Nr. 293^

Aus Stadt und Land.

Altensteig, den 13. Dezember 1928.

Amtliches. Bestätigt wurde die Wahl des Landwirts und Holzhauers Karl Morhardt in Spielberg, Ober­amt Nagold, ferner die Wiederwahl des Schultheißen Ernst Pfeiste in Hochdorf, Oberamt Horb, und des Stadt­schultheißen Otto Eöhner in Calw, zu Ortsvorstehern dieser Gemeinden.

Auf richtige Freimachung achten! (Gebühren für Aus­landsbriefsendungen.) Die Gebühr für Briefe und Post­karten nach Freie Stadt Danzig, Litauen und Memel­gebiet; Luxemburg; Oesterreich ist dieselbe wie im Inland. Nach Tschechoslowakei und Ungarn beträgt die Gebühr für 1 Brief bis 20 Gr. 20 R.Pfg., für Postkarten 10 R.Pfg. Für das übrige Ausland beträgt die Gebühr für Briefe bis 20 Er. 25 R.Pfg., für jede weitere 20 Er. 15 R.Pfg., für Postkarten 15 R.Pfg. Nicht genügend freigemachte Briefsendungen gehen zur Nachfrankierung an den Absen­der zurück.

Wann gelten Sonntagsrückfahrkarten zu Weihnachten? Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, gelten an Weihnachten 1928 Sonntagsrückfahrkarten zur Hinfahrt: am Samstag, 22. Dezember, von mittags 12 Uhr an, am Sonntag, 23. Dezember, Montag, 21. Dezemebr, am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember und am zweiten Weih­nachtsfeiertag, 26. Dezember. Zur Rückfahrt gelten sie: am Sonntag, 23. Dezember, Montag, 21. Dezember, bis 9 Uhr vormittags, Dienstag, 25. Dezember, Mittwoch, 26. Dezem­ber, und Donnerstag, 27. Dezember, bis 9 Uhr vormittags. Die Rückfahrt muß auf dem Zielbahnhof der Sonntagsrück­fahrkarte am Montag, 21. Dezember, und am Donnerstag. 27. Dezember, spätestens um 9 Uhr, von Unterwegsbahn­höfen spätestens mit dem Zug angetreten oder fortgesetzt werden, der den Zielbahnhof um 9 Uhr verläßt. Die Rück­fahrt ist nach 9 Uhr ohne Unterbrechung, bei Zugwechsel mit dem nächsten anschließenden Eil- oder Personenzug zurückzulegen.

Die Versorgung der Kriegsopfer

Das Versorgungsrecht ist dasjenige Arbeitsgebiet, das unbestritten im Vordergründe der sozialen Fürsorge steht. Trotzdem muß man immer wieder die Beobachtung machen, daß gerade in den Kreisen, für die das Reichsversorgungs­gesetz geschaffen wurde, bezüglich dieser Gesetzesbestimmun­gen bedauerlicherweise große Unkenntnis herrscht. Die Voraussetzungen, unter welchen Kriegsbeschädigte, Kriegs­hinterbliebene (Witwen, Waisen und Kriegereltern) Ver­sorgung erhalten können, sind so mannigfacher Art, daß nur eingehendste Kenntnis der in Betracht kommenden Gesetze die Kriegsopfer vor Schaden und nicht wieder gut zu machende Nachteile zu bewahren vermag. Ganz beson­ders gilt dies für die Fristbestimmungen der KZ 52, 53 und 51 des Reichsversorgungsgesetzes. Dazu kommt noch, daß wohl kein Gesetz in der verhältnismäßig kurzen Zeit seines Bestehens (1920) einer so häufigen Aenderung unterwor­fen war, wie gerade das Reichsversorgungsgesetz, dem am 22. 12. 1927 das 5. Ergänzungs-Gesetz angefügt wurde. Wenn die dadurch geschaffenen Verbesserungen die Kriegs­opfer auch noch nicht voll befriedigen können, so ist doch er­wähnenswert, daß einige wichtige Erleichterungen es er­möglichen, den Kreis der Versorgungsberechtigtcn etwas zu erweitern und in gewissen Fällen, in denen früher Ab­lehnung der Ansprüche ausgesprochen wurde, Neuantrüge zu stellen. Besonders trifft dies zn für Kriegereltern, Witwen und Waisen. Aber auch fürabgefundene Kriegs-

crsorgungsberechtigt

lich ftt, im Rahmen eines Zeitungsaussatzes alle Gesetzes­neueningen eingehend zu erläutern, hält es der Bezirks-

