Nr. 37. (Erster Blatt ) Arnis- und Anzeigeblatt für den Gberanttsbezirk Lalw. 89 . Jahrgang.
»rsLetnungsweife: «mal wLchrntllch. Nnzelgenprkt»: Im vberamt«. r«t<rk Lalw für die einspalttae BorgiSzei!» 10 Pfg., außerhalb derselben IL Pfg-, XMamen LL Pfg. Schluß für Jnferatannahme 10 Uhr vormittag«. Telefon S.
Samstag, -e« (4. H-brirar ^^4
ve-ugstprer-. Zn der Stadt mit Trügerlohrt Mk. 1L5 viertetjLyrUcy, Posi» brzuglpreK für den Orts- und Nachbarorlsverkebr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk 1.S0. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg.. in Bayern und Reich 42 Pfg.
Amtlich« Bekanntmachung«»,.
Sekamilmachung.
dctr. die Wahl der Berficherungsvertreter bei dem Bersicherungsamt Calw.
Unter Bezugnahme auf die Bestimmungen der 88 40 ff. R.B.O. und der Min.-Verfügung vom 20. Sept. 1913 M.A.Bl. 1913, S. 825 (Wahlordnung) wird darauf hingewiesen, daß die Wahl der Versicherungsvertreter voraussichtlich Ende März d. I. stattfindet.
Wahlberechtigt sind die Vorstandsmitglieder der Krankenkassen, Ersatzkassen usw., welche im Bezirk Calw wenigstens 50 Mitglieder haben. Die Ersatzkassen und die außerhalb des Bezirks des Versicherungsamts seßhaften Kaffen außerdem nur, wenn sie ihre Beteiligung an der Wahl dem Wahlleiter rechtzeitig anmelden und die Zahl ihrer Mitglieder im Bezirk Nachweisen.
Die Ersatzkaffen und Kaffen, welche außerhalb des Bezirks des Versicherungsamts ihren Sitz haben, werden daher aufgefordert, bis 20. Februar 1914 dem Unterzeichneten Wahlleiter ihre Beteiligung an der Wahl anzumelden und die Zahl ihrer nach den Bestimmungen der Wahlordnung I Ziff. 2 Abs. 2 anrcchnungfähigen Mitglieder nachzuweisen.
Calw, den 12. Februar 1914.
K. Bersicherungsamt:
Amtmann Rippmann.
Sekanntmachuna,
btr. die Anlage des Eebiiudeschadens für das Jahr 1914.
Die Umlage wurde durch Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 7. Januar 1914 (Reg.-Vl. S. 26), in der Weise bestimmt, daß bei den Gebäuden der dritten Klaffe, welche die Regel und die Grundlage für die Berechnung des Beitrags in den höheren und niederen Klaffen bildet, (K.V.O. vom 14. März 1853, 8 12 c), der Beitrag von Einhundert Mark Brandversicherungsanschlag
zwölf Pfennig
zu betragen hat.
Unter Hinweis auf die Verfügung der K. Ministerien des Innern und der Finanzen vom 24. Januar 1914, betr. die Reichsstempelabgabe von Beurkundungen bei der Württemb. Gebäudebrandversicherungsanstalt, (Min.-Amtsbl. S. 38), und den Erlaß des K. Verwaltungsrats der Eebäudebrandversicherungsanstalt vom 31. Januar 1914 (Min.-Amtsbl. S. 40) werden die Ortsoorsteher veranlaßt, für die Fertigung der vorgeschriebenen Verzeichnisse über die im Eebäudekataster vorgekommenen Aenderungen, mit Klaffenberechnung, sowie für die Vorbereitung der Umlage Ärge zu tragen. Da die Gebühren der Eemeindebeamten für die Berechnung, den Einzug und die Ablieferung der Stempeltabgabe noch nicht bestimmt sind, kann die Umlage vorläufig noch nicht abgeschloffen werden.
Den 12. Februar 1914.
K. Oberamt:
Neg.-Rat Binder.
Die kranken französischen Soldaten.
Paris, 13. Febr. Mehreren Blättern zufolge hat der Gesundheitszustand der Truppen, über den in der heutigen Kammersitzung auf Veranlassung der Sozialisten eine Jnterpellationsdebatte stattfinden wird (s. unten), namentlich in den Garnisonen an der Ostgrenze eine Verschlimmerung erfahren. Im Militärkrankenhaus in Nancy befinden sich gegenwärtig 500, in Toul 800 und in Luneville 125 Kranke. Wie die France Militairc meldet, hat das Kriegsministerium nun verschiedene Maßnahme zur Hebung des Gesundheitszustandes in der Armee beschlossen, darunter bessere Heizung der Kasernen und wärmere Bekleidung der Mannschaften. Ueberdies sollen zahlreiche Urlaube gewährt und die schwächeren Soldaten sollen ausgemustert werden.
