meinden entsprechende Anträge bei den Kirchengemeinderäten zu stellen.
):( Bad Liebenzell. 13. Febr. Bericht über die Sitzung der bürgert. Kollegien am 12. Febr. (Anwesend je 7 Mitglieder). Zn der dem Ministerium vorgelegten Ortsbausatzung wurde der Paragraph, der von lästigen Betrieben handelt, die nur mit Genehmigung des Gemeinderats errichtet werden dürfen, beanstandet, und verlangt, daß diese Betriebe zu bezeichnen wären. Dem Paragraphen wurde eine andere Fassung gegeben und die in Betracht kommenden Betriebe im einzelnen aufgeführt. — Die bei Umpflasterung der Kirch- ftraße vorkommenden Arbeiten nebst Lieferung von Material und Randsteinen wurden dem Maurermeister Schaible von hier übergeben, der auf sämtliche Arbeiten 814 abgeboten hatte und dessen Angebot deshalb als» das günstigste bezeichnet wurde. Da der Preis für belgische Porphyrsteine bedeutend höher kommen würde, als voriges Jahr offeriert, soll hievon abgesehen werden und dafür Eranitgestein Verwendung finden. Im untern Teil der Straße werden breite, im oberen, steileren Teil schmale Pflastersteine verwendet. — Zum Schluß wurde noch der Voranschlag des Kur- und Badewesens gutgeheißen und genehmigt.
Bad Liebenzell, 13. Febr. Zn den letzten Tagen find hier und in der Umgegend Hunde eingegangen und verschiedenes Wild, Füchse und Marder verendet gefunden worden. Man glaubt, daß Wilddiebe vergiftete Brocken gelegt haben, um ihr Handwerk zu treiben.
(:) Schömberg, 13. Febr. Wie man hört, soll ein weiterer Arzt und eine weitere Apotheke hierher kommen, womit dem Wunsche vieler Einwohner entgegengekommen würde.
Württemberg
Wiirttembergischer Landtag.
Stuttgart, 13. Febr.
Die Zweite Kammer setzte heute die Beratung des Gesetzentwurfs betreffend die Pensionsrechte der Körperschaftsbeamten und ihrer Hinterbliebenen fort.
In Art. 8, Ziffer 6, die die Bestimmungen über die Deckung eines etwaigen Fehlbetrags der Pensionskassc enthält, hatte der Ausschuß beschlossen, daß die Staatskasse jeweils ein Drittel des Defizits tragen soll. Hieran knüpfte sich eine längere Aussprache. Der Minister des Innern von Fleischhauer wandte sich, wie in der Kommission, mit aller Entschiedenheit gegen die Regelung, bei der der Staat mit einer jährlichen Ausgabe von 500 000 zu rechnen haben würde. Zn den Aufgaben von Staat und Gemeinde sei eine reinliche Scheidung notwendig. Sämtliche Redner des Hauses traten dagegen für den Ausschußantrag ein und wiesen daraus hin, daß, solange der Staat die Dienste der Eemeinde- beamten für sich in Anspruch nehme, ein solcher Staatszuschuß gerechtfertigt sei. v. Eauß (Vp.) brachte den Ergänzungsantrag ein, denjenigen Gemeinden, die eine eigene Pensionskaffe haben, einen nach der Kopfzahl der Bevölkerung abzustufenden Staatsbeitrag zu gewähren. Dieser Antrag wurde ebenso wie der Ausschußantrag angenommen. Zu Art. 9, der von der Zusammensetzung des Verwaltungsrats handelt, wurden verschiedene Anträge gestellt, so vom Abg. Harten st ein (Vp.), dessen Antrag von Mitgliedern aller Fraktionen unterschrieben war, von den Abgg. Scheef (Vp.) und Bau- mann (Rat!.). Nach dem ersteren Anträge sollen u. a^ die Vertreter der Körperschaften weder der Pensionskaffe angehören noch Staatsbeamte sein. Der letztere Antrag will, daß sie einer bei der Pensionskaffe beteiligten Körperschaft als Mitglied angehören und nicht Kaffenmitglied sind. Der Antrag Hartenstein fand die Zustimmung des Hauses, ebenso hinsichtlich des Wahl? modus für den Verwaltungsrat.
Nach längerer Erörterung entschied man sich für die Verhältniswahl. Kap. 9 wurde erledigt. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Morgen vormittag 9 Uhr Fortsetzung und Landespolizeizentrale.
Die Säuglingssterblichkeit in Württemberg.
