Metzgerineister Kugele, aus den von den Gewählten die niederste Stimmenzahl entfiel, nur noch in dem laufenden Jahre.
Abgestimmt haben von 618 Wahlberechtigten 850 Bürger, 56,6 Davon kamen auf den Wahlvorschlag der Nationalliberalen Partei und des Bürgervereins 179 abgegebene Wahlzettel, auf den des Volksvereins 166. Die Nationalliberalen haben, diesem Ausfall der Wahl nach zu urteilen, stramm die Parole der Parteileitung befolgt: unter den 3 Gewählten sind 2 von ihnen Borgeschlagene, der dritte Gewählte stand auf dem Zettel des Volksvereins; auf ihn entfielen nur 2 Stimmen mehr als auf den unterlegenen Kandidaten der Nationalliberalen Partei. Wie in gewissem Sinne es schon die Wahlbeteiligungszisfer ausdrückt, war ein eigentlicher Wahlkampf nicht zu beobachten. Die Frage des Platzes für das neue Amtsgericht, erregte die Wahlgemüter nur gering, und es scheint, daß man selbst in Sachsenhausen nicht unter der Devise fechten wollte: Hie Steckenäckerle! — sonst hätten die dortigen Bewohner wohl einen eigenen Zettel ausgegeben, was die Konsequenz aus ihrer Agitation für diesen Platz gewesen wäre und der Sachsenhäuser Kandidat des Volksvereins, Bauer, ist um 17 Stimmen hinter dem mit niederster Stimmenzahl Gewählten geblieben. Ein eigentliches Ausspielen der Alt- gegen die Neustadt aber wurde von den Parteien, schon aus taktischen Rücksichten, vernünftigerweise unterlassen.
Mit dieser Eränzungswahl zum Bürgerausschutz, die mit Rücksicht auf die zu erwartenden vermehrten Eesamt-Kollegialsitzungen vom Bürgerausschuh angesetzt wurde, ist das Eemeindekollegium wieder vollzählig. Möge es ihm vergönnt sein, seine Aufgaben ersprießlich zu erledigen!
C. Sonderzug. Infolge früherer Arbeitseinstellung in Pforzheim wird am Fastnachtsdienstag ein Sonderzug ausgeführt, Pforzheim ab 12 Uhr 35 Min., mit Halt auf allen Stationen; Calw an 1 Uhr 40 Min. Zug 927 Pforzheim—Unterreichenbach (Pforzheim ab 5 Uhr 43 Minuten nachmittags und Zug 935 Pforzheim- Calw (Pforzheim ab 8 Uhr abends), fallen aus.
Die Zustellung der Kriegsbeorderungen und Paß- notizen erfolgt von diesem Jahre ab durch die Post, nichr mehr durch Vermittlung der Polizeibehörde.
8t. Herrenalb, 21. Febr. Die Forstamtmannstelle Herrenalb ist dem Forstassessor Glöckler bei der Forstdirektion übertragen worden. Forstamtmann Geyer in Langenbrand ließ sich nach Schorndorf versetzen.
württrinberg.
' Wiirttembergischer Landtag.
Stuttgart, 21. Febr.
In der Zweiten Kammer wurde heute die Einzelberatung des Gesetzentwurfs über die llnfallfür- sorge für Körperschaftsbeamte oorgenom men.
Den Bericht des Ausschußes erstattete der Abgeord. Andre (Z.). Bei Art. 1 wurde der Kommissionsantrag angenommen, der alle im Körperschaftsdienst gegen Taggeld oder Gebühren stehenden Personen, Beamte und Unterbeamte, in das Gesetz einbezieht, während der Entwurf nur die Beamten treffen wollte, die ein jährliches Mindestgehalt von 500 -fl haben. Zu Art. 3 wurde ein sozialdemokratischer Antrag abgelehnt, der die kinderreiche Witwe der invaliden Witwe hinsichtlich des Mindestbezugs von 350 -fl gleichstellen wollte. Ein neueingefügter Art. 16 a handelt von Unfällen bei Ausübung des Dienstes, bei Rettung von Menschen und sonstigen gefahrvollen, mutigen Handlungen. Der Antrag des Ausschusses wollte den betreffenden Beamten außer den durch Gesetz zustehenden Ansprüchen eine weitere Entschädigung in einer einmaligen Summe oder in einer Zulage zur Jahresrente mit Zustimmung des Ministeriums des Innern gewähren, wobei jedoch die Ee- samtbezüge das Diensteinkommen nicht übersteigen sollen. Demgegenüber beantragete der Abg. v. Gautz: „Hat sich ein Beamter bei der Ausübung seines Dienstes in eine gefährliche Lage gebracht, die ihn auf Lebensdauer dienstunfähig gemacht gat, so hat er Anspruch auf vollen Gehalt. Ist er getötet worden, so steht derselbe Anspruch seiner Witwe (ausgenommen der Fall der Wiederverheiratung) und seinen noch nicht 19 Jahre alten Kindern zu." Gegen diesen Antrag wurden namentlich vom Minister erhebliche Bedenken geltend gemacht. Die Mehrheit des Hauses 'entschied sich für den Ausschutzantrag. Ohne wesentliche Debatte wurde dann noch die Art. 17—22 erledigt. Hierauf wurde ohne Widerspruch eine Resolution angenommen, nach der Personen, die bei Hilfeleistungen im öffentlichen Interesse, bei Amtshandlungen usw. verunglückt sind, entschädigt werden sollen, angenommen.
