nunmehr neun Tagen ver- fchwundenen Berliner Landgerichtsdirektor Dr. Bombe werden fortgesetzt. Bei Nachforschungen in Reinsberg erhielt Kriminal­kommissar Busdorf die Nachricht, daß Bombe am 28. Juli, in dem kleinen Ort Wustrau in der Nähe von Ruvvin in einer Gastwirtschaft gesehen worden sein soll. Ein Kaufmann aus Spandau habe am Sonntag mittag in der Gegend von Hen- uingsdorf einen älteren Herrn auf seine Bitten mir nach Wu­strau in seinem Kraftwagen genommen, von wo der Fremde mit dem Dampfer nach Neuruppin fahren wollte. Der Unbekannte habe in einem Wustrauer Easthof zwischen 1 und 2 Uhr mittags zu Mittag gegessen. Dem Besitzer des Lokals sei das verstörte Wesen seines Gastes aufgefallen. Der Fremde erkundigte sich, wie man nach Ruppin gelangen könnte und verschwand dann aus Wustrau. Seine Personalbeschreibung treffe auf Landge­richtsdirektor Bombe zu.

Berufung des Staatsanwalts im lllitzprozetz Kattowitz, 29. Juli. Staatsanwalt Malkowski hat gegen das Urteil im Ulitzprozeß Berufung eingelegt mit der Be­gründung, daß das Strafmaß nicht seinem Anträge ent­spreche.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 30. Juli 1929.

Württ. Bolkstheater. Morgen Mittwoch, den 31. Juli, gibt das Württ. Volkstheater das reizende humorvolle LustspielDu ich weiß etwas?!" von R. Kneisel, dem Autoren vonMädchen von heute". Lustige Szenen, drol­lige Situationen, komische Verwechslungen und flotte Handlung sind die Hauptvorzüge dieses netten Lustspiels. Du, ich weiß etwas?!" wurde in Berlin am Kurfürsten­damm Hundertemal mit Erfolg aufgeführt. Lachen ist die Parole. Nachmittags 4 Uhr KindervorstellungFrau Holle" oderEoldmarie und Pechmarie".

Deutsche Turnerschaft. Das Landesturnsest ist vorüber. Gleich mehreren tausend anderen Turnern ist gestern abend die stattliche, mit einem 1. Preis gekrönte Musterriege des hiesigen Turnvereins mit ihrer Nachbarriege Simmersfeld heimgekehrt. Am Bahnhof wurden sie von der Stadt­kapelle mit einem Begrüßungsmarsch empfangen, worauf die kleinste und jüngste Turnerin dem Turnwart Kicherer einen prächtigen Blumenstrauß überreichte. In einem stattlichen, mit Lampions gemischten Zug, an dem sich nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch ein großer Teil der übrigen Einwohnerschaft beteiligte, gings durch die Bahnhof-, Post- und Rosenstraße zum Vereinslokal, wo Vorstand Schittler die Turner herzlich willkommen hieß und der Stadtkapelle, sowie der Einwohnerschaft für ihr Interesse, das sie den Turnern und hiermit der Turnsache entgegenbrachte, herzlich dankte. Der Herbergsvater Seeger trug dem Umstand, daß Arbeit Hunger bringt, in sehr liebenswürdiger Weise Rechnung. Bei dem gemüt­lichen Zusammensein wurde in mehreren Reden der Ver­dienste der hiesigen Musterriege unter Leitung ihres Turn- warts Kicherer und des Turnfestes im Allgemeinen gedacht.

Turnwart Kicherer dankte für den der Musterriege zuteil gewordenen schönen Empfang und sprach die Hoffnung und den Wunsch aus, daß sich die Musterriege für das nächste Turnfest verdoppeln möge. Seine Turner forderte er auf, auch künftig treu zur Deutschen Turnsache zu halten. So verlief der Empfang würdig in schönem Rahmen.

Siegerliste des Unteren Schwarzwald-Nagoldgaues mit den ersten Siegern:

Zwölfkampf der Männer, 328 Teilnehmer: 1. Pr. Leonhard Walter, Groß-Eislingen, 30. Pr. K. Mönch, Schömberg 175 P. Geräte-Zehnkamps der Männer, 85 Teilnehmer: 1. Pr. Lorenz Hermann, T. u. Ejv. Waldstetten 182 P-, 6. Pr. Josef Nagel, Tgde. Eßlingen 163 P.

