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SchwarzwSlder Tageszeitun, „Aus deu Tanne»-
Nr. 243
General Heye in Amerika
Newyork, 17. Okt. General Heye, der Chef der deutschen Heeresleitung, der mit dem Hapagdampfer „Hamburg" hier eingetroffen ist, wurde vom Militärattache der amerikanischen Botschaft in Berlin, Conge, namens des Kriegsamtes vom Staatschef, Colonel Enochs, und dem Eesandtschaftsrat Dr. Leitner begrüßt, die ihm bis zur Quarantänestation entgegenfuhren. General Heye äußerte Vertretern der Presse gegenüber die Ansicht, daß kein Deutscher, der einen verantwortlichen Posten bekleidet, die Gelegenheit versäumen dürfte, den bewunderungswerten Fortschritt Amerikas im letzten Jahrzehnt kennen zu lernen.
Aus Stadt und Land.
Altensteig, den 18. Oktober 1927.
— Württembergische Bauerntage. Der Landwirtschaftliche Hauptvevband Württemberg und Hohenzollern veranstaltet in diesem Spätjahr eine Reihe von Bauerntagen, in denen zu den dringendsten wirtschaftlichen Fragen aufklärend Stellung genommen wird. Der erste Bauerntag findet am Sonntag, den 39. Oktober, in Bad Mergentheim statt. Er gilt für die Bezirke Mergentheim, Gerabronn, Crailsheim, Hall und Künzelsau. Auf ihm wird u. a. der aus den Auseinandersetzungen über die Zollfrage bekannte und verdiente Agrarwissenschaftler Privatdozent Dr. Kurt Ritter-Verlm über „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutsche» Landwirtschaft" sprechen. Weitere Bauerntage des Landw. Hauptverbandes finden statt: am 11. November in Aalen mtd am 3. Dezember in Ravensburg.
Nagold, 17. Okt. (Zusammenstoß.) Am Samstag stieß auf der Jselshäuserlandstraße ein hiesiges Auto mit einem jugendlichen Radfahrer von Jselshausen zusammen. Der Radfahrer mußte bewußtlos vom Platze getragen und ins Krankenhaus geschafft werden.
Aus dm Sberamt Sreudenstadt
8 Freudenstadt, 16. Okt. (Versammlung.) Die Vereinigung württ. Krankenhausverwaltungen hielt am letzten Samstag ihre Jahresversammlung in hiesiger Stadt ab. Nach Ankunft der Züge erfolgte zunächst die Besichtigung unseres neuen Krankenhauses unter Führung des Chefarztes Dr. Bubenhofer und Oberamtspfleger Holzäpfel. Nach eingenommenem Mittagsmahl im Hotel Waldeck-Christophsau fanden unter dem Vorsitz von Verwaltungsdirektor Seeger-Stuttgart die Beratungen statt, wobei nach dem Geschäftsbericht des Vorsitzenden Oberamtspfleger Holzäpfel über den Neu- und Umbau des hiesigen Bezirkskrankenhauses berichtete, worauf in einem packenden Vortrag Chefarzt Dr. Bubenhöfer die Frage erörterte: Wie muß ein gutes Krankenhaus geführt werden? Weitere Referate erfolgten durch Verwalter Pfuderer-Reutlingen, Verwalter Vörmann-Stuttgart, Oberrechnungsrat Schurer-Ludwigsburg. Als nächster Tagungsort wurde Heidenheim bestimmt. Am heutigen Sonntag unternahmen die noch hier weilenden Teilnehmer eine Autofahrt über den Kniebis in unsere badische Nachbarschaft.
Dietersweiler, 17. Okt. (Zur Ortsvorsteherwahl.) Am gestrigen Sonntag fand die Vorstellung der Kandidaten für die Ortsvorsteherstelle statt. Von den elf Bewerbern sind nur vier zur Vorstellung erschienen, nämlich: Wilh. Bischofs, Verwaltungpraktikant von Freudenstadt, Alfred Koch, Verwaltungspraktikant in Schramberg, Karl Weikerr, Eegenrechner bei der städtischen Sparkasse Altensteig,
gebürtig von Freudenstadt, Hermann Beutler, Eemeinde- sekretär und Eemeindepfleger in Korntal. Die Ausführungen der Kandidaten wurden mit allgemeiner Befriedigung ausgenommen. Mit Rücksicht aus die beschränkte Zahl der Bewerber hat die Wählerversammlung von einer Vorabstimmung Abstand genommen.