Kriegerverband Nagold für seine Pflicht, einen aufklären­den Vortrag über die neuesten Gesetzesbestimmungen hal­ten zu lassen, zu dem alle Kriegsopfer (Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und Kriegereltern) herzlich eingeladen sind. Der Vortrag findet statt am 16. Dezember, nachm. 1 Uhr in Altensteig im Easthos zumGrünen Baum". Als Redner ist der Bundesfürsorgeanwalt Kamerad Putzner, Leiter des Württ. Kriegerbundes, Stuttgart, gewonnen worden, dem reiches Wissen und Erfahrung im Versorgungswesen zur Seite steht. Nach dem Vortrag wird eine Sprechstunde abgehalten, in welcher Einzelaus­künfte vom Redner bereitwilligst gegeben werden. In sol­chen Fällen sind jedoch alle Unterlagen aus früheren Ver­fahren mitzubringen. Den Kriegsopfern wird der Besuch der Versammlung dringend empfohlen.

Ebhausen, 11. Dez. (Gemeinderatswahl.) Am letzten Sonn­tag fand hier Gemeinderatswahl statt. Die Wahl nahm einen sehr ruhigen Verlauf. Von 821 Wahlberechtigten haben 520 abgestimmt. Gültige Stimmen waren es 3010. Ungültig 101, was hauptsächlich davon herrührte, daß in einem Wählumschlag mehrere ungleichlautende Stimmzettel enthalten waren. Ge­wählt wurden die seitherigen Mitglieder des Gemeinderats: Chr. Krauß, Wagnermeister, Peter Enßlen, Möbelsabrikant, Gottlieb Schüttle, Weber, Jakob Kleiner, Hirschwirt und Hein­rich Bäuerle, Schlosser. Neu tritt hinzu: Wilhelm Dengler 1, Mechanikermeister. Nicht wieder gewählt wurde Johannes Schüttle, Kaufmann. Es fehlten ihm nur 19 Stimmen. Sein Ausscheiden wird allgemein und aufrichtig bedauert.

Aus dem Calwer Bezirk, 12. Dez. (Zur Gründung einer Vezirks-Milchverwertungsgenossenschaft.) Veranlaßt durch die schwierigen Absatzmöglichkeiten der Frischmilch, hauptsächlich während der Sommermonate, tauchte schon seit längerer Zeit in den Gemeinden des Calwer Bezirks, die keine Molkerei be­sitzen und die lediglich auf den Händler angewiesen sind, die Frage der Gründung einer Bezirks-Milchverwertungsgenossen­schaft für den Bezirk Calw auf. Nachdem dieser Gedanke zu­erst in einer Versammlung des Darlehendkassenvereins Altheng- stett besprochen war, wurde am 28. Okt'ober ds. Js. in Stamm­heim eine von ca. 350 Landwirten besuchte Versammlung nb- gehalten, über die an dieser Stelle seinerzeit des näheren be­richtet worden ist. Seither wurde in den Bezirksgemeinden da und dort die Sache weiter verfolgt, und so war auch in Mött- lingen auf letzten Samstag eine Versammlung in den Saal des Gasthauses zurKrone" einberufen, die von etwa 50 Landwir­ten besucht war. Nach Einleitungsworten des Ortsnorstchers Graze referierte der Bezirksvorsitzende der Landw. Genossen­schaften, Schultheiß Braun-Althengstett über den Stand der Be­wegung, immer wieder anführend, daß unbedingt eigene Mittel in Form von genügend hohen Geschäftsanteilen aufgebracht werden müssen, um das Unternehmen leistungsfähig und ren­tabel zu gestalten. Er führte an, daß nach Aussprache der Sach­verständigen unbedingt an einem Zusammenschluß aller in Be­tracht kommenden Bezirksgemcinden festgehalten werden und die Errichtung der Molkerei in Calw als dem Zentrum des Bezirks erfolgen solle, während wir auf der Gäuseite eher für die Erstellung derselben in Althengstctt wären. Er forderte insbesondere auf zu festem Zusammenhalt, denn wenn sich der Bauer nicht selbst helfe, werde ihm nicht geholfen. In der an­schließenden Aussprache ergaben sich verschiedene Ansichten, die teils in der Platzfrage, teils in der Bemessung des Geschäfts­anteils u.^n. auseinandergingen, doch konnte nach dem Schluß­wort des Möttlingcr,Ortsvorstehers festgestellt werden, daß im Prinzip alle Anwesenden darin übercinstimmten, daß die Grün­dung einer Molkereigenossenschaft in Angriff zu nehmen sei. Alle weiteren Vorbereitungen werden den in Stammheim szt. ge­wählten Vertrauensleuten überlassen bis zur endgültigen Eründungsversammlung.

