lektdichtungen, die reichen Beifall fanden. Bis in die frühen Morgenstunden tagte die sangesfrohe Runde.
x. Möttlingen, 2. März. Vergangenen Samstag hielt der hiesige neugegründete Darlehenskassenverein seine erste Generalversammlung auf dem Rathause ab. Im Verlauf derselben meldeten sich noch weitere Mitglieder an, so daß sich die Mitgliederzahl jetzt auf 45 gesteigert hat — gewiß ein schöner, vielversprechender Anfang! Als Vorsitzender des Vorstandes wurde Ee- meinderat Ko pp, als solcher des Aufsichtsrates Ee- meindcpfleger Stanzer und als Rechner Ernst Lauxmann gewählt. Möge der junge Verein wachsen, blühen und gedeihen zum Wohle der hiesigen Bürgerschaft! — Herrn Hauptlehrer Schurr von Simmoz- heim, welcher sich in anerkennenswerter Weise um die Sache verdient gemacht hat, sei auch an dieser Stelle Dank gesagt!
ii. Breitenberg, 27. Febr. Gestern hielt der Militärverein im „Hirsch" eine wohlgelungene Versammlung zu Ehren des Eeburtsfestes Sr. M. des Königs. Der Vorstand, Herr Schuhmacher Kübler, schloß seine Festrede mit einem kräftig aufgenommenen Königshoch. Herr Pfarrer Eutbrod hielt einen Vortrag über Napoleons Aufstieg und seine Beziehungen zu Württemberg nach zum Teil ungedruckten Quellen. Herr Hauptlehrer Kurz sprach über Preußens Erhebung in den Jahren 1807 bis 1813. Der Gesang vaterländischer Lieder schloß die Feier.
Herrenberg. 1. März. Am letzen Markttag wurde einem Schuhmacher vom Lande ein Ballen Leder vom Wagen vor einer Wirtschaft gestohlen. Der Dieb soll ein aus dem Landesgefängnis in Rottenburg entsprungener Gefangener sein, der aber in Degerloch, wo er das Leder verkaufen wollte, verhaftet werden konnte.
Baicrsbronn. 1. März. Von heute ab ist der Rinkenturm der allgemeinen Benützung freigegeben. Am nächsten Samstag soll er durch den Vorstand des Vi- zirksvereins Freudenstadt, Rechtsanwalt Dr. Dürr, für den Württ. Schwarzwaldoerein übernommen 'werden.
Württemberg.
Wiirttembergischer Landtag.
Stuttgart, 28. Februar.
Die Zweite Kammer setzte heute die gestern abgebrochene Beratung über den Gesetzentwurf betreffend öffentliche Lichtspilvorstellungen, bei Art. 2 fort, der die Gründe für ein Verbot der Zulassung eines Films bezeichnet. Die Debatte gestaltete sich recht lebhaft und es fehlte nicht an scharfen Worten. Eisele (Vp.) verwahrte sich gegen den Vorwurf des Abg. Roth (Kons.), daß die Volkspartei das religiöse Empfinden nicht achte. Heymann (Soz.) sprach von der Prüderie des Muckertums. Ihm gegenüber vertrat der Minister des Innern v. Fleischhauer den Standpunkt, daß die Filmzensur nicht zu entbehren sei. Hey mann (Soz.) beantragte dann, im Antrag des Ausschusses die Worte: „den Sinn für Recht und öffentliche Ordnung verwirrende oder abstumpfende Einwirkung" zu streichen. Bei der Abstimmung wurde der Hauptantrag Heymann mit 63 gegen 16, der Antrag Eisele, der die Verletzung des religiösen Empfindens nicht als Grund für ein Filmverbot anerkennen will, mit 47 gegen 32 und der Antrag Heymann zum Ausschußantrag mit 50 gegen 31 Stimmen abgelehnt und hierauf der Ausschußantrag mit 64 gegen 17
Stimmen angenommen. Darnach ist die Zulassung eines Bildstreifens zu versagen, wenn seine öffentliche Vorführung vermöge der dargestellten Vorgänge oder der Art, wie sie dargestellt werden, geeignet wäre, die Gesundheit oder Sittlichkeit der Zuschauer zu gefährden oder das religiöse Empfinden der Zuschauer zu verletzen oder eine verrohende oder die Phantasie verderbende oder überreizende, oder den Sinn für Recht und öffentliche Ordnung verwirrende oder abstumpfende Einwirkung aus sie auszuüben, ferner wenn seine Vorführung eine besonders nachteilige Einwirkung auf die Augen der Zuschauer auszuüben geeignet wäre. Eine längere Debatte knüpfte sich an den Abs. 3 des Art. 2, nach dem die Zulassung eines Bildstreifens für Jugendvorstellungen zu versagen ist, wenn er zur Vorführung vor Personen unter 17 Jahren nicht geeignet erscheint. Die Abstimmung wurde auf Dienstag verschoben. Schluß 1 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag nachmittags 3 Uhr.
