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SchwarzrvAder Tageszeilrmz „Aus de» Lamre«"
den bald der Zelterschen Liedertafel ähnliche Organisationen in Leipzig, Frankfurt a. O. und in anderen Städten. Erst allmählich, nachdem diese ersten Liedertafeln eine schnell sich vermehrende Literatur für Männergesang geschaffen hatte, trat der exklusiv gesellschaftliche und künstlerische Charakter zurück hinter der Pflege froher Geselligkeit und des patriotischen Sinns. So wurde es möglich, immer größere Kreise zu gewinnen und die Sängerbewegung zu einem hohen kulturellen Machtfaktor auszugestalten. Besonders in der Schweiz wurde durch H. G. Nägeli in Zürich, der nur ein Jahr später als Zelter den ersten „Männerchor" begründete, der Chorgesang gepflegt und zwar auf volksmäßiger Grundlage. Daher entwickelte sich in der Schweiz schneller die Tendenz zum Zusammenschluß solcher Vereine zu Massenvorträgen. Von der Schweiz aus ergriff die Bewegung ganz Süddeutschland. Es entstanden der Stuttgarter Liederkranz, es folgten Liederkränze in Ulm, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, Reutlingen, Eßlingen, Heilbronn usw. Diese Vereine kamen zu einem ersten deutschen Liederfest, das zu Pfingsten 1827 in Plochingen abgehalten und dort alljährlich wiederholt wurde, zusammen.
Zu nationaler Bedeutung erhob sich der Männergesang zuerst in den früheren Elbherzogtümern. 1841 bildete sich die erste allgemeine Liedertafel in Altona, andere folgten in Eckernförde, Kiel, Rendsburg, Schleswig, Flensburg nach; es fanden niederelbische Gesangsfeste statt, bei denen der Gesang in Verbindung mit dem freien Wort als wirksames Mittel gegen das vordringende Dänentum benutzt wurde. Auf einem Gesangsfest in Schleswig, das om 23. bis 23. Juli 1844 stattsand, wurde zum ersten Male das Schleswig- Holstein-Lied gesungen. Bald griff der politische Gedanke auch auf die anderen Vereine über. Man sprach von deutschem Volksleben und von der Vereinigung der deutschen Stämme durch die Macht des Gesanges. Mit diesem Zweck trat das erste allgemeine deutsche Sängerfest in Würzburg (4. bis 6. August 1845) offen hervor. Auch auf das Ausland, d. h. auf die im Auslande lebenden Deutschen und aus stammesverwandte Völker griff die Bewegung über. In London wurde 1845, in Riga 1833, in Konstantinopel 1847 die erste Liedertafel gegründet. 1844 wurde der deutschflämische Sängerbund gegründet. Auf dem Sängertage, den der Coburger Sängerkranz im Jahre 1860 veranstaltete, wurde die Feier eines allgemeinen deutschen Sängerfestes beschlossen. Man wählte Nürnberg zum Festort und feierte in dieser Stadt im Sommer 1861 ein Eesangsfest, das sich zu einem erhabenen Verbrüderungsfest gestaltete. Hier wurde auch die Gründung eines allgemeinen deutschen Sängerbundes beschlossen und vom 21. September 1862 datiert die Gründung des allgemeinen deutschen Sängerbundes. 1865 fand in Dresden das erste allgemeine Sängerfest des neuen Bundes statt, 1874 folgte München, 1882 Hamburg, 1890 Wien, 1896 Stuttgart, 1902 Graz, 1907 Breslau.
Das erste Sängerbundesfest nach dem Kriege wurde 1924 in Hannover gefeiert. Die Sängerbundbewegung hat nach üem Kriege einen machtvollen Aufschwung genommen. Das lO. Sängerbundfest in Wien, das mit seinen 150 000 Teilnehmern das größte Sängerfest der Welt sein wird, zeugt besser als alle Worte von dem großartigen Aufbau und der »ewaltigen Bedeutung des deutschen Männerchorgesanges.
Neues vom Tage.
Wiederaufnahme der rumänisch-deutsche» Besprechungen Bukarest, 16. Juli. Einer Privatmeldung zufolge hat der rumänische Gesandte in Berlin, Comnene, den Auftrag erhalten, die Besprechungen in Berlin zur Regelung der strit- tigen Fragen zwischen Rumänien und Deutschland wieder aufzunehmen.
