(W.T.B.) Lands», 18. Dez. Amtlich wird mitgeteilt, daß bei der Beschießung von Hartlepool 82 Personen getötet und 25V verwundet worden find. Von den auf der Höhe von Hartlepool befindlichen englischen Schissen, dem kleinen Kreuzer „Patrol" und dem Torpedobootszerstörer „Doon" sind 5 Matrosen getötet und 15 verwundet worden.
(W.T.B.) Kopenhagen. 18. Dez. Wie „Ver- linske Tidende" meldet, ist in Hartlepool und Scar- borough bei der Beschießung in einigen Straßen kein Haus unbeschädigt geblieben.
Eine neutrale Stimme.
(W.T.B.) Kopenhagen, 18. Dez. „Politiken" schreibt in einem Leitartikel: Die englische Admiralität behauptet, daß die Flottendemonstration vor ungeschützten Städte ohne militärische Bedeutung sei. Dies ist keineswegs richtig, denn das Vertrauen, daß England die Nordsee beherrscht, ist bei allen handeltreibenden Nationen in hohem Maße zerstört worden, wenn durch die Beschießung der englischen Küste allen seefahrenden Nationen einwandfrei dargetan ist. daß England nicht einmal imstande ist, seine eigene Küste gegen Angriffe schneller Kreuzer zu schützen. Die Beschießung wird ohne Zweifel die Forderungen nach einem besseren Küstenschutz dringend hervortreten lassen. Alle Augenzeugen besagen, daß die Bewegungen der deutschen Schiffe mit der größten Kaltblütigkeit und Tüchtigkeit und mit hervorragendem Mut ausgeführt worden sind.
Schwierigkeiten in Japan.
(W.T.B.) London, 18. Dez. Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio: Das Budget begegnete im Abgeordnetenhause beträchtlicher Opposition. Man glaubt, wenn es nicht angenommen wird, daß das Haus aufgelöst wird. Die veranschlagten Ausgaben betragen 55 639 600 Pfd. Sterl. Das Schiffsbauprogramm umfaßt 8 Torpedobootszerstörer und 2 Unterseeboote außer den bereits bewilligten drei Schlachtschiffen. Ein dem Parlament vorgelegter Ergänzungsvoranschlag fordert 4 Millionen Pen für die Krönung des Kaisers.
Australien und Japan.
(W.T.B.) Frankfurt a. M., 18. Dez. Die „Frkf. Ztg." meldet aus Tokio: Im Verlaufe der Parlamentstagung stellten Deputierte der Opposition auf Grund australischer Angaben fest, daß die australische Bundesregierung verlangt, habe, die Operationen der japanischen Flotte sollten sich auf den Raum nördlich des Aequators beschränken.
»Vergifteter Zucker".
In welcher beispiellosen Weife englische Blätter im Auslande gegen alles Deutsche Hetzen, dafür ist ein Fall charakteristisch, den die in Buenos Aires erscheinende „Deutsche La Plata-Post" berichtet. Da Deutschland den Engländern die Zuckerzufuhr sperrt, sind aus Argentinien Zuckerladungen nach England abgegangen, u. a. auch aus Raffinerien, die unter deutscher Leitung stehen oder an denen deutsches Kapital beteiligt ist. Das ist nun erschwert worden, und der „Standard" von Buenos Aires, das englische Sprachrohr, begründet das folgendermaßen:
Bei den bekannten Methoden, welche die Deutschen im gegenwärtigen Kriege zur Anwendung gebracht haben, hat die englische Regierung vollkommen Recht, anzunehmen, daß alle Nahrungsmittel, welche von Deutschen bereitet oder gehandelt werden, vergiftet sind. Es ist demnach klar, daß die englische Regierung absolut Recht hat mit ihrer Verfügung, und es liegt unserem Gesandten oder unserem Konsul ob, festzustellen, ob argentinischer Zucker von Deutschen fabriziert, gehandelt, oder ob deutsches Kapital an den Fabriken beteiligt ist. Eintausend Tonnen vergifteten Zuckers können größeren Verlust an Menschenleben herbei führen, als 100000 Granaten. Unter solchen Umständen ist die Verantwortung in dieser Angelegenheit sehr groß."