Fleischerinnung und Lebendgewichthandel.
Die Stellungnahme der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Einführung des Lebendgewichthandels auf dem Stuttgarter Schlacht- und Viehhof gab der Stuttgarter Fleischerinnung Veranlassung, in einer außerordentlichen Innungs-Versammlung mit dieser Frage sich zu befassen. Es wurde dabei zum Ausdruck gebracht, daß die Zentralstelle für die Landwirtschaft bei dieser neuen Handelsform am Stuttgarter Schlacht- und Viehhof weniger das Interesse der Metzger als das der Landwirtschaft im Auge habe. Der Handel nach Schlachtgewicht sei deshalb der reellste, weil der Verkäufer tatsächlich den vollen Preis für das bekomme, was er verkauft habe, und der Käufer das erhalte, was er bezahlt habe. Anders aber beim Lebendgewichtshandel, bei dem durch den Verkauf überfütterter oder übertränkter Tiere dem Betrug Tür und Tor geöffnet sei. Zu bestreiten sei auch, daß der Lebendgewichthandel eine besondere 1(ebersichtlichkeit für die Landwirtschaft biete. Der einzige triftige Grund, der für den Lebendgewichthandel sprechen würde, wäre die Ausschaltung des Zwischenhandels. Deshalb seien auch die Viehhändler entschieden gegen eine Aenderung. Die württem- bergischen Landwirte seien übrigens gar nicht in der Lage, den Stuttgarter Markt mit derjenigen Ware zu versorgen, die gebraucht werde. Sollte je der Lebendgewichthandel eingeführt werden, dann hätte die Regierung dafür zu sorgen, daß er möglichst reell vor sich gehe, damit nur gesunde Ware und keine kranke geliefert wird. Eine Hebung des Stuttgarter Marktes durch den Lebendgewichthandel werde nicht erreicht werden, denn die Fleischerinnung werde dann dazu übergehen, ihre Schlachtschweine direkt von auswärts zu beziehen.
Die Massenerkrankungen.
Ludwigsburg, 28. Febr. Laut Mitteilung vom Sanitätsamt des 13. Armeekorps sind die 31 Mann des Trainbataillons Nr. 13, die am 15. Februar erkrankten, von Parathyphus in mittelfchwerer Stärke befallen worden. Die Ursache lag in dem Genuß von Leberwurst, die tags zuvor in der Menage verabreicht worden war. Sämtliche Erkrankte befinden sich auf dem Wege der Besserung.
Gegen die Milchpantscher.
Das Oberamt Marbach hat den Eemeinderäten derjenigen Gemeinden, aus denen täglich eine größere Menge Milch ausgeführt wird, angesonnen, eine Anzahl
^ Milchproben jährlich auf Kosten der Gemeinde hinsicht- ! lich ihrer Beschaffenheit chemisch untersuchen zu lassen. ! Dieses Ansinnen wurde in allen betreffenden Gemeinden abgelehnt. Nunmehr hat das Oberamt öffentlich an die Beteiligten im Interesse der Volksgesundheit die dringende Warnung ergehen lassen, Milch durch Wasserzusatz zu fälschen.
Hcilbronn, 28. Febr. Der Stadtpfleger Burger, der im vergangenen Herbst nach Griechenland floh, ist nunmehr auf dem Wege der Auslieferung an die hiesigen Behörden in Brindisi eingetroffen.
Biberach, 28. Febr. Metzgermeister Rudolf Lenze hier hat dieser Tage vom Adlerwirt Franz Hermann in Fischbach um 4 Zentner Schwartenmagen und 25 Paar Rauchwiirste ein Pferd gekauft.