Nach den Feststellungen des Kais. Statistischen Amts find in Württemberg im Jahre 1912 9844 Säuglinge gestorben. Davon waren 8556 ehelich und 1288 unehelich geboren. Auf 100 Lebendgeborene unter 1 Jahr alt kamen 13,8 Sterbefälle. Die Sterblichkeit der unehelichen Säuglinge ist weit höher als die der ehelichen Kinder. Von je 100 Lebendgeborenen unter 1 Jahr starben 13,2 eheliche und 19,9 uneheliche.
Die Folgen des Kampfes bei Bosch.
Nach dem Geschäftsbericht der Ortsverwaltung Stuttgart des Deutschen Metallarbeiterverbands hat die Orts' Verwaltung im Jahre 1913 5271 Mitglieder verloren- davon 2700 infolge des Kampfes bei Bosch. Der Kassenbestand ist von 163 876 auf 27 310 -K zurückgegangen. An Extrabeiträgen wurden 87 000 -R eingezogen.
Die rote Woche.
Die „Schwäbische Tagwacht" kündigt an, daß am 8. März die „rote Woche" beginnen wird. An dieser Tage soll eine neue Agitation einsetzen, insbesondere auch bei den Frauen. Jeder einzelne Genosse wird aufgefordert, als Agitator zu wirken. Das Volk soll in dauernder Erregung gehalten werden. „Es darf keine sogenannten ruhigen Zeiten mehr geben", schreibt das Blatt wörtlich.
Telefuntenstation. — Ein neues Militärlustschiff.
Friedrichshofen, 13. Febr. Auf dem vom Luftschiff, bau Zeppelin nördlich des Riedleparks erworbenen Areal erstand in den letzten Monaten eine Station für drahtlose Telegraphie, die demnächst offiziell eröffnet und in Betrieb genommen werden wird. Die Station wurde, laut Württemberger Zeitung, vom Luftschiffbau Zeppelin errichtet und wird staatlich unterstützt. Diese Station nach dem System Telefunken hat den Zweck, mit Luftschiffen zu verkehren, die sich auf größeren Fahrten befinden. Hat ein Luftschiff, das mit Sende- und Empfangsapparat ausgestattet ist, infolge Nebels oder sonstiger widriger Umstände die Orientierung verloren, so kann ihm von der hiesigen Station, die eine Reichweite von gegen 700 Kilometer hat, mitgeteilt werden, wo es sich befindet. Die Station bezweckt ferner auch, mit anderen Telesunkenstationen, wie» Frankfurt a. M., Köln, Metz u. a. späterhin auch Leipzig in Verbindung zu treten. — Ein neuer Zeppelinkreuzer für die Militärverwaltung, der den Werftnamen LZ 23 führt und als Militärluftschiff Z 8 heißen wird, sieht innerhalb weniger Wochen seiner Vollendung entgegen und wird voraussichtlich Mitte März mit seinen Probefahrten beginnen. Er ist für das 3. Luftschifferbataillon in Düffeldorf bestimmt und kommt, solange die dortige Halle noch nicht fertig ist, wahrscheinlich in die Halle von Trier.
Reutlingen, 13. Febr. Letztes Jahr ist ein bedeutender Rückgang des Fleischkonsums eingetreten. Nach der Statistik der Metzgergenoffenschaft wurden 74 Stück Großvieh, 316 Schweine und 143 Kälber weniger geschlachtet als 1912. Als Ursache dieser Erscheinung dürften neben der rückläufigen Konjunktur vorzugsweise die hohen Fleischpreise in Betracht kommen.
M«, rv«tt Attt.
17 Millionen für Güterwagen.
München, 13. Febr. In der heutigen Sitzung de-, Finanzausschuffes wurde eine außerordentliche Forde^ rung von 17 Millionen Mark zur Beschaffung von Güterwagen als unabweisbar genehmigt. Dieser Antrag geht weit über den eigentlichen Bedarf Bayerns hinaus, und ist ein Warnungssignal für die so oft gewünschte Betriebsgemeinschaft mit Preußen. Staatsrai v. Endres entkräftigte diesen Einwand mit dem Hinweis darauf, daß Preußen 18 A, Bayern aber nur 8 A Anteil an dem Eüterwagenpark habe, abgesehen davon, daß auch in Bayern der Güterverkehr wesentlich gestiegen sei.
Steuerhinterziehung.
