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Nr. 47

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Dortmund, 23. Febr. Heute morgen gegen 10 Uhr wurde bei der Einfahrt des Perjonenzuges 1785, der zwischen Wanne und Dortmund verkehrt, im Dortmunder Haupt­bahnhof eia Wage« dritter Masse ««geworfen; die beiden folgenden Wagen entgleisten. Bis fetzt sind drei Tote, sieben Schwer, «ad zehn bis ,u»Af Leichtverletzte zu verzeichnen. Die Toten sind zwei Frauen und ein Mann.

1«8 Schiffe bei Sm««rich vom Eise eingeschlossen E««erich. 23. Febr. Augenblicklich liegen bei Emmerich 70 Schiftz auf offenem Strom, 70 Schiffe im staatlichen und 28 Schiffe im städtischen Hafen vom Eise eingeschloffen vor Anker. Insgesamt dürften rund 45 000 Tonnen Schiffsraum in Kähnen, Schleppern, Dampfbooten usw. vereist sein. Zn der Hauptsache handelt es sich um deutsche, holländische und französische Schiffe. Die Schiffe haben in der Hauptsache Erz, Kohlen und Roherzeugniffe geladen. Der Wert von Schiffen und Ladung geht in die Millionen.

Panstreise «ach Deutschland »«d Oesterreich Wien. 2». Febr. Wie dasWiener Journal" meldet, sollen an­läßlich der Jahrtausendfeier der Stadt Speyer im Jahre 1939 Äirchenfürsten, darunter eine grobe Anzahl Kardinale, u. a. Kardinal Gasvarri und der Erzbischof von Paris, Dubais, einer Einladung des Erzbischofs von Speyer Folge zu leiste», zuge- sagt haben. Auch der Papst soll, wie verlautet, nach Speyer zur Teilnahme an den Festlichkeiten eiugeladen worden sein.

2« Kreisen der katholischen Organisation Oesterreichs wird nnnmehr lebhaft, wie der Oefterreichische Pressedienst erfahre« habe« will, ein Plan besprochen, nach dem der Versuch unter­nommen werden soll, im Falle einer Reise des Papstes Pius de» Elften nach Speyer, diese« dazu zu bewege«, über Wie» zu reise» und hier einen kurzen Slnfenthalt zu nehmen.

Politische Kundgebungen in Wien Wie«, 24. Febr. Die räumlich getrennten Aufmärsche der Wie­ner Formationen des Sozialdemokratischen Revublikschutzbundes einerseits und der Heimwebrverbände andererseits und ihrer an» gekündigten Kundgebungen vollzogen sich ohne Reibung. Die Beteiligung war verhältnismäßig gering. Man schätzt die Zahl der Teilnehmer auf 45909 Heimwehrleut« und doppelt so viel Schutzbündler. Auffallend schwach war die Svalierbildung. was zum Teil auf den starken Frost, Sonntag vormittag herrschten wieder 8 Grad Kälte, aber auch auf das mangelnde Interesse des Publikums zurückzufübren sein dürfte. Die Kundgebung des Revublikschutzbundes, dessen Ziel der Ratbausvlatz war, war nach einem Vorbeimarsch vor den Führern der Sozialdemokrati­schen Partei gegen Mittag bendet. Die einzelnen Abteilungen zogen darauf in ihre Bezirke. Auch der Aufmarsch und die Versammlung der Seimwehrverbände im Dreber-Park in Meid­ling verlief ohne jeden Zwischenfall. 4V Kommunisten wurden verhaftet.

Der amerikanische Flotteuetat angenommen Washington, 23. Febr. Der Vundessenat nahm gestern den Flottenetat an. Der Etat enthält u. a. eine Bestimmung, die die Regierung ermächtigt, die ersten von den bewilligten 15 Kreuzern innerhalb des Etatjahres 192g bis 1939 auf Kiel zu legen.

Snngersnot in Britisch-Ost-Afrika Nairobi, 23. Febr. Infolge der durch Dürre und die Heu­schreckenplage verursachten Hungersnot sind gegen 139990 Ein­geborene ohne Lebensunterhalt.