Aus dem Lande
/Leihe des Ehrenmal für den Württ. Landsturm
Stuttgart, 17. Okt. Im Ebrenbain des Waldfriedhofs wurde Sonntag vormittag ein Gedenkstein für den Landsturm enthüllt. In außerordentlich großer Zahl batten sich Angehörige des Landsturms eingefunden. Eine Ehrenkompagnie des Grenadier- Latillons 13 mit 10 Fahnen und zwei Standarten früherer württ. Regimenter nahmen teil. Kirchenrat Schaal-Stuttgart hielt die Weiherede. Er begrüßte darin den Staatspräsidenten und den Finanzminister, den Landtagsvräsidenten, den Präsidenten des Württ. Kriegerbundes, den Wehrkreiskommandeur, die Vertreter des Kirchenvräsidenten, des Bischöflichen Ordinariats und der Israelitischen Religionsgemeinschaft, die Vertreter der Städte, den den Bataillonen des Landsturms ihre Namen gegeben haben und sonstige Vertreter der Behörden. Der Redner betonte, der Tag des Landsturms wolle kein Fest sein, sondern die Abzahlung einer Dankesschuld. Der Landsturm wolle seiner Toten gedenken und was in den Herzen lebe, das wolle der Gedenkstein ausdrücken. 18 mobile Landsturmformationen hätten sich zur Errichtung des Gedenksteins zusammengeschlossen. Das schwäbische Volk grüße am heutigen Tag den schwäbischen Landsturm und die 914 Gefallenen. Der Stein lege Zeugnis davon ab, daß der Landsturm nicht fehlte, als die große Not des Vaterlandes uns zu den Waffen rief. Der Redner schloß seine eindrucksvollen Worte mit einem Bekenntnis des Glaubens an die Zukunft des deutschen Vaterlandes. Dann fiel die Hülle, während die Ehrenkompagnie präsentierte. Nach einem Vortrag des Gesangvereins Ebrenfeld sprach der evangelische Pfarrei Dauber-Thamm über das Vertrauen auf Gott und seine Hilfe für das deutsche Volk. Der katholische Geistliche, Stadtpfarrer Professor Dr. Koch-Vinsdorf gedachte in ergreifenden Worten der Toten und widmete ihnen Worte der Trauer, des Stolzes, des Dankes und der Treue. Daran schloß sich das gemeinsam geangene Lied „Ich hatt' einen Kameraden". Nunmehr wurden iühlreiche Kränze niedergelegt. Bürgermeister Dr. Dollinger übernahm alsdann das Ehrenmal in die Obhut der Stadt, llachdem die Fahnenkompagnie abgerückt war, zogen die Festteilnehmer am Ehrenmal vorbei. Nachmittags versammelten üch die früheren Angehörigen des Landsturms in der Liederhalle m einer kameradschaftlichen Feier.
Tödlicher Sprung. Sonntag vormittag stürzte sich ein 62 Jahre alter Vauschlosser aus 40 Meter Höhe von Degerlocher Aussichtsturm in die Tiefe und war sofort tot Die Leiche war gräßlich verstümmelt
Waldsee, 17. Okt. (Auto-Unglück.) Ein mit neun Personen besetztes Auto aus Burladingen bei Hechingen stieß am Kirchweihsonntag an der Steige von Heisterkirch nach Haidgau an einen Baum. Von den Mitfühlenden wurde eine Frau Marie Fröbel aus Zürich durch den Sturz fo schwer verletzt, daß sie nach kurzer Zeit verschied. Weiter erlitt eine Verwandte der Toten einen doppelten Schädsl- bruch, sodaß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Auch die übrigen Fahrtteilnehmer, mit Ausnahme des Führers- erlitten schwere Verletzungen.