Volkstümlicher Fünfkampf, 896 Teilnehmer: 1. Pr. V. Dollinger, Tgde. Biberach/Riß 114 P., 30. Pr. W. Finkbeiner, T.V. Neuenbürg 77 P., 31. Pr. Alfred Ritmann, T.V. Calmbach 76 P., 34. Pr. Wilh. Wentsch, T.V. Altburg 73 P. Volkstümlicher Jugend-Sechskampf, 500 Teilnehmer: 1. Pr. Kour. Fleck, Tgde. Biberach/Riß 151 P., 89. Pr. Traugott Schönthaler, T.V. Schwann 97 P., 42. Pr. Adolf Müller, T.V. Neuenbürg 94 P.

Volkstümlicher Fünfkampf, Altersklasse 1884 u. früher, 108 Teil­nehmer: 1. Pr. Rud. Brodbeck, Tbd. Ulm 129 P., 34. Pr. Wilh. Finkbeiner, T.V. Neuenbürg 81 P., 36. Pr. Helmut Löbe, T.V. Wildbad 79 P., 38. Pr. Ernst Pfeiffer. T.V. Schwann 77 P.

Siebenkampf der Frauen, 250 Teilnehmer: 1. Pr. Gertrud Sauter, Tkl.Frisch auf" Göppingen 136 P., 11 . Pr. Johanna Kallfaß, T.V. Wildbad 110 P., 14. Pr. Rosa Krauß, T.V. Calw, Gertrud Hofmann, T.V. Schömberg je 107 P., 20. Pr. Berta Hertkorn, T.V. Calw 101 P., 21. Pr. Helene Pfrommer, T.V. Calw 100 P.

Volkstiiml. Vierkampf der Jugendturnerinnen, 165 Teilnehmer: 1. Pr. Liselotte Rupp, Tbd. Ulm 85 P., 15. Pr. Gertrud Brüderle, T.V. Calw 68 P., 20. Pr. Gretel Krauß. T.V. Wild­bad 63 P.

Langstrecken-Schwimmen, 3000 Meter, Vereine ohne Winterbad: 1. Pr. Eottfr. Säggebrecht, T.V. Bietigheim 39.50,2 Min., 6. Pr. Kurt Trostel, T.V. Neuenbürg. Jugendturner (1500 Meter): 3. Pr. Albert Westermann, T.V. Hirsau. Vereins-Wetturnen

363 Männerriegen 7600 Teilnehmer Stärkeklassc III, Vereine mit 2040 Teilnehmer: 1. Preis Turnverein Alten steig, 29 Teilnehmer, u. a. noch Turnges. Stuttgart 39 T., T.V. Stuttgart 35 T., Tgd. Tübin­gen 31 T., T.V. Untertürkheim 30 T., Tgd. Reutlingen 24 T., Tgd. Biberach/Riß 20 T.

Stärkeklasse lV, Vereine mit 820 Teilnehmer: 1. Preis T.V. Calw 18 T., T.V. Schwann 17 T., T.V. Höfen/Enz 16 T., T.V. Wildbad 16 T.. Tschft. Bad Liebenzell 14 T., T.V. Neuen­bürg 13 T., Turnverein Simmersseld 12 Teiln. T.V. Obernhausen, Haiterbach, Altburg und T.V. Dennach. 2. Preis T.V. Wildberg 11 T., T.V. Pfalzgrafenweiler 13 T., T.V. Schömberg. 3. Preis T.V. Simmozheim 11 Teiln. Turnen der Frauen-Riegen:

Stärkeklasse ll: 1 . Pr. T.V. Calw.

Slärkeklassr Hl: 1. Pr. T.V. Wildbad und Altburg.