In der Kammer warf der Sozialist Nounanet dem früheren Kriegsminister vor, er sei für den gegenwärtigen Zustand der Dinge verantwortlich. In heftiger Erwiderung nahm Etienne die Verantwortung voll aus
sich. Der Abgeordnete Lachaud erklärte, die meisten Kasernen seien zu stark belegt. Nounanet und nach ihm Albert Thomas machten Etienne den Vorwurf, er habe den Abänderungsantrag zu den Militärgesetzen angenommen, durch den auf einmal 45000 Mann mehr eingestellt worden seien. Er hätte erklären müssen, daß das unmöglich sei, sie alle unterzubringen. Die äußerste Linke beteiligte sich lebhaft an den Zwischenrufen gegen Etienne, sodaß der Präsident energisch ein- schreiten mußte. Lachaud verlangte verschiedene Verbesserungen hinsichtlich des Schuhzeugs, der Bekleidung und der Beköstigung der Soldaten, forderte ferner einc- größere Anzahl von Militärärzten und verlangte, die Regierung solle einen Gesetzentwurf betr. die Wiederherstellung der alten Kasernen einbringen. Er erinnerte daran, daß im Januar die Masern in 7k Garnisonen herrschten, besonders in Epinal, Nancy, St. Die, das Scharlachfieber in 60 Garnisonen, daß an den Masern 31, am Scharlachfieber 34, an Genickstarre 20 und an anderen Krankheiten auch noch eine Anzahl Soldaten starben. Uebrigens sei auch der Winter außerordentlich hart gewesen. Lachaud bemängelte die Bauart der niemals gelüfteten, nie gereinigten und stets bewohnten Kasernen und beklagte die Ungewißheit, in der man sich betreffs des Zustandes in den neuen Kasernen befinde. Er kritisierte weiter gewisse Hospitäler und Lazarette. Laut der von dem Redner angeführten Statistik zählte man im Januar bei einem Mannschaftsbestand von 717 415 Mann 194 052 Revierkranke, 44 192 Lazarettkranke, 21 570 Hospitalkranke, 280 Todesfälle und 1489 teilweise wegen Dienstuntauglichkeil Entlassene.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 14. Februar.
Die heutige Sitzung begann mit „Kurzen Anfragen". Nach deren Beantwortung, bezw. Zurückstellung, wurde die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt.
Zunächst wird über die gestern zurückgestellten Resolutionen zum Reichsoersicherungsamt abgestimmt. Angenommen wird die Resolution Dr. Spahn (Ztr.), die die baldige Vorlegung der Vorschriften behufs Bereitstellung der Rücklagen der Berufsgenoffenschaften für den genossenschaftlichen Personalkredit fordert. Angenommen wird ferner die Resolution Mumm (Wirtsch. Vgg.), die bei gestiegenem Lohn höhere Renten verlangt und die Resolution Behrens (Wirtsch. Vgg.), die eine Erklärung des Begriffs „Facharbeiten" in der Reichsversicherungsordnung empfiehlt. Auch die sozialdemokratische Resolution auf Vorlegung einer Denkschrif. über die Frage, wie sich die Grundsätze für die Eewäh- rung und die Durchführung des Heilverfahrens bewährt haben, gelangt zur Annahme. — Die Denkschrift über die Rücklagen der Berufsgenoffenschaften wird einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen. Zum Aufsichtsamt für Privatversicherung liegen zwei Resolutionen Dr. Doormann (F. Vp.)—Jckler (Natl.), Dr. Pfleger (Z.)—Rupp-Marburg (Wirtsch. Vgg.) vor: die eine verlangt eine Aenderung des Gesetzes über die Privatversicherungen dahin, daß auch die öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmungen, deren Geschäftsbetrieb sich über mehrere Bundesstaaten oder Provinzen erstreckt, der Aufsicht des Kaiserlichen Aufsichtsamts unterstellt werden. Die zweite ersucht den Reichskanzler, bei den Landesregierungen dahin zu wirken, daß die öffentlich- rechtlichen Versicherungen (Lebens- und Volksversicherung), die nicht der Aufsicht des Reichsamts unterstellt sind, bei ihrer Propaganda- und Verficherungswerbung die Grundsätze zu beachten, die das Reichsamt für die privaten Versicherungen aufgestellt hat. Ferner soll Behörden und Beamten untersagt sein, ihren amtlichen Einfluß zugunsten irgendeiner Lebensversicherungsform geltend zu machen.