Calw, 12. Dez. (Vom Jugendamt.) Am letzten Dienstag trat nach langer Zeit wieder das Gesamtkollegium des Jugend­amtes zusammen, und zwar zum erstenmal in der Zusammen­setzung, welche durch die Vorschriften des württ. Landesjugend- wohlfahrtsgcsetzes vom 23. November 1927 und durch die Be­schlüsse der Ämtsversammlung vom 7. Juli 1928 sich ergab. Der Vorsitzende, Landrat Rippmann, begrüßte die Erschienenen und gab einen kurzen lleberblick über die durch das Landesjugend- , wohlfahrtsgesctz und die dazu ergangene Vollzugsverordnung geschaffene Lage. Danach wurde den Mitgliedern die Satzung und der Haushaltsplan des Jugendamtes bekanntgegeben, wie diese durch die Beschlüsse der Ämtsversammlung fcstgelegt sind.

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(30. Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.) ' sie an seiner Seite durch den Park ging!

Sie schrie beinahe auf. Gsrcdorff war eine der ersten Banken. Die Vallins unterhielten regen Verkehr mir der Familie. Alice preßte die Hände ihres Mannes gegen ihre Brust.Zieht er viele mir sich ins 1lnau:4?"

Unendlich viele. Es wird eine Menge von Selbst­morden geben in Wien und auswärts. Auch auch. Ich kann dir den Reinen heute noch nicht sagen, Alice nein, nein, ich kann nicht. Es wird womöglich sein ganzes Hab und Gut unter den Hammer kommen . . . Und wird doch alles umsonst sein. Wenn ihm nicht- einer unter die Arme greift, wird er zum Bettler!"

Sie frug nickt. Er hatte scheinbar in der Erregung schon mebr gesagt, als er sagen wollte, denn er schob sie von sich und bat, sie möchte ihn ein bißchen allein lassen jetzt. Bei Tisch bin ich dann wieder bei dir, kleine Frau!" Er drückte seine Lippen auf ihre Hand.

.Darf ich Elemer zu uns bitten für die paar Tage, die er noch in Wien ist?" h. .

Er nickte.Za, tu's. Dann hast du auch Gesellschaft und ein bißchen Ablenkung. Zch werde viel im Geschäfte fein müssen."

Sie lüßte ihn und dann noch einmal und wieder. Er fcch ihr nach, wie sie über die Stufen der Terrasse nach dem Park ging.Armer, kleiner Hascher!" Sie war doch rechr erschrocken. Was das verwöhnte Kind des Petroleum­königs Anderson etwa mit einem Mann tun würde, der Bankrott machte. Sie liebte ihn. Er wußte es. Und doch! Man saß wohl gerne mit einem Fürsten in der Kutsche, wurde dieser aber zum Bettler, dann sträubte man sich, mir ihm an ein und derselben Karre zu ziehen. So war es schon immer gewesen.

Elemer kam am Nachmittag und versprach, für die letz­ten zwei Tage Wohnung in der Cottage zu nehmen. Haller war dann ohnedies schon in Hamburg. Der Stefan saß feit vorgestern bei feiner Schwester im Spital und konnte