Amtzell OA. Wangen, 28. Febr. Am Freitag hatten wir hier ein kleines Manöver. Abteilungen der Garnisonen von Weingarten und Lindau machten Felddienstübungen und lieferten mehrere Gefechte, was zahlreiche Zuschauer anlockte. Nachdem die Bayern und Württemberger sich fest aufs Korn genommen hatten, schieden sie friedlich und freundschaftlich von einander und marschierten nach kurzer Kritik in ihre Earnisons- orte zurück.
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Ein liberaler Sieg in Baden.
Offenburg, 28. Febr. In der Nachwahl der Zweiten Kammer des Wahlkreises Offenburg- Stadt wurde der Fortschrittler Rechtsanwalt Muser mit 82 Stimmen Mehrheit gewählt. Er erhielt 1423 Stimmen, der Kandidat des Zentrums, Hauser, 1341 Stimmen.
Das neue Militärluftschiff.
Mannheim, 1. März. Das Militärluftschiff Schütte- Lanz 2 ist heute morgen 10.15 Uhr zur zweiten Probefahrt aufgestiegen. An Bord waren 25 Personen, darunter die militärische Abnahmekommission. Nach IX- stündiger Fahrt über der Umgebung von Mannheim ist das Luftschiff 11.55 Uhr wieder glatt vor der Halle gelandet
Die Hauptversammlung des Gustav Adolf-Vereins die dieses Jahr in Freiburg i. Br. tagen soll, ist auf die Tage vom 5. bis 8. Oktober verschoben worden.
Zwei Fraueu ermordet.
Zwei Frauen aus Nowawes bei Potsdam wurden im Walde mit Kratzwunden im Gesicht und mit durchschnittener Kehle in der Nähe des Teufelsees greulich verletzt tot ausgesunden. Von den Mördern fehlt jede Spur. — Weiter wird gemeldet, daß die beiden Frauen vermutlich mit einem Knüppel erschlagen worden sind. Bei Frau Schwark, die augenscheinlich hinterrücks getroffen wurde, mutz der Tod sofort eingetreten sein. Dagegen hat zwischen Frau Witte und dem Täter anscheinend ein kurzer Kampf stattgefunden, denn ein mit Holz gefüllter Tragkorb lag umgestürzt am Boden. In der Nähe der Mordstelle wurde eine Touristenmütze gefunden. Ein Polizeihund ist auf die Spur gesetzt worden, doch sind die Streifen einstweilen ergebnislos.
Eisenbahnunglück.
Magdeburg, 28. Febr. Der Eilzug 38 Berlin- Magdeburg ist bei dem Vorbahnhof Neustadt heute morgen kurz nach 9 Uhr in eine Kolonne Streckenarbeiter hineingefahren. Fünf Arbeiter wurden getötet.
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Von OberreallehrerDr. Brösamlen-Calw
Ende des vorigen Monats ging durch die Zeitungen die Nachricht von zwei vulkanischen Ausbrüchen ungewöhnlich heftiger Art. Beide spielten sich am Westrande des Stillen Ozeans ab. Der eine im Gebiete der neuen Hebriden ließ ganze Inseln ins Meer versinken, während sich an anderer Stelle neue Eilande erhoben; der zweite überschüttete die blühende japanische Stadt Kagoschima mit glühend heißer Asche und bereitete in wenigen Minuten Tausenden von Einwohnern einen qualvollen Untergang. Dabei galt der Sakuraschima als erloschen; seit 1780 hatte er keine Spur von Tätigkeit mehr gezeigt.
Solche Katastrophen lenken die allgemeine Aufmerksamkeit immer wieder auf die Reihe von geologischen Erscheinungen, die wir unter dem Namen Vulkanismus zusammenzufassen pflegen. Dennoch gehört die wissenschaftliche Erforschung der Vulkanausbrüche erst der neueren Zeit an. Den Alten war die Wirkung auch dieser Naturkraft ein Ausdruck der Persönlichkeit von Göttern: Hephästos oder Vulkanus, der hinkende Gott der Schmiede, hatte seine Esse bald im Aetna, bald in dem Krater eines Feuerberges der Liparischen Inseln aufgeschlagen. Die Griechen verlegten den Eingang zum Reiche des Hades, des Beherrschers der Unterwelt, an den Kraterrand des Averner Sees bei Neapel, und wo fände die sinnige Sage vom Raub der Persephone, die jeden Frühling segenspendend ans Licht zurückkehren darf, einen schöneren Hintergrund als gerade im sonni-
*) Wir beginnen heute mit dem Abdruck des Vortrags, den Herr Oberreallehrer Dr Brösamlen am 20. Febr. im George- näum hielt und den er uns auf unsere Bitte freundlich zur Verfügung gestellt hat D. R.
