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dieser Zustand nicht mehr von ihr ertragen werden. Da

kam Dr. Reinhardt zu Hilfe. Er nahm für einige Tage Urlaub und fuhr heimlich nach Dietrichstein, um dem selbst­herrlichen, störrischen Burgherrn mal kräftig ins Gewissen zu reden. . .

Ich will hier auf meiner Burg sterben, Doktor , rief Nestors grollend.

Es stirbt sich nicht so rasch, und ich bin gekommen, Sie zur Hilfe zu rufen."

Mich kranken Mann?"

Sie werden sich noch wundern, Herr von Nestors, wie lebendig sie wieder auf derAlten Burg" werden, wenn Sie meinen ärztlichen Rat befolgen."

Ach was, ich brauche keinen Doktor und behandle mich selbst."

Das merkt man", erwiderte Reinhardt trocken,und nun hören Sie mir mal geduldig zu: Der Sohn und Erbe wird seinen armen Eltern bald genommen werden, und dann können wir Sie auf der Burg gar nicht entbehren. Auf dem Dietrichstein würden Sie in Ihrer selbstgewoll­ten Einsamkeit verkümmern, denn die Mutter wird bald ihr Kind nicht mehr verlassen und nach dessen Scheiden ihren armen Mann erst recht nicht."

Fleur glaubt doch noch an ein Besserwerden", ver­teidigte sich der alte Herr.

Der Sommer hielt den kleinen Dieter noch aufrecht, aber das Leiden macht jetzt unheimliche Fortschritte. Es ist gut, daß die Eltern das nicht ahnen, sie haben sich eben an den Zustand des Kindes gewöhnt und merken die Ver­schlimmerung nicht. Aber wenn sein Leben erlischt, mutz alles getan werden, um dem invaliden Vater das seinigs zu erhalten. Dazu brauchen wir Sie, Herr von Restorf, darum haben Sie diö verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, den Verfall Ihres Körpers aufzuhalten, und dabei will ich Ihnen eben helfen."

So hatte noch niemand zu dem selbstherrlichen Herrn von Dietrichstein gesprochen, aber Reinhardt hatte das Rechte gefunden. Restorf schüttelte ihm ebenso kräftig die Hand, wie er ihm grobe Worte an den Kopf warf. Zum Schluß aber versprach er:An mir soll's nicht fehlen, wenn das große Leid auf derAlten Burg" einzieht. Der einzige Sohn und keine Hoffnung auf weitere Nachkom­menschaft. Furchtbarer Gedanke!"

Fühlen Sie jetzt, datz Sie unentbehrlich sind?"

Na ja, aber schwer wird es mir, verflucht schwer. Man soll einen alten Baum nicht verpflanzen."-

Wer war glücklicher als die Gräfin, als sie ihrer Sorge um den geliebten Großvater enthoben, ihm mit Erlaubnis Ulrichs die Zimmer des alten Grafen Herrichten durfte.

Ich ändere nichts, Ulrich. Nun hast du doch Ersatz für deinen prachtvollen alten Herrn, und ich weiß, datz du den Sonderling lieb hast, der jetzt auf dem Wege nach hier ist. Hast du wohl das strahlende Gesicht Haases betrachtet?"

Als ob der nicht schon genug zu tun hat bei mir und überall sonst. Dabei mutz er sein Värbchen auch nicht darben lassen, ich sah noch nie eine glücklichere junge Frau. Und datz der Kinderwagen einstweilen noch ausbleibt, ist für uns ein Glück, und unsere beiden Buben haben den Nutzen davon. Aber du hast recht, ich freue mich sehr auf deinen lieben Großvater, denn wir verstehen einander, zu­dem hat er großes Interesse an meiner Arbeit. Und du-"

Ich!" Fleur lachte ihn schelmisch an.Ich habe wie­der einen Menschen mehr, der sich in das Herz meines Mannes stehlen wird."

Du und eifersüchtig! Ach, Fleur, das patzt nicht zu dir.«

Drum schlage ich mich mit ihr auch so energisch herum, Ulrich!"

