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Mem. Anzeiger für die Bezirke Nagold. Ealw a. Srendenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-Stadt

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Uirmirrer 234 I Alte ri steig, Freitag den 7. Oktovev 1927 _ j 51. Jahrgang

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Berlin, 6. Ott. Durch den heute Unterzeichneten deutsch, jugoslawischen Handelsvertrag wird das bisher bestehende vorläufige Handelsabkommen zwischen beiden Mächten, das ebenfalls schon auf der Grundlage der Meistbegünstigung beruhte, durch einen Vertrag abgelöst. Neu an ihm ist gegen­über dem vorläufigen Abkommen die Vereinbarung der Meistbegünstigung für das beiderseitige Niederlassungsrecht, das in dem sicheren Abkommen entsprechend den bisherigen handelspolitischen Gepflogenheiten Jugoslawiens überhaupt nicht erwähnt war. Außerdem enthält der Vertrag eine kleine Tarifanlage, in der beiderseits Zugeständnisse für bestimmte Erzeugnisse der Ausfuhrwirtschaft festgelegt sind. Deutschland macht solche Zugeständnisse an Jugoslawien :ns- besondere für einige landwirtschaftliche Produkte, so für l Mais und für Pflaumen, während Jugoslawien uns Ver­günstigungen für industrielle Artikel sowie einen günstige, ken Zollsatz für Vier einräumt. Die Beziehungen Deutsch- j lands zu Jugoslawien werden, wie die deutsche diplomatisch- politische Korrespondenz bemerkt, durch den neuen Vertrag ruf einen dauernden, festen Untergrund gestellt. Bei der erheblichen wirtschaftlichen Bedeutung Jugoslawiens, oas von jeher ein guter Abnehmer Deutschlands war, bedeutet , das eine neue Masche in dem Netz unserer geregelten und sriedensmäßigen internationalen Wirtschaftsbeziehungen.

Die Handelsbilanz Jugoslawiens ist während der letzten drei Jahre stets aktiv gewesen; die Aus- und Einfuhr be­trägt durchschnittlich im Monat etwa 0,80,9 Milliarden Dinar, d. h. 4060 Millionen Mark. Durch eine enger« > wirtschaftliche Verflechtung, die den beiderseitigen Jnter- , essen gerecht wird, ergibt sich automatisch eine Verengerung der freundschaftlichen politischen Beziehungen. Da es sich im vorliegenden Falle um einen durchaus modernen und libe- ralen Handelsvertrag handelt, so darf man mit Zuversicht i darauf hoffen, daß er auch in dieser Beziehung die wün­schenswerten Konsequenzen ergibt.

Mexikos Wenzkmvs

! Es wäre fast verwunderlich gewesen, wenn die bevor­stehenden Präsidentenwahlen in Mexiko nicht erneut Un- ^ ruhen ausgelöst hätten derart, wie wir sie in den letzten Tagen erlebt haben. Seit zwanzig Jahren steht dies Land ständig unter Hochdruck, und die Politik läßt die Bevölke- rung nicht aus der fortwährenden Siedehitze herauskommen, Die Ursachen hierfür liegen auf der Hand. Sie sind einmal gegründet in dem Charakter der Bevölkerung, in deren Adern spanisch-portugiesisches Blut, oft untermischt mit dem der indianischen Urbewohner, rollt. Das allein würde frei­lich zur Erklärung der fortdauernden Wirren nicht ausrei­chen, da das Land über erhebliche Bodenschätze verfügt und erfahrungsgemäß eine Bevölkerung, die in einem gewissen i saturierten Wohlstand lebt, nicht gerade zu politischen Ex« E zessen und Revolutionen neigt. Aber gerade der Kampf um ! dies« Bodenschätze ist es, der das Land dauernd in Unruhe hält. Waren es einst di' großen Silberminen, die den Neid ! innerhalb des Landes und jenseits der Grenzen erweckten,