Es kam dabei mehrfach der Wunsch zum Ausdruck, daß dem Jugendamt künftig reichere Mittel zur Verfügung gestellt wer­den möchten, damit es entsprechend dem Wortlaut'und Sinn der gesetzlichen Bestimmugen eine umfassendere Tätigkeit zum Wohl der Jugend des Bezirks entfalten könne. Man schritt hierauf zu eingehender Beratung und Beschlußfassung über die Dienst­anweisung für den Vorsitzenden und die Beamten des Jugend­amts. Einen breiten Räum nahmen sodann die Mitteilungen in Anspruch, welche Jugendrat Stiefel in Verbindung mit einer Führung durch die Räume des Jugendamtes über die Tätig­keit desselben im vergangenen Geschäftsjahr machte. Nach seinem Bericht steht nach wie vor im Vordergrund der Arbeit die Füh­rung der Amtsvormundschaften, die reichliche Mittel zum Unter­halt der Kinder beibringt und dadurch die Ausgaben in der Minderjährigenfürsorge verringert und die zugleich in manchen Fällen die beste Handhabe für allerlei Maßnahmen bietet, die im wohlverstandenen Interesse der Kinder durchgeführt werden müsse. Mehr als 600 Kinder, darunter 593 uneheliche, standen im April 1928 unter der Amtsvormundschaft des Jugendamtes. Etwa 100 Kinder sind im vergangenen Jahr neu unter die Amtsvormundschaft des Jugendamts Calw gekommen, rund /0 aus ihr ausgeschieden, darunter 10 infolge Legitimation durch nachfolgende Ehe der Eltern. So hatte sich das Amt im vergangenen Jahr allein mit mehr als 700 Mündeln zu be­schäftigen, eine Kinderschar, in deren Reihen noch alle die Kin­der fehlen, mit welchen sich das Jugendamt aus anderen Grün­den befassen mutzte. Dazu kommt Mütterberatung, Säuglings­pflegekurse, Entsendung von Kindern ins Solbad, die Fürsorge für hilfsbedürftige Minderjährige, Mitwirkung bei der Tuber­kulosefürsorge usw. Für die ganze, oben geschilderte Arbeit und für alles, was in täglicher Mühe auf dem Jugendamt und durch dasselbe geschieht, sind nur 1 Personen angestellt: der Geschäfts­führer, die Bezirksfürsorgerin und zwei Schreibgehilfinnen. Sie durften gelegentlich die Mitarbeit verschiedener freiwilliger Kräfte erfahren, denen auch hier für ihre Hilfe herzlich gedankt sei. Neue Arbeiten stehen bevor, darunter insbesondere die völlige Anpassung des hiesigen Jugendamtes an die Vorschrif­ten der Vollzugsverordnung zum württ. Landesjugendwohl­fahrtsgesetz. Möge seine vielseitige Tätigkeit zum Nutzen der Jugend auch fernerhin vom Vertrauen der Vezirksangehörigen getragen und durch Verwilligung der zur sachgemäßen Erledi­gung der Arbeit unentbehrlichen Geldmittel immer mehr an­erkannt werden!

Wildbad, 11. Dez. Das Ergebnis der Eemeinderats- wahl hat hier so ziemlich befriedigt. Von den vier Wahl­vorschlägen drangen drei durch. Es erhielten: der vereinigte bürgerliche Mahlvorschlag 3 Sitze (Apotheker Stephan, Landwirt Ruetz, Oberkassenvorstehe: Weber); die Partei­losen 3 Sitze (Hotelier Fritzsche zurPost", Kaufmann Fr. Kloß, Sägewerksbesitzer Karl Schanz, Sprollenmühle); die Gewerkschaften 2 Sitze (Chr. Bott und Fritz Waidelich). Von 2812 Wahlberechtigten haben 1905 abgestimmt. Es scheiden als nicht mehr gewählt aus: zwei Handwerks­meister. Der vierte Wahlvorschlag (Parzellen) ging leer aus.

StuftgaA, 12. Dez. (Aus Sorgen i n d e n Tod.) Au Diensrag früh wurde in einem Hause der Büchsenstraß, eine ältere Frau infolge Gasvc Pistung tot aufgefunden. Sie hatte Len Eashahnen geöffnet, sich auf den Küchenstuhl gesetzt, von dem sie nach Eutriti der Vergiftung herabgesun­ken war. Der Sauerstoffapparat wurde -vergeblich an­gewandt. Ihr Mann, der Inhaber eines Geschäftes für Emaillewären und Küchenartikel in der "Friedrichstraße, wurde vergebens in der Wohnung gesucht. Er ist seit Mon- tag verschwunden. Geschäftliche Sorgen sollen das Paar be- drückt haben. Vor kaum drei Wochen hat die Tochter der Eheleute, die still und bescheiden lebten, nach Perlin qe- heiratet. -

2odltcyer llnsall. Ein schwerer Verkehrsunfall mit todlnoem Ausgang ereignete sich am 11. Dezember mittags >m Schwabtunnel, wo ein sechsjähriger Knabe von einem Personenkraftwagen angefahren wurde. Vis zur Einliefe­rung des Kindes in das Marienhospital Ivar der Tod be­reits eingetreten. Untersuchung der Echuldn-ooe ist islsite. , '

und wollte nickt weg von ihr, da sie am Sterben lag. So war er ganz sein freier Herr.

Das war am Wontag gewesen. Am, FreitagX-gegen Abend siedelte cc daun zu Bcülins über. Der Freitag war zur Abreise festgesetzt.

Soll ich dir noch Gäste laden?" frug Alice Ballin, als

Um Eotteswilleu Tante, verschone mich damit!", sagte er entsetzt.Du glaubst nicht, wie ich übersättigt bin. Ich habe beinahe Angst, wenn ich jemand begegne, daß er mich einlädt. Es rrckr zuviel, was ich in diesem Sommer an Diners und Soupers und Nachmittagsgesellschnften mit­gemacht hake. Ich habe einen ganzer! Ekel davor."