BiSerach, 17. Okt. (Tödlicher Unfall.) Die 18jäh- rige hier tätige Kontoristin Anna Kutter von Rottum begab sich mit ihrem Fahrrad nach Hause zu ihrer Schwester nach Mittelbiberach. Beim Ortseingang begegnete sie einem stark betrunkenen Mann. Das Mädchen verlor dadurch die Sicherheit und stürzte vom Rad. Mit Hilfe eines Autos wurde die Verunglückte in die Wohnung ihrer Schwester verbracht, wo sie am Samstag früh starb. Bei dem Betrunkenen handelt es sich um einen Dienstknecht aus Ilnterdettingen.
Die WmtzeMWuerm.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemler.
Copyright bu amnv., Berlin W 3V.
Nachdruck verboten
4. Fortsetzung.
„Weißt, du, Mudeggerrn," sprach der Bauer, und seine Stimme klang wieder herrisch und rauh, „in Geldsachen hört die Frennvichast aus. Aber die Schönwalder sollen es erfahren, daß der Niederbacher Peter eine Tochter Hot, die sein Andenken hoch hält."
Da wurden Brigittas Augen feucht. —
Während Brigitta auf dem Flur noch ein paar Worte mit der Leukmrin wechselte und Lukas Leukner daneben stand und sich auch am Gespräch beteiligte, wurde rasch die Haustür geöffnet, und ein hübsches zweiundzwanzig, jähriges Mädchen trat ein. Es sprach wohl den Dialekt des TaleS, trug aber eine vollkommen städtische Klei, düng und war überhaupt etwas kokett herausgeputzt, wie man es bei oen Bewohnern dieser Gegend besonders an Werktagen wohl nicht gewöhnt war. Aus dem jun- gen, frischen Gesicht, das reiches braunes Haar, in Locken gebrannt, umgab, blitzten zwei dunkle, heiße Augen.
„Grüß Gott," rief sie mit einer Hellen, wohlklingenden Stimme.
„Ah, da schau, die Blachfellner Lies läßt sich a mal w-icdckr amal am oem Leuknerhof sehen," sprach der Bauer mit einer an ihm ungewohnten, fast herzlichen Freundlichkeit. ,Mst lang nimmer dagewesen."
„Hab ntt viel Zeit," erwiderte das Mädchen, „die Mutter ist nimmer recht gut auf de» Füßen, und die Dienstboten brauchen a Aufsicht."
Dünn grüßte sie auch die Leuknertn und Brigitta. Die erste erwiderte oen Gruß sehr kurz. Es war aber Wohl nur Brigitta ausgefallen, denn schon fragte Lukas Leukner: „Was führt dich her, Liesl?"
„Der Vater läßt fragen, ob du ihm den Schimmel für heut nachmittag leihen könntest. Er soll nach Kirch- berg hinaus zu einer Sitzung des Sparvereins, und un- jer Brauner lahmt an einem Fuß."
j „Natürlich kann der Blachfellner den Schimmel haben, i brauch ihn ntt heut."
„I muß jetzt gehen," sprach nun Brigitta, „und will ntt länger stören."
„Eilt es? Dann grüß Gott, Windeggerin," Lukas Leukner reichte Brigitta die Hand, „und schönen Dank."
Die Leuknertn begleitete Brigitta noch ein Stück wett, da meinte sie recht geringschätzig: „Nun wird dös G'strang wieder losgehen."
Brigitta sah sie fragend au.
„I mein die Lies. Das ganze Jahr kommt sie nie zu uns, nur wenn der Bartl daheim ist. Und jetzt ist er für lau" dahoam. Er ist als Aufsichtsorgan für die ärarische Jagd stationiert worden."
„Vorstehers haben's mir erzählt. Was hast gegen die Lies, Leuknertn? Der Bartl und die Lies, die gäben a schöns Paar. Und Geld wär a da und dort."
Tie Leuknerm schüttelte den Kopf.
„Mit Schönheit und Geld allein ist's ntt getan, und sonst g'sallt mir oie Lies ntt. A rechter Mooeaff ist sie. Gchört tu oie Stadt, aber ntt in unser Tal da herein. Und dann, Brigitta, man spricht so allerlei über die Lies. Nix Gutes. Ter Jnschenreur von der Wildbachverbauung, der junge Salzburger Herr, hat fast zwei Jahre beim Blachfellner gewohnt. Da redet man so mancherlei."
