Seite 2
SchwarzwSlder Tageszeit««» »,U«s de« T«««e»*
Nr. 54
Erklärung der Reichrwirtschastsministerr
Reichswirtschastsminister Dr. Cutius erklärte am Samstag ini Reichstag bei der Beratung des Haushaltsplans für das Reichs, wirtschaftsministerium, das; er mit Rücksicht auf die wiederholten Aussprachen über die Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik sich auf die Erörterung einiger aktueller Fragen beschränken wolle. Der Minister legte dann die Erundzüge seiner Konjunkturpolitik dar, die im Jahre 1926 der Ankurbelung der Wirtschaft, im Jahr 1927 der Verhütung einer Uebersteigerung der Konjunktur gedient habe. Er sei bestrebt, die Vergebung öffentlicher Aufträge so zu leiten, daß deren Umfang jeweils ini umgekehrten Verhältnis zu dem Umfang der Privataufträgs stehe. Das deutsche Preisniveau sei für gesamteuropäische Verhältnisse su hoch. Immerhin biete die gegenwärtige Preisbewegung keinen Anlaß su besonderer Besorgnis. Erotzbandels- und Lebenshaltungsindex seien wieder gefallen. Die gleichmäßige Entwicklung der Wirtschaft sei besonders im Herbst durch die Kredit- und Vertrauenskrise aus Anlaß des Eilbertmemo- randums gefährdet gewesen. Es habe wochenlanger Aufklärung und Kämpfe bedurft, um die Gefahren zu bannen. Heute könne man wieder eine ruhigere Auffassung der Lage feststellen. Aus- landskavital werde neben eigener Kapitalbildung nach wie vor erforderlich sein. Eine weitere Abdrosselung sei nicht möglich. Auch die Kartellvolitik stehe im Dienste der Konjunkturpolitik. Eine grundlegende Reform des Kartellwesens könne erst nach Beendigung der Arbeiten des Enqueteausschusses eingeleitet werden. Der Minister kommt dann auf seine Verordnung gegen die Cisenpreiserhöhung zu sprechen. Er erörtert dabei das Er- sebnis der Verhandlungen und die Bedeutung des jetzt zustande- gekommenen „Friedensschlusses". Wichtig sei vor allem, daß die eisenschaffende Industrie sich verpflichtet habe, vor der Ergreifung von Maßnahmen, die die gemeinsame Eisenwirtschaftspolitik beeinflussen könnte, dem Ministerium rechtzeitig Mitteilung zu machen. Mit Rücksicht auf das Verhandlungsergebnis habe er seine Verordnung wieder aufgehoben. Das Wirtschaftsministerium beschränke sich nicht darauf, Strukturwandlungen der Wirtschaft zu beobachten und aufzuzeigen, sondern versuche, die entscheidenden Kräfte der Wirtschaft su fördern. Dies gelte vor allem auch für Gebiete der Energiewirtschaft. Er hoffe, daß die stille und zähe Arbeit aller Beteiligten zu einer Verständigung über die gemeinsame Elcktropolitik führen werde. Zur Klärung des Problems der Gasfernversorgung werde er demnächst alle interessierten Gruppen zusammenberufen. Der Minister legte dann seine Bemühungen um Handwerk und Mittelstand während seiner Amtsführung dar und suchte die Besorgnisse zu zerstreuen, die aus Anlaß des landwirtschaftlichen Notprogramm aus mittelständischen Kreisen geäußert werden. Zum Schluß bespricht der Minister die Handelspolitik. Die Steigerung der Passivität unserer Handelsbilanz auf 3,9 Milliarden sei gewiß besorgniserregend, andererseits dürfe man sich aber auch einmal vor Augen halten, daß die deutsche Außenhandelspolitik der Vorkriegszeit ebenfalls passiv gewesen sei. Angesichts der ungeheuren Schwierigkeiten, die der Wiederanschlub an den Weltmarkt in der Nachkriegszeit mit sich brachte, sei das Ergebnis des Ausfuhrgeschäfts im allgemeinen als erfreulicher Fortschritt zu bezeichnen. Jedenfalls müsse in der Forderung der Ausfuhr durch Exportverstcherung, Garantieleistungen, Exportkredite, Bekämpfug des Protektionismus und Vollendung des Handelsvertragssystems fortgeschritten werden. Exportförderung und Pflege des Jnnenmarktes brauchten sich nicht auszuschließen. Der Minister erklärte, er habe sich aufs stärkste für Hilfsmaßnahmen zu Gunsten der Landwirtschaft eingesetzt. Er werde alles unterstützen, was zu deren Rationalisierung und Ertragssteigerung führen könne. Dagegen könne er keine Politik mitmachen, die ihr Seil in der Drosselung der Einfuhr, Protektionismus und Autarkie sehe. Die Rückwirkungen solcher Politik aus das deutsche Eesamtvolk einschließlich der Landwirtschaft wären verhängnisvoll. Aufrechterhaltung und Vertiefung des Anschlusses an die Weltwirtschaft sei die Schicksalsfrage für Deutschland und Europa.