Aber sonst, ich meine, wenn du irgend jemand Lie­ben hast, den du noch gerne um dich haben möchtest." Sie beobachtete ihn forschend.

Nein". Aber die Hast und Härte, mit der er dieses Nein gesprochen hatte, verrieten ihr, daß es doch nicht so ganz stimmen mochte, was er sagte.

Hast du in der Herrcnstraße bereits Abschied genom­men?" sondierte sie nach echter Frauenart.

»Ja!"

Ist Warren nett zu dir gewesen?"

Ich habe niemand angetroffen", gab er Auskunft.Der Graf ist verreist und die Komtesse war zu einem Tee geladen."

Er sah von ihr weg in den Park und nagte an seiner Unterlippe.

Also da saß der Haken. Alice Vallin hatte das sofort heraus. Der dumme Junge. Das ließe sich ja ganz ohne weiteres arrangieren, daß die beiden noch zufammcntrafen.

Gleich am anderen Morgen llberbrachte der Chauffeur ein Kärtchen in die Herrenstraße, ob Alice Ballin sich freuen dürfe, die Komtesse Lei einem Glas-Tee so gegen fünf Uhr bei sich zu sehen. Antwort hatte sie erbeten.

Eva Maria sagte zu. Sie drückte beide Hände gegen das Gesicht und weinte. Vielleicht, wenn sie Glück hatte, sah sie ihn dort. Zuerst würde sie ihn bitten, daß er ihr das unselige Wort verzieh, und dann wollte sie ihm auch erklären, wie sie in Eellerns Haus kam. Haller hatte er es ja nicht geglaubt. Sie zitterte dem Abend entgegen, kaum, daß sie Ruhe fand, ihrem Vater ein paar Zeilen zu

schreiben, der nach der Tanja gereist war. Sie war nicht mitgekommen diesmal, da sie um keinen Preis Wien ver­lassen wollte, das Wien, in dem der Mann ihrer Liebe feine Tage verbrachte, ohne sich um sie zu kümmern.

Als sie durch den Park kam, hörte sie sein Lachen. Sie verhielt den Schritt und lehnte sich gegen eine der Rot­buchen, die den Weg säumten. Es wäre ihr unmöglich gewesen, ihm im nächsten Augenblick gegenübcrzutreten. Seit Wochen hatte sie sich nach dieser Minute gesehnt und nun empfand sie Furcht vgr ihm. Furcht vor dem Men­schen, der ihr das Liebste auf Erden war, den sie in ihren Kindertagen so unzählige Male umarmt und geküßt hatte und der einst um sie weinte, als sie ging. Elemer!" stam­melte sie.

Zu ihren Füßen rauschte das Laub, das die ersten Herbststürme von den Bäumen gerüttelt hatten. Ganz in blutfarbenes Rot war es getaucht. Dazwischen leuchtete es ab und zu goldfarben auf, der wilde Wein, der die Terrasse der Villa umklammerte, brannte in allen Tönen. Und darüber ein mattblauer, wolkenloser Spätsommer- Himmel, der all das Sterben auf Erden mit seiner letzten, wärmenden Sonne verklärte.Sterben!" Eva Maria faltete die Hände ineinander. Wenn alles, alles zu-Ende war, wenn er kein Erbarmen hatte mit ihrer Not, wenn er vergössen konnte, was sie ihm noch vor ein paar WvMN gewesen war, dann war es besser....

Komtesse stellen wohl Allerseelenbetrachtungen an?" sagte Eellerns Stimme hinter ihr. Er war auf dem.gleichen Wege wie sie durch den Park gekommen, aber sie hatte seinen Schritt überhört.

Sie fühlte die jähe Röte, die ihre Wangen glühen machte. Seit jenem Abend, als sie bei ihm läutete, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Er hob ihre Hände empor und küßte sie. Sie schloß die Augen und wußte nicht weshalb. Sein Blick hatte sie erschreckt. Ganz unverhohlene Zunei­gung lag in demselben ausgesprochen. Er deutete alles zu seinen Gunsten. Ihr Erröten, das Hilfesuchende in ihren Augen. Alles in seinem Inneren jauchzte aus. Nun würde er nicht mehr lange allein sein und die arme, stille Dulderin in feinem Hause würde in Bälde eine Tochter an ihrem Herzen halten, die Tochter, nach der sie sich so sehr sehnte.

(Fortsetzung folgt.)

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