Eine größere Steuerhinterziehung ist in Neustadt a. d. Hardt festgestellt worden. Der kürzlich verstorbene Rentner Emil Wolf hat ein Vermögen von li< Millionen hinterlassen, aber die Steuer für dieses Vermögen nicht in dieser Höhe veranlagt. Die Erben sollen nunmehr auf 20 Jahre zurück die Steuer entrichten. Sie wollen für sich den Eeneralpardon in Anspruch nehmen. Die Entscheidung der Behörden darüber, ob der Eeneralpardon auch in solchen Fällen in Anspruch genommen werden kann, steht noch aus.
Von der Wasserkante.
Kiel, 13. Febr. Im Kaiser Wilhelm-Kanal stieß heute der Dampfer „Vachur" von der Neptungesellschaft in Bremen mit dem Dampfer „Hildegard" aus Burg in Dithmarschen zusammen. Der Dampfer „Hildegard' wurde stark beschädigt und sank später. 2 Mann des gesunkenen Dampfers sind bei dem Unfall ertrunken.
Memel, 12. Febr. Das Memeler Dampfboot meldet: Den auf dem Lkirwietzstrom arbeitenden Dampfern ist es heute gelungen, die Memelmündung freizumachen und bis Ruß vorzudringen, sodaß der Fluß nunmehr von Ruß bis zur Mündung eisfrei ist und der Wafferstand weiter sinkt. Auf der Westseite des Kuri- schen Haffs drängen sich infolge des Ostwindes große Eismaffen in die Niadener Bucht. Mehrere Regierungsvertreter sind heute nachmittag in Heydekrug angekommen. Sei werden sich morgen auf das Haff hinausbegeben.
Eine neue katholische Partei. ^
Paris, 13. Febr. Mehrere hervorragende katholische Persönlichkeiten, darunter der Oberst des Ruhestandes Keller, haben beschlossen, im Hinblick auf die bevorstehenden Kammerwahlen eine große katholische Partei zu gründen, die an die Stelle des katholischen Wahlvereins, Action liberale, treten soll, weil dieser bei seiner Propaganda allzugroße Rücksicht auf die republikanische Verfassung des Landes nehme. Oberst Keller hat sich bemüht, die päpstliche Genehmigung für die von ihm geplante Partei zu erlangen, doch wurde ihm erklärt. daß er nur dann auf eine wirksame Unterstützung des Vatikans rechnen könne, wenn er die einmütige Zustimmung des französischen Episkopats erhalte.
Treu bis in den Tod.
Nach einer Meldung aus New-Orleans wurde aus dem kleinen Kllstendampfer Eem, der den Handel mit dem Mexikanischen Golf vermittelt, am Dienstag früh Feuer entdeckt. Die 20 Mann starke Besatzung arbeitete verzweifelt, doch griffen die Flammen so schnell um um sich, daß man bald die Unmöglichkeit einsah, das Schiff zu retten. Der 65 Jahre alte Kapitän Brarry steuerte auf den nächsten Punkt der Küste zu und blieb
während des ganzen verzweifelten Ringens mit dem Tode am Steuerruder. Das Feuer wurde immer heftiger, und es wurde fast unmöglich auf dem Hinteren Teil des Schiffes zu bleiben. Der Kapitän sandte daher die Mannschaft auf das Vorderteil des Schiffes und blieb allein auf der Brücke. Als Land gesichtet wurde, waren der Rauch und das Feuer so heftig, daß der Kapitän das Steuerruder festband für den Fall, daß er zusammenbrechen sollte. Er blieb aber auf seinem Po sten. Als das Schiff aufgelaufen war, lag der Kapitän bereits im Sterben. Die Mannschaft wurde gerettet.
Stadtrat und Totengräber.
Man schreibt der Franks. Ztg. aus St. Ingbert: Jtt unserer Stadt war vor kurzem die Stelle eines Totengräbers und Friedhofwärters ausgeschrieben. Ein wie begehrter Posten das ist, geht schon aus der Tatsache- hervor, daß sich 75 Bewerber aus allen Schichten der Bevölkerung meldeten. Da gab es denn auch recht interessant abgesaßte Bewerbungen. Einer z. B. bemerkte ausdrücklich, daß er furchtlos sei, was ihm seine Frau bestätigen könne. Den Vogel abgeschoffen hat aber ein anderer, der in seinem Gesuch an den Stadtrat diesen eindringlich bittet, doch seine Stimme auf ihn zu vereinigen, er verspreche dafür, alle Stadträte um sonst zu beerdigen und noch einen Meter tiefer als die gewöhnlichen Menschen. Der Stadtrat ging je doch merkwürdigerweise auf das verlockende Angebot nicht ein und wählte einen andenr.