Ihr Gesicht bekam einen für ihren Mann ganz neuen Ausdruck, als sie fortfuhr:Eifersucht ist der Todfeind von allem blühenden Leben und und Lieben! Sie ist wie der Reif in der Frühlingsnacht, der tief in das Herz der Blüten drängt und alles, was sich entfalten und Frucht bringen will, mordet. Nein, diesen bösen Feind halten wir uns fern, was Ulrich? Ich habe es ertragen gelernt, datz das Kind deiner Zugendgeliebten bei meinem kranken Kind der Erste ist und mich verdrängt hat."-

Fleur!" schrie Ulrich erschrocken auf.

Za, das hast du nie bemerkt, datz es Stunden gegeben hat, wo ich das herzige Kamerädchen Dieters gehaßt habe? Ich neidete ihm seine Gesundheit, seine Schönheit, sein goldiges warmes Herz, das alle Menschen mit Liebe über­schütten möchte."

Du arme arme Mutter du!"

Jetzt darf ich davon sprechen, Ulrich, denn ich habe überwunden."

Weinend lag sie an dem Herzen ihres Mannes, und sie fanden sich zurück zu dem innigen Miteinander früherer Tage, da nichts Trennendes zwischen ihnen stand. Alles Fremde wurde nun begraben, und zum erstenmal sprachen sie auch davon, was werden sollte, wenn ihnen ihr Kind von Gott genommen werden sollte.

Ich lasse den kleinen Hans nicht mehr von mir", schrie Ulrich.

Und unsere tapfere Rose!"

Ich fühle, daß sie mir den Trost nicht nehmen wird."

Du verlangst schier Uebermenschliches von ihr."

Sie wird meine Bitte erfüllen, Fleur!"

Weil sie dich liebt."

Gönne diese Liebe der Armen, Fleur, da wir sie doch ihres Kindes berauben. Nur Frauen sind so treu und stark in ihrem Leben wie du und sie."

(Fortsetzung folgt.)

Der Turnverein als Erzieher

Ausgehend von der Tatsache, datz die Not der Jugend von heute in der Hauptsache eine Erziehungsnot ist, widmen sich die Turnvereine der Deutschen Turnerschast jetzt mehr als bisher der Eesamterziehung der ihnen anvertrauten Jugendlichen. Das kommt besonders im Betrieb der vielen Kinderabteilungen zum Ausdruck. Immer mehr verschafft sich die Meinung Geltung, datz besonders im Kinderturnen einseitige Leibesbildung nur halbe Arbeit wäre, datz die Turnvereine auch das Gemüt, den Geist der Kinder pflegen

