Nr. 176
Schwarzwäldrr Tageszeitung „Aus den Tannen"
Sette S
„lötzlich das Rattern von starken Motoren und hatten, als wir «ns umsahen, direkt über uns in ganz geringer Höhe das stolze Luitschisf »Graf Zeppelin". Wir waren für den Umweg, den mir vorher irrtümlicherweise gemacht hatten, reichlich entschä- diat Von Pfullendorf mutzten unsere Motoren noch einmal den Nera hinauf, bis wir Heiligenberg in Höhe von 788 Meter erreicht hatten. Ein herrlicher Blick tat sich unseren Augen auf. Me gab Hochebene bis zum See lag tief drunten vor uns wie M großer Kessel und malerisch darin gebettet die vielen schmucken Dörfer im Sonntagsgewand. Ein Nebelstreifen verhüllte uns -en Blick zum See. Nachdem wir zu Tal gestiegen, kamen wir an vielen Sümpfen und Mooren vorbei über Markdorf und die badische Grenze unserem Ziele immer näher, bis wir plötzlich den See vor uns hatten. Das war die zweite Ueberraschung des Tages. In Friedrichshafen selbst gab es viel zu sehen, vor allem die Zeppelinhalle, den Hafen, Dampfschiffe, Motorboot usw. Zeder Augenblick brachte Neues. Um V,l Uhr bestiegen wir den Dampfer „Hohentwiel", der uns in einstündiger Fahrt wohlbehalten nach Meersburg brachte, wo unsere Autos schon auf uns warteten. Da wir noch Zeit hatten, besichtigte ein Teil das schöne Bergstädtchen mit seinem mittelalterlichen Schlotz, ein anderer Teil ließ sich den bekannten Meersburger Seewein schmecken, und unsere unternehmungslustige Jugend vergnügte sich mit Nachenfahren im Hafen, einige Tollkühne wagten sich sogar hinaus auf den See. Nachdem wieder alles glatt gelandet war, fuhren wir um halb 4 Uhr ab, dem See entlang bis nach Merlingen, wo getankt werden mutzte. In Ludwigshafen nahmen wir Abschied vom See und fuhren über Stockach Tuttlingen zu. Gleich hinter Stockach hatten wir das Vergnügen, zum zweiten Mal den „Grafen Zeppelin" zu sehen, der auch auf seiner Heimfahrt war und wohl vor uns im sicheren Hafen landete. Hochbefriedigt von unseren Erlebnissen gings in Tuttlingen über die Donau, auf der anderen Seite zwischen Hohen- karpfen und Dreisaltigkeitsberg über die Alb nach Spaichingen, wo wir die letzte Magenstärkung zu uns nahmen. Durch das Tal der Priem erreichten wir Rottweil und bestiegen nun die weite Schwarzwaldhochfläche links des Neckars. Ueber Wald- mössingen, Fluorn, Lotzburg, Freudenstadt, Aach, Pfalzgrafenweiler erreichten wir hoch befriedigt und wohlbehalten um s/,10 Uhr Egenhausen. U.
Wildbad, 27. Juli. (Der zukünftige Luftkurort auf dem Sommerberg bei Wildbad.) Die Stadt Wildbad beabsichtigt, einzelne Teile der durch die Bergbahn erschlossenen Höhe des Sommerbergs für die Erstellung von Villen und Einfamilienhäusern in großzügiger Weise zu öffnen. An der bevorzugten Stelle des Sommerbergs, am sogenannten Auchhalderkopf, soll außerdem später eine Fläche von rund 12 Hekar für die Erstellung eines großen Luftkurhotels und einer Anzahl Landhäuser bereit gestellt werden. Das hierfür vorgesehene, leicht nach Südosten geneigte Gebiet des Auchhalderkopfes liegt auf einer mittleren Höhe von 770 Meter über dem Meer, rund 340 Meter über der Stadt, und bietet, von weithin sich erstreckendem Hochwald umgeben, einen umfallenden Ausblick über das bewaldete Hügelland zwischen Enz und Nagold und in die Ferne auf die Schwäbische Alb.