Immer wieder Milchfälscher.
Am 12. Februar wurden vom Amtsgericht Leonberg 9 Produzenten von Münchingen zu Geldstrafen von 20—30 verurteilt, weil sie der von ihnen an zwei
dortige Milchhändler verkauften, von diesen nach Stuttgart gebrachten und daselbst beanstandeten Milch Wasser in Gesamtmengen von ein Viertel bis eineinviertel Liter Wasser zugesetzt hatten. Die wegen fahrlässigen Inverkehrbringens dieser Milch Mitangeklagten beiden Händler wurden freigesprochen. — Am 13. Februar wurde vom Kgl. Amtsgericht Stuttgart-Stadt ein hiesiger Milchverkäufer wegen Unterschlagung und Nahrungsmittelfälschung zu 15 Geldstrafe verurteilt: weil er von der ihm zum Verkauf seitens seines Dienstherrn übergebenen Milch an verschiedenen Tagen für sich behielt und dafür unter die seinem Herrn zurückgebrachte Milch, nach den Feststellungen der Stuttgarter Nahrungsmittelkontrolle, jeweils 3X Liter Wasser goß.
Sprechsaal.
(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzlichc Verantwortung.)
Wohin mit dem Amtsgericht?
Während zu der Frage bezüglich der endgültigen Wahl des Platzes für das neu zu erstellende Realprogymnastums- gebäude von verschiedenen Seiten im „Calwer Tagblatt" öffentlich Stellung genommen worden ist, ist dies mit Bezug auf das geplante neue Amtsgerichtsgebäude noch nicht geschehen, obgleich die Entscheidung in dieser Angelegenheit — ob links oder rechts der Nagold — die Einwohnerschaft weit mehr interessiert und von viel einschneidenderer Bedeutung für weite Kreise hiesiger Geschäftsleute ist, wie diejenige im zuerst genannten Fall. Als Beweis dafür mag angeführt werden, daß in der vorletzten Woche eine Eingabe von Anhängern des Projektes für das Steckenäckerle mit angeblich 11 Unterschriften und in dieser Woche eine solche mit 240 Unterschriften von denen, welche die Erbauung des Amtsgerichtsgebäudes in der Altstadt befürworten, an das Kgl. Justizministerium nach Stuttgart abgegangen ist.
Tatsächlich sind auch die Gemüter des weitaus überwiegenden Teiles der hiesigen Einwohnerschaft seit dem Tag, an welchem bekannt wurde, daß sich die Kgl. Domänendirektion für den Hägel'schen Platz im Steckenäckerle, zunächst wenigstens, entschieden habe, sehr beunruhigt und das mit Recht, würde doch ein großer Teil der hiesigen Geschäftsleute namentlich der inneren Stadt durch die Verlegung des Kgl. Amtsgerichts auf das rechte Nagoldufer einen empfindlichen, dauernden Schaden erleiden. Es wäre etwas anderes, wenn unsere Stadt noch kein Amtsgericht hätte und ein solches erst neu hierherkommen sollte; in diesem Fall würde der nicht bevorzugte Stadtteil keinen Schaden erleiden, da er ja nichts verlieren müßte. Nachdem aber schon seit Menschen- gedenken das Amtsgericht im Mittelpunkt der Stadt steht, würde durch seine Verlegung ins Steckenäckerle ein Rückgang vieler Geschäfte auf dem Marktplatz und seiner näheren Umgebung und dadurch eine Wertverringerung der einzelnen Grundstücke herbeigeführt werden. Wer schon den Zustrom von auswärts beobachtet hat, den an manchen Tagen der Woche das Vorhandensein des Amtsgerichts veranlaßt, kann dies beurteilen. Die Altstadt würde nun durch eine Erstellung des Amtsgerichtsgebäudes im Steckenäckerle das verlieren, was sie schon seit vielen Jahren besitzt, — was für das Steckenäckerle aber nicht zutrifst — und wehrt sich daher mit Recht gegen einen solchen Verlust, und die damit verbundene Schädigung. Vorerst und noch lange wird man unter Calw die Altstadt und nicht das Steckenäckerle verstehen, das sich als Stadtteil zuerst einmal ent- wickeln soll, ehe man in ihm und dazu auch noch in seinem entlegensten Teil, eine Behörde unterbrtngt, wie das Kgl. Amtsgericht. Wir gönnen dem neuen Stadtteil eine starke Entwicklung, die neben den verschiedenen neu erstellten Ptt-