Aus Skadl und Land, j
Altensteig» den 5. März 1928. j
Fremdenverkehrssache. Der hiesige Fremdenverkehrs- j ' ausschuß, der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen i i wurde, lud auf Samstag abend die Interessenten des i Fremdenverkehrs zu einer Versammlung ein, um über S seine seitherige Arbeit Bericht zu erstatten und über die ^ Verwendung der im letzten Jahr gesammelten Beiträge ^ ' Rechenschaft abzulegen. War der Besuch der Versamm- ;
lung auch nicht so groß, wie man erwartet hatte, so betei- s : ligten sich doch die zur Versammlung Erschienenen mit leb- 1 haftem Interesse an den gepflogenen Beratungen. Der - Vorsitzende des Ausschusses warf zunächst einen kurzen z Rückblick auf die vom Ausschuß geleistete Arbeit und den ^ Fremdenverkehr im letzten Jahr und der Geschäftsführer ^ Flaig erstattete den Kassenbericht, der nach Abzug der ^ Auslagen mit einem Kassenbestand von 230 Mark ab- i schließt. An die beiden Berichte schloß sich eine Aussprache i an, an welcher sich die Anwesenden recht lebhaft beteilig- ? ten und dabei ihr großes Interesse am Fremdenverkehr - bekundeten. Es ging aus der Aussprache hervor, daß der . vom Ausschuß zur Hebung des Fremdenverkehrs ein- ; geschlagene Weg weiter beschritten werden soll, daß der ^ im letzten Jahr erschienene Prospekt Beifall gefunden hat j und daß dieser auch weiterhin verbreitet werden soll, daß Z in der Werbung durch Anzeigen für den hiesigen Platz - fortgefahren und der Kreis der zur Benützung kommenden i Zeitungen größer gezogen werden soll. Bejailvssen wurde auch die Benützung des Poststempels, um durch ihn für den Luftkurort Altensteig Reklame zu machen. Außerdem war es der Wunsch der Versammlung, daß künftig durch weitere Veranstaltungen für Unterhaltung der Luftkurgäste gesorgt werden und dabei auch die Stadtkapelle durch öftere Konzerte Mitwirken soll. Es wurde aber auch die Notwendigkeit betont, daß die hiesige Stadt und ihre Einwohner-- schaft, besonders auch die Gaststätten, dafür sorgen müssen, daß der Aufenthalt der Fremden so angenehm wie möglich gestaltet wird. Dabei wurde an die Notwendigkeit der Beseitigung der Staubplage innerhalb der Stadt, an mancherlei Erneuerungen in den Gaststätten, an einen Blumen- s und Pflanzenschmuck der Häuser etc. erinnert. Die Aussprache zeitigte eine solch große Menge von Anregungen , zur Hebung des Fremdenverkehrs, daß die Versammlung ,
! wahrhaft nicht umsonst war und der Versammlungsleiter : s diese mit aufrichtigem Dank an die Teilnehmer und j i für dis Mitarbeit des Geschäftsführers und der Ausschuß- ^ s Mitglieder schließen konnte. Im übrigen wird sich der Aus- j > schuß in Kürze mit den mancherlei Vorschlägen und Wün- ! ! schen, welche in der Versammlung geäußert wurden, weiter j beschäftigen und sie zur weiteren Hebung des Fremden- j l Verkehrs zu erfüllen suchen. j
i l
! - Calw, 4. März. Der heutige Sonntag brachte viele !