Schließlich brachte noch der Abg. Mattutat (S.) eine von den Mitgliedern sämtlicher Fraktionen Unterzeichnete Resolution ein, die Regierung um Erwägung zu ersuchen, wie Ehrenbeamte der Körperschaften für die bei Ausübung ihres Ehrenamtes erlittenen Unfälle eine ausreichende Entschädigung erhalten können. Minister v. Fleischhauer erklärte, sich über die Resolution noch nicht aussprechen zu können, da das Ministerium noch keine Gelegenheit hatte, zu der Frage Stellung zu nehmen. — Die Eesamtabstimmung über den Gesetz
entwurf ergab einstimmige Annahme. Schluß 1 Uhr. Freitag, den 27. Februar, Fortsetzung.
' Konditortag.
Horb, 22. Febr. Der Unterverband der Konditormeister des Schwarzwaldkreises tagte hier unter der Leitung des Vorsitzenden Albrecht F i n ck h - Reutlingen. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit der Wirkung der Sozialgesetzgebung auf das Konditorgewerbe, worüber Handwerkskammersekretär Hermann referierte. Er befürwortete die Errichtung von Jnnungskrankenkassen, besprach die Sonntagsmhe im Handelsgewerbe und forderte in Bezug auf die Verkaufszeit an den einzelnen Plätzen ein Antragsrecht der Beteiligten. Schließlich wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der gegen die Heranziehung zahlreicher Konditoreibetriebe zu den Kosten der Handelskammer entschiedener Widerspruch erhoben und die Reutlinger Handelskammer gebeten wird, gegen diese der gesetzlichen Grundlage entbehrende Doppelbesteuerung bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel und bei den Präsidenten der zuständigen Landgerichte vorstellig zu werden.
Tübingen, 21. Febr. In die hiesige chirurgische Klinik ist aus Poltringen der verheiratete Konstantin Haag eingeliefert worden, dem im Steinbruch des dortigen Kalkwerkes durch abstürzende Steine beide Füße abgeschlagen worden sind.
Heilbronn, 21. Febr. Der in Heilbronn erscheinenden „Süddeutschen Tierbörse" wird geschrieben: Eine Bekannte von mir in Denkendorf hatte eine Gans 1888er Brut, die jedes Jahr noch ihre Brut mit Erfolg machte, nur letztes Jahr fehlte es scheints an der nötigen Wärme, da brachte sie nichts mehr raus. Der Besitzer wollte ihr das Gnadenbrot geben. Als ich aber dieser Tage nach ihr fragte, meinte der Mann: o, die habe ich nicht mehr, als ich vor drei Wochen heimkam, hat sie eine bekannte Händlerin (die den Stuttgarter Markt besucht) meiner Frau um 3 abgekauft! Ich habe gleich geschimpft, aber jetzt ist es schon so! Was mag die Köchin angewendet haben, um dies junge, zarte Gänschen von fernt mit ihren 25 Jahren weich zu bringen. Ich habe stets mit Vergnügen die Gans beobachtet, um zu sehen, wie alt so ein Tier werden kann, nun hat sie so ein tragisches Ende genommen !"
Gmünd, 21. Febr. Der König hat dem 14jährigen Sohn des Metallschleifers Bihr, der vor 4 Wochen einen in der Rems durch das Eis gebrochenen Knaben vom Ertrinken rettete, durch das Oberamt ein Gnadengeschenk von 20 -fl überreichen lassen.
X«« rvolt Kett.
Deutscher Reichstag.
Berlin. 21. Februar.