Calmbach, 27. Juli. Gestern durfte unser früherer Ortsvorsteher, Altschultheiß Häberlen, in seltener körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag feiern. Bei dieser Veranlassung konnte er sehen, welche Hochachtung und Verehrung er heute noch in Calmbach genießt. Hunderte von Glückwünschen und Verehrungen aus nah und fern trafen im Laufe des Tages bei ihm ein. Kirchenchor, Liederkranz, Feuerwehrkapelle brachten ihm Ständchen. Im ganzen war er 27 Jahre Schultheiß und 26 Jahre Feuerwehrkommandant. Möge er noch lange so geistig und körperlich rüstig bleiben und seinen urwüchsigen Humor behalten!
Rottenburg, 29. Juli. (D i ö z e s a n p r ä s i d i u m.) Der Bischof von Rottenburg hat sich entschlossen, die Stelle eines gemeinsamen hauptamtlichen Diözesanprässs für die weiblichen katholischen Jugendverbände des Bischoftums Rottenburg zu errichten.
Stuttgart, 29. Juli. (Todesfall.) Medizinalrat Dr. Ernst Günzler, der Amtsarzt des Amtsoberamts Stuttgart, ist im Alter von 51 Jahren am Freitag in Cannstatt nach kurzem Krankenlager verschieden.
Die württ. Staatseinnahmen und -Ausgaben. Der Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg im Rechnungsjahr 1929 bis Ende Juni 1929 zeigt im ordentlichen Haushalt eine Mehrausgabe von 11085 000 Mk. Im außerordentlichen Haushalt gleichen sich Einnahmen und Ausgaben aus.
Selbstmordversuch. Ein großer Lastkraftwagen mit Anhänger stieß in der Ludwigsburgerstraße mit einem Personenwagen zusammen. Der Führer des Personenwagens, ein Wagnermeister aus der Cannstatterstraße, erlitt einen komplizierten Beckenbruch. Der Führer des Lastwagens blieb unverletzt. Als jedoch der Lastwagenführer den Schaden besah, sprang er aus seinem Wagen, zog sein Taschenmesser und versuchte, sich die Halsschlagader durchzuschneiden. Diese Tat konnte jedoch zum Teil noch verhindert werden. In schwerverletztem Zustand wurde er ins Katharinenhospital übergeführt.
Böblingen, 29. Juli. (Schwere Brandwunden.) Der Kraftwagen der Autovermietung Maier geriet auf unaufgeklärte Weise in Brand, während der Sohn Wilhelm Maier am Motor Reinigungsarbeiten vornahm. Der ölgetränkte Anzug fing sofort Feuer und fügte dem Bedauernswerten schwere Brandwunden bei, die seine Verbringung ins Vezirkskrankenhaus notwendig machten.
Riedlingen, 29. Juli. (Bran d.) Freitag abend brannte das Scheueranwesen mit Stallung von Ditsch zur Zoll» Hausenmühle. Das Gebäude brannte bis auf den Grund nieder. Discht soll nicht genügend versichert sein.
Ulm, 29. Juli. (D i ch t e r e r fo l g.) Hans Reyhings Festspiel ,,D' Schäferlies" wurde bei Gelegenheit des Uracher «chiiferlaufs mit großem Erfolg aufgeführt.
Ulm, 29. Juli. (Unfall.) Zwei Arbeiter fuhren mit Anem zweiräderigen Wagen Staketen nach einem Garten. Plötzlich fiel ein Arbeiter, von Unwohlsein betroffen, dem andern in die Arme. Ein vorbeifahrendes Ulmer Auto «ahm sich des Mannes an und verbrachte ihn ins Krankenhaus. Dort wurde von den Aerzten der Tod festgestellt.
s handelt sich um den 54 Jahre alten Holzarbeiter Karl Zuber aus Ulm.
Weilderstadt OA. Leonberg, 29. Juli. (Motorraü- unfall. — Einbruch.) Sonntag abend stießen zwei Motorradfahrer auf der Eisenbahnbrücke zusammen und fuhren dabei auf das starke Eisengeländer auf. Einer der Motorradfahrer wurde mit mehreren Verletzungen in das Kankenhaus eingeliefert. Der andere kam mit dem Sck cken davon. Beide Räder wurden schwer beschädigt. — Nachts wurde hier im Stationsgebäude und Güterschuppen eingebrochen. Den Tätern soll ein größerer Geldbetrag in die Hände gefallen sein.