Der Wald oo» SoWras.
Kriminalroman von Hermann Dretzler
Nachdruck verboten.
25) (Fortsetzung.)
„Das ist einleuchtend, Herr Kommissar", gestand Vik- s tor. „Ich muß Ihnen meine Hochachtung für Ihre Fähig- - leiten aussprechen." s
Der Kommissar quittierte über das aus diesem Munde > besonders wertvolle Lob durch ein verbindliches Neigen ! des Hauptes und fuhr fort: ' !
„Zum anderen ist zu bedenken, daß diese Zettel hier ein ? zweischneidiges Schwert waren, wenn Kossanke sie in der ! Brieftasche bei sich trug. Es konnte doch einmal der Fall ' eintreten, daß der verdächtige Bursche plötzlich verhaftet ! und durchsucht worden wäre, und dann hätte er sich mit j seinen Komplizen gleichzeitig in den Kerker geliefert." s
Er schwieg und blickte zu Viktor herüber, an dessen r Zustimmung ihm besonders zu liegen schien. !
„Zweifellos ist es Ihnen gelungen, ein Motiv auszu- ! finden, das sehr wohl zu der Tat geführt haben kann", i stimmte Viktor zu. „Aber während die drei Fälle bis in einzelne Kleinigkeiten übereinstimmen, läßt sich für die zwei ersten Verbrechen absolut kein Tatgrund auffinden. Die Ausführung der drei Verbrechen — man ist fast ver- - sucht, dis Art der Ausführung als Spezialität zu bezeichnen — weist aber unbedingt auf ein- und denselben z Verbrecher hin. ^
hätten Sie den Schmuggler Kossanke mit einem Messerstich im Rücken oder mit zerschmettertem Schädel gefunden, so könnte ich mich Ihrer Ansicht ohne weiteres anschließen, Herr Kommissar, und würde sogar empfehlen, den von Ihnen betretenen Weg der Recherchen eifrig weiter zu verfolgen. So aber — nehmen Sie mir's nicht übel! — habe ich wenig Hoffnung auf Erfolg, ja ich glaube Ihnen schon jetzt mit aller Bestimmtheit sagen zu können: Sie werden den Mörder nicht finden, und wenn Sie sämtliche Schmuggler Siebenbürgens verhaften und auf Herz und Nieren prüfen!"
Der Kommissar war durch den mit solcher Bestimmtheit vorausgesagten Mißerfolg sichtlich betroffen.
Eine Heimatzeitnrrg
im wahrsten Sinne des Wortes ist die Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen". Heber die örtlichen Begebenheiten von Stadt und Land berichtet sie vermöge ihrer prompten Berichterstattung am schnellsten. Wer seine Heimat liebt und schätzt, muß die Schwarzwälder Tageszeitung lesen.
Kundgebung der französischen Sozialisten Paris, 16. Juli. Zu Beginn der Sitzung des Nationalrates der Sozialistischen Partei brachte ein Delegierter eine Tagesordnung ein, durch die der Wahlsieg der deutschen Sozialdemokraten begrüßt und allen sozialistischen Parlamentariern zur Pflicht gemacht wird, für die sofortige Räumung der Rheinlands einzutreten. Darauf entspann sich eine außerordentlich lebhafte Diskussion über die gegenüber dem Völkerbund einzuschlagenden Politik. Bezüglich der Abrüstung erinnert eine Entschließung daran, daß dieses Problem nicht von dem Problem der Sicherheit abhänge, sondern daß aus der Schiedsgerichtsbarkeit und aus der kombinierten und kontrollierten Abrüstung wirklich Sicherheit hervorgehe. Schließlich erinnert die Tagesordnung daran, daß die bedingungslose und sofortige Räumung des Rheinlandes im Wahlprogramm der Sozialistischen Partei stehe, die nach wie vor die unerläßliche Bedingung jeder dauerhaften deutsch-französischen Annäherung sei. Der sozialdemokratische Parteitag hat die Entschließung, die sich für die Fortsetzung der Tätigkeit Paul Boncours als Delegierter der französischen Negierung beim Völkerbund aus- spricht, im Namen von 2129 gegen 840 Stimmen angenommen.