Schwarzwalder Smmtagsblatt_

und erziehen müssen. So sind jetzt schon viele Turnvereine bewußt als dritte im Bunde neben die beiden herkömm­lichen Erziehungsfaktoren, Schule und Elternhaus, getre­ten. Bei der Ausbildungsarbeit der Kinderturnwarte wird großer Wert auf diese, für viele neue Aufgabe gelegt. Das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr!" Der Gärtner mag ein Bäumchen wachsen lassen, wie es will, er braucht es nicht zu biegen: Wind und Wetter bie­gen es doch! Und wenn nicht ein starker Pfahl es hält, dann biegt sich's sicher nach einer unerwünschten Seite. So ist's auch bei unseren Kindern. Schule und Elternhaus sind zwar ein starker Pfahl, der unermüdlich versucht, das Kind gerade zu halten. Aber Wind und Wetter, Umwelt und Zeitgeist sind oft stärker als diese beiden Erzieher. So wird die Mitarbeit der Turnvereine sicher begrüßt werden. Es ist wohl die ureigenste Aufgabe der Turnvereine, in den Kindern den Sinn für eine gesunde Lebensweise zu wecken. An allerlei Vorfällen im täglichen Leben zeigt der Turnwart den Kindern, wie gut es ist, wenn man einen allseitig ausgebildeten, elastischen, widerstandsfähigen Kör­per besitzt. Den Kindern wird klar gemacht, Latz die Lei­besübungen ihren Zweck verfehlen, wenn sie nicht durch tägliche Körper- und Gesundheitspflege unterstützt werden. In den Turnstunden, bei Wanderungen und anderen Ver­anstaltungen werden an praktischen Beispielen Hinweise gegeben auf vernünftige Ernährung, regelmäßige Zahn­pflege, gründliche Körperreinigung, gesunde Kleidung, richtige Atmung und anderes mehr. Vor Unbesonnen­heiten, durch die der Körper Schaden nehmen kann, wird gewarnt, zur Schonung der Sinneswerkzeuge, der Nerven und dergl. ermahnt. Eine große Rolle spielt die Erziehung zu Anstand und guter Sitte. Höflichkeit, Ordnungsliebe, Pünktlichkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Verträglichkeit usw. werden anerzogen. Und dann widmen sich die Turnvereine besonders der Aufgabe, die von man­chem Elternhaus, von mancher Schule nicht genügend be­rücksichtigt wird: der Erziehung zu deutschem Volkstum. Die Kinder sollen lernen, deutsch zu fühlen, deutsch zu den­ken. So wird versucht, sie zu tätigem Eemeinsinn, zu hin­gebender Pflichterfüllung im Dienste der Allgemeinheit zu erziehen. Heimatliebe wird in ihre Herzen gepflanzt. Die deutsche Muttersprache wird gepflegt. Und immer wird versucht, die Kinder für alles Gute und Schöne zu begei­stern. So haben sich die Turnvereine einen weiten Aus­gabenkreis gestellt. Und schon zeigen sich die ersten Früchte dieser Arbeit. Man schaue einmal hinein in den Turn­betrieb der Kinderabteilungen, und man wird fast überall seine Freude haben können an dem frischen, frohen Betrieb und an dem anständigen und gesitteten Verhalten der Kin­der. Und wenn man gar die Kinderabteilungen bei ihren Festen und Feiern aufsucht, da wird man sicher die Ueber- zeugung gewinnen, daß wertvolle Erziehungsarbeit in den Turnvereinen der Deutschen Turnerschaft geleistet wird. Gerade jetzt rüsten viele Kinderabteilungen auf das schönste Fest des Jahres. Fast in jeder Kinderabteilung finden Weihnachtsfeiern statt. Es kann allen Eltern, die der Turnsache noch fernstehen, nur empfohlen werden, einmal hinzugehen und eine solche Feier mitzuerleben. Sie wer­den sicher mit dem Vorsatz nach Hause gehen, ihren Kin­dern diese wertvolle Erziehungsarbeit in Zukunft auch an­gedeihen zu lassen. Und absichtlich machen die meisten Kin­derabteilungen ihre Feiern und Feste der Öffentlichkeit zugänglich, nicht um der Schaustellung willen, sondern um eben den Fernstehenden die Möglichkeit zu geben, sich vom hohen Wert der Arbeit der Turnvereine überzeugen zu können.

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Rudolf Kapff-llrach.

Datz die Winterstürme nicht bloß Eis und Schnee bringen, sondern auch wieder Wärme und bessere Zeiten wußte man seit Urvater-Zeiten. Der Sturm ist Entscheidungskampf, in ihm rin­gen gute und böse Geister, um den Sieg. Man kennt ihre Na­men, man kann ihnen zeigen, datz man ihren Kamps mitkämvft, mit ihnen stürmt. In den drei letzten Donnerstagnächten vor Wintersonnenwende ist Donar besonders kräftig auf der Fahrt. Und wenn Wotan, in den zwölf Nächten nach WiNtersonnwend mit den Sturmunholden durch die Luft fährt, da gibt es für den Menschen nur ein Doppeltes: entweder erunterwirft" sich dem Gott und legt sich vor ihm lautlos auf den Boden oder noch besser er setzt sich aufs Roh, reitet mit und ver­stärkt so des Gottes Sieges- und Segensfahrt. Man heißt es heute Stoffesreiten. Tut man das, so kommt Wotan leibhaftig im struppigen Bart, mit klingenden Schellen behängen und dringt denen, die kindlich an ihn glauben und gehorsam sind, Gutes: die Nutz vor allem, die den Ledenskeim sichtbar an sich trägt, so datz die Beschenkten den Segen des Lebensleibhaf­tig und gegenwärtig" essen können oder das Früchtebrot, das Lebenskeime die Fülle birgt, oder das Festbrot, auf dem er selbst dahersvrengt dargestellt ist, dasSvrengerle", Wo so Got­tes Nähe spürbar ist, da wird die Zukunft hell. Lostage nennt man die zwölf Nächte, die auf Wintersonnwend folgen. Man stellt in diesen Nächten zwölf Schüsselchen mit Salz vor das Fenster; jedes davon zeigt am Morgen, je nachdem das Salz feucht geworden ist oder nicht, ob der betreffende Monat im nächsten Jahr naß oder trocken wird. Und wieder kann der Mensch bewußt mitschaffen, Leben für die Zukunft zu wecken. Wer den anderen mit der grünenden Rute schlägt,pfeffert", teilt ihm damit durch bloße Berührung von dem Leben mit, das m der Rute steckt, dies ist Gottesdienst und wird belohnt; die Psefferer bekommen von des Gottes Gaben. Heute ist der Brauch auf den vierten Tag der Zwölfnächte festgelegt.