Der Reichstag begann heute mit der ersten Lesung der M i l i t ä r st r a f g e s e tz n o o e l l e. Kriegsminister v. Falken Hayn leitete die Besprechung mit einer längeren Rede ein, in der er ausführte: Auf einstimmigen Beschluß des Reichstages ist das Militärstrafgesetz hinsichtlich der Herabsetzung der Mindeststrafen gemildert worden und auch der Begriff der mildernden Umstände eingeführt. Es hat sich nachher erwiesen, daß der im Sommer angenommene Entwurf in den Hauptbau und in die Geschlossenheit unsres Militärstrafgesetzbuches einige Unstimmigkeiten bringt, insofern, als die Mindeststrafen für schwere Verbrechen gegen die militärische Unterordnung gleich waren den Mindeststrafen für gleichartige, aber leichtere Vergehen, an die der Entwurf nicht gerührt hatte. Dasselbe traf auch bei der Zulässigkeit der Anwendung von Ehrenstrasen zu. Der damalige Entwurf ist am 8. August Gesetz geworden. Die angeführten Bedenken aber gaben mir zur weiteren Durcharbeitung des Strafgesetzbuchs Anlaß, insbesondere in Bezug auf die Bestimmungen, die gerade hier in Betracht kommen. Aehnliche Erwägungen sind für die weitern Vorschläge der Heeresverwaltung maßgebend gewesen. Sie beziehen sich auf die 88 66 (Unerlaubte Entfernung), 70 (Bannbruch), 78 (Verleitung dazu), 95 (Gehorsamsverweigerung), 138 (Kasernendiebstähle) usw. Fälle, in denen nicht böswillig gegen diese Paragraphen verstoßen wird, sind in der Praxis nicht so selten. — In der Aussprache äußerten sich die Rechts- und Linksparteien, desgl. das Zentrum. Dann ging die Vorlage an eine 21gliedrige Kommission. — Hierauf wurde die Beratung des Marineetats fortgesetzt und die Sitzung dann auf Mittwoch vertagt.
Neuerungen für das Sanitätskorps werden folgende bekanntgegeben: Den Sanitätsoffizieren werden dieseben Ehrenbezeugungen von Abteilungen, die von Unteroffizieren oder Mannschaften geführt werden, erwiesen, wie den Offizieren, und Chefärzte größerer Earnisonslazarette werden mit der Dis- ziplinarstrafgewalt ausgestattet. Für die Beisetzung verstorbener Mitglieder des Korps werden besondere Festsetzungen getroffen über die zu erweisenden militärischen Ehrungen. Ferner erhalten die Militärärzte ein besonderes Dienstabzeichen in Gestalt einer Feldbinde. Alle diese Neuerungen werden zweifellos mit großer Freude ausgenommen, da sie langgehegten Wünschen des Sanitätskorps entsprechen.
Auflösung des Aerzteverbandes.
Berlin, 22. Febr. In der heute im hiesigen Zentralhotel abgehaltenen außerordentlichen Versammlung des Reichsverbandes deutscher Aerzte ist die Auflösung des Verbandes beschlossen worden unter folgender Begrün
dung: In Verfolg der jüngsten Einigungsverhandlungen im Reichsamt des Innern, an denen auch der Reichsoerband deutscher Aerzte auf Veranlassung des Staatssekretärs des Innern beteiligt gewesen ist. ist unter dem 23. Dezember 1913 ein Abkommen zwischen den Aerzten und Kassenverbänden beschlossen worden, wodurch die Programmforderungen des Reichsverbandes erfüllt und auf 10 Jahre festgelegt worden sind. Demzufolge hat der Reichsverband nunmehr seine Ziele erreicht und kann befriedigt seine Waffen niederlegen.
Vom Deutschen Stadion.
Berlin, 22. Febr. Heute nachmittag wurde die neue Sportssaison im Deutschen Stadion eröffnet. Das Entscheidungsspiel um den Kronprinzenpokal, veranstaltet von dem Deutschen Fußballbund, wurde zwischen dem Norddeutschen Fußballbund und dem Verband mitteldeutscher Ballspielvereine ausgetragen. Nach zweimal 45 Minuten siegte Norddeutschland 3 Minuten vor Ablauf der Zeit mit 2 :1. Den Siegern überreichte Exzellenz von Pobielski, der Präsident des deutschen Reichsausschusses für olympische Spiele, den silbernen Kronprinzenpokal. In der Pause zwischen den beiden Spielen wurde zu Ehren des Staatsministers v. Pod- bielski aus Anlaß seines 70. Geburtstages eine Broncetafel enthüllt.
Der Gesundheitszustand im deutschen Heere durctMis gut.