> so sind es heute die wertvollen Oelvorkommen, um die der ^ Kampf hin und her geht. Hinzu kommt endlich noch die ! antiklerikale Gesetzgebung, namentlich der jetzigen Regie- i rung, die bekanntlich zu einem völligen Bruch mit dem ! Vatikan geführt hat. Es war selbstverständlich, daß die ! Gegner des gegenwärtigen Regimes die Gelegenheit der ! Präsidentenwahl benutzen würden, um zu einem großen ! Schlage gegen die Regierung Ealles und ihren Kandidaten,

! den früheren Präsidenten "".d General Obregon auszuholen. Der unbeteiligte Beobachter kann sich allerdings der Ein­drucks nicht erwehren, daß hinter dem Gegenkandidaten Ob- regons, Serrano, und seinen Anhängern maßgebende wirt­schaftliche Kräfte aus den Vereinigten Staaten gestanden haben, die mit Serrano zu ihrem Ziele, nämlich der Rück­gewinnung der wertvollen Petroleumgebiete, zu kommen hofften. Es scheint aber, daß es Calles gelungen ist, das Heft fest in der Hand zu behalten. Die Erschießung Serra- nos und einer ganzen Anzahl führender Militärs läßt jeden- i falls darauf schließen, daß sich der gegenwärtige Präsident vollkommen als Herr der Lage fühlt. Wenn das der Fall ist eine gewisse Reserve ist gegenüber allen Nachrichten ^ aus Mexiko insofern, geboten, als die Regierung eine scharfe ! Zensur ausübt dann wird es Calles auch zweifellos ge- ^ lingen, seinen Vorgänger und politischen Bundesgenossen Wregon wieder zum Präsidenten Mexikos zu machen. Eine

Gewähr für die Schaffung normaler Zustände in dem rei­chen aber vielgeprüften Land ist damit freilich nicht gege­ben. Denn der wirtschaftliche Expansionsdrang der Ver­einigten Staaten wird Mexiko nicht zur Ruhe kommen lassen.

! 1123 « in Lissabon

i D 1230 in Lissabon

> Emden» K. Okt. Nach Mitteilung der Flugleitung Nor­derney ist das Flugzeug D 1230 in Lissabon gelandet.

Lissabon, 6. Okt. Das Wasserflugzeug D 1230, das am Mittwoch gegenüber von Santa Cruz auf dem Meer nieder- j gegangen ist, ist augenblicklich von Fischerbooten umgeben. Ein Schleppdampfer befindet sich an Ort und Stelle, um nötigenfalls Hilfe zu leisten. Die See ist ruhig.

'' Nach Privatmeldungen der .Frankfurter Zeitung" ist die Landung des Junkersflugzeuges 30 Kilometer von Lissabon entfernt ohne jeden Zwischenfall glatt vor sich gegangen. Die Landung erfolgte nicht aus irgendwelchen Störungserschei­nungen an der Maschine, sondern aus wohlerwogenen Erün- ° den. Als man sich Lissabon näherte, begann es bereits zu dunkeln und der verantwortliche Führer des Flugzeuges, Starke, beschloß, niederzugehen, sobald sich eine passende Ge« j legenheit bieten würde.

! Neues vom Tage.

s Reichsratsbeschlüsse

; Berlin, 6. Okt. In der öffentlichen Sitzung des Reichs- ! rates vom Donnerstag abend wurde ein Gesetz zur Ab- ' Linderung des Reichsversorgungsgesetzes und anderer Ver­sorgungsgesetze angenommen. In den Hauptpunkten ist eine Rentenerhöhung in dem Gesetz enthalten, die aber für ^ Leichtbeschädigte stärker ist als für Schwerbeschädigte. Der ^ Reichsrat nahm eine Entschließung an, worin die Bereit- s stellung von 16 Millionen zu Erziehungsbeihilfen für t Kriegerwaisen begrüßt wird. Der Reichsrat ersucht aber z die Reichsregierung, die Entscheidung darüber nicht den s Versorgungsbehörden, sondern den Landesfürsorgestellen f zu übertragen.