„Dös wird a Dorfklatsch sein. Wir haben in Schön, wald so a paar Schachteln, die mx Besseres zu tun haben, als den lieben Mitmenschen in Verruf zu bringen," meinte Brigitta. „Gott sei Dank, bis zu mir hinauf kommt so a Gered ntt. Da oben ist a bessere Luft."
„Mag scho. sein, Brigitta, daß viel Klatsch dabet ist, aber a altes Sprichwort sagt, wo viel Rauch ist, ist a a kloans Feuer."
„Nun," sprach Brigitta, „vielleicht hat die Lies den Herrn Ingenieur gern gesehen, aber sie wird bald gemerkt haben, daß dös nix für sie ist. Was sagt der
Mann dazu?"
„Meinem Mann wär die Lies scho recht, er wird lieber heil als morgen den Versprach feiern. Aber der
Bartl will nit, er weicht der Lies aus, wo er kann. Er
ist a bißl eigen, der Bartl."
„Mehr die Mutter wie der Vater," lächelte Brigitta.
Unteraichen OA. Stuttgart, 17. Okt. (Tödlicher U n- ^ fall.) Als am Samstag vormittag die Frau des Sandfuhrmanns Gottlob Reimold nach ihrem Mann, der i« Stall mit Pferdeputzen beschäftigt war, sehen wollte, fan> c sie ihn blutüberströmt und tot unter den Pferden liegend i vor. Wie sich der Unfall ereignet hat, ist noch nicht festgs- i stellt.
Biberach, 17. Okt. (Am Grabe Erzbergers.) Am : Sonntag sprach hier Reichskanzler a. D. Dr. Wirth auf ! Einladung des Reichsbanners Schwarz-rot-gold in der städtischen Turnhalle. Der Versammlung voraus ging eine Ehrung am Grabe Erzbergers. Dr. Wirth gedachte seines toten Freundes in einer kurzen, erhebenden Gedenkrede und legte in dankbarer Erinnerung einen Lorbeerkranz nieder.
Mittelbuch, OA Biberach, 17. Okt. (HundeimSchaf- pserch.) Zwei umherstreifende Hunde haben im Schaf- ^ pferch von Joh. Brost in Bebenhaus übel gehaust. 6 Schafe wurden vollständig zerrissen und 15 Stück schwer verletzt, ^ so daß sie teilweise notgeschlachtet werden mußten.
Waldsee, 17. Okt. (U e b e r f a h r e n.) In der Wohnung ^ des Oberamtsgeometers Fischer war ein Kaminbrand ausgebrochen, weshalb die Weckerlinie Waldsee mit der Mo- ' torspritze alarmiert wurde. In der engen Straße bei der Kirche mußte die Motorspr-tze einem kleinen Fuhrwerk ausweichen und beim Nehmen der Kurve verlor der Führer die Herrschaft über die Steuerung und fuhr mit dem ! Wagen auf den Bürgersteig, woselbst sich die Realschüler auf dem Heimweg von der Schule befanden. Zwei löjäh-- : cige Schüler wurden von dem Auto mit ungeheurer Wucht in die Mauer gedrückt und fürchterlich zugerichtet. Der Sohn des Waldmeisters Aich verschied nach wenigen Miauten und der Sohn des Obersekretärs Mancher wurde schwer verletzt ins Bezirkskrankenhaus übergeführt. An seinem Avttommen wird gezweifelt.