So kann der Mensch sich in den Dienst der guten Geister stel­len um die lebensfeindlichen Mächte überwinden zu helfen. Man kennt aber auch Mittel, den Bösen Abbruch zu tun; sie heiben: durchwachen und >o der Macht der Finsternis rrooen, und wenn die bösen Geister kommen wollen, sie mit Lärm ver­scheuchen.Durchsitz" undDurchsvinnächte" heißt darum die erste der Zwölsnächte. Auch ein Wort aus freundlichem Herzen, ein Wunschberuft" die guten Geister, stärkt ihre Macht und tut damit den Bösen Abbruch. Lärmen und Wünschen sind heute auf den Jahreswechsel festgelegt.

Am Ende der Zwölfnächte man heißt den Tag denOber­sten", den Gipfel der Festreit ist man aber schon so erkeckt

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im Dienste des Lichts, daß man den Stern sichtbar im Triumph durch die Straßen trägt. Im Schwarzwald hat man noch heute statt des Abbilds des Sterns von Bethlehem dabei die Fackel in der Hand. Ja, man ißt den Stern aus Mutschelteig leibhaftig in sich hinein als das heilige Brot des Tages und man weiht das Salz in katholischen Gegenden an diesem Tag für das ganze kommende Jahr

Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis", und wir kennen heute eine reinere Lichtquelle als unsere Vorfahren vor zwei- nnd dreitausend Jahren. Aber schon ehe der Stern von Bethle­hem unserer Heimat zu leuchten begonnen, hieß deutsch sein' Kämpfer sein für das Reich des Lichts, Kämpfer für alle guten Geister.

Ein lustiges Kapitel von Aerzten nnd Patienten

Von Gerhard Krause

Der Arzt ist der Gehilfe der Natur" hat einmal Galenus gesagt. Wir kennen dieseGehilfen der Natur" meistens nur von ihrer ernsten Seite. Wir sind froh und danken Gott im Himmel, wenn wir einem Mediziner nicht in die Hände kom­men, weil wir in den meisten Fällen nichts mit ihm zu tun zu haben wünschen. Ein Dr. med. ist zum Ernst verpflichtet: das Objekt ist kaum Gegenstand der Lustigkeit. DerOnkel Doktor" wird auch meist als ein sehr bedachter, weise-würdiger Herr dar­gestellt, mit einer großen, dicken Brille und Besorgnis erregen­der Miene.

Doch nicht alle Aerzte sind sobrav", so bieder, so gesetzt und streng! Im Gegenteil: es ist uns lieber, wenn der Doktor uns leichter, fröhlicher, mutiger, weniger gewichtig, kommt. Es gibt unter ihnen eine Menge fideler Gesellen. Aber auch die mit Recht nicht so gern konsultierten Brummbären haben in ihrer Praxis Fälle von entschiedener Komik und tatsächlicher Heiterkett erlebt, und es gibt so viel Merkwürdiges in der Medizin, datz es sich lohnt, einen kleinen Auszug aus demhumoristischen Lexikon" der Medizin zu geben. Auch seltsame Tatsächlichkeiten findet man in Hülle und Fülle!

Beispielsweise: sind Sie über den ersten anatomischen Versuch (1494 in Paris mit besonderer Erlaubnis Ludwigs XI. von Aerzten und Wunderärzten an einem lebenden, an Eteinschmer- zen leidenden Verbrecher unternommen) im Bilde?