Die „Deutsche La Plata-Post" sagt dazu: Es handelt sich also bei dieser Leistung nicht nur um eine nach englischer Art zurechtgestutzte Zeitungsnotiz, die dazu dienen soll, den Hatz gegen Deutschland und gegen alles Deutsche überhaupt zu schüren, sondern diese ungeheure Verleumdung wird auch durch die hiesigen englischen amtlichen Vertreter vollkommen ernst genommen.
Gibt es in der bisherigen Kriegsgeschichte auch nur einen einzigen Fall, daß eine Regierung es gewagt hat, solch eine niederträchtige Verdächtigung gegen einen anderen, mit ihr im Kriege befindlichen Külturstaat z u erheben? _ (Franks. Z tg.)
Die Neutralen und der Krieg.
Eine italienische Warnung.
Köln, 18. Dez Aus Rom erfährt die „Deutsche Tageszeitung", daß die „Tribuna" eine aufsehener-
»«öllch« Aee»ir«it««»«ch«*Se«
Kartoffelzusotz zum Roggenbrot.
Bekanntlich hat der Bundesrat zur Streckung unserer Mehlvorräte angeordnet, daß dem Roggenbrot entweder ge- queschte oder geriebene Kartoffeln oder aber mindestens fünf Eewichtsteile Kartosselflocken, Kartoffelwalzmehl oder Kartoffelstärkemehl zugesetzt werden müssen. Um Anhaltspunkte dafür zu gewinnen, wie sich die verschiedenen Kartoffelerzeugnisse als Zusatz zum Roggenmehl zur Brotbereitung eignen, hat die Versuchsanstalt zur Eetreideverarbei- tung in Berlin zahlreiche Versuche im Laboratorium wie im Großbetrieb ihrer Bäckereien unternommen. Die Versuche erstreckten sich auf Zusätze von Kartoffelslocken, Kar- toffelwalzmehl und anderer Kartoffeltrockenmehle sowie von Kartoffelstärke. Wir teilen hier die wichtigsten Versuchsergebnisse mit. Bei einem Zusatz von 5 Proz. an Kartoffeltrockenerzeugnissen lassen sich sämtliche am Markt befindliche, als einwandfreie Nahrungsmittel anerkannte Produkte ohne weiteres verwenden. Bei dem Kartoffelwalzmehl ist diese Verwendung sogar noch von backtech- nischen Vorteilen begleitet. Bei 10 Proz. Zusatz der verschiedenen Erzeugnisse gelingt es noch ohne besondere Abänderung des Bäckereibetriebs ein einwandfreies Brot herzustellen, wobei allerdings bereits die Unterschiede, welche Kartosfelflocken und -Walzmehl einerseits, Kartoffelstärke und andere, aus ungekochter Kartoffel hergestellte, Trocken- mehle (gemahlene Schnitzel, Scheiben oder Stücke) anderseits aufweifen, ins Gewicht fallen. Bei 15—2V Proz. Zusatz ist die Verarbeitung von Walzmehl und Flocken schon mit großen Schwierigkeiten verknüpft und nur eine besondere Uebung in der Herstellung dieser Brote bringt einwandfreies Gebäck zustande. Derselbe Zusatz von Stärke und dieser ähnlichen Trockenmehlen bietet in der Verarbeitung keinerlei Schwierigkeiten, setzt aber das Brot der Entstehung von Brotsehlern aus. läßt es leicht austrocknen und altbacken werden. Selbst unter dem Gesichtspunkt einer Mehlersparnis würden wir danach den Zusatz von 10 Proz. für die Allgemeinheit als am zweckmäßigsten erachten; für einzelne Betriebe können selbstverständlich auch höhere Anteile am Platze sein.