: Chefbesprechung der Reichsminister

i Berlin, 6. Okt. Heute mittag fand den Blättern zufolgk

- nicht, wie zuerst angekündigt, eine Sitzung des Reichskabi- K netts statt, sondern lediglich eine Chefbesprechung, die sick j mit den Fragen der Preispolitik und den Anleihen beschütz : tigte. An dieser Chefbesprechung nahm, wie die Voss. Zeitg. j hört, Reichsbankpräsident Schacht noch nicht teil. Mög- k licherweise wird er morgen, wenn die Besprechungen fort- H gesetzt werden, hinzugezogen werden.

» Glückwunsch Marx' a« Dr. v. Stautz

i Berlin, 6. Okt. Reichskanzler Dr. Marx hat dem Direktor der Deutschen Bank Dr. v. Stauß zum 50. Geburtstag seine k herzlichsten Glückwünsche telegraphisch übermittelt.

! Festnahme eines deutschen Raubmörders in Holland s Amsterdam, 6. Okt. Die hiesige Kriminalpolizei hat einer, hier als Kellner beschäftigten 51jährigen Deutschen fest- ! genommen, der von der deutschen Justiz wegen eines an- s geblich im Jahre 1919 in Weener (Provinz Hannover)

! verübten Raubmordes auf einen Handlungsgehilfen ver«

, lolgt wird. Das Auskieferungsverfahren ist eingeleitet.

z Amerikanische Zollerhöhung aus französische Waren

> Paris, 6. Okt. In dem französisch-amerikanische« Zollstrekt

- fft ein neuer und sehr ernster Schritt durch die Entscheidung i des amerikanischen Schatzamtes geschehen, das mit sofortiger ? Wirkung eine Zollerhöhung für alle französischen Waren in : Kraft gesetzt hat. Man fürchtet, daß diese plötzliche Maß«

: nähme die Lage außerordentlich erschweren wird.

Der Parteitag der Arbeiterpartei gegen die britische aus­wärtige Politik

London, 6. Okt. Die Konferenz der Arbeiterpartei hat , heute einen Resolutionsantrag über die auswärtige Politik

- erörtert, der auf die Gefahren der Sonderoerträge und be- ; sonders der Pariser Erklärung über die albanische Grenze i hinweist. Der Beschluß fordert die Regierung auf, die Der- ^ Handlungen mit den Vereinigten Staaten wegen der Er- i ledigung aller schwebenden Fragen wieder aufzunehmen und : sagt, die Arbeiterpartei verpflichte sich, so schnell wie mög- ; lich normale Handelsbeziehungen zu Rußland wieder her- z zustellen.

> Auflösung des braunschweigischen Landtages

> Braunschweig, 6. Okt. Der Landtag stimmte in seiner heu- j tigen Sitzung mit großer Mehrheit einem von der parla- i mentarischen Arbeitsgemeinschaft eingebrachten Antrag zu, ! den Landtag am 26. November aufznlösen und am folgenden ! Tage die Neuwahlen vornehmen zu lassen.

! Eröffnung des memelländischen Landtages

t Memel, 6. Okt. Am Donnerstag wurde der zweite Land- ; tag des Memelgebietes durch den Gouverneur Merkys er- i öffnet. Von 29 Abgeordneten waren 27 anwesend, vom I Direktorium nur Präsident Schwellnus. Der Gouverneur ^ verlas in litauischer und dann in deutscher Sprache eine : längere Erklärung, aus der hervorging, daß der Gouverneur . sich auf den Standpunkt stellt, daß der memelländische Land- j tag vor allem ein Wirtschaftsparlament sei. Der Landtag müsse sein Hauptaugenmerk auf die wirtschaftlichen Vedürf- s «iss« des Memelgebietes lenken. In jeder öffentlichen Schule ; müsse der Unterricht in litauischer und deutscher Sprache ' erteilt werden. Auch der Landtag darf sich nicht ausschli-- lich der einen der beiden gleichberechtigten Landessprachen ' bedienen. Die Richter müssen nicht nur die beiden Landes- ' sprachen beherrschen, sondern auch mit den Gesetzen, die zum ' Wohl des Eesamtstaates und des Memelgebietes erlassen ^ sind, bekannt sein. In dieser Hinsicht werden den gegen- , wärtigen Richtern neue Pflichten auferlegt. Dann erklärte i der Gouverneur den Landtag für eröffnet. Bei der Wahl ! des Präsidiums wurde der Abgeordnete von Dreßler von ^ der Landwirtschaftspartei mit 22 von 27 Stimmen gewählt.