Ausflügler zu Fuß, zu Rad und zu Auto hieher. Wohl j angelockt durch das schöne Wetter fuhr Auto an Auto j durch die Stuttgarter-, Bischofs- und Bahnhofstraße. Die ! Polizei hatte viel zu tun, um den Verkehr beim Adler zr< ! regeln. Noch nie war ein solcher Verkehr zu verzeichnen - wie heute. Zu dem starken Besuch trug besonders die l Krokusblüte in Zavelstein bei. Die blauen, gelben und
M (19. Fortsetzung.)
ff „Maria!"-
An ihrem Lachen erkannte er, daß sie scherzte. „Gott, was machst du für entsetzte Augen, Liebster? Wäre es denn so fürchterlich, wenn ich heute noch deine Frau würde? — Wieviele Sommer zählst du denn? — Erst sechsundzwanzigk — Wie jung du bist! — Aber das schadet nichts! — Lieben kannst du ja. — Und mehr brauchst du nicht zu können."
Er sah sie mit einem stillen Lächeln von der Seite an. „Wohin willst du mich denn bringen," frug er, als sie in eine schmale Seitenstraße einbogen.
Sie erwiderte nichts, aber nach einer Weile hielt sie vor einer grünen Wiese, die wie ein friedlich atmentes Herz zwischen den Hochwald eingebettet lag, still. .Hier wollen wir bleiben und Verlobung feiern. Wir beide ganz allein. — Was braucht man andere Menschen, wenn man so glücklich ist?" Behutsam küßte sie ihn auf den Mund. „Hab' keine Angst, Liebster, ich werde ganz brav sein. — Nimm den Korb aus dem Fond, dort hinein hat die alte Martha mein Mittagessen verstaut, — und hilf mir dann decken, bitte. Willst du im Wagen speisen oder auf der Wiese? — Aus der Wiese also, weich netter Mensch du bist, sogar Sinn und Poesie hast du."
Sie sah ihm lächelnd zu, wie er sich mühte, das Tischtuch aus das Gras zu breiten. Der Sommerwind nahm es immer wieder ichäkernd hoch und suchte es zu entführen. Ohne ein Wort zu sagen, bückte sie sich nach dem Wege, nahm vier Steine auf und beschwerte die Enden des Tuches.
„Wie praktisch," lobte er.
„Nicht wahr?" — Sie begann die Sachen zu ordnen und er war ihr dabei behilflich. Wie furchtbar ungeschickt er alles anfing! Kaum glaublich, daß ein Mann solch täppische Finger hatte. Aber als er in ihre Nähe kam. küßte lie dieselben in Andacht. „Hast du schon oft für mich gebetet. Rolf?" "
„Immer, seid du zurück bist," sagte er und wich ihrem Blicke aus.
Sie legte ihm vor und füllte den Hellen, goldfarbenen Wein in das Glas. Sie hatte nur dieses einzige, sie mußten es zu zweien benützen, und Maria weidete sich an seiner Mrlegenheit, als sie ihm just die Stelle bot» an der ihre
Lippen geschlürft hatten. Das Huhn war dampfend heiß, sie teilte es redlich mit ihm, soviel er auch wehrte. Ebenso die Biskuits, die den Nachtisch bildeten.
Der Wein schien eine eigene Wirkung auf ihn auszuüben, er wurde unruhig und biß die Lippen aufeinander. Dann tastete er mit beiden Händen nach ihr und zog sie wortlos an sich. Müde von der Fahrt und der starken, harzigen Luft des Waldes, schloß sie die Augen.
„Nicht schlafen." mahnte er bittend.
„Nicht?" Sie fuhr empor und sah ihn verwundert an. Nichtsdestoweniger fielen ihre Lider willenlos, wiederum herab. An den Wochentagen blieb ihr keine Zeit zu ruhen, nur die Sonntage gehörten ihr ungeteilt.
„Maria," bat er leise.
Ein Lächeln war die Antwort. Noch überwand sie das hemmungslose Schlafbedürfnis und suchte in seinen Augen. Aber sein Blick ging geradeaus und seine Lippen bewegten sich.
„Was sprachst du eben?" Sie versuchte wach zu bleiben.
Er schüttelte den Kopf.
Ihre Augen lagen schon wieder halb geschlossen, dann erschien ein Lächeln um ihren Mund. „Den Ring, den du mir damals gabst, trage ich immer bei mir. aber er ist mir viel zu klein geworden. Du mußt mir einen anderen dafür geben, Rolf. — Aber den Gleichen. — Ich bin abergläubisch."
„Aberglaube ist Sünde," mahnte er liebevoll.