In der Debatte traten deutlich die gegenteiligen Auffassungen der Redner über den politischen Charakter der „Volksfürsorge", hinter der die freien Gewerkschaf
ten stehen, zutage. Die staatlich unterstützte „Volksversicherung" wurde vom Staatssekretär Dr. Delbrück warm in Schutz genommen. — Samstag Fortsetzung.
Stakt, Bezirk «>«k Nachbarschaft.
Talw, den 14. Februar 1914.
Gedenkfeier für Dr. Eundert.
Zu einer solchen gestaltete sich der Mtsfions- Teeabend der Basler Mission, der im Furtbach- Vereinshaus in Stuttgart abgehalten wurde. „Erinnerungen an Dr. Eundert", lautete schlicht das Thema, das Professor D. Häring-Tübingen seinen feinsinnigen Ausführungen zu Grunde legte. Im engen Anschluß an dessen Selbstbiographie und seinen Briefwechsel zeichnete der Redner, vieles aus eigenen persönlichen Erinnerungen schöpfend, ein freundliches, liebenswürdiges Charakterbild mit feinem, nachfühlen- dem Humor, von dem vor 100 Jahren geborenen, um die Mission so hochverdienten Manne. An den aus merksamen Zuhörern zogen die Lebensstationen der Reihe nach im Geist vorüber: die ungetrübte Knabenzeit, die kritische Studienzeit mit dem ernsten Wahrheitssuchen und der unerwarteten Entscheidung für dis Arbeit im Dienst der Mission, zuletzt die Lalwer Amtszeit. Dieses Leben, so interessant durch seine eigenen Führungen und die Eigenheit Eunderts, sich in diese Führungen hineinzuleben, faßte der Redner zusammerS in das scheinbar selbstverständliche Urteil: Gunderk glaubte an Gott. Es war jener seltene Glaube, der dankbar und gehorsam ist, der die Sünde nie ohne die Vergebung und die Gabe (man denke an seine wunderbare Sprachenbegabung!) nie ohne die Kraft Eottes- sehen konnte und der ihn dazu befähigte, den Menschen mit beispielloser Liebe zu begegnen. — Eine Ueber- raschung für die Zuhörer war es, daß der Enkel des» Gefeierten, Pfarrer Eundert von Hopfau, im Namen der Familie Worte des Dankes an den Redner richtete, sowie daß sangeskundige Mitglieder der Familie Eundert einen Missionsgesang („Siehe ich sende euch", Text von Gerok) vortrugen. Zum Schluffe ging Pfarrer Römer von'Züttlingen noch etwas näher auf die eigentliche Missionstätigkeit Eunderts, namentlich seine Wirksamkeit in Indien, ein.
Große Bewegung rief es unter den versammelten Miffionsfreunden hervor, als Prälat von Römer die kürzlich eingelaufene Nachricht von einem sehr ernstlichen, zum Glück noch gut abgelaufenen Unfall, mitteilte, von dem Missions-Inspektor Dipper und die Missionare Ziegler und Walter durch Einsturz einer Brücke in China betroffen wurden.
v. Bahndienst. Lokomotivführer Edel in Calw wurde auf Ansuchen nach Ulm versetzt.
Bon Hermann Hesse wird in nächster Zeit bei S. Fischer-Berlin ein neuer Roman, „Roßhalde", erscheinen.
Ordnung des Leichengesangs von Schülern bei parzellierten Gemeinden. In einem Erlaß, den das neueste Amtsblatt des Kultministeriums enthält, wird vom evang. Oberschulrat auf den Mißstand hingewiesen, der da besteht, wo in parzellierten Gemeinden bei Beerdigungen Lehrer und Schüler weite Wege zum Trauerhaus und von da zum Kirchhof zu machen haben. Der Oberschulrat ordnet an, daß „jedenfalls soweit solche Beerdigungen in die Schulzeit fallen, im Interesse der Schule, wie auch der Gesundheit der Lehrer und der Schulkinder darauf gehalten werden muß, daß diese nicht verpflichtet werden, zu einem weit entfernten Haus zu gehen, daß sie vielmehr den Leichenzug beim Mutterort an einer bestimmten Stelle empfangen, wie dies an manchen Orten schon eingeführt ist. So gewiß wertvolle, schöne örtliche Sitten in keiner Weise ongetastet, vielmehr auch von der Schule gepflegt werden sollen, so gewiß dürfen Bräuche nicht auf die Dauer festgehalten werden, die mit ernsten Bedenken für die Schule, die Lehrer und die Schulkinder verbunden sin. Die Orts, schulräte haben in der hier in Betracht kommenden Ee-