Vergeblicher Flug von britische» Militärflugzeugen nach Kabul Peschawar, 24. Febr. Vier Militärflugzeuge, die nach Kabul geflogen waren, um das Personal der britischen Gesandtschaft »bznholen, konnten wegen Ueberschwemmung des dortigen Flug­platzes nicht landen und muhten deshalb zurücksliegen.

UM UW WM!

SchwarzwSkder TageszeitungAus dm Tannen"

Württembergifcher Landtag

Beratung der Gemeindeordnung Stuttgart, 28. Febr. Im Landtag wurde heute die Beratung der Eemeindeordnung bei Art. 73 fortgesetzt. Es handelt von dem Ausschluh einzelner Gemeinderatsmitglieder wegen Be­fangenheit. Der Abg. Mösner (S.) betonte, dah diese Be­stimmung im Interesse der Reinlichkeit der öffentlichen Verwal­tung notwendig ist, wünschte aber eine Ausnahme für gemein­nützige Genossenschaften und stellte den Antrag, dah sich die Ver­treter gemeinnütziger Genossenschaften auch bei den die Genos­senschaft berührenden Fragen an der Beratung und Abstim­mung beteiligen dürfen. Staatspräsident Dr. Bolz erklärte, es gebe nicht an, dah die Vorstandsmitglieder solcher Vereinigun­gen, die nicht immer gut stehen, ihre eigenen Jnreressen auf dem Rathaus als Eemeinderäte vertreten. Die Frage führt zu einer längeren Erörterung, doch wurde der soz. Antrag abgelebnt. Abgelehnt wurde ferner ein Antrag Köhler (Kom.) zu Art. 74, der dahin zielte, dah die Verhandlungen des Eemeinderats grundsätzlich öffentlich sein sollen. Nach dem geiahten Beschluß sind sie indessen nur öffentlich, soweit nicht Rücksichien auf das Wohl des Reichs, des Staats oder der Gemeinden oder berech­tigte Belange einzelner entgegenstehen Angenommen wurde ein Antrag Schecf (Dem.), wonach die Eemeinderatsverhandlun- gen in geigneter Weise bekanntzumachen sind. Nach dem Aus- schuhantrag sollte ortsübliche Bekanntmachung erfolgen. Dis ortsübliche Bekanntmachung geschieht aber im Anzeigenteil der Zeitungen. Der Antragsteller wollte die daraus entstehenden Ko­sten den Eenieinden ersparen und betonte, dah die Bekanntma­chung im redaktionellen Teil der Zeitungen nichts koste. Nach­geholt wurde von gestern eine Abstimmung zu Art. 72 Abs. 3: Bei Wahlen zu Abteilungen und Ausschüssen find die im Ee- meinderat vertretenen Mitgliedcrvereinigungen tunlichst im Ver­hältnis ihrer Stärke zu berücksichtigen. Ihren Vorschlägen soll möglichst Rechnung getragen werden." Dieser Absatz wurde mit 34 gegen 28 Stimmen bei 4 Einhaltungen angenommen. Man besann dann noch die Beratung der Artikel 77 und 78 betr. die Verhandlung-»- und Verwaltungsausschüsse. Nächste Sitzung Dienstag nachmittag.

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 25. Februar 1929.

Amtliches. Uebertrageu wurde die Försterstelle in Bes.-Eruppe 8 b Gerhausen, Forstbezirks Blaubeuren dem Förster Klum pp in Tonbach, Forstbez. Freudenstadt.

Verunglückt. Die durch die Schneeschmelze vereisten Straßen und Wege schließen jetzt erneut Gefahren in sich. Am Samstag fiel Frau Blumenwirt Pfeifle Witwe so unglücklich aus dem Glatteis, daß sie dabei einen Fuß brach.

Die Kälte ist überraschenderweise noch sehr schnell ge­brochen, Samstag und Sonntag ist ausgesprochenes Tau­wetter eingetreten, der Schnee beginnt rasch zu weichen, die Nagold hat sich bei uns vom Eise sehr schnell befreit. Da­hin ist der Druck des strengen Winters und hoffentlich auch bald seine Begleiterscheinungen. Vorüber sind aber auch die Freuden des Wintersports. Auf den Straßen sieht schon an manchen Stellen die Erde heraus, der Rodel­schlitten beginnt zu weichen, das Schlittschuhlaufen hat auch keinen Reiz mehr, den Schneeschuhen mangelt fast überall die nötige Schneemenge, oder ist sie so klebrich, daß es kein Vergnügen mehr ist, mit den Brettern auszuziehen. Selbst auf der Alexanderschanze mangelt der Schnee und man sah gestern dort und auf dem Kniebis nur müde Schneeschuh- wanderer, die den Rest der Schneeschuhfreuden vollends genossen hatten. Der Frühling beginnt seinen Einzug und wir begrüßen ihn Heuer recht von Herzen!