Heilbronn, 29. Juli. (Schwerer St u r z.) Von einem Baum gestürzt ist am Sonntag ein ca. 20 Jahre alter Mann. Er fiel so unglücklich auf das Pflaster, daß er sich schwer verletzte.
Flein OA. Heilbronn, 29. Juli. (Verbrüht.) Der 5 Jahre alte Sohn des Arbeiters L. Schäfer siel rückwärts in einen Zuber heißen Wassers und verbrühte sich derart, daß er an den Verletzungen erlegen ist.
Willsbach OA. Heilbronn, 29. Juli. (Streit.) Der Bauer Gottlob Schulz hat seinen Sohn August aus ganz geringfügigem Anlaß mit der Mistgabel in die Brust gestochen.
Kleine Nachrichten ans aller Welt
Die „Bremen" auf der Heimreise. Die „Bremen" funkte, sie fahre seit ihrer Abreise durchschnittlich 27,5 Knoten. Vis Sonntag mittag wurden 629 Seemeilen zurückgelegt. Ein blinder Passagier ist diesmal nicht an Bord, dagegen zwei unfreiwillige Paffagiere, die den Dampfer in dem Riesen- gedrängs nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten.
Neue Hitzewelle in Amerika. Im Nordosten der Vereinigten Staaten sind infolge der außerordentlichen Hitze Zahlreiche Personen Hitzschlägen erlegen, viele andere, dis im Wasser Kühlung suchten, sind ertrunken.
Todesurteile gegen litauische Sozialdemokraten. Das Kriegsgericht in Schaulen hat in einem Prozeß gegen 24 Angeklagte, darunter das Mitglied des Zentralkomitees der sozialdemokratischen Partei, Ealings, die vor einigen Monaten in Kowno in den Räumen des Zentralkomitees der sozialdemokratischen Partei verhaftet worden waren, nach viertägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Dem „Memeler Dampfboot" zufolge verlautet gerüchtweise, daß 10—14 Angeklagte zum Tode und die übrigen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden sind.
37K Stunden in der Luft. Die amerikanischen Piloten Jackson und O'Brien Jancey setzen ihren Dauerflug mit Betriebsstoffübernahme in der Luft immer noch fort. Sie haben bereits die 376. Stunde fliegend zurückgelegt. Da ihr Motor einwandfrei arbeitet und sich die Flieger wohlauf befinden, ist vorerst ein Ende des Fluges nicht abzusehen.
Beim Dauerslug abgsstürzt. Das Flugzeug „Minnesota", das sich auf einem Dauerflug befand, stürzte nach 154 Flugstunden während der Vorbereitungen zu einer weiteren Vrennstoffergänzung plötzlich aus einer Höhe von 61 Metern ab und fiel auf die Autorennbahn. Ein Pilot wurde getötet, der andere schwer verletzt.
Zwei englische Kleinflugzeuge zusammengestotzen. In Kingsburg nordwestlich von London stießen zwei Kleinflugzeuge in der Luft zusammen. Die drei Insassen wurden getötet.
Explosion in einer chemischen Fabrik. In der Zweigniederlassung des Vereins für chemische Industrie A.-E. in Mombach bei Mainz ereignete sich am Montag im ersten Stock des dreistöckigen Fabrikgebäudes eine heftige Explosion. Drei Arbeiter, die durch Stichflammen und herumfliegende Eisenteile schwer verletzt wurden, mußten ins Krankenhaus gebracht werden.
Spiel und Sport
Der Grobe Preis von Deutschland für Motorräder auf dem Nürburgring
Tyrell-Smith auf Nudse-Witbworth siegt in Rekordzeit von !02 Stundenkilometern.
Klasse 175 ccm.: 1. Geiß-Pforzheim, DKW., 84,2.
Klasse 250 ccm.: S. A. Crabtree-Warrington auf Hecker 90,8.
Klasse 350 ccm.: Handley-England aus Motosacoche 97,4.
Klasse 500 ccm.: Tyrell-Smitb-England auf Rudge-Witbwortü !V2.
Klasse 1000 ccm.: 1. Pätzold-Köln.Sunbeam, 96,8.