Also: die Operation ging öffentlich auf dem Kirchhofe St. Se­verin vor sich.Nachdem die Aerzte alles gehörig besehen hatten, legten sie die Eingeweide in den Leib des Menschen zurück und vernähten die Wunde wieder", so lautet der Bericht darüber! Der Verbrecher, an dem man die Operation verbrochen hatte, erhielt Straferlaß und eine Summe Schmerzensgeld dazu! Der Berichterstatter Saint-Foix teilt um 1800 noch in den Essais für Paris" mit, daß die Aerzte alles auf eigene Verant­wortung nahmen und bei ungünstigem Verlauf der Operation wie Mörder bestraft werden konnten! Im Anfang des 16. Jahrhunderts galt noch die Zergliederung des menschlichen Körpers als ein Sacrilegium! Karl V. hatte erst die Theologen der Universität Salamanka befragen lassen, ob man mit gutem Gewissen einen leblosen Körper zergliedern dürfe, um seinen Ban zu erforschen. Saint-Foix beschließt seine Abhandlung mit einem Worte, das später zu der Inschrift über dem Eingänge des Anatomischen Institutes zu Toulouse gewählt wurde:Hier ist der Ort, wo der Tod sich freut, dem Leben zu helfen..."

Auf dem Gebiete der Heilkunde sprießen in Amerika die selt­samsten Blüten. Das folgende Zitat aus denNewton News" in Kansas ist sehr bezeichnend dafür:Vom 11. November an", so steht dort schwarz auf weiß,wird Stabsarzt Dr. Glover für dreißig Tage bei jeder Blinddarmoperation einen deutschen Helm gratis spenden. Da die Zahl der Helme beschränkt ist, empfiehlt es sich, frühzeitig zu kommen." So geschehen im Herbst 19231

Eine ganze Azahl Bonmots aus dem Munde berühmter Aerzt» hat in neuerer Zeit der Mediziner Prof. Holländer gesammelt. Morcan Barle Duc, ein zu seiner Zeit anerkannter Chirurg des Krankenhauses in Paris, war zur Behandlung Ludwigs XV. an den Hof gerufen worden. Als er kam, gab der König des Hoffnung Ausdruck, daß der Arzt ihn doch anders, als seine andere Patienten behandeln würde, worauf der berühmte Medi- cus zu seinem größten Bedauern erklärte, daß ihm das nicht möglich sei.Weil ich meine Kranken im Krankenhaus wie. Könige behandle!", sagte er. !

Anno 1803 verstarb in Halle der Arzt Philipp Friedrich Theo­dor Meckel, der sich besonders als Anatom Verdienste erworben hatte. Ein junger stud. med. hielt sich für verpflichtet, der Witwe des von ihm so hochverehrten Arztes einen Beileidsbesuch ab­zustatten, wurde aber nicht von ihr, sondern von der Tochter de« Hauses empfangen! Als sich der Student nun bei der junge» Dame nach ihren Brüdern erkundigte, erhielt er die recht selt­same, im ersten Augenblick durchaus frappierende Antwort: ,,Si« kochen gerade Papa!" Dies, freilich, war tatsächlich der Fall, da der Verstorbene in seinem Testament ausdrücklich bestimmt hatte, daß sein Körper skelettiert und der anatomischen Samm­lung einverleibt werden sollte!

Der Londoner Arzt Howard hatte einmal den Mut, Kaisei Joseph II. die Wahrheit zu sagen. Der Engländer hatte diq Wiener Spitäler und Gefängnisse besichtigt und äußerte nun auß eine Frage seiner Majestät, was er dazu sage, mit ganzer Auf­richtigkeit, er halte sie für die schlimmsten Kerker, die er sei» Lebtag gesehen hätte! Gleichzeitig erbat er von dem Kaiser di« Verbesserung der Lage der Gefangenen, worauf der Kaiser her­vorhob, daß in seinem Lande im Gegensatz zu England, wo man die Verbrecher zu Dutzenden hängen ließe die Verbrecher nur lebenslänglich ins Kittchen kämen und nicht hingerichtet würden.Dies kann ich nicht leugnen", war die Erwiderung Howards,aber ich wollte mich lieber in England aufhängen lassen, als in Eurer Majestät Kerker leben!"

Ein anderer bekannter Arzt in England, ein Chirurg, macht« die Runde in der Klinik gemeinsam mit einem halben Dutzend Studenten. Als er zu dem Bett eines Patienten kam, dessen Fall zweifelhaft war, sagte er zu seinen Begleitern :Nun, meine