Die Hitzewelle und ihre Opfer Berlin, 16. Juli. Nach einer sehr heißen N?.cht zeigte das Thermometer auch am Montag in Berlin um 11 Uhr bereits 33 Grad Wärme. Die Berliner Verkehrsmittel hatten am Sonntag einen ungeheuren Ansturm auszuhalten. Mehr als 2,5 Millionen Fahrgäste wurden in die Umgebung hinausbefördert. — Die Hitze erreichte am Sonntag ihren Höhepunkt in Wien und Oesterreich mit durchschnittlich 35 Grad Celsius im Schatten und mit 50 Grad Celsius in der Sonne. Dieser heiße Tag forderte 13 Todesopfer, meist durch Ertrinken des Schwimmens nicht Kundiger in der Donau und 11 Brände, die auf trockenen Wiesen durch Selbstentzündung entstanden. — Das Thermometer zeigte in Paris unverändert eine Hitze von 36 Grad im Schatten an, ohne daß sich am Himmel auch nur die geringste Gewitterwolke zeigte. In Südfrankreich, namentlich in der Umgebung von Lyon und Toulouse haben sich am Sonntag außerordentlich heftige Gewitter entladen, wobei zahlreiche Blitzschläge zu verzeichnen waren. In Aligny wurde ein Mann, der sich unter einen Baum geflüchtet hatte, vom Blitz erschlagen. In St. Etienne schlug der Blitz in einen Heuschober ein. Dabei verbrannten sechs Häuser. — Der Sonntag war in London seit fünf Jahren der heißeste Tag mit einer Höchsttemperatur von 92 Grad Fahrenheit. Diese starke Hitze hat in London und im ganzen Lande viele Opfer gefordert. In London starben am Sonntag fünf Personen infolge Hitzschläge. In fast allen Hauptbadeorten ertranken mehrere Personen im Meer. Im ganzen sind 14 Todesfälle durch Ertrinken zu verzeichnen gewesen.
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf", erwiderte er. „Ge- § wiß haben unsere Nachforschungen nichts ergeben, was in z den Fällen Langthaler und Pököly auf einen Racheakt schließen läßt; damit ist aber die Möglichkeit eines solchen durchaus nicht widerlegt. Auch ich zweifle nicht, daß für alle drei Morde derselbe Täter in Frage kommt. Vermutlich hat er bei seiner ersten Tat weder den Ort, noch die Mordwaffe mit besonderem Vorbedacht ausgewählt, aber der Erfolg belehrte ihn, daß beides in Verbindung ein geheimnisvolles Dunkel über die Tat breitete. Ganz gegen seine Befürchtungen gelang es den Behörden nicht, auch nur die geringste Spur zu finden, welche Aufklärung in diesem ersten Falle hätte bringen können.
Dadurch ermutigt, verstand er es, auch den zweiten Mord am selben Orte und mit derselben Waffe auszuführen und seine Absicht, die Behörden zu nasführen, gelang ihm auch diesmal wieder. Warum soll es dann Wun- i der nehmen, wenn er in diesem wachsenden Gefühl der i Sicherheit auch sein drittes Opfer auf die Waldstraße von Fogaras zu locken wußte und es am selben Orte und mit derselben Waffe zu Tode brachte. Ich habe übrigens Zeichen dafür gefunden, daß Kossanke nach jener Stelle gelockt wurde und der ganzen Lage offenbar nicht recht traute. Seine Fußspuren beweisen nämlich, daß er bis etwa hundert Meter vor dem Tatorte im Walde entlang gegangen ist. Vermutlich suchte er Schutz und Deckung hinter den Bäumen, um die Straße beobachten zu können, und betrat sie erst, weil ihn die Schneise gewissermaßen dazu zwang, den Wald zu verlassen, vielleicht auch im Vertrauen auf die größere Sicherheit dieses Wegstückes in der Nähe der Leopoldsfarm." t
„Sie sind ein außerordentlich scharfer Beobachter", lobte j Viktor, „und in der kriminalistischen Analyse ebenso ge- r wandt wie in der Synthese. Ich kann Ihnen nur aus i vollem Herzen Erfolg wünschen, wenn ich auch selbst nicht s recht daran zu glauben vermag, daß Ihr Weg zu dem er- s hofften Ziele führt. — Welche Meinung haben Sie sich über die Waffe, oder sagen wir über das Mordinstrument gebildet, Herr Kommissar?"