Der Württ. Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Alten­steig, hielt am Samstag im Nebenzimmer derTraube" seine Hauptversammlung ab. Der Vorstand, Fabrikant Zimmermann, begrüßte die erschienenen Mitglieder

und gab ein Bild der Vereinstätigkeit. Sind auch im letz­ten Zahr nicht alle geplanten Wanderungen, wtzgen Man­gel an den nötigen Sonntagen für alle die im letzten Zahr von den Vereinen etc. abgehaltenen Veranstaltungen, zu­stande gekommen, so verliefen doch die ausgeführten zur allgemeinen Zufriedenheit der Teilnehmer. Die in diesem Winter neu gegründete Schneeschuhabteilung hat lebhaften Anklang gefunden und die Veranstaltungen in den ver­gangenen Sonntagen haben gezeigt, daß dieses Kind des Echwarzwaldvereins durchaus lebensfähig ist. Die Zahl der Mitglieder blieb in gleicher Höhe und was die Kassen- verhältniffe anbelangt, so sind diese durchaus befriedigende und eine Erhöhung der Beiträge ist deshalb in unserem Ortsverein nicht notwendig, eine Konstatierung des Vor­sitzenden. die auf keinen Widerstand stieß. Wie er aus- fuhrte, kann in diesem Zahre eine Anzahl von Mitgliedern das goldene Ehrenzeichen verliehen werden, was bei einem nach Ostern in Aussicht genommenen Familienabend ge­schehen soll. Für das kommende Jahr ist wieder ein Wan­derprogramm aufgestellt worden, das diesmal im Druck vorliegt und den Mitgliedern demnächst zugestellt wird. Daß an diesen Wanderungen die Mitglieder recht zahlreich Anteil nehmen, war der besondere Wunsch des Vorsitzen­den. Bei den Wahlen wurde Vorstand Zimmermann, unter Anerkennung seiner seitherigen Tätigkeit, einstim­mig wiedergewählt, ebenso Kassier Lenk, Schriftführer Weikert und Skiwart Lenze, dem Anerkennung und Dank für seine Führung gezollt wurden. Besonders ge­würdigt wurden auch die Verdienste der Wegkommifsion und hauptsächlich diejenigen des unermüdlichen Wegwarts Wolf, der infolge vorgerückten Alters nach Erledigung der restlichen Wegbezeichnungen von seinem Posten zurück­zutreten wünscht. Zn den Ausschuß gewählt wurden in schriftlicher Abstimmung die alten Ausschußmitglieder und zwar Heinrich Henßler, Ludwig Lauk, Apotheker Schiler, Stadtbaumeister Henßler, Oberamtsbau­meister Köbele und Schneidermeister Baß! er. Als Wegwarte wurden die seitherigen Mitglieder dieser Kom­mission, Le uze und Weikert wieder- und Sägewerks- besitzer Fezer, sowie Bauwerkmeister Kköpfer hinzu-, gewählt. Nachdem Direktor Walz Vorstand Zimmer­mann, Kassier Lenk, Schriftführer Weikert und dem Aus­schuß für ihre Geschäftsführung gedankt und Vorstand Zimmermann nochmals zur recht zahlreichen Beteiligung an den Wanderungen, als Hauptzweck des Vereins, ein- geladen hatte, wurde zu einer recht vergnügten Nachsttzung übergegangen, bei welchem das Liederbuch des Schwarz­waldvereins nahezu erschöpft und noch manche Verse dazu gemacht wurden.