Die verschiedene Art der Kartoffelcrzeugnisse läßt es ohne weiteres als angebracht erscheinen, zum Ausgleich der entgegengesetzten Eigenschaften Mischungen vorzunehmen, etwa von Walzmehl und Stärke oder von Walzmehl und anderen Trockenmehlen oder von Flocken und Stvrlc oder Flocken und anderen Trockenmehlen. Bei 10 Proz. Zusatz gleichen sich in dieser Mischung die Eigenschaften tatsächlich; vollständig aus, und auch bei höheren Zusätzen führt diese Mischung zu einem Ausgleich, der die Schwächen der einzelnen Mehle sehr gut verdeckt. Also wenn etwa 15—20 Proz. Trockenkartoffeln zugesetzt werden sollen, würden wir daher die erwähnte Mischung für zweckmäßig und wünschenswert erachten.
Calw, den 17. Dezember 1914.
K. Oberamt: Binder.
regende offiziöse Beschwerde an die Adresse Frankreichs und Englands veröffentlicht. Sie bezieht sich auf die vielfachen chikanösen Durchsuchungen der aus neutralen Häfen ausfahrenden und nach heimatlichen Häfen bestimmten italienischen Handelsschiffe. Das Blatt erklärt, ein solches Verfahren erzeuge große Unzufriedenheit, die, was doch der englischen und französischen Regierung nicht entgehen sollte, weitergehende Folgen haben könne. „Wir vertrauen", schreibt das Römische offiziöse Blatt, „daß das italienische Ministerium des Auswärtigen den größten Eifer entwickeln werde, um ferner derartige unbefagte Angriffe zu verhüten, und wir wünschen dringend, daß wir nicht weiter auf diese Angelegenheit zurückkommen müssen."
Rumänien« Haltung.
Die in Balkancmgelegenheiten stets wohl berichtete römische Zeitung „Eorriere d'Jtalia" erhielt am 12. ds. Mts. folgenden bedeutsamen Bericht aus Bukarest:
„Man kennt jetzt die Antwort der rumänischen Regierung auf den von Veniselos unternommenen Schritt, Rumänien einzuladen, gemeinsam mit Serbien und Griechenland auf dem Balkan vorzugehen. Griechenland machte die Erwägung: in Rücksicht darauf, daß die Neutralität von seiner Seite doch nicht auf lange mehr aufrecht erhalten werden kann und in der Befürchtung, in den kommenden Ereignissen durch Bulgrien und die Türkei isoliert zu werden, verlangt es von Rumänien. Bulgarien in Schach zu behalten und ihm, wie im zweiten Balkankrieg in den Rücken zu fallen, so es Griechenland an- griffe. Davon hat aber Rumänien nichts wißen wollen und beantwortete diese Zumutung Veniselos ablehnend.
Die rumänische Antwort dürste eine höchstbedeutende Wirkung auf dem ganzen Balkan ausüben. Sie stellt drei Punkte dar: 1. daß die Entente in eigennütziger Absicht mit Griechenland und Bulgarien zu gleicher Zeit verhandelte, und zwar über zwei sich in ihrer Absicht und Wirkung entgegenlaufenden Sachen. 2. Daß indessen jede wirksame Bemühung der Entente auf dem Balkan als abgeschlossen zu betrachten ist und 3. daß Rumänien die Absicht hat, gerade das Gegenteil von dem zu tun. was Griechenland von ihm forderte, indem es mit Bulgarien gemeinsame Sache macht und mit ihm in abwartender Haltung gegenüber den kriegführenden Staaten verbleibt."
Die Konferenz der nordische« Könige.
(W.T.B.) Malmö, 18. Dez. Der König von Schweden ist mit Gefolge heute früh bald nach 8 Uhr hier eingetroffen. Die Stadt ist reich geschmückt. Um 91/2 Uhr begab sich der König von Schweden zun, Hafen, wo bald darauf der König von Dänemark an Bord des Kreuzers „Heimdal" eintraf. Der König von Schweden ging unter den Klängen der schwedischen Nationalhymne an Bord. Die Könige küßten sich auf die Wange. Unter den Hochrufen der spalierbildenden Menge fuhr der König nach der Residenz. Um IOtz -4 Uhr traf der König von Norwegen mit Sonderzug hier ein und wurde vom König von Schweden empfangen. Die Könige umarmten und küßten sich und fuhren unter lebhaften Huldigungen der Volksmenge in die Wohnung des Königs.