Die in der Freitag-Sitzung des Reichstags von Oberstabsarzt Dr. Hofsmann in Beantwortung der Anfrage Bas- sermann über den Gesundheitszustand in der Armee abgegebene Erklärung hatte folgenden Wortlaut: Der Gesundheitszustand des preußischen Heeres einschließlich Sachsen und Württemberg, also der drei Kontingente, die statistisch zusammen bearbeitet werden, ist in den letzten Wochen und Monaten erheblich besser als in dem gleichen Zeitraum der beiden zurückliegenden Jahre 1912 und 1913.
Im Jahre 1914 gingen an Kranken 2 vom Tausend von der Kopfstärke des Heeres weniger zu als im Jahr 1913, 6 vom Tausend weniger als im Januar 1912. Auch in dem letzten Vierteljahr 1913 wies der Krankenzugang kleinere Verhältniszahlen auf als in dem letzten Vierteljahr 1912. Der Krankenbestand am 31. Januar d. Js. war geringer als der Bestand am 31. Januar 1913. Weiter ist die Zahl derTodesfälleim Heere im Januar 1914 und im vorangegangenen Vierteljahr hinter den Verhältniszahlen im gleichen Zeitraum der beiden Vorjahre zurückgeblieben. Typhus und Ruhrerkrankungen sind in epidemieartiger Ausbreitung weder im Januar noch bisher im Februar aufgetreten. Nur ganz vereinzelte Fälle von Diphterie und Scharlach kamen zur Beobachtung. Grippenartige Erkrankungen traten in Hammer st ein auf. Im Februar 1914 erkrankten Mannschaften des ersten und zweiten Bataillons des Eisenbahnerregiments Nr. 3 in H a n a u an influenzaartigen Erkältungskrankheiten mit geringen Temperatursteigerungen. Die Krankheit nimmt einen leichten Verlauf. Ein großer Teil der Erkrankten ist bereits aus der ärztlichen Behandlung entlassen. In Potsdam sind in der letzten Woche auch einige Scharlach-Erkrankungen, darunter 7 bei Kadetten, vorgekommen. Aus 4 Standorten des ganzen Heeres ist seit Januar je eine bisher vereinzelt gebliebene Erkrankung an Genickstarre zur Meldung gekommen. In der bayerischen Armee liegen die Verhältnisse hinsichtlich des Krankenzugangs und der Sterblichkeit ähnlich. Es sind von Epidemien im Januar und Februar d. Js. nur in München und Neu- Ulm 15 bezw. 18 Scharlacherkrankungen vorgekommen. Wenn ich noch einige zahlenmäßige Angaben über den Gesamtkrankenzugang in der Gesamtarmee (einschließlich Bayern) machen will, so ist folgendes zu sagen: Nach den bisherigen Feststellungen erkrankten bei einer Kopfstärke von 731 100 Mann im Monat Jnnuar d. Js. 18610 Mann, die in Lazarettbehandlung ausgenommen wurden und 20 044, die in Revierbehandlung kamen. Es starben 113 Mann. Darin sind die Unglücksfälle u. s. w. einbegriffen.
Hiernach muß der Gesundheitszustand im deutschen Heere, besonders im Hinblick auf die erfreulichen Fortschritte gegenüber dem Vorjahre, zur Zeit als durchaus gut bezeichnet werden.
Ausländische Schwindelanzeigen.
Seit einigen Jahren erscheinen in zahlreichen deutschen Zeitungen von London ausgehende Anzeigen, deren schwindelhafte Grundlage eigentlich von vornherein einem Zweifel nicht begegnen sollte. Trotzdem fallen ihnen immer wieder unerfahrene Personen zum Opfer. Es sei deshalb in folgendem auf einige dieser Anzeigen besonders hingewiesen.
„Professor Roxroy, 177 a Kensington High Street London W.", erbietet sich gegen Einsendung eines Geldbetrags den Charakter zu deuten und eine Lebensvoraussage zu stellen. Ein angeblicher Eimer S. Knowles sowie ein „National Institute of Scienyes", Dep. 3010 A., Westminster Bridge-Road Nr. 258, London S. E.. behaupten, „das Geheimnis mysteriöser Macht sei endlich enthüllt; eine einfache Methode zur Kontrolle der Gedanken und Gewohnheiten eines anderen" sowie zur Beeinflussung eines, auch Tausende von Meilen entfernten Menschen könne durch das Werk des „Professors Knowles" erlernt werden. Das Werk werde durch das Institut mit Hilfe eines hierzu gegründeten Fonds von 100 000 -4t kostenlos verteilt. (In Wirklichkeit werden von dem Besteller für das Buch nebst einem „radiohypnotischen Kristall" 120 --fl verlangt.) Ein Hugh Mckean", Dep. 1506 A Nr. 41, Tothill Street, London S.W., endlich erzählt, er habe innerhalb von zwei Jahren „mit einer Idee und 40 --fl als Anfangskapital"