Der Kommissar zuckte die Achseln.
„Das ist eigentlich das einzige, was mir bisher Kopfzerbrechen verursacht hat", sagte er, „und ich habe mir bis-
Nr. 165
Aus Skadt und Land^
Altensteig, den 17. Juli 1928.
Bericht über die Gemeinderatsfitzung am 11. Juli 1928
Abwesend: Eemeinderat Schneider
Der Vorsitzende begrüßt den wieder in der Sitzung erschienenen Eemeinderat Haug, welcher infolge Zusammenstoßes mit der Eisenbahn einen schweren Motorradunfall erlitten hat, nun aber soweit hergestellt ist, daß er wieder an den Sitzungen teilnehmen kann. — Die Verpachtung des Platzes unter den Eichen im Stadtgarten an Wirt Theurer auf ein Jahr um 20 Mark wird genehmigt. — Der evang. Oberschulrat teilt mit, daß dem Gesuch um einen Staatsbeitrag zu dem Vesoldungs- auswand der Lehrkräfte an der evang. Volksschule hier für 1827 nicht habe entsprochen werden können, da die vorhandenen Mittel bedürftigeren Gemeinden zugewiesen worden seien. Ferner wird vom Vorsitzenden des Steuerverteilungsausschusses in Stuttgart mitgeteilt, daß das Gesuch um einen Zuschuß aus dem Ausglcichsstock für das Rechnungsjahr 1927 mit Rücksicht auf die zahlreichen bedürftigeren, besonders belasteten Gemeinden, abgelehnt worden sei. Gegen diese Beschlüsse soll Einspruch erhoben werden, da die finanziellen Verhältnisse der Stadt nicht so günstige sind, wie anscheinend vom Kultministerium und Steuerverteilungs-Ausschuß angenommen wird. — Die Heil- und Pflegeanstalt Stetten i. R. ist kürzlich durch zwei Feuers- brunsten heimgesucht worden. Auf den öffentlichen Aufruf im „Staatsanzeiger" werden der Anstalt SO Mark als einmaliger Beitrag bewilligt. — Forstmeister Mutschler, welcher sein neues Amt am 7. ds. Mts. übernommen hat, wird vom Vorsitzenden im Gemeindcrat begrüßt und alsdann gemäß der Gemeinde- Ordnung verpflichtet. — Einem Waldangebot wird nach längerer Beratung nicht näher getreten. — Da eine allgemeine schlechte Waldbeerenernte zu erwarten ist, wird beschlossen, besondere Vorschriften über das Beerensammeln in den Stadtwaldungen nicht zu erlassen. — Nach dem Eemeinderatsbeschluß vom 25. Februar 1925 ist der Zinsfuß für die von der Stadtgemeinde gewährten Baudarlehen nach Ablauf von drei Jahren neu zu regeln. Es wird beschlossen, am Zinsfuß von 5 Prozent keine Aendcrung vorzunehmen, dagegen ab 1. Oktober 1928 bis zur allgemeinen Regelung der Rückzahlung im Jahr 1930, eine Tilgung am Darlehen von 2 Prozent jährlich, halbjährlich zahlbar, vorzuschreiben. — Ein Antrag des Vorsitzenden, dem Fremdenverkehrsverein zu dem Blumenschmuck-Wettbewerb einen Beitrag von 100 Mark zu bewilligen, wird mit 7 :6 St. s Asql z. Haug, Bäßler, Fuchs, Kaltenbach, Wieland, Hennefarth) abgelehnt. — Ein Gesuch des Forstmeisters Müller um Ersatz der Kosten des Umzugs von hier nach Wildbad wird einstimmig abgelehnt. — Es liegt ein Kaufvertrag mit den Lammwirts-Eheleuten Schraft vor, nach welchem die zwischen dem unteren Schulhaus und dem Schloßbergweg gelegenen Schraft'schen Grundstücken und Gebäuden (mit Ausnahme des Kellergebäudes und der Zufahrt zu diesem) auf die Stadtgemeinde um 17 000 -1t übergehen sollen. Die Nebenverpflichtungen bringen der Stadtgemeinde noch 3—4000 Mark weitere Kosten- und Einnahmeausfall. Die Grundstücke sind für eine spätere Erweiterung des unteren Schulhauses