Familienabend derSäugerlust". Am gestrigen Sonn­tag abend hielt der ArbeitergesangvereinSängerlust" im Schwanen" einen wohlgelungenen Familienabend. Rach der Begrüßungsansprache durch den Vorstand wurde ein reichhaltiges Programm abgewickelt, das in seinen ein­zelnen Teilen manchen Genuß bot und viel Beifall fand. Zu erwähnen sind besonders die vorzüglichen Gesangs­leistungen des Chors unter der Leitung von Herrn Ham- macher-Nagold, wobei der ausgezeichnete Tenor beson­ders in Erscheinung trat. Außerdem trug Herr Kammacher auch durch sein flottes Klavierjpiel und durch die gemein? samen Darbietungen mit dem jungen Geiger Vurghard viel zur Verschönerung und Bereicherung des Abends bei. Herr Schweizer sorgte für humoristische Einlagen unter Guitarrebegleitung, die viel belacht wurden. So verlief der erste Unterhaltungsabend derSängerlust" sehr kurz­weilig und wohlbefriedigend für alle Besucher des Abends.

Winterspaziergang nach Egenhausen. Der Krieger­verein hatte seine Mitglieder auf den gestrigen Sonntag zu einem Winterspaziergang nach Egenhausen eingeladen, der nach dem Bruch der großen Kälte recht frühlingsmäßig ausfiel. Das warme, schöne Wetter lockte sehr viele Kame­raden mit ihren Angehörigen hinauf zum Nachbarort Egenhausen, wo man sich im Gasthaus zumAdler" mit den Kameraden von Egenhausen traf. Die Räume

i »Fragen Sie nicht darnach, gnädiges Fräulein, bitte,

! fragen Sie nicht wieder, ich kann Ihnen keine Auskunft darüber geben!"

> Wieder öffnete sich die Tür und eine Stimme rief: Hellmut so komm doch!"

; Es war ein nicht unschönes, aber gewöhnliches Mäd- ! chengesicht, das Hella erblickte, als sie sich dem Rufe zu- ! wandte. Fast unmerklich neigte sich der Kopf, der, modisch ^ frisiert, von einem weitentblößten Halse getragen wurde. Endlich trat das Mädchen vollständig aus der Tür hervor.

Der Kaffee wird kalt, magst du noch schöner werden, Kleiner?" sagte sie und stippte den Bruder mit dem Finger an.

Hellmut Stegeberg zuckte unmutig zusammen.

Ich komme schon", sagte er, ohne auf ihre Worte ein­zugehen, er verneigte sich vor Hella und folgte der Schwester, die ihren Arm in den seinen steckte.

Poussierst wieder mal, Brüderchen fein, das könnte : dir wohl paffen, so'n Eeheimratstöchterchen, das wäre so i Vaters Geschmack und-

^ Hella vernahm die weiteren Worte nicht mehr, sie ver- ^ hallten hinter der sich schließenden Tür. s Nun stand sie wieder allein und erwartete die Bergung : ihrer schmal gewordenen Habe. Endlich war alles oben,

! die Leute wurden entlohnt, Ehristine hatte bereits ihre Anordnungen getroffen. Als Hella ins Zimmer trat, stan­den die Möbel schon alle auf ihrem Platze. Es sah beinahe wohnlich aus und man merkte die geschickte Frauenhand. Christine hatte ja immer ein besonderes Talent. Behag­lichkeit zu verbreiten. Noch ein paar ordnende Hand­griffe, und es war wieder das alte, traute Heim aus Ber­lin-Friedenau, wenn's auch bedenklich zusammengeschmol­zen war und man nur die nötigsten Stücke behalten hatte, um hier unterzukommen innerhalb der schützenden Mauern -dieser Provinzstadt. Der Abbau des Herrn Eeheimrat war zu früh gekommen, Hellas Erziehung noch nicht ab­geschloffen, und das Sümmchen, das man hinlegte, um wenn es nötig, einmal dem Heinz, dem Halunken, unter die Arme zu greifen, was der Eeheimrat stets befürchtete, durfte sich nicht verringern, sondern mutzte sich anhäufe«.

(Fortsetzung folgt.)

vis keilen Linken

Roma« von Helene Helbig-Tränkner

Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Oskar Meister in Werdau.

(1. Fortsetzung.)

Christine Germann war ärgerlich.