Schrvarzwal-vereinswanderung. Alpirsbach und sein Kloster waren diesmal das Ziel der hiesigen Ortsgruppe. Gerade ein Dutzend waren es, die mit dem Poftauto Dorn­stetten zufuhren, um, von dort den Zug benutzend, nach Freudenstadt zu gelangen, von wo aus die Fußwanderung angetreten wurde. Aber schließlich warens in Alpirsbach gar 28, so hoch hatten wirs gebracht, denn immer wieder hatten sich ein paar dazu gesellt. Das Wetter hat es gut gemeint mit uns, wenns auch am Morgen nicht sehr ver­trauenerweckend aussah, ja es wurde schließlich ein richtiges Wanderwetter daraus. Rüstigen Schrittes gings auf schönen Waldwegen über die Höhe des Schwarzwalds Alpirsbach zu. In Schömberg gabs kurze Rast für die Hungrigen, dann aber nahm uns bald der Wald wieder auf und zuletzt blinkte aus dem Tal heraus, das tief sich in die Landschaft hineingeschnitten hat, Alpirsbach mit seinem Kloster. Vor dem Abstieg gabs für die Flinken noch kurze Rast bis das Häuflein sich gesammelt hatte und beson­ders die Jugend tat sich gütlich an den wundervollen, reifen Heidelbeeren, die es allerorts gab in Menge, denn hier war glücklicherweisedas Beerensammeln von Fremden"

Die blsnde Borüzetts" >

Roman von Leontine von Winterfeld-Platen - Copyright by Ereiner L Co., Berlin 8 z

(34. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) !

ycytig fairere er vie Nolle auseinander, daß sie sich knisternd bog und Staub aufstieg, stand dann hoch und steil unter der ewigen Lampe und las:

Ich, Hadawig, Gräfin zu Are, niedergedrückt von schwerer Schuld, vergeblich Buße suchend kn tiefer Reue, «lobe heute meinem Gott und Herrn und allen Heiligen vet meiner Seelen Seligkeit, meinen ältesten Sohn Wilhelm, dieweil er mir der liebste ist von beiden Knaben, allezeit der heiligen Kirche zu weihen. Du aber, mein Sohn Kraffto, regiere die Grafschaft mit starker Hand und ehe- «che Bonizetta, Tilemanns Tochter, die dein Vater und ich dir zur Gemahlin bestimmt. Solches sei euch kund «ach Vollendung eures 2k. Lebensjahres, so ihr beide den Ritterschlag empfangen."

Tann kan: das Datum und die Unterschrift vom Dom­

stift zu Köln. -

Kraffto rührte stch nicht.

Unbeweglich versteinert starrte er auf die vergilbten Schriftzüge.

Draußen aber tobte der Sturm und knarrte mit 8er offenen Kapellentür.

Kraffto fuhr zusammen und strich stch Wer die Stirn zwei-, dreimal.

Dann taumelte er wie ein Trunkener zurück an den

Schrein, rollte das Pergament zusammen, verschloß eS mit zitternder Hand, zog den Schlüssel ab und stürzte davon stolpernd wie von Sinnen.

Drinnen in der Burg legte er den Schlüssel genau wieder an dieselbe Stell« aus der Stiege, wo er ihm ge­funden. Leise tastete er sich dann in ihrer beider Kammer, und drückte den Kopf in die Kissen. Und schluchzte «nv> weinte wie ein Kind und flüsterte unter Tränen:

Mutter liebe, siebe Mutter o ich danke dir --->, ich drucke dir viel tausendmal! Vergib mir! Aber sieh, ^ bereuen kann tch's nimmer, denn heute erst hast du mir! mein Leben in Wahrheit «eschen«!"

In heißer, namenloser,'überquellender Seligkeit schlug er die Hände vors Gesicht, und in unterdrücktem Jauchzen kam'S von seinen Lippen das eine, wundersüße Wvrtr Bonizetta!"

Da warf stch im andern Bett Will herum im Schlaf und stöhnte.

18. Kapitel.

Hatte es überhaupt je einen schöneren Septembertag gegeben tm Ahrtal?

Gab es blaueren Himmel, goldenere Sonne und süßeres Zirpen winziger Vogelsttmmchen im großen, wetten rau­schenden Waide?

Sie hatten das Singen und Klingen alle gehört. Sie Mußten es ja auch alle hören es lag eben in der Lust heute.

Bonizetta, die in aller Herrgottsfrühe just mit dem rasselnden Schlüsselbunde aus dem Keller gestiegen kam, stand still und hob lauschend den blonden Kops.

Eine Sehnsucht kam über sie eine heiße, unfaß­bare. Wonach? Das wußte sie selber nicht.

Kraffto aber, der die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, stand am weit offenen Kammerfenster und sah trunken hinaus in die azurne Bläue.