gen Kampanien, auf dessen vulkanischem Boden blühender und üppiger als sonstwo die Pflanzenwelt sich entfaltet. Kraftvoller, an gewaltige isländische Lavaausbrüche anknüpfend, ist die nordgermanische Sage von der Götterdämmerung: Erst erschüttert die Midgardschlange — das von rollendem Donner begleitete Erdbeben — die Erdfeste; dann erschlägt Thor den Midgardwurm — der Donner des Bebens verstummt. Doch am Ende brechen die höllischen Heerscharen Lokis, des Feuergottes — Massengüsse feuriger Lavafluten — aus dem Erdinnern hervor und verzehren Walhall und die Götter.
Die Forscher des Mittelalters und der ersten Jahrhunderte der Neuzeit wollten die vulkanische Tätigkeit auf örtliche Erdbrände, etwa von Steinkohlenflözen ausgehend, zurückführen. Dies war auch noch die Meinung Werners, des Begründers der wissenschaftlichen Geologie, der allein das Wasser für die Gestaltung des Antlitzes unserer Erde verantwortlich machte. Neptunisten hießen darum die Anhänger seiner Schule. Demgegenüber verfochten die Plutonisten, voran Leopold v. Vuch und Alexander v. Humboldt, die Ansicht, die bei Vulkanausbrüchen geförderte Lava (das Magma) entstamme dem glühendflüssigen Erdinnern. Scheffel ironisiert in einer seiner geologischen Balladen den erbitterten Kampf der Gelehrten; der Plutonist spricht: „In unterirdscher Kammer sprach grollend der alte Granit: da oben den wässrigen Jammer, den mache ich länger nicht mit."
In jeder der beiden Lehrmeinungen steckt ein Körnchen Wahrheit: Wohl bricht das Magma aus den glühenden Tiefen der Erde, doch auch das Wasser, zumal in Dampfform, spielt eine wichtige Rolle.
Unsere Kenntnisse wurden bereichert vor allem durch Beobachtungen am Vesuv, dem einzigen
dauernd tätigen Vulkan des europäischen Festlandes. Der regelmäßige steile Kegel ist von einem sichelförmigen Vergzuge, dem Monte Somma, umgeben, der sich nach außen in sanfter Böschung, nach innen in schroffen Wänden abdacht. Kegelberg und Ringwall sind durch ein wildes, schwer zugängliches Tal, das Atrio del cavallo, getrennt.
Steigen wir aus der reich bebauten Küstenebene auf, so führt uns der Weg durch Weinberge, bis er sich in einer schwarzgrauen Steinwüste verliert; es ist ein erstarrter Lava ström, die Oberfläche in Schollen geborsten oder mit zahllosen Wülsten, Rippen, Zacken bedeckt. An anderen Stellen zeigen sich uns geneigte Schichten eines gelbbraunen Pulvers, untermischt mit Steinen und Blöcken jeder Größe. Es sind vom Vulkan ausgeschleuderte Aschenmassen, die manchmal durch Wasser zu vulkanischem Tuff verkittet sind. Auf einer schwach geneigten Ebene erreichen wir den Fuß des eigentlichen Kegelberges. Jetzt wird der Marsch immer beschwerlicher, denn an dem Steilhang rieselt die lockere Asche unter unseren Füßen beständig abwärts. Schließlich sind wir am Gipfel und mit Staunen blicken wir in einen riesigen Kessel mit fast senkrecht abstürzenden Wänden und etwa 600 Meter Durchmesser, den Krater. Nicht minder eindrucksvoll ist die Rundsicht vom Gipfel: seewärts strecken sich dunkle Lavaströme wie die Finger einer Riesenhand in die blühende Landschaft. Im Norden ragt hinter der Lavawüste des Atriums die schroffe, deutlich aus Bänken von Lava und Asche aufgebaute Mauer der Somma empor. — Kegelberg und Ringwall sind also aus nach außen abfallenden Aschen- und (untergeordneten) Lavaschichten aufgebaut; der Vesuv ist der Typus eines zusammengesetzten Schichtvulkanes.
(Fortsetzung folgt.)