notwendig. Nach längerer Aussprache wird mit 9 :4 Stimmen beschlossen, den Kaufvertrag nicht zu genehmigen. — Jakob Schwarz, Bäcker und Wirt, beabsichtigt die Erstellung eines Wagenschuppens beim Stadtgarten auf städtischem Platz und bittet um Erlaubnis hiezu. Die Erstellung des Schuppens wird gestattet, sofern Schwarz für sich und sefne Rechtsnachfolger die Verpflichtung übernimmt, daß er den Schuppen auf Verlangen der Stadtgemeinde auf seine Kosten wieder entfernt. Für die Benützung der Fläche ist Platzgeld, welches die Kanonkommission noch festsetzt, zu bezahlen. — Der Gemeinderat hat aus zwei Stammholzverkäufen des Wirtschaftsjahres 1927 (16. März und
4. April 1928) eine größere Menge Stammholz nicht zugeschlagen, weil die Gebote der s. z. Marktlage nicht entsprechend waren und auch Grund zu der Annahme vorhanden war, daß die Gebote nur infolge Ringbildung unter den Holzhändlern so nieder abgegeben wurden, so hat z. B. ein offenbar an dem Ring nicht beteiligter auswärtiger Sägewerksbesitzer bei dem einen Verkauf für ein Los 132 Prozent geboten, während die hiesigen Holzhändler für zwei mindestens gleichwertige direkt daneben gelegenen^Lose 119—126 Prozent geboten haben. Bei dem anderen Verkauf bot eine auswärtige Firma für 2 Lose je 138 Prozent, die hiesigen Firmen dagegen für die gleichen Lose nur 115—122 Prozent. Der Stadt entstand durch diese Ringbildung seinerzeit ein Schaden von mindestens 3000 bis
her überhaupt noch kein klares Bild von dem Vorgänge machen können, obgleich ich mir im Kopfe ein Arsenal von Mordinstrumenten zusammengestellt habe, die möglicherweise in Frage kommen könnten: Die Spitzhacke, eine Brechstange, ein Stechzapfen, eine Wagenrunge, ja sogar an einen Dachdeckerhammer habe ich gedacht. Nur will bei einer Anwendung all dieser Instrumente eines nicht mit der Tatsache übereinstimmen, nämlich, daß der Stoß oder Hieb oder Schlag von unten nach oben in schräger Richtung ausgeführt wurde. Und das ist ganz offensichtlich, nicht wahr, Herr Doktor, Sie haben es ja auch konstatiert?"
Doktor Kammacher bejahte.
„Dara ist kein Zweifel, und zwar muß der Mörder über außerordentlich große Körperkräfte verfügen."
Wir hatten diesen dritten Fall so gründlich durchgesprochen, daß eigentlich keine Erscheinung desselben unbeleuchtet geblieben war, und doch mußten wir uns am Ende gestehen, daß wir eigentlich alle so klug waren wie vorher, daß wir nämlich nichts wußten und noch immer einem unlösbaren Rätsel gegenüberstanden.
Die Herren von der Kommission verabschiedeten sich- Sie gingen zu Fuß nach der Waldstraße zurück und bald daraus trug uns der Wind den Schall des knattecuden Motores zu, der seine Insassen durch den Wald von Fogaras zurücktrug.
Viktor sah nach der Uhr und sagte zu Leopold und seiner Gattin gewendet: „Es ist jetzt sechs Uhr. In zwei Stunden beginnt es dunkel zu werden. Wir haben noch etwas vor, hoffen aber, bis zum Abend zurück zu sein!"
(Fortsetzung folgt.)
Die Grabinschrift des Totengräbers
Auf dem Friedhof in Wertheim am Main findet sich auf dem Srabstein eines Totengräbers folgende Inschrift:
Ich, Totengräber dieser Stadt, steh hier wohl unter tausend Leichen —
ich fütterte den Tod recht satt und dachte mich so durchzuschleichen —
Er aber sprach: Auch Du bist mein! Wer Gruben gräbt, fällt selbst hinein.