Er hörte das Klingen und meinte, eS sei der Himmel selber, der herniedergestiegen zu den Menschen.

An der Rüstkammer stand Will. Ms er die erste« Morgensonnenstrahlen sich spiegeln sah ln all den Ge- wafsen und Harnischen, Helmen und Schilden, ging ein Lächeln über sein bleiches Gesicht. Im Bayrischen sah er sich liegen, drunten an dir Donau, in feinem Blut. Ueber ihn ging das Feldgeschrei der Schlacht aber sernr sterbenden Lippen murmelten wie in seligem Traum:

Kraue, wundersüße!"

In feinem Bett lag der alte Theoderkch. Da weckten ihn die blendenden Sonnenstrahlen, die schräg über sein Kopfkissen fielen. Tr drehte sich knurrend auf 8K andere Setter

Hubertus! Nicht mal lm Bett kann man sein« Ruh haben! Hol der Henker die verflixte Sonn!"

Desgleichen auch d« Ursel, die schm, mit bloßen, hager« Füßen scheltnü», an« Fensterletn geschurrt war^ ihren

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nicht verboten und außerdem scheint man hier warten zu können, bis die Beeren reif sind! Auf schmalem Pfad ajnas am steilen Hang hinab ins Tal und mancher seufzte weil man hierin die Stiefel hinein kam". Drunten wurde nun erst der äußere Mensch aufgefrischt und man war im Hotel Löwen-Post" gut aufgehoben. Dann aber galts Alvirs- bachs Kleinod: das Kloster und besonders seine Kirche m besichtigen. Lassen wir uns etwas darüber von Chronisten derer von Zimmern erzählen:. . . . nämlich nach Cbrilli unseres Herrn Geburt 1095 wurde das Kloster Alpersbach durch Herrn Rutman von Hansen aus dem Kinzigtal Graf ANwig von Sulz und Graf Albrecht von Zollern erbaut" Wer weiß ob nicht letzterer dem Ganzen den Namen aab (Albersbach). Vielleicht aber hat der Chronist recht und weiß es besser, wenn er weiter berichtet:Alpersbach hm den Namen vom Bach und heißt eigentlich Altpirschbach woraus zu entnehmen, daß in dieser Gegend von alters eine freie Birsch gewesen und zum Unterschied von der neuen Birsch so geheißen wurde. Die rechte alte Stiftung wußte noch nichts von dem mönchischen Leben und Wesen, wie es sich ungefähr 300 Jahre später eingebürgert hat. Es waren auch die konventualen allda nicht alle Priester, sondern nur der Abt, der Prior, der Kustos und etliche Kapläne, die den Gottesdienst versahen; daraus geht hervor, daß es anfangs beinahe ein weltliches Kloster war, in das die Grafen Herren und Adeligen, wenn sie alt und untauglich waren' sich begaben, und in dem sie, neben kurzweiligen Ver­gnügungen, die ihrem Adel ziemten, ein eingezogenes und

gottesfürchtiges Leben führen konnten.Die haben

neben dem Gottesdienst und der Kirche sich mit Vaizen Jagen und allerhand Waidwerk beschäftigt und doch Sankt Benedikts Orden gehabt und getragen." Auch uns gings sodann wie dem alten Chronisten:über die großen, hohen Säulen aus einem Stück im Langwerk (Schiff) der Kirche muß man sich wohl wundern", ist doch die Alpirsbacher Kirche die Kirche, die uns die Hirsauer Bauweise am schön­sten zeigt und wir müssen nur bedauern, daß Hirsau nur noch Ruinen zeigt. Wie überwältigend mußte seine Kirche sein, da sie in ihren Ausmaßen noch viel bedeutender ist, als die in Alpirsbach. In uns allen hat die Kirche in ihrer schlichten Größe einen bedeutenden Eindruck hinterlassen. Anschließend besichtigten wir noch die erhaltener? Reste des Klosters, das in verschiedenen Bauzeiten ausgebaut wurde und gegen Abend gings dann wieder der Heimat zu.

Anlegung der Handwerksrolle. Nach dem Gesetz zur Aenderung der Gewerbeordnung (Handwerksnovelle) vom ll. Februar 1929 (RGBl. I S. 21 ff.) haben die Hand­werkskammern zwecks Anlegung der Handwerksrolle ein alphabetisches Verzeichnis derjenigen Gewerbetreibenden, die in die Handwerksrolle eingetragen werden sollen, wäh­rend eines Monats öffentlich auszulegen. Die Auslegung dieser Verzeichnisse erfolgt bei den württembergischen Hand­werkskammern in der Zeit vom 1. bis 31. August 1929.