! ParteiW rer württ. MWiMMle«
- Stuttgart, 17.Okt. Der Landesparteitag der Deutschnationale» ' Volkspartei (Württ. Bürgerpartei) begann am Samstag nach- H mittag mit einer Tagung des Landesausschusses unter Anwesenbeit des Führer Partei im Reiche, des Grafen Westarp. FaLri-
, kant Abg. Dr. Wider hielt einen Vortrag über wichtige Wirt« ; schaftsfragen vor dem Landesausschuß für Industrie und Han- j del. Abends fand sodann im Gustav Siegle-Haus eine öffentliche k Versammlung statt. Rechtsrat Hirzel begrüßte die stattliche ^ Versammlung, vor allem Staatspräsident Dr. Bazille. Finanz- i minister Dr. Deblinger, und gedachte des 80. Geburtstages des j Reichspräsidenten und begrüßte die Tannenbergrede. Dann sprach E Graf Westarp über die politische Lage, besonders im Hinblick c auf das Wahljahr 1928. Der Redner bezeichnte einleitend als j oberste Aufgabe der Partei, dem Vaterland die Freiheit »u i verschaffen und kennzeichnete dann in längeren Ausführungen
- die Stellung der Deutschnationalen Partei zur Außenpolitik,
- Völkerbund, Schiedsgerichtsbarkeit, Abrüstungs- und Sicherbeits- ^ trage, dann zur Wirtschaftspolitik, vor allem Siedlungspolitik, ' Sozialpolitik und Aufwertungsfrage. Mit warmen Worte«
setzte sich Graf Westarp für den Ausbau der Kleinrentnerversor- i sung durch Schaffung eines Rentnerversorgungsgesetzes und für c die Erhaltung des selbständigen Mittelstandes ein. Den Keudell- j schen Reichsschulgesetzentwurf werden die Deutschnationalen mit s Entschiedenheit durchzusetzen versuchen, da dieses Schulgesetz den ? christlichen Gedanken in unserem Volke fördere. Der Redner < sprach dann zu einigen Verfassungsfragen und erklärte, daß die s Deutschnationalen die mit dem Zentrum vereinbarten Richt- i linien getreu einhalten. Sie hätten sich nur verpflichtet, die Ver- j iassung vor gesetzwidrigen Angriffen und verunglimpfenden Herabsetzungen zu schützen. Dagegen verlangen die Richtlinien keinen Verzicht auf monarchistische Grundgesinnung. Reichskanzler Dr.
' Marx hat selbst anerkannt, daß die Farben schwarz-weitz-rot als > Symbole der Vergangenheit beachtet werden müssen. Zu den i kommenden Wahlen, die 1928 für den württ. und den preußischen Landtag und den Reichstag stattfinden, erklärte Graf Westarp.
„Leuknertn, laß di nimmer länger aufhalteu. I dank die für dt Begleitung. Ter Herrgott wird's scho so richten» ^ wies recht ist. Dö Hauptfach ist, daß der Bartl jetzt ^ dahoam sein kann. Da ist er wenigstens sei Lebens sicher."
„Hast recht, Brigitta. A Halbs Jahr können wir jetzt ruhig sein. I Hab viel Äengsten ausgstanden. Tr ist halt unser Einziger. Leb wohl, Brigitta. Tät mt freuen, wenn mi wieder amal bsuchen könntest."
„Gern, Leutnerin, menn es wieder amat richten kann» vielma komnii unter der Wochen nit ins Torf und am Sonntag geh t meistens gleich nach der Meß wieder hoam. Grüß di."
So trennten sich die beiden Frauen. —-
Brigitta hatte das Dörfchen, ohne nochmals aufgo- / halten zu werden, bald durchgangen und stieg nun wieder den Bergweg hinauf, der zu ihrem Hofe führte. Nach einer Stunde tüchtigen Stetgens hatte sie den kühlen Brunnen — im Volksmunde wegen seines besonders gute« und frischen Wassers so genannt — erreicht, ein Platz, wo alle, die hier vorüberkamen, in der Regel kurze Rast hielten. !
Unter einer Tannengrnppe sprudelte aus einer Holz- ' röhre das kristallklare Bergwässerlein in einen mit MooS ! überwachsenen, aus einem Stamme ausgehöhlten Trog. Hart daneben stand eine einfache Bank, in die zahlreiche Namen, Buchstaben und Zeichen geschnitten waren.
Brigitta beugte sich zu dem Brünnlein, ließ den klaren frischen Strahl in ihre zu einer Schale zusammen, gepreßten Hände rinnen und trank das kühle Naß. Währenddem hörte sie Schritte nahen und aufschauend jah sie e-nen Jäger, der aus dem Walde trat und auch dem küh- len Brunnen zustrebte.
Bald standen sie sich gegenüber. Der Jäger war ein etwa dreißigjähriger Mann, groß und stark, mit blondem, dichtem Haare und einem etwas rötlichen Spitzbarte. Wer den alten Leukner kannte, der erkannte seinen Sohn ous den ersten Blick. Die Gestalt hatte Bartl Leukner — dies war der Jäger — von seinem Vater, Humor und Charakter von seiner Mutter geerbt.
(Fortsetzung folgt.) ^