Frankreich gewinnt de« Davispokal
Die lebten Spiele um den Davispokal zwischen dem Titel- »erteidiger Frankreich und dem Jnterzonensieger Amerika «ahnen am Sonntag in Paris einen äußerst spannenden Verlaus «nd endeten schließlich mit einem 3:2 Sieg der Franzosen. Nach- »em die Amerikaner am Samstag das Doppel an sich gebracht »alten, holte in den beiden letzten Einzelspielen am Sonntag Lilden noch einen Punkt aus und stellte mit einem 4:6, 5:1, 6:4, >:5 Sieg über Borotra das Resultar auf 2:2. Cochet eroberte iann gegen Lobe mit 6:1, 3:6, 6:0, 6:3 den entscheidenden Punkt Md rettete damit den Pokal wieder sür Frankreich.
Mittwoch, 81. Juli: 10.30 bis 13.45 Uhr Schallplattenkonzert, Nachrichten Wetter, 15 Uhr Kinderstunde, 16.15 Uhr Musik aus aller Herren Länder, 18 Uhr Zeit, Wetter, 18.15, 18.45 und 19.15 Uhr Vorträge, 19.45 Uhr Zeit, Wetter, 20 Uhr Symphonisches Konzert, 21.30 llbr Abendkonzert. 22.30 Uhr Nachrichten.
Donnerstag, 1. August: Von 10.30 bis 13.45 Ubr Schallplattenkonzert, Nachrichten, Wetter, 16 Ubr Blumenvflege, 16.15 Uhr Rachmittagskonzert, 18 Uhr Vortrag, 18.45 Uhr Aerztevortrag, 19.15 Uhr Vortrag, 19.45 Uhr Zeit, Wetter. 20 Uhr Aus W. A. ? ans Lebensrverk. 21.15 Uhr Ums Mikrophon. 22.15 Uhr
Handel und Verkehr
Getreide
Berliner Produktenbörse vom 2uli. Weizen mark. 259 bis 261, Roggen märk. 194—196, Futlergerste 176—189, Wintergerste 174—180, Hafer märk. 181—190, Mais waggonfrei ab Hamburg 231—232, Weizenmehl 30.25—36.25, Roggenmehl 26.30 bis 29.50, Weizenkleie 12.75—13, Roggenkleie 12.25—12.75, Raps 330—335, kleine Speiseerbsen 28—34, Futtererbsen 21—24. Allgemeine Tendenz fest.
Fruchtschranne Nagold. Markt am 27. Juli 1929. Verkauft: 47,03 Ztr. Weizen, Preis pro Ztr. 13.20—13.80 13,50 Ztr.
Dinkel, Preis pro Ztr. 9.00 ^t, 6,58 Ztr. Gerste, Preis pro Ztr. 12.00 -R, 21,00 Ztr. Haber, Preis pro Ztr. 11.80—12.00 »tt, 1,60 Ztr. Ackerbohnen, Preis pro Ztr. 11.00 -N. Handel lebhaft, 20 Ztr. Weizen sind noch aufgestellt in der Schrannenhalle. — Nächster Fruchtmarkt am Samstag, den 3. August 1929.
Fruchtvreise. Ellwang eV: Weizen 12.30, Roggen 12.20, Gerste 12—12.30, Hafer 10.30—11.30 M. — Ravensburg: Desen 9.20—9.30, Weizen 13—13.50, Roggen 10.75—12, Sommergerste 11—11.20, Oelsamen 15.30—16.80, Wintergerste 9.75 bis 10.20 M. — Reutlingen: Weizen 13—13.50, Dinkel 9—10, Gerste 11.50—13, Haber 10—12 M. — Ulm: Weiren 12.70—13 Roggen 9.80—10.60, Haber 9.50—11.80 Mark.
Märkte
Calw, 29. Juli. (Wochenmarkt.) Bei dem am letzten Samstag stattgefundenen Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt: Kartoffeln neue 9—10 Wirsing 30, Weißkraut 30,
Zwiebel 12, Bohnen 35, Tomaten 50, gelbe Rüben 15, rote Rüben 20, Kopfsalat 10, Kohlräbchen 10, Blumenkohl 40—50, Gurken 25—35, Rettich 10—12 ^ je das Stück, Heidelbeeren 33 bis 35, Träuble rote 20, Stachelbeer 20, Kirschen 35 ^ je das Pfund, Landbutter 1,90—2 °4l, Süßbutter 2,30 je das Pfund, frische Eier 14 ^ das Stück.