; Deutsche Ratgeber für Persien

s Teheran, 6. Ott. Das Parlament hat die Regierung er- ? mächtigt, folgende Sachverständige anznstellen: einen Wirt- , schaftssachverftändigen und einen Generalinspektor für die i Finanzen aus Deutschland, einen Generalzahlmeister und

< einen Hauptbuchhalter aus der Schweiz. Diese vier Poster i sind mit einem Gesamtgehalt von 240 000 Mark jährlich : ausgestattet. Daneben werden Haus und Möbel frei zui s Verfügung gestellt. Mit der Anstellung ist keine Pennons- berechtigung verbunden. Die vier Sachverständigen unter.

, stehen der persischen Gerichtsbarkeit und der Kontrolle des i Finanzministers. Ihre Aufgabe wird sein, die persische Fi> ; nanzlage zu studieren, einen Bericht darüber auszuarbeiten,

, neue Einnahmequellen zu zeigen und das Finanzwesen K»

- reorganisieren.

E Konzessionsvertrag zwischen Sowjetrußland und Krupp ; Moskau, 6. Okt. Das Volkskommissariat hat einen neuen ! Konzessionsvertrag mit der Firma Krupp bestätigt, der ein«

: Geltungsdauer bis zum 1. Dezember 1958 hat. Der Kon- s zesfionär verpflichtet sich, auf dem ihm zugewiesenen Ge» ! lände von 32 000 Hektar rationelle Landwirtschaft zu trei- , den, Ackerbau und rationelle Schafzucht einzuführen und i ein« Zuchtstätte für das Kalmückische Arbeits- und Schlacht- s sich einzurichten. Für die Bedürfnisse der rationellen Schaft ' Sucht verpflichtet sich der Konzessionär, ein« genügende An­zahl von Meriuo-Zuchtschafen zu importieren, wobei die Schafherde bis 1936 auf 36 000 Köpfe gebracht werden mutz.

Der Fall Rakowski

^ Paris, 6. Okt. Havas berichtet: Infolge der von der Tele- ; graphenagentur der Sowjetunion veröffentlichten Meldung i, über den diplomatischen Schritt des französischen Botschaf- s ters in Moskau, Herbette, bei Tschitscherin und in dessen

- Abwesenheit bei Litwinow hat Briand neue Weisungen an . de« französischen Botschafter in Moskau übermittelt, damit l tteser aufs neue den Vertretern der Sowjetunion zur Kennt- ? nis bringe, daß die französische Regierung Rakowski nicht . mehr als persona grata betrachte und die Entsendung eines j neuen Sowjetbotschafters nach Paris erwarte.

Nun hat sich herausgestellt, daß Frankreich in der Frage s Rakowski unnachgiebig bleibt und nicht geneigt ist, Rußland ^ Kredite zu gewähren. Es scheint, daß Moskau gar kein ; Interesse mehr daran hat, die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich aufrecht zu erhalten und alles daran setzt, um : den Bruch herbeizuführen, wobei natürlich die russische Re- s gieruuJ die Verantwortung dafür der französischen Regie- ^ rung auferlegeu möchte. Das französische Kabinett beharrt : darauf, daß Rakowski seinen Posten verlassen muß, denkt j aber nicht daran, die diplomatischen Beziehungen abzubre- ; cheu. Wenn Rußland den Bruch herbeiführen will, so ist s dies nach Auffassung von Pariser amtlicher Stelle aus- : schließlich Rußlands Angelegenheit. Paris würde die Mos-

- lauer Negierung an diesem Vorhaben keineswegs behindern.

^ Jedenfalls wird die Lage als sehr zugespitzt betrachtet.

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