Gott, nein, Vater, hier ist doch kein Platz für deine Bücherkiste. Dein Wundt und Hackel muffen für's erste­mal dort hinten an die Wand. Die Möbel können ja doch jeden Augenblick kommen. Meinst du, daß die Einräumer noch besondere Equilibrierkünste aufzuführen Lust haben? Die sind froh, wenn sie die dunklen Treppen ohne Schaden in die Höhe gelangt sind!"

Geheimrat Germann setzte gehorsam nach dem Geheiß der Tochter seine Kiste in das Eckchen unter den Fenstern. Er war gewöhnt, von seiner Aeltesten gegängelt zu wer­den. Sie führte seit seiner Gattin frühem Tode das Regi­ment, hatte auch an Hella, dem jüngsten Kinde, dessen Leben die Mutter mit dem Tode bezahlen mußte, Mutterstelle vertreten, und erst, als deren Streben in die rechte Bahn geleitet, und sie zu einem lieblichen Zungmädchen erblüht war, daran denken können, ihren eigenen Lieblingsplänen nachzugehen und ihr Talent auszubilden. Und über dem allen war Christine Germanns Frühling still verblüht.

Sie hatte als Aelteste die Stürme der Familie am fühl­barsten empfunden und nicht verhindern können, daß Heinz, der um zwei Zahre jüngere Bruder, seinem Aben- keurertrieb nachgegangen und nach Amerika ausgewanderr war.

Christine Germanns Wesen trug keinen Stempel strenger Altjüngferlichkeit, vielmehr den einer starken, ab­geklärten Persönlichkeit, die mit dem Leben fertig gewor­den und ganz zufrieden mit ihm war.

Wenn sie zankte, war sie noch liebenswert, wie Hella behauptete, und wenn sie sich aufregte, mußte man ihr gut fein. In ihrer Art lag so viel stille Anmut, daß sie man­cher hätte darum beneiden können. Trotzdem war sie männerlos geblieben.

Die Leidensstunden eines Frauenherzens sah ihr nie­mand an und wären sie ihr auf's Gesicht geschrieben wor­

den, sie hätte sicher mit fester Hand darüber gewischt, bis auch die letzte Spur vernichtet gewesen. Christine Eer- mann meisterte ihr Schicksal.-

Draußen war es lebendig geworden, laute Männer­stimmen waren zu vernehmen, die Ankunft der Möbel wurde durch sie angezeigt. Hella Germann, die jüngere, war schon draußen und dirigierte die Leute. Man ver­nahm von drinnen, wie die Vorsaaltür aufgeriegelt, schwere Gegenstände niedergesetzt wurden.

Gnädiges Fräulein gestatten, daß ich behilflich sein darf?" hörte plötzlich Hella Germann eine Stimme neben sich. Und als sie sich umwandte, erblickte sie den jungen Mann, der ihnen vorhin geöffnet hatte.

O danke, Herr Stegeberg, das schafft sich alles von selbst. Hilfe ist ja genug vorhanden!" erwiderte Hella höflich.

Die Leute schaffen besser, wenn Aufsicht da ist, ich habe Zeit und stehe ganz zu ihrer Verfügung."

Eine Tür von den Vorderstuben öffnete sich.

Hellmut!"

Bitte?"

Willst du nicht zur Vesper kommen, dein Schüler wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, hast du so viel Zeit zum Ausruhen?" ließ sich die schreiende Stimme Frau Kamilla Stegebergs vernehmen.

Ein Schatten huschte über das Antlitz des jungen

Mannes.

Fron, ewige Fron!" seufzte er in sich hinein, aber Hella hatte es doch vernommen. Sie sah ihn mitleidig an.

Sie sind Student?" fragte sie mit Teilnahme und erschrak, als sie sein bitteres Lachen aus ihre Worte ver­nahm.

Student!" erwiderte er, bissig auflachend.Ja, ich heiße so, in Wahrheit bin ich ein armseliger Stunden­pauker, der mit seinem Stundenhonorar den Aufwand von Mutter und Schwester decken muß."

Und Ihr Vater? Haben Sie keinen Vater mehr?"

Sie standen jetzt alle beide allein auf der großen Diele, denn die Leute waren eben wieder hinuntergegangen, um neue Stücke zu holen. Das Tageslicht schien hell und freundlich durch das breite Fenster auf die beiden, und Hella fiel das schmerzlich verzerrte Gesicht des jungen Mannes auf, es sah fast zum Fürchten aus.