Nachdem die hohen Gäste nach ihren Wohnungen begleitet worden waren, hielt sich der König vo« Schweden bei jedem der beiden Monarchen etwa V 2 Stunde auf. Um Vs12 Uhr trafen die beiden fremden Herrscher bei dem König von Schweden ein. Unmittelbar darauf begann die Konferenz. Um 1 Uhr war Familientafel, worauf die Verhandlungen sofort wieder ausgenommen wurden.
Die „Neutralität" Amerikas.
Washington, 18. Dez. Staatssekretär Bryan bat dem britischen Botschafter mitgeteilt, daß die im Kongreß eingebrachte Bill, die die Ausfuhr von Kriegsmaterial für Kriegführende völlig verbieten soll, nicht die Unterstützung der Regier»«- besitze.
Vermischte Nachrichten.
Der Reichskanzler ausgezeichnet.
Frankfurt a. M., 18. Dez. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Berlin: Der Kaiser hat dem Reichskanzler 0 . Bethmann-Hollweg nach der Rückkehr von der Ostfront und nach der Reichstags- Sitzung das Eiserne Kreuz 1. Klaffe verliehen.
Das Weihnachtsschiff von Amerika.
(W.T.B.) Berlin, 18. Dez. Die „Rordd. All«. Zeitung" schreibt: In menschlich schöner Weise geben weite Kreise der Bevölkerung Nordamerikas ihrer Teilnahme an den ernsten Zeilen Ausdruck, die Europa durchwehen. Auf Anregung des Herausgebers des „Chicago Herald", dem sich andere amerikanische Blätter anschlossen, wurde unter den amerikanische» Kindern eine Sammlung veranstaltet, deren Leitung eine 18 Millionen Kinder umfassende Schulvereinigung übernahm. Die Anregung fiel auf fruchtbaren Boden und hatte in kurzer Zeit einen überraschenden Erfolg. In überaus großer Zahl gingen Gaben ein, die als Weihnachtsgeschenke für Kinder Verwendung finden sollen. Am 14. Nov. trat Herr John Collan O'Laughin. der sich an die Spitze der großartigen Veranstaltung gestellt hatte, an Bord d^ Transportdampfers der Amerikalinie „Jason" die Reise nach Europa an. lieber Wien und München ist er heute in Berlin eingetroffen und wird mit seinen Begleitern nachmittags im Rathaus von dem Berliner Magistrat festlich empfangen werden. Wir heißen die amerikanischen Herren als Freundschasts- boten in der Reichshauptstadt herzlich willkommen. Frei von jedem politischen Beigeschmack, ist diese Kundgebung eine Aeußerung reiner Menschenliebe, deren Wert das deutsche Volk auch in harten Krtegs- zeiten hochzuschätzen weiß.
Die Franzosen gegen die Zensur.
Paris, 18. Dez. (Nicht amtlich.) Eine Anzahl Parlamentarier und Journalisten trat im Senat unter dem Vorsitz Tlemenceaus zusammen und ernannte eine Abordnung, die Viviani einen Protest gegen die willkürliche und ungesetzliche Art der derzeitigen Ausübung der politischen und administrativen Zensur unterbreiten wird.
Die englischen Offiziersverluste.
(W.T.B.) London, 18. Dez. Das Preßbureau teilt mit, daß das englische Expeditionskorps bis zum 14. Dez. 3871 Offiziere verloren hat, nämlich 1133 Tote, 2225 Verwundete, 513 Vermißte oder Gefangene. Bis zum 11. Nov. hatte der Verlust 2420 Offiziere betragen. Die Verlustliste enthält 13 Generale, 108 Obersten, 322 Majore, 1123 Haupt- leute und 2303 Leutnants.
Der russische Alkohol.
(W.T.B.) Petersburg, 17. Dez. Das Finanzministerium hat bedeutende Mittel bewilligt für die Organisation eines internationalen Wettbewerbs zur Auffindung neuer Gebiete der technischen Verwendung von Alkohol. Für Entdeckungen auf diesem Gebiet sollen Preise bis zu 100 000 Rubel bestimmt werden. Große Teile des russischen Volkes werden sich über die Ideen „Väterchens" nicht wenig