Egenhausen, 29. Juli. (Ausflug des Liederkranzes.) Letzten Sonntag machte der Liederkranz Egenhausen bei herrlichem Wetter seinen längst geplanten Ausflug an den Booensee. Zwei hiesige Kraftwagen von Gebr. Rath und Gg. Stickel ver­ließen mit 44 Sängern und Sangesfreunden, worunter auch einige Damen vertreten waren, frühmorgens um halb 4 Uhr unser Dorf. Wohl war die Luft etwas morgenfrisch; aber die gute Stimmung, die warmen Teppiche und llmhänge, sowie die frohe Erwartung der kommenden Dinge ließen die Temperatur nicht allzu früh sinken. Mit Tagesgrauen hatten wir über Nagold, Seebronn und Rottenburg bereits die Albvorebene er­reicht und fuhren nun mit Vollgas dem schönen Hohenzollcm zu, dem wir von Hechingen aus unfern ersten Morgengruß hin­aufschickten. Nun ging es quer über die steinige, ziemlich kahle Albhochfläche nach Gammertingen und dann das Laucherttal hinunter bis Sigmaringen, wo uns Stadt und Schloß viel In­teressantes bot. Doch wir mußten über die Donau hinüber und wieder bergan. Durch wunderschöne Tannenwälder gings am Wildpark vorbei über Krauchenwies nach Pfullendorf. Hier erlebten wir die erste Ueberraschung des Tages. Wir hörten

z

dunklen NnterroS davor zu hängen, dieweil sie noch e» Stündchen schlafen wollt, oder zwei. 'S muß halt auch Maulwürfe geben auf dieser Erven. l

Magneufel aber hatte Glück gehabt heute. M S fk zum Brunnen wollte, stch z« waschen, hatte fk eine« Schlüsse! ans 8er Stiege gefunden. Den wollte fie nachha selber dem alten Grafen geben, dieweil fie hoffte "" gelobt zu werden. So faß fk summend am Brunne und strählte ihr Haar. . .

Wulf stand pfeifend km Stall und striegelte die Pferd« In Asators Mähne flocht er ein lichtblaues Band. 1 Auf der Gartenmauer faß Friede!, der übte sich heb» sich und verstohlen ans feiner Weidenflöte nnd träumt« von feinem Schatz drunten in Ahrweller, des rothaarigem Töchterletn, so ihn einstmals gesund gepflegt nach dem Sturz tn die Ahr. .

Aber Bonizettas scharfes Ohr hatte sekn Spielen doch gehört, rasch trat sie zu ihm hin. , ,

Ei, Bub, wer hat am frühen Morgen Mt zu so waS7 Dazu ist der Feierabend da. Sind die Wolfshunde schon gefüttert im Zwinger und das Zaumzeug geputzt von de« jungen Grafen?" .. . .

Flint sprang er von der Mauer und wurde bluirmr Oh, Herrin, vergebt! Es kam nur so über mW Wenn's gar so schön sein tut, muß ich allwell nach Hm» denken, an die Heimat im Pfälzischen." ,

Kannst du denn nimmer Wied«: dahin zurück?" ^ Mmmer, Herrin. Dieweil ich niemand Hab a us dA ganzen weiten Welt, der daheim noch auf mich warm.

Memand, Bub?" Sk drohte lächelnd mit de« Finger, ,/mch drunten kn Ahrwetter nicht?" ,

Hell leuchteten seine Augen.

,L)H, H-rrtn, wenn unser Herrgott dk Minne erschaffen HStt'l" ^ ^

Dabei seufzte er. fleckte seine Flöte ein und Mg zw» Zwinger. - , »

Bonizetta aber stand an der Gartenmauer und sah steilen Hang hinab ins duftende Tal.

Wundeissam hob stch ihr lichtblaues Kleid von de» großen, gelben Sonnenblumen im Hintergrund.

MS sie MllS Stimme tm Hof hörte, wandte sie sia um und rief halblaut seinen Namen.

(Fortsetzung folgt.)