„Ja? — Wenn es Sünde ist, dann mach es wieder gut! — Mach alles gut, was schlecht ist an mir. Rolf."
Mit einem Lächeln ließ sie ihren Kopf gegen seine Schultern gleiten. Nach einer Weile sank er langsam herab und blieb von seinem Arm gehalten, an seiner Brust liegen Mit einer unsagbar zärtlichen Bewegung bog er ihr Gesicht zu sich empor. Seine Lippen berührten ihre Stirne und die geschlossenen Lider, hinter denen die dunklen Sterne lagen, deren Schimmer sein Leben aus der Bahn gerissen hatte, in die er es lenken wollte.
„Maria!"
Sie hörte ihn. Ihre Hände hoben sich in unbewußter, schlaftrunkener Gebärde. — Er lehnte den Kopf gegen den Stamm im Rücken, dessen Geäst einen breiten Schatten über die Wiese warf. Der Himmel trug das Blau einer Glockenblume, mit weißen Wölkchen an den Rändern. Ein Eichhorn setzte mit einem einzigen Sprunge von 'iner Nachbartanne herüber, daß die Zweige noch lange auf und niederwippten.
Rolfs Blick wurde starr und lag auf Marias schwarzem Kleide, dessen Farbe sich mit der seines Gewandes mengte. Wie die Ruhe einschläferte. Wie der Frieden seiner auf
weißen Frühlingsblumen strecken nun ihre Köpfchen und und Blüten über den Rasen. Die Blüte hat sich in diesem Jahr früher als sonst entwickelt, doch werden die Blüten bis jetzt nur vereinzelt angetroffen. Das ganze schlafende Heer wird erst in etwa 8—14 Tagen erscheinen, dann aber zu vielen Tausenden, so daß die Wiesen wie übersät erscheinen. Die Blütezeit wird sich den ganzen Monat März Hinstrecken. In jedem Jahr übt die Krokusblüte ihren besonderen Reiz aus.
- Calw, 4. März. Zur Feier des 40 jährigen Bestehens des Frauenvereins vom Roten Kreuz für Deutsche über See veranstaltete gestern abend im Badischen Hof die hiesige Ortsgruppe einen Festabend, der in großarger Aufmachung dargeboten wurde. Eine sehr große 'Zahl von Personen hatte sich zur Mitwirkung bereit erklärt. Nach warmen Begrüßungsworten durch die Vorsitzende, Frau Fabrikant Rosa Wagner, folgten in reichster Abwechslung musikalische und theatralische Aufführungen mit eingelegten Tänzen. Um die Darbietungen hatten sich besonders verdient gemacht Frl. Gertrud Sannwald, Hedwig Dieterich (Klavier) Herr und Frau Kunstmaler Reürhold, Frl. Hedwig Münder (Tanz und Theater) und Frau Amtsgerichtsrat C. Hölder (selbstverfaßtes Spiel „Gedanken über das Rote Kreuz und andere Dinge"), sowie Frau Schiler und Dr. Weber (Violine). In den Nebensälen, die sehr hübsch dekoriert waren, befand sich eine Teestube und andere Einrichtungen, die große Ueber- raschungen brachten. Sämtliche Erfrischungen waren gestiftet worden. Der Festabend nahm einen glänzenden Verlauf.