Letzte Nachrichten
Waldenburg (Schlesien), 3Ü. Juli. (Telegramm.) In der „Friedenshoffnungsgrube" in Niederhermsdorf wurden gestern abend durch eine Schlagwetterexplosion 23 Bergleute getötet und 12 schwer verletzt. Die Verunglückten sind geborgen.
Gestern 18 Lebensmüde in Berlin
Berlin, 30. Juli. Im Laufe des gestrigen Tages sind innerhalb Groß-Berlins insgesamt 18 Selbstmorde und Selbstmordversuche zu verzeichnen gewesen. Ein großer Teil der Selbstmorde sind wegen wirtschaftlicher Notlage erfolgt.
Giftgasflaschen ausgegraben
Berlin, 29. Juli. In der Barstraße in Wilmersdorf stießen heute Arbeiter, die Ausfchachtungsarbeiten Vornahmen, auf ein noch aus der Kriegszeit stammendes Lager von Eiftgasflaschen. Einige dieser kleinen Gasflaschen zersprangen, als die Arbeiter sie mit dem Spaten berührten. Nach wenigen Sekunden lagen die ganze Straße, das Grundstück und die benachbarten Terrains unter Gas. Die Arbeiter und Passanten flohen. Bei denjenigen, die sehr nahe bei den ausströmenden Gasen gestanden hatten, stellten sich kurz darauf Augenschmerzen, verbunden mit Sehstörungen und heftigem Unwohlsein ein.
Nach den ersten polizeilichen Feststellungen hat man hier auf einem Terrain gegraben, auf dem während der Kriegsjahre Giftgas zu Kriegszwecken hergestellt wurde. Etwa 100 000 kleine Eiftgasflaschen sind bei Kriegsende in diesem Grundstück vergraben worden. Nachdem die Erde an dieser Stelle durch die Ausschachtungsarbeiten aufgelockert ist, besteht die Gefahr, daß das Gas noch tagelang ausströmen wird. Das Gas hat indessen keine tödliche Wirkung.
Ein Neunjähriger 14 Tage auf Wanderschaft
Berlin, 30. Juli. In dem Dorfe Gleidingen bei Hannover wurde ein neunjähriges Berliner Waisenkind, das zu Fuß unterwegs war, um seine Tante in Güttingen zu besuchen, in völlig heruntergekommenem Zustand aufgegriffen. Das unternehmungslustige Kind, das in 14 Tagen die Eisenbahnstrecke und die Landstraßen entlang wandernd von Berlin bis Gleidingen gekommen war, gab an, Paul Kunstmann zu heißen und in der Wallner Theaterstraße in Berlin bei Pflegeeltern gewohnt zu haben. Er hat sich aus Berlin forigemacht, weil er nach dem Tode seiner Eltern von seinen Pflegeeltern schlecht behandelt wurde. Während seiner Wanderung spielte er in den kleinen Stätten und Dörfern mit anderen Kindern und bekam auf diese Weise immer etwas zu essen und zu trinken.
Zwei slowakische Dörfer durch Brand zerstört
Prag, 29. Juli. In der Slowakei sind zwei Dörfer einer Vrandkatastrophe zum Opfer gefallen. Durch spielende Kinder geriet eine Scheune in Brand und das Feuer verbreitete sich infolge starken Windes mit unheimlicher Schnelligkeit über beide Ortschaften. Ueber 200 Häuser mit allen Wirtschaftsgebäuden sind vernichtet worden. Der Schaden läßt sich noch nicht übersehen, beträgt aber viele Millionen.
Schwedischer Königsbesuch
Stockholm, 30. Juli. Der König von Schweden fährt am 2. August nach Deutschland und der Insel Mainau, um dort der schwedischen Königin einen Besuch abzustatten.
Erstorbene
Calw: Friedrich Schelling.
Rotfelden: Joh. Haselmaier, Maurermeister, 52 I. a.
Mutmaßliches Wetter für Mittwoch
Der westliche Hochdruck kommt nur wenig zur Geltung, Das Barometer fällt erneut. Für Mittwoch ist wechselnd bewölktes, auch zu Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Ludwig Lank. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenftei«,