Von der Allgemeinen Ortskrankenkasse Calw. Nachdem erfreulicherweise für die Wahlen zum Ausschuß und zum Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Oberamtsbezirk Calw bis zu den Einreichungsterminen je nur ein Vorschlag von seiten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer eingegangen, waren die darin verzeichneten Herren als gewählt zu betrachten. In seiner ersten Sitzung am 20. Februar wählte der neue Kassenvorstand nach Verständigung zwischen den Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern Herrn Metteur May zum 1. Vorsitzenden, Herrn Fabrikant Kamparos zum 2. Vorsitzenden, ferner in die sogenannte engere Kommission die beiden obengenannten Herren und Elektromonteur Bläse sowie Kassenverwaltungsdirektor Protz, als Arbeitgeberstellvertreter Mechanikermeister Wackenhuth. Als aktive Mitglieder des Vorstandes des Zweckverbandes für das Erholungsheim Korbmattfelsenhof in Baden-Baden, zu dem jede der drei Kassen Calw, Nagold, Neuenbürg 3 Mitglieder und 6 Stellvertreter zu entsenden hat, wurden gewählt: Fabrikant Kamparos, Metteur May, städt. Baumwart Kopp, als Stellvertreter Verwaltungsdirektor Schmidt-Teinach-Station, Schultheiß Vraun-Liebelsberg, Lagerverwalter Hörnle, Reguleur Bosch, Lagerarbeiter Störr» Mechanikermeister Soulier, Teinach-Station. — Am 25. Februar trat der neue Kassenausschutz im kleinen Sitzungssaals des Rathauses zum ersten Male zusammen. Vorstands- Vorsitzender May begrüßte die Erschienenen und leitete die Wahl des 1. Vorsitzenden des Ausschusses, als welcher auf Vorschlag von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite Verwaltungsdirektor Schmidt-Teinach-Station gewählt wurde. Ferner wurden gewählt als 2. Vorsitzender städt. Baumwart Kopp, in die engere Kommission, die auch zu wichtigen Vorstandssitzungen zugezogen wird, Direktor Schmidt, Baumwart Kopp, Buchdruckmeister Halb; als Schriftführer Mechanikermeister Soulier, als Stellvertreter Verwaltungsaktuar Hilligardt und Kanzleiassistent Rathfelder, als Mitglieder der Rechnungsprüfungskommisston Verwaltungsaktuar Hilligardt, Buchdruckmeister Hald, Kanzleiassistent Rathfelder-Hirsau, als Stellvertreter Kaufmann Räuchle, Installateur Hämmerle, Reguleur Hojer. Darauf wurde in die Beratung des Voranschlags für 1928 eingetreten. — In beiden genannten Sitzungen wurde betont, daß sparsam gewirtschaftet werden solle, auch die Herabsetzung des Beitrages wurde in Erwägung gezogen.
gewühlten Seele wohl tat! — Es würde nicht jo schrecklich sein! — Es würde alles gut werden! — Es-
Sein Kopf glitt herab und lag auf dem Scheitel de» Mädchens gebettet.
Plötzlich schrak er jäh empor und sah sich um. Seine Arme hoben sich zur Abwehr dessen, was er im Traum gesehen hatte. Den Abt, wie er vor ihm stand, mit einem zornigen Blitzen der Verachtung in den Augen: „So verworfen bist du, Rolf Machatizka! — So schrecklich verworfen!"
In Rolfs Augen stand nichts mehr als eine grenzenlose Verzweiflung.
Dampfend von der Hitze der Spätherbsttage kauerten die Wiesen und die Felder an den Hängen. Die Ahornbäume standen staubüberdeckt an den Straßen, denen glühende Wärme entströmte. Brennendrot, von tausend Lichtern entzündet, ruhte der Abendhtmmel darüber. Ein schwacher Lufthauch schob die Wolkenmassen von West nach Ost. Ab und zu hielten sie stille, um dann von neuem zu wandern.
In weitem Bogen schwang sich etn Viadukt über die Straße, die von Elisental nordwärts zur Grenze führte. An der Krümmung, die in mächtiger Schleife in den Hochwald einbog, sah man den Bahndamm, wie eine schillernde Schlange aufleuchten.
Dann ein fernes Rollen, Donnern, Näherkomment Die Schienen begannen zu zittern! Riesenlichter warfen einen flackernden Schein in das Dämmer, kamen näher, hetzten vorüber und schleuderten ein breites Strahlsnbündel in die Tiefe. Ohne Atemholen jagten sie vorüber.
Der Jude Ezechiel, welcher nahe dem Bahndamm auf dem ausgetrockneten Gras des Straßenrandes hockte, verfolgte die schwarzen Wagen, deren erleuchtete Fenster wie kleine, brennende Vierecke oorübertanzten und faltete die Hände. „Grüß mir mein Kind!"
^ür Sekundendauer preßten sich die hageren Finger über die brennenden Augen. Dann ließ er die Hände sinken. Eine ungeschickte Bewegung und der kleine, schwarze Kasten» der neben ihm stand, kollerte in den Staub der Straße. Es war beinahe tierischer Schrei, mit dem er aufsprang und sich auf die Erde warf.
Seine Hände suchten und wühlten, schmutziggraue Wolken stiegen ihm ins Gesicht und ließen ihn ohne Unterbrechung husten. Dazwischen hob er den Kopf und horchte auf jedes Geräusch in der Runde! — Nur kein Wagen jetzt! Kein Wagen! Der Huf der Pferde und die Schwere der Räder würden seine Schätze erbarmungslos zertramveln.